Das Lesen eines anderen Threads hat mir ein wenig geholfen einen Gedankengang besser fassen zu können. Dort hatte @Shayleigh geschrieben:

"Wenn ich als Ehefrau z.B. einen frechen Spruch auf den Lippen hatte und er mich dann mit diesem Blick ansieht und ich dann weiß: Ups, das wird wohl noch Konsequenzen haben.... "

Für mich ist dieser Aspekt sehr interessant, da es ein wenig wie Forrest Gumps Pralinenpackung ist. Man weiß nie was man bekommt. Lässt Dom den frechen Spruch durchgehen? Wird es Konsequenzen geben? Daher ein großes Danke an dich!

Nun aber zu meiner Frage: Wie erlebt ihr diese Situation? (Egal ob Dom/Sub/Switch)

Ist es für euch ein Machtangriff oder einfach nur eine lapidare Situation?

Ich selbst für meinen Teil bin da noch am Sortieren. An sich bin ich gerne frech und oft denke ich mir da auch absolut nichts dabei. Es juckt mir in den Fingern, wenn ich ab und an nicht frech sein kann. Allerdings wenn mein Herr dann das Machtgefälle Abrufe, fühle ich mich einfach ertappt. ^^" schwer zu beschreiben.
Daher würden mich eure Gedankengänge und Erfahrungen zu dem Thema interessieren.

@Phylax hat Gott sei Dank sehr viel Humor. Wenn ich mal etwas frech bin kann er es mit eben diesem nehmen. Er kann auch über sich selber lachen und es gefährdet seinen Status in keinster Weise.

Was ich aber nie bin ist unverschämt. Das versuche ich ja prinzipiell nicht zu sein, aber ihm gegenüber bin ich noch nicht mal in Versuchung gekommen.

Konsequenzen muss ich allerdings manchmal schon "ertragen". Aber das kommt meistens dann, wenn ich unbedacht irgendwas plappere, dass ihn dann auf irgendeine Idee bringt. ZB.: "Gibst Du mir bitte den Kochlöffel rüber." Oder manchmal provoziere ich vielleicht auch ein bissi: "Wenn dir nix besseres damit einfällt, dann gib mir bitte den Kochlöffel."

...und wie bei @Shayleigh bekommt er dann so einen eigenen Blick und das Machtgefälle ist sowas von präsent

Er entscheidet, ob es eine Alltagssituation ist oder ein "Machtangriff" (klingt irgendwie negativ bedrohlich) ein SM-Vorspiel ist.

Man muss unterscheiden können zwischen necken und echtem frech sein.
Ein bisschen Humor und Toleranz schadet nicht. Warumist sie nun gerade so?
War ich vielleicht missverständlich.

An meiner Macht kratzt das nicht, denn das Machtgefälle ist immer da.
Meist genügt von mir der Satz: Wann war das nochmal, wann du lieb sein wolltest?
Geht das weiter, dann gibt es natürlich Konsequenzen.

Mein Liebster und ich sind generell humorvolle Menschen.. Also so ein bißchen gegenseitiges Necken und ein bißchen ärgern
gehört bei uns einfach dazu. Hin und wieder bin ich auch frech..(auf liebe Art und Weise)
Dann ist es aber schon der Moment, bei dem ich schon aufpassen muss, das ich nicht übertreibe... Blickkontakt ist dann schon
dringend erforderlich
Dieses Frech-sein hat absolut nichts mit Respektlosigkeit zu tun.

Frech ist nicht gleich frech....

Wenn ich zum Spaß aus einer Alberei heraus einen kessen Spruch ablasse oder ihn irgendwie necke, dann kommt von meinem Herrn zwar schon mal ein Blick oder ein "gaaanz dünnes Eis, Fräulein" mit anschließendem Augenzwinkern, das mir zeigt, dass er es auch spassig aufgenommen hat mir aber trotzdem meinen Platz (nur nochmal zur Erinnerung) zuweist.

Sollte ich allerdings patzig werden, dann hat das postwendend zur Folge, dass da ausschließlich der Dom vor mir steht und der versteht weniger Spaß...das hat dann Konsequenzen.

hmmmm , so ein bisschen Frechheit kann ja manchmal auch "das Salz in der Suppe" sein. Zu unterscheiden ist hier Respektlosigkeit, Beleidigungen etc. Wenn Dein Herr Dein frech sein für als Ahndungspflichtig hält, kann ich nur sagen : dann musst' e durch. Wobei hier wohl Grenzen gesetzt werden sollten, was die Konsequenzen anbelangt. Vorausgesetzt es handelt sich um eine Neckerei....
Kann ja auch Spaß machen so eine Ahndung der Neckerei. Spannend hierbei finde ich wenn sich Dom gar nicht aus der Ruhe bringen lässt

Vllt kannst Du es mal ansprechen mit ihm, Deine Frechheit, und ihn fragen. Vllt hilft das Deiner Sortierung, wenn Du weißt wie er diese Deine Eigenschaft empfindet. Wenn Du Dir in dem Moment des frech seins nichts deckst ist das in Ordnung, denke ich. Der andere Fall wäre für mich wenn man' s jetzt absichtlich tut.

Bei uns ist das nicht so "kritisch - er erwischt mich sowieso früher oder später

Einen schönen Abend

Grundsätzlich kommt es doch erst einmal auf die Art der Beziehung an, in der ich mein BDSM lebe.

Snowflake schrieb:

Allerdings wenn mein Herr dann das Machtgefälle Abrufe, fühle ich mich einfach ertappt. ^^" schwer zu beschreiben.

Abrufen des Machtgefälles, weil einem gerade der Spruch des Gegenübers nicht passt, fände ich nicht so gut.

Danke für eure Ansichten.
Mir geht es in erster Linie ums Frech sein. Gar nicht mal ums Unverschämt sein, denn das ist wohl nie wirklich angebracht. Unverschämtheit hat für mich immer etwas verletzendes an sich. Ob dies bewusst oder Unbewusst passiert sei mal dahingestellt. Meist hat man danach aber einen gewissen Redebedarf. Patzig sein, ist für mich ebenfalls eine andere Hausnummer. Denn meist werde ich patzig, wenn ich absolut genervt bin, z.B wenn ich etwas 5mal wiederholen muss, weil der andere nicht zuhört. Wahlweise der berühmte Satz "Mach deinen Scheiß doch alleine". Wobei ich das wohl eher nicht meinem Herrn um die Ohren hauen würde

Mit meinem Herrn habe ich schon ein paar mal darüber geredet. Alleine schon weil ich aufgrund schlechter Erfahrungen da ziemlich vorsichtig war und es auch heute noch etwas bin. Aber das Sub-Köpfchen ist lernfähig. Er sagt mir immer, dass ihm es gefällt, da ich dadurch die Spielwiese für uns erweiter. Folglich ihm mehr Möglichkeiten in die Hand gebe. Mit diesem Wissen traue ich mich auch langsam vor ihm mehr ich zu sein und auch mal die Zähne auseinander zu machen *lach* Ich bin einfach gerne frech und wenn mir etwas durch mein Köpfchen schwirrt, sage ich das auch oft (war eine super Sache damals in der Schule). Oft merk ich dann hinterher auch was ich da gesagt habe, aber Augen zu und durch.

Für mich ist es einfach wichtig zu sehen wie es auch andere Menschen bei sich erleben und handhaben. Es hilft mir Vergangenes und Neues einzuordnen.
Danke für eure Offenheit!

@topaz ich glaube, dass fände ich auch nicht so prickelnd.
Hier mal ein kurzes Beispiel: mein Herr erzählt mir gerade was er macht und ich bezeichne ihn als "Du Held". Er weiß, dass in diesem Fall nichts heldenhaftes an meiner Bezeichnung gemeint ist. Und er fordert mich auf ihm das zu zeigen was ihm gehört (per Foto). Da ich gerade am Suppe kochen war, habe ich ihm gefragt, ob er ein Foto der Suppe haben will. Konsequenzen folgten.

Wobei die Suppe echt gut aussah

Vielleicht hilft das etwas.
Zu Beziehungsarten kann ich nichts sagen. Da tue ich mich mit Begrifflichkeiten schwer. Am Ende lebt eh jeder anders.

Schönes Beispiel, @Snowflake
Schade, das in dem Moment die Suppe nicht gewürdigt wurde!

Snowflake schrieb:

Zu Beziehungsarten kann ich nichts sagen. Da tue ich mich mit Begrifflichkeiten schwer. Am Ende lebt eh jeder anders.

Damit meinte ich die Differenzierung, ob es ein permantes Machtgefälle gibt oder nicht, ob man 24/7 lebt oder nicht, wie viel Spass man ausserhalb von Sessions und/oder realen Treffen zulässt, usw.

Die ungewürdigte Suppe hatte mir dann dennoch geschmeckt *grins*

@topaz ich weiß schon wie es gemeint ist, aber selbst da tue ich mich schwer. Das einzige was ich definitiv sagen kann, ist es das es bei uns eine Fernbeziehung so gesehen ist. Sehen tun wir uns, wenn ich Bewerbungsgespräche "in seiner Umgebung" habe. Glaube es sind an die 500km zwischen uns. Vermutlich könnte er das besser betiteln, aber für mich war es nie wichtig. Vielleicht ändert sich das in ein paar Jahren mal und dann kann ich eine klare Antwort geben für mich sind Beziehungsbezeichnungen wie Farbbezeichnungen. Im Groben nehmen wir alle das gleiche wahr, doch wenn es dann um Feinheiten wie Farbintensität/-Wahrnehmung/-Bezeichnung geht, ist es für viele anders.

Frech ist nicht gleich frech.

Wenn meine Liebste mal etwas frech ist, genieße ich das sogar. Das ist Sie meist nur wenn Sie sich wohlfühlt. Und gegen mal eine kesse Antwort hab ich auch nichts. Auch wenn ich vielleicht mal erst dumm aus der Wäsche schaue

Auch lässt sich so manche Frechheit wunderbar nutzen um ein Spiel/Session einzuleiten. Da stört mich der freche Spruch nicht wirklich, aber damit kann ich meiner Sub so schön einen Strick draus drehen
So kann natürlich auch von Seiten der Sub signalisiert werden. "Ich hab Lust zu spielen!"

Kann natürlich aber auch blöd laufen.
Da ist dann der vermeintlich freche Spruch von Sub, eher ein dickes, fettes Warnsignal das Etwas so gar nicht stimmt und weniger frech als eher genervt oder pampig. In so einer Situation kann Dom-igkeit das Ganze noch verschlimmern.

Und dann gibt es noch das Problem das ich es in den falschen Hals bekomme oder der freche Spruch der eigentlich nicht böse gemeint war doch mich mehr trifft als gedacht.
Und dann gehe ich auf Angriff

Fazit: Frechsein ist okay, aber beide Partner sollten wissen wann frech sein erlaubt ist und wann es besser ist nicht eine zu dicke Lippe zu riskieren.

Da ich ja ausschlaggebend für diesen Thread war, will ich mich dann auch mal dazu äußern....

Ich bin frech aber nicht respektlos, beleidigend oder verletzend....

Ich liebe es, frech zu sein. Ich bin nicht von Natur aus unterwürfig und devot. Das muss Man(n) sich erst verdienen......

Mein Mann liebt genau das an mir ... .... er will keine unterwürfige Sub, sondern eine, die er zähmen kann......

Ich weiß, daß freche Sprüche Konsequenzen haben. Immer. ... ... danach bin ich dann immer so schnurrig und anschmiegsam .....

Ich gehöre zu den Frauen, die manchmal schneller reden als denken, und die auch gerne mal etwas aufmüpfig und so kommt halt so mancher freche Spruch raus. Das bin nunmal ich, und ich werde mich da wohl auch nicht mehr ändern, und ich weiß, dass mein Dom mich auch gar nicht anders mag.

Meistens ist das der Fall, wenn wir chatten oder telefonieren. Wir sehen uns ja nicht tgl, aber mein Dom hat (leider) ein ausgezeichnetes Gedächtnis und vergisst rein gar nichts. So weiß ich, dass meine flapsigen Sprüche oder meine frechen Bemerkungen bei unserem nächsten Treffen entsprechende Konsequenzen haben, die ich einige Tage später immer noch spüre......
Ist er bei mir, reicht allerdings ein Blick von ihm, und ich werde ganz vorsichtig.......

Allerdings bezieht sich das wirklich nur auf kleine Frechheiten, die niemals böse oder unter der Gürtellinie sind. Unverschämt oder wirklich böse zu sein, käme mir nie in den Sinn, dazu respektiere ich ihn zu sehr, als Dom und als Mensch.

Ich gebe zu, dass ich gerne provoziere.
Nach außen hin mäßige ich mich allerdings, ich will ihn ja nicht bloßstellen oder verletzen.
Das sind auch eher normale Alltagssituationen, in denen ich gerne auf Konfrontationskurs gehe. Da gibt es so viele kleine Nuancen zwischen uns, die für Außenstehende nicht erkennbar sind. Wenn wir zum Beispiel Besuch haben und er erwartet eine Geste oder etwas Bestimmtes von mir. Natürlich kenne ich seinen Erwartungshorizont ganz genau und reize das Spielfeld der Öffentlichkeit richtig aus, indem ich absichtlich nicht das tue, was er eigentlich voraussetzt. Er kann in dem Moment ja nicht so handeln, wie es seiner Natur entspricht. Oder ich mich intensiver mit einem männlichen, mir zugewandten Wesen unterhalte, als es sich in seinen Augen schickt. Ich weiß halt genau, wie und womit ich ihn auf 180 kriege.
Ja, ich weiß, ich bin ein Biest .

Ein schönerBeitrag von Dir Snowflake
Ich musste etwas schmunzeln oh ja diese Momente sindspuki. *g*
Das Machtgefälle ist ja irgendwie nie weg erwische mich auch oft beisolchen verfänglichen Situationen *verlegen grins*
Ich denke eskommt aber drauf an ob Dein Gegenüber damit umgehen kann, Dich lesen kann was dahintersteckte.Ob Du es wirklich böse, frech auf die Spitze treiben wolltest, denn dann sei eszu bestrafen oder ob du es nur etwas neckisch gemeint hast ohne weiter drübernachgedacht zu haben. Aber letztendlich Humor ist, wenn beide drüber lachenkönnen.

Nochmal Danke für euer fleißiges Schreiben.

Es ist unglaublich beruhigend zu wissen, dass hier niemand wirklich etwas Schlimmes darin sieht, wenn man mal frech ist. Vor allem, dass es gerne mal ausgelebt wird und auch dass der dominante Part dies *grübel* zu nutzen weiß (?) ohne uns gleich eine mit der Bratpfanne überzuziehen

Eure Ansichten helfen mir da weiter einfach ich zu sein. Und vielleicht hilft es ja so manch einem anderen auch weiter, um zu sehen: Frech sein bietet Möglichkeiten und ist nichts schlimmes solange der Respekt gewahrt bleibt.

Ich finde ein paar kleine Frechheiten müssen drin sein , völlig ohne Humor geht es für mich nicht .
So eine Art Ping-Pong mit Worten macht schon mal Spaß . Gut auch , wenn sich damit brenzlige Situationen entschärfen lassen .
Das heißt doch nicht , man würde das Gegenüber nicht respektieren .

Die Bratpfanne kann in der Küche bleiben - das gibt sonst nur Fettflecken !

Snowflake schrieb:

Eure Ansichten helfen mir da weiter einfach ich zu sein. Und vielleicht hilft es ja so manch einem anderen auch weiter, um zu sehen: Frech sein bietet Möglichkeiten und ist nichts schlimmes solange der Respekt gewahrt bleibt.

Das finde ich sehr interessant! Ich habe mich genau in die andere Richtung entwickelt: Lange hab ich gedacht, dass nur freche Subs wirklich interessant für Doms sind. Sehr brave Subs werden von vielen als langweilig oder schwierig beschrieben, eben weil sie scheinbar keine willkommene "Angriffsfläche" bieten. Erst durch das beständige gute Zureden meines Doms und sein Verhalten, das noch nie einen gelangweilten Eindruck gemacht hat, konnte ich meine (sehr brave) Art, Sub zu sein so richtig annehmen. Unser Bdsm empfinde ich als sooo spannend, interessant und immer wieder neu und aufregend, dass ich mittlerweile überhaupt keine Bedenken mehr habe, meine folgsame Art könnte zu einer gewissen Eintönigkeit oder Langeweile führen. Dafür sind wir wahrscheinlich beide viel zu einfallsreich.

Zur ursprünglichen Frage: Ich habe überhaupt kein Bedürfnis, zu provozieren und werde meinem Dom gegenüber nur selten neckisch. Wir lachen trotzdem viel miteinander. Bisher hat er mich für die seltenen kleinen Neckereien nicht gemaßregelt. Dafür bin ich dankbar, weil ich mich auf diese Weise (d.h. ohne Strafen) besonders verstanden und angenommen fühle. Andere Subs empfinden anders, und vielleicht ändert es sich auch bei mir irgendwann. Im Moment ticke ich so. Oder vielleicht doch für immer? Wer weiß?

Snowflake schrieb:

Er sagt mir immer, dass ihm es gefällt, da ich dadurch die Spielwiese für uns erweiter. Folglich ihm mehr Möglichkeiten in die Hand gebe

Frechsein bietet Möglichkeiten, kann die Spielwiese erweitern und "das Salz in der Suppe" sein.
Auch konsequentes Bravsein bietet Möglichkeiten, kann die Spielwiese erweitern und ebenfalls kicken.
Beides richtig, beides toll!

Snowflake schrieb:

Es juckt mir in den Fingern, wenn ich ab und an nicht frech sein kann. Allerdings wenn mein Herr dann das Machtgefälle Abrufe, fühle ich mich einfach ertappt.

Sympathisch, wie du das beschreibst!
Dieses Sich-ertappt-Fühlen kenne ich - aber von Situationen in denen ich nicht frech bin (sondern z.B. auf mein unbewusstes Trödeln hingewiesen werde, obwohl ich zugesagt habe, mit irgendeiner Arbeit gleich anzufangen ). Einen "Abruf des Machtgefälles" gibt es bei uns glaube ich nicht. Ich bin meinem Dom gegenüber permanent im "Submodus".

Aber wer sagt denn, dass sehr brave, folgsame Subs zwangsläufig völlig humorbefreit sind? Das wäre ja schrecklich!
Es gibt so viele Arten, lustig zu sein und so viele Dinge und Situationen, über die man zusammen lachen kann. Neckerei ist eine von Abermillionen Möglichkeiten, Humor zu zeigen.