"Alltagsdominanz" was ist das eigentlich?

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      Chardonnay schrieb:

      Ich selbst tue mich mit dem Begriff eher schwer, da ich Verhaltensweisen wie Entscheidungen treffen und dazu stehen, Verantwortung für sich, sein Handeln und evtl. auch andere übernehmen eher als Lebenstüchtigkeit beschreiben würde, als sowas mit der Neigung zu erklären. Oft taucht der Begriff "alltagsdominant" hier bei Subs auf, um damit ein gegenläufiges Verhalten im Alltag und/oder Job zur submissiven/devoten Neigung in Beziehungen zu bezeichnen.

      Der Begriff "Lebenstüchtigkeit" gefällt mir sehr gut und ich finde ihn auch viel treffender als die so oft beschworene "Alltagsdominanz".

      Bei der "Alltagsdominanz" gibt es vor allem einen Punkt, an dem ich mich immer wieder stoße: Nach meinem Eindruck wird sie - überspitzt gesagt - von devoten Menschen oft als eine Art Legimation für die devote Seite eingefordert, um wenigstens im Alltag nicht als totales "Weichei" darzustehen. Deshalb verbinde ich mit dem Begriff "Alltagsdominanz" oft einen Rechfertigungsdruck, mit dem ich beweisen soll, dass ich es wenigstens im "richtigen Leben" zu etwas gebracht hat, wo ich mir dann sage: Nein, ich muss niemanden etwas beweisen und ich brauche keine Alltagsdominanz als Gegengewicht zu meiner devoten Seite. :P

      Lebenstüchtigkeit ist mir dagegen schon sehr wichtig. In dem Sinne, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen, mein eigenes Geld verdienen und für mich selbst sorgen kann; dass ich mich mental und versorgungstechnisch nicht von meiner Partnerin abhängig mache - egal wie dominant sie innerhalb der Beziehung ist. Nur unter der Voraussetzung kann ich mich sich schlussendlich frei dafür entscheiden, ob ich die devote Rolle wirklich einnehmen möchte oder nicht.

      Zur Lebenstüchtigkeit würde ich auch ein Mindestmaß an Selbstbehauptung, "Rückgrat" und Zivilcorage zählen, wenn es darum geht, bestimmte Werte oder Rechte (von sich und Anderen) zu verteidigen, die einem existenziell wichtig sind. Auch das ist für mich aber noch keine Alltagsdominanz, darunter würde ich einen permantenen Zustand verstehen, keinen punktuellen.
      Was genau Alltagsdominanz ausmacht, kann ich gar nicht erklären, ich denke die hat man einfach und lebt sie völlig normal, weil es zu einem gehört.

      In Feedbackgesprächen mit Mitarbeitenden bekomme ich gespiegelt, man erkennt sofort an meinem Ton und Blick ob ich Freund oder Feind in der Situation bin.
      Bei meinen Kollegen reicht oft ein ändern der Tonlage ( und damit meine ich nicht laut werden oder schreien) um mir endgültig Gehör zu verschaffen, Entscheidungen werden häufig von mir getroffen.
      Mit meinem Sub Chatte ich häufig, er sagt, allein am schreiben merkt er sofort wann er "Mist" gebaut hat.
      Und alle gemeinsam schätzen mich für meinen Respektvollen, offenen und ehrlichen Umgang mit allen.

      Ich behaupte mal sehr selbstbewusst, das kann man Alltagsdominat nennen
      Ich nehme meine devote Ader als eine maßgeblich sexuelle Komponente wahr, die sich mit meiner eigentlichen Persönlichkeit bzw. meinem Charakter nur geringfügig überschneidet. Von daher kann ich schon gut nachempfinden, was Leute mit "Alltagsdominanz" ausdrücken wollen. Ich würde mich nicht unbedingt als dominanten Mann beschreiben, aber ich bin alles andere als devot oder unterwürfig. Tatsächlich bin ich introvertiert, entziehe mich streng hierarchischem Denken, und mag es, mein eigener Herr zu sein - in (fast) sämtlichen Lebensbereichen. Den Ton angeben möchte ich nur dann, wenn ich es für sinnvoll halte, weil ich meinen Kompetenzen entsprechend viel beizutragen habe.
      Im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht habe ich kein Problem damit, Entscheidungen zu treffen. Ich bin gerne ein Angelpunkt, der Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Zugleich erfüllt es mich mit einer fast diebischen Freude, wenn ich ein Mädchen necken kann und es mich anhimmelt. Klingt das nach einem Mann, der sich gerne unterordnet? Jedenfalls habe ich ein unstillbares Verlangen danach, mich (m)einer Angebeteten sexuell und BDSM-technisch zu ergeben. Aber eben ganz allein ihr und niemandem sonst.
      Auch könnte ich mir nicht vorstellen in einer weiblich geführten Beziehung zu leben, in der mir jede Entscheidungsfreiheit genommen ist. Dafür bin ich viel zu eigenständig und dickköpfig. ;)
      Alltagsdominant ist für mich ein abschreckender Begriff. Denn aus dem Zusatz "Alltag" entsteht für mich die Abgrenzung zum "Nichtalltag". Was ich bei den meisten hier als gemeintes "BDSM-Leben" lesend empfinde. Klar passt der Alltag und BDSM nicht immer für alle gleichermaßen zusammen, aber wenn jemand temporär Dominanz lebt, verliert die Domaninaz massiv an Glaubwürdigkeit für mich. Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.

      Mich würde sehr die Sichtweise eines/einer Switchers/in dazu interessieren. Die mich vom Gegenteil überzeugen, ohne zu überreden.

      Soulscanner schrieb:

      Alltagsdominant ist für mich ein abschreckender Begriff. Denn aus dem Zusatz "Alltag" entsteht für mich die Abgrenzung zum "Nichtalltag". Was ich bei den meisten hier als gemeintes "BDSM-Leben" lesend empfinde. Klar passt der Alltag und BDSM nicht immer für alle gleichermaßen zusammen, aber wenn jemand temporär Dominanz lebt, verliert die Domaninaz massiv an Glaubwürdigkeit für mich. Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.

      Mich würde sehr die Sichtweise eines/einer Switchers/in dazu interessieren. Die mich vom Gegenteil überzeugen, ohne zu überreden.
      Hier die Sicht und das Empfinden einer Switcherin, Tendenz Sub:

      Im Alltag war ich lange Jahre alleinerziehende Mutter und bin jetzt beruflich Führungskraft,
      beides nicht "weichgespült", sondern konsequent und mit Herz und Verstand.
      Ich muss Entscheidungen treffen, führen, leiten.
      Niemand in meinem beruflichen Umfeld würde mir abnehmen, dass ich eine Sub bin.
      Durch mein konsequentes und teilweise unnachgiebiges Auftreten mit sehr wenig Ausnahmen
      würde man mich eher in die Schublade "Domina" stecken, wenn überhaupt, denke ich.
      Auch mir selbst gegenüber bin ich meist konsequent,
      stehe mir mit meinem Perfektionismus allerdings oft selbst im Weg.

      In meiner BDSM-Beziehung fühle ich tief im Herzen Hingabe, Unterordnung und lebe das auch.
      Ich gehorche (meistens *gg) auch bei Anweisungen, bei denen ich in einer Vanillabeziehung meinem Partner einen Vogel gezeigt hätte.
      Das tu ich nicht aus Schauspielerei heraus, sondern weil ich es möchte, weil ich weiß, es bereitet meinem Dom Freude, wenn ich gehorche.

      Das Switchen innerhalb dieser Beziehung ist ein zusätzlicher Kick für mich.
      Ich sehe es als Geschenk von meinem Dom, dass ich das überhaupt darf,
      dass er soviel Vertrauen hat, sich in diesen Momenten in meine Hände zu begeben
      und sich darauf zu verlassen, dass ich keine Rachegedanken hege.

      Für mich war es am Anfang erstaunlich, zwei so gegensätzliche Seiten in mir zu haben.
      Inzwischen genieße ich sie und lebe sie bewusst und gern aus.
      Wenn sich dann auch noch irgendwann mein Kopf ausschalten kann,
      werde ich das richtig feiern :D
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Nachtrag:

      Im beruflichen Umfeld muss ich Anweisungen begreifen können, um sie zu akzeptieren und frage so lange nach,
      bis ich wirklich verstanden habe, warum ich dies oder jenes tun soll
      und was mein Handeln oder auch Nichthandeln für Konsequenzen haben wird.

      Das habe ich mir im BDSM -Kontext ganz schnell abgewöhnt, weil oft nur die kurze Antwort "Machtgefälle" kam.
      Ich habe da ganz schnell verinnerlicht, dass es mir nicht wichtig ist, zu verstehen, warum ich bestimmte Anweisungen ausführen soll,
      sondern, dass es wichtig ist, überhaupt (und wenn es mir möglich ist, ohne Murren :pardon: ) zu gehorchen.
      Trotzdem schaltet sich mein Verstand dabei nicht ab.
      Wenn etwas aus meiner Sicht gesundheitlich oder beruflich bedenklich ist, kommt auch dort ein Veto von mir.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -

      Soulscanner schrieb:

      Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.
      Wow... Du sprichst mit dieser Aussage im Prinzip allen Subs, die in irgendeinem ihrer vielschichtigen Wesenszüge dominante Komponenten haben, diese (vielleicht sogar gerne?) ausleben und trotzdem ihre Submissivität leben, eben diese ab und zweifelst an ihrer Aufrichtigkeit. Ohne das überhaupt beurteilen zu können, denn Du steckst nicht in diesen Personen drin. Das ist schon recht gewagt.

      Ich bin vielen Bereichen meines Lebens dominant. Ich bin Führungskraft, engagiert in diversen Bereichen und definitiv durchsetzungsstark. Ist das alltagsdominant? Vielleicht. Für mich, die ich 24/7 in einem stark ausgeprägten Machtgefälle lebe, gibt es keine Trennung zwischen "Alltag" und BDSM. BDSM ist mein Alltag ;)
      Die Dominanz ist eine der vielen Facetten meines Wesens. Und ja, sie macht mir durchaus Spaß und ich möchte sie nicht missen. Im zwischenmenschlichen Kontext (ausschließlich auf meinen Mann und Herrn bezogen) bin ich aber dermaßen undominant, dass ich wahrscheinlich eher den maßgeblichen Durchbruch in der Stringtheorie liefern würde, als auch nur einen Moment auf die Dom-Seite zu wechseln. Allerdings bin ich da auch ausgesprochen selektiv veranlagt. Ich gehöre ausschließlich einem. Warum sollte ich also anderen Menschen gegenüber diese Seite meines Wesens ausleben oder offenbaren? Und warum sollte ein dominanter Wesenszug auch nur eine Sekunde meine Submissivität beeinflussen? Es wäre doch grauenvoll, wenn wir alle nur so eindimensional wären ... wie kann BDSM bunt sein, wenn Subs nur grau sind? ;)
      Nein, "Unwahres" steckt nun wirklich nicht in mir. Nur eine gehorsame, ihrem Herrn gegenüber ausgesprochen devote, "alltagsdominante" Frau, die sich damit verdammt wohl fühlt :D

      Soulscanner schrieb:

      Alltagsdominant ist für mich ein abschreckender Begriff. Denn aus dem Zusatz "Alltag" entsteht für mich die Abgrenzung zum "Nichtalltag". Was ich bei den meisten hier als gemeintes "BDSM-Leben" lesend empfinde. Klar passt der Alltag und BDSM nicht immer für alle gleichermaßen zusammen, aber wenn jemand temporär Dominanz lebt, verliert die Domaninaz massiv an Glaubwürdigkeit für mich. Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.

      Mich würde sehr die Sichtweise eines/einer Switchers/in dazu interessieren. Die mich vom Gegenteil überzeugen, ohne zu überreden.
      ich bin die ganze Zeit am überlegen wie ich mich freundlich ausdrücken soll....
      Es ist mir schon lange nicht so schwer gefallen.
      Ich bin bei meinen Partner(n) ,ja Mehrzahl devot. UND das durchaus unterschiedlich stark je nachdem , wie unsere Verbindung ist.
      Durchsetzen und selbsbewusst bin ich trotzdem, ich lass mir doch nicht von jedem Hammel die Butter vom Brot nehmen.
      Wo ein Blick mich zu Boden zwingt, kann ein anderer gegen eine Wand prallen.
      Ich muss beruflich oft Dinge anorden mich behaupten, bei der Kindererziehung gebe ich den Ton an und deshalb hört sich das für dich ,, falsch“ an? Ich empfinde das als sehr anmaßend. Mir wird gefühlt gerade meine Range abgesprochen, und ich lese wenig Toleranz zu anderen Lebensweisen.

      Das wundert mich

      Soulscanner schrieb:

      Alltagsdominant ist für mich ein abschreckender Begriff. Denn aus dem Zusatz "Alltag" entsteht für mich die Abgrenzung zum "Nichtalltag". Was ich bei den meisten hier als gemeintes "BDSM-Leben" lesend empfinde. Klar passt der Alltag und BDSM nicht immer für alle gleichermaßen zusammen, aber wenn jemand temporär Dominanz lebt, verliert die Domaninaz massiv an Glaubwürdigkeit für mich.
      "Alltagsdominant" ist ein genauso unglücklich eingebürgeter Begriff wie soviele andere Begrifflichkeiten in der SM-Szene.
      Nichts desto Trotz, kann es es kaum jemand leisten, seinen SM 24 Stunden am Tag zur Schau zu stellen.
      Und warum verliert bei jemanden, der temporär eine Dominanz lebt, was sich in der Regel auf berufliche Tätigkeiten bezieht, die selbige an Glaubwürdigkeit?
      Bisher war ich immer der Meinung, meine "SM-Eigenschaften" beziehen sich auf die "Beziehungstechnische Seite". Wobei ich sagen muß, das ich Beruf und Neigung nicht vermische. Dies käme nicht gut rüber. Und wenn Sub in ihrem Beruf auf grund ihrer Position eben dominat auftreten muß, ist dies doch vollkommen legeal. Dies tut doch der Dominanz als solches keinen abbruch.

      Soulscanner schrieb:

      Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.
      Ich erlaube mir einmal einen Gegengedanken.
      Wenn ein dominanter Herr, seine "wesenzügliche Dominanz" 24 Stunden am Tag zu Schau trägt, ist dieser dann nicht einfach ein "herrschsüchtiger" Mitmenschen, welcher unter allen Umständen und jeder Zeit "Recht" haben will.
      Könnte es nicht auch einfach ein übersteigertes Ego sein, welches Herrschsucht und Rechthaberei mit Dominanz verwechselt?
      Ist Dominanz, beziehungstechnische betrachtet, nicht die Fähigkeit im Wesen eines Menschen, seinen Gegenpart dazu zu bewegen das er sich aus sich heraus, gemeint ist ohne Gewalt oder Drohung, eben Unterwerfen und Dienen möchte?

      Ach ja. Schlußbemerkung.
      Ich kenne leider zuviele "Naturdominate" oder "Wesenszügliche" Dom´s, welche, so man sie anmelden würde, jedes Jahr bei der Oscarverleihung dabei wären.

      ps.: Sorry für die Wortwahl. Aber manchmal könnte ich k..... wenn ich so etwas lese.

      Isegrim_w_devot schrieb:

      Niemand in meinem beruflichen Umfeld würde mir abnehmen, dass ich eine Sub bin.
      Durch mein konsequentes und teilweise unnachgiebiges Auftreten mit sehr wenig Ausnahmen
      würde man mich eher in die Schublade "Domina" stecken, wenn überhaupt, denke ich.
      Auch mir selbst gegenüber bin ich meist konsequent,
      stehe mir mit meinem Perfektionismus allerdings oft selbst im Weg.

      In meiner BDSM-Beziehung fühle ich tief im Herzen Hingabe, Unterordnung und lebe das auch.
      Ich gehorche (meistens *gg) auch bei Anweisungen, bei denen ich in einer Vanillabeziehung meinem Partner einen Vogel gezeigt hätte.
      Das tu ich nicht aus Schauspielerei heraus, sondern weil ich es möchte, weil ich weiß, es bereitet meinem Dom Freude, wenn ich gehorche.
      Ich erkenne mich in den Sätzen von Isegrim sehr gut wieder ... die Devotion meinem Herrn gegenüber spiegelt doch nicht mein Verhalten im Alltag und mein Auftreten im Beruf wieder, das sind doch zwei völlig unterschiedliche Situationen.

      @Soulscanner Devotion ist nur ein Teil von mir, der sich dem Menschen offenbart, der Devotion in mir auslöst, aber beschreibt nicht die ganze Vielfalt meines Charakters ... wäre ich bei Jedermann/Frau unterwürfig, ein "devotes Hascherl" oder hätte kein Durchsetzungsvermögen, käme ich im Leben nicht sehr weit und würde ich mir selbst die Frage stellen, ob nicht ein Mangel an Selbstbewusstsein vorliegt.

      Es ist wichtig im Leben auch mal Nein sagen zu können, auch mal mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, wenn es gerechtfertigt ist. Das hat doch nichts mit schauspielern zu tun, wenn man selbstbestimmend durch den Alltag geht

      Umgekehrt das Gleiche ... ich würde einen 24/7 dominanten Mann an meiner Seite nicht ertragen können, stelle mir das auch sehr anstrengend für den Dom vor ... ich brauche gemeinsames Lachen, auch mal rumalbern, interessante und anregende Gespräche fernab von D/S ... aber mir dabei immer meines Machtgefälles bewusst
      Du siehst die Welt nicht wie sie ist, Du siehst die Welt so wie Du bist

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Dalina ()

      Soulscanner schrieb:

      Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.
      Auch wenn ich mich letztendlich nur meinen Vorrednerinnen anschließen kann, @Soulscanner, kann ich nicht anders und muss mich auch noch mal zu Wort melden.

      Ich habe ebenfalls als allein erziehende Mutter und im Beruf mit Führungsposition meine Frau stehen müssen. Auch mit einem gewissen dominanten Verhalten. Das lässt aber noch lange nicht den Schluß zu, das ich ein, im verborgenen, devotes Hascherl bin. Das grenzt für mich an Beleidigung.
      Und ich kann ganz sicher bestätigen, dass ich von Beruf NICHT Schauspielerin bin.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Es gibt Tage, da fühle ich mich schwach, manchmal ohne Grund. An denen kann ich dennoch dominante Strahlkraft haben oder auch nicht, das ist komischerweise voneinander losgelöst.
      Es ist mir schon passiert, dass ich mich herumschubsen lassen musste im hässlichen Arbeitsalltag. Ich hätte das zwar verhindern können, aber ich habe es ausgehalten, und es ist mir viele Wochen nachgegangen, weil mein Innerstes sich dagegen wehrt, herumgeschubst zu werden. Und zwar habe ich das ausgehalten, weil ich es wollte, und ich wollte es, weil es sachliche Gründe dafür gab. Es war einfach existentiell vernünftig. Ich erzähle das, weil mich das - es war eine extreme Situation und ich habe später sichergestellt, dass sie so nicht wieder passieren kann - auch in meinem Glauben an meine Dominanz erschüttert hat. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Sub, aber ich glaube, es hätte unsere Beziehung beeinträchtigt, weil ich mich in diesen Wochen gestrauchelt gefühlt habe. Aber das ist Spekulation, vielleicht hätte sie mich auch aufbauen können, indem sie meine Dominanz abgerufen hätte, weil sie mich gebraucht hätte. Ist auch Spekulation. Worauf ich hinaus will: Ich für meine Person kann meine Dominanz nicht am Alltag festmachen, sondern an der Beziehung. Dennoch hat auch die Außenwelt Einfluss auf meine Kraft, auf mein Selbstbewusstsein und damit auch auf meine Dominanz. Wenn ich sagen würde, Niederlagen in der Außenwelt würden meine Persönlichkeit und damit meine Dominanz nicht beeinträchtigen, wäre das eine fette Lüge. Im Beziehungsalltag besitze ich Dominanz, aber manchmal auch nicht, und das kann auch an Alltagseinwirkungen liegen. Das finde ich erträglich, für mich und meine Sub. Und ob sie im Berufsalltag die Welt regiert, ist mir eigentlich egal. Mich regiert sie nicht.
      It's a sad and beautiful world.

      topaz schrieb:

      Soulscanner schrieb:

      Wenn gar eine Sub/Sklavin mir erzählt, das sie im Alltag sehr dominant is und im verborgenen ein devotes Hascherl..wirkt es für mich falsch. Als nicht wahr. Wenn dominantes Verhalten ein Wesenszug ist, dann ist er doch nicht nur in einem Bereich temporär? Dann hat man ihn. Oder man schauspielert. Aber Schauspielerei ist für micht nichts echtes.
      Auch wenn ich mich letztendlich nur meinen Vorrednerinnen anschließen kann, @Soulscanner, kann ich nicht anders und muss mich auch noch mal zu Wort melden.
      Ich habe ebenfalls als allein erziehende Mutter und im Beruf mit Führungsposition meine Frau stehen müssen. Auch mit einem gewissen dominanten Verhalten. Das lässt aber noch lange nicht den Schluß zu, das ich ein, im verborgenen, devotes Hascherl bin. Das grenzt für mich an Beleidigung.
      Und ich kann ganz sicher bestätigen, dass ich von Beruf NICHT Schauspielerin bin.
      @topaz: Ist denn "seine Frau stehen müssen" oder sich eben im Leben behaupten können Dominanz? Nein für mich nicht. Eine Führungskraft ist nicht für mich eine dominante Person. Bloss weil sie eine Führungskraft ist. Oder eine Mutter kann dominant sein, aber der Titel oder die Umsetzung an sich macht es nicht zur Dominanz für mich.
      Alltagsdominanz ist wie gesagt nicht ein Dominanzbegriff der zwingend den gleichen Stellenwert für mich mit dem Wort Dominanz im BDSM-Kontext haben muss.

      Ich verbinde Dominanz mit einem Wesenszug der da ist oder nicht. Aber nicht damit das er kommt oder geht. Das ist mein Verständnis.
      Das, was weiter oben von @DeepSanguin vorgebracht wurde kann ich durchaus nachvollziehen, da ähnliches auch schon erlebt.
      Kein schöner Zustand.

      Jetzt stelle ich mir mal ganz einfach die Frage der Überschrift: "Alltagsdominanz" was ist das eigentlich?

      Ist es nicht vielleicht nur eine Benennung (Wortwahl) einer Situation wie z.B. auch "Spielbeziehung"?
      Beides finde ich nicht glücklich gewählte Begriffe. Aber in der Szene durchaus verständlich und leider auch eingebürgert.
      In einer früheren Zeit wurde die "Alltagsdominanz" gar nicht erwähnt. War damals auch nicht zwingend nötig.
      In der heutigen Zeit gibt es leider zu viele "Dumm"- bzw. "Möchtegern"-Doms die da meinen, eine Sub hat immer und bei jeden zu gehorchen.
      Das eben besagte "devote Hascherl". Aber, wie schon so oft oben angeführt, ist es doch ein Unterschied, ob es im beruflichen/familiären oder in der Beziehung statt findet.
      Unter solchen Aspekten verwundert es mich nicht, das viele Subs ihre Dominanz im Alltag heraus heben.
      Die verknüpfung zum SM liegt meines Erachtens eben in der Begrifflichkeit von Dominanz. (Fast) Jeder weis, was dahinter steht.
      das thema alltagsdominanz ist für mich ein sehr schwieriges,
      ich habe ein kleines kind und möchte, dass mein sohn kein machtgefälle erlebt. er soll lernen, dass mann und frau gleichgestellt sind, auch männer sollen sich im haushalt beteiligen und ihrer frau mit respekt gegenüber treten.
      in einer beziehung ohne kinder mag das funktionieren, wenn beide seiten das wollen. wobei eine frau auch dort ihre persönlichkeit frei entfalten sollte und sie auch raum für eigenverantwortung und selbständigkeit braucht.
      grundsätzlich trenne ich bdsm und den familienalltag, meinem sohn und mir zu liebe.
      “Life is a great big canvas, and you should throw all the paint on it you can.”
      Ich (Dom) lebe in einer 24/7 Beziehung, zeige also ständig Dominanz. Das geht über die Wahl ihrer Kleider, über Erlaubnisabfrage für Kleinigkeiten, bis hin zu einfach mal Sub nach vorne auf den Tisch beugen, schnell und bestimmt, Eiswürfel in den Hinterdrücken, und einfach den Tag weiter machen, weiter kochen, oder ähnliches.
      Heraklit: "Der Krieg (Schmerz/Leid) ist der Vater aller Dinge."
      So lebe ich Beziehungen.

      HerBeast schrieb:

      Ich (Dom) lebe in einer 24/7 Beziehung, zeige also ständig Dominanz. Das geht über die Wahl ihrer Kleider, über Erlaubnisabfrage für Kleinigkeiten, bis hin zu einfach mal Sub nach vorne auf den Tisch beugen, schnell und bestimmt, Eiswürfel in den Hinterdrücken, und einfach den Tag weiter machen, weiter kochen, oder ähnliches.
      Hmmm, wäre das nicht eher die Definition von einer generellen 24/7 Beziehung in der man, bzw. du -als Dom -) das Machtgefälle jederzeit abrufen kann?
      Das hat für mich jetzt tatsächlich nicht primär was mit Alltagsdominanz zu tun, sondern ist eher dem dauerhaften Machtgefälle geschuldet. Muss ja nicht heißen, dass man ansonsten ein alltagsdominanter Mensch ist, oder sehe ich, als Sub , das falsch? ;) ... :gruebel:
      24/7 heißt doch nicht das man ständig den Dom oder die Sub raushängen lässt ?(

      Alltagsdominanz zeigt sich für mich eher durch „stille Führungskräfte“ als durch demonstratives, dominantes Verhalten. Ich unterscheide auch zwischen Dominanz und Herrschsucht. Das eine kommt meist leise daher, das andere strotzt oft vor Selbstgefälligkeit ;)
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren