Macht und Verantwortung

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Macht und Verantwortung

      Dann versuche ich es mal mit meinem ersten Beitrag. :)

      Wie ich schon in der Vorstellung geschrieben hatte, war ich bis vor einiger Zeit in einer Beziehung,

      Daraus haben sich für mich einige Fragen ergeben, worauf ich derzeit noch Antworten suche und mich über Meinungen freuen würde.

      Als ich Anfing mich mit BDSM auseinanderzusetzen, hatte ich einen Mentor neben mir, mit dem ich einiges "erarbeiten" konnte.

      So wusste ich schon mal grob, in welche Richtung die Reise denn gehen soll.

      Am Anfang der Beziehung, fehlte mir noch einiges an Erfahrung, ich konnte verschiedenes gar nicht wirklich benennen und dachte wir reden von dem Gleichen.

      So ließ ich mich nach und nach darauf ein ihn führen zu lassen.

      Im Laufe der Beziehung, setzte ich mich immer mehr mit mir, mit meiner Neigung etc.auseinander.

      Ich besuchte Stammtische, fing an mich einzulesen....

      Das verursachte bei mir Gesprächsbedarf, da ich langsam merkte, dass mein Reflektieren dazu führte, dass ich einiges hinterfragte.

      Unsere Gespräche drehten sich erst mal im Kreis.

      Es war eine lange anstrengende Zeit, doch zumindest kamen wir am Ende dieser zu Ergebnissen.

      Das Grundproblem war: Verantwortung

      In einigen Bereichen, fand er es zwar toll, Entscheidungsmöglichkeiten zu haben, nutzte sie aber nicht.

      Ihm reichte die theoretische Möglichkeit, wie sich dann in den Gesprächen raus stellte, wollte er da dann auch nicht die Verantwortung übernehmen.

      Mich irritierte das total, dass er einerseits zwar die Entscheidungsbefugnis haben wollte aber sie nicht nutzte.

      Bei mir führte es dazu, dass ich keine weiteren Bereiche abgegeben hätte.

      Mit der schwammigen Situation konnte ich gar nicht umgehen.

      Wir hatten einige Regeln, wenige Rituale, auf dessen Einhaltung allerdings wenig geachtet wurde.

      Diese sind von mir, aus Pflichtbewusstsein eingehalten worden.

      Unter dem Strich kam bei den Gesprächen raus, dass er gar nicht bereit ist, in diesen Bereichen weitere Verantwortung zu übernehmen oder nur die vorhandene überhaupt zu tragen.

      Für mich hatte ich das Gefühl wir führen zwar eine gemeinsam Beziehung aber irgendwie beide mit anderen Vorstellungen.

      So das wir gemeinsam beschlossen haben, dass es unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn macht.

      Ich komme jetzt wieder bei der Verantwortung an.

      Für ihn war klar mit dem Ende der Beziehung ist er raus....

      Da stand ich nun.

      Stellte ziemlich schnell fest, dass die Rituale die wir hatten, gar nicht so einfach aus dem Alltag zu streichen sind und wusste nicht wie damit umgehen?

      Dom war ja raus aus der Sache, bei der Aufarbeitung übnahm mein ehemaliger Mentor die Verantwortung.

      In einigen Gesprächen gerade auf Stammtischen ist mir jetzt aufgefallen, dass zwar immer von Verantwortung abgeben und der Verantwortung von Dom die Rede ist.

      Nur hinterfragt man das genauer, stellt man ziemlich schnell fest, dass sich bei vielen wirklich lediglich auf die Session bezieht.

      Das viele wirklich nicht so viel Verantwortung übernehmen wollen, es ist zu zeitaufwendig zu arbeitsintensiv

      Mir schleicht sich das Gefühl ein, dass BDSM da lediglich auf das sexuelle runter gebrochen wird.

      Da wird dann ja auch Verantwortung übernommen.

      Bestimmte Vorlieben und Praktiken sind im Fokus, doch der Rest bleibt auf der Strecke.

      Vielleicht sind auch einfach meine Ansprüche zu hoch.

      Jetzt wäre es schön, wenn ich dazu noch ein paar Meinungen bekommen würde.
      Wie alles im Leben ist auch BDSM sehr individuell und facettenreich und für jeden etwas anderes.
      Manche mögen Rituale und Regeln (Sub wie Dom), andere finden das völlig überflüssig.
      Einige begrenzen ihr BDSM auf gelegentliche Sessions, andere wollen es 24/7 spüren.
      Scheinbar wart Ihr beide, Du und Dein ehemaliger Dom, da nicht kompatibel.
      Und ja, viele reduzieren BDSM auf "Sex", wobei Sex in diesem Zusammenhang nicht nur GV meint, sondern weitgefasst gesehen werden muss.
      Du scheinst eher eine strikte DS-Beziehung zu favorisieren, das war bei Deinem ehemaligen Dom nicht der Fall.
      Aber es gibt Doms, die auch dies bevorzogen und es auch wirklich durchziehen.
      Das Problem ist (wie auch sonst bei Beziehungen), den für sich passenden Partner zu finden. 100% gibt es eh nicht, so meine Erfahrung, aber 80% wäre schon ein Traum.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Hallo @dornenspiel, es ist toll, wie reflektiert Du an die Sache herangehst. Und Du für Dich ja schon ganz gut den Kern gefunden hast. Nun meine kurzen Überlegungen und Ideen dazu, vielleicht kann es Dir ja als weiterer Anstoß dienen:

      Du suchst eine D/s-Beziehung, die nicht auf einzelnen Sessions beschränkt ist, sondern mit Regeln und Ritualen durchaus in den Alltag hineinragt. Das ist eine sehr schöne, aber auch sehr intensive Sache.
      Und, man kann es, sowohl auf Dom- also auch auf der Sub-Seite gehörig unterschätzen. Selbst vermeintlich einfache Regeln greifen in den Alltag der Sub ein (ist ja auch so gewollt), setzen sich in ihrem Kopf fest und werden dementsprechend umgesetzt. Machen etwas mit ihr. Das merkst Du z.B. wenn Du Dir vorstellst, Regeln zu brechen oder aus anderen Gründen nicht einhalten zu können: es wird Dir unangenehm sein.
      Und hier setzt, egal wie einfach die Regeln/Rituale sind, die Verantwortung des Dom ein. Aber auch Du, und das solltest Du nicht vergessen, behältst bei allem D/s meiner Meinung nach Deine Eigenverantwortung für Dich selber und Dein Wohlergehen. Wenn es Dir nicht gut tut oder sonst irgendetwas Probleme macht, musst Du handeln, im Zweifel das Gespräch mit Deinem Dom suchen.
      Im Grunde wird es so gewesen sein, dass ihm das, was Du gesucht hast, zu viel war. Er vielleicht an Sessions, aber nicht wirklich an mehr interessiert war. Gut und ihm hoch anzurechnen ist, dass ihr das gut miteinander kommunizieren konntet. Das die Rituale der Beziehung immer noch "nachwirken", zeigt nur die intensive Wirkung, die so etwas auf Dich hat.
      Zusammengefasst würde ich meinen, Deine Ansprüche sind nicht zu hoch. Es braucht halt nur das passende Gegenüber, das darauf entsprechend eingehen kann und Dich führen wird.
      Wie @Feuerpferd bereits schreibt, ist BDSM sehr vielfältig und es ist herausfordernd, den passenden Partner für seine Neigungen zu finden.

      Das Thema Verantwortung sehe ich jedoch innerhalb von Ds-Beziehungen sensibler. Hier speziell das Thema Nachsorge (mir fällt gerade kein anderer Begriff ein). Wenn ich mit Regeln und Ritualen spiele, muss ich auch Raum für die Nachsorge schaffen. Ein Problem hierbei kann sich dann stellen, wenn man zu wenig miteinander spricht. Es ist mitunter gar nicht so einfach, über die Dinge, die wir so miteinander treiben, zu sprechen. Aus Sicht des Doms kann ich da nur empfehlen, sich zu erkundigen, ein Gespräch anzubieten und zuzuhören. Einer Sub kann ich wünschen, dass sie ihre Gedanken und das was sie beschäftigt auch formulieren kann.

      Endet das Spiel oder die Beziehung, ist es allen zu wünschen, dass man das Geschehene aufarbeiten kann. Leider ist das - wie in allen Beziehungen - nicht immer gegeben oder möglich.

      Aus der individuellen Situation aufs Allgemeine zu folgern, ist in meinen Augen allerdings auch schwierig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man durchaus auf viele "verantwortungsbewusste" Ds'ler trifft. das schwierigste ist oft, zunächst das Thema zu platzieren und es zu thematisieren und ins Bewusstsein zu bringen...

      Meist hat Sub hier Gesprächsbedarf. Als Dom kannst Du zwar Gespräche anbieten und auch den einen oder anderen Teil mit etwas Empathie folgern... für alles andere hofft man als Dom darauf, dass Sub so viel Vertrauen in Dich hat, es anzzsprechen... idealerweise gilt dies nicht nur für die Zeit der Beziehung, sondern auch danach, beim lösen evtl. noch bestehender Bindungen.

      Feuerpferd schrieb:

      Und ja, viele reduzieren BDSM auf "Sex", wobei Sex in diesem Zusammenhang nicht nur GV meint, sondern weitgefasst gesehen werden muss.
      Das es nicht nur um GV geht, wollte ich auch nicht ausdrücken.

      Feuerpferd schrieb:

      Du scheinst eher eine strikte DS-Beziehung zu favorisieren, das war bei Deinem ehemaligen Dom nicht der Fall.
      Stimmt, da sind die Vorstellungen zu weit auseinander gegangen.

      Gordon schrieb:

      Und, man kann es, sowohl auf Dom- also auch auf der Sub-Seite gehörig unterschätzen. Selbst vermeintlich einfache Regeln greifen in den Alltag der Sub ein (ist ja auch so gewollt), setzen sich in ihrem Kopf fest und werden dementsprechend umgesetzt. Machen etwas mit ihr. Das merkst Du z.B. wenn Du Dir vorstellst, Regeln zu brechen oder aus anderen Gründen nicht einhalten zu können: es wird Dir unangenehm sein.
      Darüber bin ich mir bewusst.
      Der Beziehung gingen schon Erfahrungen vorweg, mit dem Thema Ds als soches, beschäftige ich mich schon ca. 3 Jahre

      BeJay schrieb:

      Das Thema Verantwortung sehe ich jedoch innerhalb von Ds-Beziehungen sensibler. Hier speziell das Thema Nachsorge (mir fällt gerade kein anderer Begriff ein). Wenn ich mit Regeln und Ritualen spiele, muss ich auch Raum für die Nachsorge schaffen
      Damit triffst du es ziemlich genau, denn ich sehe es auch so.
      Da war dann auch der Punkt, wo die Überlgung in die Richtung gingen, wenn dem anderen, da ein zu viel an Verantwortung ist, dann ist dort auch eine Grenze erreicht.

      BeJay schrieb:

      Aus der individuellen Situation aufs Allgemeine zu folgern, ist in meinen Augen allerdings auch schwierig.
      Verallgemeinern wollte ich es gar nicht.
      Es sollte lediglich das wiederspiegeln, was mir in den letzten Wochen, in einigen Gesprächen auffiel.

      BeJay schrieb:

      Ich wollte Dir da nicht eine Verallgemeinerung unterstellen. Ich glaube nicht, dass es ein allgemeines Problem ist. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass an genau diesem Punkt sich öfter die Geister scheiden...
      Habe ich auch nicht so aufgefasst.
      Mir viel nur auf, dass man es durchaus so interpretieren kann, deshalb noch mal eine Klarstellung :)
      Hi Dornenspiel
      ich kann deine Beobachtungen insofern teilen als das es auch mir zumindest gefühlt so vorkommt das Viele nur ein temporäres Machtgefälle möchten. Das ist auch völlig in Ordnung so!
      Wenn man das Machtgefälle in der Beziehung auf die Sessions oder wenige Dinge des Alltags beschränken möchte, kann auch das für die Beteiligten absolut erfüllend sein. Schwierig wird es dann wenn man etwas Anderes will als der Partner, da hilft dann nur offene Kommunikation und gegebenenfalls die Einsicht das es eben nicht passt, wie bei euch geschehen.
      Ich kann niemandem Macht über mich geben der sie nicht will, ich kann nicht erwarten das jemand Verantwortung für mich übernimmt der damit nichts anfangen kann.

      Die Arten wie DS "gelebt" wird sind vielfältig.

      Für mich persönlich ist es so das eine Session zwar nett ist aber besten Falls vergleichbar mit verdammt gutem Sex, wirklich spannend wird es erst wenn die Beziehung in die Tiefe geht, wenn DS einen festen Platz in der Beziehung einnimmt. Ich will hier niemandem absprechen eine tiefe und innige Beziehung ohne DS zu führen, aber für mich beginnt erst da der gefühlte Unterschied zu einer Vanillabeziehung. Die Art wie die Beziehung geführt wird ist für mich der Punkt der mich wirklich "kickt", Sessions sind nur ein netter Bonus oben drauf *g*.
      (Ich will damit bitte nicht sagen das Alle die kein dauerhaftes Machtgefälle haben mMn. eine Vanillabeziehung führen! Es ist lediglich für mich ganz persönlich so das erst ab diesem Punkt der emotionale Unterschied sozusagen greifbar wird)

      Deine Ansprüche sind keineswegs zu hoch, aber nicht jeder Dom kann oder möchte diesen Ansprüchen gerecht werden. Einem Dom der keine Verantwortung/Macht im Alltag haben möchte diese "aufzuladen" ist genauso falsch wie eine Sub die keine Verantwortung/Macht abgeben möchte dahingehend zu "manipulieren".
      Lies meinen Beitrag bitte nicht als Vorwurf, im Gegenteil ich denke du hast alles richtig gemacht, an dem Punkt wo du erkannt hast das es dir so nicht reicht hast du gehandelt.
      Ich wünsche dir wirklich von ganzem Herzen das du den richtigen Partner, für das was du suchst, findest!
      LG Kitten
      Es wurde schon viel richtiges gesagt und möchte nur präzisieren, dass Du anscheinend eine 24/7 Beziehung suchst oder brauchst. D/s kann sich ja auch nur auf das Schlafzimmer begrenzen. Man muss aber dazu sagen ,dass sich eine 24/7 Beziehung auch nicht von heute auf morgen aufbauen lässt. Das Ganze braucht Entwicklung und die braucht Zeit. Versuch jemanden zu finden, der zu Dir passt und der 24/7 nicht grundsätzlich ausschliesst und baut dann zusammen langsam Schritt für Schritt was auf, auch Doms koennen sich überfordern.

      Emilia schrieb:

      In wie weit sich das Machtgefälle auf das Alltagsleben beziehen kann, bleibt immer noch die Entscheidung des Herrn
      Das ist korrekt @Emilia allerdings sollten schon gleiche oder ähnliche Ziele vorhanden sein.


      Viva schrieb:

      Das Ganze braucht Entwicklung und die braucht Zeit.
      @Viva das ist mir klar.

      Unsere Beziehung lief allerdings auch schon über knapp 2 Jahre.

      Am Ende haben wir halt feststellen müssen, dass die Wünsche und Ziele nicht übereinstimmen.
      Kein Beinbruch passiert nun mal bei zwischenmenschlichen Beziehungen.
      Hallo dornenspiel,
      Hier noch meine 5 cents zu dem Thema, auch weil es sich für mich als D/s Dom so anfühlt.
      Ich beziehe meine Befriedigung in einer d/s Beziehung eben vor allem aus dem gelebten Machtgefälle und der damit übertragenen Verantwortung. :yes:
      Alles andere ist daneben eher zweitrangig. Und ich bin überzeugt, dass es genügend gleichgesinnte da draußen gibt, denen es ganz ähnlich wie mir geht.
      Das scheint der Schlag Mensch zu sein, denn du suchst. :yes:
      Viel Erfolg bei der Suche! ^^
      InmeinemBann