Beziehungs-Modelle

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      Beziehungs-Modelle

      Je weniger konkret ich mit dem Thema Beziehung unmittelbar konfrontiert bin, desto freier wurde mein Denken. Es entwickelte sich eine Öffnung von der sehr einengenden ultra Konservativen Moral einer katholisch geprägten Erziehung bis hin zu Polyamorie bzw. Polygamie.

      Gerade im BDSM kreisen die Gedanken von Paaren nach geraumer Zeit des häufigeren um Themen wie Überlassung, Fremdbenutzung etc. Manche haben auch von vorn herein Phantasien welche sich aus bekannten Geschichten wie jene der `O´ Ableiten. Gedankenspiele, welche ein Nachdenken über Umsetzungsmöglichkeiten zwingend erforderlich machen, so das Kopfkino realisiert werden soll. Sicher kann man da manches als ONS und unter "SM-Freunden" am Stammtisch verabreden. Und ich wundere mich ja auch immer wieder, gerade im Hinblick darauf wie normal es zu sein scheint, das man in der Szene eher nach Spielbziehungen als nach festen Beziehungen sucht; Das sich so viele inzwischen offenbar weniger um die Gesundheitsrisiken zu scheren scheinen ... Denn die Pillen die es da inzwischen gibt, haben schließlich auch massive Nebenwirkungen und von HI gibt es eine Vielzahl von Stämmen welche sich auch ungünstig kombinieren können, für viele scheint das Thema AIDS dennoch gelöst? Ist es aber nicht!

      Und so lange man selber nicht davon betroffen ist, scheint sich eine vielzahl von "Spiel"-Möglichkeiten aufzutun. Auch was Beziehungsmodelle und Kosntellationen betrifft. Hierzu las ich in den letzten Monaten viel über Polyamorie / Polygamie. Und war erstaunt wie komplex sich das darstellt. Wer nach den Begriffen Googelt findet Foren und dort allerlei Erfahrungsberichte. Mir schien es so, das sich viele in solche Konstellationen hinein stürzen ohne zuvor ihre eigenen Gefühle sortiert zu haben. Es ist nicht so einfach frei von Eifersucht zu bleiben und auch nicht selbstverständlich seine eigenen Gefühle auf mehr als einen Menschen Auszudehnen. Aber warum soll man nicht zwei oder drei lieben können und dürfen ... gleichzeitig? Wer will das verbieten? Das Gesetz? Die Moral? Sind auch nur Instanzen denen man sich mehr oder weniger freiwillig "Unterwirft".

      Ich werfe das Thema hier nun zur freien Diskussion in alle Richtungen ins Forum, weil ich den Eindruck habe, das viele zu naiv ihre bestehende Zweierbeziehung öffnen. Egal ob offen im Sinne das jeder macht was er/sie will, oder öffnen im Sinne von Erweiterung durch einen oder eine Dritte/n oder ein zweites Paar .... bis hin zu einer geschlossenen Gruppe.

      Und was ich mich schon länger Frage. Worin genau unterscheidet sich bei Euch eine Spielbeziehung von der Partnerschaft/Liebes-Beziehung? Ist es nur das verliebt sein, das bei der Spielbeziehung fehlt? Warum nennt Ihr das dann Spiel-Beziehung und nicht Spiel-Freundschaft? Ich verbinde das Wort Beziehung immer auch mit mindestens starken Gefühlen. Und würde daher wie folgt differenzieren:

      Partnerschaft / Liebesbeziehung ... zu der oder den Personen für die ich Liebe empfände

      Beziehung ... zu der oder den Personen denen ich mich sehr stark zugetan und verbunden fühle, das könnte bspw. ein zweiter Mann sein, welcher sich meiner Partnerschaft anschließt, für den ich dann aber vlt. nicht unbedingt Liebe empfinden kann, aber dennoch sehr viel mehr als Freundschaft, weil u.U. auch sexueller Kontakt möglich ist (bi)

      Familienbande ... Eltern, Geschwister, Verwandte - sind für mich mehr oder minder enge Beziehungen, nur eben ohne Sex

      Freundschaft+/SM ... zu Personen denen man über Freundschaft hinaus sehr nahe kommt und mit denen man Sex und SM Auslebt

      Freundschaft+ ... zu Personen mit denen man über Freundschaft hinaus körperlich nahe ist und ggf. auch Sex hat.

      Freundschaft/SM ... zu Personen mit denen man SM Auslebt, jedoch nur nicht sexuelle Praktiken, ohne Austausch von Körpersäften.

      Freundschaft .... ja eben Freundschaft halt, wo man frei und offen über alles reden kann usw.

      Bekanntschaften ... aus ihrem jeweiligen Kontext heraus Eingeschränkt ... z.B. Vereine, Arbeitskollegen usw.


      Eine Spielbeziehung wäre in meiner Vorstellungswelt dann das selbe wie eine Beziehung eben ... Aber soweit ich das schon heraus lesen konnte wird das Wort unter Euch recht unterschiedlich definiert. Für manche enthält eine Spiel-Beziehung auch den sexuellen Kontakt, für andere strikt NICHT ... Von daher erscheint mir dieser Begriff beliebig, nichts sagend, diffus. Denke auch das SMler die schon seit vlt. zehn und mehr Jahren mit den selben Leuten eine solche Spielbeziehung pflegen, viel mehr als das teilen ... zwei Paare bspw. die sich regelmäßig treffen und auch mal zusammen in Urlaub fahren ... das wäre nach so vielen Jahren dann doch mehr als nur "Spiel" - oder ?
      Ich hab auch meine Problem mit dem Begriff Spielbeziehungen,weil er wie Du feststellst erstens sehr schwammig ist und leider sehr oft auch zu einer Verbindung niederen Wertigkeit degradiert wird.

      Für mich persönlich sind alle Verbindungen, die ich pflege Beziehungen.
      Beziehungen werden aufgeladen mit Gefühlen,seien es kollegiale, freundschaftliche, erotische, sexuelle, liebevolle. Beziehungen können sich mit der Zeit in der Intensität wandeln und können obwohl sie mit anderen Inhalten gefüllt werden, trotzallem die gleiche Wertigkeit haben.
      So kann eine Freundschaft für mich genauso wichtig sein ,wie die Liebesbeziehung zu meinem/r Partner/in etc.

      Peiniger schrieb:

      gerade im Hinblick darauf wie normal es zu sein scheint, das man in der Szene eher nach Spielbziehungen als nach festen Beziehungen sucht
      Spannend, den Eindruck habe ich nicht wirklich. Grundsätzlich finde ich, dass die meisten Singles im Bereich BDSM am liebsten eine Liebesbeziehung hätten, sofern das aber derzeit nicht möglich ist eben auf die Spielbeziehung ausweichen. Was genau eine Spielbeziehung ist, dazu gibt es keine klare Definition und noch weniger wird es nur das eine festgeschriebene Modell geben.

      Ich denke es bringt nichts, zu viele Definitionen aufzustellen, so definierst du zum Beispiel außerhalb vom BDSM Kontext schon ganz anders als ich.

      Peiniger schrieb:

      Freundschaft .... ja eben Freundschaft halt, wo man frei und offen über alles reden kann usw.
      Für mich ist ein Freund jemand auf den ich mich 100% verlassen kann, für den ich mir sofern es irgendwie möglich wäre, auch immer Zeit nehme um zu helfen und von dem ich erwarte, dass er auch mir zur Seite stehen würde, von wenigen Dingen mal abgesehen. Viel freier als mit anderen rede ich mit Freunden zum Beispiel nicht. Das mag daran liegen, dass ich so schon ein recht offener Mensch bin. Freundschaft ist für mich sehr eng definiert, daher hatte ich nie mehr als drei Menschen in meinem Leben die ich als Freunde ansah und jene die ich aktuell als solche ansehe kenne ich auch schon weit mehr als zehn Jahre.

      Für mich ist eine Spielbeziehung einfach jemand der mir sympathisch ist und mit dem ich gerne und regelmäßig BDSM betreibe. Eigentlich ist Beziehung dafür ein zu großes Wort aber man muss auch nicht zu viel reininterpretieren. Ich habe eine Badmintonpartnerin, mit der stehe ich zweimal die Woche auf dem Platz, dennoch ist es keine wirkliche Partnerin, da wir außerhalb dessen nur alle halbe Jahr mal zusammen essengehen. Wenn ich mit jemandem Spiele und meine Freizeit verbringe, mit ihm in Urlaub fahre und weiß, ich kann mich wirklich auf diesen Menschen verlassen, dann ist es keine Spielbeziehung sondern eine FreundschaftPlus mit BDSM Anteil und das sehe ich als echte Beziehung an die ich wertschätze und die ich behandel wie einen Freund, denn das ist die Person eben dann auch für mich.

      Im Bereich BDSM gibt es die gleichen Beziehungsmodelle wie außerhalb vom BDSM Bereich. Ganz grob kann man sagen:

      1. Monogame Partnerschaften
      2. Partnerschaften mit Betrug
      3. Sexuell Offene Beziehungen (für einen oder beide)
      4. Sexuell Halboffene (bedeutet für mich keine Alleingänge Dritte nur wenn beide Partner involviert sind)
      5. Polyamore Beziehungen (Mehrfachliebesbeziehungen mit oder ohne den Partner)

      Es kann gut sein, dass unter BDSMlern die Modelle 3-5 häufiger vorkommen als bei NichtBDSMlern. Ich persönlich finde für mich 4 ideal, wenn das nicht geht bin ich für die 1 oder mit Einschränkungen für die 3. Nr. 2 habe ich bisher immer ausgeschlossen und habe kein Bedürfnis das zu ändern und Nr. 5 kann ich mir nicht vorstellen, wäre aber offen es zu probieren, sofern es eine feste Dreiecksbeziehung wäre und mein Partner sich das wünscht.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Gentledom schrieb:

      Für mich ist ein Freund jemand auf den ich mich 100% verlassen kann, für den ich mir sofern es irgendwie möglich wäre, auch immer Zeit nehme um zu helfen und von dem ich erwarte, dass er auch mir zur Seite stehen würde, von wenigen Dingen mal abgesehen.
      Sehe ich prinzipiell auch so, wenn ich diese wesentlichen Aspekte auch in dem Anhängsel "usw." versteckt habe ... aus gutem Grund, denn mit genau dem was Du hier nennst, habe ich vor allem die Erfahrung, das ich immer für alle da war und selber dann allein da stand! Es ist also mehr eine "so sollte es eigentlich sein" -Definition, drum heißt es ja auch "echte Freunde erkennst Du in der Not" also nicht in den guten Zeiten ...

      Gentledom schrieb:

      Eigentlich ist Beziehung dafür ein zu großes Wort aber man muss auch nicht zu viel reininterpretieren.
      Weiß man halt nicht, kann schon sein, das manche emotional doch tiefer in ihrer Spielbez. investiert sind ... zumal ich mir SM ohne ein Mindestmaß von Gefühls-Umfang weniger vorstellen kann... wie soll man sonst "spielen"? Außer oberflächliches Geplänkel. Aber das mag bei anderen dann halt auch anders sein. Wer's vlt. mag einfach eine Drehbuch-Phantasie Abzuspulen, geht vlt. auch ohne Gefühle ... für mich wär das halt nix.

      Viva schrieb:

      Ich hab auch meine Problem mit dem Begriff Spielbeziehungen,weil er wie Du feststellst erstens sehr schwammig ist und leider sehr oft auch zu einer Verbindung niederen Wertigkeit degradiert wird.
      Na eben, das meine ich ja, Freundschaft, Partnerschaft, familiäre Bindungen ... sind alles Beziehungen ... und ich will da ja gar keine Rangfolge definieren, das ergibt sich genau wie Du es sagst, ständig im Fluß können mal die und mal jene wichtiger oder gleich wichtig sein. Aber das Wort Beziehung ist an sich wenig Aussagekräftig. Von daher fragt sich ja eben, was ist eine Spiel-Beziehung ...

      Wenn man sich solche One Night Stand -Geschichten betrachtet ist es doch scheinbar so, das es viele gibt die "für guten Sex" gar keine Gefühle brauchen, sondern einfach die Attraktivität auf sich wirken lassen ... Gehirn Ausgeschaltet, allem was "hübsch" ist, hinterher jagen ... Und bei solchen SM-Partnern, genügt es da die gleichen Interessen/Vorlieben zu haben? Augen zu und rein ins Vergnügen? Egal wer da vor einem steht und über die Session hinaus keinerlei Gespräche und Verbindungen? Das wäre ja wie beim Bäcker Brötchen Einkaufen gehen ...

      Peiniger schrieb:

      das es viele gibt die "für guten Sex" gar keine Gefühle brauchen, sondern einfach die Attraktivität auf sich wirken lassen ... Gehirn Ausgeschaltet, allem was "hübsch" ist, hinterher jagen ...
      ONS habe ich zwar nicht aber auch hier denke ich liegst du falsch. Ich kann sehr guten Sex ohne Liebe haben, wobei ich keinen Grund darin sehe ihn dann nur einmal zu haben, gerade da BDSM mit der Zeit eben besser wird, je eingespielter man ist. Nur weil jemand einen ONS hat bedeutet dies nicht, er schaltet das Hirn aus und ist nur auf Attraktivität aus. Die meisten Leute die ich kenne, für die ist es auch bei einem ONS maximal ein Punkt von vielen. Sympathie, ist er diskret, hat er Kondome dabei und will sie von sich aus nutzen, verspricht sein Auftreten, dass er kreativ/dominant ist und auf einen eingeht, usw. Optik ist bei einem ONS für viele sicher nicht unwichtig. Zu glauben, es wäre das einzige Kriterium für Mann und Frau, ist aber recht naiv, rede doch mal mit den Leuten die ONS suchen, was ihre Kriterien sind und rede mit den Leuten die offline suchen und nicht im Netz, da gibt es zum Teil noch viel spannendere Aussagen und schwer ist es nicht, heute ist Freitag man kann also ausgehen und dorthin gehen wo flirtwillige sind und dort offen reden.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      So wie es zumeist dargestellt wird, ergeben sich ONS spontan zwischen Fremden (kann natürlich auch im Freundeskreis "passieren", was aber nicht das Thema ist) ... Leute also die sich zum ersten Mal begegnen. Sympathie sagst Du ... und die entsteht dann aber doch wohl aus dem äußeren Erscheinungsbild, kombiniert mit Gestik und Auftreten, klar. Aber viel mehr ist es dann halt nicht. Und vielen scheint das zu genügen.
      Das eigene Empfinden lehrt mir, das es auch eine Frage der Prägung/Erziehung ist. Ich wäre viel zu verklemmt, gehemmt für einen ONS! Vielen macht es nichts aus, finden es toll, spannend ... vlt. mit, oder doch eher ohne Frühstück ...

      Was Du zu SM schreibst hat dann ja nix mit ONS zu tun, wenn sich die Treffen wiederholen. SM ist per se ein Thema, welches für ONS im Gros eher ungeeignet erscheint, aus Einleuchtenden Gründen ... schon allein wegen dem nötigen Vertrauen ... welches beim puren Sex auch, aber nicht unbedingt in gleichem Maße nötigt ist.

      Nur bringt es auch nichts, wenn wir zwei Blinde da nun mit dem Stock im Nebel stochern. Sollen doch mal welche aus ihrer praktsichen Erfahrung was zu schreiben ... vielleicht liegen wir ja total falsch.

      Peiniger schrieb:

      Warum nennt Ihr das dann Spiel-Beziehung und nicht Spiel-Freundschaft?
      Weil sich der erste Begriff allgemein eingebürgert hat? :pardon:
      Der Unterschied zu einer Partnerschaft ist für mich nur, dass ich nicht den Alltag mit meiner Spielbeziehung teile und wir nicht offiziell als Paar auftreten in unserem Freundeskreis und vor der Familie. Einfach, weil es von beiden Seiten aus sozial nicht möglich ist.

      Edit:
      Spiel bezieht sich für mich iü nicht auf das Wort "Beziehung", sondern rein auf den Aspekt des BDSM-Spielens, sprich auf die Sessions.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Peiniger schrieb:

      Und ich wundere mich ja auch immer wieder, gerade im Hinblick darauf wie normal es zu sein scheint, das man in der Szene eher nach Spielbziehungen als nach festen Beziehungen sucht
      Mein Eindruck ist eher, dass primär nach BDSM-Partnern gesucht wird. Ob die beiden dann eine feste Partnerschaft eingehen oder es eine Spielbeziehung wird, entscheiden die Lebensumstände der Beiden.

      Peiniger schrieb:

      inzwischen offenbar weniger um die Gesundheitsrisiken zu scheren scheinen
      Keine Ahnung, wie du jetzt darauf kommst.
      1. Spielbeziehungen/Polybeziehungen sind erstmal unabhängig von Verhütungs- oder Safer Sex-Methoden
      2. Wahrscheinlich ist das Altersklassen- oder Umfeld-abhängig, ich habe den gegenteiligen Eindruck.

      Peiniger schrieb:

      Aber warum soll man nicht zwei oder drei lieben können und dürfen ... gleichzeitig? Wer will das verbieten? Das Gesetz? Die Moral? Sind auch nur Instanzen denen man sich mehr oder weniger freiwillig "Unterwirft".
      Niemand will das verbieten? Wie kommst du darauf?
      Es ist eine Partnerschaftsform, die vielen nicht vertraut ist. Was man nicht kennt, sieht man erstmal kritisch. Zumal es auch immer wieder vorkommt, dass Partner unter dem Deckmantel der "Polyamorie" emotional ausgebeutet werden. Je mehr Leute darüber aufklären, desto weniger fremdartig wirds.

      Peiniger schrieb:

      weil ich den Eindruck habe, das viele zu naiv ihre bestehende Zweierbeziehung öffnen.
      Mag sein. Das kommt vor, wenn es wenig Vorbilder und Ratschläge gibt.

      Peiniger schrieb:

      Worin genau unterscheidet sich bei Euch eine Spielbeziehung von der Partnerschaft/Liebes-Beziehung? Ist es nur das verliebt sein, das bei der Spielbeziehung fehlt? Warum nennt Ihr das dann Spiel-Beziehung und nicht Spiel-Freundschaft? Ich verbinde das Wort Beziehung immer auch mit mindestens starken Gefühlen.
      In einer Spielbeziehung bezeichnen sich die beiden nicht als festes Paar (nach der allgemein üblichen Definition, die übrigens auch beliebig, nichts sagend, diffus ist). Das ist alles. Es sagt nicht mehr über die Form oder Qualität ihrer Beziehung und die Gründe aus.

      Das Wort Beziehung in diesem Kontext würde ich eher als "zwischenmenschliche Beziehung" verstehen. So wie Arzt-Patienten-Beziehung. Da gibts auch keine (dazu definierten) starken Gefühle.

      Das die Begriffe nicht alle aufs letzte Detail definiert sind, ist übrigens auch gut so.
      1. bräuchten wir tausende Begriffe um allen gerecht zu werden,
      2. gibt es schlichtweg Dinge, die Aussenstehende primär erstmal nichts angehen (wie zum Beispiel, ob die in ihrer Spielbeziehung jetzt Sex haben oder nicht) und
      3. ist man gezwungen sich auf die Gesprächspartner einzulassen und kann nicht mit einem "das was ihr macht ist aber kein richtiges xy" kommen

      Peiniger schrieb:

      Wenn man sich solche One Night Stand -Geschichten betrachtet ist es doch scheinbar so, das es viele gibt die "für guten Sex" gar keine Gefühle brauchen, sondern einfach die Attraktivität auf sich wirken lassen ... Gehirn Ausgeschaltet, allem was "hübsch" ist, hinterher jagen ...
      Bemerkst du, dass das extrem wertend ist? Machst du das bewusst um zu "provozieren" oder ist es dir wurscht?
      Unglaublich. .. ich bin auch seit Wochen mit dem Thema Beziehungen beschäftigt.
      Auslöser War eine Bekanntschaft, zu der ich ganz cool gesagt habe ich suche keine Beziehung, was in der Moment auch die Wahrheit war.
      Aber paar Treffen später merkte ich: so ein Mist! Ich will mit der Person in der Verbindung bleiben, auf irgendeiner Ebene. .. nur ist es mir bis jetzt nicht klar, welcher Art Beziehung mit dieser konkreten Person möchte ich überhaupt?
      Manchmal denke ich, dass ich zu viel denke :ironie:
      Auf jeden Fall ist der Kontakt jetzt erstmal auf Eis gelegt, wie beide Parteien noch andere Baustellen im Leben haben, die auch dringend sind...
      Es war für mich ein Fallbeispiel, wo Definition der Begriffe wirklich wichtig war. Das hat jetzt wirklich dazu geführt, dass ich meine Wünsche, Werte und Erwartungen noch mal überprüfe... ?( diese Grübeleien... :pillepalle:

      Peiniger schrieb:

      Und was ich mich schon länger Frage. Worin genau unterscheidet sich bei Euch eine Spielbeziehung von der Partnerschaft/Liebes-Beziehung? Ist es nur das verliebt sein, das bei der Spielbeziehung fehlt? Warum nennt Ihr das dann Spiel-Beziehung und nicht Spiel-Freundschaft? Ich verbinde das Wort Beziehung immer auch mit mindestens starken Gefühlen.
      Danke, eine interessante Fragestellung :blumen: .

      Freundschaften im RL pflege ich nicht. Eine bloße Spielfreundschaft wäre daher für mich auch nicht erstrebenswert. Ich denke, dass das mit meiner Nähe-Distanz-Problematik zu tun hat; ich habe da einfach Schwierigkeiten, einen Mittelweg zu finden. Entweder lasse ich jemanden an mich heran (was sehr, sehr, sehr selten vorkommt) und es geht tiefer oder ich blocke ab und es bleibt bei einer oberflächlichen Bekanntschaft. Entweder ganz oder gar nicht, da existiert für mich keine gefühlte Mitte.
      Um auf den Unterschied zwischen Liebesbeziehung und Spielbeziehung zu sprechen zu kommen: Beides geht für mich mit tieferen Gefühlen einher. In der Spielbeziehung liegt der Fokus nur eher auf dem Spiel und kann von dort aus auch auf andere Bereiche übergreifen. Eine Liebesbeziehung zeichnet sich für mich nicht nur durch das Spiel, sondern auch durch die Kompatibilität in Bezug auf andere, wichtige Lebenspunkte aus (beispielsweise Familie, Kinder, Zusammenarbeit etc.). Dabei muss das eine nicht intensiver als das andere sein; das Spektrum ist nur anders aufgestellt.
      Und ja - ich kann mehrere Menschen gleichzeitig lieben. Ich vergleiche es gerne mit den Gefühlen, wenn ein weiteres Geschwisterkind geboren wird. Die Liebe zu den anderen Kindern reduziert sich durch das neue Familienmitglied nicht - stattdessen erwächst sie aus etwas Neuem und vervielfältigt sich.

      Rehlein schrieb:

      Bemerkst du, dass das extrem wertend ist?
      Warum? Dann sind Frauen, welche Interessierten Männern in der Kneipe, die halt alles Anbaggern was grad rein kommt (ohne das daraus irgend etwas resultiert), Vorwerfen, das sie Schürzenjäger seien, doch auch "extrem wertend".

      Ist nicht meine Absicht irgendjemanden zu Provozieren. Jeder muss sich selber überlegen welchen Schuh er sich Anzieht. ich habe ein paar Fragen Aufgeworfen und möchte nun nicht Seitenweise über die Fragestellung debattieren, sondern gerne von Personen aus deren Erfahrung heraus etwas lesen. Keine Mutmaßungen wie irgendwas sein könnte etc. pp. hätte ich mehr eigene Erfahrungen, müsste ich hier ja nicht so "dumm" Fragen... ^^
      Definitionen sind mir egal, ich lebe was ich fühle.

      Für mich persönlich stellt eine BDSM Beziehung, gepaart mit Liebe das non plus ultra dar.

      Aber, ich bin poly und selten nur in einer Beziehung.

      Aufgrund einer geendeten Beziehung mit meinem Ex-Herrn, den ich noch immer tief liebe, habe ich jetzt eine Neigungs-Beziehung mit einem langjährigen guten Freund.

      Einen Mann wieder lieben zu können dauert mit Sicherheit noch eine lange Weile, vorstellen kann ich es mir gerade nicht.

      Und weil ich heteroflexibel bin, führe ich eine Beziehung mit einer wundervollen Frau.

      Und bei allem, hat gefühlsmässig nie die eine Beziehung etwas mit der anderen zu tun, den bei jedem fühle ich anders, alles sind Beziehungen.

      Das war's aus der Praxis am Lebendbeispiel :D
      "Flectitur obsequio curvatus ab arbore ramus; frangis, si vires experiere tuas."
      Ich finde zu unterstellen, dass ONSs sich ohne Gefühle, hirnlos, nur aufs Aussehen beziehen schon sehr wertend.

      Wundert mich nicht, wenn du damit den Großteil derer die das machen oder schon mal gemacht haben abgeschreckt hast sich hier zu äußern. Mal gucken ob jemand das Bedürfnis hat, sich hier zu rechtfertigen, und dir zu erklären, wie man Gefühle für jemanden in kürzerer Zeit entwickelt.
      Ich gebe auch mal meinen Senf dazu :P

      Beim Thema Gesundheitsrisiken stimme ich dir nicht zu, da ich eigentlich nur Personen kenne, die da einen sehr großen Wert darauf legen (mich eingeschlossen). Und wenn ich jemand kennenlernen würde, dem dies egal wäre, dann wäre das Gespräch schon frühzeitig beendet. Ich habe auch noch nie jemanden kennengelernt, der das anders sieht. ;)




      Peiniger schrieb:

      Ich werfe das Thema hier nun zur freien Diskussion in alle Richtungen ins Forum, weil ich den Eindruck habe, das viele zu naiv ihre bestehende Zweierbeziehung öffnen.



      Es ist ein sehr interessantes Thema und ich finde, dass jeder das für sich selber wissen und beurteilen sollte. Und wenn auf beiden Seiten einer Partnerschaft alles vernünftig abgeklärt ist, dann ist eine „geöffnete Zweierbeziehung“ absolut nicht naiv. Für manch eine Beziehung ist das sogar ziemlich bereichernd. :)



      Peiniger schrieb:

      Worin genau unterscheidet sich bei Euch eine Spielbeziehung von der Partnerschaft/Liebes-Beziehung? Ist es nur das verliebt sein, das bei der Spielbeziehung fehlt? Warum nennt Ihr das dann Spiel-Beziehung und nicht Spiel-Freundschaft?

      Eine Spiel-Beziehung ist, wie Feuerpferd bereits geschrieben hat, „allgemein eingebürgert“. Und ich finde, dass, wenn man eine Spiel-Beziehung führt, eben in einer gewissen Beziehung zueinander steht. Man genießt das Vertrauen zueinander und vieles mehr. Aber mit einer Spiel-Beziehung bin ich noch lange nicht befreundet. Ich finde Partnerschaften und Spiel-Beziehungen kann man klar und sogar recht einfach trennen. Meine Partnerschaft findet auch im Alltag statt, was eine Spiel-Beziehung (selten) tut. Außerdem kann ich mit meiner Spiel-Beziehung (im BDSM Bereich) wesentlich mehr ausprobieren und auch Grenzen überschreiten, die ich in einer Partnerschaft nicht überschreiten würde/könnte. Aus eigener Erfahrung kann ich auch sagen, dass ich zum Glück in einer Spiel-Beziehung keine (ich nenne es mal) romantischen Gefühle entwickelt habe. Das fand ich wirklich toll, weil es nochmal ein anderes BDSM ist, als zum Beispiel in einer Partnerschaft. Dennoch ist es in einer Partnerschaft nach einiger Zeit viel intensiver, was natürlich auch den Gefühlen geschuldet ist. ;)

      Zu ONS kann ich nichts sagen, zumal ich dies aus Prinzip nicht machen würde. Ich definiere für mich ONS auch ganz anders. Ich hatte bisher eine Session mit einem Dom, die wirklich nur über einen Tag/eine Nacht ging. Ich fand es eine tolle Erfahrung. Aber für mich gehören dennoch Gespräche und Treffen dazu, denn ohne Vertrauen läuft da nichts. Aber du hattest ja sowieso nach Fremden gefragt, von daher muss ich bei dem Thema passen. :D

      Malvina schrieb:

      XsuesseX schrieb:

      Definitionen sind mir egal, ich lebe was ich fühle.
      Definitionen sind für die Kommunikation sehr wichtig.Aber ich beneide dich um Deine Einstellung :thumbsup: Es macht einiges erträglicher schätze ich.
      Meine Grübeleien sind sehr belastend. Und manchmal stehe ich mir selbst damit im Weg.
      Erträglicher wird nichts. Die Gefühle sind, auch ohne Definitionen vorhanden. Und auf Gefühle kommt es in Beziehungsmodellen an.
      Definitionen lehne ich hauptsächlich deswegen ab, da ich z.B. das Wort Spielbeziehung nicht mag.
      Grübeleien werden auch nicht weniger ohne Definitionen.
      Meine Einstellung resultiert ganz einfach aus mannigfaltigen, positiven wie negativen Erfahrungen.
      Erträglichkeit? Momentan befinde ich mich in einem absoluten Tief. Da hilft auch meine Einstellung nicht.
      Dadurch empfinde ich ja nicht anders.
      "Flectitur obsequio curvatus ab arbore ramus; frangis, si vires experiere tuas."

      Malvina schrieb:

      Meine Grübeleien sind sehr belastend. Und manchmal stehe ich mir selbst damit im Weg.
      Es sind zwar andere Dinge die mich beschäftigen bzw. belastet haben, aber prinzipiell kenne ich das mit der Grübelei nur zu gut und kann Dir das sehr gut nachfühlen.

      ceerny schrieb:

      Beim Thema Gesundheitsrisiken stimme ich dir nicht zu, da ich eigentlich nur Personen kenne, die da einen sehr großen Wert darauf legen
      Na damit befindest Du dich dann halt in einer Wahrnehmungsblase, wie man sie auch aus sozialen Netzwerken kennt. Es ist nicht so das der Eindruck bei mir aufgrund weniger Beobachtungen entstanden ist, er hat sich über viele Jahre so entwickelt ... was man allerorten liest und sieht, aus verschiedensten Quellen. Außerdem spricht die Statistik der Neuerkranken für sich! Der Umgang nicht nur mit HIV ist sehr viel lockerer als z.B. in den 90th, wo ja auch permanent die "gib Aids keine Chance" -Werbung zu sehen war, sogar im Fernsehen ... weißt Du noch? "Elfriede, was kosten die Kondome ..."

      Aber naja - anderer Meinung sein kann man immer. Im Zweifel sogar gegen Fakten. Zu Rehleins UNTERSTELLUNG sag ich aber nix mehr!

      ceerny schrieb:

      ... dann ist eine „geöffnete Zweierbeziehung“ absolut nicht naiv.
      Soweit ich in letzter Zeit in den Polyforen gelesen habe, begeben sich viele nach dem "das könnten wir mal Ausprobieren" -Muster in solche Konstellationen bzw. wie es hieß, geraten dann auch Personen in solche Konstellationen "versehentlich" hinein, die eigentlich dachten eine Zweierbeziehung eingegangen zu sein, dann erst zu spät mitbekommt, das der erwählte Partner/in schon eine oder mehrere Beziehungen laufen hat ... ist dann blöd wenn man emotional schon voll drin ist und das erst nachher erfährt und sich zu dem Zeitpunkt dann gar nicht so spontant dafür oder dagegen entscheiden kann. Tatsächlich naiv ist es jedoch, wenn man eine/n Poly kennenlernt und sich dieses Umstandes wissentlich drauf einlässt, ohne vorher für sich zu klären was das bedeutet, ob man dazu überhaupt in der Lage ist. In existierenden Poly-Beziehungen gibt es offenbar in der Regel eher Probleme, als das alles supi läuft. Und diese Probleme beruhen letztlich immer darauf, das mindestens ein Beteiligter mit irgendwas nicht klar kommt oder Sonderkonditionen für sich Aushandelt. Z.B. mehr Zeit mit einer bestimmten Person zu haben als andere. Oder mit ihr zusammen zu wohnen, was die andere/n dann nicht "dürfen" ... Es wurde mir auch so beschrieben, das sich häufig ein "Leitpaar" herausbildet, welche dann die Rahmenbedingungen für alle Absteckt, wer also wie oft mit wem usw. Dann funktioniet so eine Polybeziehung eben nicht mehr Gleichberechtigt und fair und wäre für mein persönliches Verständnis auch keine solche, sondern ein kompliziertes Geflecht, das früher oder später in sich scheitert. In etwa so, wurde das auch von poly lebenden in einer Schweizer Doku-Reihe geäußert, die mal im TV lief.
      Man muss demnach bei Polybeziehungen davon Ausgehen, das sich das in aller Regel eher irgendwie zufällig so ergeben hat und zusammen-improvisiert wurde ... denkbarer Hintergrund könnte ja z.b. BDSM sein, auf dessen Ursprung sich dann tiefere emotionale Verwicklungen zw. den Protagonisten ergeben haben. Oder eben wie oben beschrieben, das sich die Wege von aktiven Poly-Menschen mit (bislang) Monogam denkenden kreuzen und die dann so ihre Problemchen bekommen ... oder oder oder ... meine Lebenserfahrung ist, das man nie so dumm um die Ecke denken kann, was einem in der Realität so alles passieren kann. Jeder - und sei er/sie noch so wachsam und intelligent, kann in irgendeine Falle tappen, da es immer Dinge gibt, mit denen man nicht gerechnet hat ... Überraschung!

      @ceerny - vielen Dank für Deine Erfahrung und Beschreibung hinsichtlich der Spielbeziehung, den Aspekt das sich im BDSM eben gerade ohne Gefühle Türen öffenen können, hatte ich so noch nicht bedacht.