Kann Schmerzwahrnehmung tagesformabhängig sein?

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      Kann Schmerzwahrnehmung tagesformabhängig sein?

      War heute wieder im Dominastudio, habe Schläge mit dem Rohrstock auf die Fußsohlen und die Handflächen bekommen. Im Prinzip war das nichts Neues für mich und es bewegte sich auch alles noch im grünen Bereich. Was mich allerdings irritiert: Die Schläge kamen mir heute schmerzvoller vor als beim letzten Mal, obwohl mir die Domina glaubhaft versichert hat, dass sie nicht fester zugeschlagen hat als beim letzten Mal.

      Dazu meine Fragen:

      - Kann es sein, dass die Schmerzwahrnehmung an einzelnen Tagen stärker ausgeprägt ist als an anderen? Vielleicht sogar je nach Tagesform und persönlicher Verfassung?

      - Kann Schmerzwahrnehmung auch etwas mit der persönlichen Beziehung zwischen zwei Menschen zu tun haben? Ich war heute bei einer Domina, die ich noch nicht so gut kenne, wo das Vertrauen erst im Aufbau begriffen ist. Beim letzen Mal war es ein gemeinsamer Termin einer zweiten Domina, die mir schon sehr viel vertrauter war.

      - Generell ist es so, dass ich in letzter Zeit überdurchschnittlich stark unter Stress stehe (vor allem beruflich), der sich zum Teil auch in körperlichen Symptomen äußert. Ich vermute, dass meine eigene Körperwahrnehmung aktuell besonders sensibilisiert ist, was sich vielleicht auch auf die Wahrnehmung SM-bedingter Schmerzen auswirkt. Könnte das ebenfalls eine Rolle spielen?

      Wie sind eure Erfahrungen dazu: Können Faktoren wie Tagesform, Beziehungskonstellation, Stressbelastung usw. Einfluss haben auf die physische Schmerzwahrnehmung?
      Für das Verarbeiten von Schmerz sind zwei Dinge notwendig. Zum Einen gibt es die psychische Komponente, wo Stress sicherlich ein große Rolle spielt. Zum Anderen gibt es aber auch noch die reine körperliche Seite.

      Wenn der Körper Schmerz verarbeiten muss, dann wird Adrenalin und Endorphin ausgeschüttet. Dies ist eine enorme Belastung für den Körper. Auch der spätere Abbau dieser Stoffe belastet den Körper.

      Wenn der Körper ohnehin schon belastet ist (durch Müdigkeit, Krankheiten, Kopfschmerzen, Stress o.ä.) muß er natürlcih viel mehr Arbeiten wenn er jetzt auch noch Adrenalin und Endorphin auszuschütten soll, als wenn der Körper fit und ausgeruht ist.

      Von daher sollte ein guter Dom bzw. eine gute Domnia auch immer schauen, wie du heute drauf bist und was man dir heute zumuten kann.
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Kann ich auch nur bestätigen.
      Allerdings kann ich es bei mir nicht nur festmachen an es-geht-mir-gut oder es-geht-mir-nicht-gut.
      Manchmal ist es sogar andersrum. Gerade wenn mich der Alltag mal wieder sehr gestresst hat oder ich in so eine zickige Phase gerate, möchte oder brauche ich manchmal etwas mehr Härte um wieder "weich" und ruhig werden zu können innerlich.

      Ganz deutlich hängt das bei mir auch noch mit dem Zyklus zusammen..ja ok, den kannst Du jetzt nicht nachweisen...aber solche körperlichen Veränderungen..sei es nun hormon-oder stressbedingt, von denen sprichst Du ja auch gerade.

      Deswegen lege ich auch so viel Wert auf ein achtsames Gegenüber, da ich nicht immer selbst so gut äussern kann wann es zuviel wird.
      Also Ja, es kommt auch sehr auf das Vertrauen zu meinem Partner an. Im Moment habe ich einen Rigger der mich komplett "weg-gefesselt" kriegt und ich kann mich bei ihm total fallenlassen. Bisher konnte ich bei ihm somit auch wesentlich mehr einstecken als irgendwann zuvor.
      Sei immer Du selbst.
      Außer Du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!
      Ja es ist definitiv tagesformabhängig.

      Und ich finde auch abhängig vom Grad der Erregung. So ist es bei mir. Wenn mein Kopf völlig frei ist und einfach nur im Spiel stecke ich mehr weg als wenn ich im Alltag für mein Fehlverhalten schnell ein paar Klapse bekomme.

      Und auch da wie gesagt. Tagesform. Den einen Tag ,,aua'' und einen anderen denke ich nur ,,war da was'' (mal überspitzt gesagt)
      Die Normalität ist eine gepflasterte Straße - man kann gut darauf gehen, aber es wachsen keine Blumen auf ihr.
      (van Gogh)
      Oh ja, ja, ja. Habe ich Stress, Ärger, Schmerz kann ich zum Mimöschen mutieren. Da geht nicht so viel wie an anderen Tagen. Sicherlich geht ein bisschen mehr, wenn ich stimuliert wwrde. Ist aber nicht sehr effektiv.
      Bin ich gut drauf, kann ich schon mehr vertragen. Möglicherweise spielt bei dir auch noch das Vertrauen in eine, für dich, fremde Domina eine Rolle. Das kann ich aber nicht beurteilen.
      LG
      Aggies
      Nun zu allererst würde ich mal behaupten das man so im Alltag nicht von einer rein physischen Schmerzwahrnehmung sprechen, klar als erstes steht da der physische Reiz der den Schmerz auslöst aber gerade im BDSM Kontext finde ich spielt die Psyche eine große Rolle, anders kann ich mir persönlich nicht erklären warum Schmerz im BDSM Kontext Spaß macht aber es in einem mittelschwerem Wutanfall endet wenn ich mir den kleinen Zeh an der Bettkante stoße :whistling:
      Der physische Reiz allein wird sicherlich vom Hormonhaushalt und vom allgemeinem Gesundheitszustand beeinflusst, allerdings was unsere Psyche dann aus diesem Reiz macht ist nochmal eine andere Sache, da unsere Psyche dann auch noch in erheblichem Maße unseren Hormonhaushalt beeinflusst ist die Sache wohl ziemlich komplex.
      Mir persönlich hat sich die Frage auch nie gestellt ob Schmerzwahrnehmung Tagesform abhängig ist, selbstverständlich ist sie das... so ziemlich Alles ist doch irgendwie Tagesform abhängig, wieso sollte es gerade in einem so elementarem Bereich unserer Wahrnehmung anders sein...
      Nun aber genug pseudorumanalysiert von meiner Seite :D
      Damit aus Schmerz etwas tolles wird muss bei mir in erster Linie der Punkt mit der Beziehungskonstellation stimmen, ich brauche Vertrauen wenn ich die ganze Zeit Sorgen im Hinterkopf habe das er zu weit gehen könnte kann ich mich schlicht nicht fallen lassen und den Schmerz genießen. Innerhalb eines Machtgefälles kann ich auf ganz andere Art Schmerz wahrnehmen als in einer reinen SM Konstellation, ich halte dann irgendwie mehr aus und genieße sogar Schmerz bei dem ich meinem erstem reinem SM-Top wohl ins Gesicht gesprungen wäre :pardon:
      Beim Punkt Stress, würde ich zunächst zwischen den verschiedenen Arten von Stress unterscheiden... bei Stress der mich zermürbt und ich mich erschöpft und energielos fühle ist es bei mir auch so das ich zu einem kleinem Weichei mutiere... bei Stress der sich eher in innerer Unruhe, genervt sein und Hibbeligkeit äußert hilft mir dir Schmerz dagegen hervorragend runter zukommen.
      Hallo @Adrian_2015,

      es ist wie Du es in Worte kleidest immer eine Mischung aus Tagesform, Beziehungskonstellation und Stressbelastung.
      Man könnte auch andere Worte verwenden: mentale Haltung, Gefühlslage und körperliche Verarbeitung.
      Z.B. wenn Du wütend bist, verarbeitest Du Schmerz ganz anders, als wenn Du traurig bist. Bei der Wut macht der aufkommende Schmerz Dich nur noch wütender und damit spürst Du den Schmerz nicht so intensiv, weil er sofort in die Wut umgewandelt wird.
      Bei der Traurigkeit spürst Du den Schmerz intensiver, weil die Traurigkeit den Schmerz verstärkt usw..

      Und noch eines, jeder nimmt dies individuell wahr und jeder geht mit Schmerz anders um. Sprich, was auf den einen oder anderen zutrifft, muß noch lange nicht für den Dritten stimmen.

      Finde Deine Wahrheit, beobachte DICH, vergleiche Dich nicht mit anderen. Du bist das Zentrum Deines Unisversums, es mag ähnliche Universen wie Deines geben, doch keines ist so wie Du.

      Ich wünsche Dir weiterhin viele Erkenntnisse beim entdecken DEINES Selbstes.

      LG Mysteria
      Auch bei mir war das Schmerzempfinden immer sehr unterschiedlich gewesen. Das macht es für den aktiven Part auch ab und zu ganz schön schwierig - weil ich in meiner passiven Zeit doch gelegentlich provoziert habe um bestraft zu werden und dann aber absolut nicht damit umgehen konnte.

      Wichtig war sicher der Grad der sexuellen Erregung, wenn dieser hoch war und ich entspannt war haben wir uns ab und zu danach gewundert wie heftig die Spuren waren und umgekehrt.

      Stress im Alltag verhinderte oder verlängerte zumindest bei mir die Zeit bis ich in diesen Erregungszustand gekommen bin.

      Sonst würde ich nämlich einmal behaupten dass z.Bsp. beruflicher Stress die Körperwahrnehmung und Achtsamkeit wie es dem eigenen Körper geht deutlich herabsetzt - weiß wohl jeder der mit verspanntem Nacken und Kopfschmerzen heimgeht weil er zu lange in einer unbequemen Position vor dem PC gesessen ist oder sich über Kopfschmerzen wundert, weil er den ganzen Tag kein Wassser getrunken hat und das einfach vorher nicht bemerkt hat, weil er so unter Strom gestanden ist.

      Wie bei vielen anderen Dingen kann man es gut an der Atmung ablesen wie es sub geht, werden die Atemzüge tief und ruhig zwischen den Schlägen tut sie sich wohl momentan leicht den Schmerz zu verarbeiten, bleiben sie schnell, flach und gepresst kann sie den Schmerz noch nicht in sexuelle Lust verwandeln. Und viele andere feine Signale die ausgesendet werden, bevor das Stopwort gebrüllt werden muss. Das ist für mich schon eine wichtige Aufgabe von Top, dass er erkennt diese subtilen Zeichen zu beobachten und auch zu beachten.

      Mir hilft es schon, dass ich am Anfang jahrelang hauptsächlich passiv gewesen bin und es gut kenne, dass es Tage gibt an denen man mit Schmerz einfach nicht umgehen kann. So nehme ich das vielleicht etwas weniger persönlich in meiner aktiven Rolle und probiere stattdessen etwas anderes aus.

      Jemandem der den ganzen Tag sehr aktiv in der Arbeit war und sich immer wieder gegen andere durchsetzen musste kann es z.Bsp gut tun in ein mehr demütigendes passives Szenario geführt zu werden: einmal an die Leine genommen zu werden (wem das gefällt - es gibt ja keine Kochrezepte) und auf den Knien durch den Raum geführt zu werden und gelobt zu werden wie brav sie schon folgen kann...
      Bei mir ist das wohl vor allem situationsabhängig. Spielt mein Herr erst mit mir, ehe er mich züchtigt, halte ich mehr aus, weil ich dann eben auch schon ziemlich erregt bin.

      Je nach Stärke meiner Verfehlungen passiert es aber auch ab und zu, dass mein Herr mir direkt als erstes, nach lediglich einer kurzen Begrüßung kräftig den Hintern versohlt, und das ist dann deutlich schmerzhafter und bringt mich schneller zum Weinen, auch wenn die Schlagintensität die gleiche ist. Liegt vermutlich auch daran, dass ich das dann sehr viel mehr als Bestrafung empfinde, als wenn es in einer Session eingebettet ist.
      Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Franz Kafka
      Ja, bezüglich Schmerzempfinden spielen wohl mehrere Faktoren eine Rolle. Unter anderem auch die Tagesform.
      Aber auch die innere Einstellung, das innere Wollen, die Gier nach dem Schmerz. Bin ich gierig, kann ich den Schmerz ganz anders annehmen und willkommen heißen.
      Habe ich eigentlich gar keine Lust und bekomme trotzdem etwas Ordentliches zu spüren, gestaltet sich das Fallenlassen schwieriger. Da gilt es den inneren Schweinehund zu überwinden, denn das Ziel ist immer dasselbe.
      Absolut!

      Für mich ist es vor allem eine Frage dessen, wie weit ich mich in dem Moment fallen lassen kann. Also auch, wie tief ich im "Sub-Modus" bin.
      Das wird durch viele Faktoren beeinflusst. Ob ich mich im Vorfeld auf die Schmerzen eingesellt habe, ob ich gerade selber Lust darauf habe, ob ich Stress habe, ob es mir gut geht, ob ich erregt bin, wie es mir körperlich geht und und und.

      Da komme ich das eine Mal super mit Schmerz klar und habe im Anschluss dunkelblaue, ja fast schwarze Flecken. Das andere Mal rolle ich mich nach wenigen Schlägen mit dem Flogger heulend auf dem Boden zusammen und flehe um Gnade. :whistling: :pardon:
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)