Bin ich schon Rack?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Bin ich schon Rack?

      In einem anderen Chat wurde mit mehreren BDSMlern über kleine körperliche Folgen von Schlagsessions diskutiert und es kam die Meinung auf, dass man in dem Moment, wo man bewusst das Risiko einer Entzündung einer Schürfwunde durch Rohrstöcke eingeht man sich nicht mehr im SSC sondern im Rack Bereich bewegen würde. Ich war ehrlich gesagt überrascht musste aber dann beim Darübernachdenken feststellen, dass ich mich fast gar nicht mit diesen Konzepten auseinander gesetzt habe. Aber ich bin darüber gestolpert, weil ich eine nachträgliche Entzündung einer (für mich) kleinen Verletzung nichts damit zu tun hat, wie ich mein BDSM ausübe.
      Da ich finde, dass es einfacher ist sich mit solche abstrakten Themen wie SSC und Rack im Austausch mit anderen auseinander zusetzen, würde mich interessieren,was ihr hierzu für Meinungen habt. Wann bewege ich mich speziell, wenn ich SM ausübe noch im SSC Bereich und wann im Rack? Denn eigtl würde ich nach oben genannter Annahme mich nie im SSC Bereich bewegen. Weil SM immer irgendwelche Schäden hervorruft, schliesslich ist auch ein Hämatom eine Schädigung des Gewebes.
      Mir geht es weniger um die Diskussion ob SSC oder Rack per se sinnvoll und notwendig sind als Konzepte, sondern eher um das gedankliche Durchspielen.
      Persönlich bin ich, was SSC angeht, sehr skeptisch. Warum? Safe-Sane-Consenual und Risk-Aware-Consensual-Kink sind für mich ziemlich das gleiche, wenn man keine rosarote Brille aufhat.

      Safe. Was ist safe? Absolut safe? Gibt es nicht. Das Aufstehen aus dem Bett ist nicht absolut safe. Das Leben ist inheränt unsafe. Und vieles, was Spaß macht, ist noch unsafer. Schwimmen gehen? Ertrinken. Bergsteigen? Runterfallen. Auto fahren? Unfall. Radfahren? Stürze. Sex? Oje, fangen wir gar nicht erst an... BDSM? Bondage safe? Wer käme auf die lächerliche Idee? Ein Restrisiko bleibt selbst beim besten Rigger. SM safe? Glaubt das jemand? Selbst völlig unkörperliches DS ist nicht absolut safe, gibt ja diverse psychische Probleme die entstehen oder ausgelöst werden können.
      Dementsprechend ist "absolut safe" Blödsinn. Gibt es nicht. Kann es nicht geben. Also bleibt nur "safe enough" oder "reasonably safe". Und wer entscheidet das? Die Teilnehmer, offensichtlicherweise. Und wie macht man das? Indem man sich informiert über die Risiken und dann entscheidet, ob man die in Kauf nehmen will. Und das ist ja nichts anderes als "Risk aware". Anders gesagt, das realistische "safe" von SSC unterscheidet sich durch nichts vom "risk aware" bei RACK.

      Sane. Woher soll ich das wissen? Bin ich Pychologe? Ich kann "absolut sane" genausowenig realistisch einschätzen wie ich letzten Endes absolut sicher einschätzen kann, ob jemand die Risiken wirklich verstanden hat. Dementsprechend bleibt da immer eine gewisse Schwierigkeit. Und natürlich gehört "sane" ohnehin zu den Anforderungen an "consensual":

      Consentual. Da sind sich SSC und RACK ja einig. Und zur Konsensfähigkeit gehört natürlich auch eine gewisse geistige Gesundheit. Jemand mit schwerer geistiger Behinderung ist genauso wenig konsensfähig wie jemand, der stockbesoffen ist. Dementsprechend beinhaltet für mich Consensual automatisch "sane enough". Wenn jemand die Folgen abschätzen kann und das trotzdem tun will, ist das seine Sache. Es springen ja auch Leute mit Falschirmen von Dächern oder klettern ohne Seil.

      Anders gesagt: Es gibt nur dann einen Unterschied zwischen SSC und RACK, wenn man irgendwelche völlig übertriebenen Ideen von SSC hat. Wenn man SSC realistisch sieht, ist es das gleiche wie RACK. Und wenn man SSC nicht realistisch sieht, darf man nicht aus dem Bett aufstehen, das ist nämlich nicht völlig safe. Liegenbleiben aber auch nicht.

      Ach ja, P.S. quasi, im Edit: Ich halte die Idee, dass RACK das "härtere" SM ist, für Blödsinn. Es ist einfach nur eine imho realistischere Methode, einzuschätzen, was ok ist. Wenn man RACK spielt, kann das genauso leichtes Fesseln mit Seidentüchern und ein bisschen kitzeln sein. RACK heißt nicht "das Blut spritzt wild herum" und SSC heißt nicht "Beinahe-Vanilla-BDSM".

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Kleanthes () aus folgendem Grund: Flipptehler korrigiert

      Was nun SSC und was RACK ist da scheiden sich die Geister. Weil es dazu einfach zu viele Ansichten der Grenzziehung gibt, die zudem selten wirklich umfassend und konsequent zu Ende gedacht sind, ist es für mich nur ein Tendenzwort der Eigeneinordnung.

      Meine persönliche SSC Definition ist:

      Würde ein Fachmann auf dem jeweiligen Gebiet (z.B. Arzt, Psychologe) meine Art, BDSM zu praktizieren, als verantwortungsbewusst und im Vergleich zu normalem Sex ohne signifikant gesteigertes Risiko für die körperliche und geistige Gesundheit der involvierten Personen ansehen?

      Aus PSS und SSC: gentledom.de/gblog/Blogartikel…oms-Blog/pss-und-ssc-426/

      Auf jeden Fall Begriffe die mal bei uns im Lexikon auftauchen sollten :)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich mache es am Risikovergleich fest... Rack ist es für mich dann, wenn es "im Vergleich zu normalem Sex" zu einem "signifikant gesteigerten Risiko für die körperliche und geistige Gesundheit der involvierten Personen" kommt. Normale Schürfwunden stellen für mich derzeit keine siginifikante Zusatzgefährdung dar. Zumal man zudem darüber diskutieren könnte, ob es das nicht auch beim normalen Sex geben kann. Wenn natürlich Punkte hinzukommen (Outdoorsession mit vielen Verunreinigungen die mit der Wunde in Berührung kommen) dann können auch Schürfwunden RACK sein. Wie gesagt meine Definition, ich schenke wegen der unterschiedlichen Definitionen aber dem ganzen wenig Beachtung und sehe es bei mir nicht wirklich bekannten Personen nur als Selbsteinschätzung an, die mit Vorsicht zu genießen ist.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Gentledom schrieb:

      Meine persönliche SSC Definition ist:
      Würde ein Fachmann auf dem jeweiligen Gebiet (z.B. Arzt, Psychologe) meine Art, BDSM zu praktizieren, als verantwortungsbewusst und im Vergleich zu normalem Sex ohne signifikant gesteigertes Risiko für die körperliche und geistige Gesundheit der involvierten Personen ansehen?
      Das könnte auch jeder RACK-Spieler sagen. Der "Witz" an Rack ist nicht, am Ende jedes Risiko einzugehen - darum geht es nicht - sondern nur, sich erstmal des Risikos bewußt zu sein. Das ist der einzige Unterschied in der geistigen Haltung: Man glaubt nicht, man könnte tatsächlich "safe" sein - das ist man niemals. Statt dessen überlegt man bewusst, welche Risiken mit etwas verbunden sind und entscheidet sich dann dafür oder dagegen. Genau wie es eben hier der Fall ist. Nur die Illusion des "safe" fällt weg und wird ersetzt durch "nichts ist wirklich safe, aber WIE unsafe ist das nun?".

      Auch der SSC Spieler geht doch ein kalkuliertes Risiko ein, nämlich eben bis zu jener Grenze, die für ihn noch unter "safe" fällt. Natürlich ist das Problem hier, dass "safe" keine einheitliche Bedeutung hat. Was für den einen noch safe wirkt (oder ist) ist für den anderen höchst riskant. Wenn Osada Steve sein Model an nem Kran aufhängt hoch in der Luft, ist das durch seine Erfahrung vielleicht noch ziemlich safe - für einen Anfänger wäre es tödlicher Leichtsinn. "Safe" als feste Definition kann gar nicht existieren. Und damit ist jede Verwendung von "safe" in Wirklichkeit nur eine persönliche Risikoabschätzung, in anderen Worten "Risk Aware Kink" ;)

      Das ist doch auch hier der Fall, in dem Gentledom halt die Grenze bei "signifikant gesteigert" zieht. Das passt perfekt zu Rack. Er analysiert das Risiko, stellt fest, dass es zu hoch ist und läßt es. Oder er stellt fest, dass es recht gering ist und tut es. Natürlich ist das, eine sehr ungenaue Linie. Was ist "signifikant gesteigert"? Aber das ist natürlich eine andere Debatte.
      Es gibt sicherlich haufenweise Gründe, warum mancher sich eher als RACK sieht denn als SSC und umgekehrt. Es gibt z.B. auch die Meinung, dass SSC ein PR-Gag ist, der sich dann verselbstständigt hat: Um der Öffentlichkeit zu verklickern, wie sicher und sauber doch BDSM ist, wurde halt SSC geschaffen als Werbeslogan - und dann fingen Leute an, das zu ernst zu nehmen und zu verlangen, dass BDSM gefälligst absolut safe zu sein habe. Kann man halten von was man will, aber aus der Sicht heraus wäre eher SSC das Feigenblatt.

      Letzten Endes verwende ich den Begriff RACK für mich auch nur, weil die Bedeutung näher an dem liegt, was ich für sinnvoll erachte, nämlich sich der Risiken bewußt zu sein und den Irrglauben an das "safe" zu vermeiden. Etwas wird nicht dadurch "safe", weil Profi X es vorgeführt hat: Es ist vielleicht nur deshalb safe, WEIL derjenige ein Profi ist. Die Risiken muss jeder für sich und auch immer wieder neu abschätzen.

      Die englische Wikipedia bietet ein paar (wenige) Zitate über die Entstehung von RACK:

      Wikipedia eng schrieb:

      Over time, as the phrase [SSC] started spreading through the larger community and appeared on bumper stickers and T-shirts, people started to associate "safe" with "risk-free," diluting the message. "Instead of asking people to think about what it means to do S/M ethically, and to make the hard choices that are sometimes necessary (if only between what’s right and what’s right now), many organizations today act as if these issues have all been settled, assuring us that sadistic or masochistic behavior not deemed SSC isn’t S/M at all but something else — abuse, usually, or domestic violence or poor self-esteem."
      Ich finde, hier hat es @Kleanthes wirklich schön auf den Punkt gebracht:

      Kleanthes schrieb:

      Anders gesagt: Es gibt nur dann einen Unterschied zwischen SSC und RACK, wenn man irgendwelche völlig übertriebenen Ideen von SSC hat. Wenn man SSC realistisch sieht, ist es das gleiche wie RACK. Und wenn man SSC nicht realistisch sieht, darf man nicht aus dem Bett aufstehen, das ist nämlich nicht völlig safe. Liegenbleiben aber auch nicht.

      Im Grunde ist das Eingehen von Risiken etwas vollkommen alltägliches, mit dem Unterschied, dass man alltägliche Dinge kennt und meint, diese einschätzen zu können. Tatsächlich setzt man sich im Sport oder in der Freizeit zum Teil recht bedeutsamen Verletzungsrisiken aus, dennoch lässt man bereits auch Kinder Fußball spielen oder betreibt mit diesen Wintersport.
      Meiner Meinung nach ist gerade dieses Risikobewusstsein und damit auch Sicherheitsbewusstsein eine wirkliche Stärke des RACK-Konzeptes, die bei SSC einfach irgendwie vorausgesetzt wird. Tatsächlich habe ja schon vermeintlich harmloses Praktiken ihre Tücken, und sei es, dass man auch nur das Entstehen von Spuren im Rahmen einer Session falsch einschätzt.

      Und nebenbei: im Bett liegenbleiben dürfte bin allem sowieso die gefährlichste Variante sein, dort versterben schließlich die allermeisten Menschen .... :ironie:
      Aber es ist doch grad die Frage ,also nur eine Hammer Abgrenzung rauszuhauen, weil es eine braucht sonst wäre es ja das Gleiche ist ein wenig schwierig. Immerhin sotierst Du grad einen Härtegrad der Spielart allen Rack-Spielerin zu.
      Ist das denn das was Du bisher damit verbunden hast? Und wie kommst Du darauf?

      MoMo schrieb:

      Ist für mich das einzige was Sinn machen würde, einfach zu sagen SSC = RACK würde ja wenig sinn machen.

      Hm, der Sinn dieses Satzes erschließt sich mir leider nicht... schon gar nicht folgt daraus, dass RACK "gefährliches bis lebensgefährliches" BDSM beinhalten muss. Gerade das Gegenteil kann der Fall sein, nämlich dass man "risk aware" manche Risiken auch bewusst NICHT eingehen will.
      SSC suggeriert IMHO "Sicherheit". Egal, ob bei jeder BDSM-Praktik was passieren kann - "Bei mir nicht, denn ich spiele SSC.". Schlicht gesagt: es gibt wie im normalen Leben keine Sicherheit bei BDSM.
      Der Gebrauch von SSC lullt IMHO ein.
      Deswegen finde ich RACK da besser: "Risk aware...".
      Ist aber letztlich nur eine Frage des Wortgebrauches.
      Und nein, MoMo: "Gefährliche bis Lebensgefährliches BDSM.." findet i.a.R. bei mir nicht statt :fie:
      Für mich besteht der Unterschied vor allem im Umgang mit den Risiken, und der eigenen Einstellung dazu.

      SSC bedeutet für mich, sich zu informieren, Gefahren zu erkennen und zu minimieren. Im Zweifel wird dann eher mal auf eine Praktik verzichtet. Man will den Worst Case möglichst vermeiden.

      RACK bedeutet für mich, sich mit den Risiken auseinander zu setzen. RACK ist aber auch, die Risiken bewusst einzugehen. Das heißt auch, dass man sich beim RACK im Zweifel intensiv Gedanken darum macht, wie man mit dem Worst Case umgeht, falls dieser eintritt.

      Das eine schließt das andere natürlich nicht grundsätzlich aus. Im Gegenteil, das eine geht ja meist mit dem anderen einher. @Kleanthes hat das ja schon wunderbar beschrieben. :)

      Ausnahme ist, wenn etwas fatale Folgen haben kann (Behinderung, Verstümmelung, Tod, ...). Das ist das für mich kein SSC mehr, weil der Worst Case einfach zu schwerwiegend ist, als das man da einfach mal drüber hinweg sehen darf. Ich finde nämlich nicht, dass mal wirklich davon reden sollte, dass es "safe" wäre - auch wenn man alles menschenmögliche tut (außer dem Verzicht), den Worst Case zu vermeiden.
      Bei sehr soften Spielen dagegen ist es nicht so schlimm, wenn man sich auch mal in falscher Sicherheit wiegt - weil der Worst Case vielleicht einfach nur der ist, dass Sub aus der Comfort-Zone geholt wird, und das beide nunmal abtörnt.

      Bei allem, das eben weder extrem gefährlich noch extrem soft ist, ist es eher eine Frage dessen, was man mit SSC und RACK verbindet, wie hoch man die Risiken einschätzt, und vor allem, mit welchen Beschreibungen man sich eben selber mehr identifizieren kann.

      Ich selbst sage auch, dass ich einige Risiken eben eingehen muss, wenn ich mein BDSM leben möchte, wie es mich befriedigt. Ich verzichte zwar auch auf manches, das mich kicken würde. Aber ich rechne auch schon damit, dass mal etwas schief geht (insb. ein Absturz). Ich spiele trotzdem weiter wie bisher, weil noch mehr Sicherheit den Spaß verderben würde. Und weil ich einen Absturz wissentlich in Kauf nehme, sehe ich mich als RACKer.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)
      SSC und Rack sind für mich nicht identisch. Es gibt schon einige Spielarten wo das Risiko deutlich höher ist.
      dennoch gibt es auch keine 100% Sicherheit. Auch ein kleiner Kratzer kann Lebensgefährlich sein sofern er verdreckt, nicht gereinigt
      wird und zu einer Blutvergiftung führt. Die dann natürlich auch Tödlich enden kann.
      dennoch würde ich bei kleineren blessuren sagen, das da schon irgendwo die eigene Vernunft mitspielen sollte bevor so etwas unter Rack fällt.
      Aber eine entscheidende Gemeinsamkeit weisen diese zwei Arten für mich auf, warum ich auch nur nach diesen Spiele mag.
      Nämlich die der Einvernehmlichkeit. Dies ist bei CIS und DEBRIS nicht der Fall.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !