Neigung angeboren oder anerzogen

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      Ich habe immer wieder gehört, dass masochistische/sadistische/dominanten oder devote Neigung durch Erlebnisse in der Kindheit geprägt werden. Hmmm, ob es stimmt, das weiß ich nicht. Ich habe mich auch oft gefragt, woher eine Neigung kommt, mir hat man immer gesagt, daher auch mein früheres Thema "Was ist normal"?, dass BDSM also Sadismos, Devotheit, Masochismus und Dominanz "nicht normal" wären, und auf traumatische Kindheitserlebnisse oder sonstige Erlebnisse/Erfahrungen zurückzuführen wären. Ob es stimmt, wage ich zu bezweifeln.
      In der Psychologie spricht man in den meisten Fällen von einem "biopsychosozialem Erklärungsmodell". Das heißt, ein Teil ist biologisch bedingt (wie zB Neigungen und Interessen), ein Teil ist psychologisch und damit durch lernen entstanden (zB wie kann ich Spannung abbauen, Erregung herstellen) und ein Teil ist das Ergebnis des sozialen Umfeldes. Das heißt, so mancher kann seine Neigungg erst entdecken, wenn er entsprechende Kontakte hat (passenden Partner oder dieses Forum finden zB).
      Teils, Teils, denke ich.
      Wie viele andere hier habe ich auch schon relativ früh bemerkt, dass ich devote Züge entwickle. Ich habe mich bei jeglichen "Polizei und Räuber"-Spielen gern als Geisel nehmen lassen usw. Meine Eltern sind aber beide keine BDSMler (gewesen). Mein Vater hat zwar lauter komische Kleidungsfetishe, aber das wars auch schon.
      Allerdings bin ich größtenteils bei meiner Oma aufgewachsen und da könnte schon was abgefärbt haben.. Sie war immer die Hausfrau, die gekocht, geputzt und sich um Kinder und Garten gekümmert hat. Und das fand ich ehrlich gesagt total toll. Für mich hatte das was romantisches, wie sie sich um alle gekümmert hat- das Haus an sich mit eingeschlossen. Vielleicht hab ich mir das so ein bisschen zum Vorbild genommen.. Ich kümmer mich eben auch wahnsinnig gern um meinen Freund und es erregt mich, seine Bedürfnisse vor meine zu stellen. Und wenn er das Bedürfnis dazu hat, mich zu schlagen, dann nur zu :D

      Mauseprinzessin schrieb:

      Sie war immer die Hausfrau, die gekocht, geputzt und sich um Kinder und Garten gekümmert hat. Und das fand ich ehrlich gesagt total toll.
      Das fand ich zB nie toll und das wollte ich nie machen. Ich hasse bis heute jegliche Art der Hausarbeit und mache es nur, wenn es sein muß.
      Bin dennoch devot, ^^ (nur so als Hinweis, dass jemand, der devot ist, das nicht unbedingt toll finden muss.Kein Angriff.).
      Ich denke daher nicht, dass das unbedingt zusammenhängt.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Feuerpferd schrieb:

      Mauseprinzessin schrieb:

      Sie war immer die Hausfrau, die gekocht, geputzt und sich um Kinder und Garten gekümmert hat. Und das fand ich ehrlich gesagt total toll.
      Das fand ich zB nie toll und das wollte ich nie machen. Ich hasse bis heute jegliche Art der Hausarbeit und mache es nur, wenn es sein muß.Bin dennoch devot, ^^ (nur so als Hinweis, dass jemand, der devot ist, das nicht unbedingt toll finden muss.Kein Angriff.).
      Ich denke daher nicht, dass das unbedingt zusammenhängt.
      Sagt ja auch niemand, dass das dann so kommen muss. Ich habe nur versucht, irgendeine Erklärung für mich zu finden.
      Es gibt genau so gut Kinder, die sich gewaltätiges Verhalten von ihren Eltern abgucken und eben welche, die es nicht tun. Kann also zusammenhängen.. oder auch nicht.

      Darwin schrieb:

      In der Psychologie spricht man in den meisten Fällen von einem "biopsychosozialem Erklärungsmodell".
      Dies sollte korrigiert werden.

      Es gibt nur ein Bio-Psycho-Soziales-Modell (Engel 1970)--> kein Erklärungsmodell, welches zur Diagnostik von Krankheitsbildern herangezogen wird und von einem Medizintheoretiker entwickelt wurde und kein psychologisches Modell, zumindest nach der psychologischen Lerntheorie, ist.
      Dabei geht es um pathologische Diagnostik und nicht ein evolutionsbiologisches Erklärungsmodell.

      Hintergrund des ursprünglich rein Biomedizinischem Modell war eine Erweiterung, da man erkannte, dass neben der Psyche auch Soziale Umfelder Krankheiten erzeugen kann (Mobbing, Burnout, Stressoren etc...) Aber nicht Entwicklungen damit erklärt werden können.

      Es mag im ersten Schritt mit der Systemtheorie vergleichbar sein, doch dieses psychologische Modell hat einen ganz anderen Ansatz und stammt aus einer ganz anderen Epoche, auch wenn so manches Modell aufbauend entwickelt wurde.



      Adrian_2015 schrieb:

      Ich halte auch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Kindheitsprägungen für am wahrscheinlichsten.
      Warum nur Kindheit? Der Mensch entwickelt sich sein Leben lang weiter (nun, auch wenn das bei manchen Zeitgenossen nicht immer so ersichtlich sein mag (Achtung - ich spiele auf Personen der Öffentlichkeit an und es ist da bitte Sarkasmus zu sehen in dieser Zeile)) doch dabei werden Trigger und Epigenetik auch zu sehr außer Acht gelassen.


      Adrian_2015 schrieb:

      Meine Vorliebe für Spanking und Bestrafungsspiele hätte ich mit Sicherheit nicht entwickelt, wenn ich als Kind nicht tatsächlich die Erfahrung gemacht hätte, wie es ist, regelmäßig bestraft und geschlagen zu werden. Wäre meine Kindheit anders (glücklicher) verlaufen, dann wäre ich vielleicht eher devot als masochistisch und hätte nicht diesen ausgeprägten Bestrafungsfetisch
      Nun, dann haben wir hier zwei Personen und zwei unterschiedliche Entwicklungen. Ich hatte eine behütete Kindheit, wurde nicht groß bestraft oder geschlagen auch mein soziales Umfeld war innerhalt der Norm zu finden. Und wenn ich heute, mit der psychologischen Ausbildung zurück blicke, ist da nichts externales aus meiner Kindheit zu entdecken, was eine Erklärung dafür wäre - aus dieser Zeit.
      Zumindest nichts, was isoliert als Auslöser oder Entwicklungsstart zu deklarieren wäre.
      Ich war auch kein Kind, das gedemütigt wurde oder anderweitig gehänselt. Nichts, was außerhalb der Norm stattfand.
      Bis auf eines, ich war in der Grundschule der Schulschläger, ich habe mich immer für Schwächere eingesetzt, deutlich wurde dies, als ich in der vierten Klasse jemanden aus der neunten vermöbelte, weil er auf ein kleines Mädchen losging.
      Aber wo hätte mich das eigentlich hingeführt? Wohl eher in den Jugendknast, aber den habe ich nie gesehen, auch nicht den für Erwachsenen im Übrigen :coffee: und meine sadistische Seite war für mich der letzte Entwicklungsschritt in meinem BDSM Horizont. Und jetzt kommt es noch dicker, ich hasse Gewalt, habe American Football gespielt und in einem Szene-Club an der Tür gearbeitet und wenn nötig auch anständig zugelangt (Anmerkung - habe jedoch nie zuschlagen müssen). :old:

      Das Ganze ist größer und weitreichender, erste Ansätze zeigt z.B. die erste und bisher einzige Längsschnitt-Zwillingsstudie im deutschsprachigem Raum von Kurt Gottschaldt, die seit 1992 von Franz E. Weinert angepasst und erweitert wurde. Hier wird erstmalig groß die Synchronität oder Asynchronität in der Entwicklung durch Genetik oder Umwelt untersucht
      Dabei darf man nicht vergessen, dass auch Gottschaldt seine Studie über mind. 3 Epochen der psychologischen Modelle geführt hat und dadurch auch Verzerrungen entstanden, die die Ergebnisse noch etwas wackelig sein lässt. Zudem waren einschneidende Ereignisse In der Menschheit, die auch Einfluss auf diese Studie hatte, die mit dem neuen Ansatz aber erst korrigiert werden konnten.

      Dass es sehr wahrscheinlich ist, dass verschiedene Faktoren interdependent wirken, dürfte unbestritten bleiben, doch man sollte, in der Antwortfindung, sich so nah wie möglich am Erklärbaren bewegen. Alles darüber hinaus, bleiben dann häufig Vermutungen die sich zwar ExPost betrachtet erklären lassen "können" aber das hat uns schon Freud gelehrt, kann stimmen, muss es aber nicht. :pardon:

      In diesem Sinne
      einen schönen Abend vorerst PA
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