Erziehung , was ist das überhaupt?

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      Für mich ist die hoffentlich liebevolle "Erziehung" von Kindern und die "Erziehung" von zwei mündigen Erwachsenen im BDSM Kontext völlig voneinander zu trennen.

      Im BDSM kann beim Erziehen ja gerade das was ich bei der Erziehung von meinen Kindern zu vermeiden versuche das reizvolle sein:
      Druck, Zwang, Strafe, Demütigung, Angst - sind alles Dinge die - wenn sie zuvor einvernehmlich erlaubt worden sind - für mich den Reiz von "BDSM-Erziehung" ausmachen.

      Ich sehe es als eine Art Persiflage auf eine überholte Form der Erziehung, welche erwachsenen Menschen die dementsprechend veranlagt sind allerlei Lust bereiten kann.
      Da mir der Begriff Erziehung auch Bauchgrummeln verursacht, werfe ich zur allgemeinen Begriffsverwirrung mal das Wort Ausbildung in den Ring. Der wird, so mein Empfinden, doch ganz gerne mal im Zusammenhang mit BDSM benutzt.

      Ausserdem beinhaltet dieser, zumindest nach meiner Definition, die Möglichkeit der Reflexion. Und wenn der junge Padawan nicht mehr mit den Ausbildungszielen in Einklang ist, dann kann er dies kundtun (und der weise Meister übt sich dann seinerseits in Selbst/Reflexion) oder aber er sucht sich halt einen neuen Meister :frech: .


      Meine unbedeutenden 2ct.
      Aber hat eine Ausbildung nicht immer ein Ende? Sie ist irgendwann abgeschlossen.
      Erziehung hat kein klares Ende, kann ein Leben lang dauern.
      Um ehrlich zu sein, gefällt mir der Begriff Ausbildung noch weniger als Erziehung... :/
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Ich denke ein grundlegendes Problem in dieser Diskussion ist, dass Begriffe sehr subjektiv emotional belegt sind. Für mich ist zum Beispiel Erziehung eine Form der Förderung und Unterstützung, hat in dem Sinne nichts verfälschendes, was die Person egal welchen Alters noch welcher Beziehung betrifft.
      Der nächste sieht es aber komplett anders.
      Erziehung wird einfach meist mit Kindern in Verbindung gebracht und viele wollen nicht auf eine Kinderstufe gestellt werden.
      Ausbildung birgt die Assoziation von Lehrer Schüler, was eine Beziehung fernab von Liebe meist ist.
      Ich denke jede Beziehung , die man führt entwickelt einen weiter. ich entwickle mich weiter aufgrund meiner Erfahrungen udn Erkenntnisse und habe gleichzeitig den Anspruch meinen Partner aktiv weiterzuentwickeln in möglichen Problemfeldern, wenn es die denn gibt. Das kann man Erziehung oder Ausbildung oder Förderung nennen im Grunde egal. Viel spannender sind die Ziele und die Techniken.
      Ich stimme Viva hier uneingeschränkt zu. Begrifflichkeit, Methode, Ziel u.s.w. kann eigentlich nur von denen definiert werden, die sich dieser Art der Erbauung hingeben. Und wenn wenn es jemand prickelnd findet „abgerichtet“ zu werden und auch jemanden findet der ihm den Gefallen und selbiges mit ihm tut, dann soll das so und auch gut sein. Egal wieviel „Bauchgrummeln“ mir und anderen dieses Wort in Zusammenhang mit Menschen verursacht. Aber immer vorausgesetzt die Möglichkeit der Reflexion auf beiden Seiten ist gegeben.
      Ja, die Begrifflichkeiten und die jeweilige Einschätzung dazu ist sicher das Hauptproblem.

      Als ich etwa zum ersten Mal aus dem Mund meines Herrn „braves Mädchen“ hörte, war ich direkt auf Krawall gebürstet. Ich bin ü40, mithin sicher kein Mädchen mehr und schon gar kein artiger Gaul, den mal so lobt.

      Nun, die Konnotation hat sich geändert, meine Erfahrung hat den Begriff anders gefärbt und nun höre und fühle ich anders.

      Häufig meinen wir hier ähnliches, verwenden aber andere Worte und das öffnet Gräben.
      Stark genug, um schwach zu sein.

      SubLea schrieb:

      Aber eines haben alle Eltern gemeinsam: sie wollen das Beste für ihr Kind. Sie wollen ein glückliches und zufriedenes Kind. Und so sehe ich "Erziehung" als eine sehr positive Sache.

      Die meisten ganz sicher, aber alle leider nicht. Die Erziehung in den Händen liebevoller, empathischer und verantwortungsbewusster Eltern ist eine wunderbare Sache. Sie kann aber auch eine sehr grausame Sache sein in den Händen psychopathischer, gefühlskalter und abgestumpfter Eltern, das darf man nie vergessen. Ich will Erziehung nicht grundsätzlich schlechtreden, aber pauschal idealisieren darf man sie auch nicht.

      englischer_Gaertner schrieb:

      Für mich ist die hoffentlich liebevolle "Erziehung" von Kindern und die "Erziehung" von zwei mündigen Erwachsenen im BDSM Kontext völlig voneinander zu trennen.

      Für mich sind diese beiden Aspekte enger miteinander verknüpft, als es mir lange Zeit bewusst war. In der BDSM-Erziehung holt sich mein "inneres Kind" die Art von Erziehung, die mir in meiner wirklichen Kindheit gefehlt hat: Streng und konsequent, aber auch liebevoll und zugewandt. BDSM-Erziehung ist für mich eine Art Heilung des "inneren Kindes", das ist für vor meiner BDSM-Zeit nie so deutlich bewusst gewesen.
      Ich stelle zwei Bemerkungen meiner persönlichen Meinung voran.

      Erziehung soll Verhaltweisen verankern - evtl ungewünschte ausschalten - aber immer die Stärken des Anderen unterstützen und aus vermeintlichen Schwächen Stärken zu machen . Adaptiert an ein Wertesystem das in interaktiven Miteinander beiden zur Entwicklung verhilft .

      Deine Feststelllung, dass es grösstenteils darum gehen würde dass Sub zu Doms Nutzen geformt wird , finde ich an dieser Stelle anmassend von Dir

      Wenn man von DS Beziehungen die tief in den Alltag eingreifen oder von 24// bzw. TPE BDSM Formen ausgeht wird es grosse Übereinstimmung darüber geben das diese Beziehungen mit Regeln, Anordnungen, Geboten oder Verboten ausgestattet sind. Diese Struktur deren einzige Voraussetzung darin besteht sie lebbar und alltagstauglich sein muss, wird vom Herrn in Form eines langwierigen Prozesses gestaltet. Damit entscheidet er darüber wie das gemeinsame Leben eingerichtet wird.

      Es ist nichts einzuwenden die Stärken des Anderen zu unterstützen und Schwächen beseitigen zu helfen. Fakt ist, er definiert die Schwächen. Es stellt sich nun die Frage versucht er eine Schwäche zu beseitigen oder unterbindet er nur ein Verhaltensmuster das ihn stört.

      Beispiel: Die Wohnung meiner Sklavin war anfangs immer ein durcheinander. Sie ließ an allen Ecken und Enden etwas liegen, das störte mich. Es war ein eingefahrenes Verhaltensmuster das ich wenn man so will als Schwäche empfunden habe. Heute entspricht der Zustand ihrer Wohnung meinen Vorstellungen. Eine Schwäche beseitigt oder meine Ansicht durchgesetzt?

      Heute entspricht unsere Lebensform meinen Vorstellungen. Heute sind es auch ihre und sie fühlt sich darin aufgehoben. Ob man das Formen (klingt gut) Erziehen Abrichten oder sonst wie nennt ist belanglos. Ich behaupte jeder Herr der sich in diesen Bereich des BDSM bewegt schafft seinen Vorstellungen (bewusst oder unbewusst) Raum.


      LG
      Max
      Meine Beiträge sind meine persönliche Meinung und stellen keine Verallgemeinerung dar.
      Jede Form des Bdsm ist richtig. Selbstverständlich hat die körperliche und seelische Unversehrtheit der Partnerin absoluten Vorrang. Wird falls nötig weiter ergänzt.
      Einsteigen möchte ich gerne mit einem Kommentar zu Folgendem

      grösstenteils darum gehen würde dass Sub zu Doms Nutzen geformt wird

      Das ist sicherlich ein großer Anteil von Ds Beziehungen überhaupt, es würde das Konzept dieser Beziehungsgestaltung ja auch ad absurdum führen, wenn sub nicht nützlich wäre für Dom. Es hat meines Erachtens aber wenig mit Erziehung als solches tun.

      Erziehung in diesem Sinn beschäftigt sich mit der Entwicklung der submissiven Person hin zu sich selbst und dem noch im Innern verborgenen. Es eröffnet Türen, Zugang zu Mut und Überwindung. Es baut in erster Linie Stärken auf . Insofern führt das sekundär auch zu einererhöhten Nutzbarkeit für Dom. Ein Abfallprodukt - quasi.

      Gut finde ich das Beispiel von Oblomow und gleichzeitig etwas irreführend für Menschen die sich mit dem Thema schwer tun.

      Ich entnehme für mich die Veränderung der Seinen dahingehend seine Vorstellungen anzunehmen und die ihren zu reflektieren, sich selbst auch ein Stück weit weniger auszuleben / auszudrücken in der alten Weise. Sich selbst in einem anderen Bild noch zu erkennen, sich gar wohler fühlen und nicht als geschminkt und verstellt, nicht umerfunden, sondern eben weiterentwickelt erleben. Das kann Erziehung sein.

      Warum ich das Beispiel etwas schwierig finde, weil es widerum um eine Vorstellung des Dom dahinter geht, die hier im Fokus stehen könnte, was sie meines Erachtens nicht tut.

      In der Tiefe betrachtet geht es - wie ich es lese und verstehe - ums Relativieren von Beschwerenden, damit auch um Selbstverwirklichung der durchs Eingreifen Raum gegeben wird , nicht unbedingt in Quadratmetern , sondern in Form von Perspektiverweiterung. Ein Quäntchen Chaos kann Ausdruck sein für Kreativität oder auch Sorglosigkeit oder Freigeist... keines davon ist jedoch angewiesen auf das kleine symphatische Durcheinander.

      nen guten gefahrlosen Rutsch
      triangel
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Als meinen ersten Beitrag hier möchte ich zum Thema Erziehung kurz meine Ansicht äußern. Verschiedene Definitionen von Erziehung hat es ja hier schon gegeben und die kann man auch woanders nachlesen.

      Bei Beziehungen zwischen Erwachsenen, und um solche handelt es sich hier ausschließlich, kann "Erziehung" nach meiner bisherigen Vorstellung immer nur eine Übereinkunft über von beiden als wünschenswert angesehenes Verhalten sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei mündigen Erwachsenen ein Verhalten anerzogen werden kann, dessen Vorteilhaftigkeit nicht vom Erzogenen irgendwie erkannt wird. Wenn man beispielsweise möchte, dass ein Zimmer aufgeräumt wird, dann ist es sinnlos, einfach zu fordern, dass es aufgeräumt wird, wie man es vielleicht bei Kindern tun kann, sondern man muss unter Umständen, wenn das nicht ohnehin klar ist, auch noch erklären, warum das Zimmer aufzuräumen ist. Einfach so sinnlose Forderungen aufzustellen, die man nicht begründen kann, das wird aus meiner Sicht eine Luftnummer.
      Eine Luftnummer ist es wäre es u.U. auch bei Kindern. Wirkungsvoller ist es sicherich allemal Sinnhaftigkeit zu vermitteln. Mündig oder nicht, das Lebensalter betreffend, ist das tatsächlich ausschlaggebend? Du schreibst ja selbst es handelt sich um eine Übereinkunft. Wer sich gegen Beziehungstrukturen wehrt oder Übergrifflichkeiten nicht annehmen kann/möchte ist im Ds so oder so ungut angesiedelt.
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Ja, ich denke, dass es einen Unterschied macht. Ein Kind ist möglicherweise nicht in der Lage etwas zu verstehen. Bei einem Erwachsenen gehe ich von Verstand und Einsichtsfähigkeit aus.

      Auch die Beziehungsstruktur im D/s ist eine Übereinkunft. Wenn die in Frage gestellt wird, dann muss man natürlich die ganze Situation in Frage stellen.