Bleibende Erinnerungen - Mein Zeichen

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      Bleibende Erinnerungen - Mein Zeichen

      Es sind oft diese Kleinigkeiten, subtil und still. Ein Ring, der vereinsamt auf einem Glastisch liegt, so unscheinbar neben den anderen alltäglichen Gegenständen.
      Vielleicht Bilder, eine Melodie so schön und gerade aus diesem Grund doch unerträglich, der Duft eines Raumes, welchen wir nun als leer empfinden... Dinge, die oft so viele Emotionen in uns auslösen, nach dem Ende einer gemeinsamen Zeit.
      Es sind diese Geschichten vom gemeinsamen Glück, Erinnerungen voller Melancholie, eine verzehrende Trauer und vielleicht eines Tages ein tiefer Friede, welcher uns bleibt. Doch es braucht Zeit und jeder von uns ist anders. Ein jeder sucht seinen Weg, um mit einem Menschen abzuschließen.
      Manchmal sind es Verluste oder auch Befreiungsschläge, eine Zeit, die nun endet und Spuren, welche uns bleiben. In uns und um uns herum.
      Doch was ist mit jenen Spuren, die wir nicht einfach auslöschen können?
      Was ist, wenn nicht nur unsere Seele diese Spuren trägt, sondern auch unser Körper?


      Ich stelle mir die Frage, was mit den Zeichen auf unserer Haut geschieht, wenn wir sie nach dem Ende einer Beziehung betrachten.
      Sind es nur Mahnmale unserer Fehler oder können sie doch viel mehr sein als das?
      Als Mensch, als Frau und als Sub traf ich bewusst die Entscheidung, eine (teil-)permante Markierung meines Gefährten zu tragen.
      Ein Zeichen, welches wir entwarfen und auf meiner Haut verewigten. Ein Ornament, gleich Initialen mit Klingen verewigt auf meiner Haut. Wie oft hattest du die Linien sanft nachgezeichnet, wenn du mich schweigend betrachtet hast.
      Eine Berührung, welche sich so viel weicher anfühlte, als jede andere Facette, die du von dir erkennen ließt und einen unbändigen Stolz in mir entfachte.
      Den Stolz, durch das Wissen nun einen Platz einzunehmen, welchen ich selbst gewählt hatte. Nein, es war kein Platz an deiner Seite, denn diesen wollte ich nie.
      Ich ging darin auf zu dir aufzusehen, denn es gab mir das Gefühl anzukommen.
      Ein Zeichen - begonnen als Siegel, blieb es nun, nach dir, mein Anker.


      Ich kann sagen, für mich war es ein Halt, als ich glaubte alles was ihn und mich verband verloren zu haben und somit auch einen Teil von mir selbst.
      Der Moment, in dem ich erkannte, dass ich loslassen musste. Gehen, um zurück zu mir zu finden.
      Doch wer bin ich noch? Nach allem, was gewesen war, blieb mir nur ein Gefühl der Leere. Was war geblieben von meiner Integrität, wie viel des Vertrauens in die Menschen, welche versprochen hatten, bei mir zu sein.
      Wie eine Schlafwandlerin, welche endlich erwacht und nun verzweifelt den Weg zurück nach Hause sucht drohte ich zu fallen. Ich fühlte mich orientierungslos, als würde ich ohne Kompass und Licht einen Weg finden müssen. Wochen vergingen in einem Zustand der Lethargie, Schwere, die mich umfing.
      Ich brauchte Zeit, um mir zu erlauben wieder glücklich zu sein. Wieder lernen Dinge zu tun, weil es ausschließlich einem selbst dient und die Erkenntnis, dass die Frage nach seinem Willen keine Bedeutung mehr hat. Das Wichtigste begleitete mich jedoch bis zuletzt, eine essenzielle Frage gleich einem Rätsel, welches ich nur lösen konnte, indem ich die Puzzleteile Stück für Stück zusammentrug.
      Es war die schlichte Frage, ob der Verlust eines Menschen auch einen Verlust in mir bedeutet. War ich weniger wert? War meine Überzeugung geringer, nur weil der Mensch, den ich erwählt hatte, sie nicht zu schätzen wusste?


      Meine Neigung ist mehr als ein Spiel, sie war immer ein Teil von mir, ohne den ich mich unvollständig fühlte. Ein Teil von mir, welchen man mir nicht nehmen konnte.
      Dies zu erkennen war der Schlüssel. Ich hatte den Kontakt zu mir verloren, das Gefühl für mich und meinen Wert.
      Doch jeder Blick auf das Zeichen, welches sich bis heute in feinen Linien von meiner Haut abhebt, erinnerte mich.
      An den Menschen, die Frau, die Sub, welche sich so bewusst für ihren Weg entschieden hatte, doch nun war es an der Zeit die letzte Verbindung loszulassen.
      "Loslassen" - ein Wort, was so stark nach Freiheit klingt. Doch Freiheit erfordert Mut, zu lernen wieder allein zu sein und zu vergeben, ohne zu vergessen. Allein, aber nicht einsam.
      Loslassen...
      Ja, in solchen Augenblicken benötigen wir Mut, um die ersten zögerlichen Schritte aus dem Dunkel zu tun.
      Dabei ist es ein Pfad, den jeder wohl irgendwann folgen muss. Steinig und unkenntlich liegt er vor uns, vor mir und wartet darauf, dass ich die kleinen verloren geglaubten Fragmente wiederfinde. Ich fand sie - in mir.


      Ich las einmal ein Zitat darüber, wie seltsam es sei, dass die wirklich großen Kämpfe immer in der Stille gewonnen wurden und heute erinnere ich mich wieder an diese Worte.
      Immer wieder betrachtete ich in den Monaten das Zeichen auf meiner Haut, strich darüber und sah, wie es langsam verblasste.
      Ich hatte geglaubt, es würde mich glücklich machen. Zu glauben es wäre, als hätte es nie eine gemeinsame Zeit gegeben, wenn nur die letzte Linie auf mir unkenntlich wäre.
      Doch stattdessen bedauerte ich es. Dieses kleine Symbol erinnerte mich mit jedem Blick in den Spiegel an das, was gewesen war, an das Schöne, an das Schlechte und alles was ich durch uns gelernt hatte. Es hatte mich geprägt, dies zu leugnen wäre dem, was uns verbunden hatte, nicht würdig gewesen.
      Diese Veränderung, die Stärke, welche ich durch dich in mir erkannt hatte, waren ein Teil von mir. Unauslöschlich, wie meine Neigung selbst und so wünschte ich mir, auch dieses Zeichen würde nicht vergehen.
      Ich hatte die Wahl, nach Wochen und Monaten stand ich vor meiner Entscheidung, die Linien erneuern zu lassen oder zu sehen, wie sie gänzlich verschwanden. So traf ich meine Wahl...
      Denn was bleibt, sind unsere Erinnerungen. Ich möchte nicht vergessen, nur weil ich losgelassen hatte und so bewahre ich diesen Teil von uns.

      Wundervoll geschrieben und sehr bewegend. Viele der Gedanken sind mir wirklich sehr vertraut, auch wenn ich sie vielleicht von einer anderen Seite her habe.

      Lune schrieb:

      Ich kann sagen, für mich war es ein Halt, als ich glaubte alles was ihn und mich verband verloren zu haben und somit auch einen Teil von mir selbst.
      Jeder Mensch, der aus unserem Leben tritt, nimmt einen Teil von uns mit. Und die Art unserer Bindung zu ihm, die Stärke des gemeinsamen Bandes, bestimmt, wie groß dieser Teil ist. Aber genauso sagst du ja selber, dass die gemeinsame Zeit, die man hat, die Augenblicke, wo man die Welt um sich herum gemeinsam vergisst, etwas in und an einem verändert.
      Wir können nicht durch Begegnungen dieser Intensivität gehen und völlig unverändert der selbe Mensch bleiben. Mögen es nun gute Erinnerungen sein, oder eben jene, die dich zu Boden drücken und dir den Atem rauben, dich zweifeln lassen, dass es noch irgendwie weitergehen kann. Sie formen die Erkenntnis über dich selbst, wer du bist und wer du überhaupt sein willst.

      Wenn ich froh bin, der Mensch zu sein, der ich heute bin und immer noch den Menschen darin erkenne, der den ersten Schritt meines Weges getan hat, dann war es das alles wert....
      Vielen vielen Dank :)
      Ich finde es geht schon weit über einen Blogeintrag hinaus und liest sich eher wie der Anfang eines sehr schönen und vor allem sehr emotionalem Roman den ich gern lesen würde :blumen:
      Ich schließe mich der Gänsehaut an :)
      Ich hab auch nur vier Hufe...

      Hand aufs Herz kannst mir vertrauen, werd mir sonst einen Muffin ins Auge hauen.

      An apple a day keeps the pony to stay!
      Ich bin echt ein Fan mancher Blogs geworden und echt immer total geflasht von den Erlebnissen und Erfahrungen die ihr gemacht habt und teilt und wenn ich ehrlich bin ist immer auch ein bisschen Neid dabei. Wirklich stark und sehr emotional geschrieben. Danke dafür @Lune
      Guten Morgen,

      ich möchte allen für das Feedback danken, speziell @Unholy, @Petite Ange, @againstallodds, @newbarbie, @sherazade, @JoyOfSunfire, @Bendom22 und den Absendern der PNs. :)
      Viele meiner längeren Einträge in diesem Forum sind tatsächlich Fragmente von Tagebucheinträgen, Gedanken, die ich nach sehr intensiven Erfahrungen Stück für Stück niedergeschrieben oder über lange Zeit hinweg gesammelt habe.
      Sie helfen mir mich zu sammeln und ich hoffe, dass ich anderen vielleicht durch meine Eindrücke einen Anstoß geben kann, irgendetwas positiv berühre.
      Es macht mich glücklich, dass zumindest einige darin einen Wert auch für sich erkennen.


      Mit diesem Kapitel endet ein Jahr voller Licht und Schatten für mich. Es wird voraussichtlich der erste und letzte Beitrag dieser Art für eine ganze Weile sein.
      An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen Freunden bedanken, die mich über diese Zeit hinweg begleitet haben. Ohne euch hätte ich alles niemals so gut überstanden und ich habe bis heute keine Ahnung, wie ihr mich ertragen habt, ohne hysterisch oder katatonisch zu werden... oder ohne irgendwann eine konspirative Intervention zu starten - vielleicht auch einen Exorzismus. :D
      Ich weiß, dass ich das oft gesagt habe, aber gerade durch das Schreiben dieses Blogbeitrags wurde es mir wieder deutlich, was alles war und wie ihr für mich da gewesen seid.
      Es gibt nicht genug Nutellagläser, Kekse, Tage zum Shoppen oder Worte, die das ausdrücken könnten, was es mir bedeutet.
      Danke.