Inwieweit muss BDSM legal sein?

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      Inwieweit muss BDSM legal sein?

      Müssen Spielarten und Beziehungskonstrukte legal sein, um (noch) BDSM zu sein? 77
      1.  
        "BDSM" kann nur BDSM sein, sofern es (in einer Rechtsordnung wie die der BRD) legal ist (22) 29%
      2.  
        "BDSM" ist losgelöst von Gesetzen und Moral zu betrachten, Rechtsnormen regeln die Gesellschaft, nicht aber die BDSM Szene, daher ist die Legalität überhaupt kein Anhaltspunkt für BDSM (31) 40%
      3.  
        Kleine Gesetzesübertretungen führen noch nicht dazu, dass es per se kein BDSM mehr sein kann, dafür bedarf es intensiverer Rechtsverletzungen (24) 31%
      Wir hatten das Thema Legalität nun immer mal wieder, sei es um Bereich BDSM mit Minderjährigen oder eben dem Metakonsens und Debris wo es an der Rücktrittsmöglichkeit scheitert. Daher stellt sich für mich schon die Frage, ist BDSM nur das was legal ist oder können auch verbotene Praktiken und Spielarten BDSM sein? Als Grundlage für die Definition soll das deutsche Recht gelten, da wir eines der Länder sind die eine sehr differenzierte Betrachtungsweise haben und BDSM hier in sehr vielen Formen legal möglich ist, diesen Luxus hat man in anderen Ländern, auch der EU, eben nicht.

      Starten wir mit einer Umfrage und schauen, wie sich die Diskussion entwickelt.

      Die Antwortoptionen sind sehr beschränkt, Stimmen können geändert werden, sind aber nicht anonym.

      Die Antwortoptionen ergänzen solche Vorschläge können per PN, nicht aber in dem Thread gepostet werden, hier geht es nur ums Thema.

      Ich bin gespannt :)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Viva schrieb:

      Ich habe eine Verständnisfrage, ist denn einvernehmliche Körperverletzung legal? Kann ich das so betrachten, wie bspw. beim Boxen etc.
      Ja ist es: gentledom.de/infos/bdsm-und-re…htswirksame-einwilligung/
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich finde da keine Antwort für mich, am ehesten noch 3., aber mit "kommt auf den Einzelfall an".

      Moral ist durchaus wichtig für BDSM und da die Gesetze bis zu einem gewissen Grad diese Moral wiederspiegeln, sind sie auch wichtige Grundlage für BDSM, gar keine Frage. Aber weder unser aktuelles Moralsystem noch unsere Gesetze sind perfekt, behauptet ja hoffentlich auch keiner: Vor noch nichtmal 50 Jahren war männliche Homosexualität strafbar. Vergewaltigung in der Ehe war noch 1997 per Definition keine Vergewaltigung, bestenfalls Nötigung.

      Persönlich kenne ich nicht alle Gesetze. Nichtmal die meisten. Nichtmal viele. Ein paar. Grob. Irgendwie. Und Moral ist ja ohnehin individuell. Klar, einen groben Rahmen gibt die Gesellschaft vor, aber viele Details sind von Person zu Person unterschiedlich. Was manche noch als akzeptabel sehen, ist für andere unmoralisch. Dafür sind ja auch Gesetze da, um dem ganzen einen vermeintlich objektiven Rahmen zu geben, der für alle gilt.

      Im Großen und Ganzen würde ich annehmen, dass die Gesetze eine gute Sache sind und auch eine gute allgemeine Grenze im BDSM bilden. Im Einzelfall sehe ich aber durchaus die Möglichkeit, dass Dinge, die nicht völlig legal sind, für mich trotzdem moralisch in Ordnung sein können - und damit für mich auch akzeptabel im BDSM. Wie gesagt... "Kommt auf den Einzelfall an."
      Schwierige Frage.... ich bin hin und her gerissen.

      Einerseits schadet es dem Ruf der Szene, wenn Gesetze ignoriert werden (berechtigterweise). Andererseits gibt es wie du ja schreibst auch Länder, in denen BDSM nicht legal möglich ist und ich finde es schwer zu sagen "die haben halt doofe Gesetze". Und auch bei uns könnten sich die Gesetze dazu ändern.
      Dementsprechend müsste man etwas anderes als Grundsatz geben. Die "10 Gebote des BDSM" gibt es ja noch nicht, also woran sollte man sich orientieren?
      Für mich wichtig wären:
      - aktive Einvernehmlichkeit bei allen Beteiligten
      - keine Belastung für die Gesellschaft
      - und tatsächlich finde ich die dauerhaft bestehende Ausstiegsmöglichkeit auch zwingend notwendig wg. dem ersten Stichpunkt

      Ich habe jetzt mal die Antwortmöglichkeit "kleine Gesetzesübertretungen...." gewählt, finde meine Meinung aber nirgends ganz gut vertreten.
      Irgendwie kann ich mich bei der Abstimmung, nicht wirklich entscheiden.
      Unter anderem liegt es daran, dass ich überlege was " kleine Gesetzesübertretungen" und " intensivere Rechtsverletzungen" sind.


      @Rehlein kannst du das näher beschreiben, was du damit meinst?

      Rehlein schrieb:

      keine Belastungen für die Gesellschaft
      Klar!
      Mit Belastungen für die Gesellschaft meine ich dann Dinge wie
      - hohe gesundheitliche Kosten, wenn es zB. zu Verletzungen mit Krankschreibung kommt
      - unnötige Polizeieinsätze, z.B. bei öffentlichem Spielen
      - wenn ein(e) zur Hilflosigkeit erzogene(r) Sub schwierig zu reintegrieren ist/psychologische Unterstützung braucht
      usw.

      Das sind alles Dinge, die können auch mal "ausversehen" passieren. Wenn das aber häufiger vorkommt, oder billigend in Kauf genommen wird, läuft in meinen Augen was falsch.
      Ich habe für Antwortmöglichkeit 2 gestimmt, auch wenn ich ihr im Wortlaut nicht umfassend zustimme. Aber sie kommt meiner Meinung am nächsten. Aus mehreren Gründen.

      Zunächst ist "BDSM" für mich eine Definition, ein Begriff. Als solcher per se losgelöst von dem Begriff der Legalität.

      Ob die Umsetzung einer individuellen Interpretation des Begriffes sich in dem im Rahmen der aktuellen Gesetzeslage und Rechtssprechung strafbaren Kontext bewegt - nun ... das ist eine ganz andere Frage, die definitiv nicht in einer solchen Umfrage zu klären ist.

      Und dann spielt da noch ein anderer Punkt für mich eine große Rolle (Cave: Gewagte These folgt). BDSM umfasst ziemlich viel und sogar teilweise ziemlich viel Mist, mit Verlaub. Mir muss nicht alles gefallen und ich erwarte nicht, dass anderen alles gefällt. Trotzdem fällt es immer noch unter BDSM. Aus dem Grund muss eine individuelle Ausprägung von BDSM nicht legal sein, um BDSM zu sein. BDSM darf brutal sein. Idiotisch sein. Liebevoll und wunderschön sein. Es darf im Metakonsens sein. Oder Tftb. Es ist BDSM. Daran ändert das Konzept der Legalität und/oder Strafbarkeit erstmal gar nix.

      Was nicht heißt, dass man sich nicht innerhalb der "Szene" um Sorgfalt bemühen soll. Um offene Augen, einen wachen Geist, respektvolles Miteinander. Um die Fähigkeit, unterscheiden zu können, wann man eingreifen sollte, ja sogar zwingend muss. Aber auch, wann man einfach mal anerkennt, dass da Menschen in einer Lebensweise glücklich sind, die vielleicht nicht den ganz strengen (straf-?) rechtlichen Vorgaben entspricht, die aber erfüllt und glücklich macht.
      Ich habe 2 gewählt, eben weil ich aus einem anderen Land komme. Hier wird Dom verknackt, wenn was schiefgeht, selbst wenn er von sub getäuscht oder nicht vollumfänglich informiert wurde und dies von sub sogar noch schriftlich vorweisen kann....
      Der Ausdruck BDSM ist international, nicht deutsch. Die Gesetze sind je nach Land verschieden, BDSM ist bunt, vielfältig und spiegelt trotzdem eine etwas andere Lebensweise oder Erotik. Und zwar weltweit. Für mich ist wichtiger ssc oder rack als das Gesetz eines Landes.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eine Menge Dinge finden könnte wenn ich suchen würde welche in meinem Leben auch ohne BDSM nicht irgendwo als illegall bezeichnet sein könnten und das obwohl ich ein unaufgeregtes unscheinbares Karnickel bin. Ich für meinen Teil bilde mir ein ich weiß einigermaßen Bescheid was man darf und was nicht, was wie und wann warum zu tun ist und vermutlich bin ich im Paragraphendschungel ein unwissender Tölpel und irre mich reichlich.

      Was ich mit meinem Partner unter uns betreibe - was für ihn und mich in Ordnung geht - keinen Aussenstehenden antastet - geht in meinen Augen niemanden etwas an. Gesetz hin oder her.

      >>> Ich darf mir auch nicht das Leben nehmen, mach ich es trotzdem und es geht was schief steck ich bin zum Hals in der weißen Jacke und habe jede Menge Probleme. <<< Soeben gelernt nicht illegal, ich korrigiere, folgenfrei darf ich es dennoch nicht versuchen.

      Insofern ändert das nichts an meiner Schlußfolgerung für mich - Also bitte! Das ist meine Sache, was wenn nicht das?

      Einige Gesetze sind sicherlich von anno Tabak und auf einer Basis entstanden die heute jedes Umgangsverständnis entbehrt. Ich glaube nicht, dass im Papierberg alles auf Stand ist und ich glaube auch nicht, dass die Begehrnisse einer Minderheit im Fokus stehen beim Aufarbeiten der verstaubten Seiten.

      Gehe ich mit Socken los ins Land der Liebe ist, das auch mein Ding und wenn's Justitia im Waageschälchen hätte wäre es mir wurst. Doof ist halt wenn jemand meint er müsste nicht informiert sein. Das hilft ja nun nicht im Fall des Falles. Ergo Buchstabenkrieg und wissen wo man sich bewegt, um bewusst Dinge zu tun oder zu lassen.

      Moral wurde oben genannt, wenn die in Spiele käme müsste ich mich in den Sessel setzen und warten bis die Sonne das Letzte mal untergeht. Wessen Moral? Gar Anstand, sittenwidrig .... weia.... ich setz mich rasch.

      *nachschieb* welche Chancen hätten wir denn uns ausschließlich im erlaubten Rahmen zu bewegen?
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von triangel ()

      Hallo Giftzwerg,

      find ich super, dass du erläuterst und nicht nur wortlos einklickst. Mein Beispiel hinkt, das ist richtig. Ernsthaft fasse ich die Diskussion dennoch auf.

      Welche Chance ich habe - Ds - fesseln, Freiheitsentzug, Beschränkung diverser Zugänge, einige nehmen Personalausweis / Sozialversicherungsausweise / Kontokarte etc ab ... - SM - Zufügen von Hieben mittels Instrument etc pp um nur einen winzigen Anteil zu nennen. Rapeplay , findet ja nun auch ggf unter Zustimmung, aber uU ohne jeweilige Bestätigung und evtl sogar ohne nähere Kenntnisse der Raper statt möglichweise alles seitens einer dritten Person organisiert...

      Ist das alles kein BDSM, weil es zumindest mal im Dunkelgraubereich ist? Ich denke es ist und ich denke es ist nicht vollumfäglich eine weiße Weste, sondern bedarf der Einzelbetrachtung.
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Die Frage um die es sich hier dreht, ist eindeutig formuliert und ich habe nur meine Meinung, allerdings auch eindeutig formuliert zum Ausdruck gebracht.

      Und irgendwelche Erklärungen, Ausreden, Rechtfertigungen etc., die aus meiner Sicht auch nicht dazu dienen die jeweilige persönliche Sicht auf das eigene BDSM zu erläutern sondern lediglich dazu, das eigene Fehlverhalten und somit Missachtung von Mensch und Gesetz schön zu reden ...... gehen mich zum ersten nichts an, werde ich aber weiterhin kritisieren.

      WEIL meine Meinung bleibt meine Meinung.

      Giftzwerg schrieb:

      Ich habe die erste Option gewählt.

      Zum ersten steht für mich IMMER der Mensch im Vordergrund, und nur der kann im gemeinsamen Spiel eventuell Gesetzes-Grenzen verschieben oder aufheben.

      Niemals ich. Dazu gehört für mich z.B. auch ein Spiel ohne Safewort, weil dies auch vorher so vereinbart wird.
      Ich muss gestehen, ich verstehe das Posting nicht... Einerseits schreibst du was von der "ersten Option" (also nur legales BDSM). Danach kommt aber der Satz mit "eventuell Gesetzes-Grenzen verschieben oder aufheben". Ja, was denn nun? Muss nun jedes BDSM absolut legal sein oder kann "der Mensch" im "gemeinsamen Spiel" diese Grenze aufheben, was dann bedeutet, dass doch außerhalb der Grenze "Legalität" gespielt werden kann - rein allgemein gesprochen.

      Die Frage ist ja nicht, ob DU die Gesetze brichst oder ob DU das einfach machen würdest, sondern lediglich, ob es noch valides BDSM sein kann, wenn bei einer Spielart Gesetze gebrochen werden, z.B. nachdem der Mensch im gemeinsamen Spiel eventuell Gesetzes-Grenzen aufgehoben hat.

      kitten schrieb:

      ist Spielen ohne Safewort als kleinere Gesetzesübertretungen zu verstehen
      Grundsätzlich ist ein Spiel ohne Safeword legal möglich, das Problem ist nur es ist nicht praktikabel da man bei allem was ein Nein sein könnte nachfragen müsste, wie es nun wirklich gemeint ist. Ohne Safeword zu spielen ist daher praktisch nur schwer legal möglich, ob es nun kleine oder eben große Gesetzesübertretungen sind hängt davon ab was man eben miteinander macht.

      Rehlein schrieb:

      Andererseits gibt es wie du ja schreibst auch Länder, in denen BDSM nicht legal möglich ist und ich finde es schwer zu sagen "die haben halt doofe Gesetze".
      Daher habe ich das Beispiel ausdrücklich auf Deutschland bezogen, denn:

      Rehlein schrieb:

      Für mich wichtig wären:
      - aktive Einvernehmlichkeit bei allen Beteiligten
      - keine Belastung für die Gesellschaft
      - und tatsächlich finde ich die dauerhaft bestehende Ausstiegsmöglichkeit auch zwingend notwendig wg. dem ersten Stichpunkt
      Genau das ist die Rechtslage in Deutschland :)

      Wie ersichtlich kommt es für mich auf die Art und Weise an wie das Gesetz gebrochen wird und ein kleiner oder mittlerer Verstoß führt für mich nicht dazu, dass dies dann kein BDSM mehr in meinen Augen sein kann. Bei heftigen Verstößen sehe ich es anders, in den Fällen ist es für mich kein BDSM mehr, sondern etwas von dem ich mich als BDSMler aktiv abgrenzen will.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Habe jetzt für Antwort 2 gestimmt.
      So wie ich mein BDSM lebe, ist es für mich richtig.
      Das sind Vereinbarungen die lediglich mich und meinen Partner betreffen.
      In einem BDSM das streng an die Rechtsprechung angelehnt ist, würde ich meine Neigung gar nicht ausleben können.
      Sicherlich bin ich damit nicht die Einzige.
      Von daher, solange alle Beteiligten sich bewusst sind, worauf sie sich einlassen und damit verantwortungsbewusst umgehen, ist die Gesetzeslage zweitrangig.
      Solange dies alles in einem einvernehmlichen Rahmen abläuft, wird es wohl auch keine Klagen geben.