Inwieweit muss BDSM legal sein?

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      naeDie8p schrieb:

      Ich verstehe immer die Frage "kann es BDSM sein?" nicht. Denn solange ich hier im Forum nicht die Gründung des gRfdVdrBDSMGs (großer Rat der Vergabe des richtigen BDSM Gütesiegels) oder den Erlass einer "EU Richtlinie 17/186-84 D - Kennzeichnungspflicht für im BDSM tätige Männer, Frauen, Menschen und Lebewesen / Lebensformen (ausser Tiere, Pflanzen und Einzeller) im grenzüberschreitenden Verkehr" verpasst habe, steht es doch niemandem von euch zu, BDSM zu definieren..
      Naja... also ich denke schon, dass sich BDSM vom einfachen Blümchensex unterscheidet, ;)

      Ich vergleiche die Frage gern mit zB dem Begriff "Tisch". Prinzipiell weiß jeder, was ein Tisch ist, aber es gibt da so viele Unterarten, dass man eine richtige Definition nur schwer findet. Fragt man jemanden, würde er ad hoc wohl meist sagen: Eine Platte mit 4 Beinen, auf die man etwas stellen kann (und ja, ich weiß, dass es HIER wohl ganz viele anders definieren... :D )
      Nur: Es gibt Tische auch mit drei, zwei, einem oder mehr Beinen.
      Andersherum: Es gibt Platten mit 4 Beinen, auf die man etwas stellen kann, das sind keine Tische, sondern Stühle (und es gibt auch Tische, die sind gleichzeitig Stühle). Usw. usf.
      Dennoch weiß man grds., was mit "Tisch" gemeint ist.
      So ähnlich ist es mMn auch mit BDSM.

      Natürlich kann man, wenn man zB gähnt, weil man müde ist, behaupten, das sei BDSM. Ist es das dann aber wirklich?
      Doch nur, wenn gewisse andere Komponenten dazu kämen.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      @MoMo also, wenn nach Deiner Aussage Eltern sich in der Kindeserziehung strafbar machen ,dann ist das durch nichts zu enthschuldigen oder zu begründen, schon gar nicht durch eine Privatsphäre o.ä. Im BDSM geht es um einvernehmliches Verhalten zwischen Erwachsenen, und nicht um Missbrauch an Schutzbefohlenen.
      Hausarrest ist nicht verboten. Auch Lehrer dürfen ne ganze Menge Dinge, die nicht verboten sind (Toilettenbesuch während der Stunde untersagen, wenn keine gesundheitlichen Gründe vorliegen o.ä.). Das sind keine Grauzonen und kein Gemauschel, das ist alles gesetzlich abgesichert... keine Sorge.

      MoMo schrieb:

      Finde auch, Privatleben ist da was anderes. Ich mein wieviele Eltern machen sich denn im laufe des Lebens laut Gesetz strafbar, wenn sie ihre Kinder erziehen.
      Ich kann mich an kein Verhalten meiner Eltern erinnern welches einen damaligen oder heutigen Straftatbestand erfüllt hat. Sicher ist die Erziehung von Kindern nicht leicht, dennoch sollte es möglich sein, die Gesetze, zum Schutz von Kindern, einzuhalten, denn man darf als Elternteil wirklich recht viel.

      MoMo schrieb:

      Ich dachte eher an sowas wie Hausarrest. --> verboten
      Du dachtest... sorry aber bei solchen Themen sollte man weiter denken und sich klar ausdrücken (ggf bei Unsicherheiten informieren bevor man etwas in den Raum wirft, was einige Menschen verletzen könnte). Zumal ein Hausarrest meines Wissens nach weder in Deutschland noch Österreich strafbar ist, sofern man nicht das Zimmer dabei abschließt oder es von langer Dauer ist und damit die soziale Interaktionsmöglichkeit des Kindes zu stark beschneidet. Genauso darf man Kindern das Taschengeld entziehen oder auch das Handy wegnehmen (reinschauen ist schon wieder ne andere Nummer), usw. Also was bleibt noch übrig an Maßnahmen die ernsthaft gemeint sein könnten...
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      MoMo schrieb:

      as sin absolut gängige "Erziehungsmaßnahmen". In Welcher Zuckerwatte Welt lebt ihr.
      *hüstel*....seit 01.01.2000 ist es in der BRD gesetzlich untersagt seine Kinder zu schlagen...genau so wie psychische Gewalt!

      und ja......es gibt auch für die Eltern Konsequenzen.....

      "gänig" ...ist so eine Sache......auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt trifft es für mich eher....im gesetzlich legalem Rahmen


      legal müsste es für mich sein...also auch bei TPE gäbe es für mich kein Sex mit Tieren zum Beispiel (aber das gilt nicht nur für ein bestimmtes Land sondern ist für mich auch eine ethische Einstellung und das ist unabhänig von den Landesgesetzen für mich)
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Dis Diskussion krankt daran, dass "muss" ein zweideutiger Begriff ist und die Diskutierenden sich nicht einig sind, ob damit ein logisches "muss" gemeint ist ("Wenn A = Teil von B ist und B komplett enthalten in C, dann muss A Teil von C sein") oder ein normatives ("Man muss sich an Gesetze halten, weil sonst alles den Bach runtergeht").

      Ich dachte, es gehe um Ersteres - aber ich habe festgestellt, dass wir aneinander vorbeireden.

      Gentledom schrieb:

      kitten schrieb:

      ist Spielen ohne Safewort als kleinere Gesetzesübertretungen zu verstehen
      Grundsätzlich ist ein Spiel ohne Safeword legal möglich, das Problem ist nur es ist nicht praktikabel da man bei allem was ein Nein sein könnte nachfragen müsste, wie es nun wirklich gemeint ist. Ohne Safeword zu spielen ist daher praktisch nur schwer legal möglich, ob es nun kleine oder eben große Gesetzesübertretungen sind hängt davon ab was man eben miteinander macht.
      Wir spielen im Metakonsens und daher auch ohne Safeword. Soweit ich weiß gibt es eine Rechtsauslegung die besagt, dass es nicht per se illegal ist. Jedenfalls nicht so lange Bottom mit allen Ereignissen grundsätzlich einverstanden ist. Sollte die Rechtslage anders aussehen, bleibt es für mich dennoch BDSM ;)
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      Für mich muss BDSM bis zu dem Punkt legal sein, an dem man eine Vereinbarung zurück nehmen kann. Für mein Rechtsempfinden ist es völlig in Ordnung wenn zwei Erwachsene Menschen in beiderseitigem Einverständnis miteinander machen, was auch immer sie wollen, selbst wenn das in nicht umkehrbare Bereiche vorgeht (ich führe das aus FSK Gründen nicht näher aus, ich denke wir haben alle ein Bild im Kopf). Auch ist es für mich vollkommen in Ordnung wenn ein Mensch für zum Beispiel die Zeit einer Session die völlige Autonomie über den eigenen Körper Abtritt, solange dieser Zeitraum fest beschrieben, und allen bekannt ist. So würde ich das auch gesetzlich regeln, wenn ich könnte.
      Heraklit: "Der Krieg (Schmerz/Leid) ist der Vater aller Dinge."
      So lebe ich Beziehungen.

      HerBeast schrieb:

      Für mein Rechtsempfinden ist es völlig in Ordnung wenn zwei Erwachsene Menschen in beiderseitigem Einverständnis miteinander machen, was auch immer sie wollen, selbst wenn das in nicht umkehrbare Bereiche vorgeht
      Ich bin recht froh darüber, dass der Gesetzgeber Amputationen untersagt die einfach nur der persönlichen Luststeigerung dienen. Denn die Gesellschaft muss nachher im Zweifel dafür zahlen, dass jemanden etwas fehlt und bei weitem nicht jeder erwachsene Mensch der in so etwas einwilligt ist später damit glücklich. Ja, an manchen Punkten darf oder besser sollte der Staat seine Bürger vor sich selber schützen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Das ist ein völlig verständliches Argument, aber dessen Durchführung ist in sich inkonsequent. Es gibt haufenweise Dinge, welche erlaubt sind, aber das Risiko in sich bergen, dass man es a) später bereut oder b) die Gesellschaft dafür später zahlen muß: Rauchen, Alkohol, Risiko-Sportarten, 180 auf der Autobahn, etc.

      Und das ist letzten Endes auch gut so, weil wir eben nicht in einem Land leben, wo die Gesellschaft das absolute Maß aller Dinge ist, sondern wo auch das Invididuum wichtig ist und es deshalb Freiheiten gibt, die evtl. für die Gesellschaft als Ganzes letzten Endes weniger prickelnd sind. Das ist letzten Endes eine Abwägung und nichts, was man pauschal sagen kann: Welche Freiheiten darf einem der Staat nehmen um dich zu schützen? Persönlich bin ich da eher risikofreudig, denn der Staat kann letzten Endes eh keinen sicheren Schutz garantieren, also sehe ich nicht, wieso ich da Freiheiten für aufgeben sollte. Aber, wie gesagt, das ist Abwägungssache und natürlich ein deutlich komplexeres Thema als "Jo" oder "Nö".

      Gentledom schrieb:

      HerBeast schrieb:

      Für mein Rechtsempfinden ist es völlig in Ordnung wenn zwei Erwachsene Menschen in beiderseitigem Einverständnis miteinander machen, was auch immer sie wollen, selbst wenn das in nicht umkehrbare Bereiche vorgeht
      Ich bin recht froh darüber, dass der Gesetzgeber Amputationen untersagt die einfach nur der persönlichen Luststeigerung dienen. Denn die Gesellschaft muss nachher im Zweifel dafür zahlen, dass jemanden etwas fehlt und bei weitem nicht jeder erwachsene Mensch der in so etwas einwilligt ist später damit glücklich. Ja, an manchen Punkten darf oder besser sollte der Staat seine Bürger vor sich selber schützen.
      In den Nutzungsbedingung steht, das man hier keine politische Diskussion führen soll, aber hier wurde sie ja, wie dort erwähnt, vom Leiter gestartet.
      Für mich ist das die völlig falsche Herangehensweise. Ich muss ganz klar, und grundsätzlich sagen, nein. Der Staat hat den Bürger eben nicht vor sich selbst zu beschützen. Da gibt es für mich keine Ausnahmen. Kein Schutz vor sich selbst durch ein Verbot von Drogen, durch ein Verbot von Selbstverletzung, oder Selbstverletzung durch eingewilligtest Mitwirken anderer. Kein Schutz vor sich selbst durch ein Verbot von Selbstmord, oder Sterbehilfe. Der Staat hat mich vor Schaden durch andere, an Leib und Leben, sowie an meinem Eigentum zu schützen. Daraus hervor gehen seine zwei primären Aufgaben, innere und äußere Sicherheit. Was ich mache, und mit mir machen lasse, ohne andere zu gefährden, oder deren Eigentum, hat in meinem Rechtsempfinden, grundsätzlich legal zu sein. Alles andere macht mich zu einem unmündigen, und in den elementarsten Rechten beschnittenen modernen Sklaven, ohne körperliche Selbstbestimmung. Niemand kann besser als ich entscheiden, ob ich eine Drogen nehmen soll, ob ich meinen Arm wirklich brauche, oder ob ich den Freitod wähle. Der Staat ist vor allem die letzte Institution, die sich diese Macht heraus nehmen können dürfte.
      Soviel zum moralischen und theoretischen Teil. In der Realpolitik, wie viele Leute aus deinem Bekanntenkreis fangen morgen an diese extreme Art von Vorgehen an den Tag zu legen? Braucht der Bäcker zu dem ihr jeden Morgen geht doppelt so viele Angestellte, weil niemand mehr alle Arme hat? Was denkt ihr? Wird nicht in relevanten Massen passieren. Von daher, wir müssen auch bezahlen, wenn irgend ein Genie auf die Idee kommt volltrunken aus dem zweiten Stock auf einen Scherben Haufen springen zu müssen. Deshalb Alkohol verbieten?
      Und zu meinem letzten Punkt, was ist das den für eine Argumentationsweise "und bei weitem nicht jeder erwachsene Mensch der in so etwas einwilligt ist später damit glücklich"? Hast du das in die letzte Konsequenz zu Ende gedacht? Wie sieht das mit Piercings oder Tattoos aus? Im Endeffekt bestreitest du hier die Fähigkeit der allgemeinen Bevölkerung, des Souveräns dieses Staates, eine Entscheidung zu treffen, mit der sie leben kann. Dieses Argument, ad absurdum, stellt nicht nur die gesamte Demokratie, sonder die menschliche Berechtigung auf eigene Entscheidungen in Frage.
      Heraklit: "Der Krieg (Schmerz/Leid) ist der Vater aller Dinge."
      So lebe ich Beziehungen.
      Der Staat schreitet nur ein, wo eine Sittenwidrigkeit angenommen wird... und das macht er inzwischen nicht mehr leichtfertig.

      Akute Gefahr fürs Leben, Amputationen, usw... alles unterhalb dieser Schwelle wird als akzeptabel eingestuft und somit betrifft dieser Eingriff 99,9999% der Handlungen eben nicht. Wer saufen will, soll es tun, wer rauchen will auch oder wenn jemand 180 auf der A2 fährt, sofern er damit nicht gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung verstößt.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      @Kleanthes
      Ich verstehe das man das anders sehen kann, aber ich sehe es wie Thomas Jefferson: "Wer ein bisschen Freiheit für viel Sicherheit aufgibt, hat beides nicht verdient"
      Die persönliche Freiheit ist für mich das höchste gut der Zivilisation, und steht über Sicherheit, Umkosten, oder ähnlichem.
      Heraklit: "Der Krieg (Schmerz/Leid) ist der Vater aller Dinge."
      So lebe ich Beziehungen.

      HerBeast schrieb:

      Von daher, wir müssen auch bezahlen, wenn irgend ein Genie auf die Idee kommt volltrunken aus dem zweiten Stock auf einen Scherben Haufen springen zu müssen. Deshalb Alkohol verbieten?

      HerBeast schrieb:

      ob ich meinen Arm wirklich brauche

      Jede Amputation eines Armes, führt dazu, dass dieser ab ist.
      So gut wie kein Alkoholrausch führt zu einem Ergebnis das damit vergleichbar ist.

      Klar kann man gegen Alkohol sein und sagen, warum ist das erlaubt und andere gefährliche Sachen verboten. Aber Amputation ohne medizinische Indikation und Bier/Schnaps zu vergleichen finde ich doch sehr gewagt...

      HerBeast schrieb:

      Die persönliche Freiheit ist für mich das höchste gut der Zivilisation
      Gerade die Zivilisation fußt auf der Interaktion zwischen den Menschen und damit einer automatischen Beschneidung der Freiheit.

      Als wir uns vom Jäger und Sammler zum Bauern entwickelt haben, ging die Freiheit verloren umherzuziehen. Dafür gab es aber ein mehr an Sicherheit bei anderen Faktoren.

      Wobei das nun zu weit führen würde und vor allem weg vom Thema BDSM :)

      Sittenwidrig ist beim BDSM sehr wenig, was sittenwidrig ist da kann ich die Erwägungsgründe aber mehr als gut nachvollziehen und bin froh über den Staat.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff