Sehnsucht der sub nach Führung… angeboren oder anerzogen?

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      kara schrieb:

      @Feuerpferd, unter Führung verstehe ich, dass er mich begrenzen kann - dazu waren irgendwann weder Elternhaus noch etwas/jemand anderes mehr imstande. Dies hat zur Folge, dass ich mich nur durch jemanden lenken lasse, der noch extremer ist als ich es bin. Ich spüre kaum Grenzen in mir,
      Das finde ich sehr spannnend und wirklich interessant. Vielen Dank für diese Perspektive! :blumen:
      Denn ich bin zB jemand, der sich immer zu sehr begrenzt hat (und das oft immer noch tut). Ich spüre ständig und immer Grenzen in mir.
      Vielleicht habe ich deswegen auch Probleme mit solcher Führung. Ich "führe" mich in der Hinsicht selbst schon genug.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Ich kann mich in diesem Thread auch nicht wirklich wiederfinden, weil für meinen Fall das Wort "Sehnsucht" zu stark ist. Ich find es einfach erregend, das ja. Aber ich leide nicht still in meinem Herzen vor mich hin, wenn ich keinen Mann zum Spielen finde :) Trotzdem bin ich eine Sub.

      Was ich bemerkenswert an BDSM und Sub-Sein finde, ist weniger, dass wir gerne führen oder führen lassen, sondern vielmehr, dass wir dieses selbstverständliche und im Alltag aus beiden Perspektiven jedem Menschen auf der Welt bekannte Führen und Führenlassen sexualisieren! Wo DAS herkommt, fänd ich dann auch spannender, herauszufinden.

      Denn das Maß, in welchen Lebensbereichen und in welchem Umfang wir dieses sexualisierte Führen und Führenlassen praktizieren möchten, ist individuell sehr verschieden ist (Casual Dates, Spielpartner, Partner "auf Augenhöhe", 24/7 oder TPE...). Aber gemeinsam ist uns, dass wir es nicht nur "sinnvoll im Job" finden oder in anderen mehr oder weniger notwendig hierarchischen Gefügen (Kindererziehung, Polizei, Militär, Bildungswesen), sondern dass wir es auch in sexualisierter Form erleben wollen.

      (Und bevor mich hier jemand missversteht: Mit "sexualisiert" mein ich nicht nur den mechanischen Moment des Rein-und-Raus-Spielchens, sondern alles, was mit Beziehung, Flirt, Erotik oder Partnerschaft zu tun hat - inklusive dem romantischen Miteinander-Alt-Werden-in-guten-wie-in-schlechten-Zeiten ;) )
      @Feuerpferd und @kara Ich habe grade sehr fasziniert eure Definitionen zu Führung gelesen, weil ich was ganz anderes mit dem Begriff verbinde.

      Der Begriff ist für mich absolut positiv besetzt und ich bringe sowas wie disziplinieren (das klingt ganz furchtbar nach Strafe, die auf psychologischer Ebene angelegt ist für mich) und begrenzen (das verbinde ich mehr mit kleinhalten) damit gar nicht in Verbindung.
      In erster Linie verknüpfe ich damit positive Erfahrungen aus dem Berufsleben damit: ich wurde damals an meine mir vorher komplett fremden Aufgaben in einem Unternehmen mit sehr flachen Hierarchien durchaus herangeführt, musste aber sehr schnell selbstständig und verlässlich funktionieren. Danach wurde ich teilweise ausdrücklich dafür beschäftigt, andere anzulernen. Das bedeutete, ich war die primäre und wichtigste Ansprechpartnerin für diesen Menschen, dem ich Unsicherheiten nehmen musste und gleichzeitig unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten vorausschauend auf das stressige und sehr intensive Teamwork auf diesem Arbeitsplatz vorbereiten musste. Ich habe diese Menschen in dieser Phase geführt, begleitet, ihnen Sicherheit gegeben und dafür gesorgt, dass sie sofort nach dem Ende dieser Anlernphase auf hohem Niveau, wie es gewünscht war, einsatzfähig waren. Ja, ich habe ihnen die Grenzen und Regeln des Arbeitsumfeldes aufgezeigt, aber in erster Linie habe ich ihnen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten gegeben und fachliche Sicherheit vermittelt, damit sie gewappnet für das Arbeitsleben beim Stoßen auf Grenzen eben auch so weit es ihre Kompetenzen erlaubten, Entscheidungen im Sinne des Unternehmens treffen konnten. Wenn ich mich durchsetzen musste in diesem Umfeld (und das musste ich auch gegenüber deutlich Höhergestellten, das war gewünscht) dann ging das grundsätzlich über Kompetenz und Vertrauen in meine Fähigkeiten, niemals über die Position, die ich eigentlich innehatte. Selbst wenn ich es tun hätte können, habe ich Überzeugen und mentales Mitnehmen bevorzugt.

      Und diesen Führungsansatz, den ich aus meiner Kindheit nicht kenne - ich wurde überhaupt nie von meinen Eltern an irgendwas rangeführt oder gar geschützt, ich wurde noch unter 10 in eine Erwachsenenrolle gedrängt mit Führen und Stabilisieren und danach überfahren und galt bis ich anfing zu schweigen, als frech, weil ich zuviel berechtigt hinterfragte - übertrage ich ins BDSM für mich. Sprich wenn hier jemand im Forum schreibt, Hilfe mein Dom redet nicht mehr mit mir, Was ist damit gemeint und ist das Strafe, dann sträuben sich mir die Nackenhaare, denn wenn die Leute, die ich angelernt hatte, durch die Gegend gelaufen wären und andere Menschen fragen hätten müssen, was ich ihnen grade beibringe, hätte ich ziemlichen Ärger bekommen, weil ich sie nicht angemessen geführt hätte.

      Jemand, der mich führt und bewiesen hat, das ich die Kontrolle an ihn abgeben kann, weil er eben auf mich aufpasst und mich vorbereitet und mir erklärt, was er von mir erwartet, darf mich in weiterer Folge dominieren und seine Erwartungen durchsetzen. Und danach kommt das Disziplinieren. Wie soll ich mich fallen lassen und überhaupt irgendwas zulassen, wenn ich nicht geführt werde? Also das Führen ist für mich eher die Möglichkeit, über Grenzen zu gehen, die ich zb. sonst nicht überschreiten würde. Das gibt mir quasi die Flügel, die ich brauche, um weiterzugehen. Es ist die Basis für alles BDSM-lastige in der Beziehung.
      Und naja, wenn ich anfangen muss, mich selber zu führen, wirds echt kritisch, weil das stellt das Machtgefälle sofort in Frage für mich. Was für den Menschen am anderen Ende der Leine echt fies werden kann, aber in der Hinsicht kann ich nicht aus meiner Haut.
      Ich empfinde BDSM und Führung grundsätzlich aber auch weniger als Kompensation, sondern eher als Ergänzung.
      Genau deswegen habe ich gefragt, was jeder hier unter "Führung" versteht, @sherazade.
      Dein Führungsansatz ist der Idealfall. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich jeder damit assoziiert.

      Ich empfinde den Begriff des Disziplinierens, wie ich es meine (so eine Art strenges Korsett und gerade KEINE Strafe. Denn natürlich gibt es auch Disziplinieren als Strafe, aber das ist ein anderer Begriff, den ich gerade nicht meine), für mich sinnvoller als "Führung", es ist für mich nicht meine Definition von Führung. Da habe ich mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt.
      Meine (einfache) Definition von Führung war der Satz danach: Führer ist der Wissende und der Geführte ist der Unwissende.
      Ich sehe mich aber nicht als Unwissende.
      Deshalb habe ich ein Problem mit dem Begriff "Führung".
      Im Grunde sind es mMn persönliche Erfahrungen, die uns mit gewissen Begriffen bestimmte Emotionen verbinden lassen. Die bestimmte Begriffe eher negativ oder positiv besetzen. Ergo: Alles individuell. Wie immer.

      Ich wurde zB in meiner Kindheit ständig ausgebremst, immer vor allem geschützt. Mir wurde alles "gesagt", immer gewarnt vor möglichen negativen Konsequenzen.
      Meine Voraussetzungen waren demach völlig anders als Deine. Und dennoch bin auch ich Sub.

      Was ich damit sagen will: Jede/r von uns Subs hat andere Erlebnisse in der Kindheit (teilweise sogar konträr) und andere Erziehungen gehabt und dennoch sind wir alle Subs.
      Deswegen glaube ich nicht, dass das Geführt-Werden-Wollen anerzogen ist.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Mit dieser Frage/diesem Thema habe ich mich vor längerer Zeit auch beschäftigt, immer wieder in einigen Abständen. Auch die Frage "was willst du eigentlich, was erwartest und was brauchst du" spielte dabei immer zentraler eine Rolle.
      Natürlich wurde dabei auch mein Elternhaus in allen Facetten beleuchtet, da ich nach einigem Nachdenken und Selbstreflektieren dazu tendierte, einen Dom zu "brauchen", der eher begleitet, statt führt. Von Haus aus wurde ich zu einer starken, selbstbewussten jungen Frau erzogen, die auch ohne Mann problemlos im Leben stehen kann. Meine Eltern haben beide studiert (Pädagogik, nur in verschiedene Richtungen) und das Rollenbild war: die Frau hält dem arbeitenden Mann den Rücken frei und versorgt Haus/Kinder, sodass er abends ausruhen konnte. Ein ziemlich altmodisches Bild, mag sich da so mancher denken, aber es gab mir die dringend benötigte Stabilität im Leben. Meine Mutter erzog mich, vergab auch Strafen, und dennoch respektierte ich meinen Vater um Längen mehr. Dieser war und ist ruhig, baute schon immer auf Konversation, gab die Richtung an, in der man gehen konnte, jedoch musste ich immer auch darüber nachdenken und mich dazu äußern, was ich überhaupt will. Und, wie man dieses auch erreichen kann. Der Leitspruch "man kann den Weg weisen, die Türe öffnen, doch musst du allein hindurch gehen" begleitet mich bis heute.
      So weit ich aber zurück blicken kann, war ich schon immer, selbst als Kind, in gewisser Weise devot. Ich wollte immer "stolz" oder wenigstens "zufrieden" machen, also mein jeweiliges Gegenüber. Sei es nun Mutter, Vater, oder meine Großeltern, da war es eigentlich egal. Selbst in der Schulzeit war es nicht anders. Wenn ich zum Beispiel in Mathe "versagte", war das für mich wie ein tiefer Fall, obwohl meine Eltern und Lehrer immer ausdrücklich sagten, dass ich für mich lerne, nicht für sie. Mag für diese ja so gewesen sein, für mch war es seltsamerweise vom Gefühl her immer anders.
      Ich würde sagen, dass es bei mir nicht anerzogen, sondern schlicht schon immer da war. Ich kompensiere damit kein instabiles Elternhaus oder anderes, sondern blühe regelrecht auf, wenn ich über mein alltägliches Dienen meiner Familie gegenüber noch anderweitig und in anderer Form dienen darf.
      Bei mir ist es nicht der Wunsch nach Führung, sondern die Kontrolle abgeben zu dürfen und zwar in verantwortliche Hände.
      Mich hingeben und damit Fallen lassen zu können und mir dabei sicher zu sein, dass grösste Fürsorge der Gegenpart zu meinem Geschenk ist.
      Und das hat sicherlich mit meiner frühesten Kindheit zu tun...
      Für mich ist es weder angeboren noch anerzogen, ich vermute, es hat in meiner Prägephase seinen Ursprung.

      Loslassen zu können ist ein grossartiges Gefühl :love: , aber Neigung hin oder her, fühle ich mich in seinen Händen nicht gut aufgehoben - eben "mangelnde Fürsorge" - nehme ich mein Geschenk Schritt für Schritt wieder zurück 8| , deshalb sollte ich eigentlich eher von einer Leihgabe sprechen. Ich habe damals "gelernt", dass ich mich nur auf mich verlassen kann. Also irgendwie Neigung kämpft mit Lernerfahrung. :pardon:
      Es kann aber auch gut sein, dass ich kindliche, negative Gefühle über meine Neigung versuche "ins Positive" umzuwandeln.

      Und bevor ich jetzt das Gefühl kriege, eine Psychiater aufsuchen zu müssen :monster: ... beende ich diesen Sermon mal :P
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Feuerpferd schrieb:

      Das finde ich sehr spannnend und wirklich interessant. Vielen Dank für diese Perspektive!
      Denn ich bin zB jemand, der sich immer zu sehr begrenzt hat (und das oft immer noch tut). Ich spüre ständig und immer Grenzen in mir.
      Vielleicht habe ich deswegen auch Probleme mit solcher Führung. Ich "führe" mich in der Hinsicht selbst schon genug.
      @Feuerpferd Ja, ich bin auch ein Freund von Multiperspektivität :D .
      Aber...ich habe eine Verständnisfrage: Wenn Du Dich selbst führst, brauchst Du also jemanden, der Dir die Führung temporär abnimmt, damit Du 'freier' sein kannst?
      Habe ich das richtig verstanden? Hat es etwas mit Befreiung von (anerzogenen) Ängsten zu tun?

      Feuerpferd schrieb:

      Ich wurde zB in meiner Kindheit ständig ausgebremst, immer vor allem geschützt. Mir wurde alles "gesagt", immer gewarnt vor möglichen negativen Konsequenzen.
      Oh ja, das haben meine Eltern auch versucht, in den ersten Kinderjahren klappte es sogar.
      Aber je älter ich wurde, desto 'unhaltbarer' wurde ich. Ich durchschaute ihr System und irgendwann konnten sie mich gar nicht mehr erreichen. Negative Konsequenzen haben mich nicht sonderlich beeindruckt; ihre Grenzen waren einfach nicht meine.

      sherazade schrieb:

      Jemand, der mich führt und bewiesen hat, das ich die Kontrolle an ihn abgeben kann, weil er eben auf mich aufpasst und mich vorbereitet und mir erklärt, was er von mir erwartet, darf mich in weiterer Folge dominieren und seine Erwartungen durchsetzen.
      Damit gehe ich konform :yes: .

      sherazade schrieb:

      Also das Führen ist für mich eher die Möglichkeit, über Grenzen zu gehen, die ich zb. sonst nicht überschreiten würde. Das gibt mir quasi die Flügel, die ich brauche, um weiterzugehen
      Hmm, und da unterscheiden sich unsere Wahrnehmungen.
      Ich brauche niemanden, um Grenzen zu überschreiten oder um mich frei zu fühlen (das kann ich hervorragend auch völlig autonom), sondern ich brauche IHN, um meine Grenzen zu spüren, er zeigt mir diese quasi auf - von oben, beispielsweise durch extremes Machtgefälle im SM oder D/s; es lässt sich sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Ebene übertragen.
      Da brauche ich tatsächlich jemanden, der sagt: "Stop, Name, das machst Du jetzt nicht. Hier ist Schluss für Dich. Ich zeige Dir Deine Grenze."
      Da fühle ich einen Bruch, ein Regelwerk, das ich anerkenne - etwas, das mich aufhält.
      Seine Führung gibt mir somit den Ordnungsrahmen vor, in dem ich mich bewege, weil ich den Sinn und das Ziel des Ganzen dahinter verstehe.
      Und natürlich gebe ich mich durch Führung dann ganz hin, lasse komplett los. Die Erfahrung rechtfertigt diese Einstellung.
      Er hat es sich in meinen Augen mehr als verdient, da er mich und uns bis dato sehr gut geführt hat.
      Und das scheint keine einfache Aufgabe zu sein, wie er mir zwischendurch immer wieder lachend und augenzwinkernd versichert :D .
      Wenn ich das hier so lese, bin ich froh zu wissen, dass ich mich nicht nach dem Verhalten meines Vaters sehne oder überspitzt nach einer Vaterfigur. Mein Partner ist um einiges älter als ich und ich würde es mir verbitten, wenn jemand etwas in dieser Richtung zu mir sagen würde. Ich suche definitiv nicht irgendwas aus meiner Vergangenheit oder etwas was ich in meiner Kindheit vermisst habe. :pardon:

      Ich war schon immer devot soweit ich mich zurückerinnern kann. Wenn wir Kinder uns Spielzeug im Laden aussuchen dürften, stand ich zwar vor dem Spielzeug, aber hab nie eins ausgewählt. Auf die Frage, welches ich will, gab es immer ein "Nein Danke, XY soll sich eins aussuchen, das reicht mir". Dieses Verhalten wollte man mir aberziehen, aber die Natur bekommt man da nicht raus ;) ich ziehe mein Glück schon immer daraus anderen zu dienen. Das ich jetzt dafür die richtige Person gefunden habe ist um so schöner. Einfach weil wir beide es genießen können.
      Der Wunsch des Dienens beinhaltet folglich auch den Wunsch des Geführtwerdens. Das bedeutet für mich, dass ich jemanden brauche der das Sagen hat. Andernfalls kann ich nicht dienen. Das fängt schon bei kleinen Dingen an, wie zB das Einkaufen. Das kann ich auch gut alleine (sieht er anders :rofl: ) für mich. Da es aber ohne seine "Führung" nicht seinen Wünschen entspricht, hat er da die Hosen an. Seine Führung hilft also das unser Leben nach seinen Vorstellungen gelebt wird. Sie dient als Feinschliff.

      Da das Dienen meiner Natur entspricht, fehlte mir die Führung unglaublich. Ich war wie eine Ertrinkende verzweifelt auf der Suche. Auf der Suche nach meinem Führer. Mein Führer nahm mich so wie ich war und schleift nun an mir herum wie es ihm gefällt. Uns gefällt.

      Disziplinierung hat für mich eher einen strafenden Charakter. Wenn ich mich nicht diszipliniert verhalte, erfolgt eine Disziplinierung bis ich mich so verhalte wie er es will. Es beinhaltet für mich eine Änderung (mit Strafen oder mir missfallenden Reaktionen) gegen meinem Willen. Führung ist der gewollte Weg. Wir gehen dahin wohin er es will. Beides gehört für mich als Sub dazu.

      kara schrieb:


      sherazade schrieb:

      Also das Führen ist für mich eher die Möglichkeit, über Grenzen zu gehen, die ich zb. sonst nicht überschreiten würde. Das gibt mir quasi die Flügel, die ich brauche, um weiterzugehen
      Hmm, und da unterscheiden sich unsere Wahrnehmungen.Ich brauche niemanden, um Grenzen zu überschreiten oder um mich frei zu fühlen (das kann ich hervorragend auch völlig autonom), sondern ich brauche IHN, um meine Grenzen zu spüren, er zeigt mir diese quasi auf - von oben, beispielsweise durch extremes Machtgefälle im SM oder D/s; es lässt sich sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Ebene übertragen.
      Da brauche ich tatsächlich jemanden, der sagt: "Stop, Name, das machst Du jetzt nicht. Hier ist Schluss für Dich. Ich zeige Dir Deine Grenze."
      Da fühle ich einen Bruch, ein Regelwerk, das ich anerkenne - etwas, das mich aufhält.
      Seine Führung gibt mir somit den Ordnungsrahmen vor, in dem ich mich bewege, weil ich den Sinn und das Ziel des Ganzen dahinter verstehe.
      Und natürlich gebe ich mich durch Führung dann ganz hin, lasse komplett los. Die Erfahrung rechtfertigt diese Einstellung.
      Er hat es sich in meinen Augen mehr als verdient, da er mich und uns bis dato sehr gut geführt hat.
      Und das scheint keine einfache Aufgabe zu sein, wie er mir zwischendurch immer wieder lachend und augenzwinkernd versichert :D .

      Da gehe ich mit dir zu 80 % konform, denn gerade durch die Führung und das Aufzeigen der Grenzen, fühle ich mich frei. Meine Grenzen durch ihn sind meine Freiheit. Zu merken, wann man keinen Schritt mehr weitergehen darf, wann man zu schweigen hat, ist für mich der Inbegriff von Freiheit. Die Fesseln der Freiheit. Ohne seine Grenzen, sein "Bis hierhin und nicht weiter", die Möglichkeit alles machen zu können was man will, haben mich eingeengt. Damit fühlte ich mich niemals frei. Wirklich frei fühle ich mich durch das Eingesperrt sein.
      Die Freiheit da draussen war einfach nie meine. Die Freiheit zu tun und zu lassen was man will, geben mir nichts. Meine Freiheit ist nicht die allgemeingültige Freiheit. Für mich bedeutet sie: Geführt werden, Grenzen zu bekommen, nach Spielregeln zu leben, zu jeder Zeit seins zu sein. Eben alles was die Welt da draußen als unfrei ansehen würde.

      senait schrieb:

      kürzlich fand ich eine Mail von einer anderen sub, in der sie unter anderem folgende Sätze schrieb: "Ich brauche Führung! Ich will Führung! Das kann doch nicht normal sein oder ist das bei Dir auch so? Wie suchst Du da den richtigen DOM?" in meinem Postfach. Okay dachte ich mir, sie tickt annähernd wie Du und schrieb ihr zurück.

      „Ich merke immer noch, wie es mich fasziniert, wenn ich nach Führung förmlich lechze, aber dann gibt es auch diese Momente, in denen ich mich genau dagegen zur Wehr setze. Inwieweit sowas normal ist, kann ich nicht beurteilen und ehrlich ich will es auch nicht, das macht mich dann nur unsicher und Unsicherheit hatte ich die letzten Monate genug. Wie ich suche kannst Du in meinem Profil in der Com nachlesen, das würde jetzt hier ausufern.“ antwortete ich ihr.

      Dieser Mailaustausch brachte mich doch ins Grübeln. Woher kommt die Sehnsucht einer sub nach Führung, ist sie angeboren oder anerzogen oder gibt es noch ganz andere Ursachen? Was verbirgt sich in diesen zwei Sätzen „Ich brauche Führung.“ Und „Ich will Führung!“. Ist es die Sehnsucht nach Halt und Verlässlichkeit, was aus psychologischer Sicht die Erklärung sein könnte? Ist es Unsicherheit, Sehnsucht nach Geborgenheit, Verarbeiten von Erlebnissen aus der Kindheit?

      Ein möglicher Erklärungsansatz fiel mir durch puren Zufall in die Hände, als ich im Wartezimmer meines Zahnarztes in eine Illustrierten blätterte und auf einen Artikel zu BDSM stieß. In dem Artikel wurde eine Frau interviewt, die sich für einen Selbstversuch eine Weile in der Szene umgesehen hatte. Auf die Frage, die der Journalist ihr zum Thema „Sub sein - eine Einstellung, ein Erziehungsstil?“ stellte, antwortete sie: „Ich glaube es ist eine Kombination aus beidem. Zum einen die angeborene Neigung und zum anderen, Erlebnisse aus der Kindheit, bzw fehlende Grundbedürfnisse in der Kindheit, die eine sub kompensieren möchte.“

      Ich denke, so ganz stimmt das nicht. Sub sein ist eine Neigung Punkt, allerdings denke ich, dass eine bestimmte Vorliebenrichtung dann schon aus Kompensationsursache entstehen kann. Womit wir wieder beim Thema wären „Die Sehnsucht der sub nach Führung“. Ich halte es für möglich, dass sub, wenn es in der Kindheit und Jugend keine richtige Vaterrolle gab, zu mindestens keine, auf die man sich verlassen konnte, dass man dann im Erwachsenalter dies durchaus im sexuellen Bereich als sub nachholen oder auch abdecken es sozusagen kompensieren möchte.

      Wie seht ihr das?
      Ich brauche und ich will Führung, ja das kann ich auch zu 100% unterschreiben. Und trotzdem rebelliere ich ab und an auch ganz gerne dagegen - das liegt in meiner Natur und das habe ich inzwischen auch als so gegeben angenommen. Ich fühle mich damit auch ganz normal und lasse mich von anderen Sichtweisen in dieser Sache auch nicht mehr verunsichern. 8)

      Die Sehnsucht nach Halt und Verlässlichkeit spielt dabei gewiss eine Rolle, jedoch glaube ich nicht, dass ich dadurch eine fehlende Vaterrolle kompensieren muss. Mein Vater war durchaus sicher in seiner Rolle und hat auch eindeutig vorgegeben, in welche Richtung es gehen sollte. Insofern trifft diese These nicht auf mich zu. Und ich glaube auch nicht, dass ich damit Erlebnisse aus meiner Kindheit kompensieren muss. Zumindest sind mir keine Erlebnisse bekannt, die dafür in Frage kämen :gruebel:

      Ich glaube, dass ich eine Neigung habe, welche bereits von Geburt an in mir angelegt war, die sich aufgrund der Summe meiner Erlebnisse und Erfahrungen sowie der Prägungen im Laufe meines bisherigen Lebens weiterentwickelt hat. Es kickt mich, wenn mein Mann weiß was er von mir will und wie er es von mir bekommt, es kickt mich in diesem Kontext, wenn ich dominiert werde und mich unterordnen darf und deshalb lebe ich meine Neigung auch aus und ziehe daraus für mich positive Gefühle.

      Meine Neigung beinhaltet unter vielen andere Bedürfnissen auch die Sehnsucht nach Führung, wodurch dieses Bedürfnis ausgelöst wurde, darüber kann man nur spekulieren. Ich glaube nicht, dass es auf die Frage, woher dieses Bedürfnis kommt, eine Pauschalantwort gibt, die für alle Subs gültig und richtig ist. Und warum sollte die Ursache für die Sehnsucht einer Sub nach Führung ausgerechnet in einem Defizit in der Kindheit liegen? Auf solche Theorien reagiere ich mittlerweile recht sensibel, da diese BDSM dann doch wieder in die Nähe seelischer Erkrankungen rückt, und damit gehe ich mal so gar nicht konform. :miffy:

      Warum kann man die Sehnsucht einer Sub nach Führung nicht einfach als gegeben hinnehmen, so wie man die Vorliebe für eine bestimmte Lieblingsfarbe als gegeben annimmt? Weil BDSM nicht der derzeit gültigen gesellschaftlichen Norm von normaler Sexualität entspricht? Oder weil man vielleicht doch ab und an damit hadert und gegen die doch so sehr herbeigesehnte Führung rebelliert?

      Das ist für mich eben ein Teil des Reizes, den BDSM auf mich ausübt: Das Spiel um Macht und Unterwerfung. Dazu gehört in meinem BDSM von Zeit zu Zeit auch das Rebellieren, um sich letztlich dann doch wieder unterzuordnen. Ich persönlich weigere mich, mir die Freude am BDSM durch wilde Theorien vermiesen zu lassen, die es letztlich doch wieder als eine krankhafte, infolge von irgendwelchen Defiziten entstandene Störung der Sexualität abstempeln.

      In diesem Sinne, ein fröhliches Rebellieren ohne Gewissensbisse wünsch ich Euch Subs (jeden Geschlechts) ^^
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:

      kara schrieb:

      @Feuerpferd Ja, ich bin auch ein Freund von Multiperspektivität .
      Aber...ich habe eine Verständnisfrage: Wenn Du Dich selbst führst, brauchst Du also jemanden, der Dir die Führung temporär abnimmt, damit Du 'freier' sein kannst?
      Habe ich das richtig verstanden? Hat es etwas mit Befreiung von (anerzogenen) Ängsten zu tun?
      Beides, :D .
      Es befreit mich von selbst auferlegten Grenzen und Kontrollen (die mich oft daran hindern, wirklich ich zu sein). Und ja, ich kann in einem gewissen Grad auch Verantwortung abgeben, die ich im Alltag für fast alles allein übernehmen muss.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Hm, ich glaube nicht dass sich das Verhalten bzw die Erziehung meiner Eltern sehr auf meine Sexualität ausgewirkt haben. Ich würde viel mehr behaupten, dass wie in jedem anderen Bereich des Lebens auch, alle gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse im gesamten eine Rolle spielen.

      Ausschlaggebend bei mir war die große Neugier, schon als Kind war ich gedanklich sehr weit, habe früh gelesen (auch Bücher die eventuell nicht für mein Alter geeignet waren) war und überaus experimentierfreudig. Ich hatte Träume und Fantasien die in eine deutliche Richting gehen und auch schon damals ganz klar sexuell geprägt waren - und da war ich vielleicht 7 oder 8?

      Dann kamen später ab 12/13 Erlebnisse dazu, wie Mobbing, Ausgrenzung, sexuelle Übergriffe, noch später dann Partner die mein „Nein“ überhörten, Catcalling (was sicher viele Frauen kennen und hassen) - nur um mal ein paar Faktoren zu nennen, die in mir das Verlangen nach Schutz und behütet sein weckten. So wuchs der Wunsch nach einem Menschen an meiner Seite, der so viel größer und stärker ist als alle schlechten Erfahrungen. Jemand der auf mich aufpasst, mich unterwirft und dafür sorgt, dass ich loslassen kann und der mich schützend in seinen Händen hält. Allen Emotionen einen geeigneten Rahmen gibt und Platz für sie einräumt.

      Meine Eltern und deren Erziehung hatten damit eigentlich nichts zu tun, vieles was mich geprägt hat lag nämlich gar nicht in deren Hand. Ich würde sogar behaupten sie haben gute Arbeit geleistet, denn ich schäme mich nicht für das, was ich fühle und wie ich letztendlich geworden bin.

      Kleiner Funfact: bei der Wohnungsauflösung meiner Großeltern kam eine Bullwhip zum Vorschein ... vielleicht werden Neigungen ja vererbt :pardon:
      Jetzt fühl ich mich genötigt da nochmal reinzugrätschen :D

      So viele haben hier ausdrücklich geschrieben dass es nicht von den Eltern oder der Erziehung kommt, wo ich ein wenig den Endruck bekomme das man sich schon beinah dagegen wehrt dass es so ist. Wer Dinge (wie z. Bsp. BDSM) genießt, würde wohl kaum wollen, dass dies so einfach auf das Tun und die Erziehung der Eltern abgewälzt wird. Immerhin würde das auch komplett die "Freiwilkigkeit" der ganzen Sache rauben. Eventuell würde das sogar Charakterschwäche unterstellen, wenn man nur BDSM praktiziert weils einem die Eltern eingebläut haben, wie auch immer das passiert sein soll, auf dem Weg zum Erwachsen werden.

      Allerdings möchte ich jetzt nicht pauschal von euch allen die so gegen das Erziehungsding sind behaupten dass ihr lügt oder die Dinge so zurecht legt dass es so wirkt als wenn es eure eigene Entscheidung wäre. Das wäre schon sehr sehr fragwürdig von mir :D

      Wenn ich nicht von haus aus eine Affinität für BDSM als sexuelle Neigung mitgebracht hätte, würde mir wahrscheinlich schon eine Karriere bei der Bundeswehr, alles geben was ich bräuchte... mal so rein Theoretisch gesprochen. Auf Liebe oder Nähe brauch man dort allerdings nicht hoffen und so ist der Gedankengang für mich erledigt :D
      MMn. ist das Thema wie viele vor mir schon sagten, mindestens genauso vielschichtig und reich an Extremen wie BDSM selbst.

      Ich zumindest muss mir selbst gegenüber ehrlich genug sein und zugeben, dass die Erziehung meiner Eltern - oder vielmehr der Mangel dessen :D - wenn auch nicht entscheidend, durchaus ihren Teil dazu beigetragen hat, dass ich derart magnetisch von Dominanz angezogen werde.
      "She´s the giggle at a Funeral"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Cagna () aus folgendem Grund: Schreibfehler

      @Cagna naja aber andererseits, was ist dann mit Switchern bzw was ist mit meinem Zwillingsbruder der nun wirklich die gleiche Kindheit durchlaufen hat, wie ich und der trotzallem keine Affinität zu BDSM hat.
      Ich sage nur, dass der Anteil den meine Familie an meinem BDSM Ausleben hat, der ist dass ich sexuielle sehr offen erzogen wurde und somit meine Neigung ( also meinen Masochismus in meiner Jugend ) als etwas total normales annehmen konnte ich habe da nie mit mir gehadert. Aber das betrifft "nur" den Umgang damit.
      ich bin ja Späteinsteiger, habe meine Neigung erst mit über 40 entdeckt

      hatte ich früher schon Sehnsucht nach Führung ?

      Keine Ahnung , ich weiss es nicht
      Anerzogen würde ich nicht denken, ich glaube schon zu einem gewissen Teil angeboren

      Ein Mensch, der absolut keine Bedürfnisse nach Führung hat , von seinem Wesen eher der Rebell ist , ich denk wenn man den so erzieht dass er sich führen lassen soll, der wird immer dagegen kämpfen, sich auflehnen

      jenachdem wie stark dies ist z.b auch in der Gesellschaft gewünscht wird er sich evntl irgendwann fügen , seinem Schiksal ergeben wenn er selber nichts entscheiden darf, dennoch wird bei ihm glaub ich eher die Sehnsucht da sein da auszubrechen

      oder eben auch andersherum, ein Mensch der von früh her lernen muss Entscheidungen zu treffen , keine Möglichkeit hat sich auch mal auf andere zu verlassen, Verantwortung ect abzugeben, ja der wird es lernen, denn der Mensch will überleben

      aber bei wird es denk ich immer Kampf sein anstrengend sein, die Sehhnsucht nach Führung eben da, auch wenn er lebensfähig in der Lage ist selber zu entscheiden

      und dann gibt es eben alles dazwischen

      Ich hab jetzt selber z.B gar nicht so extrem die Sehnsucht mich in allen lebenslagen führen zu lassen

      In meiner Vanille ehe z.B war ich die jenige welche , die Entscheidungen traf, ob das in Kleinigkeiten war, wie Urlaubsreise, Erziehung Organisation des Haushalts

      Hab ich mich danach geseht da mehr abzugeben ?

      Vileicht ein wenig, oder eher andersherum ich hätte mir Unterstützung gewünscht, dass das was ich entscheide , ja auch mal falsch entschieden habe, mir nicht als Fehler ankreidet wurde

      ich wollte nie alles alleine entscheiden, aber mein Leben war so dass ich musste, und das ging, auch wenn es manchmal anstrengend war

      deswegen wirke ich wohl auf andere auch gar nicht so devot

      die Sehnsucht eben auch mal loslassen zu können, dass dir jemand sagt, hey mach dir keinen Kopf ich entscheide und alles wird gut, ich dabei aber auch dass gefühl haben kann , ja es wird wirklich alles gut , die ist da

      manchmal bekam ich es, nicht von meinem Partner , sondern von anderen Menschen, die mich an die Hand nahmen und sagten , los du machst jetzt ich helf dir, und das war so erleichternd

      die Führung im sexuellen, dass ist denk ich mal noch mal eine andere Sache, oder nicht ?

      Für mich ist es heute so, dass ich sexuell gerne die Führung abgeben will, die Verantwortung darüber, im Leben auserhalb dessen gar nicht so sehr, aber ich schöpfe Kraft hab das Gefühl es macht mich nach aussen stärker

      Da ich aber noch nie einen partner hatte, mit dem ich im BDSM Bereich auch Alltag lebte kann ich nicht mal sagen in wie weit ich da auch abgeben könnte

      Keine Ahnung ob das was ich jetzt schrieb etwas wirr ist

      aber anerzogen , nein ist es bei mir nicht, sondern ein Teil meiner Persöhnlichkeit, die so wie sie ist aber mit selbst alles wuppen auch klar kommt, auch wenn es auch anstrengend ist , manchmal

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von bastet ()

      Esmeralda schrieb:

      Kleiner Funfact: bei der Wohnungsauflösung meiner Großeltern kam eine Bullwhip zum Vorschein ... vielleicht werden Neigungen ja vererbt
      schmunzel, die frage hab ich mir auch schon gestellt, hab zwei meiner Kinder in einer anderen com gefunden... allerdings auf der andren Seiter der Macht ....das jetzt aber was für einen anderen Thread in Satire oder so..


      @'allich danke Euch für die tollen Ein-und Ansichten
      @Feuerpferd das ist ein englischer Begriff für jegliches nachstellen sexueller Natur auf der Straße und im öffentlichen Raum übersetzt bedeutet es eigentlich nur „hinterherpfeiffen“. Von dummen Sprüchen die man im Vorbeigehen abbekommt, Pfiffen bis hin zu Körperkontakt. Das geht vom typischen „hey süße“ von den doch immer sehr charmanten Bauarbeitern, bis zu den richtig ekligen Sachen wie Leuten die einem mit dem Auto langsam auffahren und dich bei runtergelassenem Fenster mehrere hundert Meter verfolgen und nicht von dir ablassen.

      Ich erlebe solche Situationen fast täglich, das mit dem Auto passierte sogar nur wenige Meter vor meiner Haustür.

      Das schlimme ist, dass viele Männer den Unterschied nicht kennen zwischen normalen Komplimenten (gegen die nun wirklich kaum eine Frau was hat) und diesem widerlichen nachstellen, was definitiv unter der Gürtellinie ist. Vor allem, wenn jemand Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gemacht hat. Paranoia Ahoi.
      Ich habe diesen Thread sehr gerne gelesen.

      Ich glaube definitiv, dass einige Charakterzüge in den Erbanlagen angelegt sind, es jedoch auf die Umwelteinflüsse ankommt, ob diese zum Vorschein kommen bzw. in welcher Ausprägung sie das tun. Unser Gehirn bzw. die neuroyalen Netze, welche für Verhalten da sind, bilden sich in den ersten 6 Lebensjahren. Dieser Teil ist unumstößlich. Deswegen gehen viele davon aus, dass Neigungen durch frühkindliche Prägungen entstehen und sieht man sich in der Literatur um, scheint Vieles dafür zu sprechen. Aber ebenso kann eine Neigung im Keim erstickt werden oder zumindest du deren Unterdrückung beigetragen werden, weil man diese beispielsweise zugunsten einer "gelungenen" Sozialisation hintenanstellt.

      Ich kann von mir mittlerweile behaupten, dass ich aufgrund meiner Erbanlagen, kindlichen Frühprägung und späteren Erfahrungen in Sozialisation und Umwelt eine natürliche, dienende Ader habe. Es macht mir Freude den Menschen um mich herum Freude zu bereiten; ich bin eine gebende, aufmerksame Person. Es entspricht meinem Naturell. Dass dieses Naturell in vielen vergangenen Jahren ausgenutzt worden ist, lag nicht daran, dass dieses "falsch" war/ist, sondern dass ich mit meinen Anlagen rücksichtslos und selbst-un-verantwortlich umgegangen bin; sprich zugunsten einer "gelungenen" Sozialisation über eigene Grenzen gegangen bin und immer wieder erlaubt habe, dass man mir sprichwörtlich Müll in mein Haus kippt wo hätten Tonnen oder gar Zäune davor sein müssen.

      Anfangs dachte ich weniger gebend zu werden, "härter" und (pseudo)autonomer zu werden wäre des Rätsels Lösung; sprich sich von meinem Führungsbedürfnis loszusagen und mich selbst zu 100% zu führen. Das gelingt mir bis zu einem gewissen Teil sehr gut. Ich bin ein pragmatischer, lösungsorientierter Mensch. Trotzdem gibt es Momente, die mich überfordern und wo ich keine Lösung sehe, orientierungslos bin. Gespräche bevorzuge, um Gedanken zu ordnen und auch einen "Ort" benötige, an dem ich - mit dem Gefühl der Wärme und Sicherheit des Angenommen Seins in all meinen Facetten - in Ruhe überlegen kann. Diesen "Ort" erlebe ich nur, wenn ich meinen Bedürfnis nach Führung nachkomme und mich dahingehend ausleben kann. Dieser "Ort" ist die Kirsche auf dem Cupcake, die ihn abrundet und vollkommen lecker macht.

      Was die Art der Führung angeht bin ich wohl, insofern ich es hier herauslese, ein Mischtyp zwischen @Feuerpferd und @kara. Ich benötige in der Tat jemanden, der Beides abdeckt, Begrenzen und Erweitern, je nach Situation, denn ich trage Beides in mir: die Dienen-Wollende und die Rebellin. Dahingehend habe ich Eure Diskussion sehr gern gelesen, ihr Beiden. Sozialisiert wurde ich eher wie @Feuerpferd, habe daraus aber einen sehr starken Autonomiedrang wie @kara entwickelt. Es gibt Situationen, wo meine Sozialisation zum Vorschein kommt und ich aufgrund fehlender Energie- und Zeitressourcen meinem Autonomiedrang nicht nachkommen kann und es gibt wiederum andere Momente, in denen ich beinahe "übers Ziel hinausjage".

      Generell verstehe und genieße ich Führung als Begleitung, als ein "an die Hand nehmen" und Eingehen auf individuelle Bedürfnisse und gemeinsam gesteckte Lernziele. In einem Dom habe ich immer einen Lehrer und Mentor gesucht, der mich fordert aber nicht überfordert und der konsequent und transparent agiert. Erst dann kann ich mein "Dienen Wollen" ausleben. Lerne und erfahre ich nichts Neues über mich und die Welt, dann verringert sich dieses Hingabe-Bedürfnis und auch meine masochistische Ader. Umso dankbarer bin ich, dass ich genau diese passende Kombination in meinem Leben habe.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Beides plus den Partner der es zulässt und die Freiheit all das zuzulassen. Es ist nicht nur einfach ein Gedicht lernen und dann klappt das . Den Menschen den ich liebe lässt beides zu Devotheit und Dominanz.
      Und weil ich spüre er mag beides holt er auch all das aus mir heraus. Ich bin nicht nur seine Femdom sondern auch seine Sklavin. Will damit sagen es war nicht von Anfang an da sondern ich habe gespürt dass er das auch mag und schaffte es vom Kopf darauf zu reagieren. Ich sag doch wenn man bedingungslos liebt ist man zu vielem fähig was man nicht glaubte. Ja es ist so.