Zufall? Schicksal? Egal!

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      Zufall? Schicksal? Egal!

      Ich möchte davon erzählen, wie aus meiner Phantasie gelebte Magie geworden ist. Um keinen Klarnamen zu nennen, werde ich von "meinem Mann" schreiben, auch wenn wir es nur bis zur Verlobung geschafft haben.

      Im Alter von 20 Jahren bin ich mit meinem ersten (und bis heute einzigen) Freund zusammengekommen. Wir kannten uns schon länger, er hatte ein Pferd im selben Stall, in dem mein Pflegepferd Forever stand. Als er nach Evers Tod und meinem endgültigen Schnitt mit diesem Thema auch außerhalb des Stalles meine Nähe suchte, begann ich zu ahnen, dass er sich für mich interessierte.
      Ich fand ihn auch nicht schlecht. Aber ich litt unter dem Verlust meines Pferdes und igelte mich regelrecht ein. Gott, wie war er geduldig! Keine meiner Zurückweisungen führte dazu, dass er mich endgültig in den Wind schoss.
      Nach und nach kamen wir uns näher und wir wurden ein Paar - soweit alles völlig normal. Wir führten eine, wie ich glaube, absolut durchschnittliche Beziehung, ohne das auch nur im Ansatz abwertend zu meinen. Wir gingen gemeinsam aus, wir verbrachten Abende auf der Couch, wir stritten uns, wir versöhnten uns, wir hatten ein für mich bescheidenes Erstes Mal und ein umso überwältigenderes zweites Mal. Kurzum: Ich war glücklich mit ihm. So glücklich, dass wir nach knapp einem Jahr zusammenzogen.
      Gedanken, die sich in meinen Kopf schlichen, wenn ich mit dem Kochlöffel im Essen rührte oder seinen Gürtel aus der Hose zog, bevor ich sie in die Waschmaschine stopfte, drückte ich rigoros weg. Das, was wir beide hatten, wollte ich nicht aufs Spiel setzen. Er war ein so wundervoller Mann gewesen und ich wollte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Bevor die Schwärmerei überhand nimmt, natürlich hatten auch wir unsere Differenzen. Besser gesagt, wir konnten streiten wie die Kesselflicker.

      Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen.
      An einem Samstagnachmittag, als wir von einem Kurztrip nach London zurückkamen, nahm ich die Post mit hinein und kochte uns einen Kaffee, während er sich um das Gepäck kümmerte. Ich ging die Post durch. Werbung, Werbung, ein Brief, nochmal Werbung. Achtlos riss ich den Umschlag auf.
      "Mist!", entfuhr es mir.
      "Was gibt’s?", wollte er wissen.
      Ich war geblitzt worden. Während ich noch grübelte, wie mir das entgangen sein konnte, machte er irgendeine überflüssige Bemerkung, ob das denn nun nötig gewesen sei. Und hui, da waren wir schon im schönsten Streit. Vielmehr ich stritt, er wurde immer ruhiger.
      Als mir endlich die Worte ausgingen, sagte er nur noch:
      "Dir gehört mal so richtig der Hintern versohlt."
      Mit diesen Worten verließ er die Küche und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Ich war wie vom Blitz getroffen. Das war nie ein Thema zwischen uns gewesen. Für mich war bis dato ohnehin nie etwas über mein Kopfkino hinaus passiert. Meine Gedanken fuhren Karussell, mein Magen Achterbahn.
      Keine Ahnung, wie lange ich in der Küche gestanden und um Fassung gerungen habe. Einige Minuten waren es sicherlich gewesen. Dann öffnete ich eine Schublade, nahm den Kochlöffel heraus und steckte ihn unter meinen Pulli in die Jeans. So ging ich zu ihm ins Büro.
      Er blickte gar nicht auf, als ich eintrat.
      "Hast Du das ernst gemeint?", fragte ich.
      "Was meinst du?"
      Er wusste bestimmt ganz genau, was ich meinte, wollte es aber wohl aus meinem Mund hören.
      "Dass ich es verdient habe, verhauen zu werden", fügte ich ziemlich kleinlaut hinzu.
      Jetzt wandte er sich mir wenigstens richtig zu.
      "Ja, das habe ich ernst gemeint. Wie denkst du darüber?"
      Ich konnte nichts antworten. Doch ich holte den Kochlöffel unter meinem Pulli hervor. Und er begriff. Er zog mich an sich, hielt mich lange in seinen starken Armen, bevor er mich übers Knie legte. Ich empfing meine erste Bestrafung aus seiner Hand. Er nahm sich Zeit. Er war gründlich. Er sagte mir Dinge, die ich bis heute in meinem Herzen trage.
      Irgendwann war es vorbei. Ich war in einem emotionalen Ausnahmezustand und brauchte seinen Trost. Er trug mich nach nebenan, wo wir uns im Bett aneinanderschmiegten. Mir wurde eröffnet, dass er mich von nun an bestrafen würde, wann immer er es für nötig hielt.
      "Außerdem", fuhr er fort, "bekommst du in Zukunft zusätzlich zu deinen Strafen jeden Samstagabend den Po voll. Damit du weißt, wie es sich anfühlt, Schläge auf deinen bereits versohlten Hintern zu bekommen, fangen wir gleich heute Abend damit an."

      Es erübrigt sich zu sagen, dass ich meinen Mann über alles liebte. Wir haben meine Scherben zusammengesetzt, mit ihm bin ich ganz geworden.
      @Chloe, "leicht" war es in diesem Fall, weil wir das unverschämte Glück hatten, uns ineinander zu verlieben, komplett unwissend, dass wir uns in unseren "Besonderheiten" so perfekt ergänzen würden. Zwei Menschen finden sich, leben zusammen, alles Vanilleeis und Schokokuchen... und eines Tages finden sie zufällig heraus, dass er dominant und sie devot ist bzw. ihre verborgenen Wünsche wunderbar harmonieren.
      Ja, wenn das Leben einem so ein Geschenk macht, dann ist es leicht.
      @felis88
      Genauso habe die Leichtigkeit gemeint und es als so wunderbar angesehen .
      Schön das es so etwas noch gibt und es macht Hoffnung .
      Wobei ich feststelle viele finden ihr dominant/ Submission Pendant - es liegt nur an sich selbst es zu entdecken .
      Mein Ehesub und ich sind seit mehr als dreißig Jahren verbandelt habe es unbewusst gelebt und erst seit neustem aktiv und bewusst in unser Leben transformiert .
      Auch wir hatten es leichter haben können :coffee: :lustig:
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont
      Hallo Felis88,

      vielen Dank das Du uns ein wenig in dein Leben blicken lässt.

      Ich spürte aus Deinem Text,

      die Trauer ums Pferd,
      die Geduldigkeit und Liebe eines Menschen, der Dir zur Seite stand und sich nicht vertreiben ließ,
      die Vanilla-Zeit,
      der Zerrissenheit wegen deiner Neigung zur BDSM,
      die Freude über diese Gemeinsamkeit von Euch beiden,
      die Ruhe und Freiheit beim gemeinsamen Spiel,
      die Trauer um die Liebe deines Lebens.

      Dein Text war so berührend, das ich am Ende die Tränen nicht aufhalten konnte.

      Behalte die Erinnerungen ganz tief in Deinem Herzen, denn keiner kann sie Dir wegnehmen.
      Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. Aristoteles