Gonorrhoe - Projekt Geschlechtskrankheiten

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      Gonorrhoe - Projekt Geschlechtskrankheiten

      Was ist Gonorrhoe ?

      Gonorrhoe, auch Tripper genannt, ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoe (Gonokokken) verursacht wird.

      Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen davon betroffen, vor allem im jüngeren Erwachsenenalter von 15 bis um die 30 Jahre. Besonders häufig betroffen bzw. gefährdet durch Gonorrhoe sind vor allem Menschen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten oder in Anspruch nehmen, sowie Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern und Männer, die Sex mit Männern haben.

      Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt Tripper mit etwa 106 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr die dritthäufigste sexuell übertragbare Erkrankung (STD) dar, zudem könnte es laut WHO in den kommenden Jahren die Menschheit vor große Probleme stellen.

      In Deutschland wird von etwa 30.000 Neuinfektionen jedes Jahr ausgegangen, wobei sich diese Zahl im letzten Jahrzehnt ungefähr verdoppelt hat, die Erkrankung also bei uns deutlich zunimmt.

      Welche Symptome gibt es?

      Die Gonorrhoe ist meist eine Lokalinfektion, das heißt, das Infektionsgeschehen findet am Eintrittsort bzw. in räumlicher Nähe hierzu statt. Neben dem Urogenitaltrakt bei der klassischen Gonorrhoe kann die Infektion aber auch den Rachen, den Enddarm oder auch die Augen betreffen.

      In etwa zehn Prozent der Fälle bei Männern und in etwa 50% der Fälle bei Frauen verläuft die Gonorrhoe im Anfangsstadium jedoch ohne spürbare Krankheitszeichen. Dies trifft im besonderen Maße auf die Gonorrhoe des Rachens und des Enddarms zu, wo 90% der Infektionen ohne Krankheitszeichen verlaufen.

      Die ersten Symptome bei der klassischen Gonorrhoe treten in der Regel fünf bis sechs Tage (Spanne 2-10 Tage) nach der ursächlichen Infektion mit dem Bakterium auf. Beim Mann äußert sich die Entzündung des Harnleiters dabei durch einen starken, milchig-trüben, eitrigen und seltener flüssig-klaren Ausfluss aus der Harnröhre, häufig verbunden mit brennendem Schmerzgefühl beim Wasserlassen. Manchmal kommt es dabei auch noch zu einer Entzündung der Peniseichel und der Vorhaut. Als Komplikationen können im weiteren Verlauf eine Entzündung der Prostata, der Samenblase, des Samenstranges oder der Nebenhoden auftreten. Bei der Frau kommt es am häufigsten zu einer Entzündung des Gebärmutterhalses, oft in Verbindung mit einer Entzündung der Harnröhre. Neben Brennen beim Wasserlassen findet sich hier als häufigstes Krankheitszeichen ein vermehrter vaginaler Ausfluss. Häufig ist auch eine Entzündung der Bartholin-Drüse, die sich als Schwellung, Rötung und Schmerzen im Bereich der kleinen Schamlippen bemerkbar macht. Eine verlängerte Monatsblutung oder auch eine Zwischenblutung weisen auf eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut hin.Als weitere Komplikationen können sich eine Entzündung des oberen weiblichen Genitaltraktes mit Beteiligung der Eileiter und der Eierstöcke ergeben und in der Folge daraus die Gefahr einer Unfruchtbarkeit oder auch einer erhöhten Gefahr für Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (z.B. Bauhöhlenschwangerschaft, Eilleiterschwangerschaft). Auch kann es bei dieser Komplikation zu chronischen (andauernden) Unterleibsschmerzen durch Verwachsungen als Folge der Entzündung kommen. Bei Schwangeren kann eine akute Infektion zum Verlust der Schwangerschaft oder zur Frühgeburtlichkeit führen.

      Häufig verschwinden diese Krankheitszeichen nach ca. 6 Monaten von selbst wieder ohne dass die Infektion jedoch ausgeheilt ist. Man bleibt also nach wie vor ansteckend für andere Personen und kann die Erkrankung (auch ohne Krankheitszeichen) an andere weitergeben.

      Ein weiterer, häufiger Infektionsort ist der Enddarm (Rektum): Bei Frauen findet sich hier in 50% der Fälle ebenfalls eine Entzündung (Infektion über den vaginalen Ausfluss), bei Männer dagegen oft nur bei Männern, die Sex mit Männern haben (MNS; anale Praktiken). Krankheitszeichen in Form von milchich-trübem Ausfluss aus dem After oder Juckreiz findet sich allerdings nur in ca. 10% der Fälle, dabei deutlich häufiger bei Männern als bei Frauen. Aberhier gilt ebenso: auch ohne Krankheitszeichen kann man andere anstecken.

      Ebenfalls zu 90% ohne Krankheitszeichen ist eine Infektion des Rachens.Sie kommt in 25 % der Fälle gleichzeitig zur genitalen Infektion vor, in seltenen Fällen (ca. 5%) aber auch als alleinige Infektion (z.B. durch orale Praktiken übertragen, dabei aber kein GV). Wenn hier Krankheitszeichen bestehen, sind diese meist wenig eindeutig, sondern äußern sich vorwiegend als Halsschmerzen oder Rötung des Rachenraumes (als Zeichen der Entzündung).

      Ein weiterer möglicher Infektionsort ist die Bindehaut des Auges. Dies erfolgt meist über die Hände, oft durch die infizierten Person selbst (Autoinfektion), z.B. beim „Reiben der Augen“. Seltener, aber bei entsprechender Praktik möglich, ist eine direkte Infektion (z.B. Ejakulation ins Gesicht/ die Augen). Dabei verläuft die Infektion oft sehr schnell und stark, sogar mit drohender Gefahr der Erblindung.

      Selten ist dagegen, dass sich die Bakterien vom Genitaltrakt aus im ganzen Körper ausbreiten (bei ca. 1% der Infektionen). Ursächlich kommt der Erreger dabei in die Blutbahn. Meist sind Frauen betroffen und das Erreichen der Blutbahn steht im zeitlichen Zusammenhang mit der Monatsblutung, einer Geburt (oder Fehlgeburt). Typische Folgen der Verbreitung im Körper sind Fieberschübe, akute Gelenkbeschwerden und Gefäßveränderungen vor allem an den Händen und Füßen mit Einblutungen. Sehr selten kann bei diesem Krankheitsbild auch eine Herzklappenentzündung oder eine Hirnhautentzündung entstehen.

      Wie wird die Gonorrhoe übertragen?

      Auch wenn keine Beschwerden vorliegen, kann eine infizierte Person ihre Sexualpartner anstecken. Dabei müssen bakterienhaltige Körperflüssigkeiten direkt mit der Schleimhaut in Kontakt kommen (beispielsweise Harnröhre, Muttermund, Enddarm, Rachen, Augenbindehaut

      Eine Übertragung des Bakteriums erfolgt über infektiöse Sekrete bzw. Körperflüssigkeiten, insbesondere Urin, Vaginalsekret, Prostatasekret (auch der sog. „Vortropfen“/ „Lusttropfen“ ist infektiös), Rektalschleim oder auch Speichel. Für eine Infektion müssen diese in direkten Kontakt mit Schleimhäuten (vaginal, oral, anal, Bindehaut) kommen.

      Dies geschieht vor allem beim Geschlechtsverkehr. Es kann aber auch beim Oralverkehr oder Analverkehr erfolgen sowie auch indirekt beim „Fingern“ (z.B.: vaginales Fingern, dann ablecken (oder ablecken lassen) lassen = Gonorrhoe des Rachens), insbesondere auch bei mehreren beteiligten Personen (z.B. „Spiel zu dritt“).Eine indirekte Übertragung über die Hände ist auch beim "Hand job" mit Sekretkontakt ("Lusttropfen" ist infektiös) möglich, z.B. wenn danach mit der gleichen Hand eine Schleimhaut berührt wird (z.B. auch Infektion der Bindehaut).

      Eine indirekte Übertragung ist auch über mit infektiösen Sekreten/Körperflüssigkeiten kontaminierte (verschmutzte) Gegenstände möglich, wenn auch seltener als die direkte Übertragung.Ob es hier zu einer Übertragung kommt, hängt vor allem davon ab, wie schnell der kontaminierte Gegenstand mit der Schleimhaut einer Person in Berührung kommt. Die Bakterien gehen außerhalb des Körpers relativ schnell zugrunde. Selbst im feuchten Milieu (z.B. nicht eingetrocknetes Sekret) ist der Erreger nur wenige Stunden ansteckend. Von daher ergeben sich innerhalb einer Session (z.B. beim Spiel zu dritt) schon Übertragungsmomente: Bei Sextoys z.B., wenn ein Vibrator beim Spielinnerhalb einer Session von einer Person zur anderen „wandert“. Dagegen ist bei eingetrockneten Sekreten (z.B. am nächsten Tag) die Wahrscheinlichkeit als äußerst gering anzusehen.

      Auch eine Übertragung durch Schlaginstrumente ist als sehr unwahrscheinlich, vorstellbar nur, wenn der Intimbereich (Schamlippen, Anus) verschiedener Personen direkt hintereinander mit dem gleichen Schlaginstrument ins Visier genommen wird.

      Eine Übertragung über andere Gegenstände (z.B. Toilettensitz, Handtuch oder auch Trinkgläser) ist bislang nicht beschrieben.

      Auch findet keine Übertragung durch Muttermilch oder Blut statt (Blut ginge theoretisch bei einer Ausbreitung im ganzen Körper; zu diesem Zeitpunkt ist aber ein „Spiel“, zumal mit mehreren Personen, aufgrund der Krankheitszeichen wohl wenig wahrscheinlich).
      Wie wird die Infektion festgestellt?

      Die Diagnose einer Gonorrhoe erfolgt schmerzfrei mittels eines Abstriches von der Harnröhre, der Gebärmutter / des Gebärmutterhalses, dem Rachen, dem After oder der Augenbindehaut oder auch im Urin. Im Labor wird dann das Erbgut des Erregers molekularbiologisch nachgewiesen, dies ist die Methode mit der höchsten Sensitivität (Empfindlichkeit). In bestimmten Fällen ist zudem eine Anzucht sinnvoll (z.B. bei einer Infektion im Rachen oder bei vermuteter Resistenz gegen Antibiotika). Auch hierfür ist ein Abstrich erforderlich.

      Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

      Für die Gonorrhoe Therapie sind Antibiotika geeignet. Früher kam zur Gonorrhoe -Behandlung vor allem Penicillin zum Einsatz. In den vergangenen Jahren treten häufiger Penicillin resistente Gonokokken-Stämme aus Asien und Afrika auf. Daher werden mittlerweile andere Antibiotika zur Behandlung empfohlen.
      In den meisten Fällen von Gonorrhoe sterben die Gonokokken bereits nach einer einmaligen Gabe der Antibiotika ab und sind dann nicht mehr nachweisbar und man ist nicht mehr ansteckend.
      Alle Sexualpartner der Gonorrhoe-Infizierten sollten ebenfalls untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Dies gilt für die Sexualkontakte innerhalb von zwei Wochen vor dem Auftreten der Symptome. Wurde eine Gonorrhoe-Infektion ohne Symptome zufällig entdeckt, sollten sich alle Sexualpartner der letzten 90 Tage einer Gonorrhoe untersuchen und ggf. therapieren lassen.
      Bis zur Beendigung der Therapie ist es für alle Betroffenen wichtig, auf Sex zu verzichten.
      Der Erfolg der Therapie sollte nach 14 Tagen durch einen weiteren Abstrich bestätigt werden.

      Wie kann ich mich und andere schützen?

      Durch die Anwendung von Kondomen lässt sich die Ansteckungswahrscheinlichkeit bei Gonorrhoe deutlich senken. Einen 100%-igen Schutz gibt es aber nicht. Bei Oralverkehr oder beim Rimming sollten sog. Lecktücherund/oder Kondome verwendet werden.
      Eine indirekte Übertragung lässt sich durch die personenbezogene Anwendung von Sextoys und anderen BDSM-Utensilien oder durch deren Desinfektion (siehe eigenes Kapitel) verhindern. Auch eine gute Toilettenhygiene (Hände waschen nach dem Toilettengang!) kann die Ansteckungsgefahr vermindern.

      Gibt es eine Impfung?

      Eine Impfung gibt es nicht.

      Wie verläuft die Erkrankung mit/ ohne Behandlung?
      Die Prognose von Gonorrhoe ist meist gut: Wird Gonorrhoe rechtzeitig behandelt, muss man mit keinerlei Spätfolgen rechnen.
      Wird die Gonorrhoe nicht behandelt, kommt es gegebenenfalls zu ernsthaften Spätfolgen. Solche Spätfolgen von Gonorrhoe sind chronische Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane mit anhaltenden Schmerzen, Verklebungen der Ei- beziehungsweise Samenleiter und damit Unfruchtbarkeit. Eine Therapie ist daher sehr wichtig. Ohne Gonorrhoe-Behandlung kann es in seltenen Fällen zu einer Ausbreitung der Gonokokken über die Blutbahn im gesamten Körper (siehe oben bei Symptomen). mit Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, charakteristische Hautausschläge mit roten Pusteln oder kleinen Einblutungen (Petechien), Fieber und Schüttelfrost. In schweren Fällen folgen der disseminierten Gonokokkeninfektion eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) und Herzinnenhautentzündung (Endokarditis).

      Sehr wichtig ist, dass nach einer ausgeheilten oder erfolgreich behandelten Infektion kein Immunschutz besteht. Das heißt, man kann sich immer neu wieder mit Gonorrhoe anstecken.

      Hinweis:
      Die hier zur Verfügung gestellten Texte dienen der Information. Sie sollen damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen leisten.
      Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls (!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder V.a. eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.

      Quellenangaben

      RKI-Ratgeber für Ärzte: Gonorrhö (Tripper), rki.de/DE/Content/Infekt/EpidB…4377BBB3BC81E992.2_cid290, Datum des Zugriffs: 16.03.2018

      Broschüre der BZgA: Gonorrhö, Erkennen.Behandeln. Sich Schützen., bzga.de/pdf/70385000.pdf, Datum des Zugriffs: 22.01.2018

      Pschyrembel online: Gonorrhö, pschyrembel.de/Gonorrh%C3%B6/K092G, Datum des Zugriffs: 16.03.2018

      Centers for Disease Control and Prevention: Gonococcal infections; .cdc.gov/std/tg2015/gonorrhea.htm , Datum des Zugriffs: 16.03.2018

      European Centre for Disease Prevention and Control; Gonorrhoea;.ecdc.europa.eu/en/gonorrhoea ; Datum des Zugriffs: 16.03.2018

      AWMF online: S2 Leilinie Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten, .awmf.org/leitlinien/detail/ll/059-004.html ; Datum des Zugriffs: 16.03.2018

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