Im Thread "Was muss ein Mann haben liebe Subs damit ihr ihn als Dom akzeptieren könnt" gab es eine (mittlerweile gelöschte, weil OT) Diskussion darüber, inwieweit Hormone Einfluss auf den Charakter, auf sexuelle Einstellungen und politische Meinungen haben (es war ein bisschen OT, ja ).
Ich habe ein bisschen recherchiert und bin auf zwei Artikel gestoßen, die in die andiskutierte Richtung gehen und möchte sie hier dem allgemeinen Publikum zeigen:
1.) 2013BROWN (.helenfisher.com/downloads/articles/Brown_et_al_2013.pdf)
- In 2013BROWN wurde die Aktivität verschiedener Hormonsysteme mittels MRT ausgewertet und die Probanden mussten einen Fragebogen (den "FTI"/Fisher Temperament Inventory) ausfüllen. Dort wo es Korrelationen zwischen Hormonaktivität und Charakterzügen gab, wurden "Charakter/Hormongruppen" geschlussfolgert, in die die Probanden eingeteilt wurden.
- Es konnte eine Korrelation zwischen einzelnen Wesenszügen (z.B. Stärke in logischem Denken) und der Aktivität verschiedener Hormonsysteme (z.B. hier dem Testosteronsystem) gezeigt werden.
=> Ja, nach dieser Studie hat Hormonaktivität Einfluss auf denCharakter (oder besser: auf die Selbwahrnehmung der eigenen Charakterzüge). Andererseits ist dieser Einfluss auch nicht riesig.
2.) 2015FISHER (doi.org/10.3389/fpsyg.2015.01098)
- In 2015FISHER geht es um die weitere Interpretation der Ergebnisse von 2013BROWN. Es wurde die Zugehörigkeit der Testpersonen zu den jeweiligen "Charakter/Hormongruppen" indirekt mittels Fragebogen (ebenfalls dem FTI) ermittelt und es wurden zusätzliche Dinge wie sexuelle oder politische Einstellungen der Testpersonen usw. aufgenommen.
=> Sexuelle Zufriedenheit in einer Beziehung erachten v.a. Menschen mit besonders aktivem Dopaminsystem für wichtig, während Menschen mit besonders aktivem Serotoninsystem eher eine Gegenteilige Einstellung haben.
=> Zu wertkonservativen Einstellungen tendieren am ehesten Personen mit besonders aktivem Serotoninsystem. Menschen mit besonders aktivem Östrogen/Oxytocinsystem tendieren zu liberalen/sozialen politischen Einstellungen. Bei Menschen mit hoher Testosteronaktivität gibts keine wirkliche politische Tendenz.
Stärken/Schwächen der Studien
- Bei der ersten Studie wurde die Aktivität der einzelnen Hormonsysteme halbwegs direkt mittels MRT gemessen (das geht ganz gut weil Aktivität der Hirnareale mit der Aktivität verschiedener Hormonsysteme korreliert, dazu siehe frühere Studien), dafür ist aber die Anzahl der Testpersonen niedrig.
- Die zweite Studie baut auf den Ergebnissen der ersten Studie auf. Die Anzahl der Testpersonen ist hoch, aber die Aktivität der einzelnen Hormonsysteme wurde nicht biologisch gemessen, sondern nur "indirekt" über denselben Fragebogen gemessen, der auch in der ersten Studie zum Einsatz kam. Daher ist das so ein bisschen "doppelt indirekt" und verwässert. Andererseits sind die gemessenen Unterschiede zwischen den einzelnen Hormongruppen teilweise beträchtlich, was wiederum schon für die Aussagekraft der Studie spricht.
- Beide Artikel stammen von derselben Gruppe um die Anthropologin Helen Fisher. Das ist zum einen gut, weil sie eine ansehnliche Forschungsgeschichte und eine hohe Bekanntheit hat. Andererseits versucht sie ihren eigenen "Fisher Temperament Inventory" Fragebogen zu vermarkten und die beiden Artikel stützen ihn, was schon ein bisschen biased ist.
Das ist zwar keine erschöpfende Recherche, aber ein Anfang Vielleicht hat ja ein Fachmann hier im Forum noch weitere Einblicke in die Wissenschaft auf diesem Gebiet?
Grüße,
Frederick
Ich habe ein bisschen recherchiert und bin auf zwei Artikel gestoßen, die in die andiskutierte Richtung gehen und möchte sie hier dem allgemeinen Publikum zeigen:
1.) 2013BROWN (.helenfisher.com/downloads/articles/Brown_et_al_2013.pdf)
- In 2013BROWN wurde die Aktivität verschiedener Hormonsysteme mittels MRT ausgewertet und die Probanden mussten einen Fragebogen (den "FTI"/Fisher Temperament Inventory) ausfüllen. Dort wo es Korrelationen zwischen Hormonaktivität und Charakterzügen gab, wurden "Charakter/Hormongruppen" geschlussfolgert, in die die Probanden eingeteilt wurden.
- Es konnte eine Korrelation zwischen einzelnen Wesenszügen (z.B. Stärke in logischem Denken) und der Aktivität verschiedener Hormonsysteme (z.B. hier dem Testosteronsystem) gezeigt werden.
=> Ja, nach dieser Studie hat Hormonaktivität Einfluss auf denCharakter (oder besser: auf die Selbwahrnehmung der eigenen Charakterzüge). Andererseits ist dieser Einfluss auch nicht riesig.
2.) 2015FISHER (doi.org/10.3389/fpsyg.2015.01098)
- In 2015FISHER geht es um die weitere Interpretation der Ergebnisse von 2013BROWN. Es wurde die Zugehörigkeit der Testpersonen zu den jeweiligen "Charakter/Hormongruppen" indirekt mittels Fragebogen (ebenfalls dem FTI) ermittelt und es wurden zusätzliche Dinge wie sexuelle oder politische Einstellungen der Testpersonen usw. aufgenommen.
=> Sexuelle Zufriedenheit in einer Beziehung erachten v.a. Menschen mit besonders aktivem Dopaminsystem für wichtig, während Menschen mit besonders aktivem Serotoninsystem eher eine Gegenteilige Einstellung haben.
=> Zu wertkonservativen Einstellungen tendieren am ehesten Personen mit besonders aktivem Serotoninsystem. Menschen mit besonders aktivem Östrogen/Oxytocinsystem tendieren zu liberalen/sozialen politischen Einstellungen. Bei Menschen mit hoher Testosteronaktivität gibts keine wirkliche politische Tendenz.
Stärken/Schwächen der Studien
- Bei der ersten Studie wurde die Aktivität der einzelnen Hormonsysteme halbwegs direkt mittels MRT gemessen (das geht ganz gut weil Aktivität der Hirnareale mit der Aktivität verschiedener Hormonsysteme korreliert, dazu siehe frühere Studien), dafür ist aber die Anzahl der Testpersonen niedrig.
- Die zweite Studie baut auf den Ergebnissen der ersten Studie auf. Die Anzahl der Testpersonen ist hoch, aber die Aktivität der einzelnen Hormonsysteme wurde nicht biologisch gemessen, sondern nur "indirekt" über denselben Fragebogen gemessen, der auch in der ersten Studie zum Einsatz kam. Daher ist das so ein bisschen "doppelt indirekt" und verwässert. Andererseits sind die gemessenen Unterschiede zwischen den einzelnen Hormongruppen teilweise beträchtlich, was wiederum schon für die Aussagekraft der Studie spricht.
- Beide Artikel stammen von derselben Gruppe um die Anthropologin Helen Fisher. Das ist zum einen gut, weil sie eine ansehnliche Forschungsgeschichte und eine hohe Bekanntheit hat. Andererseits versucht sie ihren eigenen "Fisher Temperament Inventory" Fragebogen zu vermarkten und die beiden Artikel stützen ihn, was schon ein bisschen biased ist.
Das ist zwar keine erschöpfende Recherche, aber ein Anfang Vielleicht hat ja ein Fachmann hier im Forum noch weitere Einblicke in die Wissenschaft auf diesem Gebiet?
Grüße,
Frederick
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