Man lernt nie aus...

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      Man lernt nie aus...

      Im vorangegangenen Schreiben erzählte ich von diversen negativen Ereignissen / Erlebnissen. Meine verschiedenen Ängste im Zusammenhang mit diesen Erlebnissen, die daraus resultierende Art, große Bogen um alles Dominante zu schlagen, das „Zurückkehren“ zu diesem Thema und das Gefunden-werden.

      Mein Herr ist über das Meiste im Bilde, wenngleich es unglaublich Kraft und Überwindung kostete – und noch kostet, wenn Erinnerungen wie Flashbacks hoch kommen. Darüber zu erzählen. Nicht nur das Erlebte, sondern auch die Gefühle, die damit in Zusammenhang stehen. Oft kommt es mir so vor, als jammere ich, dabei will ich das nicht. Es ist passiert und „gut ist“ – so habe ich es meist gehandhabt. Verdrängt, vergraben, Deckel drauf und gut. Dass das nicht gerade gut war, wurde mir erst sehr viel später klar, als diverse Reaktionen, in verstärkter Form auftraten, die so weder gewollt noch gewünscht waren. Reine, impulsive, nicht steuerbare Reaktionen auf Situationen, die so noch nicht einmal schlimm waren. Noch nicht einmal ansatzweise.

      Im Nachhinein ärgere ich mich, nicht anders mit meinen Erlebnissen umgegangen zu sein, und doch ertappe ich mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, genau dieses Verhaltensmuster erneut anzuwenden. Ich will lernen, an mir arbeiten – wozu auch gehört, sich Dingen zu stellen, denen man sich eigentlich nicht stellen mag.

      Seit einiger Zeit merke ich, wie ein Teil von mir geradezu nach Strenge beginnt zu lechzen. Es verwirrte mich anfangs, weil gerade die Sorte Strenge, nach der mir da zu sein scheint, aus Erfahrung heraus nichts für mich ist. Es gibt verschiedene Arten zu führen, verschiedene Arten von Strenge, das ist mir bewusst, habe ich es doch unlängst erst gelernt. Der Großteil meines „Wesens“ liebt die geradezu lockere Art, mit der mein Herr mich führt, kann ich doch so sein, wie ich bin. Warum also – und woher zum Geier – kommt diese Sehnsucht nach einer besonderen, härteren Form von Strenge? Ich kann sie noch nicht einmal wirklich eingrenzen oder gar benennen, was mir per se schon ein Dorn im Auge ist, da ich gern gedanklich „sortiere“ und in kleine feine Schubladen stecke, damit ich überhaupt so etwas wie Kontrolle über meinen Kopf habe. Eine Liste schwebt vor meinem inneren Auge, darauf verschiedene, bereits kennen gelernte Arten/Formen. Auch die unserer Mentoren, die jeder für sich zwar als streng angesehen werden können, jedoch auch dort wieder ganz unterschiedliche Formen vertreten sind.

      Immer, wenn ich versuchte zu erklären, hatte ich jedes Mal im Kopf „ich habe nicht mehr gedacht“. Für einen „Dauerdenkenden“ Menschen ist das die reinste Wohltat. Nur reagieren zu müssen, keine lästigen, alles verstopfenden Gedanken, kein „Darf ich das?“, kein „was genau wird erwartet?“. Die Regeln waren klar. Strikt, fest gemauert, unverrückbare Grenzen. Diese zu übertreten habe ich jeweils nur ein – bis maximal 2 Mal versucht – durch die jeweilig prompt erfolgte Reaktion wurde ich auf meinen „Platz“ verwiesen und dort blieb ich dann auch.

      Jedoch – und da liegt der Knackpunkt: nur ein Teil meiner Selbst ist damit glücklich. Der andere – in meinen Augen größere Teil ist zutiefst unglücklich, da es gleichermaßen für mich bedeutete: Kein Necken, kein Spaß machen, kein Frotzeln. Nichts, was mich sonst noch ausmacht. Ich bin ein fröhlicher, verspielter, gern schwarzhumoriger Mensch, der gern auch mal kindisch ist.

      Ein Tag ohne Lachen ist für mich ein verlorener – und gemeinsam lacht es sich gleich noch besser. Diese Seiten „bedient“ mein Herr, fordert sie sogar für sich ein, was eben den Großteil meines Selbst strahlen lässt. Auch wenn ich ihn ab und an, unbeabsichtigt (oder auch deutlich beabsichtigt), necke. Ist es unbeabsichtigt, reicht meist ein Blick / Wort .. und ich bin auf meinem „Platz“. Dann wieder ist es auch so, dass ich geradezu eine Strafe benötige (ich hasse Strafen!!), um wieder zu mir zu finden. Es macht mich fertig, Fehler zu machen, besonders aber diese, die Grenzen übertreten. Diese, dann beinahe schon erflehte Bestrafung, ist wie eine Absolution. Damit kann ich dann, wenn sie beendet ist, abschließen.

      Fehler zu machen gehört dazu, so sagte man mir, und sagt es immer wieder. Ja, es gehört dazu, und auch wenn ich es mittlerweile weiß, kann ich es dennoch nicht leiden. Dieser verdammte Drang, meinen Herrn zufrieden, oder sogar glücklich zu sehen, ist immer vorhanden. Stolz ist wohl das höchste der Gefühle, was sich zu erreichen lohnt, zumindest in meinen Augen. Wenn er mir sagt oder zeigt, dass er stolz ist, wird mir warm. Ganz tief drinnen breitet sich dann eine, beinahe allumfassende, tiefgehende Wärme aus, nach der ich fast schon süchtig bin.

      Ein winziger, oft leise auftretender Teil in mir, wispert immer wieder nachdenklich „Ist das Fehler machen dann nicht doch eher, als wenn dem Ganzen eine besondere Würze verliehen wird? Erreichst du nicht gerade durch diese erst eine neue, ein kleines Stück weiter oben liegende, Stufe auf dem Weg zu Zufriedenheit und Stolz?“
      Darüber denke ich momentan verstärkt nach.

      Vielleicht gelingt es mir so, besser mit meinen Fehlern umzugehen …