Unkontrolliertes herein rutschen in die Rolle

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      Unkontrolliertes herein rutschen in die Rolle

      Hallo zusammen,

      mich beschäftigt ein Thema, welches bei mir immer mal wieder auftaucht und diese Woche auch wieder aufgetreten ist.
      Ich hatte ein Date und der Abend lief ganz gut, wir waren was essen, spazieren, dann noch ein Getränk in ner Bar.
      Beim spazieren hat er meine Hand genommen und in der Bar sind wir uns noch ein bisschen näher gekommen, haben uns auch geküsst. Soweit so schön.
      Was mich beschäftigt ist, dass ich durch ein paar kleine Berührungen von ihm total in ein devotes Mindset rein gerutscht bin. Das passiert mir immer mal wieder, mein Gegenüber muss quasi nur die richtigen Knöpfe drücken und plötzliche versinke ich ganz tief. Ich habe darüber gefühlt keinerlei Kontrolle. Mein Verstand sagt mir, so sollte das nicht laufen, man sollte bei klarem Kopf entscheiden dass man bereit ist sich zusammen mit dieser Person in diese Rolle zu begeben und erst dann sollte das versinken anfangen. Aber bei mir läuft das manchmal einfach anders.

      Das war jetzt das erste Treffen mit diesem Mensch, wir hatten zwar vorher schon recht viel geschrieben aber trotzdem kennt man sich ja eigentlich noch gar nicht und von Vertrauen kann nicht die Rede sein.
      Das macht mir manchmal große Angst dass auch ein Mensch dem ich nicht vertraue es schaffen kann durch wenige Berührungen so sehr meine devote Seite zu triggern und meinen Verstand quasi auszuschalten.
      Das Machtgefälle, welches im DS natürlich durchaus gewollt ist, wird dadurch dass ich nicht so recht steuern kann mit wem ich mich darauf einlasse viel zu real. Es gibt keinen echten Weg dort heraus, irgendein Teil von mir lässt mich nicht.

      Das heißt natürlich nicht dass ich mir in dem Zustand ohne Widerworte ein Bein abhacken lassen würde. Dieser Zustand wäre wohl sehr schnell beendet sollte mein Gegenüber etwas versuchen was meinen Grenzen zu sehr widerspricht.
      Doch mein Verstand setzt wenn ich klar bei Sinnen bin viel engere Grenzen als das was ich in dem Moment wirklich in der Lage und bereit bin einzufordern.
      Vielleicht sagt mein Verstand "ich will (zum jetzigen Zeitpunkt noch) keinen Sex/kein Spiel mit ihm" aber wenn ich erstmal in der Situation bin ist mein Verstand weg und dann will ich. Aber dann ärgere ich mich hinterher sehr wenn sich herausstellt, dass mein Verstand Recht hatte und es nicht gut war die Sache so schnell anzugehen und dass er wenig Respekt vor mir hat, mich nicht ernst nimmt, nicht bereit ist mir zu geben was ich brauche um mich in so einer Konstellation wohlzufühlen.

      Kennt ihr das mit dem unkontrolliert in die Rolle rein rutschen? Wie geht ihr damit um?
      Versucht ihr zu vermeiden dass sowas passiert? Oder akzeptiert ihr dass das ein Teil von euch ist? Habt ihr euren Verstand irgendwie dazu bringen können euch hinterher dann keine Vorwürfe zu machen wenn doch alles böse ausgeht?

      Ich glaube meine Frage richtet sich vorallem an Leute die ebenfalls unten spielen.
      Für den Sub-Bereich bin ich noch nicht freigeschaltet und ich bin leider gerade zu ungeduldig bis dahin zu warten mit meiner Frage.
      Wenn ihr nicht öffentlich antworten wollt könnt ihr mir auch gerne eine Nachricht schicken.
      Wenn oben spielende Menschen den Eindruck haben etwas sinnvolles zu diesem Thema beitragen zu können dürfen sie gerne auch was sagen. Ich könnte mir aber vorstellen dass es schwierig ist da "von der anderen Seite aus" etwas beizutragen.

      Ich glaube ein Austausch zu diesem Thema könnte mir helfen, ich hoffe es jedenfalls. Ich bin gespannt auf die Antworten.
      Hallo @BlueDiamond,

      so wie du es beschreibst, kenne ich es von mir selber nicht. Dennoch mein erster, spontaner Gedanke dazu:

      Ist es vielleicht gar keine 'Rolle' für dich? Entspricht es vielleicht einfach deinem Wesen, also dass du nun mal sehr schnell in die Devotion gerätst, wenn dir ein Mann gefällt? Eben weil du devot bist -und das nicht nur im sexuellen Kontext?

      Ist nur so ein Gedanke, aber wenn deine Submissivität über das Sexuelle hinausgeht, eben generell im Miteinander (mit einem (potentiellen) Partner) vorhanden ist und du dir dessen (noch) gar nicht bewusst bist, projizierst du dieses Gefühl/Empfinden vielleicht unbewusst auf die rein sexuelle Ebene, sodass da direkt etwas bei dir angetriggert wird. Wenn du es ausschließlich damit in Verbindung bringst, könnte das evtl. ein Grund sein, weshalb da dann recht schnell (zu schnell) etwas passiert bzw. weshalb du dich sehr schnell auf 'mehr' einlässt. Devotion ist schließlich ein sehr, sehr starkes Gefühl und zudem auch noch ein sehr schönes, dem man sich ja eigentlich nur zu gerne hingibt, wenn man erstmal 'drin' ist...

      Ich hoffe, das ist nicht allzu wirr formuliert... Nur eine Theorie. ^^
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Ich kenne so ein Gefühl auch, allerdings nicht im BDSM-Kontext (leider, denn da könnte es mir ja sogar nutzen und schön sein...)

      Es gibt Menschen, die müssen mich nur anschauen, und schon bin ich winzig klein. Ich falle dann eher in eine Little- bis Middle-Rolle, werde extrem schüchtern, mache dumme Fehler, werde unkonzentriert, zittrig, nehme Kritik sofort persönlich, kann plötzlich Dinge nicht mehr, die ich sonst im Schlaf hinbekomme. :pillepalle:
      Dummerweise gehört eine meiner Vorgesetzten zu dieser Sorte Mensch, so dass ich in ihrer Gegenwart total aus der Bahn laufe.
      Mir hilft dann, aktiv daran zu denken, dass das ja nicht ich bin; dass ich es eigentlich besser kann, und versuche mich selbst zu beruhigen.
      Außerdem hilft ein leichter "Anschiss" von der betreffenden Person, quasi ein Wachrütteln. Danach geht es meistens besser.

      Auf lange Sicht wälze ich diese Sache immer mal wieder im Kopf herum, denke aktiv darüber nach, versuche die Person objektiv zu betrachten und mir selber zu sagen, dass die Person nur ein ganz normaler Mensch ist.

      Würde mir dasselbe in Gegenwart meines Partners passieren, wäre ich eher froh und würde den Zustand genießen. Aber da besteht natürlich schon eine Vertrauensbasis.

      Eine wirkliche Lösung habe ich für dich nicht, aber ich kann dir versichern: du bist damit nicht alleine! ;)
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Ich kenne das Gefühl auch und im Nachhinein, bei klarem Kopf, denke ich dann immer: "Wie bescheuert bist Du eigentlich?!"
      Aber in dem Moment bin ich so weit von mir weg, das ich einfach nicht richtig denken kann.
      Das passiert mir jedoch nur bei Männern und zwar solchen, die ich richtig anziehend finde (aus verschiedenen Gründen).
      Und natürlich gibt es auch da Grenzen, die mich wieder erwachen lassen.
      Aber diese bestimmte Art von Mann läßt mich wirklich sehr tief in die Devotion eintauchen, ohne, dass ich wirklich dagegen etwas tun kann in dem Moment.
      Ein wenig dagegen steuern kann ich, wenn ich mir schon vorher sehr, sehr bewusst mache, dass die Gefahr besteht und ich das nicht will. Und mich dann genau darauf konzentriere.
      Das läßt mich dann jedoch oft sehr abweisend und nüchtern agieren.
      Doch selbst dann braucht er nur bestimmte Dinge zu tun, zu sagen, und ich vergesse mich. :pillepalle: :pardon:
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Aus Dom Sicht: Du könntest im Vorfeld eines ersten Treffens schriftlich klare Regeln aufstellen, z.B. kein Spielen, keine dominanten Gesten, kein Sex. Hält er sich nicht daran bekommst Du eine Ahnung woran er sich vielleicht später auch nicht hält. Hält er sie ein, hast Du nach dem Treffen mit etwas Abstand die Gelegenheit in Ruhe darüber nachzudenken ob es menschlich lassen passen könnte.
      Denke auch, das es bei dir keine Rolle ist, du zeigst in dieser Art wohl einfach deine Zuneigung. Wir alle machen so Sachen, wo wir dann denken omg was hab ich da nur gesagt oder getan.

      Da rutschen dann schonmal sachen raus, wenn man in der comfort zone ist, die man eigentlich lieber drinn behalten würde, wenn man mit nem "fremden" redet.
      vlt liegt es etwas am Alter oder meiner Alltagsdominanz....das ich das besser verstecken kann.

      Aber es gibt in der Tat dominante Männer, die gar nicht viel sagen oder tun müssen und ich bin sofort innerlich auf den Knien....so sinnbildlich gesagt.

      Was mich schützt ist ein Mantra, das ich in meinem Kopf immer wieder abspule.... "du bist nicht mein Herr, du darfst das nicht" ...das erdet mich und ich kann meine Devotion ganz gut verstecken.

      Gelingt mir anscheinend so gut, das ich auch schon mal gehört habe "du bist ja gar keine Sub" .... :D

      BlueDiamond schrieb:

      Kennt ihr das mit dem unkontrolliert in die Rolle rein rutschen? Wie geht ihr damit um?
      Versucht ihr zu vermeiden dass sowas passiert? Oder akzeptiert ihr dass das ein Teil von euch ist?
      Ich kenne das bisher nur im beruflichen Kontext,
      in Sachen Mann/Frau kann ich noch keine Vergleiche ziehen, da es meine 1. BDSM-Beziehung ist
      und ich vorher nie darauf geachtet habe, ob es in der Hinsicht Trigger gibt.

      Beruflich ist mir Folgendes aufgefallen: Bei bestimmten Worten, Sätzen, Blicken gehe ich innerlich in die Devotion,
      fühle mich klein, denke sogar manchmal "ja, mein Herr" :dash: ,
      in ganz seltenen Fällen senke ich sogar real den Kopf.

      Dieses Verhalten ist mir auch erst BEWUSST, seit ich einen Herrn habe, es war auch vorher schon in abgeschwächter Form vorhanden.
      Bei den ersten Malen ist es mir hinterher erst bewusst geworden, ich habe jedesmal mit meinem Herrn darüber gesprochen.
      Inzwischen merke ich es sofort, grinse dann in mich rein,
      straffe mich (Oberkörper aufrichten, Schultern zurück, Kopf hoch und geradehalten, fester Blick)
      und bin wieder raus aus der Rolle.

      Vermeiden möchte ich es nicht, da ich dieses Gefühl mag, ich akzeptiere, dass es bestimmte Trigger gibt
      und bin stolz darauf, dass ich sie inzwischen rasch wahrnehme und gegenagieren kann.

      Vielleicht wäre das für dich ein Anfang?
      Es dir bewusst machen, egal in welchem Zusammenhang, zeitnah mit jemandem darüber reden
      und es wird dich schulen, es schneller zu erkennen und aufzulösen, wenn du es nicht wirklich willst.

      Den Tipp von @Turnschuh finde ich gut, ich würde es vielleicht nicht schriftlich fixieren,
      aber zumindest beim anstehenden Date in der Ehrlichkeit vorher erwähnen, was deine Ängste sind.
      Sollte es der Richtige sein, wird es ihn beeindrucken, dass du dich so öffnest vorher und er wird es nicht ausnutzen.


      Ansonsten sei stolz darauf, dass du es wirklich aus vollem Herzen empfinden kannst,
      es ist ein wunderbares tiefes Gefühl. :huggy:
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Danke für eure Antworten. :)

      Dass es für mich manchmal wohl mehr als ein Spiel ist, zu dem Schluss bin ich auch schon gekommen.
      Aber wie passt das alles zusammen?
      Ich bin im Alltag eigentlich nicht devot, habe da manchmal ein eher dominantes Auftreten, auch (Ex-) Partnern gegenüber.
      Ich hab auch den Eindruck, dadurch dass ich jetzt ihm gegenüber so bin und in diesen Modus rein rutsche (was ihm sehr gefällt wie er mir sagte) lernt er mich doch gar nicht von meiner anderen Seite kennen, so wie ich "eigentlich" bin, also wenn ich im Normalzustand bin. Das kennt er überhaupt nicht.
      Wie geht man denn damit um wenn es eben ein Teil von einem ist?

      Oben wurde geschrieben, dass ich vielleicht schnell in dieses Mindset gerate weil mir mein Gegenüber gefällt. Manchmal habe ich den Eindruck es ist anders herum, wenn mich jemand in diesen Zustand bringt dann gefällt er mir.
      Ich muss aber auch dazu sagen, dass jemand der mir unsympathisch ist gar nicht nah genug an mich ran kommt um die Knöpfe zu drücken die das dann auslösen.

      Vor einem Treffen schriftlich Regeln aufstellen habe ich auch schon versucht in der Vergangenheit. Ich habe aber den Eindruck, dass ich damit meinem Gegenüber verrate, dass ich es in der Situation selbst nicht kann und ihm damit irgendwie noch mehr Macht über mich gebe. Es kommt mir vor als würde ich ihm mit solchen Grenzen sagen, was er alles theoretisch tun könnte.
      Und was mache ich (in der Vergangenheit bereits erlebt) wenn er die aufgestellte Regel nicht direkt bricht, aber irgendwie immer so drum herum tänzelt? Sich gerade an der Grenze bewegt?
      Wenn ich zB sage "kein spielen" und ich aber durch eine falsche (bzw richtige) Berührung schon wieder in den devoten Modus kurz rein rutsche, hat er dann eine Grenze überschritten? Das kommt mir zu streng und ungerecht vor.

      Was mir gerade durch den Kopf geht ist, vielleicht sollte ich mal mit ihm darüber sprechen was ich mir von ihm wünsche und was ich von ihm erwarte wenn wir diesen Weg weiter gehen.
      So in der Richtung "Aus großer Macht folgt große Verantwortung" (für jeden der das Zitat erkennt gibt es einen Gummipunkt) und klären ob er denn auch dazu bereit ist die zu übernehmen.
      Im Moment fällt es mir noch schwer diese Wünsche und Erwartungen die ich habe zu greifen und in Worte zu fassen. Aber ich denke ich sollte dieses Gespräch sehr bald mit ihm führen, vielleicht schon beim nächsten Treffen was dann morgen oder übermorgen wäre.
      Ich möchte mal Ideen sammeln. Was wären eure Wünsche und Erwartungen ihn?
      Ich glaub da ist auch noch etwas in mir, was es mir erschwert meine Wünsche und Erwartungen klar zu formulieren, weil ich mich auch frage, was darf ich denn zu so einem frühen Zeitpunkt überhaupt schon fordern? Diese Frage ist eher nicht hilfreich glaube ich.
      Meine Wünsche wären:

      Absolute Ehrlichkeit, also auch, wenn es reell für ihn nicht passt, nicht weiter rumzueiern.
      Klare Kommunikation, kein Drumherumreden.
      Das Gefühl vermittelt zu bekommen, auch als Mensch, als Frau gesehn und akzeptiert zu werden, nicht nur als potentielles Spielobjekt.
      Verständnis für meine Ängste und Bedenken zu spüren, dafür nicht belächelt zu werden.

      Das wäre für mich das Wichtgste.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -