Die Moral Frage

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      Die Moral Frage

      Ich lese in dem Forum schon seit einigen Monaten mit, und habe mich dazu entschlossen mir nun auch einen Account zu erstellen. Es gibt da ein paar Dinge über denen ich seit einer Weile grüble, deshalb würde ich gern die Frage in den Raum stellen, ist das was wir tun unmoralisch? Ich meine das in keinem religiösen Sinn, oder etwas in der Art, sondern eher philosophisch. Gibt es einen moralischen Weg einem anderen Menschen Schmerz zu zu fügen, oder ihn zu demütigen, selbst mit Consenz? Und dann daraus hervorgehend, ist es unmoralisch BDSM offen aus zu leben? Durch eine offene BDSM Kultur, fällt mit Sicherheit mehr Menschen auf, das sie solche Neigungen haben, und die, die es schon wissen, tauschen sich aus und finden neue Ideen. Theoretisch ist das ja auch eine gute Sache, so haben mehr Menschen ein erfülltest Sexualleben, aber BDSM birgt immer Risiken. Wie viele Menschen müssen ein wie viel besseres Sexualleben haben, um es zu rechtfertigen, das ein Mensch der durch die offene BDSM Kultur auf eine neue Idee kam, oder sogar nur wegen ihr seine Neigungen entdeckt hat, sich ernsthaft oder sogar lebensgefährlich verletzt, oder auch psychischen Schaden nimmt? Natürlich gibt es den Punkt, das in einer offenen BDSM Kultur besser über Risiken aufgeklärt werden kann, aber ich glaube nicht das dies so schwer wiegt.
      Ich überfliege meinen Text grade nochmal, und mir fällt auf das er ein wenig wirr ist, allerdings sind das meine Gedanken grade auch, also passt es ganz gut.
      Meine eigene Meinung zu dem ganzen ist mit der Weile relativ klar, das Stichwort ist Eigenverantwortung. Wenn ich auf der Grundlage von neuen Informationen eine schlechte Entscheidung treffe ist das meine Schuld, und nicht die der Informationen, oder des Informierenden. Aber nur weil du Schuldfrage geklärt ist, ist es die Frage der Verantwortung noch lange nicht. Verantwortung meine ich hier in keinem negativen, oder generell wertenden Sinn. Für mich sind Leute die offen über ihr BDSM reden, schreiben, etc. bis zu einem gewissen Punkt verantwortlich für jeden Menschen der ein ausgelassenes und erfülltest Sexualleben hat, für jeden der sich keine Krankheit eingefangen hat, weil er im Internet erfahren konnte wie er Sexspielzeug richtig reinigt, aber auch für jeden der durch austausch mit anderen auf die Idee kam mal Atemreduktion, Cutting, oder sonstiges aus zu probieren, wodurch er sich physisch oder psychisch verletzt.
      Ich hoffe das ist ein Interessanter Punkt, ich kenne mich hier noch nicht gut aus, wenn ich hier nicht in der richtigen Kategorie bin, bitte ich darum das Thema zu verschieben, und nicht zu löschen. An euren Ansichten bin ich sehr interessiert.
      In der Krise beweist sich der Charakter - Helmut Schmidt
      Herrzlich Willkommen erstmal :D

      Einvernehmlichkeit ist für mich Vorraussetzung.
      Und mit dem einverstanden sein des Partners ist es für mich Moralisch einwandfrei.
      Oder eben im Umkehrschluss Schluss nicht.

      Und im Grunde wird die allgemeine Moral durch die Gesellschaft vorgegeben. Diese ist mir aber ersteinmal freundlich gesagt egal, solange die Gesellschaft mir "Luft zu leben lässt"

      Mfg Talon
      :dance:
      Die Antwort auf deine Frage hängt extrem davon ab welche Moralkonzeption du dem ganzen zu Grunde legst.
      Wenn du also eine Antwort willst du über eine einfach persönliche Intuition hinaus geht musst du konkreter werden in deinen Ausführungen und deine Grundannahmen klarer definieren. So ist die Frage für mich nicht sinnvoll beantwortbar ohne zuerst 20 Posts zu einer Grundsatzdiskussion schreiben zu müssen.


      Kurz:

      Vertrittst du eine Ethik die auf die Konsequenzen einer Handlung in einer Population blickt - Dann musst du Fragen ob BDSM den Anteil an pelasure redzuiert oder vermindert.

      Vertittst du eine Ethik welche die Motivation hinter den Handlung in den Fokus stellt - Dann wäre die Frage wie kann diese Motivation beschaffen sein. Kann ich tatsächlich wollen was BDSM beinhaltet.


      Weitere Fragen wären dann aber auch ob du davon ausgehst das verschiedene moralische Konzeptionen "wahr" sein können. Wie werden diese begründet. Findet die Begründung im Wollen des Individuums statt oder durch eine göttliche Ordnung usw.
      @Farben
      Ich sehe es als Frage im Hinblick auf den, in Ermangelung eines besseren Wortes, Glücksdurchschnitt der gesamt Bevölkerung. Macht es die gesamt Bevölkerung glücklicher, wenn es eine offene BDSM Kultur gibt, und sich alle offen und frei entfalten können, oder entsteht dabei im Endeffekt mehr schlechtes als gutes.
      Ps.
      Für mich ist Moral immer im eigenen Willen begründet, selbst wenn man davon ausgeht das ein Gott existiert. Es ist immer noch mein Wille ins Paradies zu kommen, der stärker ist als mein Wille nach von welcher Religion auch immer, verbotenen Dingen.
      In der Krise beweist sich der Charakter - Helmut Schmidt
      Der Ausdruck "Wille" ist eng gekoppelt mit einem Ansatz von Kant. Es ist in meinem Beitrag oben etwas anders gemeint als du beschreibt. Es geht darum "kann ich vernünftiger Weise wollen das..."

      Der Ausdruck "Glücksdurchschnitt" steht dem in gewisser Weise entgegen den hier geht es eben um die Konsequenzen einer Handlung.

      Hier noch einige Stichworte für dich:

      Konsequentialismus
      Utilitarismus
      Singer
      Mill

      Deontolgie
      Vernunft
      Kant
      Rawls
      Rousseau


      ===

      So wie du die Frage jetzt umformuliert hast wäre es eine zum Teil empirische Frage geworden die du staatistisch beantworten kannst. Jedoch müsstest du zuerst dann auch noch definieren was "Glück" bedeutet. Willst du einfach die Dopamin Ausschüttung messen? Ist Glück mit Freiheit gekoppelt? usw.
      @Farben
      Es ist eben genau keine empirische Frage, weil man Glück nicht messen kann. Es geht darum was man als Glück sieht.
      Ps:
      Ich habe ein ziemliches Problem mit Kants Moral Begriff, da er Situationen beinhaltet in denen der eigene Wille unmoralisch ist. Für mich ist Moral etwas sehr Situatives, und immer gegeben nur durch den Willen. Das heißt, wenn ich etwas will, ist es genau so lange moralisch bis ich es nicht mehr will. Deshalb ist in meinem Verständnis die Bezeichnung "moralisch" nicht unbedingt positiv.
      In der Krise beweist sich der Charakter - Helmut Schmidt
      Kurz und knapp:
      Wer offen über BDSM spricht, diskutiert oder schreibt, trägt nicht die Verantwortung für die Verletzungen jener, die es deshalb ausprobieren.
      Hier halte ich es mit dem Vertrauensgrundsatz.

      Die Hersteller von Messer oder Waffen werden ja auch nicht für Gewaltdelikte verantwortlich gemacht. Noch ist jeder erwachsene, mündige Mensch für sich selbst verantwortlich.

      Ist es unmoralisch?
      Keine Ahnung, ist es unmoralisch, homosexuell zu sein, auf die Regenbogenparade zu gehen oder in wilder Ehe zu wohnen und ein uneheliches Kind zu haben?

      Von deinem Standpunkt aus mag das so sein, ich sehe das um einiges entspannter, allerdings lade ich mir auch nicht die Last der Verantwortung für fremde Erwachsene auf meine Schultern.
      Sicher birgt selbst verantwortungsvolles BDSM immer noch ein Restrisiko.
      Aber auch Bergsteigen ist riskant. Ich kann mich in Gefahr bringen und dann auch die, die mich retten wollen. Oder die Gruppe, mit der ich unterwegs bin. Ist Bergsteigen deswegen unmoralisch?
      Das Leben ist nunmal lebensgefährlich. Ich kann versuchen, bestmöglich verantwortungsvoll zu handeln, und trotzdem immer wieder mich und andere in Gefahr bringen. Beim Bergsteigen oder im Straßenverkehr. Oder beim BDSM. Wir sind Menschen und wir sind fehlbar.
      Ich persönlich lebe lieber mit dem Risiko, mich und meinen Partner eventuell trotz aller Vorsicht zu verletzen, als auf etwas zu verzichten, das uns beide glücklich macht. Aber ich habe sowieso lieber noch 20 erfüllte Lebensjahre vor mir, als 30 oder 40 in denen ich mich kasteien muß.

      Zarathustra schrieb:

      deshalb würde ich gern die Frage in den Raum stellen, ist das was wir tun unmoralisch?
      In unserer Gesellschaft nicht, solange Einvernehmlichkeit zwischen den Partnern besteht und man gegen keine Gesetze verstößt.
      Das bedeutet jedoch nicht, dass es auch in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die es als unmoralisch ansehen. Nicht umsonst haben viele (manche?) BDSMler Probleme mit ihrer Neigung, schämen sich dafür und brauchen Zeit, sich damit zu arrangieren.

      Da es auf der einen Seite eine gesellschaftliche (die zudem von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich ist und ständigen Änderungen unterworfen ist) und auf der anderen Seite eine individuelle Moral gibt, ist die Frage mMn nicht wirklich zu beantworten.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Hallo Zarathustra,

      wer ein Beispiel gibt an dem andere sich orientieren kann eine Mitursache für Fehler und Fehlschläge sein. Das ist überall so, also auch bei BDSM. Wer raucht und andere damit beeinflusst ist Mitursache für gesundheitliche Schäden.
      Die Wirkung einer Save Sane Consensual Kultur wie sie im Umfeld einer öffentlichen Diskussion im Bereich BDSM gepflegt wird hat meiner Ansicht nach aber wesentlich mehr positive als negative Auswirkungen.

      Der für mich wichtigste Punkt dabei ist was BDSM ist wird auch BDSM genannt und in dieser Weise gelebt. Gerade bei BDSM erscheinen mir unterschwellige und unbewusste BDSM Neigungen die sich im Alltagsleben Bahn brechen für eine Menge Schäden verantwortlich zu sein.

      Ich würde also das vermutlich positive gegen das vermutlich negative abwägen. Prinzipiell finde ich die Idee gut, auch mal deine Frage zu stellen ob eine Verbreitung von BDSM auch negative Effekte haben könnte. Das komplettiert das Bild.
      Moral ist es etwas, dass jeder für sich auslegt und MMn nicht allgemein zu beantworten.

      Ich finde nicht unmoralisch wie wir leben. Keiner wird gezwungen es uns nachzumachen und wer nichts mit unserer (Lebens-)Einstellung zu tun haben will soll doch wegsehen. Und verantwortlich für das Handeln anderer Menschen bin ich auch nicht. Nicht, weil ich irgendwo etwas geschrieben/gesagt habe und andere es nachmachen. Jeder einzelne ist für sich und sein Handeln verantwortlich.
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Ich stehe klar für eine offene BDSM Kultur.

      Sie erlaubt es Menschen, sich zu erkennen, so besser zu verstehen und damit auch sich zu entwickeln. Zukünftige Entscheidungen werden bewusst getroffen und nicht "irgendwie aus dem Bauch heraus". Dadurch kann viel Schaden (psychisch und physisch) abgewendet werden.
      Über die Risiken von BDSM kann sich jeder informieren, aber ein "unbewusster" Sadist kann unglaublichen Schaden anrichten und sich dabei noch im Recht fühlen während eine "unbewusste" sub sich darüber wundert, warum sie so schlechte Erfahrungen in Beziehungen macht.

      Nach meinem Empfinden ist es moralisch verwerflich, Wissen verdeckt zu halten. Damit wird verhindert, dass Menschen abwägen können und bewusste Entscheidungen treffen.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Abigail schrieb:

      Moral ist es etwas, dass jeder für sich auslegt und MMn nicht allgemein zu beantworten.
      Das find ich doch arg platt dahergesagt und weit am Begriff "Moral" vorbei. Seit mindestens 2400 Jahren reden Menschen sehr wohl darüber, was richtig und was falsch ist, was das Glück des Einzelnen oder der Gesellschaft vermehrt oder verringert... und versuchen, die Frage möglichst allgemein zu beantworten, und daraus sind viele gute Dinge entstanden. Und Gesetzgebungen gibt es sogar noch viel länger - also sind Menschen offenbar doch in der Lage, sich miteinander über das Thema sachlich auszutauschen und auf Normen für richtiges und falsches Verhalten zu einigen ;)

      Ich würde die Ausgangsfrage so beantworten: Wären Menschen glücklich, wenn ihre primitivsten Grundbedürfnisse befriedigt sind: nicht hungern, nicht frieren, nichts fürchten... und vielleicht noch ein paar Sozialkontakte... dann mag deine These zutreffen, dass man niemanden über den Tellerrand hinausschauen lassen und gewissernmaßen "aus der Höhle mit den Schattenbildern" führen sollte, wenn man selbst für sich etwas noch Großartigeres entdeckt hat, das aber auch Risiken in sich birgt.

      Aber so simpel sind Menschen nicht. Sie werden glücklicher, wenn sie mehr kennen, erleben, durchdenken und erfahren. Also selbst mit einer simplen utilitaristischen Rechnung wird mit der freien Wahl zwischen BDSM und Vanillasex vermutlich mehr Glück erzeugt als durch Gleichschalterei mit Decke drüber und Missionarsstellung.

      Deine Frage lässt sich auf viele Bereiche übertragen. Wie ist es mit Geschichten über Mord und Totschlag, denen die Leute zuhören, bei denen ihnen ein wohliger Schauder über den Rücken läuft und die sie noch in ihren Träumen verarbeiten? Sind Tatortdrehbuchautoren unmoralisch, wenn sie Gewalt zu Unterhaltungszwecken darstellen, und die Tontechniker, die das mit dramatischer Musik unterlegen, um die Unterhaltung noch zu steigern? Hätte man Homers Schriften verbieten sollen, weil sie die Kinder und Jugendlichen mit Gewalt in Kontakt bringen? Oder wird unsere Kultur tiefsinniger, reicher und auch glücklicher, wenn wir Gewalttaten auch einen Unterhaltungswert zugestehen?

      BDSM ist, so meine Sicht darauf, einvernehmliche Gewalt, die beiden Freude bringt. Die Hämatome, die Schmerzen und auch Angstgefühle sind echt, aber trotzdem ist es insgesamt etwas Schönes. Auch das ist also wohldosierter Einsatz von Gewalt in einem Rahmen, der eindeutig als Unterhaltung/Freude bestimmt ist. So wie Gewalt im Fernsehen. Wer das anderen näherbringt, handelt nicht unmoralisch, sondern im erotischen Bereich kulturschaffend/tradierend - mit all den risikoreichen Folgen, die das immer mit sich bringt.
      @phoibe
      Ich glaube du hast mich ein klein wenig falsch verstanden. Für mich ist "Verantwortung" kein negatives Urteil wie "Schuld". Wenn ich meinem Freund 1000 Euro leihe, dieser sich eine Waffe kauft und ein Verbrechen begeht, trage ich Verantwortung, weil ich so zu sagen beim Herbeiführen geholfen habe, ganz ohne etwas falsch gemacht zu haben, sondern sogar durch eine gute Tat.
      Es gibt einen Unterschied, zwischen Homosexuellen, und BDSMlern, der darin liegt das Homosexualität keine besonderen Risiken birgt, zumindest nicht wesentlich mehr als Heterosexualität.
      @Abigail
      Mit dieser Argumentationskette kannst du alles rechtfertigen, Heroin Konsum, einvernehmlicher Kanibalismus, etc. (natürlich ist das nicht das selbe wie BDSM, nur finde ich das Argument mit dem Wegschauen recht schwach).
      @Freudenschwalbe
      Durch verallgemeinerte Moral sind auch schon viele schlimme Dinge entstanden, z.B. Verbot von Homosexualität. Man kann keine allgemein gültige Moral aufstellen, da es nur einen einzigen Menschen braucht der sagt, ich empfinde das anders, und schon geht die allgemeine Moral den Bach runter. Man kann die wenigen dann als geisteskrank erklären, oder ketzer nennen, aber das sind nur Ausflüchte. Man kann sich natürlich auf Dinge verständigen, die die meisten Menschen als richtig ansehen, du sollst nicht töten, etc. aber für mich ist das ein Grund einen sehr liberalen und minimalistischen Staat zu wollen, mit möglichst wenigen gesetzlich festgelegten Werturteilen.
      In der Krise beweist sich der Charakter - Helmut Schmidt

      Zarathustra schrieb:

      @Freudenschwalbe
      Durch verallgemeinerte Moral sind auch schon viele schlimme Dinge entstanden, z.B. Verbot von Homosexualität. Man kann keine allgemein gültige Moral aufstellen, da es nur einen einzigen Menschen braucht der sagt, ich empfinde das anders, und schon geht die allgemeine Moral den Bach runter. Man kann die wenigen dann als geisteskrank erklären, oder ketzer nennen, aber das sind nur Ausflüchte. Man kann sich natürlich auf Dinge verständigen, die die meisten Menschen als richtig ansehen, du sollst nicht töten, etc. aber für mich ist das ein Grund einen sehr liberalen und minimalistischen Staat zu wollen, mit möglichst wenigen gesetzlich festgelegten Werturteilen.
      Du missverstehst mich komplett.

      Platte allgemeingültige gleichmachende Verbote ohne Rücksicht auf die Person und die Umstände, in denen sie sich befinden, passen genauso wenig zum Begriff "Moral" wie die Meinung, dass jeder Mensch nur für sich völlig freischwebend durch die Gesellschaft taumelt und ohne jegliche Anhaltspunkte für wertende Vergleiche der Handlungen handelt.

      Ich habe jetzt heute keine Zeit mehr, die Grundlagen meiner Ausführung oben noch genauer zu erklären. Ich möchte aber nicht unkommentiert als Deutung meines Posts stehenlassen, dass ich "Moral" oder "Gesetze" als plumpe Eins-zu-Eins-Gleichungen lobe oder mir gar eine Diktatur wünsche.

      Nicht umsonst sind Abhandlungen über Ethik mehrere Hundert Seiten dick, werden seit Jahrtausenden jeweils über viele Jahre ausgearbeitet, immer mit Bezug auf die Vorgänger, und lassen sich niemals vollständig in ein knackiges Zitat pressen. Gerichtsverhandlungen brauchen auch Zeit und mehrere Parteien, um ein Urteil über "richtig" und "falsch" zu fällen, und die Gesetzestexte und die Kommentare dazu füllen Bibliotheken. Und trotzdem sagt man am Ende, vor dem Gesetz ist jeder Mensch gleich - und man kann und darf es auch sagen, weil eben das das Allgemeingültige ist, worauf man sich geeinigt hat. Auch wenn es im Endeffektin der Praxis viel komplizierter zu bewerten ist als ein Verbotsschild auf der Wiese es einen glauben lässt.

      Das als Ergänzung zu meinem Beitrag oben.
      und die Moral von der Geschicht....

      Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Überall wo viele verschiedene Einflussfaktoren gegeben sind.....

      Warum in Gottes Namen muss man immer alles in Schubladen, Statistiken einsortieren oder einen Nenner finden?

      Ich finde es schwierig, weil doch alles so viel komplexer geworden ist. Die Gesellschaft und die Normen und Werte verändern sich. Das findet seit jeher statt.

      Aber ich finde Eigenverantwortung gut, vor allem in diesen Zeiten. Es wollen doch alle so schlau und frei sein und sich möglichst wenig einschränken lassen. Gesellschaftliche Regeln bieten ein Gerüst der Orientierung und regeln das Zusammenleben. Aber doch nicht jedes Detail im Schlafzimmer.

      Gut ist, dass Vergewaltigung in der Ehe nun angezeigt werden kann. Meine persönliche Meinung. Aber bei der Vorschrift wie lange und in welcher Stellung die körperliche Vereinigung stattzufinden hat wenn sie einvernehmlich ist.... begründet geht das niemanden was an.

      Und was ist mit homosexuellen, die über ihre HIV Infektion informiert sind und die Szene nutzen um andere anzustecken?

      Damit will ich sagen, es gibt überall was zu bedenken. Wer trägt die Schuld? Der, der das Virus bewusst weitergetragen hat oder der, der seinen Arsch im darkroom hingehalten hat? Ich finde da tragen beide eine Verantwortung, dafür wird ja Aufklärung betrieben.
      Mit Freiheit muss man auch umgehen können, sonst muss der Staat oder religiöse Institutionen das wieder regeln. Und dazu gehört auch, dass ich weiß, dass eben nicht alle verantwortungsvoll handeln und ich das einkalkulieren muss. Ein Risiko wird aber immer bleiben.

      Im Vergleich zu einigen Jahrzehnten zuvor muss ich sagen der Zutritt zur Szene ist doch grade mit dem www. gegeben.

      Ob ich aber in der Stadt nun sehen möchte wie Männer ihren Frauen Ohrfeigen geben oder an der Leine führen.....( oder halt auch in anderen konstellationen) .... kann ich doch auch nun zunehmend auf den CSD Veranstaltungen.

      Die Welt bietet hier eine Menge und jeder kann sich aussuchen was er vertiefen möchte.

      So ist meine Meinung. Und in 20 Jahren ist alles anders. Spannender finde ich die Frage wohin sich alles entwickelt.

      phoibe schrieb:

      Kurz und knapp:
      Wer offen über BDSM spricht, diskutiert oder schreibt, trägt nicht die Verantwortung für die Verletzungen jener, die es deshalb ausprobieren.
      Hier halte ich es mit dem Vertrauensgrundsatz.

      Die Hersteller von Messer oder Waffen werden ja auch nicht für Gewaltdelikte verantwortlich gemacht. Noch ist jeder erwachsene, mündige Mensch für sich selbst verantwortlich.

      Ist es unmoralisch?
      Keine Ahnung, ist es unmoralisch, homosexuell zu sein, auf die Regenbogenparade zu gehen oder in wilder Ehe zu wohnen und ein uneheliches Kind zu haben?

      Von deinem Standpunkt aus mag das so sein, ich sehe das um einiges entspannter, allerdings lade ich mir auch nicht die Last der Verantwortung für fremde Erwachsene auf meine Schultern.
      Den würde ich so auch Unterschreiben. Die Moralfrage erübrigt sich hier eher wenn man gewissenhaft über Risiken aufklärt. Somit hat der andere Part ein Gesamtbild aus dem er eine fundierte Entscheidung treffen kann.

      Ob eine offene BDSM Kultur besser wäre sehe ich eher nicht so. Zum einen wird dadurch einem zwar ein größeres Auslebungsspektrum geboten aber der Nachteil ist mitunter auch die Qualität von Informationen die bei aufgeblähten Konstellationen vorherrscht.Je nach Sichtweise könnte man auch Argumentieren das es so eine Weiterentwicklung gibt.Der Nostalgiker wird aber eher das Grundprinzip bevorzugen.
      Ja mehr Masse vorhanden ist steigt auch die Schwierigkeit potentiell an allen Gerecht zu werden.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !

      Abigail schrieb:

      Moral ist es etwas, dass jeder für sich auslegt und MMn nicht allgemein zu beantworten.
      :yes: Ihr habt alle soviel geschrieben und ich machs ma wieder so kurz, aber das ist die Antwort, die mir auf die Frage einfällt: Die Moral ist mit schnurzegal, wenn ich es aber als unethisch ansehen würde, hätte ich mich niemals darauf eingelassen :pardon:


      Zarathustra schrieb:

      Macht es die gesamt Bevölkerung glücklicher, wenn es eine offene BDSM Kultur gibt, und sich alle offen und frei entfalten können, oder entsteht dabei im Endeffekt mehr schlechtes als gutes.
      Eher nicht. Nur die, die halt gerne BDSM betreiben. Natürlich kann man das verallgemeinern. Eine offene Kultur in der sich alle Homosexuellen offen und frei entfalten können, macht diese glücklicher. Gilt auch für 1000 andere Spielarten. Aber wenn z.B. Objektophile sich offen und frei entfalten können, find ich das nicht schlimm oder abstossend, macht mein Leben aber nicht besser, weil es mir ja nichts bringt.

      Einziges Argument ist, wenn eine Gesellschaft es schafft, Vor- und Moralurteile gegenüber irgendeiner beliebigen Gruppe abzubauen und deren "Besonderheiten" akzeptiert, es für alle leichter wird, weitere andere Lebensentwürfe zu akzeptieren. Bestmöglich: es ist Normalität, dass alle ganz anders sind.

      Und da gerät JEDER irgendwann an einen Punkt, wo er sagt: Da spiel ich nicht mehr mit :yes: . Das ist meistens blöd, aber ich schreibe nicht "da gerät LEIDER JEDER irgendwann an einen Punkt", denn es gibt wohl auch Dinge, über die wir uns alle einigen könnten, das wir sie absolut ekelhaft finden.

      :pardon: unlösbar
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Ich habe in punkto BDSM wirklich NOCH NIE über Moral auch nur ansatzweise nachgedacht :pardon: .
      Ich tue jemandem weh/demütige jemanden/befehle jemandem, die möchte, dass ich das tue.
      Einvernehmlich, legal und so sicher wie möglich.
      Macht uns beide glücklich.
      Also warum sollte ich über Moral auch nur nachdenken?
      Weil es Menschen gibt, für die das theoretisch ein Problem darstellen könnte? :rolleyes:
      Weil Dinge schiefgehen können? :rolleyes:
      Sorry, aber man IMHO echt unter BDSMlern ALLES zerreden :blah: .
      Moral... Das Problem an moralischen Fragen ist, dass man ein moralisches System braucht, um sie zu beantworten. Erst innerhalb eines solchen Systems macht die Frage "Ist etwas moralisch?" überhaupt irgendeinen Sinn. Und die Antwort wird tatsächlich je nach System völlig unterschiedlich ausfallen. Man denke z.B. an die Spartaner (und andere Griechen) und ihr Umgang mit behinderten Kindern.

      Religion bietet ja ein moralisches System und daher auch die Möglichkeit, verschiedene Fragen innerhalb dieses Systems zu beantworten - nur in der Begründung dieses Systems happert es etwas.

      Ansonsten herrscht hier in der westlichen Welt ein wirres Gemisch aus moralischen Systemen, die sich überlappen und teilweise auch widersprechen. Einen Teil davon hat man versucht in Menschenrechte, Grundgesetz, etc. zu gießen, aber natürlich bleibt das lückenhaft, was es ja auch so schwer macht, moralische Fragen eindeutig zu beantworten, wenn sie nicht gerade sehr konsensfähig sind.

      Dementsprechend ist die Antwort auf "Ist BDSM unmoralisch" bestenfalls schwierig. Unmoralisch innerhalb welches Systems? In manchen christlichen Moralvorstellungen ist Sex immer böse, wenn er Spaß macht und nicht zum Kinderzeugen dient. Also ja. In sehr liberalen Moralsystemen ist alles erlaubt, was keinem anderen schadet, also nein. Persönlich tendiere ich stark zu letzterem, weil die Freiheit des Individuums für mich zumindest ein Stück weit über der Konformität zur Gesellschaft steht, aber das ist natürlich nur mein Moralsystem - und seien wir ehrlich, unsere Moralsysteme sind meist völlig zufällig gewählt, meist sogar nichtmal gewählt sondern irgendwie "organisch" gewachsen: Ein bisschen was von den Eltern, ein wenig von Oma, viel aus dem Fernsehen... Was sich halt so findet. Und das fühlt sich dann am Ende an, als wäre es der Weisheit letzter Schluß, praktischerweise ;)