Die Wichtigkeit der Optik

      Ich muss vorweg sagen, wenn es mich gepackt hatte und ich verliebt war, dann waren das für mich die schönsten Männer der Welt.
      Nachher, wenn Schluss war, war der Zauber auch weg und im Nachhinein Bilder betrachtet, dachte mehrmals, was fandest du nur an dem?

      Auch ich habe über das Internet mehrere Männer kennengelernt. Da gab es einen, mit dem mich eine jahrelange Freundschaft verband.
      Ich mochte seine Art zu schreiben unheimlich. Er berührte mich mit Worten. Ich war hin und weg und hatte noch kein Bild gesehen. Das kam dann später und er wäre jetzt keiner, der bei den Chippendales mitmachen könnte, und war auch ganz nüchtern betrachtet nicht der Typ, der mein Herz höher schlagen lassen würde, aber das Bild schmälerte seine Attraktivität überhaupt nicht. Es war gar nicht wichtig. Seine Worte waren es, die mich verzaubert haben.
      Ich fühlte mich magisch von ihm angezogen, fand ihn unfassbar attraktiv und konnte mir sehr viel mehr vorstellen.
      Die Ernüchterung kam, als wir das erste Mal telefonierten. Seine Stimme, die Stimmlage... War tatsächlich so bedeutsam, dass meine Gefühle platzten wie ein Luftballon.
      Da war nichts mehr mit Erotik, aber Freundschaft ist geblieben. Jetzt ist der Kontakt erloschen, ich habe einfach zu viele Kinder bekommen dazwischen, dass wenig Zeit war.
      Ich stehe jetzt total auf Stimmen. Bevor ich ein Bild sehen möchte, möchte ich die Stimme hören.
      Kommt mir ein attraktiver Mann entgegen, mag ich da gerne hinschauen. Aber all die äußere Attraktivität hilft mir nicht, wenn die Stimme nicht passt.
      Seit Ewigkeiten habe ich diese Frage im Kopf:

      Was wäre, wenn wir jemand am Telefon kennenlernen. Uns schreiben, reden, lachen....alles über lange Zeit und sich niemals ein Bild schickt...

      Lange Zeit, nicht nur mal ein paar Tage oder Wochen...? Tiefgründig, emotional, ernsthaft?

      Es gibt einen Roman, der dieser Frage nachgeht (gut gegen Nordwind).

      Spannend....was geht da im Kopf vor...? Was für ein Gebirge von Gedankenpalast baut man sich....


      Was, wenn der Mensch "perfekt" ist....aber real nicht gut riecht , oder, oder, oder...?
      Es gibt dazu im Fernsehen auf Nicknight oder so eine Serie, Clipfish glaube ich. Da geht es darum, dass sich Personen, die sich online kennengelernt haben und glauben da stimmt etwas nicht, an den Betreiber dieser Seite wenden können, der diese 'nicht-stimmigen' Personen dann auftreibt und eine Gegenüberstellung organisiert. Ich sehe das ab und an, wenn die Kids nickelodeon gekuckt haben und ich zB surfe und einfach den Fernseher an lasse.
      Es ist oft so, dass Leute mit falschem Bild unterwegs sind oder sogar ein anderes Geschlecht angegeben haben. Aber selbst unter denen, die sich per stimme kennen und vorher kein Bild vom Gegenüber hatten: die Optik zu sehen kann alles zerstören, weil das Bild, dass man gerade über so eine lange Zeit im eigenen Kopf vom Anderen gebaut hat, der Realität nicht stand hält. Im eigenen Kopf wird der Andere immer toller - und viele viele von denen, die keine oder eine falsche Optik vom Gegenüber haben, ziehen sich dann, bei der Gegenüberstellung, enttäuscht zurück. Weil eben der Sehsinn etwas anderes erwartet hätte.... und offensichtlich nicht befriedigt wurde.
      Erwartung und Enttäuschung ist hier jetzt auch ein gutes Stichwort. Aber wie kann man nach ewigem mailen jmd ohne optische Erwartung gegenübertreten? Wie könnte man das ausschalten? Ich wüsste nicht, dass das geht.... dafür ist der Mensch zu sehr Mensch :coffee:
      Optik ist für mich eigentlich nicht sooo wichtig.

      Ich habe z. B. Keinen speziellen Typ Frau der mich an macht. Meine Exen unterscheiden sich optisch gravierend, finde ich zu mindest. Ich hatte schon eine Frau mit 6 Pack, genauso mit sehr weiblichen Rundungen. Und in dem Moment als ich jeweils mit Ihnen zusammen war waren sie die schönsten Frauen für mich.

      Warum? Weil ich innere Schönheit wesentlich wichtiger finde als eine tolle Verpackung. Diese ist sehr schnell ausgepackt. Wenn das darunter hässlich ist. Habe ich von der Verpackung auch nichts.
      Nichtsdestotrotz ist natürlich eine gewisse Anziehungskraft und ja auch Optik relevant für das Kennenlernen. Wird danach aber immer unwichtiger.
      Don't tell me what I can and can not do.
      I'd hate to have to make a fool out of you.

      Sasou schrieb:

      Erwartung und Enttäuschung ist hier jetzt auch ein gutes Stichwort. Aber wie kann man nach ewigem mailen jmd ohne optische Erwartung gegenübertreten? Wie könnte man das ausschalten? Ich wüsste nicht, dass das geht.... dafür ist der Mensch zu sehr Mensch
      Da das hier etwas OT wird, nur kurz: Das ist der Grund warum ich zügig (Tage bis wenige Wochen) bei einem online Kontakt auf ein Treffen in neutralem Raum (möglichst mit eleganter Fluchtmöglichkeit für beide Seiten) Wert lege.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

      Sasou schrieb:

      Wie wichtig ist Euch die Optik? Am Anfang? Und irgendwann? Gibt es sie, die Menschen, denen die Optik von Anfang an egal ist? Die sich, ich übertreibe jetzt mal, mit Quasi Modo einlassen, nur weil er einen tollen Charakter hat?
      Bei mir selbst steht die Optik, wenn überhaupt, gaaaaanz weit unten auf der Liste. Klar, fast immer entsteht der erste Eindruck eben durch diese Optik. Aber mir ist es, auf gut deutsch gesagt, wirklich scheißegal wie er aussieht. Sicher habe auch ich diesen "ersten Eindruck" und denke mir oh der sieht gut aus, oder eben oh der ist optisch nicht so meins. Dennoch lerne ich "beide Parteien" kennen, freunde mich vielleicht sogar mit ihnen an.. Und wenn ich mich mit ihm verstehe, wir "auf einer Wellenlänge" sind, ist doch alles super!

      Ich erinnere mich da gerne an einen Sommer zurück..das müsste 2010 gewesen sein. N Freund hat Besuch aus Amerika bekommen. Zwei Brüder, die ersten drei Wochen war der Jüngere da, die nächsten drei Wochen der Ältere.
      Den kleinen Bruder kennengelernt, sich gegenseitig vorgestellt.. und ich muss sagen, mein erster Gedanke war nicht gerade "was ne Wucht".. Ja, er war, wenn auch minimal, kleiner als ich, war, ich sag mal noch in der Pubertät was Pickel und den ganzen Kram angeht.. und ne Zahnspange hatte er auch. Im Laufe der drei Wochen haben wir wirklich jeden Tag was unternommen (ein Hoch auf 6 Wochen Sommerferien!) und uns eben auch besser kennengelernt. Und mit jedem Tag, der vergangen ist, wurde er attraktiver, hübscher für mich.. Er war, bzw. ist genauso verrückt wie ich gewesen..Wir haben so viel Müll miteinander gemacht, haben uns nachts auf der Straße liegend die Sterne zusammen angeschaut, sind hier hingewandert, haben uns dort gemeinsam betrunken. Das waren alles so Dinge, bei denen ich eben gemerkt habe, dass er ne richtig coole Socke ist.. Und all diese Kleinigkeiten aneinander gereiht, haben ihn für mich zu diesem Zeitpunkt zum schönsten Mann überhaupt gemacht.. Und das innerhalb von nur drei Wochen.. Ich glaube, wäre er länger geblieben, wäre der Abschied noch "schmerzhafter" geworden, als er so schon war.

      So, drei Wochen waren rum, also war sein Bruder jetzt mit Deutschland dran. Er, für viele Frauen sicher der perfekte Kerl, wenn man nur das Äußerliche betrachtet. Blonde haare, groß, muskulös, Zahnpastalächeln..eben der "typische Surfer".
      Ich muss sagen, er hat mich überhaupt nicht angesprochen, das komplette Gegenteil von seinem Bruder. ja, mit ihm hab ich mich auch super verstanden, und auch wir haben sehr oft Dinge zusammen unternommen. Dennoch hat er mich nicht so "berührt", wie es eben sein Bruder zuvor getan hatte.. Und da hat auch sein "perfektes Äußeres" nicht punkten können..

      Lange Rede kurzer Sinn: Ja, ich würde mich mit Quasi Modo wegen seines Charakters einlassen.
      Verliere niemals Deinen Humor,
      denn er ist Dein wichtigster Begleiter!
      Optik ist ein Teil des Gesamtpakets. Sicher nicht zu unterschätzen. Vor den Zeiten als man sich nicht im Internet kennenlernte, war es maßgeblich das erste,
      man sah, betrachtete und versuchte das Briefschreiben und Telefonieren im Einklang mit der Person zu sehen.
      Heute sind Emails viel schneller geschrieben und das kennenlernen geschieht erst wenn man sich einigermnaßen abgetastet hat.

      Man legt quasi vorher fest ob es passt oder nicht, man investiert Gefühle und legt ein Teil seines Lebens offen.
      Die Optik kommt doch meist erst zum Schluss.
      Nur durch das intensive kennenlernen sieht man die Person mit anderen Augen. Geht mir jedenfalls so.
      Den Mann den ich zuletzte kennenlernte machte es mir nicht leicht. Er wollte nachdem wir lange geschrieben haben, ein Treffen ohne Bild und telefonieren.
      Ich habe mich darauf eingelassen, weil ich es spannend fand.

      Das Zusammentreffen war ein voller Erfolg, warum............er wusste es vorher das es passt und er hat recht behalten.
      Mich als mopsigen Frauentyp wollte er von Anfang an und ich, mit dem Selbstbewusstsein eines pickeligen Teenagers, dachte, sei froh das er dich kennenlernen will.
      Ich wusste er ist fast 1.90 groß, gar nicht mein Fall und das er schreiben kann das man sich reinlegen möchte, mehr wusste ich nicht.
      Sein Anblick hat mich aus den Schuhen gehoben, attraktiv ist gar kein Ausdruck und meine Augen hingen nur noch an seinem Mund, der sanft und stark zu gleich sprach.
      Da war es, beides, der visuelle Reiz und die sogenannten inneren Werte. Es passte und es passt immer noch.
      Und die Resonanz auf meinen Anblick, ich möchte ganz viele Bilder von dir, so habe ich dich mir vergestellt, deine Stimme, deine Wärme, alles einfach alles ist so, wie ich es ahnte.

      Es war ein Experiment und es ist gut gegangen. Ich habe mich fast blind auf einen Mann eingelassen.

      Helleschatten schrieb:

      Frauen bekommen Kinder, finden vielleicht nie wieder zu ihrer alten Figur zurück.
      Die Schwerkraft tut irgendwann ihren Dienst und Falten kommen.
      Aussehen ist Schall und Rauch.
      Alter, Falten, hängenede oder nicht hängende Brüste, die Form solcher sind mit den Jahren natürlch Veränderungen unterlegen.
      Auch für mich kein Maasstab ob schön oder nicht schön.

      Wer was schön findet , ist ja wie mit allem Geschmackssache.
      ich lerne jemanden kennen, ich sehe ihn, er gefällt mir auch optisch, weckt evntl Lust, das Bedürfnis ihn näher kennen zu lernen, stimmen auch der Charachter, der Geruch, der Humor, dann kann ich mich verlieben, und wenn ich lange genug mit diesem Menschen zusammen bin dann liebe ich ihn auch irgendwann, nicht am ersten Tag aber Liebe wächst.

      Den Menschen den ich liebe, den liebe ich auch noch wenn er sich verändert, den lieb ich wenn er krank ist, den lieb ich wenn ihm nach ner Chemo die Haare ausgehen, den lieb ich auch mit einem Bein....

      Der wird nicht hässlich, nie
      Sehr schönes Thema, und sehr interessante Ansichten. Danke, @Sasou!
      Dann will ich auch mal meinen bescheidenen Teil dazu beitragen.

      Mir ist Optik bzw. das Äußere sehr wichtig - beim Kennenlernen. Was nicht heißt, dass ich einen Mann will, der aussieht wie ein Model.
      Es muss passen. Für einen ONS oder eine Affäre, die rein sexuell ist, sollte er schon gut aussehen, und darf dann auch gerne mal Modelmaße haben - und der Charakter muss nur insoweit passen, dass es im Bett funktioniert.
      Für eine längere Beziehung muss dann aber auch mehr passen als nur das Äußere. Wobei man auch immer im Hinterkopf haben sollte: die Figur, die Haare, die Klamotten - das kann man(n) alles ändern.

      Meine Expartner waren nie Modeltypen, hatten meist ein wenig "Wohlstandsbauch" und hatten immer einen Kumpel, der besser aussah (und ich jedesmal gedacht habe: hm, warum habe ich den nicht zuerst kennengelernt?) . :rot: Im Nachhinein war ich aber immer froh, dass ich mit dem vermeintlich "nicht so hübschen" zusammen war.

      In Zeiten des Internets wird die Optik vielleicht tatsächlich weniger wichtig, aber ich möchte doch mindestens ein Foto sehen, bevor ich mich mit jemandem treffe (betrifft allerdings nur die möglichen Sexual- oder Beziehungspartner, bei Menschen, mit denen so etwas sowieso nie in Frage kommt, ist mir das Aussehen ziemlich wurscht). Und selbst dann kann das reale Aufeinandertreffen immer noch anders aussehen - im wahrsten Sinne des Wortes. ;)
      Aktuell war es z. B. so, dass mir die Bilder meines Partners ganz gut gefallen haben, ich beim ersten Treffen dachte: Wow, er sieht viel besser und sympathischer aus! Mit fehlender Kleidung kamen dann ein paar Dinge, die nicht meinem Idealbild entsprechen, die aber sehr schnell entweder unwichtig oder sogar anziehend wurden. (Ich hoffe, es liest sich so positiv, wie ich es meine... Sonst kann ich mich gleich schon mal in die Ecke setzen und mich auf die Konsequenzen von @MrTom einstellen...) :sofa:
      Ich habe also auch festgestellt: je länger ich jemanden kenne und je mehr ich ihn mag, umso unwichtiger wird das Aussehen - oder umso schöner wird er in meinen Augen. Umgedreht geht mir das nicht so - einmal Sahneschnitte, immer Sahneschnitte. Aber eine unsympathische Sahneschnitte wird dann eben nur noch auf´s Äußere reduziert.
      Dagegen bekommt ein sympathischer, knubbeliger Cookie mit Sicherheit irgendwann einen Zuckerguss! ^^

      Und, wie @bastet gerade über mir sagte: Wen ich einmal liebe, der wird nicht hässlich.

      Im Übrigen würde ich lieber auf den Sehsinn verzichten als auf das Gehör... Töne, Klänge berühren mich viel mehr, öfter und tiefer als das, was ich sehe. :love:
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Ziemlich interessantes Thema und es macht tatsächlich freude mal bewusst darüber nachzudenken, warum wir uns beispielsweise verlieben oder welche Dinge wir tatsächlich wertschätzen - die so zu sagen "zwingend" sind, um überhaupt eine Partnerschaft gewährleisten zu können.

      Ich habe oft darüber nachgedacht, ob es Liebe auf den ersten Blick war, als ich meinen Partner zum ersten Mal sah - und nein, im Grunde war es das nicht. Es war viel mehr als das. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl und eines das ich nach wie vor als "Zuhause" beschreiben würde. Mein Zuhause.

      Sicherlich muss ich zugeben, dass ich auch manchmal Männern hinterherschaue, die mir optisch gut gefallen - ganz einfach, weil es da ein gewisses Schema habe auf das ich im Grunde abfahre. Große Typen, Bart, lange Haare - so ein wenig der Wikinger Typ. Wenn man mich aber fragt, ob ich mit einem Chris Hemsworth-Verschnitt zusammen sein wollen würde? Nein! Definitiv nicht.

      Die Optik ist nunmal nicht entscheidend. Letztlich entscheides der Charakter und der Wohlfühl-Faktor, wenn man nackt Körper an Körper liegt und das unbeschreibliche Gefühl hat, nirgendwo anders auf dieser Welt sein zu wollen. Nennt mich eine Romantikerin, aber ich hab meine Wohlfühloase gefunden und mein Partner hat für mich das schönste Lächeln und die tollsten funkelnden Augen der Welt. Seine Hände halten mich fest und in seinen Armen fühle ich mich das erste Mal seit vielen Jahren geborgen und sicher. Ich habe fertig :rot:

      Lilly13 schrieb:


      Und, wie @bastet gerade über mir sagte: Wen ich einmal liebe, der wird nicht hässlich.

      Im Übrigen würde ich lieber auf den Sehsinn verzichten als auf das Gehör... Töne, Klänge berühren mich viel mehr, öfter und tiefer als das, was ich sehe. :love:
      Das sehe ich im Übrigen genauso. <3