Sexuelle Neigung oder sexuelle Identität?

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      Sexuelle Neigung oder sexuelle Identität?

      Ich frage mich schon länger, warum im
      D/s Bereich auch unter den Bdsm/er die Meinungen, was kann und darf dermassen auseinander gehen.

      Alles Nachfolgende, ist nicht wertende gemeint, es soll kein besser oder schlechter da stellen.

      Für die einen ist Ds etwas, das ins Spiel mit eingebaut wird. Augenhöhe ist in diesen Partnerschaften wichtig.

      Andere hingegen leben D/s als Beziehungsform, es ist eine Lebenseinstellung.

      Da genau dort der Punkt ist, wo es so weit auseinander geht, stellt sich mir die Frage.

      Ist es dann nicht eher ein sexuelle Identität, als eine sexuelle Neigung?

      Auch wenn einige das jetzt nicht nachvollziehen können, für mich wäre es glaube ich undenkbar, eine Beziehung mit jemanden einzugehen der nicht dominant ist. Das hat aber einfach damit zu tun, das es mich überhaupt nicht reizen würde.
      Kann man glaube ich damit gleich setzen, wenn man einem Schwulen eine noch so tolle Frau hinsetzt.
      Anmerkung:
      Dies ist lediglich meine Meinung und nicht für die Allgemeinheit gültig.
      Gute Frage!

      Ich glaube, dass manche "sexuelle Neigung" tatsächlich als zu "wenig" empfinden, um es zu beschreiben. (Ich könnte mir eine Beziehung mit einem dominanten Partner auch nicht vorstellen.)
      Aber ich würde "sexuelle Identität" jetzt auch nicht gleichsetzen mit "sexueller Orientierung", in der ich eher sehe, zu welchem Geschlecht man sich hingezogen (oder eben nicht) fühlt. Sexuelle Identität bezeichnet (zumindest für mich) tatsächlich eher das, wie man sich selbst als sexuelles Wesen sieht, und in diese Richtung geht für mich BDSM - das WIE ist entscheidend, die NEIGUNG des Partners und die eigene eben auch, nicht das, was sich unter dem Nabel des Partners finden lässt. Also muss ich dir hier ganz Recht geben. BDSM kann, glaube ich, als sexuelle Identität stehen.
      Also ich bin da sehr geprägt von Makai und seinem "BDSM ist was du machst, D/S ist wer du bist.", von daher für mich ist es weder sexuelle Neigung noch sexuelle Identität. DS ist für mich nämlich gar nichts sexuelles sondern einfach eine Art miteinander umzugehen: Einer führt, einer folgt - eine Beziehungdynamik eben. (Was hier gerne als DS im Schlafzimmer gezeichnet wird gehört daher in meinen Augen alles unter den sträflich vernachlässigten Buchstaben D für Discipline.)

      Trotzdem finde ich nicht, dass man Außenstehenden alle Facetten meiner Beziehung präsentieren muss. Die müssen mich nicht beim Sex sehen, die müssen nicht sehen wie ich streite und sie müssen auch nicht alle Aspekte meines Machtgefälles miterleben und sich dann fragen, ob ich gerettet werden muss.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von JamieLyn () aus folgendem Grund: typo

      JamieLyn schrieb:

      Makai und seinem "BDSM ist was du machst, D/S ist wer du bist"
      dem kann ich mich vollumfänglich anschließen, ein Hoch auf Makai, wer oder was auch immer er oder sie ist .... muss gleich Tante Google besuchen gehen :yes:
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]

      Schwarze Rose schrieb:

      Ist es dann nicht eher ein sexuelle Identität, als eine sexuelle Neigung?
      Ja. Wenn man gewisse Dinge im Alltag lebt oder leben möchte und nicht nur im Bett, ist es eine Lebenseinstellung und gerade wenn es per se unsexuelle Handlungen sind wie im D/S Bereich sehr häufig, dann ist es keine sexuelle Neigung. @JamieLyn hat recht wenn sie sagt, es ist eine Beziehungsdynamik die nicht wirklich mit Sex zu tun hat aber dann irgendwie auch schon.
      Das sowohl Dominanz als auch Devotion Persönlichkeitsmerkmale sind ist das eine da stimme ich zu.
      Aber sowohl Dom als auch Sub ziehen aus diesem Machtverhaltnissen ihre Lust. Dieses wird dann doch auch auf das Sexuelle mit übertragen und nicht jede Handlung ist dann eine Disziplinierung.

      Langsam bekomme ich einen Knoten in meine Gedanken.
      Bondage ist nix sexuelles, da geht es ums fliegen.
      SM ist nix sexuelles, da geht es um Schmerz.
      Disiplinierung auch nix sexuelles, Sub soll ja keinen Spaß daran haben.
      Ds ist auch nix sexuelles.

      Dann ist das ganze Bdsm nix sexuelles.
      Anmerkung:
      Dies ist lediglich meine Meinung und nicht für die Allgemeinheit gültig.
      Hmm... also ich BIN devot. D/S ist auch für mich eine Form des Umgangs, weshalb ich es immer als seltsam empfand, wenn ich bei Anschreiben gefragt wurde, was ich mir da wünsche. Da muss es einfach im Umgang klicken und kompatibel sein. Ich mache es mir ja manchmal lieber einfach und sage: Wenn kompatibel - dann läufts mit D/S. ^^

      Was sexuell oder nicht sexuell angeht möchte ich für mich sagen: Alles kann beides sein. Ich kann DS erleben ohne das es sexuell ist. Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl in meinem Inneren. Ich fühle mich wohl, sicher, geborgen und habe den nötigen Halt, den ich mir wünsche und brauche um mich ausgeglichen und geerdet zu sein.
      Dom kann aber mit seinen Aktionen durchaus dafür sorgen, dass etwas sexuelles daraus wird. Aber es muss nicht.
      Funktioniert bei mir mit allen Punkten:
      Bondage kann auch sexuell sein - kommt drauf an, wie es eingesetzt wird.
      SM - kann für mich sehr sexuell sein, da ich masochistisch bin und dadurch kommen kann. Hängt von Doms Gnade ab ob ich das darf/soll. ;)
      Disziplinierung - Hassliebe. Mag ich vielleicht nicht aber würde es auch nicht mögen, wenn es das nicht gäbe. Also sehe ich da auch etwas gutes drin.
      Meine Meinung: Alles eine Sache der Auslegung. :pardon:
      Ich glaube, man kann das tatsächlich nicht pauschal beantworten. Soll heißen, es kann beides sein.

      Ich denke, das Problem an dem Begriff "BDSM" ist, dass er (absichtlich) umfassend gewählt ist. Das ist einfach eine Gruppe von Menschen, die hie und da einige Ähnlichkeiten aufweisen... oder auch nicht. Da haben wir (beispielsweise) auf der einen Seite den die nicht-devote Bondageliebhaberin, die ihre sexuelle Lust aus dem Fixiertsein holt - und auf der andere Seite den Haussklaven, dem es reicht, seiner Herrin innerhalb einer nicht-sexuellen Spielbeziehung zu dienen. Wir haben also reines sexuelles Bondage und unsexuelles D/DS. Für sich alleine sind das zwei völlig unterschiedliche Neigungen/Identitäten/Lebensweisen und trotzdem ist beides BDSM. Und wenn es solche

      Wie soll man denn etwas, das so extrem weit gefächert, auch nur im Ansatz irgendwie verallgemeinern? :gruebel:

      Der Begriff "sexuelle Identität" trifft es für mich aber auch nicht so richtig. Wenn BDSM in den Alltag übergeht, ist das ja eben nicht zwangsläufig sexuell geprägt. Wobei mir da so spontan auch nichts besseres einfällt und ich auch keine Haarspalterei anfangen will. Irgendeine Form von Identität ist es dann aber sicherlich.

      Für mich ist mein BDSM auch weit aus mehr, als nur eine sexuelle Neigung. Es befriedigt mich tief in meiner Seele, Bei mir geht die sexuelle Lust während einer ausgiebigen "Session" sogar manchmal verloren, aber das ist vollkommen egal, weil ich mich rundum glücklich und zufrieden fühle. Und auch im Alltag bin ich eher devot - aber das sehe ich als Charakterzug an und fühlt sich auch anders an als die Devotheit im BDSM-Kontet (egal ob während dem Sex oder im Alltag).
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)
      Also soweit ich weiß bedeutet sexuelle Identität, welchem Gender man sich zuordnet oder ob man sich überhaupt einem zuordnet, es gibt ja auch Menschen die sich weder als Frau noch als Mann einordnen.

      Die Sexuelle Identität ist losgelöst von unserem tatsächlichen Geschlecht. Also ist BDSM selbst eine sexuelle Neigung, egal wie man es auslebt. Eine Neigung kann ja unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Auch Homosexuelle haben eine sexuelle Neigung.

      Um das zu verdeutlichen:

      Wir haben einen Mann (ich zupf einfach mal ein Beispiel raus) er fühlt sich als Mann, also ist seine Identität: Mann. Steht er auf Männer ist er Homosexuell, steht er auf Frauen ist der Heterosexuell als sexuelle Neigung.

      Fühlt der selbe Mann sich eher als Frau, ist seine sexuelle Identität eben: Frau. Steht dieser Mann auf Männer ist er Heterosexuell, steht er auf Frauen ist er Homosexuell in seiner sexuellen Neigung.

      Diese Konstellationen kann man ins unendliche Weiterführen, ich denke die beiden Beispiele zeigen aber deutlich was ich meine. BDSM ist definitiv eine Neigung nach dieser Erläuterung.

      Ansonsten schließe ich mich @JamieLyn an, sie hat es sehr schön erklärt.
      Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
      Hm.

      Gute Frage.

      Ich bin ja Jemand, der behauptet, dass BDSM für mich eine Grundeinstellung beinhaltet, mehr ist als ein (sexuelles) Spiel oder eine Neigung.

      Wenn man meine Art mit Erziehungsstilen vergleichen wollte, bin ich partnerschaftlich mit autoritären Zügen oder aber mal autoritär mit partnerschaftlichen Zügen. Je nach Situation halt.

      Ich glaube es gibt einfach Menschen, die zum Führer gemacht sind und andere, die lieber folgen. (Denke das hängt mit der Sozialisation und der Erziehung, Werten und Normen sowie dem Selbstbild, dass sich aus eigenen Erfahrungen sowie dem, was die Umgebung einem spiegelt zusammen.)

      Ich wurde immer gefördert. Mir wurde immer vermittelt, egal, was ist, es gibt immer eine Lösung und genauso wurde ich dazu animiert Verantwortung für mich und mein Gegenüber zu übernehmen,zu führen, zu kontrollieren und dergleichen.

      Deswegen sehe ich persönlich gar nicht so sehr den "sexuellen" Kontext zur Frage ob es eine Neigung oder Identität ist.

      Es ist vielmehr die (für mich persönliche) logische Folge, dass ich eben in vielen Bereichen Verantwortung, Kontrolle und Führung übernehme. Und die Sexualität macht neben dem Alltag für mich schon die Hälfte der Beziehung aus. Also Alltag und Sex nehmen in ihrer Wertigkeit jeweils die Hälfte ein. (Verschiebt sich sicher auch mal phasenweise, durch zu viel Arbeiten, Stress, Gesundheit etc. Aber im Grunde gebe ich beiden eine Gleichwertigkeit.)

      Also tendenziell würde ich es in den Bereich Identität/Persönlichkeitsstruktur einsortieren. Aber eigentlich mehr ohne den Kontext "Sexualität". Denn BDSM bzw. der Teilbereich D/s ist einfach eine bestimmte Art miteinander umzugehen. Sich zu entscheiden, dass es Hierarchien gibt.

      Schwarze Rose schrieb:

      <<...>>Langsam bekomme ich einen Knoten in meine Gedanken.
      Bondage ist nix sexuelles, da geht es ums fliegen.
      <<...>>Dann ist das ganze Bdsm nix sexuelles.
      Hm.
      Bondage ist für mich eindeutig "Sex" ... zumindest ist Bondage selten ein technischer Vorgang. Für mich. Also es gibt schon mal Zeiten, da trainiere ich an einer Puppe oder an einem lebenden Gegenüber. Also wenn es um die Verfeinerung des technischen Könnens geht.
      Mit der Puppe definitiv unerotisch. Solange ich mich auf Technik konzentriere. Wenn ich in Gedanken an mein Bunny bin, kann es schon in den Bereich "erotische" Fantasien eingestuft werden. Und meine Technik-übungen an meinem Bunny enden spätestens nach 2 bis 3 Wiederholungen in Erotik pur. (aber ok. Bondage ist auch einer meiner durchaus sadistischen Favoriten.)
      Hmmmm....

      also meiner Meinung nach lässt sich vieles sexuell kombinieren, was in diesem Kontext sexuell anmacht und was nicht.
      Da ist jeder anders gestrickt und hat andere Vorlieben.
      Bin da auch eher bei @Jinx.
      Erst wenn das drum herum passt, dann lass ich mich dominieren.

      Ich würde sagen, meine sexuelle Neigung gehört ZU meiner Identität. Es gehört zusammen und läuft auch zusammen. Das eine bedient das andere und umgekehrt und letztendlich macht doch auch das eine Identität aus, oder nicht?
      Oder bin ich verkehrt?

      Orion
      Ich für mich kann festhalten, dass ich mich in meinem BDSM voll und ganz wieder finde, ob nun mit oder ohne sexuellen Hintergrund, natürlich lieber mit :whistling: .
      Ich liebe es sowohl im Leben als auch in meiner Sexualität geführt zu werden, also würde ich es nicht Neigung, sondern meine Persönlichkeit (Identität) nennen. Für mich funktioniert das eine ohne das andere nicht, denn meine Neigung entsteht ja erst durch meine Persönlichkeit.

      Jetzt muss ich aber gerade an die BDSM'ler denken, welche wirklich nur im sexuellen Kontext dieses ausleben :S , die haben dann wohl doch eher eine sexuelle Neigung, statt eine sexuelle Identität... Hmm... Okay jetzt bin ich raus... Es klang jetzt logisch für mich, aber passt vllt nicht auf andere, also muss es ja doch einen Unterschied geben ?(
      Dominanz und Submission sind für meine Begriffe Veranlagung, unveränderlicher Bestandteil der Persönlichkeit und damit
      erforderliche Grundlage in einer Machtgefällebeziehung zur Selbstverwirklichung.

      Hier möchte ich kurz den Real-Sadismus erwähnen, welcher nicht im BDSM anzusiedeln ist, den ich aber unter veranlagt einreihe.

      Sadismus und Masochismus, sowie Devotion laufen für mich unter Neigung. Sie haben mehr oder minder großen Anteil am Ausleben der Sexualität, Partnerschaftpflege und damit an der Bedürfniserfüllung.

      Dominantes Auftreten kann als Stilmittel in eine Beziehung einfließen in der beispielsweise Devotion im Sinne von Ds ein Gegenpart braucht und man quasi geneigt ist diesen Part zu bieten, um zu ... ermöglichen. In dieser Konstellation ist Machtgefälle nicht essentiell, sondern eine von vielen möglichen Interaktionen. Kommt dieses nicht zum Tragen hat das allerdings wenig Auswirkungen auf Zufriedenheit und den Weg zur inneren Mitte.

      Ein veranlagter Mensch, ob dominant oder submissiv kann Erfüllung ausschließlich in derartiger Partnerschaft finden. Andere Konstellationen können schön sein. Nichterfüllbarkeit führt aber dauerhaft zu -hm- Energieverlust.
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe