Konditionierung

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      Gentledom schrieb:

      trage Kopfhörer beim Fahrradfahren
      bitte mach das nicht! Das kann lebensgefährlich sein, Du musst im Straßenverkehr jederzeit in der Lage sein, andere Verkehrsteilnehmer zu hören!

      Ansonsten google mal nach Gegenkonditionierung bzw. Konditionierung Löschung/ löschen, Habituation sowie Extinktion. Da sind einige Wege beschrieben.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]

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      Gentledom schrieb:

      Wie kann man sich selbst entkonditionieren? Ist jede Konditionierung zu entfernen?
      Hallo,

      also zunächst mal ist jede Konditionierung umkehrbar, da das menschliche Gehirn über eine neuronale Plastizität verfügt. Das muss man sich vorstellen, wie bei einem Baumstammn in den man zwischen zwei Punkten eine Kerbe einritzt. Je öfter man diese Punkte durch Konditionierung verbindet, desto tiefer wird die Kerbe. Das bedeutet, wenn man zwischen bestimmten Punkten neue Kerben einritzt, sind diese noch nicht so ausgeprägt, wie die bereits Konditionierte. Das Gehirn wird aber täglich einer Vielzahl an neuen Eindrücken ausgesetzt, das heißt das dieser Einkerbungsprozess permanent stattfindet. Wenn man die Verbindung zwischen zwei gewünschten neuronalen Punkten kontinierlich neu verbindet, wird die alte Kerbe mit der Zeit nach und nach "überschrieben". Diese Gegenkonditionierung wird in der Verhaltenstherapie eingesetzt, in dem der alte unerwünschte Reiz wie z.B. die Angst vor Hunden nach einem Biss, durch gezielte, schrittweise Konfrontation mit anderen Hunden sozusagen mit etwas postitven in Verbindungen gebracht und dadurch überschrieben wird.

      In deinem Fall würde ich sagen, dass du die unerwünschte Reaktion bei einer bestimmten Musik, durch neue neuronale Verknüpfungen überschreiben kannst. Das bedeutet, du setzt dich bewusst mit diesen Stücken in ganz bestimmten Situationen auseinander, die eine ganz andere Wirkung auf dich haben, als die alte Konditionierung z.B. bei einem Stück bei dem du dich früher hinknien solltest, nun bewusst nur beim laufen hörst. Wichtig ist es auch wieder eine neue emotionale Verbindungen zu der Musik aufzubauen,d.h. diese Musik nur in für dich erwünschten Situationen ganz bewusst zu hören und nicht unter Stress oder nur nebenbei.

      Ich hoffe sehr, dass du einen Weg finden wirst. Es ist definitiv möglich, erfordert nur viel Arbeit und Geduld.
      Die Frage ist bei solchen Konditionen ja auch, wie sie entstanden sind. Die Gegenstrategie dürfte sich wahrscheinlich nicht nur an der aktuellen Ausprägung sondern auch deren damaligen Erzeugung orientieren.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Anonym schrieb:

      Hallo Gentledom,
      da ich ihre Frage im Thread für wirklich sinnvoll und wichtig halte, würde ich Sie bitten meine Antwort darauf anonym einzustellen. Vielen Dank!

      Ich hatte bewusst nicht viel darüber geschrieben wie mein Ex Dom bei meiner Konditionierung vorgegangen ist, da ich Angst hatte es könnte sonst in den FSK 18 Bereich verschoben werden, indem ich leider nicht mitlesen kann.

      Konditioniert wurden nicht bestimmte Musikstücke, sondern eher Musikrichtungen, und da eigentlich alles was ich gerne höre. Das Vorgehen war immer gleich, ich wurde mit Hilfe von Hypnose zu einer passenden Erinnerung geführt, und er hat dann zunächst die Gefühle die diese Erinnerung enthält mit der Musik "verknüpft". Funktionierte diese Verknüpfung soweit das sie auch ohne Hypnose abrufbar war, wurde an dem erwünschtem Verhalten gearbeitet. Zur Vorbereitung auf eine Konditionierungssession, wurde meist Schlaf- und Nahrungsentzug genutzt, oder auch absichtlich herbeigeführter Stress.
      In der Konditionierungssession wurde dann mit negativer Verstärkung am gewünschtem Verhalten gearbeitet, er hat mich dann z.B. "gezwungen" (einvernehmlich) niederzuknien, oder für ihn zu tanzen, etc. Alles außer das erwünschte Verhalten wurde bestraft.
      Später hat er dann wieder Hypnose genutzt um das erlernte zu verfestigen, innerhalb der Hypnose wurde immer mit positiver Verstärkung in Form von Lob gearbeitet.

      Dann ist das Vorgehen recht einfach, es gibt einige Psychologen die zusätzlich auch hypnotisieren können und dies verantwortungsbewusst in Rahmen einer Therapie auch anwenden. In Bielefeld könnte ich sogar einen empfehlen der einen sehr guten Ruf hat. Solltest du also aus der Ecke sein, stelle ich den Kontakt gerne her.

      Dass solche Konditionierungen und Hypnose zu großen Problemen führen ist nicht so ungewöhnlich. Ich kenne hier aus dem Forum allein mehrere Fälle wo es dazu kam, dass die Lebensqualität deswegen nach dem Auflösen der Beziehung sehr gelitten hat. Für mich hat Hypnose nur ethisch vertretbar, wenn sie darauf abzielt kurzzeitig zu wirken oder langfristig einen Leidensdruck vom Patienten zu nehmen, Hypnose aus Spaß oder Steigerung der Lust oder Bindung beim BDSM kann ich nicht nachvollziehen, da ich eine dauerhaft wirkende Hypnose nur mit einer OP gleichsetze und der unterziehe ich mich auch nur, wenn es medizinisch sinnvoll ist.

      Auf jeden Fall alles Gute für die Behandlung und ich hoffe es gibt in dem Fall nicht weitere Komplikationen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Gentledom schrieb:

      Ich bin darauf konditioniert je nach Musik auf Knopfdruck, bestimmte Verhaltensweisen an den Tag zu legen.
      Gibt es eine bestimmte Verhaltensweise (unter den konditionierten), welche du ungern ausgeführt hast? Wo es inneren Widerstand gab bei der Ausführung?
      Und jetzt die gegenteilige Frage, gibt es eine Verhaltensweise (nicht konditionierte), die du unglaublich gerne ausführst und die nicht in BDSM Kontext steht? Das darf alles sein, auch z.Bsp. in die Küche gehen und ein Täfelchen Schokolade essen....

      Mach einen Selbstversuch, lass die konditionierte Musik leise (wirklich leise) laufen und versuche entgegen der Konditionierung deine "Superverhaltensweise" auszuführen. Und zwar sofort nach Beginn der Musik... geht das? Schaffst du das?
      Dann wiederhole das 5 - 10 x nacheinander (mach die Schokolade klein :D ) und das Ganze wenn es zeitlich geht 3x am Tag.
      Schaffst du das, dann erhöhst du die Lautstärke der Musik schrittchenweise (vorsicht, weniger ist mehr), gleiches Programm...
      Bis auf normale Lautstärke, jetzt hast du eine Gegenkonditionierung durchgeführt, diese eine Verhaltensweise bist du BDSM mässig los, hast allerdings eine neue Verhaltensweise konditioniert :D
      Und genau das macht das Ganze so schwierig.
      Es wäre sinnvoller eine Desensibilisierung durchzuführen aber das dauert sehr lange (gleiches Vorgehen, Musik gaaaaanz leise, kaum hörbar, aber kein Alternativverhalten aufbauen, sondern das konditionierte Verhalten nicht ausführen, hier ist die Lautstärke der Musik der Knackpunkt) Liest du gerne? Vielleicht mit einem guten Buch, welches deinen Kopf "in Atem hält". Je spannender, faszinierender das Buch umso besser der Trainingserfolg.

      Und das bei verschiedenen Verhaltensweisen. Das dauert lange.... Habt ihr alle konditionierten Songs auf einer CD? Das wäre hier evtl. hilfreich.

      Evtl. ist es möglich die Gegenkonditionierung mit der Desensibilisierung zu verknüpfen, dafür brauchst du aber Anleitung. Der Trainingserfolg ist allerding bei einer Kombi höher und du kannst früher damit anfangen, das Alternativverhalten auszuschleichen.

      Dann Flooding, lass dich fesseln bis zur Immobilität und dann die Songs, die aktives Verhalten von dir verlangen. Du kannst nichts ausführen, weil du Immobilisiert bist... Diese Technik ist gefährlich, weil sie dich einem grossen Stress aussetzt. Ausserdem sehe ich Bedarf zur Wiederholung, weil du ja auf X Songs konditioniert bist. Ich kann deine Reaktionen (die Psyche) nicht abschätzen und somit auch den Erfolg nicht.

      Ich habe dir das geschrieben, damit du Ideen bekommst. Persönlich glaube ich, dass es besser ist, sich wirklich an Fachfrau/-mann zu wenden.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Gentledom schrieb:

      Dann ist das Vorgehen recht einfach, es gibt einige Psychologen die zusätzlich auch hypnotisieren können und dies verantwortungsbewusst in Rahmen einer Therapie auch anwenden.
      Vielleicht ist es nicht so einfach. Für Hypnose gibt es zahlreiche Kontraindikationen. Wir wissen nicht, ob eine oder mehrere bei der Fragenden vorliegen. Am besten entscheidet vor Ort jemand vom Fach, ob eine Hypnosetherapie in ihrem individuellen Fall das Mittel der Wahl ist oder zu viele Risiken birgt.

      Spawn schrieb:

      also zunächst mal ist jede Konditionierung umkehrbar
      Das ist so nicht ganz richtig, den Vorgang nennt man in der Psychologie "Extinktion" (Löschung) wobei der Terminus hier nicht ganz richtig ist, da es weniger ein Löschung, vielmehr eine Überschreibung der Reiz/Stimulus Kette ist.
      Ein Trigger kann hier nie vorhergesehen werden und kann jederzeit diese Kette wieder hervorholen.
      Die Beschreibung mit Kerben und der Tiefe macht es auch gut anschaulich, doch selbst wenn eine Kerbe zuwächst, bleibt die Narbe darunter verborgen und reißt die Oberfläche wieder auf, ist die Ursprüngliche Kerbe auch wieder zu sehen.
      So ähnlich ist es mit Konditionierungen...Bei jeder spontanen Erholung (Flashback) ist die Konditionierung ein Stück weit tiefer vorhanden.
      Und nochmal, der Trigger kann nicht vorhergesehen sein, es kann eine Folge von Ereignisse sein, Töne, Bilder, die überhaupt keinen Zusammenhang darstellen müssen.
      Nachzulesen im Myers (Fachbuch), Psychologie von Gerrig und Zimbardo oder auf dasgehrin.info der Beitrag von Dr. Christian Wolf

      Gentledom schrieb:

      Die Frage ist bei solchen Konditionen ja auch, wie sie entstanden sind. Die Gegenstrategie dürfte sich wahrscheinlich nicht nur an der aktuellen Ausprägung sondern auch deren damaligen Erzeugung orientieren.
      Korrekt, das sollte auf keinen Fall ignoriert werden.

      Frl. Irrlicht schrieb:

      Vielleicht ist es nicht so einfach.
      Da hat @Frl. Irrlicht absolut Recht.
      Gute Hypnotherapeuten gibt es nicht so viele und dazu müssen sie sich mit dieser Thematik entsprechend auskennen.
      Es sollte jemand vom Fach aufgesucht werden, der BDP (Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen) kann hier vielleicht helfen, potentielle Anlaufstellen auszumachen.
      Von "Selbstheilung" oder "Selbsttherapie" rate ich dringend ab, das kann vor allem eines, schief gehen.
      Die jeweilige Situation muss individuell angegangen werden und das ist der Selbsteinschätzung wohl schwer möglich, sonst wäre man wohl auch nicht in der Situation selbst...
      Konditionierung, so einfach sie für viele erscheint, kann tiefgreifend wirken und sehr komplex werden, daher Finger weg, ohne entsprechendes fachliches Wissen.

      In diesem Sinne
      PA
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