Me, the pervert

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      Me, the pervert

      BoundCon XIII – ich komme!
      Genauer gesagt: Ich komme gleich dreimal.
      Und nein, meine kleine Geschichte ist damit noch nicht zu Ende :)


      Doch was nützt mir die schönste Perversen-Convention, wenn ich kein Dach über dem Kopf habe?!
      Also flugs ein Hotel gebucht. Zwei Tage vorher. Versteht sich.

      Die freundliche Nachricht der FeringaPark Hotels:

      „Glück muss der Mensch haben!

      Habe zufällig vor einer halben Stunde eine Stornierung rein bekommen.

      Anbei Ihre Bestätigung. Bitte möglichst umgehend – spätestens morgen – ausgefüllt zurücksenden, damit ich verbindlich für Sie buchen kann.“


      Yup. Genau so soll das sein.

      Es wurde dann doch … später. So spät, dass – wären wir im Schwabenlande - die Gehsteige hochgeklappt wären und ich eine Zwangsdiät machen müsste, weil die Küche geschlossen hat. Und ich hatte nur gefrühstückt… Leute, da grummelt nicht nur der Magen!

      An der Rezeption checkt vor mir ein Typ mit gegelten schwarzen Haaren ein, Reiterstiefeln und Hosen so eng, dass sie mir Sachen verraten, die ich niemals wissen wollte…


      Von Draußen ertönt wilde Musik, mal Technobeats mal … Anderes. Irgendjemand hat da viel Spaß. Und ich hab Hunger.


      Also, Reisetasche in die Ecke – und ab in die Bar. Auch leere Kalorien sind schließlich Kalorien. Und vielleicht haben sie Erdnüsse.


      Ok. Die haben auch anderes. Vor allem… anderes. Ganz viel Schwarz. Und Netzstrümpfe. Leder. Und da grinsen mich zwei gepiercte freibaumelnde Nippel an. Sind zwar keine Erdnüsse, aber wer wird denn pingelig sein?!


      Es ist rappel voll. Und nun verstehe ich auch den Kommentar aus der Buchung… Ich bin in eben jenem Hotel gelandet, in dem auch die BoundCon Veranstalter ein Kontingent gebucht haben. Und was für ein Kontingent! Die Bar ist… voll. Das umschreibt es vermutlich am Treffendsten…

      Voll, wild und bunt. So voll, dass ich keinen Platz mehr bekomme, noch nicht mal als Einzelner. Dafür einen Raum ganz für mich allein, etwas abseits – eine Bahnhofshalle hat mehr Charme. 6-7 Reihen Tische, hell erleuchtet. Einen Cuba Libre später sitze ich immer noch vertieft in meinen Kindle, als die ersten … anderen Gäste eintreffen.

      Bodenlanger Samtmantel, eine Glatze, in der sich Meister Propper spiegeln könnte, Ledershorts und Springerstiefel – und mehr Totenkopfringe als er Finger hat. Trotzdem – der Mantel sieht irgendwie geil aus!

      Für eine Weile bleibt das aber auch der einzige Farbklecks – in einem anschwellenden Meer aus Schwarz. Schwarzes Leder, schwarzes Lycra, schwarzes Nylon, schwarze Seelen… ok – und chromglänzende Ketten. Schrag drüben sitzt ein fetter Kerl (ich darf das sagen, bin selbst kein Leichtgewicht, doch der verdoppelt mich), im Fesselharnet und mit – ja, schwarzer – Perücke. Seine Herrin steht auf, legt ihm die Kopfhaube an, fixiert den Ballgag, setzt sich gegenüber – und parkt ihren Fuß unsanft in seinem Schritt. Immer wieder. Meine eigenen Nüsse melden spontanen Sympathieschmerz!

      Eine Hand bewegt sich in mein Blickfeld und verdeckt den Kindle. „Ich bin der Rolf. Das ist Petra“. Gut, das muss gesagt sein – die beiden Pferdeschwänze hätte ich sonst schwer auseinander halten können.

      Wenn ich mich umsehe, ist der Raum inzwischen voll… und auch wenn es gewiss nicht am Licht liegen kann oder der stimmungsvollen Ausstattung: Der Saal gewinnt an Flair! Da gibt es "hochgeschlossen" - und "ganz nackt". Und alle Aggregatzustände von halbnackt dazwischen. Es gibt Tattoos und Piercings, rote Irokesen, Steam Punk und Plautze mit Halsband und Leine. Blutjung und so reif, dass ich als Jungspund durchgehe.
      Ein Mann stellt sich auf die freie Fläche, seine sub schwingt stehend sanft im Takt einer Musik, die nur sie hören kann... Er ist nicht klein, nicht groß, so ganz und gar nichts Auffälliges an ihm. Doch seine Hände... sie zaubern. Mal quälend langsam, mal rasend schnell, schlingt er die Seile um sie - ein um´s andere Mal, knotet, bindet, fesselt, und ja - befreit sie auch in gewisser Weise. Die beiden tanzen ihren ganz eigenen Tango im Takt der Hanfseile. Beide...ganz weit weg - und einander doch so nah.

      Vor mir sitzt ein Mann, gefühlt mein Alter… ganz selbstverständlich krault er seiner leckeren weiblichen Begleitung mit seiner Linken den Hinterkopf. Es wirkt sehr vertraut, seltsam intim…

      Als ich das nächste Mal hinschaue – ist sie nicht mehr da. Hmmm… stimmt nicht. Sie kniet nur neben ihm, den Kopf auf seinen Oberschenkel gelehnt. Er krault sie genau wie zuvor… und ich weiß: Sie sind hier ganz und gar bei sich, zu Hause.


      Mein Blick schweift im wogenden, lachenden, bunten Raum umher – so voller Leute, so voller Leben … und mir wird klar:


      Der eine Paradiesvogel, der eine Perverse… bin ich.
      We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness.
      <Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika>
      Junger Mann, Sie haben eine Gabe! Toll geschrieben :yes:
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz