Liebe Gentle`s,

ich hoffe ich bin hier im richtigen Bereich gelandet und würde gerne versuchen meine Situation zu schildern.

Seit etwa einem halben Jahr bin ich mit einem tollen Mann zusammen für den ich wirklich sehr viel empfinde.
Wir haben uns online unter der Prämisse BDSM kennen gelernt. Die Chemie hat von den ersten Nachrichten an gestimmt und
schon beim zweiten Date war uns klar, dass wir zusammen sein wollen.
Begonnen hat alles ziemlich stino, was wohl der ersten Verliebtheit geschuldet ist.
Wir sind sehr glücklich, sehr verliebt und verstehen uns wirklich gut.
Dennoch war ich diejenige, die irgendwie immer zum BDSM "gedrängt" hat. Nun bin ich zwar die stolze Besitzerin eines Halsbandes
und in einzelnen Situationen gebe ich ein wenig Kontrolle ab und habe ein paar wenige Regeln bzw. Aufgaben aber insgesamt fühlt sich das
mehr nach einem Spiel an. Ich kann mich nicht so fallen lassen, empfinde ihn nicht als meinen Herrn, so wie ich das brauche.
Er weiß um diese Problematik und sagt er handle wie er es fühle. Da wir eine Fernbeziehung führen, mag er mich nunmal lieber kuscheln denn benutzen.
Außerdem hat ihn seine erste (und vor mir einzige) Sub offensichtlich verunsichert, da sie zwar gefordert werden wollte, das ganze aber dann beendet hat,
weil er wohl "zu weit" gegangen ist und sie nicht in der Lage war ihm das mitzuteilen.
Mich verunsichert diese Situation, da ich mich nach dem "Mehr" sehne, irgendwie ständig in einer gewissen Erwartungshaltung bin und langsam
das Gefühl bekomme, ich würde nicht reichen. Außerdem will ich ihn nicht drängen, das fühlt sich nicht richtig an...

Hinzu kommt, dass eben jene Ex-Sub heute seine engste und beste Freundin ist, die er seine Seelenverwandte nennt.
Sie treffen sich etwa 2x in der Woche und schreiben/telefonieren nahezu täglich.
Er hatte damals Gefühle für sie, die sie nicht erwidert hat in der Form. Man kann objektiv betrachtet sagen, dass die beiden vor mir quasi so etwas wie eine Beziehung geführt haben, nur nachdem der BDSM-Teil erloschen war, ohne Sex bzw. körperlicher Verbundenheit bzw. Liebesgefühle.
Mich verunsichert ihre Vertrautheit enorm und ich habe das Gefühl da nicht mithalten zu können, obwohl er sich große Mühe gibt mir deutlich zu machen,
dass ich die Frau an seiner Seite bin und ich auch weiß, dass wir uns in der kurzen Zeit schon sehr sehr nah gekommen sind.
Er weiß um meine Eifersucht/Unsicherheit, wir reden offen darüber. Zeitgleich weiß ich darum, dass es für ihn keine andere Option gibt, als dass die Situation so bleiben wird. Und es fällt mir immer schwerer das zu akzeptieren. Ich will dem Ganzen keine zu große Bedeutung zukommen lassen, will ihn nicht eineengen
und sehe mich auch nicht in der Position da irgendwelche Ansprüche zu stellen. Ich glaube auch nicht, dass da körperlich noch etwas zwischen den beiden (außer ankuscheln) läuft, soweit vertraue ich ihm. Allerdings klammert sie sich sehr an ihn und wendet sich mit jeglichem Drama (und davon gibt es bei ihr offenbar ne Menge) an ihn. Hat er mal durch mich weniger Zeit/schenkt er ihr weniger Aufmerksamkeit, reagiert sie beleidigt bzw. verstört.
Ich habe nicht wirklich das Gefühl, sie würde sich für ihn/uns freuen und selbst nach einem offenen Gespräch zu dritt hat sich quasi nichts an der Situation geändert.
Er reagiert mittlerweile sehr sensibel auf dieses Thema und ich versuche mich enorm zurück zu halten, mich selbst zu beruhigen.
Eineengen/klammern, eifersüchteln bringt ja doch nix, sondern treibt ihn nur von mir weg. Rational gesehen ist mir das völlig klar.

Nun, liebe Gentlegemeinde, ich hoffe ich konnte meine Lage einigermaßen verständlich darlegen und danke all jenen die sich mein "Leiden"
zu Gemüte geführt haben.
- Aber was kann ich tun? Wie kann ich in meine devote und sehnsüchtig erwartete Rolle finden? Ist er vielleicht gar nicht so dom wie er glaubt und hat
nach dem Experiment mit der Anderen schon die Nase voll? Wie kann meine Ratio die Emotion (Eifersucht/Unsicherheit) besiegen? Wie kann ich dieses Thema ausklammern, sodass die Beziehung nicht weiter darunter leidet?
Immer her mit Euren Meinungen/Gedanken, Ansichten und Weisheiten!
Vielen Dank und die besten Wünsche für einen schönen Tag alleseits!
Brinna

Erstmal vielen Dank für Eure lieben Antworten bisher!

Da hab ich schonmal was zum nachdenken...

@Gentledom
Ja, natürlich darf ich gewisse Ansprüche stellen, was ich ja auch bereits in diversen Gesprächen immer wieder getan bzw. versucht habe. Was ich meinte ist, dass ich sicher nicht den Anspruch stellen darf, dass er wegen mir eben eine ihm so bedeutende Freundschaft vernachlässigt.
Im Bezug auf dem BDSM bin ich da schon eher von überzeugt, immerhin war dies die Grundlage unseres kennenlernens.
Bisher war ich der Meinung, dass es sich einstellen wird, aber es gab keinerlei Veränderung. Im Gegenteil. Seit ich ihm den Ball zugespielt habe und die Füße still halte, passiert quasi nichts mehr...

@RealSexDom
Ja... Reden! Das können wir eigentlich wirklich gut... Und ich versuche es!
Ich verbalisiere meine Sehnsüchte, meine Bedürfnisse, daraus entsteht bei mir der Eindruck, dass ich ihn dränge...
Denn wirklich passieren tut ja nix. (s.o.)
Auch über die beste Freundin und meine Schwierigkeiten damit reden wir häufiger als mir lieb ist.
Er ignoriert es nicht direkt, versucht mir meine Unsicherheit zu nehmen, aber sieht nicht die Notwendigkeit einer Veränderung.

@schneewittchen.10
Ja, die Einsteilung in zwei Problemfelder trifft es ganz gut, auch wenn sie z.T. eben miteinander verwoben sind.
Natürlich will kann und werde ich ihm nicht so sehr in die Parade fahren, dass er eine ihm wichtige Person wegen mir verleiert. Das fänd ich schrecklich!
Grundsätzlich ist mir mittlerweile klar, dass es an meinem Selbstvertrauen hackt... Das, bzw. diese Verlustängste rühren eben aus Erfahrungen, die einen irgendwann zu dem Menschen machen der man ist. Zu ihm habe ich Vertrauen, nur zu Ihr eben nicht. Nicht mal so ein bisschen.
Und wenn er dann 2x in der Woche bei ihr hockt, ist es eben einfach kein schönes Gefühl wenn er sich über Stunden nicht wirklich meldet. Auch wenn ich natürlich Verständnis dafür habe und froh bin, dass er nicht alleine rum hängt.
Er hat ihr mittlerweile aber auch gesagt, dass ich nunmal die Priorität in seinem Leben habe und sie eben nicht mehr die erste Geige spielt- mit mittelmäßigem Erfolg wie ich finde. Und so bleibt eben auch meine Hoffnung, dass er irgendwann einsieht wie sie sich verhält- dass es eben ungesund ist.

Ich verbalisiere (s.o.) ziemlich genau meine Bedürfnisse und Wünsche.
Da ist der Überschneidungspunkt: Aus ihren Berichten weiß ich, dass er diese im selben Maße hat bzw. ausgelebt hat.
Darauf folgt meine Unsicherheit und im Endeffekt die Unzufriedenheit.
Wir sind erst ein knappes halbes Jahr zusammen, aber auf lange Sicht gesehen wird mir das so nicht reichen- nein.

@Orion
An ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis habe ich auch schon öfter gedacht...
Es ist tatsächlich so, dass sich die Beziehung zwischen den beiden ziemlich einseitig gestaltet. Es geht vermehrt um ihr Drama und er ist der, der sie auffängt und beruhigt.
Zum Einen ist er menschlich so gestrickt und genießt es irgendwie für andere da zu sein, aber zum Anderen war da eben auch schon der Gedanke, dass er all das gegeben hat eben weil er sie nicht halten bzw. ganz bekommen konnte.
Er sieht die Nähe bzw. Freundschaft nicht so dramatisch, wohl eher, dass ich ein Problem damit habe bzw. mit ihrer Art ihn zu beanspruchen. Er hat ja seiner Meinung nach alles geklärt (s.o.)
Mir bleibt die Hoffnung, dass ihr neuer Job sie etwas mehr beansprucht und der Abstand so auf natürliche Weise entsteht...
Sie ist verdammt egozentrisch und ja, es gibt Momente in denen ich mich hinten an gestellt fühle, auch wenn er es überwiegend gut händeln kann, bzw. es mittlerweile eher dann "heimlich" macht- wenn ich duschen bin oder so.
In der Woche scheinen die beiden ständig zu schreiben, sollte mich nicht stören- ich verliere dadurch ja nix- tut es aber.

Ach- das ist alles ganz schön verzwickt derzeit.
Und ich trau mich nicht mehr wirklich den Mund aufzumachen, weils gefühlt ja doch nichts bringt außer das ich das Gefühl habe ihn weiter von mir weg zu stoßen, was ich ja auch nicht will...

Liebe Grüße ringsherum,
Brinna

Und nochmal ein liebes Danke an diejenigen, die mich mit ihrer objektiven Weisheit unterstützen!
Vielen lieben Dank!

@M.J. Craw-Corteaz
Ja, natürlich braucht es Zeit sich im BDSM aufeinander einzuspielen. Dessen bin ich mir völlig bewusst. Zumal wir beide irgendwie noch eher Anfänger sind. Das uns dabei die Entfernung und quasi stetige Trennung und meine Wohnsitutaion (WG) nicht gerade in die Karten spielt kommt natürlich erschwerend hinzu.
Er sollte dabei meine Sehnsüchte mittlerweile ziemlich gut kennen, da ich da offen bin wie ein Buch.
Aber den gedanken mit der Geschichte hab ich auch schon gehabt... Hab hier eine selbtgeschriebene, die ich ihm schon schicken wollte. Er will sie aber vorgelesen bekommen und das hat sich noch nicht ergeben. Ist also der nächste Schritt.

Nein, wirklich wohl fühlen tue ich mich ja in meiner Rolle als 3. Rad nicht.
Ich spüre auch, dass diese Seite von ihm mir missfällt. Er lässt sich ausnutzen und bedient das auch noch.
Und wie mir das auf den Geist geht!!!

@Feuerpferd
Zu seiner und Ihrer Sicht der Dinge:
Angeblich fühlen sie sich wie Geschwister. Das Thema Beziehung ist nonexistent.
Aber genau das ist der Punkt... Ich kann dem nicht so wirklich richtig Glauben schenken.
Er hatte damals Gefühle für sie, ja. Sie hat diese eben nicht erwidert.
Sie wird nicht müde zu betonen, dass sie ihn sexuell ja gar nicht anziehend findet, sondern damals eben nur den Dom und Sex brauchte. Diesen Teil hat sie dann beendet, weil sie Gefühle für einen anderen entwickelt hat und eben weil er ihr wohl zu weit gegangen ist und sie dies nicht verbalisieren konnte bzw. erwartet hat, dass er es von sich aus merkt.
Warum sie jetzt so an ihm hängt? Weil er ihr jetzt 1 Jahr die volle Aufmerksamkeit geschenkt hat, sie hat von ihm alles bekommen was es an zwischenmenschlicher Nähe außerhalb des Sex so gibt.
Warum hat er das getan? -Nun, mittlerweile glaube ich, weil er immernoch Hoffnung hatte sie für sich zu gewinnen.
Warum macht er das mit? -Vielleicht weil er immernoch an ihr hängt?!? Vielleicht bin ich ja doch "nur" der Versuch von Ihr los zu kommen... Was Sie will? Weiter Ihr Ego befriedigt wissen, wissen, dass da jemand quasi alles für sie tun würde denke ich.
Und du triffst es ziemlich genau- ich habe auch das Gefühl, dass das Thema bei denen noch nicht durch ist. Seine Worte vermögen mich da kaum zu beruhigen... Immer öfter denke ich, ich sollte gehen und den beiden einfach alles Glück wünschen. Denn genau das ist meine Angst- sie merkt jetzt was sie für ihn empfindet, wo die Möglichkeit besteht ihn an mich zu verlieren.
Auch wenn er sagt das wäre egal, er würde darauf nicht mehr reagieren, so bleibt da mein komisches Bacuhgefühl...
Sie macht einfach aus allem ein Drama, wirkt auf mich wie ein unsicheres Kind. Sie hat ne beste Freundin, aber ohne ihn ist sie ja sooo einsam... Sie ist extrem auf ihn fixiert. Er sagt selbst, dass das nicht gut ist und findet das befremdlich.

Und ja, wir müssen (noch mehr) reden... Wenn ich mich wieder traue...
Insbesondere über den BDSM. Mein Vorschlag das erstmal komplett ad acta zu legen um da den Druck raus zu nehmen lehnt er strickt ab. So isses irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Er sagt er will die Mischung, er will Ds, aber über ein beiläufiges Spiel kommt es nicht hinaus, wie du schon richtig festegestellt hast. Und ich weiß, dass mir das so auf Dauer nicht reichen wird.

@Orion
Vielen Dank für deine guten Wünsche und deine weisen Worte!
Die Umarmung hat gut getan!
Ich hoffe einfach ich werde den richtigen Weg finden und meine innere Stimme leitet mich.

Liebe Grüße und einen schönen Abend für Euch!
Brinna