Brexit

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Höchst fragwürdig. aufgrund der Naturgemäß hohen Wechselkursvolatilität, die gerade in "Krisenzeiten" deutlich anteigt, lässt sich aus den Wechselkursen eigentlich recht wenig ableiten. Aber um das obige Posting vieleicht ein wenig zu erklären:

      Daten aus der Wirtschaft wie Wechselkurse oder Aktienindizes sind immer retrospektiv, d.h. sie lassen wenig bis keine Aussagen über zukünftige Entwicklungen zu. Was sie allerdings abgeben ist ein gutes Bild über die Erwartungshaltung von Investoren - nicht mehr und nicht weniger. Das liegt genau daran, dass deren Erwartungshaltung in die Kurse "Eingepreist" ist. Insofern kann man die Kurse als eine Art von einer gewissen "Kollektivintelligenz" getragene Expertenmeinung sehen. Was natürlich kein Gottgleiches Orakel ist - die ein oder andere geplatzte Aktienblase der letzen Zeit hat das recht Eindrucksvoll gezeigt. Böse Zungen würden sagen: In der ganzen Kaffeesatzleserei über den Brexit und essen wirtschaftliche Auswirkungen ist die Börse eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Profikaffeesatzleser.

      Oft ist es so, dass es eine gewisse Kohärenz zwischen Presseberichterstattung und Börse gibt. Schlechte Nachrichten gehen mit schlechten Kursen einher und umgekehrt (natürlich immer spezifisch für die betroffene Branche, Nation etc.).

      Wenn ich das Bild, dass mir die Deutsche Tagespresse vermittelt, herannehme, habe ich in den meisten Artikeln das Gefühl, das man klar davon ausgeht, dass die Briten sich selber massiv geschadent haben. Bei vielen abe ich den Eindruck, Die Insel kann froh sein, wenn sie wegen dem Brexit - pardon, wegen dem knappen Ergebnis eines das Parlament nicht bindenden Referendums über den Brexit - bis Ende der Woche noch nicht im Meer versunken ist ("... Zukunft geraubt"). Wenn ich mir dann die Aktienkursentwicklung ansehe, deutet das für mich derzeit massiv darauf hin, dass es hier eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Meinungsbild in den Märkten (die das ganze offenbar doch aus der Sicht der briten ziemlich entspannt sehen) und dem Meinungsbild in der Presse gibt (Über letzteres habe ich natürlich nur einen subjektiven, keinen statistischen Eindruck. Vieleicht lese ich auch nur eine zu europafreundliche Presseauswahl.).

      Nachtrag zu den Indizes:

      Diese sind natürlich nicht direkt vergleichbar. Hier machen sich Auswahl, gewichtungsmethode, Einberechnung der Dividenden etc., in denen die Indizes sich unterscheiden, natürlich auch bemerkbar. die sind nicht Standartisiert, jeder Herausgeber berechnet seinen Index anders. Man sollte sie daher besten falls als grobe Orientierungsmöglichkeit sehen. Was die Konzerne angeht, so muss man sehen, Das z.B. Der FTSE 100 mit 100 werten bereitsdeutlich weiter nach unten geht als der DAX mit 30 und der Euro Stoxx = mit 50 Werten. Von daher wäre ich hier mit Spekulationen über die Exportorientierung und Unternehmensgröße vorsichtig. Und der interessierte kann gerne mal die letzten 10 Tage mDax gegen die letzten 10 Tage FTSE 250 plotten. Der FTSE 250 hat sich zwar tendenziell ähnlich dem mDax, Dax und EuroStoxx 50 entwickelt, jedoch kann man da definitiv nicht von "genau der anderen Richtung" sprechen. Und wer mal einen Langzeiplot des Kurses des Pfund gegen den Euro macht und mit der FTSE-Entwicklung vergleicht, der kriegt von mir ein Bier, wenn er da eine Abhängigkeit drin findet.
      Es wird immer konkreter, daher hole ich den Thread mal hoch...

      Gentledom schrieb:

      1. Was denkt ihr bedeutet der Brexit für die Wirtschaft (GB, EU, Deutschland)?
      Für GB dürfte es einen herben und spürbaren wirtschaftlichen Rückschlag geben, Handelsabkommen sind so gut wie noch gar nicht geschlossen und wenn sie nicht in letzter Minute da noch die rettende Idee haben, dann dürfte die Wirtschaft durchaus spürbar schrumpfen. Das Szenario für Deutschland ist zwar nicht perfekt und auch unsere Wirtschaft wird leiden aber bei weitem nicht in dem Maße wie eben in GB. Für die EU wird es nochmals weniger hart werden, da Deutschland weitaus mehr nach GB exportiert als die meisten anderen Staaten (auch pro Kopf).

      Gentledom schrieb:

      2. Meint ihr es gibt Nachahmer?
      Die wird es immer geben, aber ich vermute wie es aktuell läuft und in Zukunft laufen wird, das schreckt Nachahmer eher ab.

      Gentledom schrieb:

      3. Findet ihr es gut oder schlecht, dass Deutschland Teil der EU ist?
      Ich bin immer noch ganz klar pro Europa, hat sich nichts geändert und ich denke ich werde es auch weiterhin bleiben :)

      Gentledom schrieb:

      4. Was denkt ihr wir der Brexit laufen wird (Zeitablauf, Konsequenzen, Schottland)?
      Unter der aktuellen Regierung vermute ich einen No Deal Brexit, mit allen Folgen und klar wird dies den eigentlich beendeten Konflikt in Irland neu entfachen können (wobei ich das nicht ganz so pessimistisch sehe und glaube es wird kurz und mittelfristig ruhig bleiben) und die Unabhängigkeitsbestrebungen gerade in Schottland werden zunehmen aber dennoch glaube ich nicht, dass Schottland wirklich in den nächsten beiden Dekaden eine Separation sehen wird, noch mehr Selbstverwaltungsrechte halte ich hingegen für durchaus möglich wenn sie passend Druck machen und eben mit der Separation drohen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      1.

      Ich hab bei weitem nicht genug Ahnung von Ökonomie um hierzu vernünftig was sagen zu können.

      2.

      Auch das finde ich schwer zu beantworten, habe auch keine Glaskugel. Müsste ich schätzen würde ich sagen das ich zu 60-70% davon ausgehe das ein paar Staaten im lauf der nächsten Jahre den Euro verlassen werden (Italien, Griechenland, vielleicht Frankreich) und zu 30-40% davon das ein paar Staaten die EU verlassen werden (Italien) aber ich bin da nicht groß überzeugt und wäre von keiner Entwicklung übermäßig überrascht.

      3.

      Das ist eine sehr komplexe Frage, und hängt zu einem großen Teil davon ab was man will. Ich mag die EU nicht, wirklich nicht. Das hat enorm viele Gründe, angefangen mit den diversen Regulierungen von denen man ständig hört, in die Richtung "richtige Länge für Kerzen Dochte", "richtiger Knick Winkel für Gurken" etc. über die eher mäßige Durchsichtigkeit bei vielen Teilen des Apparats, bis hin zu den riesigen Geldmengen die dort aus diversen Gründen versinken, und das ist erst die Spitze des Eisbergs.

      Auf der anderen Seite muss man sich Fragen was die Alternative wäre. Wie gesagt habe ich von Ökonomie nicht genug Ahnung um hierzu viel sagen zu können, mir geht es an der Stelle eher um Machtpolitik und um Geo-Strategie.

      Ich sehe China mit ihrer seltsamen Kommunismus/anarcho-Kapitalismus Mischung, dem "sozialen Punktesystem" etc. als eine große Bedrohung. Unter diesen Umständen kommt mir eine Atomisierung, ein Loslösen von Leuten die Deutschland kulturell/historisch/ethisch relativ nahe stehen, also den anderen EU Staaten als nicht wirklich schlaue Lösung vor, weil Deutschland damit die eigene globale Position schwächen würde.

      Meine Idealvorstellung zur Zeit wäre also eine Veränderung der EU um die Probleme die mich stören zu beheben und ein Ausbau der EU zu einem engeren wirtschaftlichen/politischen/militärischen Bündnis in Richtung "vereinigte Staaten von Europa" um ein wichtigerer Machtblock neben US, Russland und China zu werden.

      So das wäre es von meiner Seite hierzu

      Lg
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.

      LordMarlboro schrieb:

      Ich mag die EU nicht, wirklich nicht. Das hat enorm viele Gründe, angefangen mit den diversen Regulierungen von denen man ständig hört, in die Richtung "richtige Länge für Kerzen Dochte", "richtiger Knick Winkel für Gurken" etc. über die eher mäßige Durchsichtigkeit bei vielen Teilen des Apparats, bis hin zu den riesigen Geldmengen die dort aus diversen Gründen versinken, und das ist erst die Spitze des Eisbergs.
      Leider habe ich die Quelle im Moment nicht parat, aber ich meine mich zu erinnern, daß die Normierung von Agrarerzeugnissen größtenteils auf die Lobby-Arbeit von Einzelhandelsketten und Verpackungsindustrie zurückzuführen ist. Vielleicht hatten diverse Saatguthersteller auch noch ein Wörtchen mitzureden.
      Diese Abläufe sind auf nationaler (und sogar kommunaler) Ebene allerdings identisch. Erinnerst du dich noch an Christian Schmidt, der im politischen Alleingang für die EU entdchieden hat, daß die Glyphosat-Zulassung verlängert wird? 'hatte bestimmt nichts mit Bayers Übernahme von Monsanto zu tun. Höhö.
      Das Ding ist eben, daß diese Form von Korruption in Brüssel eine viel größere Reichweite hat. Allerdings bleibt das Problem die Einflußnahme von ökonomisch motivierten Interessengruppen auf nominell demokratische Prozesse. Nicht die EU als Institution.

      Bei aller berechtigter Kritik.. ich freue mich fast schon darauf zu sehen, wie das für GB ausgehen wird. Und wenn dann Ende Oktober nicht plötzlich Milch und Honig fließen, war bestimmt wieder Labour schuld.
      @Cu_Roi

      Das Korruption der Art kein einzigartiges Problem der EU ist, ist mir klar. Ein Land dementsprechend zu verbessern und neue Regelungen zu finden kommt mir trotzdem einfacher vor als es gleich mit einem Kontinent zu versuchen, das meinte ich damit.

      Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, ich mag nicht nur die EU nicht, ich mag auch den deutschen (und auch die meisten anderen) Staaten und auch Bundesländer nicht aus sehr ähnlichen Gründen, kommt mir trotzdem noch einfacher vor dort was zu verbessern als auf der gesamten Fläche zwischen Lissabon und Stockholm.

      Lg
      Vergiss was du vergessen kannst, das was übrig bleibt ist wirklich von Bedeutung.
      Heute mal 'in eigener Sache' Stand des Brexit diese Woche.

      Ob es in euren Medien genauso wichtig dargestellt wurde, weiss ich jetzt nicht. Ich nehme an, dass es keine Schlagzeile war wie in den britischen Medien?

      Diese Woche urteilte unseres Gericht in der höchsten Instanz , der Supreme Court, dass der Premierminister, also der höchst-rangige Politiker der Nation, dem Souvereign (Queen) durch Falschangaben und aus eigenen Interessen, freie Bahn zu bekommen, die vorzeitige Schliessung des Parliaments (Bundestag) veranlasst hat, und diese Entscheidung als nichtig - null and void- erklärt wurde und somit das Parliament seid gestern wieder in Sitzung war.

      Es wechseln fast täglich Politiker von der einen Partei in eine andere; Eine neue Partei wurde vor kurzem gegründet, um nach einem lauwarmen Ergebnis gleich wieder in Vergessenheit zu greaten, zwei Premieminister sind durch den Brexit von dem Amt befreit worden, die Zeit für den dritten scheint auch rapide abzulaufen. Den einen geht Brexit nicht schnell genug, den anderen geht die Entscheidung die EU zu verlassen in die falsche Richtung.

      Durch die vorzeitige Schliessung des Parliaments bdingt wurde durch die Oppositionsparteien und einige Konservativen ein Gesetz in den zwei verbleibenden Tagen durch das House of Commons und das House of Lords (quasi Bundestag und Bundesrat) im Schnellverfahren auch von der Queen abgesegnet. Diesem Gesetzt zufolge muss der Premierminister Eine Verlängerung des Artikel 50 einfordern um einen No Deal Brexit zu verhindern.

      Unabhängig von den Politikern, es sind im Normalleben auch Familien, Freundeskreise und Firmen fast genau in der Mitte gespalten.. Eine mögliche Wiederholung der Volksumfrage würde vermutlich wieder in einer 50/50 % Abstimmung erfolgen, deshalb sind sich beide Seiten einig, dass ohne Modifizierung der Fragen raus oder nicht, es kaum Sinn macht erneut zu fragen.

      Im allgemeinen bin ich wenig an Politik interessiert, nur diese skurrilen Vorgänge und die Macht der Demokratie und der Justiz finde ich im Moment sehr interessant. Ich hoffe auf euer Verständnis dass ich einmal die Lage von meiner Seite aus erörtert habe.

      Wie ein Schachspiel.. die Uhr tickt und man wartet auf den Gegenzug…..

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hamlet_Sir () aus folgendem Grund: Typos

      @Hamlet_Sir......die Vorgänge der letzten Tage und Wochen, insbesondere auch das Gerichtsurteil und die gestrige erste Sitzung waren und sind hier in den Medien auch ein großes Thema.

      Ich verfolge das gerade auch mit großem Interesse und bin - wie wahrscheinlich viele - sehr gespannt, wie das ausgehen wird: Abkommen oder No-Deal;

      Ich persönlich fände ein neues Referendum am besten, aber das wird es wohl kaum geben. Mir tun eigentlich nur die Leute leid, die sich jeden Tag dieses Theater anhören müssen, nicht wissen, was noch alles auf sie zukommt und die vor allem vermutlich überhaupt nicht wissen, wie es nach einem Brexit (vor allem nach einem ohne Abkommen) in ihrem Land vor allem wirtschaftlich weitergeht.
      Und sie tun mir leid, weil niemand einen Boris Johnson als Premier verdient hat....ich frage mich in diesen Tagen ab und zu, wen ich schlimmer finde: ihn oder Trump.
      Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Franz Kafka
      Ich hoffe tatsächlich das er stattfindet. Und ich hoffe sogar das er vertraglos stattfindet. Nicht weil ich England oder die Engländer hassen würde, ich habe einige Freunde von dort, sondern weil ich glaube das nur so die Heilung dieser Spaltung möglich ist. Viele Menschen glauben eben Dinge erst dann wenn die Schmerzen kommen. Klar kommt dann erst mal das EU blame Game, aber letztendlich werden sich die Leute an die eigene Nase fassen müssen. Und wenn sie das haben und die Scherben aufgeräumt sind, dann ist England vielleicht auch politisch bereit ein vollwertiges EU Mitglied zu werden und muss nicht die ganze Zeit Wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass Taktik fahren. Auch für die EU wird das ein heilender Prozess. Denn vielleicht überlegt man sich in Zukunft 2x ständig extra Würste zu verteilen. Wie man sieht kann man damit einen Staat auch nicht halten. Und es führt nur zu noch mehr unnötigem Chaos. Man wächst eben nur an Herausforderungen. Beide Seiten sollten diese annehmen und daraus Lehren ziehen.
      "Things are only impossible until they're not" Jean-Luc Picard
      @Hard n Wild
      Du faselt mir ein bisschen viel von Volk und Volksgemeinschaften...

      Meiner Meinung nach wurde in der Vergangenheit zu viel Leid mit völkischen Gedankengut angerichtet...

      Es geht uns nichts an wo und wie und warum Gefoltert und Getötet wird?

      Schön dass du deine Geisteshaltung so ungefiltert Preis gibst.

      Als die Nazis die Kommunisten holten,
      habe ich geschwiegen;
      ich war ja kein Kommunist.

      Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
      habe ich geschwiegen;
      ich war ja kein Sozialdemokrat.

      Als sie die Gewerkschafter holten,
      habe ich nicht protestiert;
      ich war ja kein Gewerkschafter.

      Als sie die Juden holten,
      habe ich geschwiegen;
      ich war ja kein Jude.

      Als sie mich holten,
      gab es keinen mehr, der protestierte.
      [/quote]Martin Niemöller
      @Hamlet_Sir die Entwicklungen um den Brexit werden in der deutschen Presse durchaus sehr rege verfolgt. Insofern natürlich auch die aktuellen Entwicklungen um BJ und seine Niederlage vor dem Supreme Court.
      Mich verbindet damit auch ein persönliches Interesse als jemand der zu der Zeit des Referendums noch in UK gelebt hat.

      So manches Mal habe ich schon gedacht, dass dies ein sehr plakatives Beispiel dafür ist, wie sich Demokratien selbst da absurdum führen können. Bitte nicht falsch verstehen; ich bin keineswegs ein Demokratiegegner.

      Mich würde mal interessieren, was Du zum Brexit denkst, als jemand der davon vermutlich viel direkter betroffen ist?
      Je größer der Dachschaden, umso besser sieht man die Sterne
      @Liebelein.. Es kommt entweder zu Neuwahlen, was ja auch im gewissen Sinn eine Volksabstimmung ist, oder doch eine detailliertere Abstimmung. Also nicht dafür /dagegen sondern Optionen.

      @TheCrasher Ich glaube eine Heilung der Lage wird es nicht geben, durch einen Brexit ohne Abkommen. Du betrachtest das ganze zu sehr als UK vs EU. Schottland war überwiegend in der Remain Ecke, es kann gut zu einer Spaltung von Schottland aus der UK führen. Probleme in Irland/Nord Ireland und ggf auch Probleme mit Gibraltar/Spanien. Mehr Konflikt als Heilung.

      Eine kleine Schicht der Bevölkerung hat sich, durch die Medien und skrupelosen Politikern beeinflusst, gegen eine weitere Zugehörigkeit an die EU, überzeugen lassen.. Vor allem die ältere Generation 'Früher war Alles besser'. Tatsache war, es nahmen mehr Zyniker an der Abstimmung teil, weil den meisten eigentlich eine Brexit Abstimmung als absurd vor kam. Die Konsequenzen wurden nicht erörtert und Slogans die Unwahrheiten enthalten, haben letztlich die Unentschiedenen, auf die Seite des Brexit gezogen.

      @venusfalle interessant dass du 2016 hier warst. Ohne Wahlbeteiligung am Referendum nehme ich an?
      Meine Meinung: Eine solche gravierende Entscheidung dürfte m. E. nur durch eine absolute Mehrheit also 2/3 der Bevölkerung, bei der Abstimmung, erwägt werden.

      Die Generation ab 70 Jahre aufwärts sollte ausgeschlossen sein.. Ein Resultat Für oder Gegen hat für sie wenig Bedeutung.

      Der jüngeren Generation, 16 - 18 Jahre, hätte ein Wahlrecht (bei der Umfrage) eingeräumt werden sollen. Ihre Generation hat die grössten Nachteile bei einer Spaltung. (Erasmus+, Studium im Ausland, Arbeitschancen)

      Ich werde im November in Helsinki sein, auf einer Erasmus+ Konferenz, und mache mir Sorgen wie eine solche internationale Kooperation in Zukunft möglich sein wird.

      Noch habe ich mich nicht als 'Settled Status' angemeldet. Eine Trotzaktion, da ich seit 1986 hier in London wohne und Steuern bezahle. Warum sollte ich mich nochmal anmelden. Mein Status ist ersichtlich, Sozialversicherung, Rentenversicherung, Heiratsurkunde, Geburtsurkunde usw.

      Auf die Beiträge von 2016 werde ich nicht eingehen.. Zuviel Veränderung seit dem.
      Ich habe mich in der Tat nicht am Referendum beteiligt, obwohl ich es glaube ich gedurft hätte. Aber für uns stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, dass wir nicht in UK bleiben werden. Daher sah ich für mich keine Legitimation an dieser Abstimmung teilzunehmen.
      Ich erinnere mich aber noch gut an den Schock der Bevölkerung an den ersten Tagen nach dem Ergebnis. Es war schon fast gruselig wenn man sich in der Gegend in der wir lebten in der Öffentlichkeit bewegt hat.

      Es zeigt mir aber auch bei allem Rufen nach einer stärkeren Beteiligung der Bevölkerung an politischen Entscheidungen, dass solche Mittel mit Bedacht gewählt werden sollten.
      Vorläufig bleibt dies ein spannender Politkrimi mit offenem Ausgang.
      Je größer der Dachschaden, umso besser sieht man die Sterne
      @Hamlet_Sir , ich stimme dir in vielen Punkten, die du aufführst, zu, aber dass die über 70-Jährigen nicht hätten wählen sollen, empfinde ich als Diskriminierung. Natürlich haben sie nicht mehr "so lange" unter den Folgen zu leiden, aber wo will man da eine Grenze ziehen? Sollen dann Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden, auch ausgeschlossen werden? Dass die Jugend stärker hätte beteiligt werden sollen, ist ein gutes Argument - aber leider ist das ja auch die Gruppe, die es echt "verpennt" hat und nicht gewählt hat ... erschreckend!

      Mich hat bei der ganzen "Brexit-Geschichte" am meisten erschüttert, wie sehr Menschen sich immer noch manipulieren lassen, wenn nur einer aufsteht und laut genug schreit. Egal, was für einen Blödsinn er auch von sich gibt, Hauptsache er wiederholt es oft genug, und schon wird aus einer Lüge Wahrheit. Ich dachte eigentlich, dass gerade in Europa - und gerade bei der älteren Generation - noch gegenwärtig ist, was das Glauben an einen "Heilsbringer" für Unglück über den Kontinent und die ganze Welt gebracht hat.

      Es gibt zwei Tragödien im Leben eines Menschen: Wünsche, die sich nicht erfüllen ... und Wünsche, die sich erfüllen!
      (frei nach Oscar Wilde)
      @Mirage wenn ich meine Diskriminierung in diesem Fall erklären darf. Ich würde die Grenze am Rentenalter ansetzen. Nur bei einer Volksumfrage die über die Zukunft des Landes so massgebend entscheidend ist.

      Die Konservativen haben am Wahltag Taxiverkehr organisiert und die ältere Generation von zuhause bis zur Wahlurne chauffiert und den Damen freundlich erklärt wo sie ihr Kreuzchen machen sollen.

      Klar hätte die junge Generation mehr Interesse zeigen sollen, aber wer kann es ihnen verübeln, bei den Politiker die zur Wahl standen, ein Desinteresse zu haben.
      @Hamlet_Sir
      Das Phänomen, das du beschreibst, gibt es hier auch. Vor Ort bei uns sind es meist die Jusos, die einen solchen Service organisieren. Trotzdem sind die Ergebnisse der SPD in meiner Region meist doch eher bescheiden- ich glaube also nicht, dass ein solcher „Service“ große Auswirkungen hat.

      Zur Sache selbst: wie soll das mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar sein? Das man Kindern und Jugendlichen kein Wahlrecht zugesteht ist ja durchaus nicht unumstritten-so ich mich rechtlich entsinne gab es dazu bei der letzten Bundestagswahl noch ne Wahlprüfungsbeschwerde. Da kann man aber noch mit Reife etc. argumentieren.

      Bei alten Leuten müsste die Argumentation dann lauten: Du bist eh bald tot, betrifft dich also nicht mehr. Sehr makaber.

      Abgesehen davon- die alten Leute kennen noch ein Europa ohne EU. Die kennen Grenzkontrollen und Visaverfahren, die wissen um die Stabilität von Pfund und Euro, die wissen auch, wie ihr Land vor der europäischen Öffnung ausgesehen hat. Könnte von Vorteil sein, da die „junge“ Generation den Vergleich schlicht nicht hat.

      Zum Brexit selber: a) würde es mich nicht wundern, wenn man den Briten noch sehr viel stärker als bisher einen Sonderweg zugesteht und sie damit in der EU hält oder b) es zwar erst etwas chaotisch wird, dann aber die Chance hat, die Wirtschaft ohne europäischen Druck wieder aufzubauen. Ich hab so die Vermutung, dass die EU hier gerne düstere Szenarien malt, um einen beispielsweise einen „Frexit“ zu verhindern. In vielen europäischen Ländern wächst doch derzeit der Anteil der EU-Kritiker, zumindest wenn man den Meldungen von einem Rechtsruck der Parlamente glauben schenkt. Insofern wäre ein gelungener Ausstieg eines Mitglieds doch das Schlimmste, was der EU passieren kann.
      @Nicci_1985 nichts lag mir ferner als die ältere Generation als "zu alt und unfähig' abzustempeln.

      In diesem Fall war jedoch die Tatsache dass der jungen Generation sehr viele Chancen, sich in Europäischen Ländern ein Studium oder ein Auswärtsjahr zu absolvieren, durch eine Entscheidung der älteren genommen wurde.

      Vielleicht sehe ich es als Teilzeitlehrer etwas anders...

      Deine Argumente sind absolut gültig, doch kennt diese Generation auch die Zeiten während des Krieges, und hat noch eine Ansicht 'Britannia als Grossmacht, wir finden uns ohne Hilfe zurecht' die jetzt nicht mehr angebracht ist.
      Ehrlich gesagt, die meisten Erasmusstudenten kennen nach ihrem „Studienaufenthalt“ doch eh nur die Trinkkultur des Gastgeberlandes. Insofern in meinen Augen kein großer Verlust.

      Wer ernsthaft im Ausland studieren will, der findet auch Wege. Das ist für mich kein großes Argument. Da Zentraleuropa angeblich einen riesigen Fachkräftemangel hat, wird es auch nicht problematisch werden, zum Arbeiten nach Deutschland überzusiedeln. Lediglich die Zuwanderung ins Sozialsystem könnte einen Deut schwerer werden - und diese Art von Zuwanderung aus Großbritannien hstten wir bislang eh nicht.

      Im Endeffekt wird’s halt nur ein bisschen mehr Papierkram für diejenigen geben, die nach Europa wollen. Hat früher auch funktioniert.

      Ob der Preis für die dazugewonnenen Freiheiten also wirklich so groß ist, wird man erst im Laufe der Zeit sehen. Ich glaub‘s eher nicht. Großbritannien hat ja schon immer die vollständige Integration abgelehnt (siehe das Thema Währung), da wird das Entwirren spätestens nach ein paar Jahren gut funktioniert haben.