Ehemann zum Dom machen?

      @Nastie, ich weisst nicht, wie es bei Jenna war - aber als jemand, der ebenfalls jemanden geheiratet hatte, der mit BDSM nichts am Hut hatte (und dann versucht hat, mit diesem Mann solange Kompromisse zu finden, bis die Beziehung doch noch bitter gescheiter ist) antworte ich Dir einfach mal.

      Bei mir war es eine Mischung aus Verliebtheit, hinten anstellen der eigenen Bedürfnisse (und ich glaube, wer zumindest etwas devot ist, könnte für soetwas besonders anfällig sein), zeitweilig eingeschlafenen Sexualtrieb, Jugend/Unerfahrenheit... auch das Selbstbewusstsein, offen mit der eigenen Sexualität umgehen zu können, entwickelt sich - gerade bei vielen Frauen - erst mit der Zeit. Vielleicht war es auch der Versuch, "Normalität" zu leben. Ich persönlich hatte für mich selbst nie ein Problem mit meiner Sexualität. Das war für mich immer normal. Aber im Kontakt mit der Außenwelt habe ich dann erfahren, dass es für die Außenwelt nicht normal ist.
      Ein einzelner der Faktoren hätte wohl nicht ausgereicht.
      Aber in Kombination hat das dazu geführt, dass es so gekommen ist, wie es eben gekommen ist.
      Zudem: man geht Beziehungen ein. Die verselbstständigen sich. Das Leben "passiert". Andere Dinge sind wichtiger. Sexualität tritt in den Hintergrund. Man verdrängt Dinge. Und auf einmal ist man verheiratet, weil die Dinge einfach ihren Gang gegangen sind.

      Irgendwann kommt kommt man in der ganzen Hektik dann doch zum Durchatmen.
      Besinnt sich auf sich selbst.
      Und dann... ist da was.
      Alles was verdrängt wurde, kommt wieder hervor, bricht mit Macht durch.

      Und dann hat man den Mist.

      Glaub mir, im Nachhinein lange ich mir auch an den Kopf und denke mir - Mensch, warum?
      Aber in der Situation selbst war zumindest mir das nicht so klar.
      Und das schreibe ich nicht als Spätberufene, sondern als jemand, der seit Beginn der eigenen Sexualität sehr eindeutige Fantasien hatte und das auch vor der Ehe bereits ausgelebt hatte.
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
      ______________________________________________________________________________________________________________
      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'
      @Nastie, ich denke es gibt bei jedem von uns noch andere Dinge neben Bdsm die uns dazu bringen einen anderen Menschen zu lieben und zu heiraten.

      Meinen Mann kenne ich nun 17 Jahre - auch ich kannte und wusste von meiner devoten Seite und er hatte mit dem ganzen Thema gar nichts am Hut. Trotzdem liebe ich ihn und bereue die Heirat nicht.

      Bei mir lief es aber Glücklicherweise positiv weiter, nicht so wie bei Jenna. Aber ich wollte das nur kurz gefasst schreiben um zu zeigen das es nicht einfach nur "Blödsinn" ist eine Vanillabeziehung einzugehen wenn man weiss das man Sub oder Dom ist. Klar, ganz einfach ist es so auch nicht. Aber mal Ehrlich, welche Beziehung ist schon einfach ....

      Nastie schrieb:

      @Jenna das freut mich sehr für dich ABER wieso zum Henker hast du denn bitte überhaupt einen Mann geheiratet der mit bdsm nichts am Hut hat und das nicht mag wenn dir klar war das du eine Sub bist?

      Sorry aber ich verstehe sowas echt nicht....das klärt man doch vorher, spätestens vor einer Ehe wenn man weiß was die eigenen Neigungen sind und was man braucht?!
      Das passiert mehr Leuten, als man glaubt. Zum Beispiel allen BDSMlern in meinem Bekanntenkreis. Und mir selbst auch. Klar, kann man fragen: Wie konnte das passieren, wenn man doch die eigenen Neigungen kennt? Zumindest bei mir lautet die Antwort: Als ich einen Partner gesucht habe, wollte kein BDSMler (weitere) Kinder. Und dann habe ich einige Erfahrungen gemacht, aufgrund derer ich mich selbst und meine Neigungen extrem in Frage gestellt habe. Ich wollte nicht "pervers" sein und hatte niemanden, der mich da an die Hand genommen und mir gesagt hätte, dass diese Selbstzweifel ganz normal sind und dass es in Ordnung ist, dass ich so bin wie ich bin. Rückblickend kann ich sagen, dass ich einen Absturz der Extraklasse hatte, der meine Neigung für Jahre unterdrückt hat. Und dann traf ich einen tollen Mann, der zu jener Zeit alles verkörpert hat, was ich (vermeintlich?) gesucht habe. Dann das Übliche: Kinder, Hochzeit, Wohneigentum. Bis irgendwann die Risse kamen. Aber, wohlgemerkt, nicht nur aufgrund des fehlenden BDSM in meinem Leben. Es gab viele Dinge, die nicht mehr ganz gepasst haben. Und dann wurde ich auch noch mal schwanger... Es war ein riesiger Clusterfuck. Wie haben wir es gelöst? Durch viele Gespräche. Und irgendwann fiel die gemeinsame Entscheidung, wie ich weiter oben schon geschrieben habe, uns als Liebespaar zu trennen und als Elternpaar zusammenzubleiben (während wir im Esszimmer weinend diese Entscheidung getroffen haben, haben die Kinder im Wohnzimmer "My little Pony" geschaut. "Freundschaft ist Magie", nicht wahr? Das werde ich nie vergessen, was für eine abstruse Situation).

      Das war eine Lektion fürs Leben für mich. Denn eigentlich bin ich ein sehr vernünftiger Mensch und wenn meine Freunde einen Rat brauchen, kommen sie immer zu mir. Wie konnte ich also so einen riesigen Fehler machen? Nun, damals hat es sich nicht als Fehler angefühlt, damals war es die richtige Entscheidung. Und heute habe ich tolle Kinder, die ich andernfalls nie bekommen hätte. War es also wirklich ein Fehler? Ich habe gelernt: Fehler sind relativ und die allermeisten kann man wieder ausbügeln, auch wenn man es nicht glauben kann, wenn man mittendrin steckt. Wenn das also mit dem Ehemann-zum-Dom-machen nicht klappt, dann ist es möglich, Lösungen zu finden, die nicht im Geschrei und Drama enden.