Outing vor den Eltern - die totale Erleichterung

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      Outing vor den Eltern - die totale Erleichterung

      Was macht man wenn die eigenen Eltern heulend vor einem sitzen und sagen: " Kind, wir spüren das irgendetwas mit dir ist. Wir wissen nicht was, können es weder greifen noch benennen, aber du hast uns früher alles erzählt und das tust du nicht mehr. Natürlich hast du ein Recht auf Privatsphäre, aber irgendetwas stimmt nicht und wir vermissen dich!"

      Was tun? Die Gedanken fahren Achterbahn.... Leugnen obwohl sie ins Schwarze treffen und wirklich leiden? Sich eine Lüge aus den Fingern saugen und damit unweigerlich in einer Lügenspirale landen? Oder all seinen Mut zusammen nehmen und damit beginnen wie glücklich man endlich ist und dann vorsichtig fragen ob ihnen der Begriff BDSM etwas sagt?

      Ich habe mich heute für die 3. Variante entschieden. Das war verdammt schwer und irgendwie doch ganz einfach.

      Nachdem meine Gedanken sortiert waren, sprudelte es einfach aus mir heraus. Meinem Vater sagten diese magischen Buchstaben ansatzweise etwas, meine Mutter war ahnungslos. Nach meiner kurzen generellen Erklärung, einem Rückblick auf ehemalige Beziehungen, meinem Bericht über Sehnsucht und nun das Gefühl endlich angekommen zu sein, haben sie gut reagiert. Nachvollziehen können sie es nicht, aber zumindest akzeptieren. Natürlich kamen ein paar Klisches zur Sprache, die ich aber ausräumen konnte.

      Es tat gut berichten zu können wo wir uns wirklich kennengelernt haben, in was für einem Kreis der Hamburgurlaub war, woher die vielen neuen Bekannten plötzlich kommen.....ich bin so froh nicht mehr überlegen zu müssen was ich erzähle, nicht ständig die Angst mich zu verplappern.

      Es ist wirklich erstaunlich gut gelaufen. Mein Vater konnte zumindest schon Witze machen a la, er hätte mich als Kind wohl besser mal übers Knie gelegt, dann müsste ich das jetzt nicht nachholen und ob er den @Schiffsarzt mal in den Hintern treten dürfe wenn er ihn nervt "ach nein falscher Part" kam lachend die Korrektur seiner Frage. Ob das so positiv bleibt werde ich wohl erst in ein paar Tagen rausfinden wenn sie es sacken lassen konnten. Ich bin erleichtert und hoffe das Beste.
      Ich freue mich sehr für Dich, @Jescha, dass du mit deinen Eltern offen reden konntest, mir wurde das ja unfreiwillig genommen, egal wo ;( .

      Aber auch ich bin froh jetzt offen darüber sprechen zu können es erleichterte wieder den Umgang mit meinen Liebsten.

      Der Spruch meiner Mama dazu: " ich glaub ich bin zu alt, um zu probieren, ob es etwas für mich wäre " einfach nur :love: :thumbup: ...

      LG Agi
      Das liest sich wunderbar, liebe @Jescha. <3

      Die Sorgen deiner Eltern, deine Ehrlichkeit und auch ihre Reaktion zeigen ein tolles und inniges Verhältnis zwischen euch.
      Pfleg es bitte gut, weil es sicherlich nicht alltäglich ist.

      Fühl dich fest umarmt. <3

      K.
      Wow!
      Respekt vor dir, @Jescha, und ebenso vor deinen Eltern, wenn sie weiterhin so locker bleiben! :blumen:

      Für mich kommt das nicht in Frage. Mein Vater ist streng christlich. Ich bin froh, dass er mich mein Leben leben lässt, wie ich es will, ohne groß nachzufragen. Ihm ist wichtig, dass ich glücklich bin - und das bin ich ja. :D
      Meine Mutter will das zwar auch, aber sie macht sich doch mehr Gedanken um mich bzw fragt mehr nach und möchte alles genauer wissen.
      Ich bin mir nicht sicher, inwieweit sie BDSM bzw. die CG/L Beziehung verstehen würde.

      Daher bleibt es dabei: wir haben uns in einem Forum für Rollenspiele kennengelernt und fahrten auch auf ebendiese Stammis. :whistling:
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Ich freue mich sehr für dich, dass du das los werden konntest und deine Eltern so gut reagiert haben. Ich denke, da ist man um eine große Packung Ballast leichter.

      Ich wünsche mir bzw euch, dass ihr jetzt ein wenig unbeschwerter leben könnt.

      Da meine Eltern nicht mehr leben, wird sich bei mir diese Thematik nie stellen.
      @M'eraLuna
      Sie haben einfach bemerkt das es Dinge gibt die mich sehr beschäftigen und das ich nicht mehr alles erzähle. Wir standen uns immer sehr nah, aber ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass hier eine Grenze erreicht ist und das Thema BDSM zu viel ist. Eigentlich geht sie meine Sexualität nichts an, genauso wie es mich nichts angeht was sie tun, aber für mich ist das mehr als Sex und hat daher einen festen Platz in meinem Leben.
      Respekt, absoluter Respekt! Du hast tatsächlich in dem Moment kurz überlegt und losgelegt oder es etwas später gesagt? Wenn ersteres, toll gemacht, das könnten die wenigsten!

      Wir haben uns vorgenommen das es in den Familien wohl niemand erfahren wird - ob und wie lange das klappt sei dahin gestellt. Kommt Zeit, kommt Rat!

      Das Verhältnis von @redlips zu ihrer Mutter ist allerdings auch eher bescheiden, das Verhältnis zu meiner Ma ist sehr gut, sie wohnt aber auf sicherer Entfernung von 150 km!
      Lady & Gentleman
      @Pat35i
      Es war wirklich wie oben beschrieben. Ich habe ganz kurz überlegt leugnen, lügen oder die Wahrheit sagen und wusste ganz schnell: jetzt oder nie die Wahrheit. Ich hab geheult, kurz nach den richtigen Worten gesucht, aber als raus war das ich momentan glücklich bin wie noch nie in meinem Leben, war es plötzlich ganz leicht.


      Ich danke euch allen für eure lieben Worte!
      Hallo @Jescha ... ich freue mich ebenfalls für dich und kann mir vorstellen, dass es eine grosse Erleichterung für dich ist. Du hast grossartige Eltern, behalte sie lieb :) .
      Ich kann mir gut vorstellen was dieser Schritt für dich bedeutet hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass eure Beziehung dadurch noch besser wird.

      Ich habe heute auch das erste Mal offen darüber gesprochen, mit einem sehr guten Freund. Da er schwul ist und in Hamburg wohnt, ist ihm nix "menschliches" fremd und wir konnten gut reden und auch Scherze machen. Mir hat das auch gut getan.
      Was du suchst,
      ist nicht auf den Gipfeln der Berge, nicht in den Tiefen der Meere,
      nicht in den Straßen der Städte;
      es ist in deinem Herzen.

      <3

      Super gemacht, liebes,
      mal so ganz grundsätzlich, die meisten hier, unterschätzen ihre Eltern.
      Natürlich ist es schwer, mit der Wahrheit rüberzukommen,
      nur weiß ich aus vielen Gesprächen mit Doms und Subs, das fragende
      Blicke und ein leichtes Kopfschütteln erstmal normal sind.
      Wenn man im Gespräch- es vernünftig erklären und rüber
      bringen kann und dann noch Nachgefragt wird, ist das Eis gebrochen.

      Bei mir war es so, das ich ein Gespräch mit meiner erzkatholischen
      Mutter hatte, wo es darum ging, warum meine 1. Ehe kaputt gegangen ist,
      oder besser warum ich sie an die Wand gefahren habe, trotz Kind.
      Es gab eine Zeit, da war ich sehr verliebt in eine sehr attraktive
      feminine Frau, mit der ich schnell zusammen gezogen bin und wir
      dann endlich Schwanger wurden.
      Schon währen der Schwangerschaft veränderte sich meine Frau sehr,
      Stimmungsschwankungen, Gefühlsausbrüche und einiges mehr.
      Selbst im Freundeskreis fiel es schon auf, ich tat es ab- sind die
      Schwangerschaftshormone- weit gefehlt....
      Die sytuation wurde nach der Geburt unerträglich und ich fing
      an , die Lebenssytuation zu überdenken.
      Damal dachte ich auch - es geht ohne SM- sie war Stino
      Es ging nicht mehr, und das wollte ich meinen Eltern
      schonend beibringen......
      Das Gespräch verlief dann unerwartet anders und ich erzählte
      ihr, was so Falsch war und fehlte- sie war erschrocken auf der einen Seite
      aber fing recht schnell an- Fragen zu stellen,
      und seit diesem Tag- ging es mir erheblich besser und ich muß
      auch nicht mehr die Wohnung umräumen wenn sie zu Besuch kommt
      es ist einfach selbstverständlich geworden- und das ist gut so

      Wenn es sich ergibt, macht reinen Tisch, ist so einfach,
      wurde ich immer wieder so tuen

      lG Dr.
      @Schiffsarzt
      Du kennst meine Mutter nicht, :icon_lol:
      Sie schimpft fast nur auf Männer, ist extrem feministisch drauf und findet schon "normalen" Sex schmutzig und dreckig.
      NIE würde sie verstehen, dass ich mich schlagen lasse und vor Männern kniee und das geil finde.
      Sie würde sich dann nur fragen, was sie bloß falsch gemacht hat...
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Das freut mich sehr, @Jescha, dass es so harmonisch bei Dir lief und Deine Eltern so verständnisvoll reagiert haben. Ich kann mir gut vorstellen, wie erleichternd das sein kann. Vielleicht sollte ich es auch nochmal versuchen, d.h. ein zweites Mal.

      Denn ich denke, dass die eigene geistige Reife und die Lebenserfahrung ein wichtiges Kriterium dafür ist, wie das Gespräch läuft oder laufen kann. Wenn man zu seinen Neigungen steht, dann kommen die eigenen Eltern auch sicherlich besser damit klar.

      Schwieriger wird es für diejenigen, die sich weder sicher über ihre Neigungen sind noch über viel Lebenserfahrung verfügen. Und da kann das Gespräch dann auch ganz anders laufen, je nachdem, wie die Eltern zu dem Thema stehen. Ich hatte mein persönliches Outing vor meinen Eltern im Teenageralter, als ich mir selbst meine Neigungen nicht richtig zugestand. Damals gab es niemanden, mit dem ich darüber reden konnte - und so schrieb ich meine Gefühle und Sehnsüchte in Form von Geschichten auf. Eine Geschichte ließ ich dann unabsichtlich offen herumliegen, die fanden meine Eltern dann, ohne dass ich es wusste. Und sprachen mich Tage später darauf an. Allerdings versuchten sie, mir in den Mund zu legen, dass diese Geschichte ja wohl ganz sicher nicht aus meiner Hand stammen würde - denn so ginge man ja nicht mit Frauen um.

      Mich hat das damals ganz schön runtergezogen. Und ich habe ne Weile gebraucht, bis ich wirklich offen mit jemandem darüber reden konnte. Heute kann ich über mein unfreiwilliges Outing ganz gut lachen - mit meinen Eltern habe ich aber auch nir wieder über das Thema gesprochen. Lieben Dank für Thema, vielleicht werde ich das auch nochmal zur Sprache bringen...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hägar ()

      Hägar schrieb:



      Denn ich denke, dass die eigene geistige Reife und die Lebenserfahrung ein wichtiges Kriterium dafür ist, wie das Gespräch läuft oder laufen kann. Wenn man zu seinen Neigungen steht, dann kommen die eigenen Eltern auch sicherlich besser damit klar.

      Schwieriger wird es für diejenigen, die sich weder sicher über ihre Neigungen sind noch über viel Lebenserfahrung verfügen.
      Ja, das glaube ich auch. Wenn man selbst nicht genau weiß was man möchte ist es prkatisch unmöglich andere davon zu überzeugen. Ich wünsche dir viel Erfolg für Versuch Nr. 2, solltest du ihn wirklich wagen.