Was ist DS, woher kommt es?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Was ist DS, woher kommt es?

      Immer wieder stelle ich fest, dass sich kaum ein Mensch die Frage stellt, was DS denn nun tatsächlich ist. Maximal wird man in der Szene mit der Sichtweise konfrontiert, es sei angeboren und/oder es sei eine Neigung.
      Beim SM ist es klar.
      Es wird viel darüber berichtet, es gibt zahlreiche Thesen, was es konkret ist, und woher es kommt. Viele SMer hinterfragen sich auch selbst, stehen immer wieder vor der Frage: Woher kommt es?
      Es gibt Bücher, wissenschaftliche Studien, ja, sogar eine Eintragung im ICD, auch wenn es heute zum Glück nicht mehr als Krankheit gilt.

      Anders beim DS.
      Keine wissenschaftlichen Thesen, keine allgemeine Benennung, wie "Es ist eine Neigung", außer innerhalb der Szene.
      Nutzt man google.de, und sucht man dort nach Dominanz und Submission, wird man nichts andres finden, außer konkrete BDSM Seiten. Keine Studie, keine Fachliteratur, nichts dergleichen.
      Selbst in dem sehr vorteilhaften BDSM Artikel auf Wikipedia steht zur Begrifflichkeit DS einzig nur das Folgende:

      „Die Abkürzung BDSM wurde wahrscheinlich in den frühen 1990er Jahren in der Subkultur um die Newsgroup alt.sex.Bondage geprägt. Sie ist dort im Juli 1991 zum ersten Mal nachweisbar. Später wurde auch der Bereich Dominance and Submission in den Bedeutungsumfang von BDSM integriert, wodurch das heute gebräuchliche[54] mehrschichtige Akronym entstand.“


      Der Begriff DS entstand also in der Szene selbst, keine einzige wissenschaftliche Fachliteratur setzt sich mit diesem Akronym auseinander, welches doch heutzutage innerhalb der Szene separat und oftmals auch komplett unabhängig von SM als eigenständige Neigung benannt wird.
      Darum versuche ich mich nun mit eben diesen Fragen auseinander zu setzen, wozu mich Eure Sichtweisen interessieren würden.

      Was denkt ihr, was DS konkret ist? Mal ganz unabhängig davon, was die Szene selbst dazu sagt.
      Und was vermutet ihr, woher die Ambition, DS zu leben, insbesondere im Alltag, kommt?

      PS: Wer sich öffentlich nicht dazu äußern möchte, kann auch gerne per PN antworten. ;-)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Marvelous ()

      Für mich ist DS Ausdruck dessen was bei BDSM mit einem Machtgefälle zu tun hat. Das D steht also für die Beherrschung (Dominantion) und das S für die Unterordnung (Submission).
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Wenn ich nun deine Aussage so nehme, wie sie da steht.
      Was ist es, wenn man dieses Machtgefälle im Alltag leben will?
      Eine Neigung?
      Wenn ja, wieso liest und hört man davon nichts in Fachkreisen?

      Und das Wesentliche, worum es mir geht:
      Woher kommt diese Ambition, DS im Alltag zu leben?
      Für mich ist es immer eine Neigung, bei dem einen ist sie so, bei dem anderen so ausgeprägt und wie man sie dann konkret auslebt ist noch eine ganz andere Sache. In wissenschaftlichen Arbeiten wurde früher Masochismus mit devot gleichgesetzt daher liest man wenig von DS, bei neueren Studien wird darauf aber ein ich habe eine Studiensammlung bei mir auf der Seite.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      In wissenschaftlichen Arbeiten wurde früher Masochismus mit devot gleichgesetzt daher liest man wenig von DS,


      Meinst du das vielleicht umgekehrt?
      dass bei früheren Arbeiten devot mirt Masochismus gleichgesetzt wird?

      Ansonsten:
      Ich schau gleich mal rein in die Studien.
      Vielen Dank für die Sammlung, ein arg interessantes Gebiet zum Schnüffeln für mich. ;-)
      Besser es wurde nicht unterschieden, masochistisch und devot waren früher in Studien ein und dasselbe... Viel Spaß wenn eine Studie fehlt bitte eine Mail an mich ;)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Hmmmm...

      also, ich hab mal die ganzen Studien soeben überflogen, ausführlich lesen werde ich sie später.
      Anhand der Inhaltsverzeichnisse, so auch des Überfliegens sehe ich keinen Bezug zu meiner Frage.
      Ab und an kommen die Wörter Dominanz/Submission vor, doch a) geschieht dies nur im sexuellen Kontext und b) stammt es dann auch noch vorwiegend von SMern selbst, so, wie ich es ja auch im Eingangsposting schilderte.

      Ich möchte noch mal drauf zu sprechen komen, dass du meinst, in früheren Arbeiten fiel die Deviotion unter dem Masochismus, also beides war das selbe.
      Also, egal, welcher Wissenschaftler oder Arzt sich je damit befasste, es war doch immer stets vom sexuellen SM die Rede, was auch so viel bedeutet, dass das Machtgefälle innerhalb des sexuellen Erlebens zum Tragen kam.
      Ich beziehe mich aber auf den Alltag, auf Konstrukte, wie 24/7, TPE, und - um den Begrifflichkeitssalat abzurunden - CIS.
      Ich meine Konstrukte ganz abseits von SM, oder der Sexualität.
      Da gibt es keine Studien, da gibt es keine Fachbücher, und ... ja nicht mal eine Eintragung im ICD. Nichts. Auch google.de spuckt nichts aus, außer das, was BDSMer selbst dazu beitragen.

      ist das nun eine unbekannte Neigung?
      Wenn ja, wieso fängst man nicht langsam mal an, es zu erforschen? Immerhin ist DS ja nun schon seit über 10 jahren in aller Munde, insbesondere eben in der Szene.

      Und die letzte Frage bleibt natürlich, sie ist für mich die, die ich hier als sehr Wesentlich erachte.
      Woher kommt es?
      Wie kommen Menschen zu den Ambitionen, DS im Alltag auszuleben?
      Hallo Marvelous -

      Eine schwierige Frage, da D/s und SM in der Form des Auslebens irre große Spannbreiten von zart bis hart haben. Bei jedem Pärchen wird D/s anders ausgelebt. Der Begriff "extrem" ist ebenso eine subjektive Betrachtung und somit ist jede Antwort immer individuell formuliert und kann ein allgemeines Ergebnis nicht erbringen. Die eine oder andere Studie habe ich schon gelesen, letztlich empfand ich die Resultate nicht einleuchtend und im Hinblick auf die Allgemeinheit nicht treffend, zu sehr wurde hineininterpretiert und nach den Ursachen spekuliert.

      Insgeheim frage ich mich warum nach der Quelle der Neigung gesucht wird? Ich kann verstehen und ist auch sicherlich interessant zu hören was oder wie ein Dom oder Sub dabei empfindet. Vielleicht wird im Ausleben von D/s etwas kompensiert, gut möglich. Wenn ich die Fragen nach dem Warum lese, dann beschleicht mich das Gefühl, dass die betreffenden Bdsm'ler Defizite haben müssen - zumindest ist da immer ein kleiner Unterton dabei: schlechte Kindertage oder böse Erfahrungen. Warum betrachtet man diese Form von Sexualität nicht als Bereicherung?

      Eine ähnliche Frage müsste gestellt werden: woher kommt die Erregung? Antwort, weil die Lust kommt, die umso heftiger wird, wenn beide Partner Gleiches empfinden. Eine Antwort, die durch unterschiedliche Position im D/s ebenso gilt.

      Ich persönliche liebe die animalische Lust, hat war ursprünliches. - Warum beißt der Hund dem anderen Hund in den Nacken? Ausgangspunkt ist das Regulieren von Machtgefälle, wobei ich schon erlebt habe, dass die Hunde dabei erregt waren. In der Tierwelt naturbedingt, bei den Menschen im Sexualleben ein Reiz, nicht mehr und nicht weniger.

      Das sind jetzt so meine Gedanken dazu.
      Hi tantalus

      wenn ich dich nun richtig verstehe, sollen alle einfach nur tun und bloß nicht darüber nachdenken, was sie tun und warum? Bloß nichts hinterfragen, ja nichts hinterleuchten, und um Himmels Willen bloß nicht über das Eigene hinaus schauen und auch noch bei andren bzw. ganz allgemein gucken? ;)
      Klar bin ich jetzt gerad ein bisschen provokant, aber ich denke, du bist jemand, der damit, so auch mit dem Zwinkern ganz gut umgehen kann. :)

      Wenn ich die Fragen nach dem Warum lese, dann beschleicht mich das Gefühl, dass die betreffenden Bdsm'ler Defizite haben müssen - zumindest ist da immer ein kleiner Unterton dabei: schlechte Kindertage oder böse Erfahrungen.


      Das ist schade, denn ich hab meine Frage sehr neutral gestellt, also ohne etwas auch nur im Ansatz anzudeuten, geschweige denn zu werten.
      Jedoch kann ich dir ein Stück weit entgegen kommen.
      Ja, mich interessiert, ob da ggf. Traumata, Entwicklungsstörungen oder vielleicht auch das ganze Gegenteil mit hinein spielt.
      Es geht mir also nicht konkret um die Frage, ob Störungen Ursache dafür sind,
      sondern was es ganz allgemein sein könnte. Gute, so wie auch schlechte Dinge.
      Ja, ich würd es ganz gerne mal soziologisch oder vielleicht sogar psychoanalytisch betrachten,
      soweit will ich hier aber gar nicht gehen. Mich interessiert einzig nur an der Stelle, wie es andere sehen, ganz spontan aus dem Bauch heraus.

      Fakt ist doch, dass die Beziehungen (unter anderem 24/7 oder TPE) sehr "abnorm" gelebt werden, also nicht der Norm entsprechend, ja nicht mal mit der gängigen Toleranzabweichung.
      (Mir gehts ja wirklich hier nur um DS im Alltag, nicht um das Sexuelle.)
      Warum soll man da nicht mal fragen, wieso das so ist?
      Und zwar ohne jegliche Wertung, die von meiner Seite aus sowieso nicht kommen kann, weil ich selbst x Jahre DS lebte. ;)

      Marvelous schrieb:

      Klar bin ich jetzt gerad ein bisschen provokant, aber ich denke, du bist jemand, der damit, so auch mit dem Zwinkern ganz gut umgehen kann. :)

      Zitat
      Wenn ich die Fragen nach dem Warum lese, dann beschleicht mich das Gefühl, dass die betreffenden Bdsm'ler Defizite haben müssen - zumindest ist da immer ein kleiner Unterton dabei: schlechte Kindertage oder böse Erfahrungen.



      Das ist schade, denn ich hab meine Frage sehr neutral gestellt, also ohne etwas auch nur im Ansatz anzudeuten, geschweige denn zu werten.


      Liebe Marvelous -

      Ich antworte später ausführlicher, weil ich gleich einen Termin habe, aber ich wollte zumindest auf die beiden Punkte schnell eingehen. - Ich vetrage schon einen Rumser ggg* ...und was das Beschleichen der Fragestellung betrifft, damit habe ich jetzt nicht Deine Frage gemeint. Ganz im Gegenteil, erstmals habe ich eine gut durchdachte Frage zu diesem Thema gelesen. Vielmehr war meine Antwort darauf gezielt ob überhaupt eine Antwort gefunden werden kann?

      In Eile mit liebem Gruß,
      tantalus

      PS. Hätte ich Deine Frage nicht interessant gefunden, hätte ich nicht geantwortet ;)

      Eine hochpsychologische Antwort

      habe ich leider nicht parat Marvelous. Nur meine von dir gewünschte Bauchantwort - der grummelt momentan, muss was essen.... ;)

      Was ist DS für mich?

      Die Definition ist klar. Domi..../Subm... Für mich bedeutet der Begriff, dass ich wieder eine Schublade in meiner Lebenskommode gefunden habe wo ich mich und andere reinstecken kann. Die Dom oder Sub-Lade. Ok ich bin in der Ersteren.... :vain:

      Das mein ich ehrlich und die Schubladisierung ist mir sofort in den Sinn gekommen. Man sieht einen Menschen, spricht viell. nicht mit Ihm, aber er ist sofort in einer Schublade. So genug Laden... :D


      Was denkt ihr, was DS konkret ist? Mal ganz unabhängig davon, was die Szene selbst dazu sagt.
      Und was vermutet ihr, woher die Ambition, DS zu leben, insbesondere im Alltag, kommt?


      Upsala, wieder zurück zum Thema.... Mir ist es egal woher es kommt, sorry.... Meine Ambition war Anfangs das Neue, Unbekannte auszuprobieren, zuerst als Switcher, jetzt als Dom. Die Erfahrungen die wir bei dieser Spielart machen, sind äußerst tief! Und ich weiß wovon ich rede - nach 22 Jahren Beziehung glaubt man sich zu kennen und auf einmal kommt man drauf - da ist noch mehr - Mehr an Gefühl, mehr an Erfahrungen, mehr an ......

      Jetzt ist meine Ambition mit meiner Frau Dinge und Grenzen zu entdecken. Jede Session bringt zumindest eine neue Erkenntnis für uns. Sei es dass irgendwelche Ängste bei Ihr hochkommen, oder ich draufkomme - hoppala das passt ja jetzt gar nicht, oder was weiß ich....

      Im Alltag ist meine Ambition, immer mehr, ihr auch dort zu zeigen dass ich Ihr Herr bin. Alles ganz sacht und langsam. Ich will sie ja nicht überfordern! Aber mal ein Klapps am Po im Geschäft oder ein Leidenschaftlicher Kuss in der Öffentlichkeit soll den Anderen zeigen SIE gehört mir!

      Tja, war mein geistiger Erguss .....

      baba
      Mr.P
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....
      Hallo Marvelous,

      um ehrlich zu sein beiße ich auf der Frage auch rum. Ich kann also irgendwie nur ein Paar unausgegorene Gedankenbrocken von mir liefern.

      Ersteinmal fällt es mir unheimlich schwer das was als D/S Spiel bezeichnet wird zu begreifen. Ich ecke da mit meinen Fragen ein bisschen an, deswegen gleich mal vorweg- bitte ich meine es nicht bös, ich versteh es nur nicht. Wenn ich kleine Aufgaben, die mir mein Dom gegeben hat im Alltag oder sagen wir eher neben dem Alltag erfülle, dann hat das für mich ein erotische Konnotion. Es ist etwas das mir insgesamt (auch wenn ein Teil einer Aufgabe mal etwas "Trickie" oder gar schwierig war), den Alttag versüßt. Andere empfinden das aber ganz anders und sehen die Teilgebiete in denen Dom ihnen diese Aufgaben geben darf als Gebiete in denen sie die Kontrolle und die Macht an Dom abgegeben haben. Manch eine(r) sieht es sogar als Eckpfeiler des Alltags. Das (also das als Eckpfeiler sehen) kann ich sogar besser verstehen als das D/S Spiel (als das Spiel von jenen die dahinter anders als ich den BDSM Strauß Rosen sehen), der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Jedes Kind gewinnt Stabilität und Sicherheit dadurch jeden Abend das gleiche Gute Nacht Lied zu hören, den selben Trickfilm 100x mal zu sehen etc. etc. und wir Erwachsenen sind doch nicht soviel anders. Mein Tag beginnt besser wenn ich eine "wie jeden Morgen Tasse Kaffee" trinken kann. Klar überlebe ich es wenn ich das mal nicht kann, aber irgendwie ist der Tag doch gleich verkorkst. Manch einer verträgt es besser, diese kleinen Abweichungen hinzunehmen, bei anderen ist gleich der Schlafrhythmus, die Verdauung das Nervenkostüm futsch, wenn er (sie) sich auf neue Abläufe einstellen muss. Nichts von beidem ist besser oder schlechter. Es ist nur hilfreich sich zu kennen und sein Leben und Alltag entsprechend zu gestalten. Sich als Sub an feste Regeln von Dom zu Klammern, ist vielleicht eine Möglichkeit des Umgamgs mit sich selbst, in diesem Punkt?

      So ok das war so ein Gedanke. Du fragst aber auch was D/S für UNS ist.

      Da ich das reine D/S Spiel nicht als mehr als ein schönes abwechslungsreiches Rollenspiel begreife (nicht das wieder einer denkt das sei abwertend gemeint- ich spiel/mag dieses Rollenspiel selber), verstehe ich unter D/S- Beziehung eine Beziehung in der einer grundsätzlich das sagen hat. Wie sich das äußert, inwiefern das Ritualisiert wird oder auf den Sex bezogen oder oder, ist für mich fabei ohne Belang. Einer in der Beziehung bestimmt nicht allein aber doch massgeblich die Marschrichtung das ist für mich eine D/S Beziehung.

      Ich hatte letztens erst eine sehr schöne, wenn auch vielleicht anstrengende ;) Debatte über "was ist D/S" im chat. Unter anderem ging es darum welche Teilgebiete Sub denn nun wann und warum frei gibt für Dom, als Bestimmer. Neben dem Basisvertrauen Dom gegenüber wurde dort auch als wichtig erachtet, das Dom in diesem Teilgebite eben einfach besser ist. Das ist vernünftig, aber doch irgendwie auch ganz "normale" Beziehung oder? Wenn ich merke oder weiß der kann das einfach besser als ich, warum soll es eine devote Eigenschaft sein mich in dem Teil (Fach) gebiet von demjenigen leiten lasse? Oder seh ich das so weil ich devote Seelenanteile habe?

      Also ähh ich sag es ja- ein Paar Gedankenbrocken. Das war es ersteinmal :-).

      lg redcat
      tja marvelous, eine schwierige, wenn auch interessante frage! denn gerade dieses WARUM quälte mich zu beginn (und tut es noch) am meisten.
      ich führte bis zum vorigen jahr immer nur gleichberechtigte beziehungen. in keinem bereich hatte einer das sagen. sicher gibt es dinge, die einer besser kann als der andere und nach denen legten wir auch die arbeitsaufteilung an. aber das funktionierte ganz selbstverständlich, dh. zb. als wir unsere küche renovierten war ganz klar, dass er sich im vorfeld um die elektrik kümmerte und ich den raum ausmalte, weil er techniker ist und ich gerne male. die arbeiten, die wir beide nicht wollten machten wir gemeinsam nach dem motto geteiltes leid ist halbes leid. es ging nie um "führung überlassen"! ich hatte auch nie das bedürfnis nach einem großen starken mann, der alles an sich reißt und mir verantwortung abnimmt (außer im sexuellen bereich, da hatte ich schon ein paar unerfüllte phantasien). als wir uns trennten (er ist der vater meiner tochter) stampfte ich in windeseile ein haus aus dem boden um uns ein neues zuhause zu schaffen. auch da hatte ich nicht das gefühl ich bräuchte jemanden, der mir verantwortung abnimmt. beruflich sowieso nicht, da ging ich von jung auf meinen weg. ich glaube, ich kann von mir behaupten, dass ich eine sehr stabile und gefestigte persönlichkeit habe.
      Zitat tantalus: "Wenn ich die Fragen nach dem Warum lese, dann beschleicht mich das Gefühl, dass die betreffenden Bdsm'ler Defizite haben müssen - zumindest ist da immer ein kleiner Unterton dabei: schlechte Kindertage oder böse Erfahrungen."
      also ich hab keine unverarbeiteten traumata oder schlechte kindertage, ganz im gegenteil, ich wuchs mit sehr viel liebe auf. und dennoch!!! ich liebe es beherrscht zu werden! und zwar nicht nur im bett!
      also WARUM?

      als ich meine neigung entdeckte, las ich mich durch sämtliche einschlägige literatur die ich finden konnte. du hast völlig recht marvelous, man findet keine erklärung für d/s außer von BDSMlern.
      woher es kommt, was es ist .... objetive studien, forschungen - fehlanzeige!
      soweit ich bei bisherigen recherchen mitbekommen habe, sind subs schon sehr oft erfolgreiche, im leben stehende, starke frauen aber auch nicht immer. man kann es nicht verallgemeinern, manche haben traumatas zu bewältigen, andere wieder nicht. die ausprägung differenziert sich sowieso von bis. dies auf einen nenner zu bringen ist wahrscheinlich kaum möglich und würde einer umfassenden, professionellen studie bedürfen. wäre eine interessante aufgabe.

      ich kann nur aus meiner sicht sagen, dass die auslieferung meines körpers an meinen partner mir eine extase ermöglicht, die ohne dem nicht möglich ist und über den sex hinaus das spüren der unterwerfung ein in mir bisher unbekanntes gefühl der geborgenheit auslöst.
      wobei ich im alltagsleben weiterhin felsenfest auf meinen eigenen beinen stehe, es kickt mich nur zwischendurch, wenn ich seine dominanz spüre. meine submissive seite reicht nicht aus um mich tatsächlich auch im alltag führen zu lassen. es sind mehr oder weniger gesten und kleine handlungen die auch zwischendurch ein machtgefälle signalisieren.

      aber das ist natürlich nur meine sicht der dinge. wie redcat schon schreibt, bei anderen ist es wieder anders und das spektrum der intensität und ausprägung dieser neigung (und ja, ich gehe davon aus, dass es sich um eine neigung handelt) ist vielfältig.
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:

      red schrieb:

      ich kann nur aus meiner sicht sagen, dass die auslieferung meines körpers an meinen partner mir eine extase ermöglicht, die ohne dem nicht möglich ist und über den sex hinaus das spüren der unterwerfung ein in mir bisher unbekanntes gefühl der geborgenheit auslöst.


      @red

      Schön beschrieben, wie ich in meinem Beitrag erwähnt habe, nämlich eine Bereicherung der Sexualität. - Eine Freundin von mir, sie ist durch und durch eine Femdom, aber beim Geschlechtsakt möchte sie an ihren Händen oben am Bett gefesselt werden... sie braucht diesen Kick. Faszinierend, ich frage mich aber nicht warum, weil ich befürchte, ich könnte der Faszination etwas wegnehmen. Ähnlich gehts mir bei der Frage woher kommt D/s.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tantalus ()

      stimmt tantalus, sehr treffend - eine bereicherung!
      nur ich überleg gerade, ob sich diese bei mir auf die sexualität beschränkt, ich denke nicht.
      meine tochter sagte gestern zu mir einen wichtigen satz: "mama, ich habe dich noch nie so glücklich gesehen!"
      das gab mir ziemlich zu denke, denn ich war auch in ihren vater sehr verliebt und dennoch ist jetzt etwas anders: ich ruhe mehr in mir. mehr als je zuvor.
      warum das so ist, dafür habe ich noch keine erklärung aber offensichtlich hat es damit zu tun, dass ich jemanden gefunden habe, der mich "im griff" hat (böse ausgedrückt mit einem breiten grinsen ;-))
      es macht mich anscheinend ruhiger und ermöglicht mir meine mitte zu finden.
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:
      So ich wage es auch mal.....
      Meine GEdanken dazu:
      Bei dominaten Verhalten geht es auch ganz stark um das Besitzen bzw. das Zeigen von Besitz. Um es ein wenig bösartig zu formulieren: es wird eine sehr primitive wenn nicht sogar animalische SEite gezeigt und ausgelebt. Wieweit das dann geht ist wieder sehr bunt und individuell gehalten. Ebenso geht es bei der unterwürfigen SEite um Gehorsam der mit Schutz belohnt wird.

      In einem Rudel sind die Grenzen klar gesteckt. Wer ist der Chef? WEr die Unterwürfigen Rudelmitglieder? Der Chef bestimmt und sagt wo es lang geht. Die Beta-Tiere gehorchen, bekommen dafür Schutz und Nahrung. Doch wenn man ehrlich ist profitiert der Chef nicht nur. Er muss auch die Verpflichtungen einhalten, sonst ist er die längste Zeit Chef gewesen.

      lg
      LadyHawk
      Vielen Dank für die bisherigen Antworten, ich freu mich sehr, dass ihr alle so umfangreich geantwortet habt. Ich habe mir jetzt alles durchgelesen, nachher, so wie ich nen Tee vor mir hab und bissel Ruhe, antworte ich dann. ;-)

      Erst mal ganz lieben Dank.
      Eine tolle Diskussion finde ich, der ich ein paar Gedanken spendieren möchte.

      Ursprünglich war die Frage ja woher kommt DS, es ist im Thread von vielen sehr breiten Aspekten heraus beleuchtet worden.
      Ich für meinen Teil kann nur die Erfahrungen wieder geben die ich in meinem eigenen Leben wahrgenommen habe weil ich,
      um ehrlich zu sein, noch nicht mal auf die Idee gekommen wäre dort nach irgendeiner Studie zu schauen...

      Wenn ich zurückschaue, sowohl in meinem eigenen Leben als auch das der Partnerinnen und versuche bewusst zu reflektieren
      dann waren es meist Prägungen innerhalb der Sozialisierung und der Erfahrung rund um Erziehung Eltern, Freunde und so weiter.
      Ja ich weiss ich berühre hier ein Klischee aber oft war es so.

      Bei der Freude an Schmerz und Schläge bin ich oft auf einen dominanten Vater gestossen der auch mal die Hand locker sitzen hatte.
      Oder auf den Freund der da ganz früh ein paar Akzente gesetzt hat...
      Ich denke, dass neben der genetischen Vorprägung durch unsere "tierischen" Wurzeln die Sozialisierung im frühen Kindesalter durchaus sehr grosse
      Einflüsse haben kann.

      Nicht falsch verstehen, hier liegt keine empirische Auswertung über eine referenzierbare Basis an Probanden drunter... nur die Gespräche die Gizmo
      geführt hat um sich und der eigenen Partnerin zu helfen zu verstehen zu akzeptieren und unkritisch leben zu können was man da so tut.
      Alfred Adler und die Individualpsychologie

      Alfred Adler war wie Freud Arzt in Wien und einer seiner bedeutendsten frühen Anhänger. Er wurde von Freud als einer der ersten zu den Diskussionsabenden eingeladen, aus denen später die Wiener Psychoanalytische Vereinigung hervorging und deren Obmann Adler 1910 schließlich wurde. Adler entwickelte jedoch im Laufe der Zeit eigene Ideen, die mehr und mehr von denen Freuds abwichen. 1911 kam es deswegen zum Bruch mit Freud und Adlers Austritt aus der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zusammen mit einigen anderen Mitgliedern, die seine Auffassungen teilten. Eine der grundlegenden Ansichten Adlers ist es, daß die Seele des Menschen nicht in mehrere Instanzen wie z.B. das Ich oder das Es aufgeteilt zu werden braucht. Stattdessen wird der Mensch als unteilbares Ganzes betrachtet. Um diesen Aspekt seiner Theorie zu verdeutlichen, wählte Adler die Bezeichung Individualpsychologie - die Psychologie des Individuums.

      Adler sah - anders als Freud - nicht die Sexualenergie als primäre Quelle für menschliches Verhalten an, sondern den Willen zur Macht. Er begründet diese Annahme mit Überlegungen zu Patienten aus seiner ärztlichen Praxis und verallgemeinert sie zu einer Theorie der menschlichen Entwicklung. Aus den Erfahrungen in seiner Praxis stammt die Beobachtung, daß Menschen mit kranken oder nicht richtig funktionierenden Organen (Organminderwertigkeit) versuchen, die ihnen dadurch auf anderen Gebieten entstehendenUnzulänglichkeiten auszugleichen (Kompensation). In anderen Fällen verwenden Menschen viel Energie darauf, eine körperliche Schwäche in eine besondere Leistung umzuwandeln (Überkompensation). Von diesen Vorstellungen ausgehend verallgemeinerte Adler, daß alle Menschen Minderwertigkeitsgefühle haben, aber nicht deswegen, weil alle irgendwelche körperlichen Schwächen haben, sondern weil alle in der Kindheit jeden Tag erlebt hätten, wie abhängig sie von den Erwachsenen seien. Diese Minderwertigkeit ist also keine körperliche, sondern eine psychische. Um die Minderwertigkeitsgefühle zu bewältigen und sich nicht mehr abhängig zu fühlen, streben alle Menschen nach Macht (Wille zur Macht). Aus diesem Grund sah Adler nicht die Sexualenergie als grundlegend für menschliches Verhalten an, sondern den Willen zur Macht.
      verhaltenswissenschaft.de/Psyc…e/psychoanalyse.htm#Adler
      @guismo: ich kann mich durchaus in deine Erfahrungen einreihen:

      Ich selbst bin, sodenke ich, devot geworden (zumindest teils) aufgrund sehr konservativer Eltern und eines sehr von sich selbst überzeugten Vaters, der sich als "den Boss" in der Familie bezeichnet (das jetzt bitte nicht so verstehen, dass ich das mit Dominanz gleichsetzte). Obwohl er mich nie schlug, da ich ein Mädchen bin :wacko: ... meine Brüder bekamen allerdings schon mal ein paar Ohrfeigen ab.

      Das ist NATÜRLICH NICHT der ganze Grund weswegen ich devot geworden bin, sondern so wie bei wohl jeder Person mit einer solchen Neigung nur ein wichtiger Hauptfaden im großen Ursachennetz um die Entwicklung der eigenen Identität.

      Bei der Suche nach der Ursache für sexuelle Neigungen, verhält es sich erfahrungsgemäß, wie bei anderen Persönlichkeitsmerkmalen: ein großes Multifaktorielles Modell mit dessen Erklärung man, wie Harley Quinn angezeigt hat, bis zur ursprünlich menschen-steuernde Kraft gehen kann.