Warum haben Switcher eigentlich nicht die gleichen neigungsbezogenen Komplexe wie Subs oder Doms?

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      Warum haben Switcher eigentlich nicht die gleichen neigungsbezogenen Komplexe wie Subs oder Doms?

      Diese Frage geistert nun schon relativ lange durch meinen Kopf. Eigentlich seit ich hier angemeldet habe. Naja, oder besser, seit ich angefangen habe, mich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Allerdings kam ich irgendwie nie,dazu, das Thema aufzumachen. Der Thread einer jungen Dame heute hat mich jedoch wieder daran erinnert, daher denke ich mal: besser spät als nie.

      Vieleicht sollte ich vorausschicken, dass ich BDSM nicht mit Hilfe einer Plattform wie dieser, sondern noch auf natürlichem Wege an der Theke kennengelernt habe. Oder besser die Person(en), mit denen ich dann meine ersten "Spielchen" ausprobiert habe. Einige Jahre später fand ich mich dann in einem ziemlich aufgeschlossenen real life Umfeld wieder, in dem jeder zweite "irgendwas mit SM zu tun" hatte und der Rest damit meist ganz gut klar kam. Viele waren für vieles offen, der eine mehr, der eine weniger, aber so richtig steif festgelegt auf eine bestimmte Ausprägung waren die wenigsten, die meisten hatten eher eine klare bis diffuse Vorstellung ihrer Komfortzone. Und die allerwenigsten davon waren Anfänger.

      Was ich jedoch in dieser Form erst auf dieser Plattform erlebt habe ist die (mittlerweile hinlänglich diskutierte) Frage des Definitionsfetischismus, und die Herangehensweise, sich überhaupt zu Fragen wie Mensch als Dom/Sub/sonstwas zu sein hat.

      Dabei fällt mir auf, dass ich noch nicht bewusst erlebt habe, dass jemand die Frage stellt, wie er als Switcher denn sein muss? Manchmal liest man etwas in dieser Richtung, das sind dann aber fragen, ob z.B. Switchen nicht dem ursprünglichen Dom/Sub Verhältnis schaden würde, die Rollenprobleme hängen also auch oft an den Dom/Sub-Rollen, garnicht mal im Bereich des switchens selber.

      Liegt das daran, dass Switcher sich nicht weniger eindeutigen Erwartungshaltungen ausgesetzt fühlen? Dass sie diese Erwartungshaltungen selber nicht in diesem Maße haben? dass sie nicht unter dem Druck stehen, sich in eine bestimmte Richtung profilieren zu müssen? Dass sie generell experimentierfreudiger und aufgeschlossener sind? Oder habe ich bloß wieder einmal vorher nicht das Handbuch gelesen?

      Was meint Ihr?
      Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Eine Antwort habe ich leider auch nicht. Nur eine Vermutung.

      Zum einen glaube ich hängt viel der Unsicherheit davon ab wie man die ersten Schritte in diese BDSM Welt macht. Mein Anfang war ein stückweises reinstolpern im RL. das Virtuelle war erst viel später dran.

      Eine weitere Vermutung die ich habe ist mit was für Informationen füttere ich mein Hirn. Bei mir war damals viel Reden von Angesicht zu Angesicht. Wenn ich mir heute so ansehe was für Texte im Netz rumgeistern, wie voel Druck duch Texte, Bücher etc. Aufgebaut wird bin ich Froh noch zu denen zu gehören bei denen es das so nicht gan. Heute regiert ein allgegenwärtiges Dom/Sub MUSS das "kann" , das individuelle haben wir schon fast vergessen man schreibt es heute wie eine nichtssagende Floskel.

      Meine dritte und letzte Vermutung ist, und die ist rein subjektiver Natur, als Switcher ist man in beiden Welten zuhause, man kennt sie.
      Für eine Sub die eben nur die Neigung hat ist der Dom Part nichts was sie nativ nachfühlen kann es wird immer nur ein gutes Stück graue Theorie bleiben.
      Also nun ich denke mal wir sind mit den Fragen wesentlich entspannter weil wir irgendwie beide Welten haben.

      Lg.
      Gewitter
      1. Die Bezeichnung "Komplexe" finde ich etwas übertrieben.

      2. Wer sagt denn das Switcher diese nicht auch haben?

      Nur weil hier so wenige Switcher vertreten sind die sich dahingehend auch, wenn überhaupt, nur sehr mäßig äußern? Switcher bedeutet ja nichts anderes als das man sich mit beiden Seiten (dom und dev) identifizieren kann. So weit es mir bekannt ist wird ja meist eher weniger mitten in einer Session der Part gewechselt, heißt also es entscheidet sich zu Beginn wer wo steht. Ich denke mal das die Unsicherheiten usw. genauso da sind (sein können) wie bei denen die nur EINE Seite ausleben.

      Oder was ist wenn man Switcher ist aber eine der Seiten wesentlich häufiger auslebt als die andere? Die Möglichkeit das eben diese seltener ausgelebte Seite größere Unsicherheiten hervorruft ist denke ich sicher gegeben.

      Es gibt halt nicht einfach nur "den Switcher" oder etwas was nur diese machen/wollen usw. Alles das was hier so zu lesen ist betrifft sie genauso. Wenn sie grad eher dom sind lesen sie mehr dort und wenn sie grad mehr dev sind dann wird dort mehr gelesen oder gefragt, nachgedacht what ever.

      Also ich denke nicht das es da so große Unterschiede gibt...


      :coffee:
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Ich denke da sie ganz einfach beide Seiten kennen. Die Probleme oder "komplexe" die sich ergeben, tun dies doch (größtenteils natürlich nicht immer ich will ja nicht alle über einen Kamm scheren) nur weil der gegenüber nicht verstanden wird oder nur eingeschränkt verstanden wird. Jeder hat so das eigene kleine Päckchen was derjenige tragen muss. Es gibt eben auch Probleme die Switcher haben die Dom und Sub nicht haben. Wäre auch alles zu einfach wenn es ohne ginge. Manchmal überschneiden sich manchmal nicht.
      :)
      Also ich für meinen Teil kann nur sagen,dass ich für mich selbst keine Zweifel hege, ob ich nun Switcher bin oder nicht , hört sich banal an,aber es ist einfach so.

      Ich sehe es so, dass ich den gesamten Zugriff habe auf das "Sortiment" und dadurch freier bin auch in der Mischung, ich fühle mich nicht gezwungen gewisse Extreme erfüllen zu müssen, kann aber ins Extrem gehen, wenn es passt.

      Vielleicht kommt es auch durch meine Bisexualität, die ich ungezwungen lebe, ich habe mir ernsthaft nie darüber Gedanken gemacht, wie ich in meiner homosexuellen Partnerschaft zu leben habe , ich habe es aus dem Gefühl heraus einfach gelebt.

      Und so sehe ich es auch mit dem Switcherdasein, mein "Status" ergibt sich einfach, resultierend aus meiner allgemeinen Situation.

      Für mich besteht eher immer wieder die Problematik, dass Nichtswitcher mein Empfinden hinterfragen oder sogar in Frage stellen und das ist mühsam.
      Die, die mich kennen, wissen, dass ich noch gar nicht so lange einen Namen für das habe, was mir gefällt. Ich für mich glaube, dass an dem Medienansatz eine ganze Menge dran ist.

      Alles wird uns heute vorgekaut, sei es in Romanen, Büchern, in den Zeitungen, Reportagen und Filmen. Auf der einen Seite finde ich es gut und sinnvoll, dass BDSM nicht mehr so am Rand der Gesellschaft steht wie noch vor 15 Jahren. Die öffentliche Auseinandersetzung, nicht zuletzt in der Form von Shades of Grey, hat aber auch dazu geführt, dass uns ein fertiges Bild präsentiert wird. Man fängt an sich damit auseinander zu setzen und beschäftigt sich gedanklich damit und das Bild, welches entsteht verfestigt sich immer mehr, Sub ist so, weil das bei SoG auch so war und Frau x in Buch y hat das auch geschrieben. Ein gutes Stück weit geht da die eigene urpersönliche Auseinandersetzung dabei flöten. Interessierte haben vor den ersten realen Erfahrungen schon so viel vermeintliches Wissen, was aber eigentlich nur Meinungen sind. Dadurch entstehen dann teilweise sehr verklärte romantisierte Bilder von BDSM in den Köpfen. Ich glaube wirklich das es daher früher einfacher war, es gab zwar nicht die Fülle an Informationen, aber es wurde entdeckt, weil es einfach praktiziert wurde...., vielleicht die bessere Variante als immer alles zu vertheoretisieren. Mir ist das vor nicht allzu langer Zeit selbst auch noch passiert, weil ich für mich wissen wollte, was ist es denn nun also, was du da hast, SM, D/s, 24/7, TPE, EPE, Bondage? Der Schluss für mich war, wahrscheinlich von allem ein bisschen, aber eigentlich ist es scheißegal, wozu ist das Wichtig, die Beziehung zu meiner Sub wird dadurch nicht anders.

      Und wenn dieses oder jenes nicht erfüllt ist, weil das ja da und dort stand, kann es nicht richtig sein. Mein, zugegeben abgedroschenes, Credo dabei ist, vergiss alles was du wissen glaubst, behalte es zwar im Hinterkopf, aber entdecke dich selbst. Das ich sage, ich praktiziere BDSM ist seit ca. 1,5 Jahren so, ich lese vieles, versuche mir aber immer meine eigenen Gedanken zumachen, zu hinterfragen für mich selbst. Ich versuche zwischen den Zeilen zu lesen. Diese Auseinandersetzung fehlt manchmal einfach, nach meinem Gefühl.

      Als Sub oder Dom ist man dann zwangsläufig auf eine Rolle festgelegt, und projeziert, das was man meint zu wissen, in diese Rolle hinein, man will ja schließlich ein guter Dom sein, oder eine ergebene Sub. Ich glaube in dem Bereich haben es Switcher tatsächlich etwas einfacher, da sie eben nicht auf ein Rollenbild festgelegt sind.

      Dabei würde mich noch mal interessieren ob das eventuell auch an den Bevorzugten Arten BDSM auszuleben, liegen kann. Ich kenne nun nicht allzu viele Switcher, die Switcher, die ich kenne würde ich jetzt aber eher der SM Schiene zuordnen. Ist es im SM Bereich vielleicht auch einfacher nicht die erwartenden Rollen erfüllen zu müssen? und dadurch vielleicht auch einfacher diese Rollen verlassen zu können, und eben nicht alles allzu streng zu sehen? Mir kommt es manchmal so vor.
      Grüße Mr. Mendor

      Vertrauen, Verantwortung und Respekt sind es worauf es ankommt. Ohne Vertrauen kannst du dich nicht geben, ohne Verantwortung darf ich nicht nehmen und ohne Respekt können wir beides nicht und das ist all unsere Magie. (unbekannt)

      Mr. Mendor schrieb:

      Als Sub oder Dom ist man dann zwangsläufig auf eine Rolle festgelegt, und projeziert, das was man meint zu wissen, in diese Rolle hinein, man will ja schließlich ein guter Dom sein, oder eine ergebene Sub. Ich glaube in dem Bereich haben es Switcher tatsächlich etwas einfacher, da sie eben nicht auf ein Rollenbild festgelegt sind.


      Dabei würde mich noch mal interessieren ob das eventuell auch an den Bevorzugten Arten BDSM auszuleben, liegen kann. Ich kenne nun nicht allzu viele Switcher, die Switcher, die ich kenne würde ich jetzt aber eher der SM Schiene zuordnen. Ist es im SM Bereich vielleicht auch einfacher nicht die erwartenden Rollen erfüllen zu müssen? und dadurch vielleicht auch einfacher diese Rollen verlassen zu können, und eben nicht alles allzu streng zu sehen? Mir kommt es manchmal so vor.
      hmm ,also als Switcher setzt du dich ja genauso mit diesen "Rollen" auseinander, wenn Du so willst. Noch dazu mit beiden! ;)

      Und ich sehe mich eher im D/S verwurzelt als im SM. UNd ich erfülle genau keine Rollenansprüche sondern fühle sie. Vielleicht mache ich mir einfach weniger Gedanken um den ganzen vermeintlichen "Rollenquatsch", keine Ahnung.
      Soooooo

      Meine Anfängerinnenmeinung dazu ist folgende:

      Ich bin Switch. Ich bin bi. Ich habe viele Möglichkeiten zu spielen. Es gibt viele Möglichkeiten die ich mit einem Partner leben kann, aber nicht muss. Ich weiß von einem Switcherpaar die innerhalb ihrer Ehe switchen und beide Sklav/e/in des jeweils anderen sind. Warum sollte ich beim Ausleben meiner sexuellen Bedürfnisse, im Einklang mit einem eventuellen Partner, auf etwas verzichten? Ich habe Zeit und ich habe Geduld, ich finde übrigens viel Literatur zum Thema BDSM als sehr einseitig, da einfach das Necken und das Reizen das auch dazu gehört und die Reibung und auch der Kampf oft viel zu kurz wird, warum wird so oft auf die vier Buchstaben geachtet, Praktiken, schöne Spuren, Posen, Angeberbilder? Ich für mich mache eine reizvolle und erfüllte Sexualität am Zusammenspiel miteinander fest, es ist jedesmal eine leere Leinwand und wird durch die Aktionen beider bemalt. Daraus ergibt sich das für mich reizvolle Ganze. Ich mag es innig, intensiv und körperbetont. Meine Form des gelebten Bdsm ist nicht weniger schmerzhaft, hingebungsvoll als das von Menschen die eine Seite praktizieren.
      Ich habe das Gefühl - von mir ausgehend- das ich dadurch einfach noch offener geworden bin und noch mehr über Möglichkeiten offen bin und auch noch toleranter geworden bin. Ich war vorher schon sexuell offen, jetzt bin ich das noch weitaus mehr, seitdem ich für mich alle Spielvarianten akzeptiert habe.
      Ich denke der Begriff Komplex ist etwas hart.
      Viele stolpern hier in diese virtuelle BDSM Welt mit Ideen, Fantasien, einer Menge Theorie und meist wenig Praxis.
      Andere haben ihre Neigung "auf freiem Feld" entdeckt und nichts davon ist besser oder schlechter. Es ist einfach... anders.
      Am Anfang hat man wohl meist eine Seite die im Fokus steht und sozusagen den Schwerpunkt bildet, denn ich vermute der Hang, ob ich lieber vor oder hinter der Peitsche stehe, lieber knie oder knien lasse, fessele oder mich fesseln lasse ist selten 50 - 50 ausgeprägt.

      Beginnt man sich auszuleben, ist diese Welt so bunt, dass man berauscht ist von den Facetten und beginnt zu probieren.
      Was liegt näher, als sich auf den deutlichsten Schwerpunkt zu konzentrieren, bevor einen die Schiere Masse an Eindrücken überwältigt?
      Man nimmt besonders online vieles auf und liest, wie andere sind, wie andere denken, bevor man filtern kann.
      Die Frage "Was bin ich?" und "Wie sollte ich sein?" tauchen auf, je intensiver man mit anderen in Kontakt kommt. Ist das ein Komplex oder doch eher einfach ein Teil einer (gesunden) Selbstreflexion. Zweifel diene auch dazu sich selbst zu hinterfragen, es bietet Entwicklungspotenzial.
      Alles Positive endet dort, wo man vergisst, dass einem die andern und IHR Weg ziemlich egal sein können, dass man nur sich gerecht werden muss.

      Wie bei @Dr. Gaius Baltar entstand mein BDSM ohne virtuelle oder andere Kontakte. Bei mir gab's nur "learning by doing". :D
      Es gab keine Orientierungspunkte und das war eine unfassbare Freiheit. Wie soll ich an mir oder dem was wir getan haben zweifeln, wenn ich keinen Vergleich hatte - kein richtig und falsch.
      Ich bezeichne es als "spiegeln", in meiner ersten Zeit hatte ich eine offene Beziehung und dementsprechend experimentiert.
      Jeder Mensch ist anders und BDSM lebte von der individuellen Lust/Interessen jedes einzelnen, man reflektiert die Wünsche seines Gefährten.
      Wenn ich ehrlich bin, war es mir stets gleich, ob mein Partner stöhnt, weil ich ihm gerade ganz brav einen Gefallen tue oder weil ich ihm den Hintern versohle. Tja, darüber hab ich mir nie Gedanken gemacht. :pardon:

      Nachdem ich GD kennengelernt habe, begann von diversen Seiten der Defintionsfetischismus und mir... war's herzlich egal. ^^
      Ich kannte meine Richtung, weil ich es schon erlebt hatte. Es ist nur seltsam, ich begann als Sub und erst später wurde mir klar - hui, da war ja was, hast du nicht mal mit dem :popo_versohlen: und ach ja :peitsche1: .... also eeeeigentlich, passt Switcher besser.
      *man klicke auf Profileinstellung und ändere das Feld -> Mein Problem war gelöst*
      Was aber, wenn man keine Erfahrung hat und nur mit diesem "du sollst" und "du musst" konfrontiert wird? Man beginnt zu fragen, das könnte man als Komplexe interpretieren aber ich nenne es "zweifeln".

      Was mir hier auffällt?
      Switcher wird hier häufig von Leuten gewählt, die ähnliche Erfahrungen am Anfang ihrer Reise gemacht hatten (unabhängig von anderen), die lange Fantasien hatten, welche sie in viele Richtungen gesponnen haben, die fragen "wie fühlt es sich an und gefällt es mir auch?" und es probiert haben.
      Vielleicht sind Switcher sich in diesem Punkt ähnlich.
      Warum sollten wir an uns zweifeln, wenn wir uns bereits ein Stück weit gefunden hatten, ohne mit der Frage nach sollte ich, müsste ich und bin ich Fisch oder Fleisch konfrontiert zu werden. Uns hat vielleicht einfach keiner gesagt, dass eine Sache nicht geht, also haben wir es einfach gemacht. :D
      Gehe ich von mir aus bleibt nur zu sagen: Ich hab keinen Komplex, weil ich ein elender Ignorant bin und es mir völlig egal ist, wer was für gut oder falsch befindet. Meine Integrität zählt und der Wille meine Partner glücklich zu machen. In diesem Sinne. :coffee:
      Hm... :gruebel: Es folgt nur meine persönliche Anfängermeinung mit keinerlei Anspruch auf Richtigkeit ;)

      Ehrlich gesagt stört mich ein wenig die Sache mit dem Profilieren. Ich will gar nicht abstreiten, dass es viele Leute gibt, die sich mit ihrer "Position" identifizieren und sich fragen, wie sie zu sein haben und ob sie bestimmten Definitionen entsprechen, hauptsächlich um Andere zu beeindrucken.
      So nach dem Motto "Ich bin voll der perfekte Super-Sub, zieh' dir mal meine krasse Hingabe rein und wie viele Schläge ich einstecken kann 8) Hab beim letzten mal extra mitgezählt". Natürlich ein wenig überspitzt ausgedrückt.

      Aber es kann doch vorteilhaft sein, sich mit gewissen Definitionen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, die man vielleicht nicht "von Natur aus" an den Tag legt. Shades of Grey hat diesen ganzen Sub/Dom Kram ja nicht erfunden. Gewisse Verhaltensregeln gibt es schon sehr lange und sie sind auch schon von vielen Menschen erprobt worden.

      Ein Beispiel: Ein Paar lebt eine DS-Beziehung. Beide Partner kennen sich gut, sind schon eine längere Zeit zusammen und beschließen, dass sie ihr DS-Verhältnis gerne vertiefen möchten. Möglicherweise wollen sie sich in Richtung TPE entwickeln. Doch nach einiger Zeit stellen sie fest, dass Dom sich ständig unter Druck gesetzt fühlt und unsicher ist. Sub ist auch unzufrieden und fühlt sich haltlos, wäre gerne hingebungsvoller, weiß aber nicht, wie er/sie das anstellen soll. Nach einer Weile trennen sie sich.
      Was war das Problem? Sub hat Dom immer wieder "from the bottom" getoppt, aber beide haben es nicht gemerkt und daher auch nichts dagegen unternommen. Hätten sie sich vorher gefragt, wie sich andere Subs und Doms in entsprechenden Konstellationen verhalten, hätten sie vielleicht das Problem erkennen und gemeinsam beseitigen können.
      Das bedeutet natürlich nicht, dass alles 1:1 von Anderen übernommen und die Individualität der eigenen Beziehung vernachlässigt werden darf.

      Aber grundsätzlich finde ich es nicht verkehrt, wenn man sich mal ein bisschen fragt: "Wie habe ich mich eigentlich als Sub/Dom zu verhalten, um meine Ziele auch tatsächlich umsetzen zu können?" Nicht alles steckt bereits in einem drin und manches Verhalten muss erst angelernt werden.

      Ich kann mir daher auch kaum vorstellen, dass Switcher sich grundsätzlich weniger mit Definitionen und Erfahrungen Anderer auseinandersetzen.

      Aber vielleicht haben Switcher tatsächlich seltener das Bedürfnis sich auf eine bestimmte Art zu profilieren, weil sie eben nicht nur eine bestimmte Art ausleben...
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
      Hallo,

      ich kann da nur für mich sprechen, daher nun MEINE Meinung dazu.

      (BD)SM ist ein Großteil meiner Sexualität, wenn nicht sogar meine (erfüllte) Sexualität an sich. Und Sexualität hat für mich zu allererst mit Lust zu tun. Also tue ich bzw. lasse mit mir tun, was mir Lust bereitet und denen, mit denen ich meine Sexualität auslebe. Und das tue ich einfach, da bleibt für mich nicht wirklich Zeit oder Interesse daran, das theoretisch zu definieren.
      Ich "profiliere" mich in gewissen Bereichen, um Erwartungshaltungen von vorne herein auf einen Nenner zu bringen. Also im Sinne von "Ich bin nicht devot, aber du darfst mich gerne hauen und nein, ich will nicht erzogen werden". Und ja, ich bin masochistisch, aber da "muss man nix können" oder tun, außer halt Schmerzen zu mögen, das hat daher für mich nichts mit erreichen o.Ä. zu tun, sondern ist halt ein Adjektiv ohne Wertung. Da es mir um Lust der Beteiligten und meine eigene geht, wird halt gemacht, was in der jeweiligen Situation eben diesen Zweck erfüllt.

      Klingt jetzt hoffentlich nicht zu unromantisch oder so, aber ich bin eben Pragmatikerin ;)

      Liebe Grüße Liz
      Hmmmm...Komplexe...hmmm hmmm. Tatsache, ich finde den Begriff auf mich bezogen tatsächlich etwas zu hart formuliert. "Selbstunsicherheit" ist das Gefühl, ausgelöst vor allem dann, wenn das Leben an sich mal wieder ein wenig zu viel Aufmerksamkeiten fordert und ich mich generell nicht richtig in meiner Haut wohl fühle. Dann fühlt sich auch meine innere Sub unsicher und dann können sie Meinungen und Begrifflichkeitsfetischismus aus der Bahn werfen.

      Wie @Dr. Gaius Baltar und @Lune bin ich damals (zum Glück) ebenfalls durch die Tür des realen Lebens in das Haus BDSM gefallen...da nannte man es noch SM ;) .
      Dennoch wurde kein Switcher aus mir, sondern ich blieb immer dort, wo ich auch heute noch stehe/kniee/hänge.

      Daran kann es also nicht liegen. Das Phänomen wird m.E. tatsächlich durch die unbegrenzte Verfügbarkeit von Informationen und Meinungen angefacht. UNd spiegelt sich leider in allen Bereichen unserer (Leistungs-)Gesellschaft:
      Alles MUSS perfekt sein, alles muss einen Namen haben, alles muss nach REGELN ablaufen. Der größte Feind des heutigen Homo sapiens ist die bereits oben erwähnte Unsicherheit. Die wollen wir nicht, wir wollen alles geregelt sehen. Und zahlen am Ende einen recht hohen Preis: Nämlich das Gefühl nicht "gut genug" zu sein, nicht den gängigen Normen zu entsprechen, eine aberwitzige Dynamik, vor allem in einem Forum wie diesem, nämlich voller Menschen die (zumindest theoretisch) außerhalb der Norm stehen.

      Nein, Switcher haben nicht mehr oder weniger Komplexe als Menschen, die sich für eine bestimmte Seite der Macht entschieden haben...sie sind einfach weniger dem Bombardement von Idealvorstellungen ausgesetzt.
      Am besten man ist einfach so wie man ist, so wie es @Viva schon geschrieben hat. Wenn man gerade Lust hat, dann sollte man auch einfach den ersten Schritt machen und nich warten bis es einem erlaubt wird. Eine Beziehung wo nur einer alles bestimmt, stehe ich sowieso skeptisch gegenüber. Muss da immer daran denken das es vielleicht nur eine Flucht ist, das man es nur tut weil man Bindungsprobleme hat und nicht vertrauen kann. Switcher würde für mich einfach heißen, das man auch aktiv ist und passiv.


      Sogesehen wäre ich wohl auch Switcher, aber da jeder etwas anderes darin versteht, und dann vielleicht denkt ich stehe drauf auch mal den SKlaven zu spielen, no can do, hab ich mich für Dom entschieden.
      @MoMo , da du mich zitierst muss ich leider klarstellen, dass ich nicht mit dem konform gehe,was Du schilderst.
      Ich persönlich begebe mich auch als Switcher in Machtgefälle egal auf welcher Seite und dies dann auch vollumfänglich. Ich ändere nicht meine "Rolle" zwischen Frühstück und Mittagessen,sondern weil entweder mein Lebensabschnitt dementsprechend ist oder weil ich mich im Zusammenspiel mit meinem Gegenüber bewusst in eine "Rolle" begebe. Ist beispielsweise mein Gegenüber ein von mir so angenommener Dom ( komische Formulierung ich weiss) dann bin ich voll und ganz Sub ,wäre ich in einer FLR dann hätte ich persönlich eher Probleme, wenn der Sub Part zwischendurch mal dominant sein möchte ;)
      ich denke auch switcher sind "komplexgeladen", nicht weniger oder mehr als viele tops/subs,

      es gibt einfach nur weniger kolportierte vorgaben wie denn die/der "richtige/echte" switcher(in) denn gestaltet sein muss
      Zuerst einmal vielen Dank für die Antworten.

      Und klar, natürlich haben wir Switcher genauso oft einen an der Waffel wie Daoms, Subs oder Stinos. Aber ich fand das Wort "Komplexe" ist ein schöner Eyecatcher im Titel um das Interesse an der Diskussion ein wenig zu befeuern. Gerade in diesen turbulenten kreisen müssen wir medial vernachlässigten Switcher halt zusehen, wie wir unsere Belange ein bisschen in den Focus der Aufmerksamkeit rücken. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach.

      Von dem was ich lese, kommt mir tatsächlich der Eindruck, das Hauptproblem sind die Erwartungshaltungen (die durch Medien wie das Netz auch noch geschürt werden, @Anxo hat dazu ja einen guten Thread aufgemacht, daher will ich hier nicht zu weit in die Richtung abschweifen. Ich denke, das hier drückt es schon gut aus:

      Mr. Mendor schrieb:

      [...]
      Als Sub oder Dom ist man dann zwangsläufig auf eine Rolle festgelegt, und projeziert, das was man meint zu wissen, in diese Rolle hinein, man will ja schließlich ein guter Dom sein, oder eine ergebene Sub. Ich glaube in dem Bereich haben es Switcher tatsächlich etwas einfacher, da sie eben nicht auf ein Rollenbild festgelegt sind.
      [...]

      Da ist denke ich etwas dran. Jedoch könnte man sich umgekehrt ja auch auf den Standpunkt stellen, dass man als Switczher ja sozusagen auf beiden Seiten seine "Leistung" bringen können muss, also sozusagen sem doppelten Erwartungsdruck ausgesetzt sein müsste. Vieleicht sogar noch verstärkt durch das ewige Vorurteil, man sei ja sowieso kein "richtiger" Dom/Sub. Oder irre ich mich da?
      Also, rein theoretisch müsste es so sein, dass man als Switcher doppelten Druck erfährt und meine Erfahrung ist es auch, dass nicht selten reine Doms oder Subs das Switchsein weder nachvollziehen können noch einen auch nicht wirklich für voll nehmen.
      Mir persönlich ist das tatsächlich egal,weil ich ja weiss, wie ich fühle und erlebe und darum geht es am Ende ja nur.
      Jede Identifikation mit einer "Rolle", sei es Dom, Sub oder Switch ist ja ein ganz persönliches Empfinden und somit in meinen Augen auch nicht anzufechten von anderen Personen.
      Ich kann sagen zum Glück sagen,dass ich mein Switcherdasein nicht in Frage stelle , ich entdecke selbstverständlich immer wieder Neues an mir ansonsten sonst wäre es ja auch langweilig, ich bin auch immer gern bereit mit "ungläubigen " Nichtswitchern über mein Erleben zu reden und zu versuchen es näher zu bringen. Und manchmal steige ich auf Provokationen ein und immer öfter lasse ich diese abperlen.
      Hallo,

      mir kam gerade noch was.. Ich weiß nicht, ob es am Switchen liegt. Ich habe oft das Gefühl, dass es eher mit Sub/Dom zusammenhängt. Weil man als Sub oder Dom eben eine Rolle "erfüllen muss". Als Sadist oder Masochist nicht so sehr. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine und es fühlt sich keiner auf den Fuß getreten.


      Liebe Grüße Liz
      Ich gestehe ja ich lese dich sehr gerne und stalke ja dein Geschreibsel wenn erreichbar ist @Dr. Gaius Baltar :love:

      ABER (!) willst di das wirklich?
      "Gerade in diesen turbulenten kreisen müssen wir medial vernachlässigten Switcher halt zusehen, wie wir unsere Belange ein bisschen in den Focus der Aufmerksamkeit rücken."

      Gut wenn es die Chance erhöht mehr von dir zu lesen gerne, sonst bin ich eigentlich ganz froh das man Switcher gerne und viel nicht bedenkt. So kommt man um die ganzen Definitionen wie man sein MUSS und ab wann man ist oder nicht mehr sein darf drum rum! Es hat auch Vorteile!

      "durch das ewige Vorurteil, man sei ja sowieso kein "richtiger" Dom/Sub."

      Och ja nun das nehme ich schon nicht mehr wahr der Spruch kommt aber regelmäßig auch bei mir an. Noch schöner als der ist aber ein Spruch den ich erst letzte Woche bekommen habe mein Hirn wollte ja spontan Erbrechen :

      "Switcher sind die Stinos der BDSM Szene weil die nix richtig können"