Das kleine Einmaleins der Psychologie im BDSM-Kontext/Teil 1

      Auch von mir nochmal ein ganz dickes Dankeschön für Eure Arbeit und das ihr uns daran teilhaben lasst.
      Ebenfalls möchte ich mich noch für Eure Anteilnahme und Hilfestellung via PN bedanken. Das hat mir unglaublich geholfen mit manchen Sachen umzugehen und auch einen Weg zu finden diese Dinge besser verarbeiten zu können. Danke! :blumen:

      Eure Artikel halte ich auch persönlich für unglaublich wichtig, da nach meinen Erfahrungen gerade im BDSM Bereich viele Personen zu finden sind, die durchaus "problembelastet" sind. Nicht alle haben gleich eine PS, trotzdem bin ich bisher auf einige emotional Instabile (Boderline oder Typ Impulsiv), Narzissten, Anankasten, Histrioniker u.v.a.m. getroffen.

      Daher kann ich nur jedem raten, sich zum einen intensiv mit sich selbst auseinander zu setzten und vor allem, gerade als devoter/submissiver Mensch, sich sein Gegenüber ganz genau anzusehen. Denn eine Konditionierung kann schneller passieren, als man denkt oder es selbst vor hatte.

      Maria131 schrieb:

      Hallo @Mrs. Agapitos,

      Mrs. Agapitos schrieb:

      Gerade unter den submissiven Menschen gibt es welche mit Symptomen einer PTBS, wie gefährlich ist es für solche Menschen grundsätzlich mit den Ängsten und Erlebnissen der Vergangenheit zu "spielen? Was kann dieses verursachen oder kann es auch "heilsam" sein wenn der Dominus zusätzlich das erlebte von heute und früher in gemeinsamen Gesprächen aufarbeitet?
      Wie gesagt, wir kommen da nochmal ausführlicher drauf zu sprechen, aber generell halte ich ein "Spiel" mit den Ängsten und Erlebnissen einer Person, die eine PTBS hat, für unverantwortlich. Wenn traumatisch verarbeitete Inhalte getriggert werden, gerät der/die Betroffene in einen höchst unangenehmen Angst- und Alarmzustand, in dem man durchaus dissoziieren kann und wenig Kontrolle erlebt. Ein Trigger kann ein Geruch, ein Geräusch, ein bestimmter Blick, ein Wort oder ein bestimmter Ort usw. sein, der traumatisch verarbeitete Erlebnisse wieder aufflammen lässt. Das ist gefährlich und nicht heilsam. Davon rate ich ab.
      [...]
      @Maria131 - Ja und auch nein. Owohl ich selbst auch davor warne bzw. abrate. Ich selbst habe eine etwas andere Erfahrung gemacht.

      Im Rahmen einer D/s-Beziehung gebe ich völlig bewusst die Kontrolle an jemanden ab, dem ich vertraue und den ich liebe. Bei dieser Kontrollabgabe verbiete ich es mir persönlich, mich gegen seine Forderungen aufzulehnen oder gar den Gehorsam zu verweigern, selbst wenn sie mir ganz und gar nicht recht sind oder eigentlich gegen meinen eigenen Willen in diesem Moment gehen.

      Dies bedeutet, das mein Herr das absolute Recht von mir erhält, mich zu sexuellen Dingen "zwingen" zu dürfen, selbst wenn ich eigentlich nicht möchte. Dies kann er verbal mit Befehlen einfordern oder auch mit körperlicher Gewalt im Sinne von Überwältigung. Es kann auch sein das er mich jemanden überlässt und seine Rechte demjenigen zeitlich überträgt und ich zu gehorchen habe.

      Prinzipiell erlebe ich in jedem Augenblick diese Hilflosigkeit, die ich insbesondere in meinen realen Vergewaltigungen erlebt habe. Allerdings ist mir trotzdem in jedem Augeblick bewusst, dass ich mir diese Hilflosigkeit "freiwillig" auferlegt habe und das ich dies im Metakonsens gemeinsam mit einem geliebtem Menschen tue.

      Das klingt jetzt erstmal für manche vielleicht erschreckend, ist es aber nicht. Da mein Herr tunlichst darauf achtet mir nicht zu schaden, wird er mich weder dem nächstbesten Straßenpenner überlassen, noch gesundheitliche Einschränkungen o.ä. missachten oder meinen Zustand insgesamt (psychisch oder physisch) aus den Augen verlieren. Insbesondere ist mir in jedem Augenblick auch völlig bewusst, dass sollte ich tatsächlich mit irgendeiner Situation völlig überfordert sein, bricht entweder er ab oder ich selbst. Da ich aber genau dieses Wissen habe, das ich abbrechen könnte, sofern ich denn wollen würde, brauche ich das nicht und habe ich bisher auch noch nie. Lieber hat er vorher aufgehört, was es mir nur noch mehr möglich machte ihm zu vertrauen.

      Somit erlebe ich zwar jedesmal diese Hilflosigkeit, allerdings im geschützten Rahmen und gehe auch jedesmal um ein vielfaches gestärkter aus einer solchen Situation heraus.

      Es macht mir nun keine Angst mehr und somit bin ich auch erst jetzt in der Lage, bei einem wirklich ernsthaft gemeinten Angriff, denjenigen sowas von durch die Gegend zu kloppen, das er zukünftig sein Essen aus der Schnabeltasse nehmen müsste. Allerdings gehe ich auch davon aus, dass mein ausstrahlendes Selbstbewusstsein bereits Abschreckung genug ist, sodass es hierzu nicht mehr kommen wird. Zumal ich auch innerhalb einer Beziehung nicht mehr so gelähmt bin, wie ich es mal war und auch meine Grenzen erfühlen und benannt bekomme. Die habe ich teilweise ja noch nichteinmal mehr mitbekommen und konnte sie daher auch nicht benennen. Es war höchstens ein "komisches" nicht zuordbares Gefühl was ich hatte und was ich auch häufig absolut fehlinterpretiert habe.

      Auch hat mir diese Form der Beziehung und die hieraus resultierenden Erfahrungen geholfen mich endlich entspannen und auch fallen lassen zu können. Ich kann meinem Herrn die Regie überlassen und mein Körper hat endlich sein Leben wieder zurück erhalten. Bis dato war nämlich viele sexuelle Handlungen oder auch nur der Versuch diese bei mir einzufordern für mich der Trigger zu meinem Trauma. Hier reichten schon die Kerzen auf dem Tisch, die Flasche Wein und ein Mann der ganz offensichtlich auf genau die eine Sache erpicht war, um mich zur Flucht zu bewegen.

      Dies alles ist jetzt nicht mehr der Fall. Jetzt wird es bewusst getriggert und mit etwas positivem besetzt. Nämlich durch das Gefühl der Verbundenheit, der Zusammengehörigkeit, des absoluten Vertrauens und meiner und uach seiner Hingabe im Rahmen einer D/s-Beziehung.

      Insofern finde ich es nicht unbedingt gefährlich auch solche Dinge im Rahmen einer stabilen D/s-Beziehung anzugehen. Allerdings gehört hierzu auch absolute und auch völlige Offenheit in der Kommunikation, ganz viele Gespräche, Empathie und vor allem Vertrauen.

      Und wie @Maria131 ebenfalls absolut treffend geschrieben hat, gehört auch ein entsprechender Partner der die Stärke hat mit dieser Problematik umzugehen dazu, der seine Partnerin damit annehmen kann und auch vorsichtig auf sie eingeht. Wichtig ist dabei auch, das die Partnerin sich nicht unter Druck setzen lässt und von sich aus die Bereitschaft mitbringt sich hierauf einzulassen. Insbesondere eigene innere Widerstände nicht ignoriert. Denn dies könnte zu weiteren Problemem führen. Beispielsweise zu Verdrängungen und zu Gefühlen, die sich gegen einen selbst richten und die dann auch zu weiteren gesundheitlichen Schäden führen könnten.
      Love is constant devotion, not a passing emotion.
      Devotion: The best way to establish your way of being.
      Liebe @Gweeana,

      danke dir für deinen persönlichen Bericht! Ich freue mich für dich, dass ihr einen Weg gefunden habt, trotz bzw. mit deinem Erleben spielerisch umzugehen und du daran wachsen kannst. Je nach dem, wie stark ein Trauma ausgeprägt ist, wie aufgeklärt, sensibel und belastbar die Partner sind, und wie fortgeschritten der Betroffene mit seiner eigenen Aufarbeitung ist, kann das durchaus eine Variante sein!
      Es ging in meinem Beitrag auch eher um "allgemeine Hinweise" und da tu´ ich mich einfach schwer mit einer Empfehlung, traumatisches Erleben ins Spiel mit einzubauen. Das mag an meiner vorsichtigen Art liegen oder auch daran, dass ich schon schlimmste Folgen und Suizide bei Traumatisierten erlebt habe und ich hier keine Verantwortung für gefährliche Selbstversuche übernehmen möchte. Dennoch bewundere ich euren individuellen Weg und finde es toll, wie verantwortungsbewusst ihr mit deinem Trauma umgeht :blumen:

      LG,
      Maria
      Es gibt ein Leben vor dem Tod