Depressionen

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    Hallo liebe Sarana,

    dein tiefes Loch hat natürlich nichts mit BDSM zu tun, eher mit zwischenmenschlichen Beziehungen allgemein und deiner Verlustangst. Das ist etwas, was dir auch in jeder normalen Beziehung passieren kann, deswegen musst du da tatsächlich nicht bei BDSM schauen.

    Jedoch, und darum möchte ich auf deine Zeilen, die mich sehr berühren, eingehen, trägt Deine Einstellung zu BDSM mit dazu bei, dass das Risiko, enttäuscht zu werden, erhöht wird.
    Wer nur hat euch die Mär erzählt, man müsse dem Partner sofort und gleich von seinen psychischen Defiziten erzählen? Auch die Phönix schrieb:

    Aber darüber hinaus ist es wichtig, dass du auch offen mit einer möglichen Partnerin sprichst.


    Mit dem *möglichen* Partner bedeutet also, vorweg?
    Seid bitte nicht so unvorsichtig, und legt Euer psychisches Befinden gleich zu Beginn vollständig auf den Tisch. Es ist nicht notwendig, es hilft definitiv nicht, - es kann nur schaden. Natürlich sollte der Partner irgendwann wissen, wie es um Euch steht, aber was ist die Folge, wenn er es gleich zu Beginn erfährt?
    a) Da er euch noch nicht kennen gelernt hat, sieht er nicht EUCH, in Eurem Wesen, Eurer Art, Euren Schwächen und Stärken, sondern hat einzig Eure Krankheit vor Augen. Ihr versperrt ihm mit der Darlegung Eurer Krankheit die Sicht auf eure Person. Er hat Bilder vor Augen, die mit euch wenig zu tun haben, und nur die Krankheit/en kennzeichnen.
    b) Er wird sich sofort fragen, ob er bei euch überhaupt dominant sein kann, ohne damit zu riskieren, Schaden anzurichten.
    c) Ihr werdet uninteressant, (es sei denn, er hat nen krankes Helfersyndrom) denn Männer möchten im Allgemeinen eine starke Beute erlegen und kein scheinbar verletztes Wesen in Obhut nehmen.
    d) Er wird unsicher, weiß nicht, wie er mit einer Krankheit umgehen soll und wird in Folge den Rückzug antreten. Denn eigentlich wollte er herrschen und nicht seine Unsicherheit spüren.
    e) Er wird sich in eine Form Verantwortung gedrückt fühlen, die er am Anfang noch nicht aufbringen möchte. (ähnlich, als wenn ihr ihm sagt, er soll ab sofort Vater für ein Kind sein, was jeden potentiellen Partner vergrault))
    f) usw…..

    BDSM birgt kein so hohes Risiko für eine Krankheit, wie manche Euch mitunter glauben lassen wollen (wenn dies so war/ist)
    Wichtig ist im BDSM, dass ihr euch wohl fühlt, nur das zählt bei einer Krankheit, sonst nichts. Und was SM bzw. ne Sessions betrifft, so muss man ja nicht gleich zu Beginn in die Volle gehen. Man könnte dem Partner vermitteln, dass man nichts vom höher/schneller/weiter Konzept hält und langsam an das Ganze heran geht, (also anfangs mit milderen Sessions) weil man sich erst mal ein Bild vom Partner machen möchte, und schon hat man sich eigenverantwortlich abgesichert UND wird für den Partner auch noch interessant.

    Darum mein Rat auch an dich, liebe Sarana, beim nächsten Kennenlernen vorsichtiger zu sein, wenn es um die Offenlegung deiner psychischen Probleme geht. Mit der Zeit lernt ihr euch von ganz alleine kennen und wenn er dich als Person erst mal kennen und ggf. sogar lieben gelernt hat, kann man immer noch nach und nach offen über die Krankheit reden.

    Jetzt in dem Fall ist das Kind im Brunnen gefallen, nur solltest du dir dafür nicht die Schuld geben. Du hast mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt, und nicht du bist etwas nicht wert, sondern der Typ, der dir nicht sagen konnte, was los ist. Ignoranz ist ein Zeichen von großer Schwäche, und ganz ehrlich? Dieser Mann hätte dir NIEMALS eine wirkliche Stütze sein können. Du brauchst einen reifen Charakter an deiner Seite, keinen – mit Verlaub – Waschlappen, der den Schwanz einzieht, wenn es mal bissel bremslich wird.
    Ich wünsche dir, dass du so bald wie möglich aus dem Loch wieder raus kommst und dass du dann mit großer Kraft auf Beutejagt gehst, und den Spieß umdrehst. Bevor du dich nackt ausziehst, durchleuchte ihn. … mit den „Waffen“ einer Frau. *lächel

    Ich denke, mit dem Posting bin ich auch gleichfalls auf das EP eingegangen.
    ALLES, was der Seele gut tut, richtet sich gehen die Krankheit, insofern: Wenn BDSM erfüllt, dann sollte man niemals drauf verzichten, denn genau dann hilft es, die Krankheit zu besiegen bzw. ihr entgegen zu wirken und sie somit zu lindern.

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    Fritzie,

    abgesehen davon, dass ich großen Respekt davor habe, wenn sich Menschen hier so öffnen, und damit natürlich auch verletzbar machen... (womit ich auch meinen Respekt vor dir zum Ausdruck bringe)
    möchte ich dich gerne etwas fragen:

    Als Mensch, der selbst viele Jahre mit traumatisierenden Erlebnissen und den Folgen bis hin zu Süchten, dissoziativen Störungen und weiten psychischen Blessuren zu kämpfen hatte, kann ich aus meiner Sicht nur ganz eindeutig sagen: absolutes No-Go.



    Meinst du das bezogen auf dich oder generell für alle? In deinem Posting - also auch den Folgezeilen, die ich nicht zitierte - könnte man glauben, du sprichst generell von denen, die solche Störungen haben und findest, es sei ein NoGo, BDSM zu leben. Ist es so?
    Wenn ja, was sollten diese Menschen deiner Meinung nach tun, wenn sie die Sehnsucht nach BDSM haben? Verzichten?

    Arcinala schrieb:

    Meinst du das bezogen auf dich oder generell für alle? In deinem Posting - also auch den Folgezeilen, die ich nicht zitierte - könnte man glauben, du sprichst generell von denen, die solche Störungen haben und findest, es sei ein NoGo, BDSM zu leben. Ist es so?
    Wenn ja, was sollten diese Menschen deiner Meinung nach tun, wenn sie die Sehnsucht nach BDSM haben? Verzichten?



    Guten Morgen Arcinala. Zunächst: NoGo für mich. Ich würde mich nicht auf eine Spielbeziehung (auch nicht auf eine partnerschaftliche Beziehung) mit jemandem einlassen, der akut süchtig, depressiv, Borderliner oder sonstwie psychisch instabil ist. Das gilt für MICH, weil ich in der Vergangenheit wiederholt die Erfahrung gemacht habe, daß zwei Menschen, die emotional mit Baustellen zu kämpfen haben, sehr häufig eine irrsinnig intensive Anziehung füreinander empfinden können - klar, man versteht sich auf einer Ebene, die Nichtverletzten in den meisten Fällen nicht nachvollziehbar ist - sich aber im weiteren Verlauf an einer Entwicklung hin zur Stabilisierung oder (wenn man so will: "Heilung") gegenseitig eher behindern. Das fand ich sehr belastend.

    NoGo für mich außerdem, weil ich im Lauf der Jahre erlebt habe, daß die Sehnsucht, sich in einer Beziehung geborgen zu fühlen, zwar groß und manchmal fast unerträglich werden kann, die Gefahr, nicht mehr an den Ursachen für die Depressionen bzw. seelischen Blessuren zu arbeiten, wenn man sich geborgen und 'aufgefangen' fühlt, auch da ist. Inwieweit das für BDSM-Situationen gilt - sie gehen stärker an die emotionalen Grenzen heran, als es Vanillasex tut, darin liegt eine große Dynamik - kann ich so nicht beurteilen, mir wär's zu brisant. Gilt in beide Richtungen: so lange ich nicht absolut sicher bin, daß meine eigenen Sehnsüchte in dieser Richtung nicht zum Fallstrick für andere werden können, werde ich nicht aktiv, umgekehrt kann ich's auch niemandem verdenken, der mir gegenüber sagt: "Ne, is mir zu heftig, ich laß die Finger davon". Mag dann frustrierend oder auch kränkend sein, zeigt mir aber dann auch: da nimmt jemand seine Pflicht zu verantwortungsvollem Umgang mit seinen (Spiel-)Partnern ernst und kennt seine eigenen Grenzen.

    Vielleicht zur Erklärung: ich habe erlebt, daß psychisch schwer traumatisierte Patienten selbst erfahrene Traumatherapeuten gewaltig schaden können, wenn ihr Vertrauen kippt und sie sich erneut traumatisiert fühlen. Wie schnell kann das in Grenzerfahrungen, wie sie im BDSM ja gesucht werden, auch passieren?

    Wozu ich rate: zu Vorsicht, zur Fürsorge für sich selbst und für andere. Auch wenn das u.U. "Verzicht" bedeutet. Da ich außerdem die Erfahrung machen durfte, daß es sehr wohl möglich ist, gesund zu werden (das wird gelegentlich nicht gerne gehört, das erfordert die Bereitschaft, sich aus der Opferrolle herauszubewegen) kann aus meiner Sicht so ein Verzicht auch Fürsorge und ein stabilisierender Faktor im Gesundwerden bedeuten.

    Naja, führt wahrscheinlich zu weit... letzten Endes können wir alle nur von unseren eigenen Erfahrungen augehen, wie jeder individuell mit seinen Erfahrungen umgeht, läßt sich nicht von außen beeinflussen. Wenn die Bereitschaft, unangenehme Optionen, wie sie z.B. Verzicht bedeuten kann, nicht vorhanden ist, ist's zu akzeptieren, Maßstab für's eigene Tun kann ja eh nur jeder für sich selbst sein.
    @fritzie Vielen Dank für Deine Worte. Ich schreibe mal frei aus dem Bauch was mir dazu einfällt, ich bin in der Thematik nicht ganz so bewandert wie Du aber auch nicht völlig unbedarft. Ich finde Du hast Recht und auch wieder nicht. Du denkst so sehr in Extremen. BDSM kann zu Grenzerfahrunegn führen- muss aber nicht. BDSM kann auch einfach "nur" etwas andere Art von körperlicher Liebe bedeuten. BDSM kann auch fantastisch und absolut erfüllend "nur" im Wohlfühlbereich gespielt werden. Darüber wird dann nicht soviel geschrieben, weil es einfach unspektakulärer ist und keinen Zündstoff für heiße Forendiskussionen bietet. Aber wir tänzeln nicht alle ständig an irgendwelchen Grenzen rum, größtenteils haben wir einfach nur Spass. Den einen oder anderen treibt es dann hin und wieder zu irgendeiner Grenze, aber selbst Leute die gerne und immer wieder an Grenzen rumtänzeln machen das nicht ständig (wär viel zu anstrengend).
    Und dann sind auch nicht alle psychichen Erkrankungen auf so starke extreme zurück zuführen, wie Du sie erleben musstest und wohl auch bei anderen beobachtet hast. Letzendlich lässt sich hier meiner Meinung nach kein Pauschalurteil fällen. Niemand hier wollte (wie zum Teil aus anderen Foren bekannt) Therapie mit BDSM erstezen, es ging lediglich darum die eigene Form von Lust auch während der Erkrankung auszuleben. Ich schließe mich hier meinen Vorredenern an, erlaubt ist was gut tut, die Eigenverantwortung sollte aber in hohen Maß darin bestehen wirklich egoistisch zu sein und nur zu tun was gut tut und auch immer wieder zu überprüfen ob das was gestern noch gut war es heute auch noch ist. Ich denke die Wege zur Genesung sind vielfältig und letzendlich stark von der Persönlichkeit des Einzelnen abhängig. Das erspüren des eigenen körpers und erleben von Körperlichkeit (zb. durch Sport) sind nicht selten Therapieunterstützende Ansätze, warum sollte sich der Patient also Sex oder BSDM Sex verbieten? Auch kann es nicht sinnvoll sein sich aus menschlichen Kontakten zurück zu ziehen, als Depressiver Mensch neigt man eh schon dazu und das ist meist nicht gut. Es stimmt Angehörige von erkrankten Menschen sind einer Belastung ausgesetzt, wie groß die aber ist hängt wieder von Intensität und Art der Erkrankung ab. Man kann einen Borderliner nicht mit einen Depressiven vergleichen und jene wieder nicht mit manisch Depressiven etc. Bei manchen Erkrankungen mag es stimmen das Angehörige los lassen müssen um nicht immer wieder alte Muster zu bedienen, aber das gilt nicht für alle. Letzendlich komme ich wieder darauf, dass man einfach kein Pauschalurteil fällen kann sondern den einzelnen Menschen ansehen muss.

    Ich kann nur jedem raten, wenn ihr Lust auf BDSM habt und Euch in Therapie befindet besprecht das doch mit Euren Therapeuten und mit Eurem Partner. So hab ich das gemacht und der Spass und die Lust die ich aus der Art von Sex gezogen hab, haben mich auf jeden Fall gestärkt und zu meiner Genesung beigetragen.

    @Arcinala

    Ja Du hast Recht von Anfang an gleich über seine Erkrankung zu sprechen bedeutet, sich selbst noch immer über diese zu definieren und dabei ist man doch soviel mehr. Nur irgendwie bekommt man halt von allen Ecken immer vermittelt Vorsicht- Du bist krank und willst BDSM Du musst ganz behutsam sein- vielleicht ist das übertrieben - ich weiß es nicht so recht. Ich hab bisher auch immer vor dem ersten Spiel schon "gestanden" das ich mal depressiv und ich Behandlung war.

    lg redcat
    Es ist interessant mich hier zitiert zu sehen, denn inzwischen bin ich auch zu der Einsicht gekommen, dass ich nicht mehr gleich über meine Belastungsstörung spreche. Wenn ich direkt auf Ängste/Tabus angesprochen werde, bin ich bereit in Kürze das Wichtigste zu nennen. Damit meine ich, wenn ein Tabu einen besonderen Hintergrund hat (davon habe ich zwei) und insofern auch nicht Grenze werden kann und alles in die Richtung Schaden anrichten könnte.
    Klar können sich Menschen mit dem gleichen Problem gut ineinander einfühlen, aber ob das immer gesund ist, mag ich auch zu bezweifeln.
    Ich behalte mein Ziel vor Augen, mache die Therapie und habe Spaß., wenn ich meinem Gegenüber Vertrauen kann. Bleibt ein Zweifel verzichte ich.

    BML schrieb:

    Das klingt vernünftig Fritzie. (Auch wenn ich die Konsequenzen für mich persöhnlich fürchte.)



    Klingt schlimmer als es ist. Heut nur noch kurz, bin grad bissl schreibfaul.

    Ist schon fast 30 Jahre her, als ich Patientin in einer psychotherapeutischen Klinik war. Dort waren nicht nur "schwere" Fälle, sondern sehr viele Angstpatienten bzw. Leute mit Depressionen. Von Therapeutenseite her wurden Anbandeleien unter Patienten nicht gern gesehen (verbieten konnten sie's eh nicht), die Begründung war nicht, daß sich die Leute gegenseitig runterreißen, sondern lediglich: "Wenn sie sich verlieben, dann ist die Motivation, an ihrer Erkrankung zu arbeiten, heruntergesetzt. Tun sie sich das nicht an" (so ungefähr sinngemäß).

    Ich hab mich während der Jahre, in denen ich in Behandlung war, öfter verliebt, auch öfter gespielt (weiß ich heute, damals hätte ich das nicht als "Spielbeziehungen" gesehen), rückblickend waren das immer schöne Zeiten, aber auch solche, in denen ich mich in trügerischer Sicherheit wähnte. Tat ja dann auch nicht mehr viel weh oder belastete. Vielleicht waren das auch "Ruhezeiten" vor meinen eigenen inneren Stürmen, keine Ahnung. Wenn's vorbei war, ging's mir immer erstmal schlechter - heute sehe ich solche Episoden aber auch als Energieschübe, weil diese Durchhänger immer auch einen gehörigen Schwung nach vorne bedeutet haben.

    Also: nix ist fix, man kann eigentlich alles positiv nutzen. Verzicht ohne Nutzen wäre jedenfalls nichts, was ich irgendwem empfehlen wollte. Gerade bei Depressionen isses doch wichtig, sich den Teil des Lebens, der Spaß macht, nachhaltig zurückzuerobern, nicht? ^^
    @ Fritzie, ich verstehe, was du zu sagen versuchst, und in der Tat klingt es weitgehend vernünftig. Nur finde ich, ist es nicht vollständig zu Ende gedacht. Du erwähnst schwere Krankheiten/Persönlichkeitsstörungen, wie Posttraumatische Belastungsstörung, dissoiative Störung, Borderline, usw.
    Du sagst vollkommen richtig, wenn man sich verliebt, kommt es zu Hochgefühlen, man verliert die Motivation zur Therapie, und in der Tat wird es aus genau dem Grund in einer Klinik nicht gerne gesehen, wenn man eine Partnerschaft eingeht. Das führt meist auch zur Entlassung. Nur bei den Krankheiten, die du benennst, würde es bedeuten, man dürfte sich so gut wie NIE auf einen Partner einlassen, zumindest viele Jahre/Jahrzehnte nicht. Borderline wird nur selten ganz geheilt, höchstens einzelne Symptome, ansonsten lernt man eher mit der Krankheit umzugehen. Ähnlich mit der PTBS, auch dissoziative Störungen sind nicht mit ein paar Wochen/Monaten Therapie abgetan. Bei einer stationären Therapie ist es so, dass man sich kompakt und unabgelenkt auf die Therapie konzentrieren soll, aber das kann man so nicht auf den Alltag übertragen.

    Dazu kommt, dass viele dieser schweren Störungen auch mit Beziehungsstörungen einhergehen, und da muss man sich doch im Grunde fragen, wo die Therapie anfängt und aufhört?
    In einer ambulanten Therapie wird es eher gerne gesehen, wenn man eine Partnerschaft eingeht. Denn NUR in einer laufenden Beziehung kommt man auch an die zwischenmenschlichen Probleme ran, und nur dann kann man damit arbeiten.
    Man kann zwar seine Solozeit nutzen, um bestimmte Traumata aufzuarbeiten, seine Vergangenheit zu bewältigen, usw, aber man tut wenig für die Persönlichkeitstörung als Solche.

    Und die Hochgefühle, die in der Klinik die kurze Zeit der Therapie erschweren würden, bleiben ja im Alltag nicht ewig. Es dauert meist gar nicht so lange, dann beginnen die typischen Beziehungsprobleme, wie: Distanz/Näheprobleme, Ambivalenzen, Stimmungsschwankungen, usw. Und dann kann man in der Therapie konkret schauen, was führte zu welchen Emotionen und Situationen, und genau dann kann man damit arbeiten.
    Keine Beziehung einzugehen beim Vorliegen einer schweren Störung halte ich also nicht unbedingt für den richtigen Weg, viel eher würde ich sagen, man sollte neben der Beziehung auch immer ambulant betreut werden. Später, wenn die Partner sich vertraut sind, kann der Partner auch direkt mit einbezogen werden.

    Speziell zum BDSM hat radcat schon sehr viel geschrieben, was ich denke. Es geht ja nicht immer darum, Extreme auszuleben. Doch selbst wenn mal was schief geht, so hat die Psyche immer einen Schutzmechanismus, der viel Schaden abhält. Gerade dann, WENN eine schwere Störung vorliegt. Und…
    Selbst wenn es zu Flashbacks kommt, wie auch immer, so hilft es zu 100% , wenn man nach der verhunzten Session Geborgenheit spürt. Das nimmt die Angst, welche sich in Folge nicht festsetzen kann, und man kann dann in der Therapie beim nächsten Termin drüber reden, was gleichfalls zum Hinterfragen und Bearbeiten (ggf. aufarbeiten eines früheren Traumatas) führt.

    BDSM kann der Spiegel der Persönlichkeit sein, und ja, es hilft auch bei der Therapie. Denn eine Therapie endet nicht an der Tür des Arztes, sie geht hinein in den Alltag, in die Beziehung, in allem, was man tut.
    Verzichten tut der Seele immer auch weh. Die Sehnsucht wird grenzenlos, das sorgt nicht für eine Selbstregulierende Hilfe, es behindert und sorgt eher für Stagnation. GUTE Gefühle dagegen sind Balsam und geben die Kraftreserven, um dann auch durch schwere Zeiten hindurchzugehen. Darum sagte ich immer: Alles, was der Seele gut tut, kann nicht falsch sein.

    Natürlich möchte ich dir aber nicht "einreden" wie du es für dich sehen sollst. Jeder hat auch einen guten Instinkt für sich selbst und sein Tun. Darum musst du für dich natürlich wissen, was gut/falsch ist.
    Ich schrieb das hier eher mal so ganz allgemein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Arcinala ()

    "Arcinala" schrieb:

    In einer ambulanten Therapie wird es eher gerne gesehen, wenn man eine Partnerschaft eingeht. Denn NUR in einer laufenden Beziehung kommt man auch an die zwischenmenschlichen Probleme ran, und nur dann kann man damit arbeiten.

    Diesen Satz würde ich so unterschreiben. Ich befinde mich aktuell zwar nicht in einer ambulanten Therapie, aber ich habe oft mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, dass das, was der Kopf inzwischen an Wissen erlangt hat, in der Praxis erst einmal erfahren werden muss. Dazu gehört für mich ganz klar das Umgehen mit meinen Ängsten. Der Umgang damit, wenn ein Partner genau diese (bewußt oder nicht) bedient und mich damit enorm triggert.
    Ich arbeite schon auch daran, indem ich sie bzw. die Folgen im Moment aushalte, aushalten kann. Ich spreche viel mit meinem besten Freund, der mein Denken nicht selten auch in wieder konstruktive Bahnen leitet. Ich erfahre auch, dass ich das überwinde. Dass der Phönix in mir aus der Asche steigt, sich noch mal schüttelt und neue Erfahrungen sucht.
    Ich kann in meiner Verletztheit auch zurück schauen. Auf früher erlebte, ähnliche Situationen. Und ich sehe, dass sich etwas verändert hat. Ich überwinde schneller. Natürlich tut es weh. Aber das ist normal und nicht pathologisch.

    "Arcinala" schrieb:

    Verzichten tut der Seele immer auch weh. Die Sehnsucht wird grenzenlos, das sorgt nicht für eine Selbstregulierende Hilfe, es behindert und sorgt eher für Stagnation. GUTE Gefühle dagegen sind Balsam und geben die Kraftreserven, um dann auch durch schwere Zeiten hindurchzugehen. Darum sagte ich immer: Alles, was der Seele gut tut, kann nicht falsch sein.

    Ich habe den Eindruck, dass bei mir der Verzicht auf Beziehung (den ich über viele Jahre praktiziert habe), eher die Krankheit, Störung, was auch immer, gefüttert hat. Ich habe damit meinen Ängsten viel mehr Macht über mich und mein Leben gegeben, als sie verdient haben. Und ich habe all meine blöden Gedanken ("Ich bin es nicht wert", "Mit mir kann keiner leben", "Ich brauche/will gar keine Beziehung" ...) als Wahrheiten akzeptiert. Bullshit. Ich bin ein Mensch, der wie die meisten anderen Menschen nach Geborgenheit sucht, Zusammengehörigkeit und eben alles, was eine Beziehung ausmacht. Und ich habe eine devotmasochistische Neigung. Und ich bin mir sicher, dass es auch für mich irgendwo da draußen diesen einen Menschen gibt.

    "Arcinala" schrieb:

    Darum mein Rat auch an dich, liebe Sarana, beim nächsten Kennenlernen vorsichtiger zu sein, wenn es um die Offenlegung deiner psychischen Probleme geht. Mit der Zeit lernt ihr euch von ganz alleine kennen und wenn er dich als Person erst mal kennen und ggf. sogar lieben gelernt hat, kann man immer noch nach und nach offen über die Krankheit reden.

    Liebe Arcinala, diesen Rat werde ich sicher beherzigen. Andersherum bin ich schon auf der Nase gelandet, zukünftige Ansätze müssen also anders aussehen ;)

    Ich danke euch allen für Eure lieben Worte. Die tun gut. Danke ;)

    Arcinala schrieb:

    @ Fritzie, ich verstehe, was du zu sagen versuchst, und in der Tat klingt es weitgehend vernünftig. Nur finde ich, ist es nicht vollständig zu Ende gedacht.

    Arcinala schrieb:

    Ich schrieb das hier eher mal so ganz allgemein.



    Soso. :D

    1. ich schreibe immer vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen.
    2. ich halte es für eine der größten und fatalsten Fehleinschätzungen, daß schwere psychische Störungen wie Borderline, PTBS oder dissoziative Störungen kaum oder gar nicht heilbar seien. Ich selbst habe etwa vom 4. bis zum 39. Lebensjahr zeitweise stark dissoziiert.
    3. Ob es sich um "massive" Störungen, depressive Verstimmungen, schwere Depressionen oder sonstige schwere oder leichte Neurosen handelt, ist für mich nicht (mehr) relevant. Ich sehe sie nicht als "Krankheit", sondern als gesunde Überlebensstrategien. Vor diesem Hintergrund ist eine Änderung von Verhaltensweisen, die einen selbst belasten, nicht mehr als zu korrigierendes Defizit, sondern als gewünschtes und daher auch mit guten Aussichten auf Erfolg "trainierbares" Lebenskonzept.

    Wie ich schon schrieb: jeder muß für sich selbst entscheiden, was er sich und anderen zumuten will. Wir könnten uns natürlich trefflich darüber in die Wolle kriegen über "Behandlungsmethoden" oder Sinn / Unsinn von Beziehungen, Beziehungsmodellen oder dem Ausleben von sexuellen Neigungen. Aber ich denke, das ist müßig, das können die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen unter sich schon ganz gut, wir Laien können uns da ganz enspannt zurücklehnen und einfach mitteilen, was wir selbst für uns herausgefunden und für lebbar halten.

    Wenn die Frage gestellt wird, was wir von einem Ausleben von BDSM trotz Depressionen halten, dann wird jeder imstande sein, seine Eindrücke zu schildern und zu begründen, ohne daß einem so "ganz allgemein" untergejubelt wird, man habe seine Eindrücke nicht zu Ende gedacht.

    Letzter Punkt: ich halte nicht das Ausleben von "Extremformen" für bedenklich, sondern generell (muß nicht speziell BDSM sein, im Gegenteil, ich halte BDSM in gewisser Weise für "sicherer" als unreflektierte sonstige Begegnungen) Grenzerfahrungen, wie sie im BDSM gezielt gesucht werden. Das hat mit der Erkenntnis zu tun, daß es oft die "kleinen", kaum beachteten Schlüsselreize sind, die einen massiv in emotionale Not bringen. Nur ein Beispiel aus den 80ern, als ich im Rahmen einer "Spiel- und Raufgruppe" einen Mann spielerisch von der Trainingsmatte drängeln sollte. Ich hatte mir schon den trainiertesten Gegner ausgesucht. Kaum hatte er mich am Handgelenk berührt, flog er knapp 2 Meter durch die Luft.

    "Passieren" hätte mir nichts können, ich kannte damals allerdings nicht die Heftigkeit, die eine solche Berührung in mir auslösen könnte.

    Das war ein massives Beispiel vor dem Hintergrund meiner eigenen Geschichte. Im Zusammenhang mit Depressionen gibt es sowas auch, allerdings würde ich mir nicht anmaßen, mir dazu Szenarien auszudenken, wenn ich weder die Geschichte noch evtl. die aktuelle Medikation des Betreffenden kenne. Ich würde mich auch keiner Spielsituation mit einem depressiven Menschen aussetzen und zwar einzig aus dem Grund, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie destruktiv und zeitweise so bodenlos lähmend eine depressive Phase sein kann. Ich könnte mich dagegen nicht ausreichend schützen, deshalb werde ich mich so einer Situation nie aussetzen.

    Jetzt verständlicher?
    Fritzie,
    ich bin noch nicht so lange hier. War es damals nicht, bin es dieses Mal nicht. Trotzdem sollte man das EINE bereits gemerkt haben. ;)
    Ich schreibe grundsätzlich was ich denke und meine. Mein Prinzip im Austausch ist definitiv, (immer) *Schreiben, was man meint, lesen, was der andere geschrieben hat.* Alles andre führt zu unschönen Missverständnissen, die den Austausch nicht weiter bringen, sondern blockieren. Insofern kannst du davon ausgehen, dass ich es zu 100% so meine, wenn ich schreibe, dass ich mich allgemein gehalten habe. Soll heißen:

    Für DICH kann ich nicht reden, DIR will ich nicht rein reden, meine Zeilen haben sich auf meine allgemeine Einstellung zum Thema bezogen. Wenn DU für DICH keine Beziehung haben möchtest, weil, (......) dann ist dies wohl für DICH richtig, denn DU hast für DICH ganz sicher den richtigen Instinkt. Im Allgemeinen aber finde ich, sind deine Gedanken zum Thema Beziehung/Krankheit zu kurz gedacht.
    Natürlich bist du in deinen Schilderungen von deinen eigenen Erfahrungen ausgegangen, jedoch hast du in vielen Punkten nicht in der Ich-Form geschrieben, sondern in der *man*-Form. Und du hast andere zur Vorsicht geraten, die mitunter auch Verzicht bedeutet. Siehe:
    >>> Wozu ich rate: zu Vorsicht, zur Fürsorge für sich selbst und für andere. Auch wenn das u.U. "Verzicht" bedeutet.
    Ich habe deinen Rat ergänzt mit meinen Gedanken zu dem Thema... (für andere)
    ... es lag mir fern, Dir persönlich was zu unterstellen.

    Jetzt verständlicher?


    Ich hab dich schon zuvor verstanden ;)

    Ich hab übrigens auch nicht gesagt, dass Borderline, PTBS und Dissoziationen kaum bzw. gar nicht nicht heilbar sind, ich bezog mich nur auf Borderline. Bis vor einigen Jahren galt Boderline als unheilbar, dies hat sich mittlerweile als falsch raus gestellt. Nichts desto trotz gilt Borderline (was ich aus meinen Erfahrungen mit Betroffenen bestätigen kann) als selten ganz heilbar. Bei PTBS (wenn diese chronisch ist) und Dissoziationen gehören auch viele Jahre zum Genesungsprozess, was du ja auch bestätigst. Immerhin schreibst du, dass du von deinem 4-39. Lebensjahr Dissoziationen hattest. Was sich ein ganzes Leben manifestiert, kann sich nicht in wenigen Wochen auflösen, - das gilt für alles.

    Um noch mal auf dies hier einzugehen:

    Ich sehe sie nicht als "Krankheit", sondern als gesunde Überlebensstrategien. Vor diesem Hintergrund ist eine Änderung von Verhaltensweisen, die einen selbst belasten, nicht mehr als zu korrigierendes Defizit, sondern als gewünschtes und daher auch mit guten Aussichten auf Erfolg "trainierbares" Lebenskonzept.


    Ich höre oft, dass man Borderline, PTBS und auch Dissoziationen nicht als Krankheit begreift, sondern als Überlebensstrategie.
    Das ist richtig, am Anfang in genau der Situation, wie sie ein umgab, war es ein Überleben, u.a. zu dissoziieren. Hätte man nicht angefangen zu dissoziieren, wäre man u.U. vielleicht sogar gestorben oder wäre psychotisch geworden. Aber im späteren Leben, wo sich das Umfeld und die Bedingungen geändert haben, gilt das, was einst half, als Behinderung im Alltag, als eine Störung, und wenn man darunter leidet (oder andere dauerhaft leiden lässt) auch als Krankheit. Hierbei richte ich mich nach dem medizinischen Verständnis von Störung und Krankheit. Trotzdem finde ich deine Aussage positiv, und es wäre schön. wenn das jeder Mensch mit psychischen Problemen so für sich übernehmen könnte.

    Liebe Sarana

    ich schick dir einfach mal ein riesengroßes Kraftpaket, und für alles, was du angehst und vor hast, nur das Beste und ganz viel Glück. Und...
    Vielen dank auch für deine Rückmeldung. Nun weiß ich, dass ich dir zum Glück nicht zu nahe getreten bin, was ich anfangs ein bisschen befürchtet hab.

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