Ab wann lebt man BDSM?

      Gentledom schrieb:

      Ab wann lebt man BDSM und spielt es nicht nur?
      Dazu müsste man zunächst auch definieren, was bedeutet, BDSM zu spielen?
      Ich zB für mich würde sagen, ich lebe (noch?) kein BDSM, weil mir einfach der feste Partner und die regelmäßigen Sessions dafür fehlen (was für mich "BDSM leben" beinhaltet).
      Andererseits spiele ich BDSM aber auch nicht. Dafür ist es mir zu ernst damit und in den Sessions, die ich bisher erleben durfte, hatte ich nicht das Gefühl, nur eine Rolle einzunehmen (was für mich wiederum die Voraussetzung für "BDSM spielen" wäre).
      Bei mir ist BDSM ein tiefer, innerer Drang, den ich leben möchte, aber allein nicht kann.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      als wir Kinder waren und spielten waren wir der Ritter, die Prinzessin oder der Drache
      es war so real wie die Bäume über uns am Waldrand und der Boden unter uns..
      trotzdem hielten wir interne Regeln ( meistens) ein, vor allem verletzten wir uns nicht absichtlich ( in Echt)
      war jemand gefesselt und fing an zu weinen, unterbrachen wir das Spiel und banden ihn los...
      bis dass uns unser Mütter zum Abendbrot riefen.
      Dann erst kehrten wir in die Realität zurück und das Ritterschwert war wieder ein Ast und der Prinzessinnenschleier Oma Annas alte Gardine.
      So wie damals, fühle ich mich beim BDSM als Fem Dom.
      Ich tue es gerne nachts....
      das reicht mir dann aber auch
      jemanden zu besitzen, der wirklich nicht weg kann ist mein Ding nicht
      Meine Antwort mag möglicherweise juristisch nichts taugen, glaube aber dennoch dass sie einen Gedanken wert ist:

      Und war denke ich das die Frage mit der inneren Einstellung eines jeden Menschen zu BDSM beantwortet wird.
      Es mag Leute geben die es 'spielen' nennen wo andere schon längst von 'leben' sprechen würden und umgekehrt.

      Ein Grund von 'spielen' zu sprechen könnte sein dass, sagen wir mal etwas weniger erst gemeint ist (meine das nicht abwertend). Man muss sich sozusagen nicht zu 100% outen, sondern lässt sich noch die Möglichkeit offen es ja nur als Spiel anzusehen. Wohingegen jemand von 'Leben' spricht der sich der Sache sicher ist. Man will es, macht es und steht 100% dahinter.


      Real submission is about being naked for her, not just in the physical sense, but also in the spiritual one
      Meine, definitiv unqualifizierte Meinung.. Ich sehe es als Analogie: Ich bin per se bisexuell. Das ist eine grundlegende Tatsache. Lebe ich es immer? Weiß ich nicht. Ich lebe diese Art der Sexualität ab und zu aus, trotzdem bin ich es immer. Ähnlich sehe ich es mit dem dem Thema BDSM... Ein Teil von mir, den ich manchmal, gerne auch öfter auslebe, der aber immer zu mir gehört...
      "Ich denke, also bin ich. Denk ich positiv- gewinn ich." (Die Fantastischen Vier)
      Lebe ich BDSM? Spiele ich BDSM?

      Ich als Dom und ein wenig Sad hab da wirklich keine belastbare Meinung, was bedeutet spielen in den Zusammenhang? Es als Zeitvertreib betrachten? So wie man am Computer Solitaire spielt?
      Was bedeutet es leben? Ständig im jeweiligen Outfit herumlaufen? Alle Menschen um einen Herum zu klassifizieren....du sklavin...du Vanilla...du Dom?
      Ich definiere mich auch nicht darüber was ich bin, oder wie ich meinen Sex bevorzuge.

      Nebenher bemerkt kann ich auch als etwas gesehen werden was früher mal Rocker hieß, ohne den stark kriminellen Einschlag, aber egal, deshalb habe ich nicht ständig nur Lederklamotten an..obwohl...naja oder fahre ne Harley. Teile aber einige Ansichten und Lebensweisen einer Gruppe Meschen die ihr Motorrad und Ihre Freiheit lieben, spiele ich deshalb den Moppedfahrer?


      Abschließend der eine Gedanke
      Wir BDSMler fordern oft Tolleranz untereinander herrscht leider oft eine große Intolleranz.....Bitte nicht persönlich nehmen liebe beteiligte :)

      LG

      greta85 schrieb:

      Ich gebe dann trotzdem mal kurz meinen Senf dazu ab. Ich würde sagen es ist ein Teil meines Lebens, dessen was ich bin. Vielleicht bedeutet das schon, dass man es lebt.
      Finde ich gut beschrieben!
      Und ich sähe es ziemlich ähnlich. Es fängt - für mich - nicht erst dort an, wo zwei sich durch dergestaltige Interaktionen in einer gewissen regelmäßigen "Dichte" begegnen; ich breche es viel weiter runter.
      Denken gehört zu meinem "Leben" ebenso wie das Tun. Und wenn in meiner Wahrnehmung und meinen Gedanken, ja meinem Wesen BDSM in irgendeiner Weise stark manifestiert ist, dann "lebe" ich es auch. Vollkommen unabhängig vom tatsächlichen aktuellen Agieren mit Zweiten ... oder gar Dritten. Es ist für mich kein Qualitätsunterschied.

      :coffee:
      Und wieder mal stellt sich mir die Frage nach dem Dogma .
      Bin ich nur ein BDSM ler wenn ich ein Machtgefälle ständig spürbar lebe ? Oder bin ich es auch ,wenn ich das was mich so sehnsuchtsvoll suchen lässt auch nur als kurzes Intermezzo zu lassen kann und es vielleicht auch so nur ausleben kann .
      Weil meine Lebensumstände ein konsequentes Leben ausschließen , meine Alltagsrolle etwas anderes von mir fordert und ich mich meiner Neigung nicht immer wie gewünscht hingeben kann .
      Lebe ich es dann nicht ? Obwohl es doch ein Teil meines Wesens und damit meines Lebens ist ?
      Warum wird immer in Frage gestellt was richtige Umsetzung des BDSM ist - es ist doch so vielschichtig und so individuell , so besonders , das es schwer ist eine größtmögliche Kongruenz mit jemandem zu finden um sein BDSM langwierig zu leben .
      Ist jetzt das Führen einer Spielbeziehung die nicht so weit reichend in das jeweilige Leben des Gegenüber eingreift nur ein Spiel ? Und damit kein echtes BDSM ?
      Für mich ist der Umstand das ich mich mit meiner Neigung beschäftige , sie Lebe - auch nur in kurzen , dem Lebensalltag angepassten Sequenzen - kein Spiel . Ich spiele nicht mit bei diesen Definitionsdogmen .
      Worum geht es dabei - wer hat die richtige Haltung zum BDSM - ist strikter in seiner Auslegung und Definition ?
      Oder geht es darum das BDSM eine Form der Sexualitat ist die jeder tolerant und verantwortlich "leben " darf und mit sich selbst im Reinen ist ?
      Ich bin mit mir im Reinen - und akzeptiere mein Leben mit dem Ausleben des BDSM .
      Auch wenn die Umstände dieses Auslebens nicht so sind wie es einige Andere leben würden .
      Aber ich habe nur dieses eine Leben und muss mich mit meinen Möglichkeiten darin einrichten .
      Und ich will mich nicht immer in Frage stellen lassen ob ich es "richtig" lebe .
      Sagen wir einfach : Ich lebe !
      Und leben ist kein Spiel .
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont

      annalena97 schrieb:

      wenn ich eins hier gelernt habe, dann dass jeder was anderes lebt und definiert. wenn man meint so zu leben, dann ist das doch gut. glaube nicht das jemand sagen darf "du und du ihr lebt aber kein bdsm leben, weil ihr nicht das und das macht".
      das ist defentiv ein gute Aussage.

      So ich wüde sagen bisher haben wir gespielt aus der einfachen Begründung feste Zeit und im schlafzimmer da jetzt aber auch themen wie kontrolle der essgewohnheiten dazu kommen würde ich sagen es geht ins Leben über.
      Auch wenn mein Dom anderweitig gebunden ist, und wir uns nur im zwei Wochen Rhythmus sehen, bin ich der Meinung, dass wir unser BDSM schon vor der ersten körperlichen Aktivität (ich mag das Wort spielen nicht so gern) lebten. In dem Moment, als er begann in mein Leben einzugreifen, Forderungen zu stellen, die allein mich und mein Leben betrafen und ich mich auf dieses Machtgefälle einließ. Wir für unseren Teil leben BDSM auch dann, wenn nicht die Peitsche knallt oder der Rohrstock auf meinen Arsch prasselt. Wenn ich mein Verhalten umstelle, was mir persönlich schwer fällt, es aber trotzdem tue, weil er es von mir fordert, da er weiß, dass es gut für mich ist, leben wir BDSM. Auch wenn er mir verbietet an Partys teilzunehmen oder mir Bettzeiten vorschreibt, ich innerlich koche und sauer bin, mich aber trotzdem meist daran halte, weil er ja Recht hat und weiß, dass ich genügend Schlaf brauche, um ausgeglichen zu sein, leben wir es.
      Und ja natürlich liegt es in meinem Naturell, immer wieder in eine Falle zu tappen. Dann werde ich bestraft und genieße diese Strafen, auch wenn ich nicht weiß, obe der Rohrstock und ich in diesem Leben noch Freunde werden. :D :P
      Eigentum meines Herrn

      Chloe schrieb:

      Weil meine Lebensumstände ein konsequentes Leben ausschließen , meine Alltagsrolle etwas anderes von mir fordert und ich mich meiner Neigung nicht immer wie gewünscht hingeben kann .
      Sich dem nicht hinzugeben heißt nicht, es nicht zu leben. Die Tatsache, dass du den Wunsch hast dich dem hinzugeben ist eine Art es zu leben. Es durchzieht unterbewusst den Alltag.
      Für mich würde ich sagen dass es einen Punkt gab, an dem ich noch "wechseln" musste und das Gefühl hatte zwei Leben zu führen, für unterschiedliche Umstände und Menschen. Aber dann kam schleichend und zunächst unbemerkt der endgültige Wechsel, an dem ich angenommen habe, dass es nur ein Ich gibt und dass dieses Ich auch im Alltag Sklavin ist und auch wenn es keiner sieht. Was nicht heißt, dass ich den Alltag jetzt "spiele" (der Gedanke war vorher der Grund, es nicht zuzulassen), sondern dass eben auch jemand der BDSM lebt angepasst handelt.
      Man denkt ja auch als Nicht-BDSMler manchmal "Ach, du A***" und lächelt trotzdem.
      Ich bin ja auch deshalb nicht alltagsuntauglich. Jedenfalls meistens nicht.
      Ab wann lebt man BDSM und spielt es nicht nur?
      Als erstes muss ich sagen, dass ich "spielen" im BDSM-Kontext für mich nicht mit einem Rollenspiel oder ähnlichem verbinde. BDSM ist für mich ein Zusammenspiel und sich ergänzen und davon leite ich Spiel ab. Also hat das Wort für mich keinen negativen oder abwertenden Touch, im Gegenteil, auch wenn ich es selten nutze.

      Spiele ich BDSM? Nope.
      Lebe ich BDSM? Nope. :pardon:

      Ich machte mir seit der Threaderöffnung Gedanken über dieses Thema, aber mit beidem kann ich mich nicht anfreunden oder eine wirkliche Grenze ziehen.

      Hm. Ich bin wohl einfach ich, meine Neigung ist ein Teil von mir und mit meinem Partner gestalte ich unsere Beziehung. In erster Linie lebe ich also keine Anreihung von Buchstaben, sondern eine Beziehung, mit all ihren verschiedenen Facetten.
      Ich bin da bei @Lune und @Artepus :

      Artepus schrieb:

      Wenn das Machtgefälle nur an den Tagen a, j & v inkl. Peitschen, & "Rollenverteilung" stattfindet, ist es für meine(!!) Definition kein 'leben' des BDSM, sondern ein 'spielen' dessen.

      Lune schrieb:

      Es gibt für mich einen Unterschied zwischen BDSM leben und BDSM praktizieren.

      Das sexuelle, das, was im Bett (oder Sofa, Autorücksitz oder wer weiß wo) passiert, das ist für mich Spiel. Es ist zwar ein Teil meines Lebens, ich sehe es aber als ein Spiel, mit einem Anfang und einem Ende.
      Es ist wie ein Hobby. Was ich dabei mag, variiert möglicherweise von Partner zu Partner.

      Anders sieht es mit Charakterzügen aus; Little sein spiele ich nicht, das bin ich. Das war ich schon lange und das wird sich auch nicht ändern.
      Es kann nicht variieren, es wird höchstens unterdrückt.

      Fazit: Wir spielen BDSM im Bett.
      Aber wir leben unsere CG/L Beziehung.

      Ich spreche hier auch für @MrTom...
      Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:
      Ich würde von mir behaupten, dass ich BDSM längst lebe, auch wenn der Partner dazu fehlt.

      Jeden Tag, jede Stunde in den letzten Monaten setze ich mich mit meiner Sehnsucht nach einem Machtgefälle auseinander.
      Mal abgesehen vom sexuellen Aspekt verändert sich auch meine Sicht auf mich als Frau in der Partnerschaft und in der Gesellschaft.
      Jeden Tag mehr mache ich langsam, aber sicher meinen Frieden mit meiner Neigung.

      Das ist der Anfang davon etwas zu leben - es unbedingt leben zu wollen.