Social Bots, wie gefährlich sind sie für eine Demokratie?

Gentledom · 21. Oktober 2016, 14:49

Ein Social Bot ist ein Programm, dass die sozialen Medien mit den Botschaften seines Auftraggebers flutet. Inzwischen ist es extrem schwer bis unmöglich bei einem gut programmierten und mit den entsprechenden Phrasen gefütterten Bot zu erkennen, dass diese Botschaft von einem Programm und eben nicht einem Menschen stammt. War es früher nicht unüblich Männern damit vorzugauckeln, mit einer Frau zu schreiben, ist es inzwischen ein Propagandainstrument. Aber was passiert in einer Demokratie wenn mit einem Knopfdruck fälschlicherweise der Eindruck entstehen kann, dass ein großer Teil der Bevölkerung dieser oder jener Meinung ist?

Im US Wahlkampf, der sicher derzeit nicht als Zierde für eine der ältesten Demokratien darstellt, werden bereits solche Bots von allen Seiten massiv eingesetzt. Der Einfluss der Bots ist schon jetzt spürbar und nimmt damit auch Einfluss auf die Gesellschaft und die Demokratie. Beim Brexit oder auch den US-Präsidentschaftsdebatten stammte bereits 1/3 der Tweets von solchen Bots.wiwo.de/technologie/digitale-w…-gefaehrden/13863266.html

In Deutschland haben sich, bis auf die AfD, alle Parteien die eine Chance auf den Einzug in den Bundestag haben, gegen den Einsatz von solchen Bots ausgesprochen. Wobei es die Frage sein wird, wenn es andere machen, wie lange kann man es sich erlaubt nicht auch mitzumachen? Daher wäre die nächste Frage, sollten Maßnahme gegen die Einflussnahme auf eine Wahl durch Bots getroffen werden oder sind Social Bots ein legitimes Mittel der Meinungsmache, ähnlich wie Interviews und Wahlplakate?

Wie immer bei einer politischen Diskussion bleibt bitte am Thema

TommieTiger · 21. Oktober 2016, 15:54

"Daher wäre die nächste Frage, sollten Maßnahme gegen die Einflussnahme auf eine Wahl durch Bots getroffen werden oder sind Social Bots ein legitimes Mittel der Meinungsmache, ähnlich wie Interviews und Wahlplakate?"

Meine Frage dazu: ist Meinungsmache überhaupt legitim oder sollte man Menschen nicht besser einfach informieren? Nach dem Motto man macht sich seine Meinung einfach selbst.

Aber um beim Thema zu bleiben. Wenn schon Meinungen "gemacht" werden dann bitte durch reale Menschen. Was hilft es mir wenn tausende Fakes Angst vor irgendeiner Katastrophe haben, ausser dass ich selbst Angst vor einer nicht realen Bedrohung bekomme. Der Mensch ist bekanntlich ein Herdentier und wenn die Herde der man nachläuft nur eine Fata Morgana ist, woher weiß man dann dass man nicht die nächste Klippe runterstürzt. :pillepalle:

Abgesehen davon finde ich die Vorstellung ziemlich unheimlich, mich mit einem Computer zu unterhalten. :golly:

myownspirit · 21. Oktober 2016, 16:30

Mein Problem bei diesem ganzen Thema: es gibt eigentlich überhaupt keine aussagekräftigen Fakten dazu.

Im verlinkten Artikel selbst heißt es, man wisse nicht, wie groß der Einfluss solcher manipulativer Bots ist. Und wie sollte man auch? Man kann nicht einmal sagen wie viele es gibt, geschweige denn wie viele Menschen ihre Posts lesen und als "echte" menschliche Meinung ansehen.

Ich lese in dem Artikel viele Behauptungen, die dann im Laufe des Textes wieder relativiert werden und am Ende ist man kaum schlauer.

Zu Accounts mit vielen Fake-Followern auf Twitter heißt es bspw:

Wirtschaftswoche schrieb:

Denn wer mehr Follower hat, hat mehr Einfluss - die eigenen Inhalte werden prominenter in den sozialen Medien angezeigt.

Hier klingt es so, als würden Tweets von Accounts mit vielen Followern auch automatisch vielen Menschen angezeigt. Aber so funktioniert Twitter einfach nicht. Ich kann mir zehntausend fake Accounts anlegen und die meinen Account followen lassen. Aber das bedeutet nur, dass meine fake Accounts immer meine neuesten Tweets angezeigt bekommen. Und weiter? Dadurch habe ich noch immer keinen einzigen Menschen erreicht.

Ich persönlich hatte noch nie den Eindruck, dass Postings von heimlichen Bots relevant wären, oder dass eine signifikante Menge von Menschen darauf herein fällt. Was meiner Meinung nach Einfluss auf die Meinungsbildung hat, sind Tweets/Posts von Freunden, Promis, Politikern etc.

nukefor · 21. Oktober 2016, 16:41

Ich sehe das nicht als Ende der Demokratie. Jedes Medium bringt auch immer die Möglichkeit für Interessengruppen Werbung und Propaganda im eigenen Sinne zu betreiben.
Bei dem gedrucken Wort gibt es ja auch Hetzschriften und Karikaturen, die die Botschaft des jeweiligen Auftraggebers transportieren und zwar seit dem es den Buchdruck gibt.
Man gebe bei der Suchmaschine seines Vertrauens einfach einmal die Begriffe "dreißigjährigen Krieg + Flugblatt" ein und kann sich
anschließend wundern wieviel Papier damals schon verschwendet wurde.

Kleanthes · 21. Oktober 2016, 16:45

Heutzutage leben wir ohnehin in unserer persönlichen Filterblase. Und die ist nicht künstlich, daran ist nicht Google schuld, nicht Twitter, etc. sondern alleine wir selbst. Wir umgeben uns mit den Stimmen, die unsere Meinung bestärken und blenden die aus, die uns Dinge sagen, die wir nich hören wollen. Künstliche Mittel braucht es da gar nicht.

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