Naziuniformen in einer Session, Kick oder unverantwortlicher Tabubruch

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    Naziuniformen in einer Session, Kick oder unverantwortlicher Tabubruch

    Am Wochenende stolperte ich über den Beitrag einer Sexworkerin in der es darum ging, dass sie als Naziaufseherin ihre Kunden züchtigt. Es ist nicht das erste Mal, dass ich davon gehört/gelesen habe. Ich kannte vor Jahren sogar eine Domina, die mit solchen Outfits nach England und in die USA flog und dort kam sie unglaublich gut an (was sicher nicht nur an der Uniform, aber wohl auch daran gelegen hat). Es ist also sicher kein Einzelfall, dass damit gespielt wird. Weiterhin kann ich mich noch an eine lebhafte Diskussion in der SZ entsinnen in der jemand ein Foto von einer Session eingestellt hat, in welcher er ein, extrem stark an die SS-Uniformen angelegtes, Outfit trug.

    Es soll in der Diskussion nicht um die rechtlichen Aspekt (Verbot bestimmte Abzeichen zu tragen) gehen, sondern um die moralische/ethische Frage, ob und wenn ja, in welchem Rahmen man so etwas beruflich oder auch privat machen sollte.
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von igel ()

    Ich selbst würde es strikt ablehnen eine solche Uniform jemals zu tragen zudem finde ich ist jede Verharmlosung von Naziverbrechen nur eins: Ein Verbrechen, an der Geschichte, an den Opfern und an jenen die sich diesen Verbrechern damals in den Weg gestellt haben.

    Dass die Naziszeit eines der dunkelsten, wenn noch sogar das dunkelste, Kapital der deutschen Geschichte ist, ist für mich klar. Jedoch berufen sich nicht wenige BDSMler mit dem Marquise de Sade auf einen Menschen der historisch betrachtet alles andere als einen makellosen Ruf hat und die Werke die man ihm zuschreibt zum Teil äußerst abschreckend und wider eines jeden Moralempfindens sein dürften.

    Warum also die Verehrung des Marquise zulassen aber etwas gegen Uniformen von Nazis haben? Für mich gilt, solange es keiner dritten Person schadet, solange sollen die Beteiligten machen was sie wollen. Wenn solche Uniformen als luststeigernd genutzt werden, kann man daran aber durchaus eine Verharmlosung von Naziverbrechen sehen, man spielt ja ganz bewusst mit dem bösen Image oder auch dem Tabubruch. Tabubrüche und Spiele sind etwas mit dem ich leben kann und ganz sicher nicht jeder BDSMler der auf so etwas steht wird die Verbrechen der NS-Zeit verharmlosen, mitunter wird er sich womöglich sogar aktiver als der Durchschnittsbürger damit befasst haben und würde aktiv gegen ein erneutes Erstarken dieses Gedankenguts vorgehen. Es ist eben ein Rollenspiel und wenn böse Orks plötzlich unsere Erde übernehmen würden, würden die Larper (Liferollenspieler) die einen bösen Ork in ihrem Rollenspiel spielen sicher auch nicht ins Orklager überlaufen. Oder aus der eigenen Erfahrung, ich mag Rapegames und bin dennoch für eine viel härtere Bestrafung von Vergewaltigern. Die Nutzung solcher Uniformen ist ein Spiel, ein Spiel das ich nicht gutheißen will und kann aber solange es keine Rechte und keine unbeteiligten Personen verletzt, würde ich dagegen nichts sagen wollen.

    Wo es mir einen Schritt zu weit geht ist der Punkt an dem es eben nicht mehr das Verhältnis zweier Personen betrifft. Das Werben von Dominas mit einem solchen Service finde ich ebenso unangebracht wie das Einstellen solcher Bilder auf Webseiten oder der Besuch einer Veranstaltung bei der nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass solche Uniformen dort zu finden sein könnten. Noch immer leben Opfer der Naziverbrechen die damit konfrontiert werden könnten und das Trauma was durch diese Verbrechen hervorgerufen wurde geht nicht selten auch noch auf die nächste und übernächste Generation über. Noch immer gibt es dieses Gedankengut in unserer Gesellschaft und das ist eben der Unterschied zum Marquise de Sade, seine Opfer und auch die Kinder und Kindeskinder dieser sind längst gestorben, seine Fantasien sind Aufhänger aber es dürfte Einigkeit bestehen, dass kein gesunder Mensch die 120 Tage von Sodom nachspielen will.

    Auch wenn ich mich nicht wohl dabei fühle, in den eigenen vier Wänden sollen die Menschen machen was sie wollen, sofern es alle Beteiligten wollen und es keinen Rechtsbruch darstellt. Toleranz endet für mich dort, wo die wechselseitige Freiheit endet und die öffentliche Darstellung von Spaß in Verbindung mit solchen Uniformen ist für mich durchaus eine Verharmlosung der Verbrechen der Vergangenheit oder eben ein pietätloser Umgang mit diesen.
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

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    Also für mich käme das auch NIE in Frage. Mich persönlich widert alles, was mit Nazis zu tun hat, geradezu an.

    Andererseits habe ich (war das nicht sogar hier im Forum? :gruebel: ) einmal einen Bericht über Dominas gesehen, dass insbesondere jüdische, männliche Subs gerade darauf wohl besonders stehen (wie auch afroamerikanische, männliche Subs auf den Südstaaten-Sklavenaufseher).
    Den Reiz daran verstehe ich schon. Nazis stehen halt für das Böse und Brutale schlechthin (wie man schon an diversen Hollywoodproduktionen sehen kann).

    Ist das moralisch vertretbar?
    Tja...schwierige Frage.

    Solange keine Nazis dadurch verherrlicht werden oder eine Nazigesinnung dahintersteckt, sehe ich es als Rollenspiel. Wem es gefällt... :pardon:

    Ich persönlich lehne es allerdings rigoros für mich ab.
    "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
    Ich habe mal auf einer Party hier in Deutschland jemanden gesehen, der eine Latexuniform trug, die deutlich an die Nazis erinnerte.
    Ganz besonders auffällig war die rote Armbinde mit einem weißen Kreis darauf und darin statt eines Hakenkreuzes eben eine schwarze Triskele. Eine sehr eindeutige Anspielung.

    Solange ich mir keine verfassungsfeindlichen Symbole ansehen muss, würde ich mich bei so etwas nicht einmischen oder den Zeigefinger erheben. Die Leute haben ihre Fetische und ich maße mir nicht an da etwas gegen zu sagen.

    In meinem eigenen Spiel würde ich derartiges aber nicht tolerieren. Wie soll ich mich denn bitte entspannen und meine Sexualität ausleben, wenn ich ständig an die Verbrechen der Nazizeit denken muss? Selbst neutrale Militäruniformen würde ich als grenzwertig empfinden, aber bei Anspielungen an das Nazi-Regime wäre definitiv eine persönliche Grenze überschritten. Die Assoziationen zu echter, unmenschlicher Gewalt und Unterdrückung sitzt da einfach zu tief.
    "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
    Vor ein paar Tagen gab es zu diesem Thema erst eine kleine Diskussion und ich hab mich nach meiner ersten abwehrend schockierten Haltung auch gefragt,warum ich eigtl bei dem Thema so krass reagiere aber, wenn es zum Beispiel um eine Inszenierung (!)einer Sklavenhaltergeschichte ginge es entspannter sehen könnte ( nicht ,dass ich es machen würde aber es würde mich kalt lassen). Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die tatsächlichen Verbrechen zu sehr mit mir als Person in der Realität verbunden sind, sei es durch ältere Familienmitglieder zweiten Grades,die in der SS waren oder die Familie meiner besten Freundin,die nahezu komplett durch die Shoa ermordet wurde und einfach auch durch die Geschichte meines Heimatlandes.
    Aus diesen emotionalen Gründen finde ich es extrem "schwierig" damit umzugehen.
    So eine Session käme für mich überhaupt nicht in Frage. Für mich versinnbildlicht es die pure nackte Gewalt, die in der heutigen Zeit leider schon genug Freiraum bekommen hat. Für eine professionelle Domina finde ich es auch mehr als bedenklich, dass mit so ein Symbol von puren Menschenhass Lust bereitet wird. Sicher, wenn sich die Partner einig sind und es in ihren eigenen vier Wänden nutzen, ihre Sache. Aber sobald das auf einer einschlägigen Party öffentlich präsentiert wird, andere mit reingezogen werden, ist für mich Schluss mit lustig und der Grad der Geschmacklosigkeit ist erreicht.
    ~Es ist das Unbekannte was so reizt. Reizt es immer noch, wenn es bekannt ist, dann ist es das Besondere~ Author: Unbekannt
    Für mich ein Nogo!
    Meine Oma war im KZ, sie erzählte mir immer die Ereignisse und trug ihre Nummer immer voller Scham und versteckt.
    Ich halte auch nichts von den ganzen "Rechten".

    Für sowas habe ich nicht einmal Verachtung übrig.
    Wie gesagt, liegt es aber an der mir bekannten Vergangenheit meiner Familie.
    Allein die Achtung voreinander , bestimmt den Umgang miteinander ..

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Misses S ()

    Ich kann Uniformen im meinem BDSM generell nichts abgewinnen, weswegen ich ein solches Outfit ablehnen würde.

    Wer aber ein solches Outfit tragen will und ihn oder andere das anmacht, ohne das Rechtsextremes Gedankengut dahintersteht warum nicht. :pardon:
    Ich sag ja auch nichts bei Inquisitoren, Kreuzrittern, Uniformen des Franco-Regimes oder anderen Diktaturen oder Zeitaltern in denen es zum Teil noch schlimmer zu ging als zu Zeiten des Dritten Reiches.

    Zudem bin ich Generationsmäßig für mein Gefühl soweit weg von dieser Zeit, das ich mich nicht mehr wirklich damit identifizieren kann. Mir ist bewusst dass das Naziregime viele Gräueltaten begangen hat und diese keine Wiederholung erfahren dürfen. Und ich habe auch Mitgefühl mit den Opfern des Holocaust. Aber ich für meinen Teil sehe nicht ein Warum ich mir diese Schuld auf meine Schultern laden sollte, noch sehe ich nicht ein das mir jemand anders diese Schuld auferlegt.
    Ich sehe es als meine Aufgabe so etwas nicht nochmal geschehen zu lassen, nicht die Altschuld anderer zu übernehmen.

    Also wer ähnliche Uniformen tragen möchte. Soll derjenige das doch. Ich werde dann halt nicht mit dieser Person spielen.

    LG
    McG
    ICh wollte erst laut nein niemals schreiben,...

    Allerdings ist die Uniform rein optisch betrachtet eine sehr schöne...und ich Liebe Uniformen.....
    Mich würden Aufnäher und Abzeichen schon emotional irrtieren und herausfordern...

    Also um mit extremen Emfindungen zu spielen sie rauszukitzlen....Ängste vom Krieg einzubauen das ist echt schwerer Tobak.

    Das der Krieg und eigentlich jeder Krieg Mist ist sollte klar sein, aber als gespielte echte Grenzerfahrungen.....

    Ich komme zu dem Entschluss das ich nicht so klar nein sagen kann, wie mein Verstand es sich wünschen würde.... :/


    Edit. Das heisst nicht, das ich so spielen will, aber ich kann es nicht verwerflicher finden als anderes.....Ich habe keine Gefängnis oder Käfigphantasien....

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sonnenkind ()

    Ich geh mit der hier schon geäußerten Meinung konform, dass wenn es Leute in ihren eigenen vier Wänden tun, es keinen was angeht. Anders im professionellen Bereich oder auf Parties - da find ich ist genau bei Nazi-Assoziationen eine Grenze erreicht und überschritten.

    Ganz persönlich kann ich den Reiz von Uniformen, Rollenspiele mit Kerkerassoziationen oder ähnlichem durchaus nachvollziehen. Aber bei allem was mit Nationalsozialismus oder gar KZ Rollenspielen zu tun hat, ekelt es mich schlicht. Hat für mich persönlich mit Lustgewinn gar nichts zu schaffen und ruft nur Grauen und Terror hervor.
    Auf gar keinen Fall, Fetisch hin oder her. So eine Uniform geht gar nicht! Gerade weil hinter diesen Symbolen, wohl die schlimmsten Verbrechen der Menschheit stehen. Für mich würde das die Verhöhnung der Opfer darstellen.
    Damit zu spielen, wäre für mich absolut undenkbar.
    Für mich persönlich käme das nicht in Frage.

    Es fällt mir allerdings schwer, wirklich zu argumentieren.
    Warum?
    Weil wir als BDSMer auch sonst Praktiken und Begrifflichkeiten verwenden, die keine weiße Weste haben.

    Uns gehen die Begriffe "Sklave" und "Sklavin" ganz normal über die Lippen. Es gab unzählige Menschen, die in der Sklaverei - sei es nun im alten Rom oder in den amerikanischen Südstaaten - psychisch und physisch Furchtbares haben ertrage müssen (von der Abwesenheit von Freiheit gar nicht zu sprechen).

    Wir "spielen" Vergewaltigungen; etwas, das auf dieser Erde Millionen von Frauen psychisch beschädigt und/oder körperlich verletzt zurücklässt (und teilweise auch zu Todesfälle führt); etwas, das in Kriegen regelmäßig als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird.

    Wir "spielen" Verhörszenarien nach; etwas, dass viele Freiheitskämpfer in ihren jeweiligen Ländern als ziemlich ungeile Situation erlebt haben müssen.

    "Käfighaltung" empfinde ich als ein spannendes Thema - bis ich wieder auf die Priklopils und Fritzls dieser Welt stoße.

    Ich mache die Nachrichten an - und höre, gerade aus der muslimischen Welt, von Regimekritikern die mit Stock- und Peitschenhieben bestraft werden.

    Es gibt genug Praktiken, die ich als wahnsinnig erregend oder als total abstoßend empfinde - abhängig davon, ob ich im BDSM-Kontext darauf stoße, oder im Amnesty International Bericht/in Berichten über Kriegsverbrechen.

    Ich/wir bewegen uns da allgemein auf einem schmalen Grad. Und je länger ich über meinen ersten Impuls ("Nazisuniformen gehen gar nicht!") nachdenken, umso weniger wird mir klar, warum ich meine Grenze da setze.

    Nein, ich könnte es nicht. Ich will das nicht. Es stößt mich ab.
    Ich tue mich aber schwer damit, jemanden zu sagen, warum ich das als Grenzüberschreitung empfinde, andere Dinge (unter anderem die oben genanten) allerdings als vollkommen "normal" empfinde.
    Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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    Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'

    Saillady schrieb:

    Für mich würde das die Verhöhnung der Opfer darstellen.
    Damit zu spielen, wäre für mich absolut undenkbar.
    @Saillady, das ist für mich gerade der Knackpunkt, der ich spannend finde - warum ist es für "uns" keine Verhöhnung der Opfer von Vergewaltigungen, wenn wir damit "spielen"?
    Warum ist es für uns keine Verhöhnung von tatsächlichen Sklaven, wenn wir uns als solche bezeichnen und auch noch stolz darauf sind?
    Warum ist es für uns keine Verhöhnung sämtlicher Gewaltopfer, wenn wir uns über Schmerz freuen?
    Warum ist es für uns keine Verhöhnung von Zwangsprositituierten, wenn wir Vorführungs-/Benutzungsszenarien oder entsprechende Rollenspiele inszenieren?

    Und so weiter - wahrscheinlich kann man für so gut wie jede Praktik, die wir ausüben, eine entsprechende Analogie finden.
    Warum triggert uns dann gerade dieses Szenario so?
    Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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    Auch, wenn für mich ein "echter" Nazi als Partner, Freund oder auch nur Bekannter niemals in Frage kommt, kann ich hier nicht laut "Nein" und "NoGo" schreien.
    Wir BDSMler bewegen uns doch in einer angeblich sehr toleranten Szene. Und ich halte mich für ziemlich tolerant und kann vieles tolerieren oder akzeptieren, solange mir mein Gegenüber seine Ansicht nur überzeugend genug veranschaulicht und im Gegenzug meine Ansicht toleriert.

    Zuerst mal ist eine Nazi-Uniform schlicht eine Uniform. Wie eine Polizeiuniform oder Angestellten-Uniform von McDonalds.
    Ein harmloser Vergleich, aber meines Erachtens für die Betreffenden genauso relevant: ein Vegetarier toleriert dann auch keine Metzgerschürze in einer Session...?

    Natürlich ist das öffentliche Tragen gewisser Symbole verboten. Es ist aber auch verboten, Frauen zu vergewaltigen...
    Um den Bogen zum moralischen zu schlagen: es ist genauso moralisch verwerflich, eine Frau zu vergewaltigen...

    Wer also eine Naziuniform in einem privaten (!) Spiel tragen möchte, oder vielleicht sogar damit in eine Gesellschaft geht, in der das Tragen der Uniform als okay angesehen wird, der soll das gerne tun.

    Was die Verharmlosung der damaligen wirklich grausamen Verbrechen angeht: eine missbrauchte Frau wird ein Rapegame ebenfalls als eine widerliche Verharmlosng des Verbrechens sehen, welches an ihr begangen wurde.
    Müssen wir uns dabei nicht an die eigene Nase fassen?

    Wir fallen nun mal aus der allgemeingültigen Moral ein wenig heraus - von außen betrachtet. Wir für uns wissen aber, dass es in gegenseitigem Einvernehmen passiert.
    Ich denke da an die Schilderungen eines Menschen mit Asperger-Diagnose, der sich von einer Domina züchtigen ließ... für manch anderen Asperger dürfte das der pure Horror sein, und für die "normale" Gesellschaft sicher moralisch verwerflich - aber ihm hat es gefallen, es hat ihn weitergebracht!

    Außerdem, wie hier schon richtig beobachtet wurde, scheint das Nazi-Thema in anderen Ländern bei Weitem nicht mehr nur so ernst betrachtet zu werden. Ja, es werden Witze auf Kosten von Nazis und Juden gleichermaßen gemacht - und zumindest die Juden lachen darüber! Wieviele Menschen mit anderer Hautfarbe lachen über Witze, die auf ihre Kosten gehen!
    Wo bleibt da die Moral?

    Aber wir wollen ja nicht mal über einen Dom in Nazi-Uniform lachen - nein, wir bzw. seine Sub wollen doch eine gewisse Angst vor ihm haben!
    Das macht doch den Reiz aus!

    Mir persönlich wäre es egal, ob in einem solchen Machtspiel Dom nun eine Polizei- oder Nazi-Uniform trägt. Solange nach dem Spiel kein rechtes Gedankengut bleibt, war es doch nur ein Spiel...

    Edit: @Nom_de_guerre :knien: :blumen: Danke für deine Beiträge hier!
    Wir haben alle irgendeinen Knacks - der Unterschied ist: bei manchen ist er diagnostiziert... :monster:

    Nom_de_guerre schrieb:

    Saillady schrieb:

    Für mich würde das die Verhöhnung der Opfer darstellen.
    Damit zu spielen, wäre für mich absolut undenkbar.
    @Saillady, das ist für mich gerade der Knackpunkt, der ich spannend finde - warum ist es für "uns" keine Verhöhnung der Opfer von Vergewaltigungen, wenn wir damit "spielen"?Warum ist es für uns keine Verhöhnung von tatsächlichen Sklaven, wenn wir uns als solche bezeichnen und auch noch stolz darauf sind?
    Warum ist es für uns keine Verhöhnung sämtlicher Gewaltopfer, wenn wir uns über Schmerz freuen?
    Warum ist es für uns keine Verhöhnung von Zwangsprositituierten, wenn wir Vorführungs-/Benutzungsszenarien oder entsprechende Rollenspiele inszenieren?
    Habe ich das in einem Satz erwähnt? Ich finde eine Vergewaltigung, das schlimmste, was einer Frau passieren kann. Körperlich und seelisch. Leider werden Opfer ja auch von ihren Peinigern verhöhnt.
    Aber in diesem Thread geht es um Nazi Uniformen...nicht um Vergewaltigung.
    Das geschriebene spiegelt meine Meinung wieder, ich verurteile niemanden für eine Spielart. Egal ob Rape Spiele oder Nazi Uniformen. Es kommt für mich nur nicht in Frage.
    Also für mich steht dies alles nicht einmal gedanklich zur Disposition.

    Es waren Verbrecher, sind Verbrecher und werden es auch immer bleiben. Ich distanziere mich so weit wie möglich davon, ja ich verachte es sogar.

    Wer Gut vs Böse, Willkür vs Hilflosigkeit spielen will, bzw. "optisch" braucht, der soll sich doch bitte andere Symbole als Kriegsverbrecher und Menschenhasser auswählen.

    Es ist absolut geschmacklos und in meinen Augen auch hirnlos.


    Ich würde sogar so weit gehen, dass ich nicht im Freundeskreis das akzeptieren/ignorieren könnte, wenn ich wüsste, dass sie damit spielen würden. Ich würde sehr wahrscheinlich die Freundschaft ruhen lassen, wahrscheinlicher sogar brechen
    Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
    @Saillady; Rapeplay habe ich auch nur als eines von vielen Beispielen angeführt.
    Worum es mir geht ist, dass ich persönlich für mich sehr reflexhaft Naziuniformen als Element eines Spieles weit von mir schieben würde, weil ich moralische Probleme damit habe.
    Gleichzeitig gibt es Praktiken, die mir lieb und teuer sind; bzw. die ich bei anderen ohne mit der Wimper zu zucken als moralisch akzeptiere.
    Und dieser Reflex scheint ja doch relativ weit verbreitet zu sein, wenn ich mir den Thread hier durchlese; damit scheine ich nicht alleine zu sein.

    Wenn ich aber genau darüber nachdenke, dann ist wahrscheinlich bei so gut wie jeder Praktik im BDSM-Bereich Opfer, die das völlig ungeile und komplett nicht-einvernehmliche Äquivalent dazu in der "Realität" erleben mussten.

    Verhöhne ich die dann damit nicht auch, wenn ich entsprechende Praktiken in mein BDSM-Repertoire aufnehme, weil mein Höschen feucht ist?

    Müssten wir dann nicht eigentlich den kompletten BDSM einstampfen?

    Warum ziehen wir unsere Grenzen so, wie wir sie ziehen?
    Das Ganze wirkt, je länger ich darüber nachdenke, umso arbiträrer.
    Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
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    Lilly13 schrieb:

    Zuerst mal ist eine Nazi-Uniform schlicht eine Uniform. Wie eine Polizeiuniform oder Angestellten-Uniform von McDonalds.
    Das sehe ich anders. Eine Uniform dient eigentlich immer dazu eine Identifikation mit einer Idee und/oder einem Kodex herzustellen.

    Der Polizist wird auf die Verfassung und das Gesetz vereidigt bevor er eine entsprechende Uniform tragen darf.
    Der Mitarbeiter unterschreibt einen Arbeitsvertrag und unterwirft sich den Leitlinien seines Arbeitgebers (Freundlichkeit, Sauberkeit, etc).
    Der Nazi wurde auf ein Unrechtsregime vereidigt bevor er seine Uniform anziehen durfte.

    Daher sind auch die Assoziationen ganz unterschiedlich. Mit MC`es Mitarbeiter verbinde ich schlechtes und überteuertes Essen was ungesund ist und wenn ich an Mc`es denke habe ich folgenes Bild vor Augen: happyfitness.at/media/news/1193-main.png

    Wenn ich an einen Polizisten denke, so denke ich an einen sicheren Rechtsstaat und jemandem der einem Bürger hilft, meine erste Assoziation ist also: berlin.de/converjon/?ts=1399550481&height=270&width=540&file=1%3A%2Fpolizei%2F_assets%2Faufgaben%2Fpraevention%2Ffittosize__540_270_41f837f40bb308bf78b3d8981c8a51a0_polizistmitkind1.jpg

    Bei Nazis denke ich an unerreichte Gräueltaten die von meiner eigenen Nation ausgingen und daher habe ich in diesem Fall folgendes Bild im Kopf: br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/geschichte/buchenwald-befreiung-104~_v-img__16__9__xl_-d31c35f8186ebeb80b0cd843a7c267a0e0c81647.jpg?version=47163

    Deswegen ist für mich Uniform nicht gleich Uniform. Je mehr diese Zeit aber in die Vergangenheit rückt und je mehr das Gedankengut aus den Köpfen verschwindet umso weniger muss man von einer Betroffenheit der Betroffenen und der beiden Folgegenerationen ausgehen. Da beides noch nicht geschehen ist sollte solch ein Spiel Dritte nicht tangieren. Wir Deutsche und Österreicher haben eben eine Vergangenheit und in meinen Augen auch eine damit verbundene Verantwortung. So wie ich es unpassend fände wenn ein Südafrikaner die Rassentrennung nachspielt, finde ich es unpassend wenn ein Deutscher die Nazizeit nachspielt. Wenn nun ein Chinese beides nachspielen würde, würde es wegen seines Abstandes zu den beiden Szenarien eben anders berurteilt werden.
    Spoiler anzeigen
    Da es etwas ist das mit Humor auf die unterschiedlichen Bewertung von Kostümen eingeht, habe ich es in den Spoiler gesetzt. Dennoch geht daraus hervor, wie unterschiedlich gesellschaftlich gewertet wird, die Frage der Betroffenheit und des Tabus scheint hierbei nicht unwichtig zu sein https://www.youtube.com/watch?v=ot5TgvvOYdA
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

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