Schüchtern und trotzdem dominant

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Mit den Jahren habe ich meine Schüchternheit abgelegt. Zurückhaltend, ruhig und beobachtend bin ich im Wesen geblieben.
      Ich mag es auch eher im Hintergrund zu sein, als im Mittelpunkt zu stehen. Laut sein kann ich auch nicht, ich spreche eher ruhig.

      In höheren Positionen stand ich oft im Vordergrund, zu einem Team sprechen, Anweisungen geben, Anleiten ... geht glücklicherweise auch mit einem bestimmten Ton. Das muss ich täglich machen, aber das ist wohl reine Routine und auch Übungssache.

      In einer Session bin ich auch ruhig und sicherlich auch unsicher, aber mit der Ruhe quasi im Hintergrund stehend, kann ich diese Unsicherheit überlegend ablegen.

      Ich habe festgestellt, dass dominante Menschen oftmals eine warmherzige und sanftmütige Ausstrahlung haben.
      "I'm a spark in your dark.
      Summoned under your spell.
      With my radiant heart.
      In a vulnerable shell.
      Your mirror. Your mirror. Yours."
      Zur Zeit mache ich mir auch Gedanken, was mich an dominanten Menschen anspricht, wenn ich auf sie treffe. Und das gar nicht in einem "erotischen" Kontext, da bin ich mit meinem Boss absolut zufrieden und ausgelastet ^^

      Insgesamt tue ich mich schwer mit Menschen, die sich lautstark in den Vordergrund spielen, sich mit vermeintlichem Wissen profilieren oder mittels Stichelei ihr Gegenüber beschäftigen. Das betrifft bei mir aber nicht nur die Dominanten, sondern jeden Menschen. Bei Doms fällt es mir aber komischer Weise besonders unangenehm auf, wenn ich so ein Verhalten beobachte.
      Selber bin ich Eine, die zwar lebhaft, interessiert und leider unablässig plaudernd auf Menschen zugeht. Aber ich bin (so hoffe ich...) nicht ungebührlich, gemein oder zickig.
      Beißender Sarkasmus, vor Ironie triefende Aussagen und Spott, der wirklich unappetitlich wird, machen mich so fremdschämend verlegen, dass ich lieber gar nichts mehr dazu sage und mal kurz auf's Klo gehe X/

      Stille Wasser sind tief :old: Das sehe ich ganz oft bei meinem Mann. Vor Beginn unseres D/s-Verhältnisses empfand ich seine ruhige, überlegte Art und seine gelegentliche Schweigsamkeit als etwas, das ich für Unsicherheit oder Desinteresse hielt. Mittlerweile kann ich nicht dankbar genug sein, dass mir ein fränkischer "Dampfplauderer" erspart geblieben ist :icon_lol: Er sagt etwas, wenn es etwas zu sagen gibt, sein Humor ist feinsinnig, aber nie kränkend und ich mag es, dass seine Worte dadurch an Gewicht für mich gewinnen. Denn wenn er nix sagt, sondern nur durchdringend schaut, gilt für mich -> :sofa: schnell weg hier, oder es gibt eine Schell'n :kopfnuss:

      Im Ernst, eine gewisse Schüchternheit, eine fast schon altmodische "vornehme Zurückhaltung" ist es, was ich mit einem feinem, einem seiner selbst gewissen Dominanten verbinde.
      Das ist auch etwas, was ich bei einem ersten Zusammentreffen oft denke. Da sitzt mir jemand gegenüber, von dem habe ich zum Beispiel schon etwas von Dritten gehört oder im beruflichen Umfeld schriftlich Kontakt gehabt. Und dann sehe ich diese Person echt und in Farbe. Es ist so angenehm, wenn der / die Jemand freundlich, interessiert und durchaus lustig auf mich zugeht. Aber Grobheiten und den berühmten Bogen überspannen bewirken, dass bei mir der "Stopsel draufgeht" und ich einen inneren Rückzieher mache. Wenn ich dann meinen Mann frage, sind wir uns hier auch nahezu immer einig. Daraus folgere ich, dass ein lauter Mensch einen leisen nicht beeindrucken kann :yes:

      So ergeht es mir übrigens nicht nur mit Männern, oder im BDSM-Kontext. Meine Schwester, meine Hausärztin oder submissive Frauen, die zu einer Vertrauten geworden sind, strahlen auch so etwas aus. Darum liebe ich die wohl genauso, und höre sehr auf ihre Meinung :rolleyes:
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.

      verbero schrieb:

      Von Außen her würde keiner auf die Idee kommen, dass ich der dominant/sadistische Part bin.
      Jemand sagte einmal zu mir: "Dabei siehst Du so harmlos aus" :)

      In den seltenen Situationen, in denen ich mich (einem Nicht-BDSMler gegenüber) oute, erlebe ich immer wieder dieselbe Situation: "Du lässt Dich auspeitschen?"
      (Eben das typische Klischee) :)
      Und ich das dann geradestelle: "M o m e n t… ich bin derjenige, der…"
      (DAS Gesicht ist dann Gold wert) :)
      @verbero ich habe gerade so lachen müssen.
      Das mit dem "harmlos" aussehen und somit ergo auch überraschender Weise als submissiv verkannt zu werden, kommt mir sehr bekannt vor. :yes:
      Doch je länger man mich kennt, umso besser können die sehr bestimmten Züge gut erkannt werden (auch wenn ich nicht im Dom-Modus bin)...

      Mit deinem Beitrag kann ich mich gut identifizieren. :thumbsup:
      Mein Wunsch sei Dir Befehl...
      Hallo,


      ich erkenne mich da ganz gut wieder. Ich bin immer vor einem ersten Treffen (und auch 2./3.) ziemlich nervös und etwas zurückhaltend (vielleicht spielt auch meine norddeutsche Art eine Rolle ;) ). Aber sobald wir mit dem Spiel beginnen und nach ein paar Treffen, legt sich das bei mir irgendwann.

      Ich habe zudem das Problem, dass ich nicht so viel oder ausführliche schreibe, z.B. im Forum o.ä., ich interagiere immer lieber direkt mit den Menschen. Daher gestaltet sich oft die erste Kontaktaufnahme etwas schwierig, da ich nie weiß was ich schreiben soll :D
      Spannendes Thema vor allem weil ich es ein bisschen als s/w empfinde ....
      "Laut ist gespielte Dominanz, leise ist die Wahre" - ich habe es jetzt absichtlich etwas überzeichnet.

      Dorion schrieb:

      Ich bin mittlerweile davon überzeugt, daß dominate Personen eher ruhig und zurückhaltend sind, als selbst lautstark in den Mittelpunkt zu drängen.

      Ich bin davon überzeugt, dass ein dominanter Mensch einfach authentisch ist ob nun in laut oder in leise.
      Keine Rolle zu spielen, natürliche Dominanz mache ich eher an einer gewissen Souveränität fest, ob der Mensch dabei ein temperamentvoller und lauter oder ein zurückhaltender und leiser ist finde ich dabei nicht wesentlich. Beide Varianten können für mich Sicherheit wie Unsicherheit sein.

      LucyFire schrieb:

      Ich für meinen Teil habe jedenfalls beschlossen, einfach nicht mehr auf die äußeren Rollenbilder zu achten. Ich bin wer ich bin. Und sehr überzeugend auf meine eigene, nach außen hin leise und zurückhaltende, Art und Weise. Alles andere wäre auch nicht authentisch... Nur reines Schauspiel ...
      Authentisch ist für mich das Schlüsselwort.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Liebe @mirium,

      ich mag hier nicht tiefer in das Thema rein, möchte aber mal auf zwei zentrale Begrifflichkeiten in Deinem EP eingehen. Du benutzt dort, vermutlich eher unbewusst, "Schüchternheit" und "Zurückhaltung" weitgehend synonym. Ich erlebe diese aber differenziert:

      Schüchternheit ist eine "passive" Eigenschaft, die man als Person nur schwerlich kontrollieren kann. Ist sie da, dann ist man quasi "eingeschüchtert" (von einer Person, einer Situation, den Anforderungen oder Erwartungen ...); sie kann dann nur bewusst (aufgesetztes Verhalten) oder unbewusst (ausgleichendes Verhalten) überspielt werden. Man kann aber sehr wohl gegen seine Schüchternheit anarbeiten mit dem Ziel, sie zu verlieren.

      Zurückhaltung ist mE dagegen eine "aktive" Eigenschaft, über die man als Person die Kontrolle hat. "Man hält sich selbst (bewusst) zurück" nicht weil man eine Person, Situation, Anforderungen oder Erwartungen einen dazu zwingen, sondern weil man selbst es so will. Zurückhaltung geht insoweit mit einer innern Souveränität einher, nach außen muss diese noch nicht einmal in Erscheinung treten.

      Das soll aber alles nicht heißen, dass schüchterne Menschen nicht auch dominante Anteile haben können. Eine dementsprechende gar generelle Konnotation würde ich negieren.

      Herr von Rhea schrieb:

      Man kann aber sehr wohl gegen seine Schüchternheit anarbeiten mit dem Ziel, sie zu verlieren.
      Jetzt muss ich mich schon selbst zitieren :dash: , habe aber auch erst im Nachgang gemerkt, warum ich diese Differenzierung vermutlich geschrieben habe:

      Vielleicht sind Übungen in bewusster Zurückhaltung ein Weg, Deine Schüchternheit im Sinne einer"aufgesetzten Verhaltensweise" zu überlagert und dadurch etwas abzubauen?

      "Aggressives" überspielen der Schüchternheit (zB gekünsteltes Rumgedomme) könnte schief gehen, denn das könnte dann wirklich deutlich aufgesetzt, gekünstelt wirken, während bewusste Zurückhaltung Deiner "schüchternen Außenwirkung" erheblich näher kommt, Du erstmal bei Dir bleiben und die Szene besser reflektieren kannst. Allerdings musst Du, im Gegensatz zur Schüchternheit, etwas bewusster, gezielter und fokussierter bleiben (ist aber ja gerade möglicher [An-]Teil einer dominanten Persönlichkeit).

      Hoffe jetzt wirds vielleicht auch ne Hilfe, statt nur semantische Wortglauberei.