SM - auch eine Form von Zärtlichkeit?

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      SM - auch eine Form von Zärtlichkeit?

      Hallo zusammen,

      ich bin eben in Zärtlichkeiten und BDSM. über folgendes Zitat gestolpert:

      Arrico schrieb:

      Ich stelle mir manchmal die Frage in wie weit Schmerz, z.B. der Hieb einer Peitsche ein Streicheln der Seele ist und damit auch eine Form von Zärtlichkeit.

      Ein sehr interessanter und spannender Gedanke, wie ich finde. Er passt auch irgendwie zu meinem Empfinden, aber ich habe trotzdem keinen Ansatz es genauer zu erklären.

      Wie denkt ihr darüber?

      Liebe Grüße
      Birdy
      Für mich ist SM nicht zart und ich sehe darin auch keinen Akt bei dem ich die Seele streichel.

      SM ist das Zufügen oder Erhalten von Schmerz und bei richtiger Dosis, Veranlagung und Setting kann es etwas sein, dass beiden Seiten große Freude bereitet. Was man daher sagen könnte wäre, dass es eine Form der Liebkosung/Intimität ist. Keine die Dritte vielleicht als solche erkennen werden aber bei Intimität geht es ja gerade nicht um Dritte sondern das Zusammenspiel allein der Beteiligten, was durchaus auch starke emotionale Gefühle hervorrufen kann.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich halte es hier wie Gentle.
      SM hat für mich weder aktiv noch passiv etwas mit Zärtlichkeit zu tun.
      Es kann Schranken öffnen, befreiend sein und intensiv, eine unglaubliche Vielfalt aufweisen, aber ich empfinde es nicht als "zart".

      Was ich sagen kann ist, dass eine Variation von Schmerz und zärtlichen Berührungen einen Kontrast schafft.
      Eben dieser Kontrast lässt uns den Unterschied erkennen und vielleicht kann man es umso mehr schätzen aufgefangen zu werden, wenn man zuvor Härte spürt.
      Der Schmerz öffnet etwas, es reduziert zumindest mich auf wenige Empfindungen und macht mich auf eine angenehme Art schwach.
      Angenehm, weil ich den Moment mit jemandem teile, dem ich sehr vertraue. Diese Schwäche gibt meinem Gegenüber die Chance mich durch Zärtlichkeiten viel tiefer zu erreichen - das ist es was mich nahbar macht, was mich berührt und nicht der Schmerz an sich.
      SM ist für mich in keinster Weise eine Art von Zärtlichkeit. Wenn ich mich nach einer Session sehne und gezüchtigt werden möchte tue ich das auch nicht mit dem Wunsch Zärtlichkeiten zu erfahren - das passt für mich nicht zusammen. Ich habe bereits Beziehungen geführt, in welchen es nur um das Erfüllen der "Gelüste" ging, ohne darauffolgendes kuscheln , ein nettes Wort - manchmal auch ohne nur eines weiteren Blickes gewürdigt zu werden. Reduziert auf das eigentliche, das zufügen und ertragen von Schmerz, Pein und Erniedrigung - hat es meiner Meinung nach nicht viel mit Zärtlichkeit zu tun.
      Reiner SM hat meines Erachtens nach je nach Auslegung schon etwas mit Zärtlichkeit, aber vor allem mit Hingabe, Innigkeit und Leidenschaft von beiden Seiten zu tun. Bei einem Quickie ist man auch nicht immer supersanft, oder? Egal ob BDSM Elemente eine Rolle spielen oder nicht.
      Vielleicht ist es für reine Masochisten/ Sadisten eine Art Zärtlichkeit und sie können diese mit verschiedenen Praktiken ausdrücken und definieren es so, das kann ich nicht zu 100 % beurteilen.Da ich auch masochistisch und sadistisch veranlagt bin weiß ich daß manche leicht schmerzhaften Spielarten eine gewisse Form von Zärtlichkeit für mich darstellen ( z.B. " Liebkosung" mit dem Nadelrad, mäßige Schläge mit Hand und/oder diversen Spankinginstrumenten) , man muß ja nicht gleich die Haut blutig schlagen. Auch spricht man ja von Lustschmerz, bei echten Masochisten allein nur durch Schlagen etc. zu erzielen, auch für diese Menschen ( mich) ebenso ein Ausdruck von Zärtlichkeit ?!
      BDSM ist so komplex ,vielschichtig und facettenreich, bestimmt existieren Menschen die Zärtlichkeit einzig so erklären weil sie es brauchen.
      Ganz ohne zärtlich Berührung geht es bei mir persönlich nicht, gerade bei Beginn eines Spiels. Im Verlauf kann es dann ruhig härter zur Sache gehen. Ich denke, es ist wahrscheinlich auch stimmungsabhängig bei manchen inwieweit Zärtlichkeit noch involviert ist, ist zumindest bei mir so.
      Vertrauen und Achtung, das sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe,
      ohne welche sie nicht bestehen kann,
      denn ohne Achtung hat die Liebe keinen Wert und ohne Vertrauen keine Freude.
      Der Hieb mit dem Rohrstock an sich ist zwar keine zärtliche Berührung des Körpers...... der Effekt im Ganzen betrachtet, kann jedoch als zärtliche Berührung der Seele empfunden werden.

      Ich denke der Antrieb und die Ausprägung Schmerz zu empfange ist so vielfältig, dass es nicht eine richtige Antwort gibt.
      Wie vieles einfach zu individuell.

      Ich versuche es einmal besser zu beschreiben :

      Mein Antrieb z.B. liegt im Ds, reines SM spricht mich persönlich nicht an. Mit der Tiefe des Ds in einer Session wächst für mich die Schmerzlust. Beides in Kombination führt bei mir dazu, dass ich die Erfüllung der Schmerzlust auch als Liebkosung der Seele empfinde.
      Ds und die notwendige Nähe dafür geben mir Freiraum mich fallen zu lassen, SM intensiviert, fängt mich auf und gibt mir Halt.
      Indem ich beides zulasse, offenbare ich meine inneren, "nackten" und verletzlichen Anteile..... gesehen und dementsprechend achtsam und liebevoll "behandelt" zu werden, auch mit Zufügen von Schmerz, ist für mich gleichzeitig zärtliche Berührung der Seele.

      :pardon:
      SM - eine Form der Zärtlichkeit? Gute Frage @nightbird .. :) für mich jetzt nicht einfach zu beantworten.... 8| ?(
      Zum einen ja... weil es mein Innerstes berührt... weil nur ein einziger Mensch, das an mir und mit mir tun darf...
      Zum anderen nein...es ist bei mir zum Teil tagesformabhängig, auch abhängig davon, welches Schlagwerkzeug benutzt wird.

      Schwierig :gruebel: habe ein bißchen Schwierigkeiten, verständliche Worte dafür zu finden.
      Es gibt eben auch Schmerzen, die ich in einer Session alles andere als lustvoll empfinde, bei Straf-Schläge z. B.
      Aber das Gefühl danach (wenn ich meine Verfehlung quasi abgearbeitet habe...eine bessere Beschreibung fällt mir jetzt nicht ein :pardon: )
      hat dann wieder ganz viel mit Zärtlichkeit zu tun.
      Hoffe, das meine Empfindungen dazu einigermaßen verständlich sind.
      Nachdem ich deinen ET gelesen habe, @nightbird, dachte ich sofort: "Nein, ist es nicht.
      Dann habe ich gegoogelt und fand das:
      1. starkes Gefühl der Zuneigung und damit verbundener Drang, dieser Zuneigung Ausdruck zu geben; das Zärtlichsein
      2. zärtliche Liebkosung
      3. (gehoben) Fürsorglichkeit
      Und schon war ich mir nicht mehr sicher!
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Ich fange schon an zu grübeln bei der Feststellung: was ist denn "der" SM? Hat nicht da schon jeder seine ganz individuelle Sicht und sein eigenes Erleben und Ausleben?

      Für mich ist jedenfalls das, was zwei Menschen bei ihrem Ausleben miteinander tun die innigste und tiefste Form von Intensität und Seelenkontakt. Ein Wechselspiel von Zart und Hart, das Zufühen von Schmerz und gleichzeitigem Lustbereiten ist eine Melange, die für mich reines Streicheln als Ausdruck von Zärtlichkeit weit übertrifft. Es fühlt sich für uns zumindest weit inniger und tiefergehender an als zarter Körperkontakt wobei es den durchaus auch gibt. :love:
      Eine Sub kann himmlisch lachen, göttlich verwöhnen und Paradiese schenken dem, den sie liebt :saint:
      Wie schon beschrieben ist das auch für mich eine schwierige Frage. Sannisa und DomMacherin hat es nach meinem Gefühl recht gut beschrieben. Sie ist mit nein zu beantworten wenn ich die Sache vor allem auf den Körper beziehe. Ich würde sie aber mit Ja beantworten wenn ich den Körper nicht mehr so im Focus sehe, die Dinge zusammen rücken, die Seelen verschmelzen, zusammen geschmiedet werden möchten.

      Für mich ist das Spiel mit der oder dem Sub ein Spiel bei dem mir der Körper in vollstem Vertrauen übergeben wird. Früher oder später habe ich die Verantwortung darüber zu tragen, vor allem wenn er gefesselt ist und sich nicht mehr wehren kann. Doch eigentlich sind das für mich "erst mal" nur Randbedingungen die den Einstieg leichter machen, auf beiden Seiten. In der wahren Session muss ich meine Sub sehr genau kennen. Was kann ich ihr zumuten, was nicht. Wie weit kann ich gehen, wann wird es zu viel des Guten. Verletze ich diese beiden Grenzen, egal ob es die obere oder die untere ist, dann fällt meine eigene Lust wie ein Kartenhaus zusammen. Das hat jetzt erst mal nichts mit Zärtlichkeit im üblichen Sinne zu tun, aber durchaus mit Einfühlungsvermögen, was für mich auch eine Form der Zärtlichkeit ist.

      Ok, das alleine ist keine Erklärung dafür, dass es sich dabei um eine Form von Zärtlichkeit handelt. In der Session jedoch sind wir beide völlig abgetaucht. Die Schmerzen der Peitsche oder anderer Instrumente werden jetzt oft genug nicht mehr als Strafe empfunden, außer sie sind bewusst als Strafe angesetzt. Das Streicheln, welches ja auch im richtigen Maß sein sollte, rückt Stück um Stück näher an die Wirkung einer Peitsche etc. heran. Es passiert mir sogar, dass ich von meiner Sklavin hellauf begeistert bin, fasziniert davon was sie in mir bewirken kann, sie lobe und dabei einen Hieb der Reitgerte setze. Ich unterstreiche, ich streichle sozusagen mit dem Hieb der Peitsche mein Lob, das für mich durchaus etwas mit Zärtlichkeit zu tun hat. Spürst Du es wie sehr ich von Dir begeistert bin möchte ich damit sagen, weil das in dem Moment die stimmigste Art ist ihr das mitteilen zu können. Diese Zärtlichkeit ist für die Seele gedacht, der Körper dient nur als Vermittler zu ihr.

      Die Seele unterscheidet meiner Meinung nach nicht anhand anerzogenen Verhaltensweisen ob etwas richtig oder falsch ist. Es interessiert sie nicht was die Gesellschaft dazu denkt, welche Regeln sie dafür aufgestellt hat. Für sie kann ein leichter Handstrich, ja sogar ein falsches Wort im falschen Kontext entwürdigend, vernichtend und demotivierend sein. Anders herum kann sie mit einem satten Peitschenhieb sehr gut umgehen wenn ihr danach ist, wenn sie spürt, dass es ihr gut tut. Wenn sie Lust daran hat sich vom Körper ein Stück weit abzukoppeln um sich in die gedankliche Freiheit führen zu lassen, die Grenzen zwischen der einen Form von Zärtlichkeit und der anderen Form nicht mehr klar zu trennen sind, dann ist vielleicht die Zeit für diese Art der Zärtlichkeit gekommen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Arrico ()

      Eigentlich ganz einfach, lebe ich mei SM um mich selbst zu befriedigen oder lebe ich mein SM um meinen Sub zu befriedigen......ersteres dürfte wenig mit Zährtlichkeit zu tun haben, letzteres bedeutet liebe, Unterordnung und sehr viel zärtlichkeit um dem Sub das zu geben was er genau braucht......ich gehe die zweite Version und streichle, beschütze und liebe meinen Sub. Daher sehe ich Zärtlichkeit als absoluten SM kick und SM ohne Zärtlichkeit würde für mich unmöglich sein.
      Das allererste was mir einfiel, als ich das Zitat las, war dass es viele Schmerzarten gibt, die als brennend empfunden werden. Ich bin kein Masochist, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Gefühl des "Brennens" ein Gefühl der Wärme gibt. Und kann dieses Gefühl der Wärme und der Zuwendung, die man dabei erfährt nicht auch als Streicheln der Seele empfunden werden?
      SM bedeutet für mich das zwei Menschen nicht nur ihre Leidenschaft zusammen ausleben, sondern sich besten Falls gegenseitig erfüllen und ergänzen und das ist zumindest mMn. so ziemlich die intimste und intensivste Art Zärtlichkeiten auszutauschen.

      Es bleibt sicher dennoch eine "besondere" Form der Zärtlichkeit, doch ein noch so sanftes Streicheln kann im falschem Moment auf der Haut brennen. Wohingegen ein Hieb mit dem Gürtel im richtigem Moment mehr Zärtlichkeit bedeuten kann als eine Umarmung, eben weil es das ist was ich brauche, was ich genieße...
      Als reine Masochistin möchte ich mich auch mal zu diesem sehr interessanten Thema äußern:

      Es ist für Nicht-Masochisten vielleicht schwer uns zu verstehen, aber das Schlagen mit der Peitsche stellt für mich in der Tat sogar eine sehr intensive Form der Zärtlichkeit dar. Es ist für mich absolut nichts negatives, wenn ich von meinem Mann geschlagen werde. Ich muß auch den Schmerz nicht in Lust umwandeln, wie ich hier im Forum bei anderen Subs häufig lese.

      Nein, der Schmerz, den mein Mann mir gibt, ist Lust.

      Wenn die Peitsche meinen Körper umschlingt und die Enden schmerzhaft in Brust, Rücken, Po oder Oberschenkel beißen ist das ein sehr inniges Gefühl der Liebe und Verbundenheit und ja, auch der Zärtlichkeit.

      Ich empfange den Schmerz nicht für meinen Mann weil ich seine Sub bin und er mich gerade schlagen will. Nein. Er schlägt mich weil er mich liebt und wir beide das brauchen.

      Das Schlagen mit der Peitsche oder auch mit Rohrstock oder Gerte ist unsere Form, Zärtlichkeiten auszutauschen und unserer Liebe Ausdruck zu verleihen, so wie andere sich küssen oder streicheln.

      Klingt komisch, ist aber so ;)
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Interessanter Ansatz... Allerdings ist SM nunmal nicht zart... Der Seele tut es sicher gut, das will ich gar nicht abstreiten. Und ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie man sagen kann, es würde die Seele streicheln.
      Vielleicht kommt die "Zärtlichkeit" dadurch, dass Dom nicht zu fest haut, sondern die schläge wohldosiert und die richtigen Stellen trifft. Er kann ja nicht einfach draufklopfen, wie auf ein Schnitzel. Es erfordert Hingabe und Empathie von Top, dass Bottom die Schläge auch genießen kann. Und ich denke, dass ist auch die Zuneigung, die die Seele streichelt. Hingabe, Leidenschaft, Empathie usw. können durchaus als Zärtlichkeit empfunden werden. Und wenn man den körperlichen Schmerz außer Acht lässt, bleibt eben noch genau das.

      Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, denke ich schon: SM ist durchaus eine Form der emotionalen Zärtlichkeit.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)