Demut - Was ist das?

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      Ich habe ein interessantes Zitat zu dem Thema gefunden:

      "Die Demut ist oft nichts anderes als eine vorgespielte Unterwerfung, um andere zu unterwerfen.
      Ein Kunstgriff des Stolzes, der sich erniedrigt, um sich zu erhöhen."
      (Francois de La Rochefoucauld, 1613-1680, franz.Schriftsteller)
      Das Zitat hat etwas wahres an sich liebe Gast 125 :-). Doch lässt es auch zum überlegen anregen. Wenn ich mir die Zeit anschaue , da es verfasst wurde, war klar die Demut etwas, was man seinem König oder ähnlichem entgegen bringen musste. Doch wenn ich es in die heutige Zeit transportiere und gerade in den Raum BDSM würde es ja bedeuten, das die Sub die sich der Demut ergibt, beim Dom eine Erhöhung erzeugen will. Im Regelfall macht sie es ja dann auch aber ob es immer so gewollt ist, das ist eine andere Frage ;-).

      lieben Gruß Epi

      Gast 125 schrieb:

      Ich habe ein interessantes Zitat zu dem Thema gefunden:

      "Die Demut ist oft nichts anderes als eine vorgespielte Unterwerfung, um andere zu unterwerfen.
      Ein Kunstgriff des Stolzes, der sich erniedrigt, um sich zu erhöhen."
      (Francois de La Rochefoucauld, 1613-1680, franz.Schriftsteller)

      Wobei das im historischen Kontext wohl auch auf die Figur der Captatio benevolentiae rekurrieren dürfte, also in einer gewissen Tradition steht.
      @Books, und was ist nun Demut nach Deinem Verständnis? Das war ja die Ausgangsfrage.
      Wenn ich Dich richtig verstehe, ist Gehorsam die Bedingung für Demut und Demut die Bedingung für Hingabe. Eine Definition ist das aber noch nicht. Wodurch unterscheiden sich die drei in Deinem Verständnis voneinander?
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Books schrieb:

      Möchtest du nun die Unterschiede zwischen Gehorsam, Demut und Hingabe wissen?

      Dominantseptakkord schrieb:

      Wodurch unterscheiden sich die drei in Deinem Verständnis voneinander?
      :pardon:


      Books schrieb:

      Sind die Begriffe unklar?
      Ich habe schon eine eigene Vorstellung davon, was die Begriffe jeweils bedeuten, aber eine allgemeingültige Definition gibt es sicher nicht. Drum ja:

      Dominantseptakkord schrieb:

      was ist nun Demut nach Deinem Verständnis? Das war ja die Ausgangsfrage.

      Gast 125 schrieb:

      Mich würde mal eure Interpretation für "Demut" im Kontex Bdsm interessieren.
      Was bedeutet für euch dieses Wort?
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Silencer schrieb:

      https: //www.chakren.net/chakra/solarplexus-chakra/ Woher nimmst Du diese Information? Interessenfrage, kein Bashing
      Guten Morgen Silencer,
      ich kannte die Seite garnicht. Allerdings bin ich auch nicht so firm im Internet.
      In wie weit die Seite korrekt ist, kann ich dir nicht sagen, weil ich sie nicht überprüft habe.
      @Mirjam81 ist da besser geeignet als ich in dem Zusammenhang.
      Mirjam weiß wesentlich mehr als ich und kann es hervorragend formulieren, ich wirke oft plump beim formulieren, dabei bin ich nur sehr direkt und wenig diplomatisch.

      Zitat( solarplexus-chakra):
      Ein großes Thema des Solarplexuschakras ist Macht und Kraft – im besten Fall in Form von Selbstbewusstsein, Klarheit, Integrität und Handlungsfähigkeit als Person.
      Mit dem Thema der Kraft und Macht zusammen hängen Themen wie Selbstdisziplin, Integrität und Belastbarkeit, aber auch Schattenseiten wie Wut – Ausdruck eines Gefühls von Machtlosigkeit – Manipulation und Dominanz.

      Ich finde der oben zitierte Satz lässt den Begriff der Demut erkennen.

      Woher ich die Information nehme? Ich erfahre sie. Es gibt Momente in denen ich das erlebe, wenn Mirjam mit mir durch die Chakren geht, dann erlebe ich in jedem Chakra die gleichen Bilder und Emotionen,
      ab und an kommen neue Bilder und Emotionen dazu.
      Für weiter gehende Antworten dazu, markiere ich @Mirjam81, sie ist geeigneter Dir die Fragen zu beantworten.

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      Ich weiss nicht, ob es jetzt OT ist, kann ich meine Gedanken doch nicht nur explizit auf den BDSM-Kontext beziehen.

      Für mich ist Demut eine Geisteshaltung, verbunden mit viel Dankbarkeit und Vertrauen.

      Das kann sich auf das Leben beziehen, oder auch auf einen Menschen.

      Sich in Dankbarkeit einer Führung anvertrauen, im Vertrauen darauf, dass nichts ohne Grund passiert und alles gut wird.

      Das impliziert für mich nicht die Abwesenheit von Selbstverantwortung, noch Selbstaufgabe.

      Im Gegenteil die Möglichkeit, dass, was kommt, als Geschenk zu betrachten, sei es nun sprichwörtlich, oder als Möglichkeit, etwas zu lernen, eine weitere Erfahrung zu machen.

      So bietet Demut für mich die Möglichkeit zu wachsen, Dinge anzunehmen und ein besseres Gefühl für mich zu entwickeln...

      Das macht mich nicht zum Ja-Sager, sondern in der Essenz zu jemandem, der lernen möchte...und letztlich darüber ein besseres Gefühl für sich entwickelt, was für einen gut ist...und was nicht.
      Bei einer Frage nach der Bedeutung von Demut im Kontext von BDSM ist es natürlich erstmal hilfreich, allgemein die Bedeutung von Demut zu geben, und danach die Anwendung des Begriffs auf den Bereich BDSM zu betrachten.

      Begriffe - um es erstmal allgemein zu beschreiben, weil es in der Erörterung des Begriffs Demut schon im Verlauf dieses threads unterschiedliche Herangehensweisen gab - werden erstens horizontal in Abgrenzung zu anderen, sinnverwandten Begriffen definiert, so wie es books getan hat, die Demut im Kontext von Gehorsam und Hingabe ansieht und diese in einen kausalen Zusammenhang gebracht hat, wobei sie den Gehorsam als Vorläufer und die Hingabe als Folge der Demut gesehen hat.

      Zweitens kann man einen Begriff etymologisch betrachten. Demut ist aus dem mittelhochdeutschen deoghmuot abgeleitet, dabei bedeutet deogh “Knecht” und “-muot” beschreibt die Ebene der Empfindungen. So gibt es Hochmut als mögliches Gegenteil von Demut, und das “Gemüt” ist der Sitz der Empfindungen. Es gibt in der horizontalen Begriffsebene von Empfindungen neben Demut und Hochmut auch Kleinmut, Großmut, Anmut, Übermut, Unmut, Langmut, Gleichmut, Wehmut, Einmütigkeit und Mut, welcher die Abkürzung von Wagemut ist. Generell ist mir ... zumute, oder eine bestimmte Aussage oder Handlung bewertet man als Zumutung, was sagt, dass man das so nicht mitempfinden möchte. Aus dieser zweiten Betrachtungsebene ergibt sich bezüglich der Demut eine hierarchische Unterordnung unter den Begriff der Empfindungen. Damit ergibt sich das Problem, dass man auch den Begriff der Empfindung definieren muss, sonst bleibt ein erheblicher Teil der Bedeutung im Dunklen. Die angeführten Empfindungen haben nun eines gemeinsam: sie sind nicht nur reine “Gefühle”, sondern beschreiben auch Haltungen. Haltungen drücken sich unter anderem tatsächlich in der Körperhaltung oder der Art der Bewegung aus. So wird Hochmut mit dem erhobenen Kopf oder der hoch erhobenen Nase und Demut mit dem gesenkten Kopf oder gesenkten Blick assoziiert, wo sich im Bereich BDSM eine direkte Anwendung findet, wie ja auch schon beschrieben wurde. Die Haltung des Knechts (deogh) ist die dessen, dass er tut was ihm angewiesen wurde. Aus wiederholten Taten werden Gewohnheiten, und aus Gewohnheiten entsteht eine generelle Bereitschaft, bestimmte Empfindungen eher anzunehmen und einzunehmen als andere, was man als Charaktereigenschaften beschreibt. So entsteht tatsächlich aus wiederholtem Gehorsam Demut in kausalem Zusammenhang. Geisteshaltungen kann man daran erkennen, dass sie eine Art Filter im Bewusstsein erzeugen. Wer wirklich demütig ist, wird nicht auf die Idee kommen zu widersprechen. Die Empfindung der Demut blockiert dann entsprechende Gedanken schon im Ansatz.

      Drittens ist ein Begriff in seinem Anwendung auf verschiedene Situationen und Ebenen beschreibbar. So wie Kinder zb im allgemeinen gehorsam sind, aber wenn Besuch kommt, erstmal wieder ausgetestet wird, ob die Benimmregeln denn auch für die Besuchssituation gelten. Das bedeutet nicht, dass sie generell ungehorsam sind, nur noch nicht im Gehorsam in dieser Situation geübt sind. Das wäre ein Beispiel für eine situationale Ausweitung von Gehorsam, dasselbe gilt aber auch für Demut, und findet leichte Anwendbarkeit im Bereich BDSM...

      Aber auch verschiedene Ebenen der Demut sind unterscheidbar. Eine Ebene ist der buchstäbliche Gehorsam, der aber von einer widerwilligen Geisteshaltung getragen sein kann. Es ist auch demütig zu sagen “ja, mache ich gerne”, und es dann aber nicht zu tun, also auf der verbalen Ebene demütig, auf der Handlungsebene aber ungehorsam und damit automatisch auch nicht demütig, sondern widerspenstig oder gleichgültig oder provokant oder anderes. Auf eine weitere wichtige Ebene der Demut wird schon in der Bibel hingewiesen: “...und wenn ihr alles vollbracht habt, dann [seid nicht stolz, sondern] sprecht: ‘wir sind unnütze Knechte’”. Wer also in gehorsamer Haltung und demütiger Empfindung handelt und hinterher stolz ist, ist noch nicht wirklich demütig.

      Generell ist die Geisteshaltung eines Knechts so, dass er weiß, dass er nicht der Herr ist, sondern eben der Knecht. Er kennt also seinen Platz. Er kann ihn auch nicht von alleine verlassen, das ist im Situationsskript von Knechtschaft nicht enthalten. Es gibt Knechtschaft auf Zeit (wie zb Wehrdienst) oder auf Lebenszeit. So gibt es im Bereich BDSM auch Sessions, in denen Demut gelebt wird, oder 24/7 Szenarien bis hin zu TPE und CIS.