Erfahren ohne Kontakt zu anderen?

      dag schrieb:

      Noch einmal zum Thema Erfahrung. Ich finde schon, dass Erfahrung wichtig ist. Man(n), Dom oder so sollte schon sein Handwerk beherrschen. Das geht einher mit Verantwortung.
      Finde ich nicht. Ich würde mich einem Dom mit wenig Erfahrung lieber anvertrauen, der sich seines geringen Erfahrungsschatzes bewusst ist, als einem, der mit Erfahrung prahlt. Mir sind Empathie und Einfühlungsvermögen definitiv wichtiger und somit Grundvoraussetzung als die sogenannte Erfahrung, die man schlussendlich nicht wirklich an etwas festmachen kann.
      Verantwortung sehe ich ebenfalls nicht einhergehend mit Erfahrung, das hat für mich keinen Zusammenhang. Verantwortungsvoll ist jemand, der sich seines Wissenstandes bewusst ist und entsprechend handelt. Das kann ohne weiteres auch jemand mit wenig oder sogar keiner praktischen Erfahrung sein.


      Zum Eingangspost, um Erfahrungen zu machen, braucht's eigentlich "nur" einen Partner, mit dem man das ausleben kann.

      Wir haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
      ~ Mario de Andrade :coffee:
      @dag und @Feuerpferd

      In Österreich gabs vor so etwa 30 Jahren ein Kontaktmagazin. Der Name fällt mir leider nicht mehr ein. Ich hatte das mal in der Hand, als Teenager, und irgendwer hat mich auch drüber aufgeklärt was die diversen Codes bedeuten. (Das war auch meine erste Begegnung mit SM. Hab ich aber dann irgendwo in meinem Archiv abgelegt und vergessen.) Na jedenfalls war das eine Möglichkeit verwandte Geister zu finden.

      Wir probieren uns gerade aus und basteln an unserem eigenem BDSM. Und Austausch mit realen Personen wollen wir keinen. Mein Mann ist nicht mal im Forum. Unsrre Erfahrungen ist noch nicht so groß, aber ich hoffe das wird noch :D . Also nein, nicht jederbraucht oder will, den Austausch.
      Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.
      Ödön Horvath

      dag schrieb:

      Noch einmal zum Thema Erfahrung. Ich finde schon, dass Erfahrung wichtig ist. Man(n), Dom oder so sollte schon sein Handwerk beherrschen. Das geht einher mit Verantwortung.
      Wie soll das denn funktionieren? Wenn Handwerk beherrschen die Voraussetzungen ist, dann ist anfangen und lernen nicht möglich... :pillepalle:

      Ich sehe BDSM nicht als Handwerk, das man "kann". Sondern als dauernden Lernprozess, lebenslang. Es geht nicht darum, was zu können, sondern Erfahrungen zu machen und sich so weiter zu entwickeln. Und das hängt nicht nur von einem selber ab, sondern auch vom (ggf. jeweiligen) Partner.
      "I don't exist when you don't see me
      I don't exist when you're not here"
      natürlich wird niemand sofort 20 Jahre Erfahrung haben , will ich aber beispielsweise als Ropebunny Hängebondage ausprobieren ist jemand mit Erfahrung besser, geht es "nur" um die Handschelle am Bett dann geht auch jemand Unerfahrenes. Und so kann man das denke ich schon auch auf andere Bereiche übertragen. Es geht ein wenig darum,dass es Subs gibt die im Kopf haben gleich in ein TPE ähnliches Gebilde einzusteigen , dass sollte evtl dann eher von einem erfahrenen Top gemacht werde, was natürlich nie eine Garantie sein kann.

      Nom_de_guerre schrieb:

      <--- Hier ist ebenfalls eine, die keinen Kontakt zur Szene hat. Und diesen bisher auch nur selten vermisst hat.
      Ich schließe mich denjenigen an, die betont haben, dass es sehr wohl möglich ist, erfahren zu sein, ohne Kontakt zur Szene zu haben. Wer hat mehr Erfahrung: derjenige, der seit 2 Jahren zu jedem Stammtisch auftaucht, regelmäßig zu Parties geht - aber immer noch Single ist und sich auf sein Kopfkino beschränkt... Oder jemand, der seit 2 Jahren in einer BDSM-geprägten Beziehung lebt und innerhalb dieser Beziehung einfach das macht, was beiden Spaß bereitet.

      Das heißt allerdings nicht im Umkehrschluss, dass sich hinter einer derartigen Kontaktanzeige wirklich so jemand verbirgt; da können auch andere Absichten dahinterstecken. Wäre ich auf der Suche, dann wäre ich bei einer derartigen Anzeige eher vorsichtig - als Frau und Bottom ist man eben in einer tendenziell verletzlichen Lage. Genauso wäre ich mir aber für einen "Szene-Hengst" zu schade, der alles abgreift, was an Frischfleisch auftaucht. Auf Initiationsriten dieser Art hätte ich keine Lust.

      Was sich mir gerade noch als Frage aufdrängt: Warum geht man überhaupt auf einen Stammtisch? Über BDSM wird ja, zumindest den Beiträgen weiter oben nach zu urteilen, eher am Rande geredet. Zur Partnersuche scheint es auch eher nicht zu taugen; zumindest habe ich das hier schon öfter so gelesen. Es mag ein Zusammentreffen von ähnlich gepoolten Menschen sein - aber mit einer DSlerin, einem männlichen Sub oder einem Sklaven hat mein Mindset wohl eher wenig zu tun; die spielen anderes als ich.
      Und selbst wenn - wäre das eine Ansammlung von Menschen, die erst mal nichts mit mir gemeinsam hat als eine sexuelle Neigung. Das alleine bedeutet ja erst mal nichts; man kann trotzdem grundverschieden und sich unsympathisch sein.
      Wozu also das Ganze?

      Edith sagt: das ist keine Provokation und auch nicht böse gemeint; im Gegenteil - mich interessiert das einfach. Es gibt auch auch vom Forum aus organisierte Stammtische, ich würde mich wirklich darüber freuen, wenn mir das mal jemand näher bringt - es muss sich ja für die Stammtischbesucher lohnen, sonst würden die das ja nicht machen :)
      Ich denke bei den normalen Stammtischen geht es vor allem darum sein soziales Netzwerk, das man sich ja ein wenig aufbaut in so einem Forum auch mal real kennen zu lernen, die Gesichter zu sehen und die Menschen hinter den Nicks nochmal anders wahrzunehmen. Das ist wie ein bisschen Schulklassentreffen, man hat zwar noch über soziale Netzwerke egal welcher Art Kontakt aber trotzdem freut man sich (oder auch nicht) dann mal zusammen zu sitzen und über Gott und die Welt zu reden, vielleicht auch über die Schulzeit aber eher doch über das Leben im Allgemeinen.
      Also würde auch sagen das man "erfahren" sein kann ohne Szene Kontakte und Stammtische.

      Man kann mit seiner Sub erfahren sein sollte aber sich selbst eingestehen sollte man diese wechseln aus welchen Gründen auch immer fängt man bei 0 an denn man muss diesen Menschen ja neu kennenlernen ja man hat vielleicht ein Portfolio an Aufgaben und Spielen auf die man zurück greifen kann und ein etwas anderes Selbstbewusstsein sein aber mit dem Menschen ist man unerfahren.


      Warum man auf einen Stammtisch geht wenn es dort gar nicht so um Bdsm geht ist in meinen Augen ähnlich wie @Viva schon geschrieben hat es geht eher darum etwas den Mensch hinter dem Nick kennen zu lernen und vielleicht auch andere Ansichten von ihm zu sehen und so können ja auch gute Freundschaften entwickeln die es auf einem anderen Weg vielleicht so gar nicht gegeben hätte.


      Ich glaube auch jemand der 20jahre bdsm gelebt hat kann trotzdem unerfahren sein wie jemand der es 1 Jahr tut erfahren sein kann. Denn man ist das was man daraus macht ;)
      Das erfahrung an sich sehr wichtig ist würde ich jetzt eher im Bondage Bereich sehen wenn es um eine komplizierte Feselung geht.
      Ist Erfahrung nicht etwas das man "erfährt". Auf Grund von Handlungen oder Begebenheiten.
      Man zieht seine Schlüsse daraus und hat "sich Erfahrung" angeeignet.

      Ich glaube schon, das man dies durchaus "im stillen Kämmerlein" mit seiner Patnerin bewerkstelligen kann.
      Man braucht nicht unbediengt "die Szene" dazu. Finde ich zumindest.

      Die Szene kann inspirieren, einen auf Ideen bringen oder eine andere Sichtweise eröffnen.
      Aber zwingend vorausgesetzt ist sie nicht.
      Meiner bescheidenen Meinung nach.
      Erfahrungen kann man sicher auch so machen ohne das man an Veranstaltungen teilnimmt.
      Erfahrungen tut man in dem man was ausprobiert oder auch sich etwas erliest. Da muss man nicht an stammtischen ec. Teilnehmen.
      Fahrrad fahren erlernt man in der Regel auch alleine ohne das man in einem Club ist um Erfahrungen zusammeln.....

      Es ist nur die Frage ob man sich mit seinen Erfahrungen prallen muss und ich Frage mich immer wie man Erfahrung messen kann ?

      biest35 schrieb:

      Fahrrad fahren erlernt man in der Regel auch alleine
      Fahrrad fahren ist wieder dasselbe wie die Beispiele von Turnschuh: Erlernen des Umgangs mit einem leblosen Gegenstand.
      Bei BDSM hat man jedoch ein menschliches Gegenüber. Deswegen ist auch dieses Beispiel mMn nicht richtig.
      Ich würde es eher mit Fussball vergleichen. Natürlich kann man sich den grds. Umgang mit dem Fussball selbst beibringen, aber richtig spielen geht nur mit anderen.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Ich nehme die Selbsteinschätzung was die Erfahrung angeht auch nicht besonders ernst. In meinen Augen gibt es so ziemlich zwei Zustände: Neuling und Nicht-Neuling

      Mehr kann man in meinen Augen daraus nicht entnehmen (ich gehe mal davon aus, dass er nicht lügt ;) ), denn:
      1. jeder definiert Erfahrung anders
      2. viele unter-/überschätzen sich
      3. was hilft es mir, wenn er Erfahrung mit superharten Sklaven hat und ich ganz zart und sensibel bin (oder anders herum)?

      Feuerpferd schrieb:

      Gehört zum Erfahrensein nicht auch ein gewisser Austausch?
      Du hast ja schon eine Menge anderer Meinung zu hören bekommen. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass Foren und Stammtische nicht unbedingt nötig sind. Wenn man zum Beispiel über jeweils längere Zeit 10 Partner hatte, hatte man ja auch einen gewissen Austausch und könnte erfahren sein, muss aber nicht ;)

      Jemand der über zwanzig Jahre mit genau einer Person gespielt hat (selbst wenn sie fleißig waren), ist in meinen Augen nicht so wirklich allgemeingültig erfahren. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

      Ich finde schon, dass Austausch (egal ob mit vielen Partnern oder bei anderen Gelegenheiten) wichtig ist. Ich bin der Ansicht, dass andere Meinungen und Erfahrungen nötig sind, um sich berechtigt als erfahren bezeichnen zu können. Aber das ist sicherlich nicht jedermanns Ansicht und relativ streng betrachtet.

      Feuerpferd schrieb:

      Mich macht diese generelle Ablehnung von Stammtischen uä immer etwas skeptisch und mißtrauisch.
      Ja, macht es mich auch ^^
      Man hat nicht viele Anhaltspunkte um den anderen zu bewerten, und warum sollte man Stammtische kategorisch ablehnen? :gruebel:
      Ich kann mich ziemlich gut darauf verlassen, dass die dauerhaften Besucher meines Hausstammis halbwegs ungefährliche Personen sind. Sofern sie meine Leiche nicht direkt verschwinden lassen, sind sie nämlich die längste Zeit auf dem Stammi gewesen, wenn sie mutwillig etwas böses mit mir gemacht hätten. Und die Szene hier ist gut genug vernetzt, dass er es zukünftig auch anderswo schwer haben dürfte, Fuß zu fassen.
      Kurz und knapp, man ist raus aus der Anonymität.

      Chloe schrieb:

      Ein Forum oder Stammi Besuch könnte mEn eher dazu führen sich in sogenannten Standards und Definitionen zu verlieren .
      :rofl:
      Nene, das ist eher so eine Forumssache. Hier gibt es wildeste Diskussionen darüber wer sich überhaupt TPEler oder Sklave nennen darf, für die ich kein Verständnis habe. Teilweise richtig beleidigend und abwertend.... ich vermute, dass vieles niemals so ein Drama geben würde, wenn man sich dabei ins Gesicht gucken würde.
      Ich habe seit den zwei Jahren, die ich "in der Szene" bin noch nichts erlebt, was auch nur annähernd an diesen Definitionszwang heran kommt.
      Wenn ich im Sandkasten einen Haufen mit Tunnel durch baue und sage, das ist eine Burg, dann ist es eine Burg. Schon alleine, weils mich glücklich macht :rolleyes:

      Nom_de_guerre schrieb:

      Was sich mir gerade noch als Frage aufdrängt: Warum geht man überhaupt auf einen Stammtisch? Über BDSM wird ja, zumindest den Beiträgen weiter oben nach zu urteilen, eher am Rande geredet. Zur Partnersuche scheint es auch eher nicht zu taugen; zumindest habe ich das hier schon öfter so gelesen.
      (...)
      Wozu also das Ganze?
      So eine schöne Frage!

      Anfangs bin ich hingegangen, weil ich "solche Menschen, die sowas machen" kennenlernen wollte. Ich bin auf drei getrennt organisierten Stammis (gewesen, einen musste ich aufgeben).
      Jetzt gehe ich hin (auf meinen Hausstammi), weil ich dort einige meiner Freunde und alle Szenefreunde treffe. Dadurch, dass der Termin immer am gleichen Tag im Monat ist, können sich den alle freihalten. Zusätzlich lernt man neue Leute kennen. Manchmal sind das welche, mit denen man nach 15 min fertig geredet hat, manchmal sind das ganz ganz tolle Menschen bei denen man hofft, dass sie mit in den Freundeskreis wachsen.

      Ich rede schon (fast immer) über BDSM und Lebensformen und so weiter. Oft sind Männer und Neue zu vorsichtig um das Thema anzusprechen und müssen da bisschen angeschubst werden. Wenn das Thema mal auf dem Tisch ist, dann beteiligen sie sich meistens gerne. Aber es wird halt nur über die Themen geredet, die jemand anspricht, entsprechend gibts da bisschen eine Eigenverantwortung, wenn man das Thema denn will. Es muss natürlich niemand darüber reden.

      Partnersuche ist auf den meisten Stammis explizit nicht erwünscht. Hintergrund ist schlichtweg, dass es keine Partnerbörse werden soll, und offensives geflirte abschreckend sein kann.
      Aber man lernt viele Leute kennen, hat Gelegenheit sich in Ruhe zu unterhalten. Aus Bekanntschaften werden Freunde, aus Freunden vielleicht Partner ;)
      Ich habe meinen Partner auf meinem Hausstammi kennengelernt. Und wir sind keine Ausnahme. Keine beklagt sich, wenn sich Menschen finden. Es soll nur gesittet zugehen.


      Ich hoffe ich habe alle Gründe drinnen, warum ich so gerne dort hin gehe. Und um nochmal den Bezug zu den Erfahrungen herzustellen:
      Für mich sind Stammtisch, aber vor allem Partys und Ähnliches (auf die wir eigentlich jeweils über den Hausstammi gestoßen sind) eine Möglichkeit, Spielarten kennenzulernen, mit den ich sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Für mich trägt das durchaus zu meinem Erfahrungsschatz bei, aber das definiert ja eh jeder anders.
      Stammtische und Foren können ein gewisses theoretisches Wissen vermitteln, nicht mehr und nicht weniger. Wobei die Qualität dessen was vermittelt wird, auch von den Besuchern abhängig ist.
      Erfahrungen kann man nur selber sammeln.
      Persönlich läuten bei mir allerdings die Alarmglocken, wenn mit jahrelanger Erfahrung / Können geprahlt wird.
      Anmerkung:
      Dies ist lediglich meine Meinung und nicht für die Allgemeinheit gültig.

      Feuerpferd schrieb:

      Fahrrad fahren ist wieder dasselbe wie die Beispiele von Turnschuh: Erlernen des Umgangs mit einem leblosen Gegenstand.
      Bei BDSM hat man jedoch ein menschliches Gegenüber. Deswegen ist auch dieses Beispiel mMn nicht richtig.
      Ich würde es eher mit Fussball vergleichen. Natürlich kann man sich den grds. Umgang mit dem Fussball selbst beibringen, aber richtig spielen geht nur mit anderen.
      Wenn Du schon weiterhin Haare spalten möchtest, gerne. Fußball ist ein Mannschaftssport, BDSM nicht unbedingt. Wie wäre es mit Tischtennis? Da braucht es zwei und es geht prima ohne Clubs, Stammtische etc.

      Jetzt höre ich aber auch wirklich auf mit Beispielen. :D

      Rehlein schrieb:

      Ich nehme die Selbsteinschätzung was die Erfahrung angeht auch nicht besonders ernst. In meinen Augen gibt es so ziemlich zwei Zustände: Neuling und Nicht-Neuling
      Diese Einteilung ist gut. Finde ich. :thumbup:


      Rehlein schrieb:

      Mehr kann man in meinen Augen daraus nicht entnehmen (ich gehe mal davon aus, dass er nicht lügt ), denn:
      Ich glaube die meisten tun dies nicht einmal bewußt. Nicht wenige machen sich selbst etwas vor. Wer von den Dom´s will den schon als "Ahnungsloser" dastehen. ?(

      Rehlein schrieb:

      viele unter-/überschätzen sich
      Hier dürft die Waagschale mehr zum "überschätzen" ausschlagen. :yes:

      Rehlein schrieb:

      was hilft es mir, wenn er Erfahrung mit superharten Sklaven hat und ich ganz zart und sensibel bin (oder anders herum)?
      Nichts oder nur wenig. Solange er nicht in der Lage ist, sich auf dich einzustellen.

      Rehlein schrieb:

      Man hat nicht viele Anhaltspunkte um den anderen zu bewerten, und warum sollte man Stammtische kategorisch ablehnen?
      Ich kann mich ziemlich gut darauf verlassen, dass die dauerhaften Besucher meines Hausstammis halbwegs ungefährliche Personen sind. Sofern sie meine Leiche nicht direkt verschwinden lassen, sind sie nämlich die längste Zeit auf dem Stammi gewesen, wenn sie mutwillig etwas böses mit mir gemacht hätten. Und die Szene hier ist gut genug vernetzt, dass er es zukünftig auch anderswo schwer haben dürfte, Fuß zu fassen.
      Kurz und knapp, man ist raus aus der Anonymität.
      Das ist ein gutes Argument. Jedoch leider nur regional anwendbar.

      Rehlein schrieb:

      Für mich sind Stammtisch, aber vor allem Partys und Ähnliches (auf die wir eigentlich jeweils über den Hausstammi gestoßen sind) eine Möglichkeit, Spielarten kennenzulernen, mit den ich sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Für mich trägt das durchaus zu meinem Erfahrungsschatz bei, aber das definiert ja eh jeder anders.
      Das war und ist auch mein Grund hin zu gehen.

      biest35 schrieb:

      Es ist nur die Frage ob man sich mit seinen Erfahrungen prallen mus
      Meine persönliche Antwort darauf: Nein! Muß man nicht.
      Hier halte ich es wie die alten Schauspieler: "Wer sich in Szene setzen muß, gehört auf die Bühne, aber nicht in die Szene."

      Sitz ich im Glashaus? Nein.
      Ihr könnt also ruhig Steine werfen. :D
      Die *Szene*, in der ich mich vor knapp 20 Jahren bewegt hab, ist auseinandergelaufen- da kenn ich keinen mehr.

      Was mich aber nicht daran hindert, in andere *Szenen* reinzuschnuppern. Bzw sollte Sub mit mir
      irgendwo reinschnuppern wollen, hab ich damit kein Problem, im Gegenteil.

      Vorsichtig wär ich bei DOMs/Subs die mir vorschreiben wollen, ja keinen Kontakt zur *Szene* zu haben, da
      sie ja die Erfahrenen sind, und jeder andere mich -angeblich- nur verunsichern würde.
      Eine Frage hierzu stellt sich mir. Wie definiere ich erfahren? Ich bin erst vor drei Jahren hier in das Forum gekommen, habe erst dann angefangen mich mit anderen auszutauschen. Trotzdem lebe ich schon 15 Jahre in einer BDSM Beziehung. Wir leben BDSM für uns aus, erkundigen uns natürlich und gehen neue Themen erst mal sehr katalogisiert an indem wir uns "schlau" machen bevor wir es ausprobieren.
      Trotzdem traue vor allem ICH mich nicht an alle Themen ran, könnte also nicht überall mitreden. Also definiere ich mich nun als erfahren oder nicht? das ist wohl die Frage auf die es keine klare Antwort gibt.
      Mein Partner lehnt Stammtisch und Forum komplett ab, er mag nicht in der Öffentlichkeit stehen mit seiner Neigung, gerade wegen der Kunden und seiner Arbeit. Das macht ihn aber nicht unerfahrener oder schlechter als andere...Er ist eben auch nicht kontaktfreudige Typ Mensch...
      generell denke ich das BDSM auf so unterschiedliche Weise ausgelebt werden kann (zum Glück) das dieses Wort für mich keine Bedeutung hat. Allerdings finde ich es gefährlich dieses zu verwenden wenn man keine Ahnung hat was man tut und nur experimentiert, wie oft habe ich schon gehört das jemand "Erfahrung" hat und es stellte sich heraus das es nicht so war mit mehr oder minder schlimmen Ergebnissen.
      Fazit für mich...wenn man neu im Bereich BDSM ist sollte man offen und ehrlich zugeben das es so ist und sich wissen sowohl praktisch als auch theoretisch aneignen und offen offen darüber reden, nur so können Enttäuschungen und Schlimmeres vermieden werden.
      ____________________________
      Nur eine Sub die ihren Dom reizt bekommt was sie will... :love:
      ________________________________
      Irgendwie besteht die Frage ja aus zwei oder mehr Teilen, die dann wieder zueinander führen.

      Ich persönlich finde, dass "erfahren" immer relativ ist irgendwie und sehr auf den Standpunkt des Betrachters ankommt.
      Je nachdem, ob mein Gegenüber erfahrener ist als ich, erscheine ich eben plötzlich erfahren oder eher unerfahren... ;)
      Erfahren steht für mich immer im Verhältnis ZU etwas/ irgendwem.

      Da ist zB jemand sehr erfahren im Umgang mit Frauen. Und? Was hat das mit MIR zu tun? Denn ich bin ich, nicht FrauEN.
      Ich werde ein Buch mit 7 Siegeln sein, wenn derjenige vorher nur mit einem ganz ganz anderen Typ von Frau zusammen war und plötzlich steht derjenige evtl auf ganz unsicheren Füßen.
      Der gleiche Mensch aber ist für Freundin xy einer der erfahrensten Männer überhaupt, weil er tatsächlich evtl schon oft auf Frauen traf, die ihr ähnlich waren...

      Verständlich, was ich sagen will? Das lässt sich ja alles ummünzen auf alles Mögliche.

      So und wie erlangt man nur überhaupt Erfahrung? Eben durch "erfahren" und ich möchte fast noch deutlicher sagen "erLEBEN".

      Ich finde den Vergleich mit dem Kochen oder den Motorrädern gar nicht sooooo schlecht, auch wenn das, wie Du sagst alles tote Gegenstände sind.
      Ich muss mich mit den Dingen oder Menschen auseinandersetzen, worin ich zu Erfahrung gelangen will. Und wie weit wir dies tun, in welcher Art, ob im stillen Kämmerlein oder am Stammtisch oder in Weiterbildungen, ist ganz individuell und bedeutet auch wieder nichts.
      Man kann das sehr intensiv tun in kurzer Zeit, sehr lau in langer Zeit usw.
      Aber da ist ein Koch, den alle für den Größten halten, der 89 Sterne hat. Was bringt MIR das, wenn MIR seine Suppe nicht schmeckt?
      Was nutzt es mir, wenn einer sich mit Yamaha Motorrädern auskennt wie kein anderer, aber nicht meine Mito?

      Daher hat ein "Erfahren" bei mir nie eine Grundsätzlichkeit sondern steht im im "Verhältnis" ZU irgendwas.

      Insofern finde ich selbst es auch immer schwierig, sich da selbst einzuordnen und auf der anderen Seite sagt es mir gar nichts, wenn sich selbst jemand "erfahren" nennt.
      Ich bin zB Künstlerin zu 100%- so steht es auch in meiner Steuererklärung. "Künstler" ist für mich genauso relativ wie "erfahren"! ABER: Irgendwas MUSS da ja stehen. Im echten Leben betone ich gerne, ob ich Küntlerin bin, möchte bitte jeder für sich entscheiden.
      Denn für den einen bin ich das und ein anderer hält mich für einen Stümper. Wer hat denn nun Recht? Beide von Ihrem persönlichen Standpunkt aus, mit ihrem persönlichen Blickwinkel.

      Es gibt Dinge, die sind für mich echt sehr subjektiv, hängen eben immer auch von der anderen Seite ab.
      Dinge, die auch nicht sofort an Qualifikationen/ Jahren oder so erkennbar sind.

      Zwei Mediziner, beide vor 20 Jahren studiert. Der eine machte seine Praxis auf mit nem Durchlauf von 5 Patienten am Tag und genoß sein Leben.
      Der andere hatte nen Durchlauf von 30 Patienten am Tag, besuchte jedes Jahr 5 Weiterbildungen etc.
      Zweimal spreche ich von 20 Jahren Erfahrung, und 2 x äußert die sich ganz anders.
      Für den Nicht-Mediziner sind beide super Erfahren, der pensionierte Oberarzt aber spricht wahrscheinlich von den "Jüngelchen"...

      Das gilt bei mir bei allem so, würde sich durch alles durchziehen. Und eben auch im BDSM.
      Klar, schön, wenn einer schon einmal davon gehört hat, Dinge ein Begriff sind, toll zu merken, dass jemand komplett auf sicheren Füßen steht etc.
      Aber ich muss das in Zusammenhang bringen mit MIR.

      Erzählt mir jemand, er sei erfahren, sagt mir das erst einmal gar nichts. Was er drum herum sagt, zeigt, was bei mir ankommt, würde mich viel mehr interessieren.

      Und ob nun das Besuchen von Stammtischen oder Veranstaltungen ein Indiz ist..., ich weiß nicht recht.

      Auch dafür möchte ich ein Beispiel geben:
      Ich kenne Menschen, die in einem anderen Bereich so ziemlich JEDE Veranstaltung besorgen, sich ALLES anhören, sich sofort JEDE Neuheit besorgen.
      Diese Neuheiten vergammeln dann bei ihnen im Schrank, stehen da nach Monaten noch unverpackt. Diejenigen sind ja beschäftigt, mit "auf Veranstaltungen rennen".
      Das sind dann irgendwann absolute Theoretiker, die mit Worten alles wissen und nichts können.
      Andere besuchen nicht einmal die Hälfte der Veranstaltungen, besorgen sich Wissen gezielt aus dem Netz, kaufen nur 3 Neuheiten, setzen sich mit diesen im stillen Kämmerlein aber WIRKLICH auseinander, ERFAHREN und ERLEBEN...
      Ich kenne Menschen, die plappern alles nach, was sie auf Veranstaltungen hörten, geben das dann weiter, oh toll, und es gibt dies und jenes... und ich habe gehört (was übrigens auch schnell mal zu einer Reizüberflutung führen kann)...aber selbsr erlebt, durchlebt, erfahren, haben sie nichts.
      Dann aber der andere, der jeden Tag zu Hause in die intensive Auseinandersetzung ging...

      In meinen Augen also ALLES völlig RELATIV, SUBJEKTIV und ankommend auf das Verhältnis zu XY.

      Deshalb kann man mir wohl auch viel erzählen, wenn der Tag lang ist ;) Ich mache mir mein eigenes Bild auf meine Art und Weise.

      Stammtische etc... Bestimmt eine tolle Sache.
      Ich bin kommunikativ "wie Sau" ;), habe Spaß mit jeder Art von Mensch, stehe oft in der Öffentlichkeit und lasse den Pausenclown raus, 0 Berührungsängste.
      ABER: Das ist DANN zutreffend, wenn ich total sicheren Boden unter den Füßen habe in dem Bereich, wo ich mich bewege oder aber, das ist alles just Fun und nicht wirklich wichtig für mich.
      Himmelherrje, WENN es aber echt um etwas geht, mir wirklich wichtig ist, mir das Thema sehr am Herzen liegt, ich selbst mich da noch unsicher fühle, nicht weiß, was mich erwartet, dann muss ich den Sprung über meinen Schatten erstmal hinbekommen.
      SO wäre es zB bei mir mit einem BDSM Stammtisch. Da wird aus der sonst so großklappigen Frau, plötzlich ein kleines Hasi, was sich vor Zittern kaum reintraut vor lauter Aufregung.
      Nee, mir würde man das kaum anmerken. Aber ES WÄRE SO. Da also erst einmal hinkommen.

      Wenn dann mal da, ist es sicher abhängig, wie der erste Abend läuft, mit wem, mit welchen Themen, ob man dann dabei bleibt oder nicht.

      Und grundsätzlich bin ich da dann eher nur ein "begrenztes Herdentier". Ich höre mir alles an, sehe gerne anderes, lasse mich gerne inspirieren, habe viele Fragen.
      Für mich persönlich weiß ich aber, dass es bei mir dann eben auch schnell zu dieser zuvor genannten "Reizüberflutung" kommt und ich dann irgendwie das "Erleben" verpasse.
      Daher immer langsam, vorsichtig.

      Ich würd schon gerne, bin da aber plötzlich schixxer, denn es ist mir ja wichtig- aber vielleicht bekomme ich die Kurve ja mal irgendwann.

      Und nicht für jeden ist das eben etwas. Der eine mag es, der andere nicht, bei dem einen ist es ein reines Zeitproblem, beim anderen eine Frage der Anonymität.

      Ich selbst habe auch irgendwie so ein komisches Bauchgefühl wenn von "Szene" die Rede ist. Diese "Szenen" sind mir total wurscht und ich fühle mich nicht größer, besser oder kleiner dabei, einer "Szene" anzugehören oder mich darin zu bewegen.
      Früher war es bei mir einfach die "Hardrock-Szene" und alle, die besonders wert darauf legten, waren stets bemüht, auch ja die richtigen Hosen zu tragen, die richtigen Frisuren, die richtige Musik zu hören etc. Das hat irgendwie auch alles in manchen Fällen mit Geltungsbedürfnis zu tun glaube ich ;)
      Komisch, dass die richtig "alten Hasen" so gar nicht die "richtigen Hosen" trugen, teils kurze Haare trugen und so ganz wenig die Klappe aufrissen ;)

      Also voll und total lange Rede :D und megakurzer Sinn:

      Ist für mich alles absolut nicht allgemeingültig beantwortbar, relativ, subjektiv und total individuell. Nicht ableitbar von irgendwas.
      Erfahrung hat für mich auch 0 Zusammenhang mit Stammtischen oder what ever.
      Aber ja, umso mehr jemand schreit, er wäre erfahren, umso mehr jemand schreit, er wäre Szene hier, Szene da, umso g e n a u e r würde ich hinsehen, wie das sich denn für MICH tatsächlich darstellt.
      Ganz gleich in welchem Bereich. Stimmt halt auch schon des Öfteren: Große Klappe, nüscht dahinter. Wer was auf'm Kasten hat, kommt des öfteren recht ruhig und unscheinbar daher. Manchmal...- und manchmal nicht.

      So, und das alles sagt mir mal jetzt nur meine persönliche Erfahrung :saint:
      und ist natürlich nur gültig für mich :)
      ...zwischen Schwarz und Weiß liegen 254 Graustufen - und wenn nicht, noch mehr :saint:

      Feuerpferd schrieb:

      Zur Klarstellung: Es geht mir nicht um Stammtische speziell, sondern um den Austausch. Auch früher tauschte man sich aus bzw. diejenigen tauschten sich aus, die dazu Lust hatten.
      Ich glaube, dass was Feuerpferd hier geschrieben hat, wurde hin und wieder überlesen ^^

      Nom_de_guerre schrieb:

      Hier ist ebenfalls eine, die keinen Kontakt zur Szene hat.
      --> Ich würde das Forum hier auch zum "Austausch mit der Szene" zählen


      Chloe schrieb:

      Ich denke das man Erfahrungen allein sammeln muss -

      Schwarze Rose schrieb:

      Stammtische und Foren können ein gewisses theoretisches Wissen vermitteln, nicht mehr und nicht weniger. Wobei die Qualität dessen was vermittelt wird, auch von den Besuchern abhängig ist.
      Erfahrungen kann man nur selber sammeln.

      BlackWings schrieb:

      So und wie erlangt man nur überhaupt Erfahrung? Eben durch "erfahren" und ich möchte fast noch deutlicher sagen "erLEBEN".
      Diese Beiträge (und ein paar weitere) bringen in meinen Augen alle eine ähnliche Botschaft rüber und ich möchte dem gerne widersprechen. Wir alle profitieren alltäglich und ständig von Erfahrungen anderer. Der Großteil unseres Wissens basiert auf Informationen, die wir nicht selbst ERLEBT, sondern ERFAHREN haben.

      Zum Beispiel:
      Hygieneregeln einhalten (z.B. Kondome) - wer von uns macht das erst, seit er es am eigenen Leib erlebt hat?
      Antibiotika verbessern die Überlebenswahrscheinlichkeit - weiß ich, weil andere Leute Erfahrungen damit gesammelt haben
      Und warum tauschen wir und hier denn aus, und unterhalten uns über Risiken und Covern usw., wenn nicht um aus fremden Erfahrungen zu lernen?

      Ich und wahrscheinlich auch sonst niemand möchte behaupten, dass man sich alleine durch theoretisches Wissen berechtigt als erfahren bezeichnen kann, aber ich finde wir sollten das theoretische Wissen angemessen würdigen! :blumen:
      Jemand der nur weiß, was er selbst erlebt hat ist auch nicht das, was wir als erfahrenen BDSMler bezeichnen würden (außer seine Subs haben schon echt schlimme Dinge durchmachen müssen :huh: )