Vom gesunden Egoismus eines Doms

      Ein klasse Thread, der in etwa auch die Thematik behandelt, die in meinem Kopf umher geht, seit wir angefangen haben, uns mit BDSM zu beschäftigen.

      Ok, mag sein, dass ich die Herrin bin. Das heißt, im Spiel bestimme (nach außen hin) ich, was geschieht. Wenn ich will, dass mir mein Sub Lust beschert, dann fordere ich das ein. So weit so gut.
      Aber wir machen das ja nicht (nur) für meinen persönlichen Lustgewinn, sondern weil und damit wir BEIDE davon profitieren. Wenn nun mein Sub mir als Lustsklave zu dienen hat, sich aber nach 20 Minuten auf den Knien zu Tode langweilt, dann hab ich doch als Dom versagt, oder nicht? Ist es mein Recht, oder gar meine Pflicht, von meinem Sub auch mal Dinge zu verlangen, die ihm keinen Spaß machen?
      Ich denke, damit beide Seiten maximal davon profitieren, sollte alles, was der Dom sich so ausdenkt, wenigstens annähernd der Neigung des Subs entsprechen. Insofern sehe ich es schon als Pflicht des Doms, auf die Wünsche des Subs einzugehen. Andererseits wird es so vielleicht auch irgendwann langweilig, weil man auf diese Weise keine neuen Wege geht oder den Sub nicht an Grenzen bringt, die er selbst erweitern möchte...
      Trotzdem sehe ich mich als Dom schon irgendwie auch als "Entertainer" und ich hätte echt ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine Session nur zu meinem Vergnügen mache, egal, ob Subbi auch was davon hat oder nicht. Mag sein, dass es Subs gibt, die alles toll finden, was Dom mit ihnen anstellt - inklusive geparkt und ignoriert werden, aber ich denk mal, nicht jeder tickt so. Letztlich will oder erwartet doch auch ein Sub irgendwas von seinem Dom, sonst würde er keinen brauchen... Oder irre ich mich da?
      Ich möchte auch nicht kategorisch ausschließen, dass man den Sub auch mal langweilen darf, aber anschließend sollte eben dann auch für Subbi wieder "Programm" geboten werden!
      In meinem Empfinden ist und bleibt BDSM ein Lustvolles Spiel für zwei (oder meinetwegen mehr) Personen - nicht für eine Person, die ihren Ego-Trip lebt und eine weitere Person, die zufällig dabei irgendwie anwesend ist. Ich hoffe, meine Gedankengänge waren jetzt nicht zu wirr... Hab meinen Kopf in der Hinsicht auch echt noch nicht wirklich sortiert bekommen...

      Chloe schrieb:


      Grundsätzlich ist doch der Wunsch nach Unterwerfung rein egoistisch geprägt. Ich will die Devotion spüren, meine Phantasien umsetzen.
      [...]
      Ein gesunder Egoismus der die eigenen Wünsche priorisiert , und die Grenzen des Gegenüber anerkennt und versucht zu verschieben ist doch das Salz in der Suppe .
      So entsteht Dynamik in einer Beziehung .
      Und auch ein Machtgefälle wird damit mehr erarbeitet als lediglich geschenkt und ist für mich persönlich tragender als reine Rücksichtnahme und Grenzwanderung ohne Grenzen zu überschreiten .
      Es wurde schon sehr schön beschrieben , das Egoismus ja auch die Triebfeder ist um sich vom Wunscherfüller abzuheben.
      Ich denke Chloe hat das Thema sehr treffend auf den Punkt gebracht.
      Letztlich bin ich der Meinung, dass der Egoismus beider Parteien sich lediglich in der ausgelebten Form unterscheidet, jedoch kaum in der Ausprägung.
      Der Begriff "Egoismus" wird allzuoft negativ besetzt und verändert so auch die Wertung von Verhalten und Meinung.
      "Egoistisches" wird eher verurteilt als "altruistisches" Handeln, aber auch der positiv besetzte Altruismus ist letztlich gelebter Egoismus.

      @Insomnia:
      Für mich liest sich dein Post eher so, als dass du noch dabei bist dich in deiner dominanten Rolle zu finden und noch bedenken hast deinen Egoismus zu leben.
      Ob und wie weit du dich genötigt siehst den Entertainer zu spielen ist m. E. davon abhängig ob ihr euch auf der Ebene eines Rollenspiels befindet, oder ob ihr eine D/s-Beziehung führt und wie ausgeprägt das Machtgefälle ist (das meine ich nicht wertend, sind aber von den Grundvoraussetzungen ja völlig unterschiedliche Dinge).
      Als Sub erwarte ich klare Ansagen und Führung meines Doms um mir einen Handlungsrahmen zu geben. Nicht mehr und nicht weniger.
      Ich erwarte aber kein "Unterhaltungsprogramm"! Im Gegenteil... wenn ich merke, dass mein Dom etwas tut um mich zu "unterhalten" bekommen meine Sub-Antennen das aber sofort mit und ich fühle mich unwohl, weil das für meinen Geschmack schon sehr in die "Wunschzettelschublade" gehört.
      Das bedeutet ja nicht, dass Dom mir nicht auch einfach was gutes tun kann. Allerdings muss der Antrieb dazu aus ihm kommen, er muss "Lust" dazu haben.
      Weitere Ausführungen dazu wären zu OT
      @Mrs Collins:
      Ja, damit, dass ich noch dabei bin, mich in die Rolle zu finden, hast Du sicherlich Recht! Vielleicht hab ich das mit dem Entertainment falsch ausgedrückt, aber von meinem Verständnis her, soll das Spiel ja beiden was bringen, richtig?

      Wenn die Neigung meines Subs nun dergestalt ist, dass er gerne geschlagen wird, sich auch gerne fesseln und ein ganz kleines Bisschen unterdrücken lässt, sich dabei aber nicht völlig unterwerfen will, dann sollte ich das doch berücksichtigen. Wir betreiben ja kein 24/7 und unsere Spielzeit ist, da wir beide beruflich mit unseren 40+ Wochenstunden-Jobs sehr eingespannt sind, recht begrenzt.

      Treiben wir den Gedanken, "Egoismus des Doms komplett ausleben" mal auf die Spitze: Wenn ich einen kompletten Ego-Trip schieben würde, dann sähe der Abend möglicherweise so aus: Ich würde mir denken: "Hey, ich will heute einen Badesklaven" und mir erst mal eine Stunde lang von ihm den Rücken schrubben lassen - davon hat er rein gar nichts. Anschließend würde ich vielleicht beschließen, dass ich keine Lust mehr habe, die Küche aufzuräumen. Also "Hopp hopp, Subbi, zieh die Klamotten aus und dann mach die Küche!" Spätestens das wär der komplette Abtörn für den Rest des Abends. Wenn ich dann am Ende noch sagen würde "Gut, jetzt darfst Du mich zur Belohnung verwöhnen, bis ich einen Orgasmus hatte und dann gehen wir schlafen", hätte ich vielleicht mein Vergnügen gehabt. Ein absolut devoter Sklave hätte, da dieses egoistische Verhalten seinen Neigungen entspricht, vielleicht sogar auch was davon gehabt und wäre glücklich, weil er seiner Herrin dienen durfte.
      Ein in erster Linie masochistisch veranlagter Kerl wie meiner hätte aber von so einem Abend gar nichts außer Langeweile, schlechter Laune und sexueller Frustration.

      Klare Ansagen und Führung finde ich einen guten Punkt. Aber dann sollte m.E. die Führung auch in eine Richtung gehen, in die BEIDE wollen! Dass dabei auch mal was dabei sein kann, was Sub nicht mag, kann natürlich mal vorkommen, aber dann sollte zum Ausgleich auch irgend was dabei sein, was er gerne hat. Wenn ich ihn auf die Knie zwinge, um mich 20 Minuten zu verwöhnen, dann bekommt er dafür als Belohnung vielleicht seinen lieblings-Plug, damit er eben auch was davon hat.

      Auf der anderen Seite lebe ich natürlich auch einen gewissen Egoismus aus. Ich habe z.B. die Regel aufgestellt, dass er, auch außerhalb der Spielzeit nur dann auf Toilette gehen darf, wenn er vorher gefragt hat und ich es ihm erlaube. Wir kommen ursprünglich aus der WS-Ecke, wobei ich da involvierter bin als er. Ich hab im Grunde immer Lust drauf, er eher seltener. Wenn er es vergisst, dann ist die Strafe schon egoistisch motiviert, denn darüber hol ich mich etwas, das ich sonst eher selten kriege... Aber es ist trotzdem nichts, was nicht grundsätzlich auch seiner Neigung entspricht... Weißt, wie ich mein?

      Und Du hast ja auch einen Anspruch an Deinen Herrn, nämlich, dass er gerade NICHT irgendwas tut, um Dich zu unterhalten, da Du Dich dabei unwohl fühlst. Drehen wir's doch mal um: Wenn Dein Dom das nun wüsste und wollen würde, dass Du Dich unwohl fühlst, dann müsste er nur alles nach Entertainment-Programm aussehen lassen... Wenn das aber gerade genau seinem Wunsch entspricht, was dann? Dann hätte er egoistisch motiviert gehandelt, aber DU wärst damit nicht glücklich. Was mich wieder zu dem Punkt bringt, dass es eben für BEIDE stimmen muss! ;)

      Für die eingefleischten BDSM-ler ist das vielleicht alles Käse, was ich schreibe, aber ich denke, da hängen so viele Emotionen dran und man will ja auch noch lange Freude daran haben und nicht durch eine Unachtsamkeit alles kaputt machen...

      Gentledom schrieb:

      Wie egoistisch sollte und wie egoistisch darf ein Dom maximal sein?
      Er darf nicht nur, er soll es sein!

      Ich habe egoistische und "selbstlose" (ich fand kein anderes Wort, ihr wisst hoffentlich wie ich es meine - sonst fragen) Dom´s kennengelernt.

      Ganz klar braucht mein Hirn den egoistischen Dom! Bei ihm kann ich ich sein, alle Hüllen fallen lassen, die Verantwortung abgeben, Grenzen überschreiten. Genau das ist es was ich will und brauche. Jemand der sich das nimmt was er will. Denn ich gebe ihm vorher die Erlaubnis dazu.

      Mir geht es da wie @Nieke:

      Nieke schrieb:

      ...und man mir die Stirn bieten muss können damit ich ersehntes "sabbern..aufblicken" überhaupt empfinden kann..



      Der "selbstlose" denkt in meinen Augen zu viel über seine Handlungen nach. Dann passiert folgendes: Ich übernehme das Denken für ihn. Das bringt für mich keine Erfüllung und nicht den erwünschten Effekt den ich oben beschrieben habe.
      Alles beginnt mit der Sehnsucht ...
      - Nelly Sachs -
      Stimmt, @rubbi Ist gut ausgedrückt.


      Für mich kann ich es, glaub ich, so zusammenfassen, dass mir - zumindest basierend auf meinen aktuellen Erfahrungen - eine Schnittmenge aus Egoismus und Neigung beider Seiten (erst mal) am liebsten ist. Das Ganze lässt sich sicher mit wachsender Erfahrung auch noch ausbauen, aber so lässt sich, wie ich finde, eine solide Vertrauensbasis schaffen.

      Jedenfalls hat mir dieser Thread sehr geholfen, meine eigenen Gedanken ein Stück weiter zu sortieren :) Daher an dieser Stelle -und ich hoffe, das ist nicht zu sehr OT- ein herzliches Danke an alle! :)
      Ich denke ein Dom muss Egoist sein.

      In meiner Welt wird Egoismus vielleicht anders besetzt. Nach meiner Einschätzung ist Egoismus zu aller erst Selbstliebe. Wenn Selbstliebe etwas schlechtes wäre, wäre Selbstlosigkeit sicher keine Tugend. Zudem heißt es auch in einem alten Buch "Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst."

      Dem Arschloch bzw. dem Selbstsüchtige fehlt es aber gerade an Selbstliebe. Der Selbstsüchtige sucht (haha) um sein Gefühl der inneren Leere zu füllen, einfach zu haben, für sich.

      Vielleicht ist die Frage, warum wir nicht alle Egoisten sind. Schließlich heißt es doch auch, zugeben stark überspitzt:

      "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht."

      :icon_lol:

      Insomnia schrieb:

      ...
      Treiben wir den Gedanken, "Egoismus des Doms komplett ausleben" mal auf die Spitze: Wenn ich einen kompletten Ego-Trip schieben würde, dann sähe der Abend möglicherweise so aus: Ich würde mir denken: "Hey, ich will heute einen Badesklaven" und mir erst mal eine Stunde lang von ihm den Rücken schrubben lassen - davon hat er rein gar nichts. Anschließend würde ich vielleicht beschließen, dass ich keine Lust mehr habe, die Küche aufzuräumen. Also "Hopp hopp, Subbi, zieh die Klamotten aus und dann mach die Küche!" Spätestens das wär der komplette Abtörn für den Rest des Abends. Wenn ich dann am Ende noch sagen würde "Gut, jetzt darfst Du mich zur Belohnung verwöhnen, bis ich einen Orgasmus hatte und dann gehen wir schlafen", hätte ich vielleicht mein Vergnügen gehabt. Ein absolut devoter Sklave hätte, da dieses egoistische Verhalten seinen Neigungen entspricht, vielleicht sogar auch was davon gehabt und wäre glücklich, weil er seiner Herrin dienen durfte.
      Ein in erster Linie masochistisch veranlagter Kerl wie meiner hätte aber von so einem Abend gar nichts außer Langeweile, schlechter Laune und sexueller Frustration.

      ...
      Für die eingefleischten BDSM-ler ist das vielleicht alles Käse, was ich schreibe, aber ich denke, da hängen so viele Emotionen dran und man will ja auch noch lange Freude daran haben und nicht durch eine Unachtsamkeit alles kaputt machen...

      Naja ich formuliere es jetzt mal so, Frau muss eben das praktische mit dem nützlichen verbinden.

      Er ist Masochist, ja wunderbar. Was spricht denn dagegen ihn auf getrockneten Erbsen neben der Wanne knien zu lassen. Oder für was gibt es Wäscheklammern. Oder Fingernägel die die sich ihren Weg über seinen Körper suchen. Oder wenn du gerne bei Kerzenlicht badest, bekommt er als Belohnung etwas Wachs wenn er gut schrubbt.
      Oh Küche aufräumen ist auch toll, vor allen Dingen wenn er einen Humbler dabei tragen darf, oder einen netten Fallschirm. Oder du hast du Möglichkeit z.B. mit einer Gerte motivierend das Tempo etwas zu steigern. Oder du schränkst ihn in seiner Bewegungsfreiheit etwas ein.

      Und wenn er das alles gut und zu deiner Zufriedenheit erledigt hat, darf er als Belohnung die Herrin schmecken. Und wenn du richtig gute Laune hast, kannst du ja die Zeit stoppen wie lang er braucht um zu kommen während du ihm nochmal kurz Revue passieren lässt wie erfüllend sein heutiges Programm war.

      Du warst noch immer auf dem “Ego-Trip“ nur hast du die Dynamik geschickt für euch beide genutzt.
      Egoismus bedeutet nicht Ignoranz.



      Komplexe Charaktere
      Komplexer Geschmack

      Rohdiamant schrieb:



      Jemand der sich das nimmt was er will. Denn ich gebe ihm vorher die Erlaubnis dazu.
      Ich stimme voll und ganz zu. Als dominanter Mann nehme ich mir, was ich will - und bekomme es, denn die submissive Partnerin (ja, ich benutze den Ausdruck bewusst) hat ihr grundsätzliches Einverständnis gegeben. Was noch nichts darüber aussagt, ob sie immer alles gerne gibt.


      Rohdiamant schrieb:

      Der "selbstlose" denkt in meinen Augen zu viel über seine Handlungen nach. Dann passiert folgendes: Ich übernehme das Denken für ihn. Das bringt für mich keine Erfüllung und nicht den erwünschten Effekt den ich oben beschrieben habe.
      Trotz der Bedeutung aller körperlicher Aspekte liegt im Denken der Schlüssel zu vielem, nicht zuletzt im Respekt, den s ihrem D zollt.
      Dom kann so egoistisch sein wie er will. Hauptsache, ich hab was davon! :thumbsup:

      :sofa:

      Im Ernst: Irgendwie widerspricht sich in meiner Vorstellung BDSM mit Egoismus.

      Er darf gern rücksichtslos, frontal, direkt, hart, streng, konsequent, sein.

      Aber egoistisch?! Och nö.

      K.


      @K. Baptista

      Wie widersprechen sich BDSM und Egoismus?

      Nach meiner Sicht von der Welt muss ich erst mit mir klar kommen, damit ich den Blick auf andere richten kann. Erst wenn ich mit mir klar bin, tauchen nicht plötzlich Emotionen im Spiel auf. Ich denke es ist auch Teil der Verantwortung, dass ich mich unter Kontrolle haben kann. Ist dann Egoismus. oder Selbstliebe wie ich es nenne, nicht überhaupt Voraussetzung für BDSM? Damit ich den anderen überhaupt wahrnehmen kann, wie er/sie ist? Damit möglichst wenig Verzerrungen zwischen den Partnern stehen?
      Ganz klassisch:

      Egoismus = nur "ich"
      BDSM = immer ein "wir"

      Im übrigen:

      K. Baptista schrieb:

      ...

      Im Ernst: Irgendwie widerspricht sich in meiner Vorstellung BDSM mit Egoismus.

      ...

      K.

      By the way: Egoismus und Selbstliebe sind FÜR MICH ebenfalls zwei Paar verschiedene Schuhe.

      Kein weiteres Statement, da OT!!!
      @K. Baptista

      Ich verstehe Deinen Standpunkt und er ist auch nachvollziehbar.

      Bei der Definition von Egoismus als Selbstliebe habe ich, da ich das Buch mag, auf Erich Fromms (haha Kondome) Werk "Die Kunst des Liebens" Bezug genommen. In Anlehnung an das Werk würde ich daher Deine klassische Definition des Egoismus, in meiner Welt, dahingehend abändern wollen, dass es zuerst "ich" heißt.

      Daher komme ich zum Schluss, dass Egoismus, in meiner Welt, durchaus mit Selbstliebe und gesunden Egoismus, gleichgesetzt werden kann. Daher ist in meiner Welt Egoismus für den Dom, ja und auch für Subs, littles und alle anderen Menschen, opportun.

      Das ist aber nur meine Meinung.
      Halt, Stop! Wir haben hier ganz böse Begriffsverwirrungen!

      Jeder definiert hier Egoismus anders, und je nach Definition “passt“ er oder widerspricht auch meinen Vorstellungen von BDSM diametral.


      Ist dann Egoismus. oder Selbstliebe wie ich es nenne,
      Das ist eine sehr schöne und “ursprüngliche“ Definition des Begriffes, aber ich fürchte, sie spiegelt nicht den gemeinen Sprachgebrauch wider. Der beinhaltet (leider) zumindest in Österreich gefühlt auch den Egozentrismus, und bei dem verhält es sich ganz anders als bei der Selbstliebe.

      Während letztere eine durchaus gute Eigenschaft auch (aber nicht nur) für einen Dom ist, sehe ich Egozentrismus tatsächlich sogar als Gefahr.

      Und ich halte jede(n), der/die einen monogamen, ssc-praktizierenden UND egozentrischen Dom haben will, für eine/n Träumer/in. Denn: ssc, Monogamie, aftercare und vieles andere sind definitiv keine Konzepte, denen echt egozentrische Menschen viel Verständnis entgegen bringen werden.

      Ein Egozentriker wird nur dann und nur solange monogam sein, als es ihm einen ganz persönlichen Vorteil bringt (also aus Angst, seine Partnerin zu verlieren bei GLEICHZEITIGER Annahme, es würde nichts besseres nachkommen). Er würde ssc, wenn überhaupt auch nur deshalb praktizieren, um seine/n Partner/in nicht zu verlieren (sei es, er/sie liefe Weg oder ginge “kaputt“).

      Aftercare, vor allem mental, wäre ihm/ihr egal, denn er/sie hatte, was er/sie wollte und der Rest heilt eh auch von allein ...

      DAS ist mein (allgemeinsprachliches) Verständnis von Egoismus. Andere mögen das hier mit “Arschloch“ gemeint haben. Und ich bezweifle, dass nach dieser Definition ein so frenetischer und breiter Zuspruch für den Egoismus herrschen würde.

      Ich würde sagen, ein Dom kann/soll/darf/muss (je nach Geschmack) selbstliebend, sogar selbstverliebt, konsequent, selbstbewusst, eigennützig, ja sogar bis zu einem gewissen Grad auf sich selebst fokussiert sein. Aber egoistisch, nein, das wäre mir ein viel zu weiter und gefährlicher Begriffshof ...
      Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere. Laotse
      Im TE geht es ja um gesunden Egoismus, nicht um Krankhaften.
      Und diesen gesunden Egoismus den möchte ich schon spüren.
      Ich möchte meine Bedürfnisse nicht im Vordergund haben, das würde sich für mich vollkommen falsch anfühlen.
      Wäre er nur Wunscherfüller, würde es mit Sicherheit ganz schnell das Machtgefälle zum wanken bringen.
      Anmerkung:
      Dies ist lediglich meine Meinung und nicht für die Allgemeinheit gültig.
      Nun ja- es gibt einen Unterschied zwischen egoistisch und egozentrisch @Phylax
      Jedoch war hier ja nicht vom reinen Egoismus ausgegangen worden ,sondern vom gesunden Egoismus . Der den einzelnen zwar nach der Erfüllung seines Bedürfnisses streben lässt , aber reflektiert in der Interaktion mit seinem Gegenüber . Dabei auch mal nicht den Fokus auf die Bedürfnisse seines Gegenübers lenkt sondern auf seine eigenen , jedoch nur temporär Erfüllung anstrebt , was ja auch bei einigen BDSM 'lern den Kick ausmacht .
      Der Egoist stellt seine Bedürfnisse und deren Erfüllung in den Fokus , wie und wann er das macht ist auch von der Verantwortlichkeit für sich und seine Umwelt abhängig . ZB kann ich etwas wollen , muss aber erst die Vorraussetzungen dafür schaffen .
      Der Egozentriker setzt kompromisslos und unreflektiert seine Bedürfnisse durch und lässt auch keine Infragestellung gelten . Sein Handeln ist das einzig richtige .
      Gesunder Egoismus sollte geprägt sein von Empathie und Kompromissfahigkeit . Wie sie im BDSM ja häufig stattfindet . ZB Dom hat einen Wunsch ,den er sich erfüllen möchte , der aber Subbi gar nicht gefällt , ihre Grenzen touchiert , Dom Arbeitet darauf hin das Subbi diese Grenze überschreitet - mal mehr mal weniger gut moderiert aber er stellt sein Bedürfnis nach oben - in der Verantwortung mit und für Sub .
      Das wäre dem Egozentriker gar nicht möglich , da er sich nicht für Sub verantwortlich fühlen würde . Denn nur sein Bedurfnis ist das einzig Wahre und zählt .

      My 2 Cents
      Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont
      OT

      heliosg schrieb:

      Rohdiamant schrieb:

      Der "selbstlose" denkt in meinen Augen zu viel über seine Handlungen nach. Dann passiert folgendes: Ich übernehme das Denken für ihn. Das bringt für mich keine Erfüllung und nicht den erwünschten Effekt den ich oben beschrieben habe.
      Trotz der Bedeutung aller körperlicher Aspekte liegt im Denken der Schlüssel zu vielem, nicht zuletzt im Respekt, den s ihrem D zollt.
      Ich glaube du hast meine Aussage falsch verstanden.

      Kurze Erklärung wie ich es FÜR MEIN BDSM meine wenn ich sage “ich will nicht denken“. Wenn man mein Hirn nicht erreicht, dann kann der Dom machen was er will aber meine Gedanken werden nicht in der Situation/Session und nur bei ihm bzw. (was der Idealfall ist) komplett auf mich fokussiert sein. Es passiert folgendes: der imaginäre Einkaufszettel wird abgearbeitet und wenn's ganz dumm läuft, dann hinterfrage ich in Gedanken jeden seiner Handlungen und die Folge daraus wäre, dass ich die Session steuern werde. Dem kann nur ein sehr authentischer und egoistischer (was in meinen Augen eben egoistisch im Bereich BDSM ist) Dom entgegenwirken. Weil, wie schon erwähnt, dass genau das ist was ich IN MEINEM BDSM will.

      Das hat aber rein gar nichts mit Respekt haben oder nicht zu tun! Ich verstehe nicht wie du darauf kommst.

      Da jetzt wieder die Diskussion los geht, wer wie was definiert, bin ich an der Stelle raus. Werde aber gerne Erklärungen per PN abgeben wenn jemand das möchte.
      Alles beginnt mit der Sehnsucht ...
      - Nelly Sachs -
      Egoismus Gesund oder nicht Gesund? Ist immer relativ und liegt wohl in der Beurteilung der Beitilgten.

      Ohne einen gesunden Egoismus des dominanten Parts, wird es in meinen Augen nie zu dem gewünschten Machtgefälle kommen.
      Denn um meine Erwartungen zu erreichen und somit meine Ziele mit meine Sklavin durchzusetzen, bedarf es einer gehörigen Portion Egoismus!
      Alles andere ist eine Beziehung auf Augenhöhe, wo Wünsche geäußert und erfüllt werden, somit mutiert der dominante Part zum Erfüllungsgehilfen sexueller Wünsche.

      Um gewisse Grenzen zu erreichen und zu erweitern, ist für den dominanten Part, eine Zielsetzung notwendig und das auch nur mit gesundem Egoismus durchsetzbar.
      Die im Dunkeln sieht man nicht.
      Bertolt Brecht