BDSM und Misshandlung, die andere Seite der Medaille

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      BDSM und Misshandlung, die andere Seite der Medaille

      Inspiriert durch den Beitrag: BDSM und Misshandlung stelle ich mir als "Schlagender" immer mal wieder die Frage, wo ist der Punkt an dem du aufpassen musst, wo du hinterfragen musst, Äußerungen anders deuten solltest ...... Ich hinterfrage damit nicht mich selbst im Sinne meiner Vorlieben und Veranlagung, sondern als wiederkehrende "Grenzbestimmung".

      Oder kurz gesagt:
      Bis wohin sind es Schläge im Sinne von Einvernehmlichkeit, Lustgewinn etc. und ab wann "prügele" ich, im Sinne von Misshandlung und Körperverletzung?

      Und jetzt warte ich interessiert auf Eure Antworten.

      Giftzwerg schrieb:

      ab wann "prügele" ich, im Sinne von Misshandlung und Körperverletzung?
      Hallo @Giftzwerg, die Antwort auf diese Frage würde ich an der Intention der Schläge festmachen (wollen).

      Ein grundsätzliches Einvernehmen bzw. eine Zustimmung des/ des Geschlagenen setze ich bei meinen Überlegungen voraus. Dafür stellst sich hier die Frage nicht, denke ich?

      Es kann also nur noch um den aktiven Part des Arrangements gehen. Und hier kommt es für mich darauf an: schlägt (/ prügelt) der aktive Part, um seine Wut auf den passiven Part/ die Welt loszuwerden, oder schlägt der aktive Part bewusst, entweder um zu strafen und/ oder um seiner Lust und/ oder der des Gegenübers zu "dienen". Ersteres hat mit BDSM in meinen Augen nichts zu tun, zweiteres defintiv schon.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]
      Schwer zu beantworten,. Ich glaube tatsächlich da müsste man sich jedes mal rantasten oder den Partner sehr gut lesen können.
      Ich denke wenn Mann mit dem Feuer spielt kann schon einiges daneben gehen.
      Für mich gesehen , wäre es Misshandlung wenn mein Partner seinen Frust in mich reinschlägt. Aber auch eine Ohrfeige an der falschen Stelle, könnte mit ganz arge Kopfschmerzen und oder Freude breiten.
      Generell mag ich nicht in allen Farben schillern, dazu bin ich zu wenig maso.
      Und eindeutige Misshandlung wäre wenn ich stopp rufe und trotzdem dem Rausch gefrönt wird.


      Meine Gedanken dazu

      Louise schrieb:

      Ein grundsätzliches Einvernehmen bzw. eine Zustimmung des/ des Geschlagenen setze ich bei meinen Überlegungen voraus. Dafür stellst sich hier die Frage nicht, denke ich?

      Es kann also nur noch um den aktiven Part des Arrangements gehen.
      hmm, nicht ganz. Klar, weil ich mir aus Sicht des Aktiven die Frage stelle, schon.

      Aber wiederum nicht, denn meine Frage lautet ja auch: Wo ist der Punkt, an dem ich was ändern müsste?
      Bin ich aufmerksam genug, denn ein einmal gegebenes "grundsätzliches Einverständnis" ist mir definitiv zu wenig.
      Dafür ändert sich Mensch in und mit seinen Erfahrungen zu sehr. Was auch gut ist!
      Ich denke, beim "Frustschlagen" werden wir uns alle einig sein. Aber ich verstehe die Frage eher in Richtung "Lustschlagen", die Angst, es könnte hier mit einem durchgehen. So sehr ich das Streben nach einer eindeutigen Abgrenzung der Begriffe verstehe, "fürchte" ich doch, dass genau das nicht möglich sein wird, weil sich hier die o.g. "Gefahr" von einem bestimmten (sicher nicht alleinigen) Reiz des BDSM nicht trennen lässt.

      nikkinak schrieb:

      aber was ist, wenn mein Partner den Frust aus mir rausschlägt? Wieso muss diese art der körperlichkeit denn zwangsläufig mit lust verknüpft sein, damit sie erlaubt ist?

      das ist doch in vielen situationen nicht so, z.b. beim kampfsport.
      verdammt guter Einwand, aber es ist ja ein Unterschied gefühlt zumindest wenn man raus anstatt rein schlägt :pillepalle: ok echt gaga
      Glaub bin mal still
      @Giftzwerg ,

      puhhh, das ist eine schwierige Frage... oder auch nicht, kommt darauf an, wie Du es in Deinem BDSM handhabst... üblicherweise ist genau hierfür das Safeword oder der Ampelcode da. Zusätzlich dazu gibt es einige Menschen, die andere scheinbar "lesen" können, die selbst spüren, wie weit sie gehen können oder nicht. Dies ist sicherlich sehr schön, entbindet aber - in meinen Augen - sub nicht von der Pflicht, auch selbst auf sich acht zu geben.

      Ausserdem ist es evtl. eine Frage des Herantastens ... sub ist nicht jeden Tag gleich, was das Schmerzempfinden angeht.

      Ich merke, ich tu mir schwer mit Deiner Frage... ich kann nicht so ganz greifen, worauf Du hinaus möchtest, worauf Du genau eine Antwort suchst, weil ich denke, das mit Ampelcode, Safeword etc. brauche ich Dir nicht näher erläutern, da kennst Du Dich selbst genug aus.

      Vielleicht aber geht es ja wirklich um die Frage der Selbstverantwortung von sub. In welchem Verhältnis stehen Selbstverantwortung von sub und Verantwortung von Dom im gesamten Gefüge einer (ich bezieheh es jetzt einfach mal auf) Session. Hier sehe ich persönlich die Antwort auf die Frage in einer Aushandlung durch beide. Ich persönlich finde Spielen ohne Safeword (oder Äquivalent) als nicht nur grenzwertig, sonder grenzüberschreitend. Bin mir aber gleichzeitig sicher, dass jene, die solches im Rahmen des BDSM betreiben, durchaus Äquivalentes zum Safeword haben, selbst wenn sie es nicht zugeben würden :pardon: .

      Eine Grenze zur Körperverletzung ist definitiv da überschritten, wo eine Nutzung des Safewords übergangen wird. Ist ein solches nicht vorhanden, wird es schwierig. Für beide.

      PS: Im Endeffekt sehe ich die Antwort auf Deine Frage eigentlich darin, es als Dom zu schaffen, die Verantwortung an sub "zurückzugeben" :pillepalle: .

      Die Male, wo ich bisher dommig unterwegs war, habe ich wahrscheinlich ziemlich genervt mit meiner ständigen Fragerei, ob das gut bzw. noch ok ist, was ich da gerade so treibe. Aber mir ist es lieber, einmal zu viel gefragt und evtl. Stimmung wieder hochfahren zu müssen, als einmal zu weit gegangen zu sein.

      meine Aufzählung, wann aus BDSM Körperverletzung wird:
      - Übergehen des Einsatzes des Safewords oder seines Äquivalents
      - Schlagen aus Frust, Wut, anderen negativen Gefühlen seitens Dom (das Gemeine ist hier... wenn sub wütend ist, kann der Empfang von Schlägen durchaus hilfreich sein)
      - nicht abschließend, aber irgendwann nicht mehr weiterführbar, weil nicht mehr editierbar :lesen:
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]
      Also für mich wäre es dann eine Misshandlung, wenn mein Safeword übergangen wird bzw. schon bei "gelb" nicht ein Gang runtergeschaltet wird.
      Wenn ich mich in einer wehrlosen Lage befinde und meine Grenzen ohne Absprache übertreten werde , ist dass auch eine Misshandlung für mich, selbst wenn es im Nachhinein nicht so schlimm gewesen ist für mich. Denn dadurch würde mein Vertrauen leiden.

      Wenn ich total im Subspace abdrifte und gar nicht mehr merke, dass es mir körperlich schlecht geht, erwarte ich dass der aktive Part aus Fürsorge einhält, auch wenn ich vielleicht verrückt genug wäre zu protestieren. Wenn er sich daraus ableiten würde: immer druff, die mag das ja, wäre es Misshandlung und Ausnutzen meines Masochismus.

      Oder wenn die Handlung bleibende bzw. länger haltbare Spuren verursacht und ich dass in dem Moment nicht mitbekomme, aber vorher kein Einverständnis zu sowas gegeben habe oder sogar ausdrücklich dass nicht will, und der aktive Part dann nicht von sich aus abbricht.

      Aber für mich fängt eine Misshandlung auch da an, wo ich in eine Situation hinein manövriert werde - durch Zwang oder Manipulation - die einfach zuviel für mich ist. Wenn also wissentlich eine Situation geschaffen wird, zu der ich unter normalen Umständen kein Einverständnis geben würde.

      Und damit meine ich jetzt nicht ein aufmunternde und sexy Kommunikation währenddessen - das gehört für mich zum Lustgewinn dazu. Sondern echte emotionale Erpressung . Das ist dann nicht mehr einvernehmlich, sondern gewalttätig.
      Nein bin doch nicht still, wer sagt denn überhaupt das Misshandlung zwangsläufig was mit Schlägen zutun hat, Ignorieren ist auch eine weit verbreitete Art von Misshandlung. Mir würde Attok noch ein paar andere Sachen einfallen, die durchaus in beiden Welten vorkommen.
      Um es mal pauschaler zu machen , Ich glaube Misshandlung ist, wenn der andere meine Grenzen wissentlich missachtet und überschreitet.

      Chardonnay hat das besser formoliert.
      Vielleicht lässt sich die Frage auch einfach aus der subjektiven Nähe heraus gar nicht beantworten. Zu individuell und in sich einfach nicht logisch. Aus etwas mehr Distanz würde ich sagen: ist es für Sub währen dessen o.k., vielleicht sogar schön oder kommt Sub nach einiger Zeit wieder die Lust darauf (warum auch immer), dann ist es o.k., keine Verletzung. Die zugegebenermaßen nicht leichte Beurteilung liegt hier - ja wo? - sicherlich zunächst bei Sub. In guten Beziehungen vielleicht auch im Gespräch zwischen Sub und Dom....?? Allerdings ist Dom hier ja nicht unbefangen......
      In dem Moment, wo Sub möchte, dass Du mit dem Schlagen aufhörst, Du es aber nicht tust, befindest Du Dich im Bereich der Körperverletzung.

      Ob Du es merkst oder nicht.

      Denn dann ist keine Einwilligung mehr gegeben. Und diese Einwilligung ist es, die das ganze "straffrei" macht,
      Im täglichen Leben erfüllt jeder Friseur- oder Arztbesuch wegen Injektion wie Grippeimpfung objektiv den Tatbestand der Körperverletzung, das einzige, was ihn "erlaubt", ist die Einwilligung Deinerseits.

      Giftzwerg schrieb:

      Ich hinterfrage damit nicht mich selbst im Sinne meiner Vorlieben und Veranlagung, sondern als wiederkehrende "Grenzbestimmung".

      Giftzwerg schrieb:

      Bis wohin sind es Schläge im Sinne von Einvernehmlichkeit, Lustgewinn etc. und ab wann "prügele" ich, im Sinne von Misshandlung und Körperverletzung?
      Ich finde diese beiden Aussagen sehr interessant, aber auch widersprüchlich.
      Ich z.B. stelle mir immer wieder die Frage, wie jemand, der sadistisch veranlagt ist, das "Tier" in sich beherrschen kann, ohne das es pathologisch wird.

      Wie ist die Tagesform von beiden? Gab es im Vorfeld Frust, der einem gar nicht so bewusst ist, wenn man in die Session geht? Was macht das mit einem "echten" Sadisten?

      Ich habe es selbst schon mal erlebt, das ich das Gefühl hatte, das Dom etwas die Kontrolle verliert, etwas zu sehr"draufhaut". Ich als Masochistin konnte das noch wegstecken. Wir haben hinterher auch lange darüber geredet.

      Giftzwerg schrieb:

      Bin ich aufmerksam genug, denn ein einmal gegebenes "grundsätzliches Einverständnis" ist mir definitiv zu wenig.
      Dafür ändert sich Mensch in und mit seinen Erfahrungen zu sehr. Was auch gut ist!
      Diese Frage kannst du nur selbst beantworten!
      Und ja, ein "grundsätzliches Einverständnis" ist definitiv zu wenig.
      Weil beide sich verändern, sich Grenzen verschieben, ich mehr zulassen kann und möchte.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      Daro schrieb:

      ...dann muss Sub zu jeder Zeit genau mitteilen (können), was gerade legal ist. WILL sie / er das?
      Nein, ich zum Beispiel will das nicht, da ich es sehr genieße in der Zwischenwelt zu schweben.
      Und ja, das macht es gefährlich und deshalb begebe ich mich auch in die Hände von meinem Mann, dem ich sowieso mein Leben anvertraue.

      Und wie ich oben schon geschrieben hatte, greift da denke ich die Fürsorgepflicht, dass eben keine Grenzen ohne Einverständnis vorher überschritten werden und rechtzeitig aufgehört wird, wenn meine körperlichen Reaktionen das nahelegen.

      Aber ist halt alles eine Grauzone - 50 Shades of Grey, gell? :D
      (aus Zeitnot jetzt nur eine kurze Erläuterung zu einigen angesprochenen Punkten)

      - es gibt viel mehr Dinge die "Schaden" anrichten können, als nur Schläge. Insofern hab ich mir nur einen Punkt rausgesucht.

      - übergangene / ignorierte Safewords etc. möchte ich hier raushalten, weil ein solches Verhalten für mich nicht diskussionsfähig ist.

      - meine Fragen zielen auf Eure Wahrnehmung, euer Verhalten, euren Umgang mit der Sache.
      Ich stelle mir diese Fragen auch immer wieder mal, obwohl ich für mich "gefühlt" zu denen gehöre, die Subbie gut "lesen" können.