Artikel: Eine radikalfeministische Perspektive auf BDSM - was meint ihr dazu?

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      Landlady_bb schrieb:

      Ein "feministisches" Denken, das den Mann pauschal zum Feindbild abstempelt, lehne ich ebenso ab wie ein "BDSMistisches"
      Der Ursprung es Feminismus liegt ja auch nicht darin, Männer per se als Feindbild abzustempeln.

      Landlady_bb schrieb:

      "Wer mich beherrschen will, der muss mich erobern."
      Lass dir den Spruch doch bitte noch mal durch den Kopf gehen! Gerade im Zusammenhang mit Feminismus!
      Aus meiner Sicht legst nämlich gerade du häufig hier ein "Schwarz-Weiss-Denken" an den Tag, das für mich teilweise grenzgängig ist.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      silk_n_desire schrieb:

      Meine Ansicht in Kurzform als Sub:

      Ich unterwerfe mich nicht und lasse mich nicht schlagen, weil ich es muss, sondern weil ICH es will. Für mich steht dabei an erster Stelle die Befriedigung MEINER Bedürfnisse.
      Die Verfasserinnen des hier diskutierten Textes würde darin gesellschaftliche Beeinflußung sehen, und damit keinen authentischen, individuellen Willen.

      Wenn Sexualität ein sozialer Konstrukt ist, und eine Folge der biographieschen Prägung, dann ist Homosexualität "heilbar".

      Und, ist sie das? *grins*

      Ich bin auch eine Feministin, aber sehen diese Schwestern nicht, auf welchen tönenden Füssen ihre Argumentation beruht, und zu welchen Schlussfolgerungen die führt? Sie gehen Hand in Hand mit religiösen Rechten.

      Landlady_bb schrieb:

      Ein radikal "feministisches" Denken, das den Mann pauschal zum Feindbild abstempelt, lehne ich ebenso ab wie ein radikal "BDSMistisches" Denken, das den Mann pauschal zum Dom idealisiert.
      Was hat das mit "BDSMistisch" zu tun? Klingt eher nach hetero-normativ, mit BDSM selbst hat diese Verteilung nichts zu tun. Man denke z.B. an die Ursprünge der heutigen Szene in der Gay Leather Bewegung, in der logischerweise keine Geschlechterverteilung herrschte. Oder dass Leopold von Sacher-Masoch genauso historisch ist wie der Marquis de Sade. BDSM hat nichts mit irgendwelchen Geschlechterzuweisungen zu tun, das ist eher der hetero-normative Mainstream, der sich da immer wieder einschleicht. Die Idee, das wäre irgendwie "BDSMistisch" halte ich für verfehlt, egal ob radikal oder nicht, weil es nichtmal im Kern des BDSM angelegt ist. Das ist etwas, das von außen drauf gedrückt wird von manchen Leuten.
      Ich glaube, man muss die ganzen Aussagen mal etwas mehr in ihrem relativen Kontext sehen...

      Eine "Feministin" ist eine Feministin, weil sie glaubt, die Rechte der Frauen oder zumindest sich selbst in der Gesellschaft unterrepräsentiert zu sehen. Also wird sie alle Meinungen und Argumente hervorzerren, die diese These stützen.
      Ein Mensch, der seine Sexualität frei, in welcher Rolle auch immer, im BDSM-Rahmen auslebt, wird wohl kaum die Gesellschaft dafür verantwortlich machen, zumal der Mainstream der Gesellschaft das in der Regel auch gar nicht abbildet.

      Insofern beschreiben die "Extremstandpunkte" nur den Spread, in dem sich fast 8 Mrd. Individuen bewegen. Wo liegt also die absolute Wahrheit?
      Aus meiner Sicht entspringt der beschriebene "Frauenhass" dem gleichen Ursprung, wie das Wettern gegen Pornografie oder BDSM, nämlich mangelnder Toleranz!
      Wer Anklagt und Verurteilt versucht an sich im Grunde selbst nur durch seine Meinung zu dominieren.

      Ich glaube nicht, das sexuelle Neigungen vollständig genetisch bedingt sind. Gleichermaßen ist es aber meiner Meinung nach auch nicht nur die Prägung elterlicher oder gesellschaftlicher Erziehung.

      Man entschuldige das Beispiel... Jagdhunden, bei denen über Generationen hinweg nur die mit dem stärksten Jagdtrieb selektiv zur weiteren Züchtung verwendet wurden, kann man sicher beibringen, auf einen Pfiff hin stehen zu bleiben oder die Beute nicht zu fressen, aber man wird ihnen nicht abtrainieren können, nicht mehr jagen zu wollen... Dafür wäre wieder eine evolutionäre Entwicklung nötig.

      Wir leben doch heute nicht mehr in einem Zeitalter, in dem Sexualität der reinen Arterhaltung und Existenzsicherung dient. Wir haben sie als Experimentierfeld entdeckt und beginnen sie freier zu erkunden und zu erleben.
      Dabei kann nur der Grundsatz gelten... Die Freiheit des einen endet dort, wo sie die Freiheit des Anderen einschränkt.

      Insofern muss man doch wohl sehr genau unterscheiden, ob ein Machtgefälle erzwungen oder freiwillig akzeptiert wird.

      Ich selbst bin im meiner Sexualität sehr neugierig und entscheide aus der Situation heraus, was mich kickt und wo meine Grenzen sind. Wenn ich mich unterwerfe, dann deswegen, weil ich dieses Gefühl erleben will.
      Wenn ich die dominante Rolle übernehme, dann teste ich Grenzen aber überschreite sie nicht.

      Nun hatte ich ein Elternhaus, das sehr tolerant war, in dem Sexualität aber auch überwiegend nicht thematisiert wurde. Meine erzkatholische Oma hat mich bis zum 10. Lebenjahr permanent in die Kirche geschleppt und hätte es wohl gern gesehen, wenn ich Meßdiener geworden wäre.
      Im Kontrast dazu hat mich meine 6 Jahre ältere Schwester gern zum Frustabbau "benutzt", wenn sie mal wieder auf mich aufpassen durfte, bis sie irgendwann einsehen musste, das meine körperiche Entwicklung die Karten wohl doch irgendwie ungünstig für sie neu gemischt hatte...

      Sicher waren das prägende Erlebnisse... Aber bin ich deshalb nun ein Opfer meiner Erziehung oder meiner Gene? Ich denke, weder noch! Denn spätestens ab meinem 18 Lebenjahr hatte ich die Möglichkeit, die mir aufgeprägten Glaubenssätze zu hinterfragen und mir eigene zu schaffen.

      Da mag man gerne glauben wollen, ich bestrafe in der dominanten Rolle stellvertretend meine Oma oder meine Schwester und verabeite/durchlebe in der devoten die "furchtbaren Kindheitserlebnisse" neu...

      So what... Solange meine Partnerin und ich uns einig sind, wer wem wie in welcher Weise Lust spenden kann, darf die Privatsphäre unseres Schlafzimmers gern als "Deckmäntelchen" jeglichen gesellschaftlich und moralischen Verfalls angesehen werden. Wir können ja auch gar nicht dafür... Es sind halt doch die Gene... :P

      net-agent schrieb:

      Eine "Feministin" ist eine Feministin, weil sie glaubt, die Rechte der Frauen oder zumindest sich selbst in der Gesellschaft unterrepräsentiert zu sehen. Also wird sie alle Meinungen und Argumente hervorzerren, die diese These stützen.
      Lieber @net-agent, eine Feministin setzt sich für die Rechte der Frauen ein, ja, aber auch für die Umsetzung dieser. Das bedeutet, bloss, weil die Gesetzeslage den Frauen Gleichheit und Gleichberechtigung einräumt, ist/wird diese noch lange nicht überall auch tatsächlich umgesetzt. Ebenso zerrt sie nicht Meinungen und Argumente einfach so hervor, sondern orientiert sich eine Feministin an gängigen/anerkannten philosophischen und sozialpsychologischen Theorien.

      Weiterhin setzt sich die Feministin von heute nicht nur für die Gleichberechigung von Frauen allein ein, sondern für die grundsätzliche Gleichberechtigung aller Menschen, die Menschenwürde und auch für die sexuelle Selbstbestimmung.

      Man darf auch nicht ausser Acht lassen, dass es unterschiedliche Strömungen des Feminismus gibt und das die Radikalfeministinnen, um die es im EP tatsächlich geht, nicht die Mehrheit darstellen.

      Im übrigen kenne ich keine Feministin, die ein Problem mit BDSM hat, es würde auch dem Ansatz der sexuellen Selbstbestimmung widersprechen. Aber ich kenne ja auch keine Radikalfeministinnen. :pardon:

      Weiterhin bin ich keine Feministin, weil ich "glaube", es gäbe Unterschiede und Ungleichgewicht - ich weiss es. Dafür muss ich nicht einmal die Frauenquote oder unterschiedliche Entlohnung bei gleicher Arbeit in den Raum werfen.

      net-agent schrieb:

      Ich glaube, man muss die ganzen Aussagen mal etwas mehr in ihrem relativen Kontext sehen...

      Eine "Feministin" ist eine Feministin, weil sie glaubt, die Rechte der Frauen oder zumindest sich selbst in der Gesellschaft unterrepräsentiert zu sehen. Also wird sie alle Meinungen und Argumente hervorzerren, die diese These stützen.
      Ein Mensch, der seine Sexualität frei, in welcher Rolle auch immer, im BDSM-Rahmen auslebt, wird wohl kaum die Gesellschaft dafür verantwortlich machen, zumal der Mainstream der Gesellschaft das in der Regel auch gar nicht abbildet.
      entschuldige bitte, aber das ist Quatsch.
      Eine Feministin setzt sich für Gleichberechtigung ein. In meinem Fall zb diskutiere ich häufig, dass es ungerecht ist, dass Frauen meist das Sorgerecht zugesprochen wird, dass Männer nicht ohne doofe Sprüche Elternzeit nehmen können, dass typisch "weibliche" Jobs schlechter bezahlt sind, dass Männer als Weichei bezeichnet werden und "wie ein Mädchen" eine Beleidigung ist. Dafür muss man nichts hervor zerren, dafür muss man nur ein bisschen die Augen aufmachen.

      Und obwohl ich meine Sexualität frei lebe, kann ich mich doch trotzdem fragen inwiefern meine submissivität eventuell durch Kultur und Gesellschaft geprägt ist. Ohne dass als etwas negatives zu verurteilen. Es ist einfach eine berechtigte und durchaus interessante Frage.
      Ich habe den Artikel auch gelesen,vor einer Weile schon.
      Was mich daran stört,ist die quasi geschlossene Argumentation .
      ...Weil wir alle in einem patriarchalen System aufgewachsen sind,also davon geprägt,können wir gar nicht frei entscheiden. Also auch nicht frei entscheiden uns zu unterwerfen.
      Das bedeutet,man kann dem nichts entgegen setzen,da man immer an dem Punkt landet,das man so geprägt ist,und da gibt es dann keine Möglichkeit der neutralen Entscheidung...also wenn ich frei entschieden habe,mich meinem Herren zu unterwerfen,ist das nicht frei,weil ich nicht ausserhalb meiner Prägung möglich ist.

      Mich ärgert so etwas schon,denn ich erwarte ,gerade auch von Menschen die sich als Feministinnen sehen,dass sie meinen freien Willen akzeptieren.
      Sehe ich ähnlich wie tini69.
      Gerade von einer Feministin mir meine freie Entscheidung absprechen zu lassen ist nicht schön und zeugt von Arroganz und Überheblichkeit.

      Zudem ist das nicht zu Ende gedacht von diesen Personen. Denn wenn es diesen Automatismus gibt, also einem in einer patriarchisch geprägten Gesellschaft gar nichts anderes übrig bleibt als in diesen patriarchisch geprägten Strukturen zu denken und zu agieren, dann könnten diese Radikalfeministinnen auch nicht ihre Gedanken haben. Zudem gäbe es dann keine Frauen, die dominant sind oder auch nur gleichberechtigt sein wollten.

      Zudem reduziert dieser Ansatz die betroffenen Subs auf den Bereich der Submissivität, der ja nicht allumfassend ist. Ich zum Beispiel von in meinem sonstigen Leben eher dominant, anpackend und durchsetzungsfähig. Und zwar auch im Umgang mit Männern. Das passt ja nach deren Argumentation nicht zusammen.

      net-agent schrieb:

      Eine "Feministin" ist eine Feministin, weil sie glaubt, die Rechte der Frauen oder zumindest sich selbst in der Gesellschaft unterrepräsentiert zu sehen. Also wird sie alle Meinungen und Argumente hervorzerren, die diese These stützen.
      Ich habe diese Formulierung bewusst so provokannt und polarisierend gewählt, weil ich genau wusste, dass sie sofort eine entsprechende Reaktion auslösen wird (Genau, wie die Aussagen des Artikels).
      Bevor man sich also auf die jeweiligen Aussagen an sich stürzt, sollte man sich erstmal im Klaren darüber sein, wer was aus welcher Motivation heraus sagt, und wo das gemeinsame Ziel liegt.

      Der Punkt ist doch, dass der Begriff "Feministin" hier schon mit unterschiedlicher Bedeutung interpretiert wird. Genau wie die Frage, ob Devotismus gesellschaftlich, genetisch oder historisch indiziert ist.
      Dabei wird es genausoviele "gleichberechtigte" unterschiedliche "Wahrheiten" wie Standpunkte geben, die natürlich alle mit den entsprechenden Argumenten unterlegt werden. Wohin soll die Reise also gehen?


      Rina schrieb:

      Lieber @net-agent, eine Feministin setzt sich für die Rechte der Frauen ein, ja, aber auch für die Umsetzung dieser.
      Ja, genau so ist es per Definition. Die Überschrift spricht sogar von einer "radikalfeministischenen Perspektive", nicht von Emanzipation als solcher, wie du sie vertrittst. Welche Objektivität darf man also in der Argumentationslinie des Artikels erwarten?

      sextotheler schrieb:

      entschuldige bitte, aber das ist Quatsch.
      Eine Feministin setzt sich für Gleichberechtigung ein.
      Aber eben aufgrund der Wortbedeutung mit dem entsprechenden Fokus auf die Umsetzung von Frauenrechten. Ein Behindertenvertreter oder korrekter Weise "Gleichstellungsbeauftragter" wird auch nicht die Erfolge bei der Barrierefreiheit thematisieren, sondern im Schwerpunkt immer auf die verbliebenen Mißstände hinweisen und versuchen, diese in bestimmte Zusammenhänge zu bringen.
      Es wird auch nie um die Frage gehen, warum die Parkplätze der Firmenleitung grundsätzlich direkt vor der Tür sein müssen, sondern nur darum, dass der Gehbehinderte nicht soweit laufen kann/muss, wie sein nicht behinderter Kollege. Wenn ich also einen solchen Menschen auf das Thema "Gleichstellung" anspreche, dürfte wohl klar sein, dass es in der Argumentationsline nicht um Gleichstellung im Allgemeinen und objektiven Sinne gehen dürfte.

      sextotheler schrieb:

      Und obwohl ich meine Sexualität frei lebe, kann ich mich doch trotzdem fragen inwiefern meine submissivität eventuell durch Kultur und Gesellschaft geprägt ist. Ohne dass als etwas negatives zu verurteilen. Es ist einfach eine berechtigte und durchaus interessante Frage.
      Da stimme ich dir zu. Die Frage ist berechtigt und auch durchaus interessant. Ich kann aber ehrlich gesagt nicht erkennen, inwieweit ich dies als negativ verurteilt habe.
      Vielleicht habe ich aber in der Tat etwas zu sehr verallgemeinert... Um es zu konkretisieren...

      Ich glaube nicht, dass meine Neigungen heute, als Erwachsener, noch maßgeblich von allgemeinen gesellschaftlichen Konventionen beinflußt werden. Die legen für mich nur gewisse Rahmenrichtinien des organisierten Zusammenlebens fest. Da meine Sexualität aber nicht Bestandteil dieses öffentlich/gemeinschaftlichen Zusammenlebens ist, gibt es da auch kein allgemein gültiges und akzeptiertes Regelwerk. Ich habe also Entscheidungsfreiheit! Von da her stellt sich für mich die Frage, wo kann ich die Gesellschaft konkret verantwortlich machen? Allenfalls da, wo das Ausleben meiner Neigung die Grenzen überschreitet und das "öffentliche Ärgernis" erregt. Ansonsten hatte ich zwar eine erzieherische Vorprägung, diese ist allerdings im Rahmen meiner Selbstidentifikation längst von eigenen subjektiven Erfahrungen und Erkenntnissen überlagert.


      tini69 schrieb:

      ...Weil wir alle in einem patriarchalen System aufgewachsen sind,also davon geprägt,können wir gar nicht frei entscheiden. Also auch nicht frei entscheiden uns zu unterwerfen.
      Das bedeutet,man kann dem nichts entgegen setzen,da man immer an dem Punkt landet,das man so geprägt ist,und da gibt es dann keine Möglichkeit der neutralen Entscheidung...also wenn ich frei entschieden habe,mich meinem Herren zu unterwerfen,ist das nicht frei,weil ich nicht ausserhalb meiner Prägung möglich ist.
      Wenn dem so wäre, dürfte es keinerlei gesellschftliche Entwicklung geben und das "System" müsste für alle Zeiten in unveränderbarer Stase verharren. Die Geschichte lehrt uns aber, dass es auch an jedem Einzelnen ist, seinen Platz im Leben eigenverantwortlich zu definieren und den vermeindlich zugewiesenen in Frage zu stellen.

      "Das System" ist doch viel zu abstrakt um es für ein einzelnes Detail meiner Persönlichkeit verantwortlich zu machen. Bin ich ein schlechterer Vater, Ehemann, Freund oder Mitarbeiter, weil ich in einem patriarchischen System aufgewachsen bin und trotzdem mit meiner Frau innerhalb unserer Sexualität sowohl meine dominante, als auch meine devote Seite auslebe?

      Es mag sein, das andere Menschen meine devote Seite als nicht systemkonform beurteilen und möglicherweise daraufhin ihr Verhalten mir gegenüber verändern.
      Am Ende bleibt mir aber immer die Freiheit zu entscheiden, ob ich bereit bin, diese Konsequenz zu tragen oder mich anzupassen.

      Daher jetzt nochmal zurück zum Ursprung...

      "Frauen wird u.a. durch die Pornographie und die gesellschaftlichen
      Reaktionen auf Gewalt gegen sie tagtäglich deutlich gemacht, dass sie es
      verdienen verletzt, benutzt und Gewalt ausgesetzt zu werden. Dies alles
      findet statt in einer von Geschlechterungleichheit geprägten
      Gesellschaft. Diese Ungleichheit wird fetischisiert.
      Häufig wird argumentiert, dass jegliche unserer sexuellen Neigungen
      angeboren sind und ein unveränderbarer Teil unserer Persönlichkeit,
      sprich in diesem Kontext, dass sado-/masochistische Neigungen schlicht
      eine gegebene psychologische Determinante unserer Persönlichkeit sind.

      Dem ist aber nicht so...

      ...Ich frage mich schon seit Jahren, woher meine Neigungen kommen und ich bin (war?) der Meinung, dass sie angeboren sind. Sähe unsere Sexualität in einer Gesellschaft frei von Geschlechterungleichheit anders aus? Wären wir womöglich alle Vanillas? Kann man diese Fragen überhaupt beantworten?

      Meine Meinung dazu:
      Nein, das kann man nicht pauschal beantworten, weil es zum Teil in den Bereich der Spekulation abdriftet und zum anderen auch von subjektiven Faktoren abhängig ist. Wir sind halt keine Klone sondern Individuen.
      In sofern werden auch die zu Gehör gebrachten Meinungen, Argumente und vermeindlichen Ursachen sehr vielschichtig sein.

      Um sich die Frage selbst zu beantworten macht es daher für mich nur zur Horizonterweiterung Sinn, Antworten im Außen zu suchen.
      Letztlich wird die "richtige" Antwort für jeden die sein, die ihm am dienlichsten erscheint.
      Aber um was daraus abzuleiten? Veränderung, Bestätigung oder nur mal so?

      net-agent schrieb:

      Ich habe diese Formulierung bewusst so provokannt und polarisierend gewählt, weil ich genau wusste, dass sie sofort eine entsprechende Reaktion auslösen wird (Genau, wie die Aussagen des Artikels)
      Warum?

      net-agent schrieb:

      Vielleicht habe ich aber in der Tat etwas zu sehr verallgemeinert... Um es zu konkretisieren...
      Verstehe ich nicht...

      net-agent schrieb:

      "Frauen wird u.a. durch die Pornographie und die gesellschaftlichen
      Reaktionen auf Gewalt gegen sie tagtäglich deutlich gemacht, dass sie es
      verdienen verletzt, benutzt und Gewalt ausgesetzt zu werden. Dies alles
      findet statt in einer von Geschlechterungleichheit geprägten
      Gesellschaft. Diese Ungleichheit wird fetischisiert.
      Woher hast du diese "Weisheit"?
      Viele von uns sprechen aus eigenen Erfahrungen und nicht aus dem Grund, weil es ihnen suggeriert wird.
      Man kann Themen auch "tot reden".
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      net-agent schrieb:

      Ja, genau so ist es per Definition. Die Überschrift spricht sogar von einer "radikalfeministischenen Perspektive", nicht von Emanzipation als solcher, wie du sie vertrittst. Welche Objektivität darf man also in der Argumentationslinie des Artikels erwarten?
      Der Punkt ist, wenn man sich mit dem Thema Feminismus intensiv beschäftigt, wird man feststellen, dass die Mehrheit der Feministinnen die Ansichten des Radikalfeminismus ablehnt. Es ist also keineswegs angebracht, alle Feministinnen in einen Topf zu werfen.

      Im Übrigen, worin unerscheidet man sich von einer Radikalfeministin, wenn man sich von Objektivität los sagt? Wenn man nicht das grosse Ganze sehen möchte?

      Und ja, ich begrüsse Objektivität. Das macht den Unterschied.

      net-agent schrieb:

      Ich habe diese Formulierung bewusst so provokannt und polarisierend gewählt, weil ich genau wusste, dass sie sofort eine entsprechende Reaktion auslösen wird
      Dies ist sehr schade, denn das Forum, so meine Auffassung, sollte eine Hilfestellung und Informationsquelle sein, statt provozierend zu wirken.
      @topaz Die Quelle der "Weisheit" ist nicht meinem Geist entsprungen. Siehe Post 1 dieses Threads...

      Noema schrieb:

      Hallo in die Runde!

      Ich bin auf den Artikel diestoerenfriedas.de/eine-radikalfeministische-perspektive-auf-bdsm interessanten gestoßen und wüsste gerne eure Meinung dazu. Hier ein Zitat, das meine Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich gezogen hat:

      "Frauen wird u.a. durch die Pornographie und die gesellschaftlichen Reaktionen auf Gewalt gegen sie tagtäglich deutlich gemacht, dass sie es verdienen verletzt, benutzt und Gewalt ausgesetzt zu werden. Dies alles findet statt in einer von Geschlechterungleichheit geprägten Gesellschaft. Diese Ungleichheit wird fetischisiert.
      Häufig wird argumentiert, dass jegliche unserer sexuellen Neigungen angeboren sind und ein unveränderbarer Teil unserer Persönlichkeit, sprich in diesem Kontext, dass sado-/masochistische Neigungen schlicht eine gegebene psychologische Determinante unserer Persönlichkeit sind.
      Dem ist aber nicht so: Sexualität wird gesellschaftlich konstruiert und unsere eigene Sexualität maßgeblich in den gegebenen gesellschaftlichen und individuellen Machtverhältnissen von anderen konstruiert – nach den Interessen derjenigen die in der Machthierarchie oben stehen.
      Es ist nachweisbar wie die verschiedenen Wellen in der Pornographie (Oralsex, Analsex, BDSM, …) sich in der Prostitutions-Nachfrage niedergschlagen haben. Und natürlich gilt das gleichermaßen für den Bereich der privaten, nicht-kommerziellen Sexualität.
      Bevor man das Thema tot redet, war mir auch wichtig, mal darauf hinzuweisen, dass die Aussagen des Artikels unter der Domain "diestoerenfridas.de" und der Fokussierung auf eine "radikal"feministische Perspektive veröffentlicht wurden. Insofern erwarte ich hier kaum eine objektive Stellungnahme zum aktuellen Frauenbild in der Gesellschaft oder auch zu Noemas eigentlicher Frage... -Ist sexuelle BDSM-Neigung angeboren oder geprägt-

      Der Artikel soll in seiner gewählten inhaltlichen Darstellung nicht rein objektiv Informieren, sondern eben auch eine radikal störende/provozierenden Position abbilden.
      Ob diese Form als Diskussionsgrundlage geeignet ist, Noema zu helfen und ihre Ursprungsfrage zu beantworten bleibt jedem freigestellt.

      Noema schrieb:

      Eigentlich ging es mir gar nicht darum, hier eine Grundsatzdiskussion über Feminismus anzustoßen. Das erste Zitat, das ich nannte, stellt für mich die Frage in den Raum, ob unsere Neigungen womöglich ihren Ursprung in unserem Gesellschaftssystem und der darin enthaltenen Ungleichheit der Geschlechter haben
      ....

      Der Artikel ist teilweise bewusst überspitzt formuliert (das sagt ja schon der Titel), dennoch finde ich einige Aussagen sehr interessant...
      Dazu habe ich meine Meinung gesagt.

      Noema schrieb:

      Eine weitere Aussage, die ich in dem Artikel interessant finde:

      "Gewalt ist keine subjektiv interpretierbare Angelegenheit, sondern liegt objektiv entweder vor oder nicht vor, unabhängig davon ob sie von den Beteiligten als solche wahrgenommen wird."

      Also: Gewalt bleibt Gewalt auch wenn sie konsensuell geschieht?
      In unserem Strafrecht unterscheidet man zwischen Mord, fahrlässiger Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge, Tötung in Notwehr, sowie leichter und schwerer Körperverletzung.

      Das geht also vom Ausreißen eines einzelnen Haares bis zur Tötung eines Menschen (seelische Gewalt mal ausgenommen).

      Objektiv betrachtet liegt in allen Fällen "Gewalt" vor, denn Gewalt bleibt per Definition Gewalt, auch wenn sie konsensuell geschieht. (z. B Tötung auf Verlangen/Sterbehilfe)

      Trotzdem macht es wenig Sinn sich auf die feste abstrakte Definition des Wörterbuches zu berufen, weil diese in ihrer Verallgemeinerung viele konkrete Situationen des Lebens umfasst, die es in der subjektiven Interpretation
      zu unterscheiden gilt.

      Das wäre ungefähr vergleichbar mit der Aussage, Urlaub ist immer Urlaub, also egal mit wem und wohin du fährst... Wahr oder falsch? ;)

      Die Beurteilung von Gewalt hängt im Strafrecht also von der konkreten Situation ab. Während Tod durch Fremdverschulden als Offizialdelikt immer von Amtswegen her verfolgt wird,
      hast du keine Strafverfolgung zu befürchten, wenn du deine BDSM-Neigung im gegenseitigen Einverständnis ausübst. Wo kein Kläger da kein Beklagter... ;)

      Vielleicht kannst du dir die Frage anhand der Beispiele ja jetzt auch selbst beantworten.

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