SSC in einer Beziehung mit Machtgefälle

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      SSC in einer Beziehung mit Machtgefälle

      SSC in einer Beziehung mit Machtgefälle - was bedeutet das und wie wird dieses moralische / ethische Grundprinzip gelebt?

      Mich interessiert dabei im Besonderen die Frage: Woher nehmt ihr in euren Beziehungen die Sicherheit, dass ihr die Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure seelische und körperliche Befriedigung stellt?

      Weiter möchte ich die Fragestellung nicht eingrenzen und bin sehr gespannt auf eure Meinungen / Ansichten.

      Es gibt zwei Tragödien im Leben eines Menschen: Wünsche, die sich nicht erfüllen ... und Wünsche, die sich erfüllen!
      (frei nach Oscar Wilde)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mirage ()

      SSC ist in meinen Augen ein Idealwert, den man, sofern man es unter SSC ausleben möchte, ständig anstreben sollte. Aber wie mit allem im Leben: Es geht auch mal was daneben.

      Und davor schützt einen weder die Konstellation als lockere Spielbeziehung, feste Partnerschaft oder noch anderweitig greifende Beziehungsformen.

      Eine für mich stellenweise wesentlich wichtigere Abkürzung ist GMV: Gesunder Menschenverstand. Und erst dieser kann das eine oder andere verhindern, was Augenblicksversagen nicht ausschließt.

      Auch Menschen sind Tiere. Nur wir sollten uns immer im Klaren sein, dass unser jeweiliger gegenüber auch Gefühle, Wünsche und vor allem Grenzen hat. Wer dies sich immer vor Augen führen kann, der wird wohl kaum die eigene Befriedigung über das Wohl des Partners stellen.

      Was ich insgesamt sagen will. Es sind an der Aktion immer mindestens zwei Köpfe beteiligt. Auch wenn sich mindestens einer von beiden fallen lassen kann, so bleiben beide verantwortlich mitdenkende Wesen. Ab dem Moment, wo nur noch einer aufpasst, wird das Risiko größer.

      Deshalb ist für mich die Abkürzung SSC an sich wesentlich weniger zentral in meinem Kopf. Für mich steht das Wohlergehen meiner Partnerin im Vordergrund. Und wie ich dieses sicherstellen kann, mache ich durch Kommunikation mit ihr, Lebenserfahrung und einer nicht kleinen Menge an gesundem Menschenverstand.

      Und so wird wieder SSC daraus, ohne es zentral im Mittelpunkt zu haben. :rolleyes:
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...

      Mirage schrieb:

      Woher nehmt ihr in euren Beziehungen die Sicherheit, dass ihr die Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure seelische und körperliche Befriedigung stellt?
      Das Erleben meiner Persönlichkeit und meines Handelns in der Vergangenheit gibt mir diese Sicherheit.
      Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune ...
      Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump
      Mich irritiert die Fragestellung ehrlich gesagt komplett, weil ich die ganze Zeit denke, natürlich strebt man es doch immer an seinem Partner nicht nachhaltig zu schädigen, oder nicht? Also zumindest ist das meine Vorstellung einer Beziehung und eines veratnwortungsvollen Umgangs miteinander. Und ich vertrau darauf ,dass ich und auch mein/e Partner/in alles nach bestem Wissen und Gewissen tue. Trotzdem kann es zu "Fehlern" kommen, das ist völlig normal, entscheidend ist hierbei dann der Umgang damit und das man daraus lernt.
      Auch mich irritiert die Fragestellung, vielleicht ist aber einfach auch nur die Formulierung der Frage "entglitten"?


      Mirage schrieb:

      Mich interessiert dabei im Besonderen die Frage: Woher nehmt ihr in euren Beziehungen die Sicherheit, dass ihr die Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure seelische und körperliche Befriedigung stellt?


      Also als erster Punkt würde mir da auffallen, dass meine seelische "Befriedigung" (Zufriedenheit?) überhaupt nur dann gegeben sein kann, wenn ich weiß, dass meine Partnerin "unversehrt" ist - eigentlich mehr: dass es ihr gut geht.

      Meine "seelische Befriedigung" und das Wohlergehen meiner Partnerin sind daher mit Sicherheit kein "Gegensatz", zwischen dem man etwas ausbalancieren müßte, sondern korrelieren im Gegenteil direkt mit einander.

      Ok, mit der "körperlichen Befriedigung" sieht das vielleicht ein bisschen anders aus. Denn da muß ich in mir sehr wohl "Fürsorge-Dom" und "Sadist" balancieren, aber auch da ist im Endeffekt das Wohlergehen meiner Partnerin mein Maßstab (und da rede ich nach wie vor noch lange nicht "nur" von "Unversehrtheit).

      "Andersherum" würde die Frage für mich viellecht mehr Sinn machen, so in etwa:

      "Woher nehmt Ihr in Euren Beziehungen die Sicherheit, dass Ihr die seelische und körperliche Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure Befriedigung stellt?"

      So rum wird die Frage heikler, die Antwort differenzierter.

      "Seelische Unversehrtheit" meiner Partnerin ist für mich ein absolutes Muß und eine willentlich nicht überschreitbare Grenze. Ist diese "seelische Unversehrtheit" in Gefahr, muss und will ich mich zurücknehmen, auf sie aufpassen, sie (notfalls auch vor mir selbst) beschützen. Da ich das ja aber auch will, besteht für mich wiederum kein Gegensatz zu meiner "Befriedigung". Denn was ich nicht will, würde mich auch nicht befriedigen. Da gilt für mich (subjektiv): seelische Gefährdung ist für mich nicht "gesund", da stellt sich die Frage nach dem Einvernehmen gar nicht mehr.


      "Körperliche Unversehrtheit" ist für einen Sadisten eine knifflige Definitionsfrage. Da gibt auch "SSC" einen gewissen Definitionsfreiraum her. "Sicher", "gesund" und "einvernehmlich" sind da schwer allgemein definierbare Begriffe. Ja, auch "einvernehmlich"!


      Es dürfte ja auf Grund meiner ständigen Wortmeldungen zu dem Thema langsam allgemein bekannt sein, dass ich meine eigenen, vielleicht etwas "seltsamen" Sichtweisen zum Einvernehmen hab. Für mich ist das einfach auch dann sichergestellt, wenn meine Partnerin vertraut und mich "machen läßt", und ich dann im Einzelfall entscheide, ob ich finde, dass dieses Vertrauen das, was ich gerade vorhabe, umfaßt oder eben nicht. Das "C" in SSC stelle ich in diesem Fall daher für mich dadurch sicher, dass meine Partnerin zunächst (natürlich) grundsätzlich mit dem einverstanden ist, was ich mache, und sich ja deshalb erst in ein Machtgefälle begibt, in zweiter Linie dann dadurch, dass ich mich frage, ob das, was ich da gerade vor habe, für sie in der Tragweite so weit abschätzbar war, dass es von dieser abstrakten Zustimmung umfaßt war.


      "Sicher" und "gesund" sind in körperlicher Hinsicht für mich noch viel individueller, denn sie haben (abgesehen vom Gesetz) in meinen Augen ihre Grenze (nur) dort, wo der Konsens der Partner sie hinschiebt:


      Ist etwas, das "abheilen" muß, noch "gesund" - schließlich wird der Körper "verletzt"? Das ist eine reine Definitionsfrage.

      Ist etwas, wo es zu abschätzbaren Komplikationen kommen kann "sicher" - Schließlich kann es zu Komplikationen kommen? Genauso eine Definitionsfrage.

      Die Frage, die sich mir daher eher stellt, ist: Wie kann ich solche Definitionen in einem Machtgefälle, also innerhalb der abstrakt hergestellten Einvernehmlichkeit (in diesem Fall dann alleine) definieren?

      Dazu komme ich (für mich) wieder auf den oberen Punkt zurück: den absoluten Vorrang der "seelischen Unversehrtheit". Ich sehe es für mich also so, dass ich für mich "gesund" so definiere, dass ich das (noch) als gesund ansehe, von dem ich nach bestem Wissen und Gewissen glaube, dass es keine seelischen Wunden hinterläßt (kurz- oder langfristig) und das als sicher, wo ich davon ausgehe, dass dasselbe für allfällige Komplikationen gilt.
      Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere. Laotse
      ... also ich selbst strebe nach wie vor eine Beziehung in Augenhöhe an, wobei darin allerdings ein "Spiel" mit sehr deutlichem Machtgefälle integriert sein sollte. Dabei ist natürlich die Einhaltung des ssc bereits ebenfalls beinhaltet, auch wenn dies von uns noch niemals explizit an- oder abgesprochen worden ist.
      ... a proper spanking doesn't really start until i wish it was over :evil:
      Irgendwie klingt das für mich nach: "Wasch mich, aber mach mich nicht nass...".

      Meiner Erfahrung nach lässt sich das auch nicht an einem Begriffsgerüst wie SSC festnageln. Da kann man sich selbst plakativ den Button SSC an die Hühnerbrust heften und dennoch ne menschliche Arschkrampe sein.

      Letztlich geht es um Vertrauen - um gute Menschenkenntnis und schlichtweg gesunden Menschenverstand. Auch durch ein deutliches Machtgefälle entfällt meiner Meinung nicht der Grundsatz, daß jeder Mensch in erster Instanz für sich selbst Verantwortung trägt. Natürlich liegt es in der Natur der D/S-Sache, einen Teil der Verantwortung an den Partner (temporär) abzugeben. Das bedeutet nicht, daß man sich in einen lobotomisierten Zombie verwandeln soll - sprich: "Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!" - wer kein Vakuum zwischen den Ohren hat, darf das Organ ruhig benutzen - ob man steht, liegt oder kniet ;)

      Für mich, als RACK-Verfechter, ergibt sich die Grenze der "Unversehrtheit" eben aus der Risk-Awareness und dem dadurch entstehenden Konsens. Letztlich ist aber jeder "alt genug" um selbst zu wissen, mit wem man sich auf welches Abenteuer einlässt.
      "Die Hölle - das sind die Anderen" - JP Sartre, Geschlossene Gesellschaft

      Mirage schrieb:


      [...] Woher nehmt ihr in euren Beziehungen die Sicherheit, dass ihr die Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure seelische und körperliche Befriedigung stellt? [...]
      In Anbetracht der Unerfahrenheit von mir und meiner Sub stelle ich mir bei allem was ich tue die Frage, "Warum machst du das, was du gerade tust?". Sobald ich nicht mit "weil es ihr Freude bereitet" darauf antworten kann, weiß ich, daß ich auf dem falschen Weg bin. Das Maß der Unversehrtheit wird dabei von Sub automatisch selbst bestimmt, denn an ihren Reaktionen kann ich rechtzeitig feststellen was sie mag und was nicht. Dabei ist es auch schon passiert, daß wir etwas getan haben, was nicht zu unserem üblichen Spiel gehört und auch die körperliche Unversehrtheit verlassen hat. Bedingung ist aber stets das gefühlte und teils auch gesprochene Einverständnis.

      Phylax schrieb:

      "Woher nehmt Ihr in Euren Beziehungen die Sicherheit, dass Ihr die seelische und körperliche Unversehrtheit eures Partners wirklich über eure Befriedigung stellt?
      Ganz pragmatisch: Am Ende ja auch irgendwie deshalb, weil ein seelisch und körperlich unversehrter Partner auch morgen noch für die gewünschte Befriedigung sorgen kann. Ich meine, wir sind ja hier alle über die infantile Sofortbefriedigung hinaus und möchten lieber langfristige Befriedigung erreichen.
      Also, wenn es mir oder meinem Partner nicht gut geht steht dass unser beider Befriedigung im Weg. (Das klingt kalt und ist auch völlig abstrahiert. In Wirklichkeit gibt es da natürlich auch Liebe und all diese Dinge. Aber das mag in manchen Konstellationen nicht wesentlich sein.)

      Ich finde übrigens, dass auch die seelische Unversehrtheit des dominanten Parts gefährdet sein kann, wenn er/sie sich Vorwürfe macht dem Sub geschadet zu haben. Deshalb ist Kommunikation des Subs auch wichtig um nicht nur die eigene Unversehrtheit zu gewährleisten.