Was bedeutet Konditionierung im Kontext BDSM?

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      Was bedeutet Konditionierung im Kontext BDSM?

      Was verstehen unsere Mitglieder unter dem Begriff Konditionierung im Kontext BDSM? Hier kann jeder seine Definition einstellen, denn BDSM ist viel aber keine DIN-Norm.

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      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

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      Eine Konditionierung ist ein An- und/oder Abtrainieren gewünschter und/oder unerwünschter Verhaltensweisen.

      Für das bessere Verständnis ein Beispiel:



      Der Sklave bekommt beim Anblick anderer Frauen eine Erektion. (Unerwünschtes Verhalten)

      Die Lady bestraft diese konsequent mit extremen Schmerzen, zb. harte Schläge auf die Erektion. (Abtrainieren)

      Der Körper des Sklaven lernt keine Erektion beim Anblick anderer Frauen zu bekommen. (Erwünschtes Verhalten)

      Die Lady erregt nun den Sklaven selbst immer wieder und belohnt ihn für eine durch sie entstandene Erektion. (Antrainieren)
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Es muss dabei zwischen verschiedenen Konditionierungsformen unterschieden werden.

      Klassische Konditionierung (I. P. Pawlow, 1918), bei der ein unkonditionierter Reiz, mit einer unkonditionierten Reaktion zusammen gebracht wird. Bsp. Das herausziehen eines Gürtels aus den Schlaufen der Hose, mit der folgenden Handlung eine Erregung hervor zu rufen. (Schläge auf den Hintern)
      Künftig soll hierdurch die Erregung direkt ausgelöst werden, weil bekannt ist, was kommen wird.
      In diesen Bereich gehört auch die Emotionale Konditionierung hinein (J. B. Watson, 1920) die neben der Handlung-Rekation, auch die Emotion-Reaktion isoliert betrachtet.

      Operante Konditionierung(B. F. Skinner, 1930), dabei steht eine Handlung im Vordergrund, auf die Belohnung/Bestrafung folgt.
      Im Kontext wäre dies, Gehorsam bei Anweisungen wird belohnt.
      Dabei gibt es einige Unterformen, was aber nun zu weit führen würde.


      Wichtig dabei ist, dass mit Konditionierungen vorsichtig umgegangen werden muss und ein nötiges Rahmenwissen vorhanden sein sollte, da erlerntes Verhalten nur schwer wieder überlagert werden kann. Eine komplette Löschung ist von erlerntem Verhalten an sich nur schwer bis überhaupt nicht möglich. Durch Extinktion wird der Stimulus mit einer anderen Reaktion versucht umzuprogrammieren. Jedoch kann eine Spontanerholung die alte Reiz-Reaktionskette wieder aktivieren, was zu einer erneuten Löschung/Umprogrammierung führt, die dann jedoch schwieriger wird.
      Risiko hier ist vor allem, die Trigger, die diese Erholung auslösen können nicht geplant werden und sind selbst bei erneuter erfolgreicher Löschung wieder völlig anders gelagert.
      Jede Spontanerholung festigt das erlernte Verhaltung fester ins Gedächtnis, somit wird es schwieriger dies wieder in den Griff zu bekommen, bis es überhaupt nicht mehr überlagert werden kann.

      Daher der Grundsatz: Mit der Psyche des Menschen spielt man nicht! Schon gar nicht, wenn man nicht weiß, was die Folgen sein können.

      Konditionierung hört sich im ersten Schritt spannend und reizvoll an. Gräbt man jedoch tiefer, erkennt man auch das Risiko, welches einem dabei begleitet.
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      Für mich ist Konditionierung Doms Anwendung von Belohnungen und Strafen, um erwünschtes Verhalten von Sub zu bewirken.

      Konditionierung geht für mich über kurzfristige Belohnungs-/Strafandrohung hinaus und hat zum Ziel, dass sich perspektivisch gesehen das Verhalten von Sub nachhaltig gemäß Doms Wunsch verändert.
      Konditionierung ist ein An- und Abtrainieren bestimmter Elemente.

      Hierbei gibt es verschiedenste Richtungen die dazu führen. Ein bestimmtes Verhalten wird Bestraft oder Belohnt.
      Hierbei speichert das Gehirn über längeren Zeitraum das Muster ab.
      Das geht auch in verbaler Form mit Suggestion.
      Generell sollte man sich aber darüber im klaren sein das dies weit über ein Spiel hinausgeht und man wissen sollte was man da macht.
      Das Limbic System ist stark beeinflussbar. Wie jeder weiß !
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Konditionierung ist das ab- wie auch antrainieren (bzw intensivieren) von vorhandene Reaktionen die durch Reize ausgelöst werden. Eine Konditionierung muss dabei nicht immer als gezielt eingesetzt werden sondern kann auch unbewusst durch den der konditioniert gesetzt werden, dies dürfte bei sexuellen Dingen in längeren und Beziehungen gar nicht so selten der Fall sein.

      In der Regel scheint es am leichtesten zu sein vorhandene auszubauen (Griff in den Schritt) leichter zu sein neue Schlüsselreize einzubauen, denn alte zu überschreiben.

      Die Mittel der Konditionierung bestehen ganz klassisch auf der einfachen Belohnungs- und Sanktionseben. Erwünschtes Verhalten wird durch positiven Input verstärkt, unerwünschtes wird durch Strafe abtrainiert.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Da ist ein kleiner Fehler eingeschlichen.
      Konditionierung ist nicht für ein "abtrainieren" geeignet.

      Die klassische Konditionierung ist hier für eine Reiz/Reaktions-Verhalten zu sehen und die operante Konditionierung für ein Verhalten/Belohnungs-Verhaltens.

      Eine vorhandene Konditionieren, gleich welcher Art, auszubauen ist eine Art Verhaltens-Gedächtnis-Training, was sich immer positiv auswirkt, will man diese Kette stärker implementieren.
      Ein Überschreiben, vorhandener Konditionierung ist sehr aufwendig und es besteht eine nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit, dass der Reiz sich durch einen Trigger, der unvorhersehbar ist, spontan wieder aktiviert.
      Diese Extinktion kann zudem nicht dauerhaft oder umfassend vorliegen, da zwar in Kontext A das Verhalten nicht mehr vorzufinden ist, in Kontext B (andere Situation) aber dennoch vorliegt.
      Bei jeder "Spontanerholung" der Reiz-Reaktions-Kette verstärkt sich die Intensität des erlernten Verhaltens und ist schwieriger zu überschreiben.

      Wenn Verstärker noch zur Sprache kommen, muss das Kontingenzschema nach Holland und Skinner auch auf den Tisch kommen.
      Hierbei werden positive und negative Verstärker und deren Ansätze zur Beseitigung konkretisiert.
      Bsp, im Kontext:
      Positive Verstärkung: Sub verhält sich so, dass sie gelobt werden würde, wird sich künftig mehr anstrengen, um noch mehr gelobt zu werden.
      Negative Verstärkung: Sub verhält sich so, dass etwas unangenehmes beendet oder vermieden werden kann/soll.
      Typ 1 Bestrafung, direkte Bestrafung: auch Vermeidungslernen, Sub verhält sich künftig so, dass unangenehmes vermieden wird.
      Typ 2 Bestrafung, indirekte Bestrafung: Sub wird ein Privileg oder angenehmes entzogen, aufgrund von Fehlverhalten.

      Dieses Modell ist jedoch sehr komplex und kann nicht ausführlich genug dargestellt werden, weil es noch weitere Ansätze wie die Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer und Miller oder auch die Einfaktorentheorie gibt, die Berücksichtigung finden könnten.
      Weiter müsste auch auf latente Hemmungen, Reiz-Diskriminierung oder auch Generalisierung von Reizen und weiteres eingegangen werden.
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