Tendenz pro Sub?

      Tendenz pro Sub?

      Ich will mal zu Anfang redcat zitieren:

      Eröffnet ein Dom in einem Forum ich sag jetzt mal ganz böse einen Jammerthread, weil er gerade dies oder das nicht bekommen kann, wird von einen Großteil der Forengemeinschaft ganz klar gefordert- Junge halt Dich zurück warte bis sie wieder soweit ist. Und von subs? Von denen die doch dienen wollen? Eröffnet eine Sub, einen solchen Thread wird nicht selten ihr Dom an den Pranger gestellt, weil er sich ja zu wenig um sie kümmert.


      Dieses Thema hatte ich aber auch schon mit anderen Doms und Subs im persönlichen Gespräch. Dennoch fällt es auch mir auf, wenn ein Thema angeschnitten wird, werden Subs eher mit Samthandschuhen angefasst als Doms... und das von Doms wie auch Subs und dieses Verhalten kenne ich nicht nur aus diesem Forum sondern auch von anderen Stellen...

      Har es etwas damit zu tun, dass Subs häufiger Opfer sind und so die Opferrolle für sich gebucht haben? Liegt es eher daran dass Subs als weniger durchsetzungsstark und schutzwürdig angesehen werden? Ich finde es total interessant, vor Jahren hat eine Sub während der Trennung (wobei sie fast die gesamte Beziehung über zweigleisig fuhr) unschöne Dinge (sogar Dinge, die wenn ich das wirklich gemacht hätte strafbar gewesen wären) in einem Forum erzählt. Das Forum stand dann sofort und ohne es zu hinterfragen geschlossen hinter ihr. Erst mit der Zeit als Lügen offensichtlich wurden rückten einige von ihr ab, nun nach Jahren sind die meisten zu ihr auf Abstand gegangen, sie hat solche Sachen noch mit zwei anderen abgezogen und irgendwann waren ihre Geschichten für jeden klar denkenden Menschen als Humbug zu erkennen... damals habe ich am eigenen Leibe erfahren wie schwer es als Dom virtuell sein kann, einer Sub wird erst mal viel weniger Mist zugetraut und einem Dom viel mehr. Klar tendenziell stimmt das auch denn meist schießen die Doms die größten Böcke aber sollten wir nicht frei sein von Vorverurteilungen und solchem Schubladendenken?
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ja, Gentle, ich denke, dass man meistens zuerst die Sub in Schutz nimmt.
      Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass der scheinbar "schwache Part" mehr Schutz benötigt, wie der "scheinbar Starke". Jedoch finde ich dies oftmals ungerecht, denn nur weil man Sub ist, ist man noch lange nicht besonders schutzbedürftig. Ebenso ist ein dominanter Mensch nicht zwangsläufig ein "Täter", dem man jegliche Sensibilität absprechen sollte.
      Irgendwie herrscht da bei manchen Menschen noch ein Steinzeitdenken vor, in dem das Rollenverständnis durch den Part "Dom" oder "Sub" verstärkt wird.
      Ich stelle sogar mal die These auf, okay ein wenig eigene Erfahrung spielt da mit rein ;) , dass gerade sehr sensible, einfühlsame und liebevolle Menschen, sehr gute Doms sind.
      Ebenso kenne ich viele Subs, die sehr stark, selbstbewußt und entschieden sind.
      Bei mir greift da das klassiche Rollenbild nicht mehr, da mich die Erfahrung wirklich etwas anderes gelehrt hat.
      Ich bin bei Gast 125 wenn ich sage, dass es doch ganz natürlich ist den Menschen mit der Waffe in der Hand erstmal als Täter zu sehen.
      Unschuldig bis die Schuld bewiesen funktioniert in dem Moment nicht mehr wo ich die Gerte habe und sie die blauen Flecken... Welcher Richter würde nicht aufgrund dieser Indizien einen Schuldspruch fällen ?.... Also eine natürliche Reaktion... Und aus meiner Sicht durchaus ein Risiko, dass bewusst von Doms in Kauf genommen wird.
      Kachelmann ( egal was nun wirich war ) hat echt Schwein gehabt !
      Ich glaub mit dieser Situation werden wir einfach leben müssen.
      Stereotype Rollenbilder denke ich passen aber auch nicht in mein Weltbild... Spiegelneuronen und Empathie halte ich persönlich für mit die wichtigsten Eigentschaften wenn es um die Fähigkeiten und Effektivität eines Doms geht. Aber den Täter Nimbus nach außen wird er damit auch nicht los.
      Auch ich habe solche unschönen Drohungen schon mal gehört und immer dann wenn das einvernehmliche Handeln im Nachhinein als Waffe eingesetzt wird, hat das eh nichts mehr mit Samthandschuh und Täter zu tun. Sondern nur noch mit Erpressung und möglichst großen Schaden verursachen. In der Natur der Handlungen bei Bdsm liegt dann aber auch begründet, dass Dom die Einvernehmlichkeit irgendwie na beweisen kann.... Besser ist es...

      Cheers

      Giz
      In solchen Situationen schäme ich mich manchmal für mein Geschlecht, ich glaube, dass Frauen dazu neigen, wenn sie sich seelisch verletzt fühlen, wahllos um sich zu schlagen.
      Wobei ich absichtlich Frauen und nicht Sub sage. Ich frage mich nämlich, ob ihr diese Erfahrungen auch gemacht hättet, wenn die Rollen anders herum verteilt gewesen wären.
      Aus dem Bauch heraus behaupte ich mal, es ist eher einer Mann/Frau als eine Dom/Sub Geschichte.
      Oder was meint ihr?
      Ja, so sehe ich es auch. Wir sind einfach so gebaut. Mit Vorurteilen. Viele versuchen sich davon zu befreien.... auch ich.... aber....

      nicht immer gelingt das. Experiment: Einfach mal auf der Strasse Leute ansehen und warten welche Gedanken dazu kommen, man wird sehr schnell erkennen dass man in´s Schubladendenken verfällt.

      Das Thema, so glaube ich wie Kathy, ist grundsätzlich nicht auf BDSM beschränkt. Wir sehen was wir sehen wollen, oder... wir Assoziieren Sachverhalte mit unseren Erfahrungen und dann ver- oder beurteilen wir eine Situation. Und das meist aus dem Bauch heraus. Und unser Bauch weiß "Frau=Schwach=Opfer...." ob es dann tatsächlich so ist, sieht man erst am "zweiten Blick".

      So eben auch bei Dom/Sub .... Es passiert was.... Und schon ist man als Dom verurteilt oder ein Dummdom... Ich spreche nicht für mich, da ich wieder niederschreiben muss dass HIER sich alle sehr nett verhalten haben, trotz des Ausrutschers....

      Meine Worte zum Freitag!

      Liebe Grüße & baba
      Mr.P
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....
      @ Kathynca
      Ja ist ein Mann Frau Geschichte und nicht auf Bdsm beschränkt... Denke ich auch.
      Der "Tatbestand" Bdsm allerdings macht es etwas brisanter weil Opfer Täter Situationen sich einfacher darstellen und beweisen lassen.
      Um auf Gentles Punkt nochmal zurück zu kommen. Wir sind so sozialisiert. Frau muss geschützt werden vor Mann.
      Alles andere wird in der Geselschaft kaum thematisiert. Vergewaltigungen von Frauen stehen in der Zeitung. Bei Vergewaltigungen von Männern lächeln wir und fragen hinter vorgehaltener Hand .. Wie hat er denn einen hoch bekommen... Bitte nicht falsch verstehen ich will hier auf keinen Fall verharmlosen .... Aber so sind die Denkmuster der Massen.

      Cheers

      Giz
      ich denke ebenso, dass das weniger mit bdsm zu tun, als dass es einfach nur menschlich ist. wobei ich es nicht geschlechterbezogen sehe. auch männer schlüpfen gerne in die opferrolle! ich kenne genug beispiele. der exmann meiner freundin sagte bei der trennung zu ihr: "dir DARF es einfach nicht gut gehen!" und setzte auch alles daran. ich denke das hat eher was mit dem einzelnen zu und wie er/sie gestrickt ist. auch die umgebung reagiert nicht immer so, dass automatisch die frau das opfer ist. eher habe ich es so erlebt, dass frauen, die nicht so sehr dem typischen opferbild entsprechen, also nicht geschwächt und hilfsbedürftig erscheinen, sehr schnell zum biest abgestempelt werden.

      also ich denke, man wird solche beispiele auf beiden seiten finden!
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von red ()

      Ich kann red nur zustimmen, auch ich habe einige Erfahrungen gemacht, in denen von beiden Seiten gekonnt mit der Opferrolle gespielt wurde, egal ob Männer oder Frauen. Und es sind mir sowohl genug Situationen begegnet, in denen Frauen das arme Lämmchen mimten als auch das Gegenteil, wobei der Stempel "Biest" dann in der Tat gerne verteilt wird. Und einen Mann, der bei der Trennung sagt "ich werde nie aufhören, dir dein Leben so schwer wie möglich zu machen weil du es wagst, mich zu verlassen!!" (und das auch lange Zeit mit viel Elan umgesetzt hat) wäjhrend er das gleichzeitig geschickt mit der Opferrolle fürs Umfeld kombinierte, hab ich auch in meiner Historie zu bieten :S .

      Ich finde es daher zu einseitig, die Eingangsbeobachtung auf die Mann/Frau-Frage zu reduzieren. Es gibt genügend Klischees, die Mensch ja nach Bedarf und persönlichem Strickmuster aktivieren und nutzen kann, auch unfreiwillig, denn wir sehen wirklich oft nur das, was wir eben zu sehen erwarten, erst recht bei einer "guten" Aufführung. Ein klarer Blick muss gelernt und geübt werden, von allein ergibt der sich eher selten.

      Beim BDSM sehe ich allerdings die der Grundkonstellation innewohnende Gefahr, dass natürlich der dominierende Part seine ihm vom Sub freiwillig gegebene Macht ja nunmal tatsächlich missbrauchen kann, und das sicher auch öfter geschieht als es der Fall sein sollte.

      Gentledom schrieb:

      Ich finde es total interessant, vor Jahren hat eine Sub während der Trennung (wobei sie fast die gesamte Beziehung über zweigleisig fuhr) unschöne Dinge (sogar Dinge, die wenn ich das wirklich gemacht hätte strafbar gewesen wären) in einem Forum erzählt. Das Forum stand dann sofort und ohne es zu hinterfragen geschlossen hinter ihr.
      Ich glaube das hat zwei Ursachen. Zum einen hat eine Sub einfach viel mehr potentielle Szenarien zur Hand, derer sie ihren Top bezichtigen kann. Wer weiss schon, was während zahlreicher Sessions passiert ist, und ein Top wird sich sessionmässig viel schwieriger etwas ausdenken können, dass ihm seine Sub "angetan" hat (im Sinne von Gewalt). Und genauso wichtig: Wenn jemand etwas erzählt, dann zweifle ich das nicht a priori an. Das ist zwar nicht klug, aber leider eine Tendenz die wohl nicht nur ich habe. Solange die Erzählung plausibel erscheint, glaubt man ihr zunächst - aus dem Gedanken heraus "Na warum sollte sich denn jemand einfach mal was ausdenken, wenn da nichts Wahres dahintersteckt. Das wäre ja eine viel zu grosse Blamage wenn sich herausstellt, da war gar nichts." Genauso funktioniert ja Rufmord - und sogar wenn sich im Nachhinein alles als Lüge herausstellt, bleiben einige Zweifler zurück. Letzlich läuft es wohl leider nach dem Motto: Wer zuerst lügt, ist im Vorteil.