Gedanken zur Nacht #14 - Spuren

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      Gedanken zur Nacht #14 - Spuren

      Wir hinterlassen Spuren. Das wurde mir heute Nachmittag schlagartig klar, als ich zu Besuch in meinem Elternhaus war, dort auf dem Klo saß, und unten an der Ecke der Badezimmertür die schlecht kaschierten Biss- und Kratzspuren meines ersten Hundes sah, den wir vor mehr als 35 Jahren, in Ermangelung besseren Wissens, dort in der ersten Nacht eingesperrt haben, damit er - noch nicht stubenrein - nicht das Haus verunreinigt.

      Dort an der Tür hat er seine Spuren hinterlassen, und sicherlich haben auch wir bei ihm Spuren hinterlassen, indem wir ihn, in der ersten Nacht in fremder Umgebung, völlig sich selbst überlassen haben.

      Die Spuren des Rohrstocks verheilen, und ansonsten sind wir gut in der Narbenpflege. Aber es gibt Spuren, die schlechter verheilen. Spuren auf der Seele.

      Was ist Dominanz? Das Durchsetzen der eigenen Interessen, oder das Entscheiden im Interesse des submissiven Partners? Und welche Spuren hinterlassen wir mit unserer Entscheidung für den einen oder den anderen Weg?

      Nun, wir sind keine Hunde. Wir leben einvernehmliches BDSM. Und unser dominanter Egoismus mag den Partner kicken. Aber wenn wir das dauerhaft in den Vordergrund stellen, laufen wir Gefahr Fehler zu machen, die Spuren hinterlassen wie Kratzer auf einer Badezimmertür. Spuren die nachwirken und Spuren die bleiben.

      Oder möchten wir lieber Spuren der Unterstützung hinterlassen? Sind wir stark genug, das Selbstbewusstsein unseres Partners zu stärken, sei es indem wir ihn im Alltag stützen, oder auch indem wir gemeinsam mit ihm erkunden, wie viel er in der Lage ist für uns zu ertragen?

      Egal was wir tun, wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass jede unserer Handlungen Spuren bei einem anderen Menschen hinterlässt. Das gilt aus meiner Sicht für beide Seiten, für Doms und Subs, für Tops und Bottoms, für DDs und Littles, und was es da sonst noch alles gibt. Und gerade im BDSM stehen wir uns so oft so seelisch nackt gegenüber, dass die Spuren geeignet sind noch tiefere Narben zu hinterlassen, als im Leben abseits des BDSM.

      Achtet auf Euch und habt eine gute Nacht.

      Turnschuh.
      Meine Gedanken dazu...
      Meine Mutter sagt mir immer, dass jedes Ding einen Grund hat. Es gibt einen Sinn bei allem was gut oder schlecht ist, ganz gleich, ob wir es von Anfang an verstehen oder nicht.
      Ich gebe ihr Recht.
      Die letzten Monate haben mir deutlich gemacht, dass es mehr gibt als schwarz oder weiß, welches wir gern im ersten Moment empfinden.
      Auch Spuren die dunkle Narben hinterlassen können uns später daran erinnern, wer wir sind und was bereits hinter uns liegt. Sie können uns wappnen und sind eine Mahnung, bei der es uns frei steht eine Lehre daraus zu ziehen oder nicht.

      Mein Mentor drückte sich anders aus, er sagte "Ich habe an einem Tag in meiner persönlichen Hölle mehr und Nachhaltigeres über mich selbst gelernt, als in 10 Tagen im Himmel."
      In meinen Augen sind die Fehler da, um aus ihnen zu lernen und die Augenblicke, in denen alles richtig läuft zeigen wofür wir kämpfen, geben ein Ziel.
      Es gibt weniger ein gut oder schlecht, als die Frage "Willst du die sanfte oder die harte Tour Baby?" ;)

      Zusammengefasst sprichst du über Achtsamkeit, die Achtsamkeit füreinander, aber auch für uns selbst.
      Bleiben wir still liegen und ergeben uns dem Schicksal, wenn jemand uns die Freiheit und den Willen nimmt unseren Bedürfnissen nachzugehen oder fahren wir die Krallen aus und kämpfen wie dein Hündchen?
      Wie oft werden am Ende die bestraft die die Krallen zeigen, weil sie etwas falsches getan haben sollen, wo es doch ein Hilferuf war.
      Die Bitte gehört zu werden?
      Viel zu oft und auch das hinterlässt Narben, sie sind unsichtbar und zunächst nur durch einen zu versorgen, nämlich in erster Linie uns selbst.
      Die Frage ist, wie gut wir dazu in der Lage sind, wie viel wir für die Zukunft lernen... und wem man dann noch die Chance gibt uns bei der Heilung beizustehen.
      toll beschrieben...beide..spricht auch für meine Sicht der Dinge...
      und für die Grübler...: wer außer man selbst trägt die Last der Entscheidungen welchen Weg man wählt um für sich das was man sich ersehnt zu finden bzw zu erreichen...?
      Ja es gibt verdammt viele Stolpersteine im Leben..manchmal ganze Gebirgsketten auf die man keinen Einfluss nehmen kann...deswegen ist es umso wichtiger dieses zu tun wenn einem die Möglichkeit gegeben ist um sein eigenes Glück zu leben..
      gute Nacht allen
      - Ich kann jetzt auch nur vermuten was ich meine... -
      Jeder Mensch hat Spuren, die man sieht und welche die nur jeder für sich selber erkennt und die man nur mit Vertrauten teilt. Die, die man sieht, sind vernarbt und trotzdem sind beide ein Teil des Lebens von Erlebnissen, Fehlern, Erfahrungen. Die Vernarbten sind leichter zu erkennen und zu erfassen. Sie können Schmerzen aber auch von Freude erzählen. Die voll Freude teilt man gerne mit anderen Menschen. Die voll Schmerzen sind eher ein Geheimnis, was man nur sehr zaghaft und selten anvertraut. Wagt man es, können dadurch aus den Spuren wieder neue Wunden entstehen und man offenbar dadurch seine verletzbare Seite. Zudem weiß man nicht, wie jemand darauf reagiert und ob man diesen Jemand damit nicht überfordert.

      Ich habe auch schmerzhafte Spuren genauso wie auch schöne erhalten und auch bei anderen hinterlassen. Ich empfinde beide als ein Teil von mir und auch wenn es schon länger her ist, so erkenne ich sie nicht als Strafe, sondern eher als Erkenntnis, dass ich den gleichen Fehler versuchen werde nicht wieder zu begehen. Es liegt an uns, was wir durch die Kennzeichnung von Spuren für uns lernen und mitnehmen. Sowohl die mit Schmerz verbundenen, nicht äußerlich zu erkennenden, wie auch die, die mich immer wieder lächeln lassen, sind für mich kostbar.

      In den Jahren, haben die, die mir Schmerz bereitet haben, eine Art Metamorphose durchlebt und aus Schmerz wurde etwas neues. Ich würde nicht sagen Freude aber friedvolles, dass meinem Herz ruhe gibt. Sie begleiten mich mein Leben lang aber bestimmen mich nicht. Sie lassen mich nachdenken. Sie sind Lehrmeister.

      In dem Beispiel mit deinem Hund. Ihr habt ihn eine Nacht eingesperrt und sicher hat er sich missverstanden und ungeliebt gefühlt aber ich denke mal, ihr habt es nicht öfters gemacht und ihm außerdem auch noch gezeigt, wie viel er euch bedeutet. Natürlich hinterlässt so ein Erlebnis Spuren, dennoch wenn die Anzahl von positiven Erlebnissen mit euch der Mehrheit entsprochen hat, dann wird er weniger damit zu kämpfen gehabt haben, als du es jetzt sogar noch nach Jahren tust. Die Spuren an der Badezimmertür ermahnen dich, sorgsamer zu sein und dich deiner Verantwortung bewusst zu sein, bei der Person, der du Spuren von dir hinterlässt.
      Spuren lassen sich im Leben nun mal nicht vermeiden, sie sind wie gesagt ein Teil von uns, eine Landkarte, die uns die Stationen unseres Lebensweges zeigen. Selbst, wenn manche es vielleicht nicht so empfinden, so können Worte eine Spur hinterlassen, die viel schmerzvoller ist als vielleicht es der Hieb mit der Peitsche wäre.

      Die roten Striemen/Spuren sind nach einigen Tagen nicht mehr sichtbar und auch die verletzenden Worte verhallen. Dennoch, durch beide ist man geprägt und es kommt darauf an, was man für sich selber dabei empfindet. Dann kann aus etwas Negativem durchaus etwas Positives entstehen.

      Deine Nachgedanken haben auf alle Fälle schon mal Spuren hinterlassen. :)
      ~Es ist das Unbekannte was so reizt. Reizt es immer noch, wenn es bekannt ist, dann ist es das Besondere~ Author: Unbekannt
      Vor einigen Tagen fuhr ich zu meinem Elternhaus. Dieses Haus ist mit soviel Erinnerungen verbunden... Spuren, die meine Eltern, Schwester und auch ich hinterlassen haben. Eine Spur von mir ist u. a. diese: Am Holzpfosten eines Treppengeländer habe ich vor vielen Jahren den Namen meines damaligen Schwarm eingeritzt.. :rot: :love: ich habe heute noch Schimpfe im Ohr, die ich von meiner Mama damals erhalten habe und weiß auch genau noch die Strafe, die ich damals bekam. :D :engel:

      Spuren im BDSM-Kontext sind für mich immer etwas besonderes... :love: und ich werde immer traurig, wenn sie verblassen. ;(
      Seelische Spuren (auch Narben) sind im Laufe der Jahre viele dazugekommen. Dennoch versuche ich, auch die als positiv anzusehen,
      weil ich durch diese Spuren dazugelernt habe, weil sie mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute sein darf. Im günstigsten Fall kann es auch bewirken, das man stärker ist, als man selbst je vermutet hätte.

      Hoffentlich ist mein Geschreibsel noch einigermaßen verständlich... ?( :)
      Persönlich bemühe ich mich, viele angenehme Spuren im Leben meiner Mitmenschen zu hinterlassen. :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Kat1384 ()