Ich wurde gebeten diesen wirklich tollen Bericht hier für euch anonym einzustellen. Da er etwas länger ist, wird der Thread bis zum letzten Teil geschlossen sein und erst dann geöffnet.
Liebe Grüße,
nightbird
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Es ist ein Abend wie viele andere. Ruhige Klänge durchdringen die Stille meiner Wohnung, während ich mit geübten Bewegungen den Lippenstift auftrage. Das Bordeaux schimmert sacht und lässt meine helle Haut noch blasser wirken im eigentlich warmen Licht. Das dezente Make-Up betont meine sonst so ruhigen gewittergrauen Augen, in denen der Hunger liegt, obwohl er heute ins Leere laufen soll. Mein Blick schweift ab und bleibt dann haften am Abbild meines Gesichts, dem wohl niemand, außer mir, die Unruhe ansehen wird, hoffentlich.
Meine Gedanken eilen unweigerlich zu dir. Ich habe dich vermisst, obwohl ich eigentlich wütend sein sollte. Gedankenloser Träumer der du bist, trotzdem kann ich dich nicht vergessen, meine Nemesis. Heute Abend möchten wir eigentlich nur etwas Zeit miteinander verbringen, reden. Es gibt immer so vieles, was ich sagen möchte.
Die Tür öffnet sich leise hinter mir, als ich gerade einige unsichtbare Falten in meinem Oberteil glätte. Der weich fallende Stoff breitet sich in sanften Wellen über meiner hautenge schwarze Jeans aus.
„Na, was hast du vor?“ Ich schüttele leicht den Kopf, um die letzten Erinnerungen zu vertreiben, welche mich von der Gegenwart trennen.
Meine Mitbewohnerin betrachtet mich und mein Spiegelbild nachdenklich mit verschränkten Armen, gefolgt von einem wissenden, anzüglichen Grinsen.
Mit möglichst unschuldigen Augenaufschlag möchte ich sagen „Nichts, ich will nur etwas ausgehen.“ Doch mein Lächeln verrät mich. Mir zuliebe schweigt sie, lässt mir meine Lüge durchgehen. Sie spürt, dass ich mit meinen Gedanken allein sein will. Ihr Blick durchdringt mich dennoch, als könnte sie die elegante Spitzenwäsche unter meiner eher legeren Kleidung erahnen.
Ungeduldig eile ich an ihr vorbei in den Flur, greife nach hohen dunklen Heels von denen ich weiß, wie sehr du sie magst. Dunkelrote Nägel ziehen an dem zarten Verschluss, bis die schwarzen Bänder sich perfekt um meinen Fuß schmiegt. Mit einer fließenden Bewegung streife ich mir meine Lederjacke lässig über die Schultern und so werfe ich einen letzten Blick zurück, ein „Wartet nicht auf mich“ auf den Lippen. Die Tür schlägt geräuschvoll hinter mir zu und die kühle Luft umfängt mich. Das leise Klacken der Absätze auf den grauen Fliesen unseres Treppenhauses beruhigt mich, zumindest ein klein wenig.
Was ist es, dass ich empfinde? Anspannung oder doch freudige Erwartung? Es existiert eigentlich kein Grund für meine Gefühle und doch nesteln meine Finger fahrig an dem Band meiner Schlüssel. Sicher, es ist einige Wochen her, dass wir uns gesehen haben und in mir ringt die stille Freude mit den Zweifeln, die ihre Krallen in mich schlagen wollen. Was erwarte ich von dir? Du von mir?
Mein Blick schweift getrieben über den regenglänzenden Asphalt der Straße und ich verliere mich in dem Anblick der Tropfen, welche sich erst zu Rinnsalen, dann zu kleine Pfützen vor mir vereinen. Der zarte Duft der Blumen liegt in der Luft und ich genieße ihn für einen Augenblick.
Über mir löst sich ein Magnolienblatt und ich fange es auf, betrachte es, bevor es meinen Fingern entgleitet und zu Boden fällt. Mir ist bewusst, dass meine Sehnsucht gewinnen wird. So schreite ich etwas geerdeter die letzten Meter bis zu meinem Wagen, der in der Dämmerung vor unserem Haus auf mich wartet. Ein leises Surren lenkt mich ab, mein Handy. Ich steige ein, schließe kurz die Augen. Das filigrane schwarze Band schlummert in meiner Jackentasche und ich greife danach. Der Stoff und das Metall des Verschlusses liegen einige Augenblicke kühl auf meiner Haut, als sich mein Blick auf das Display senkt. Die Luft, die ich unbewusst angehalten hatte, entweicht mit einem tiefen Seufzen aus meiner Lunge.
„Wo bist du?“ steht dort. Ich mag deine Art von Klarheit, für dich gibt es keine Umschweife.
„Eigentlich bereits auf dem Weg zu dir.“
„Gut, ich melde mich in einer halben Stunde.“ Leicht irritiert verziehe ich die Augenbrauen, starte aber die Navigation.
Die ruhige Frauenstimme leitet mich über die eigentlich bekannten Straßen in dieser Nacht, während ein leichter Regen meine Sicht trübt.
Die Anspannung fällt von mir ab, meine Musik und die Monotonie der Fahrt nehmen mich gefangen.
Ein leises Surren kündigt den aufleuchtenden Pop-up an und ich stutze.
Koordinaten?
Eigentlich liegt noch eine Stunde Fahrt vor mir und mir ist klar, wie sehr du Verspätungen verabscheust, dennoch fahre ich auf den nächsten Parkplatz, schnappe mir mein Handy.
„Was meinst du!?“ Mit schnellen Bewegungen tippe ich meine verwunderte Frage ein.
„Gib die Koordinaten ein, dort treffen wir uns.“
Liebe Grüße,
nightbird
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Es ist ein Abend wie viele andere. Ruhige Klänge durchdringen die Stille meiner Wohnung, während ich mit geübten Bewegungen den Lippenstift auftrage. Das Bordeaux schimmert sacht und lässt meine helle Haut noch blasser wirken im eigentlich warmen Licht. Das dezente Make-Up betont meine sonst so ruhigen gewittergrauen Augen, in denen der Hunger liegt, obwohl er heute ins Leere laufen soll. Mein Blick schweift ab und bleibt dann haften am Abbild meines Gesichts, dem wohl niemand, außer mir, die Unruhe ansehen wird, hoffentlich.
Meine Gedanken eilen unweigerlich zu dir. Ich habe dich vermisst, obwohl ich eigentlich wütend sein sollte. Gedankenloser Träumer der du bist, trotzdem kann ich dich nicht vergessen, meine Nemesis. Heute Abend möchten wir eigentlich nur etwas Zeit miteinander verbringen, reden. Es gibt immer so vieles, was ich sagen möchte.
Die Tür öffnet sich leise hinter mir, als ich gerade einige unsichtbare Falten in meinem Oberteil glätte. Der weich fallende Stoff breitet sich in sanften Wellen über meiner hautenge schwarze Jeans aus.
„Na, was hast du vor?“ Ich schüttele leicht den Kopf, um die letzten Erinnerungen zu vertreiben, welche mich von der Gegenwart trennen.
Meine Mitbewohnerin betrachtet mich und mein Spiegelbild nachdenklich mit verschränkten Armen, gefolgt von einem wissenden, anzüglichen Grinsen.
Mit möglichst unschuldigen Augenaufschlag möchte ich sagen „Nichts, ich will nur etwas ausgehen.“ Doch mein Lächeln verrät mich. Mir zuliebe schweigt sie, lässt mir meine Lüge durchgehen. Sie spürt, dass ich mit meinen Gedanken allein sein will. Ihr Blick durchdringt mich dennoch, als könnte sie die elegante Spitzenwäsche unter meiner eher legeren Kleidung erahnen.
Ungeduldig eile ich an ihr vorbei in den Flur, greife nach hohen dunklen Heels von denen ich weiß, wie sehr du sie magst. Dunkelrote Nägel ziehen an dem zarten Verschluss, bis die schwarzen Bänder sich perfekt um meinen Fuß schmiegt. Mit einer fließenden Bewegung streife ich mir meine Lederjacke lässig über die Schultern und so werfe ich einen letzten Blick zurück, ein „Wartet nicht auf mich“ auf den Lippen. Die Tür schlägt geräuschvoll hinter mir zu und die kühle Luft umfängt mich. Das leise Klacken der Absätze auf den grauen Fliesen unseres Treppenhauses beruhigt mich, zumindest ein klein wenig.
Was ist es, dass ich empfinde? Anspannung oder doch freudige Erwartung? Es existiert eigentlich kein Grund für meine Gefühle und doch nesteln meine Finger fahrig an dem Band meiner Schlüssel. Sicher, es ist einige Wochen her, dass wir uns gesehen haben und in mir ringt die stille Freude mit den Zweifeln, die ihre Krallen in mich schlagen wollen. Was erwarte ich von dir? Du von mir?
Mein Blick schweift getrieben über den regenglänzenden Asphalt der Straße und ich verliere mich in dem Anblick der Tropfen, welche sich erst zu Rinnsalen, dann zu kleine Pfützen vor mir vereinen. Der zarte Duft der Blumen liegt in der Luft und ich genieße ihn für einen Augenblick.
Über mir löst sich ein Magnolienblatt und ich fange es auf, betrachte es, bevor es meinen Fingern entgleitet und zu Boden fällt. Mir ist bewusst, dass meine Sehnsucht gewinnen wird. So schreite ich etwas geerdeter die letzten Meter bis zu meinem Wagen, der in der Dämmerung vor unserem Haus auf mich wartet. Ein leises Surren lenkt mich ab, mein Handy. Ich steige ein, schließe kurz die Augen. Das filigrane schwarze Band schlummert in meiner Jackentasche und ich greife danach. Der Stoff und das Metall des Verschlusses liegen einige Augenblicke kühl auf meiner Haut, als sich mein Blick auf das Display senkt. Die Luft, die ich unbewusst angehalten hatte, entweicht mit einem tiefen Seufzen aus meiner Lunge.
„Wo bist du?“ steht dort. Ich mag deine Art von Klarheit, für dich gibt es keine Umschweife.
„Eigentlich bereits auf dem Weg zu dir.“
„Gut, ich melde mich in einer halben Stunde.“ Leicht irritiert verziehe ich die Augenbrauen, starte aber die Navigation.
Die ruhige Frauenstimme leitet mich über die eigentlich bekannten Straßen in dieser Nacht, während ein leichter Regen meine Sicht trübt.
Die Anspannung fällt von mir ab, meine Musik und die Monotonie der Fahrt nehmen mich gefangen.
Ein leises Surren kündigt den aufleuchtenden Pop-up an und ich stutze.
Koordinaten?
Eigentlich liegt noch eine Stunde Fahrt vor mir und mir ist klar, wie sehr du Verspätungen verabscheust, dennoch fahre ich auf den nächsten Parkplatz, schnappe mir mein Handy.
„Was meinst du!?“ Mit schnellen Bewegungen tippe ich meine verwunderte Frage ein.
„Gib die Koordinaten ein, dort treffen wir uns.“