Gedanken zur Nacht #17 - Spaghetti & Strafen: Nach Rezept oder nach Gefühl?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Gedanken zur Nacht #17 - Spaghetti & Strafen: Nach Rezept oder nach Gefühl?

      Ausgehend von den Diskussionen der letzten Tage, stellt sich mir gerade die Frage, ob einer Strafe eine Art Urteil vorangehen muss, mit dem auch das Strafmaß verknüpft wird.

      Da wir uns ja hier im Koch- und Backforum befinden, möchte ich das mal mit meinen Lieblingsspaghettis vergleichen. Auf der Capellinipackung steht 3 Minuten Kochzeit, wenn ich die einhalte haben die Dinger die Konsistenz von Knäckebrot. Ich probiere also und entscheide dann, sie noch ein Minütchen länger kochen zu lassen. Andere Spaghetti haben eine Empfehlung von 9 Minuten, aber nach 8 Minuten haben sie schon die Konsistenz, in der ich sie am liebsten esse, nach neun Minuten sind sie für mich schlicht verkocht.

      Ich verstehe den Reiz eines festen Strafmaßes, was beide Seiten dann irgendwie durchziehen oder aushalten müssen, aber der "pädagigische Effekt", erschliesst sich mir im D/s Kontext nicht. Wenn ich ein Strafmaß von 50 Schlägen mit dem Rohrstock festlege, kann es sein, dass meine Partnerin danach völlig entspannt und breit grinsend da liegt, und genau so kann es sein, dass sie schon mindestens 10 Schläge über dem Limit ist. Im ersten Fall war es wohl keine wirkliche Strafe und im zweiten wäre ich weit über das Ziel hinaus geschossen.

      Für mich ist eine Strafe abgegolten, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass der Fall erledigt ist. Wie seht ihr das?

      Euch eine gute Nacht.
      Turnschuh.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Turnschuh () aus folgendem Grund: Die liebe Rechtschreibung. :)

      Ich habe ja nun nur innerhalb der letzten Beziehung, die nicht allzu lang war, Erfahrung damit machen können.
      Eben auch gerade mit dem Rohrstock, was ich sehr passend fand.
      Das Strafmaß war festgelegt, die Gründe waren klar dargestellt. Mir hat es so gut getan.

      Waren zb 50 angesammelt, dann wurden die auch ausgeführt...Gott sei Dank für mich...ich brauche diese Konsequenz.
      Aber...es wurde angepasst. Er hat dabei sehr auf mich geachtet. Wurde es zuviel bekam ich eine Pause oder er hat die Intensität etwas zurückgenommen.
      War ich dabei zu entpannt, zog er die Intensität an.
      Würden mir 10 von 50 Schlägen erlassen werden, würde ich mich mies fühlen.
      Sei immer Du selbst.
      Außer Du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

      Turnschuh schrieb:

      Für mich ist eine Strafe abgegolten, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass der Fall erledigt ist. Wie seht ihr das?
      Sehe ich auch so. :yes: :)
      Strafen legt mein Herr nach Gefühl fest, dem Vergehen angemessen (also nicht nach dem Motto mit Kanonen auf Spatzen schießen) ;) Es ist bei mir ja auch tagesformabhängig, was ertragbar ist. Wobei eine Strafe bei mir ruhig auch eine Grenzerfahrung sein kann. Es soll ja auch einen nachhaltigen Effekt haben, sprich ....das ich möglichst den gleichen Fehler nicht noch einmal mache.

      Turnschuh schrieb:

      Für mich ist eine Strafe abgegolten, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass der Fall erledigt ist. Wie seht ihr das?
      Schlicht genauso. :thumbup:

      Was ich häufig als gewünschte "Konsequenz" hier in den Beiträgen lese, ist mir viel zu starr. Strafen für Übertretungen oder nicht-Einhaltung von Vereinbarungen - ja, definitiv. Aber nicht einfach nur jedesmal "soundsoviel Schläge aufs Strafkonto", sondern flexibel und mit Einfühlungsvermögen angepasst an Situation-Vergehen-Tagesform, und gerne völlig spontan. Ich persönlich finde, dass man nicht mit einem bekannten und starren "Strafmass" kalkulieren können sollte à la "ist es die Übertretung wert oder nicht", Sub braucht nicht schon im Vorfeld wissen, was sie sich einhandeln "könnte". Mein BDSM ist lebendig und kreativ und kein starres Regelwerk, das schliesst diesen Bereich definitiv mit ein.

      Strafen im Grenzbereich schliesse ich aber eher aus. Der Tanz auf den Grenzen sollte meines Erachtens nach stets eine positive Erfahrung sein, das ist in dem Maße bei einer Bestrafung für mich nicht gegeben.
      :coffee:

      Wir haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
      ~ Mario de Andrade :coffee:

      Turnschuh schrieb:



      Für mich ist eine Strafe abgegolten, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass der Fall erledigt ist. Wie seht ihr das?

      Euch eine gute Nacht.
      Turnschuh.

      Jein, so sehen tue ich das definitiv auch so, aber nicht fühlen. Meist funktioniert es so: Strafe erhalten, Vergehen vergolten. Doch dann gibt es Vergehen, die aus meiner Sicht viel größer sind als eine Strafe je sein kann. Da ich als Sub aber nicht das Strafmaß aktiv bestimme, akzeptiere ich die Strafe, nehme sie hin und leide noch ein wenig weiter. Im Endeffekt weil mir die Zubereitung der Nudeln nicht schmeckte. Augen zu und durch. Dieser Nachleideprozess ist für mich okay. Dadurch bleibe ich länger lieb und brav, zeigt es mir doch wo ich hingehöre. Ob ich also die Suppe mit Löffel, Gabel oder Messer auslöffeln darf, liegt nicht in meinen Händen und hat je nach Besteck eine andere Wirkung. Lässt der Löffel meine Schuld komplett verschwinden, so neigen Gabel und Messer dazu Reste übrig zu lassen.

      June schrieb:

      [...]
      Strafen für Übertretungen oder nicht-Einhaltung von Vereinbarungen - ja, definitiv. Aber nicht einfach nur jedesmal "soundsoviel Schläge aufs Strafkonto", sondern flexibel und mit Einfühlungsvermögen angepasst an Situation-Vergehen-Tagesform, und gerne völlig spontan. Ich persönlich finde, dass man nicht mit einem bekannten und starren "Strafmass" kalkulieren können sollte à la "ist es die Übertretung wert oder nicht", Sub braucht nicht schon im Vorfeld wissen, was sie sich einhandeln "könnte". Mein BDSM ist lebendig und kreativ und kein starres Regelwerk, das schliesst diesen Bereich definitiv mit ein.
      [...]

      Gerade das spontane, unbekannte an Strafen kann seinen Reiz haben. Ein Spiel mit dem Feuer. Oder auch die Strafenwundertüte des Doms. Sub weiß es gibt eine Strafe, doch was es am Ende ist :pardon:

      Für mich als Sub ist es am Ende nur wichtig, dass ich im Notfall aufgefangen werde. Besonders nach einer Strafe. Alles andere entscheidet er. Wenn ich allerdings nicht mehr kann, gibt es das Safewort. Egal was er dann denkt, oder das andere Subs es gar nicht oder seltener nutzen. Wenn der Bauch schon vor lauter Spagetti schmerzt und fast platzt, dann sage ich es aus Eigenschutz. ^^

      (Und nun habe ich Hunger auf richtiges Essen... Danke @Turnschuh )
      Schöner Vergleich, @Turnschuh!

      Turnschuh schrieb:

      Für mich ist eine Strafe abgegolten, wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass der Fall erledigt ist. Wie seht ihr das?
      Das trifft es auf den Punkt!
      Wir haben auch keinen festgelegten "Strafenkatalog" und das ist gut so.
      Mein Sadist kennt mich gut genug und er will sich die gemeinsame Zeit schliesslich nicht selbst "versauen".
      Er straft mich angemessen, aber auch nur so weit, das ich danach noch bereit für weitere Spiele bin.
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.
      Hi,

      auch ich halte nichts davon einen festgerschriebenen Strafkatalog zu haben.

      In einer Situation mögen die verkochten Spaghetti furchtbar verwerflich sein (z.B. Chef kam zum essen dazu) und in einer anderen auf der Umstände gar nicht (z.B. Chef hat angerufen weil er die Spaghetti eben so wollte). Ich finde es daher besser wenn die Bemessung der Strafe unter Berüksichtigung der Umstände abgewogen wird (z.B. was für eine Strafe reicht denn individuell aus um einer Wiederholung der Verfehlung entgegen zu wirken, geschah der Verstoß absichtlich, oder in kruzer Zeit wiederholt, wie gravierned war Verstoß nur leicht (10 Sek... oder 4 1/2 Stunden mit wasserdampfendem Kochtopf und anrücken der Feuerwehr).

      Außerdem ... wie beschreib ich das .... in manchem Kontext, ist es zuweilen reizvoll sich dem "Gericht" stellen zu können oder müssen...und dann zumindest den Hoffnungsschimmer haben zu können sich vielleicht doch noch Mal herausreden zu können und gleichzeitig schon einen Bammel zu verspüren mit der Frages was ist wenn nicht..... das macht es spannend.

      Außerdem könnte man, wenn man ja die Strafe von vorn herein kennt ja auch geneigt sein abzuwägen: ob man z.B. die Spaghetti lieber verkochen lässt, weil man selbst auf verkochte Nudeln steht und im Gegenzug dafür bereit ist die Strafe in Kauf zu nehmen.


      Und zu Strafen allgemein: ich finde es gut wenn sie zur Situation passen und so angemessen ausfallen, dass man sich zwar beim nächsten Mal doch zweimal überlegt ob man deswegen wirklich nochmal eine Strafe heraufprovozieren mag. Strafen können streng ausfallen, müssen das aber nicht notwendigerweise immer. Z.B. einen Tag lang im Auto ohne jegliche Technik (Radio, Navi, Klimaanlage ...) fahren zu müssen kann auch einen recht nachhaltigen Effekt haben.
      Der Vergleich gefällt mir gut.
      Ich habe gerade meine erste Strafe bekommen. Es war klar, da kommt was. Er hat es komplett offen gelassen, was auf mich zu kommt. Das Kopfkino war da durchaus schon Teil der Strafe. Die Strafe selbst war fantasievolle und ganz anders, als erwartet :rot: Ziel erreicht..
      Der Vergleich ist wirklich gut. Wir haben zwar keinen festen Strafenkatalog, und ich entscheide spontan mit was er bestraft werden soll, wenn es sich aber um Schläge handelt, wird auch eine Anzahl von mir entschieden. Je nach aktueller Form meines Ehesklavens variiere ich die Stärke der Schläge oder das Schlagutensil. Wenn ich merke, dass es rein gar nichts gebracht hat, kann man ja immer noch nachlegen.