Kein Safeword genannt - automatisch einvernehmlich?

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      Kein Safeword genannt - automatisch einvernehmlich?

      In einem anderen Thread kam die Diskussion auf, wie es zu bewerten ist, wenn bei einer Session etwas schief läuft, aber kein Safeword genannt wird.

      Ich habe jetzt ein paar Zitate daraus genommen, damit hier darüber diskutiert werden kann.
      Bitte beachtet, dass es jetzt um den allgemeinen Fall, also eine Grundsatzdiskussion geht, auch wenn die Zitate sich auf ein konkretes Beispiel beziehen.
      Damit die Lesbarkeit erhalten bleibt, habe ich die Zitate teilweise umformuliert.

      Huhulala schrieb:

      Es gibt angesprochene Grenzen, es gibt Safewords. Nichts davon ist passiert, ergo auch keine vergewaltung.

      [...] Nein ist kein Safeword und beim spielen heißt nein nicht nein, aua ist kein Safeword, sonst kann man es ja auch gleich lassen. Ich hatte auch subs, die enttäuscht gewesen währen, hätte ich das nicht so durchgezogen.

      Imanea schrieb:

      [Ich] möchte dich aber trotzdem darauf aufmerksam machen, dass [...] sie sehr wohl sagte, dass *es ihr Zuviel war*, was, wenn ich es richtig interpretiere, als Safeword gemeint war.

      Cu_Roi schrieb:

      [Es ist nicht bekannt] welche Absprachen es zwischen den Beteiligten gab, und wie demnach eine (Un-)Willensbekundung zu werten ist.

      Huhulala schrieb:

      Ein nein und jammern [gehören] zur Session, [das] ist im Rahmen von bdsm

      Aladine schrieb:

      Einmalig gegebene Zustimmung kann immer zurückgezogen werden.
      Sex ohne beidseitiges Einverständnis ist nach definition eine Vergewaltigung. Auch wenn das Einverständnis erst gegeben und dann zurück gezogen wurde.

      Gordon schrieb:

      Konkret wissen wir hier alle gar nicht, ob überhaupt ein Safewort vereinbart war. Und selbst wenn, dann sollte es doch meiner Meinung nach die allerletzte Notbremse oder der Sicherheitsgurt sein, wenn alles andere versagt hat. Es ist in keinster Weise ein Freibrief für [...] empathiefreies Verhalten.

      Ich denke, man kann die Diskussion auf folgende Fragen herunter brechen:
      Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?
      Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt wird?
      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?
      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?

      Bleibt bitte fair und beim Thema :thumbup:
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
      tja, gutes Thema!
      Also rein theoretisch:
      Safeword vorhanden gilt nur dieses und solange es nicht genannt wird dann ist es einvernehmlich.
      Es gibt eine Vereinbarung ,dass ohne Safeword gespielt wird, liegt es im Ermessen des Tops.

      Soweit die Theorie.
      Ich finde am Ende des Tages ist es immer die Verantwortung des Tops auch ohne ,dass das Safeword genannt wird die Situation zu beurteilen, ob es noch einvernehmlich und "ok" ist. Und da kommt das Problem, da man abhängig von bestimmten Spielarten und auch grundsätzlich immer ins Messer laufen kann.
      Meine kurze Meinung.


      noch kurz ergänzen: Es ist einfach schwierig bei BDSM, weil wir teils extrem mit unseren Körpern aber auch unserer Psyche spielen, umso mehr sind wir alle gefordert so aufmerksam ,wie möglich zu sein für unser Gegenüber.
      Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?
      Wenn man die zugehörigen Tabus beachtet Ja. Genau dafür hat man ein Safeword. Und zwar sowohl Dom als auch Sub. Es ist falsch zu denken das Safeword wäre nur für Subs. Vielleicht wäre es gerade am Anfang wirklich sinnvoll, ein Slowword einzuführen, aber generell ist es genau so falsch ein Safeword nicht zu nutzen wie danach zu sagen es wäre irgendetwas zu viel / nicht gewollt gewesen.

      Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt wird?
      Für mich MUSS sogar davon ausgegangen werden. Wonach sollte man sich richten, wenn solche Grundregeln außer Kraft gesetzt werden?

      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?
      Hier muss ich sagen, dass die Worte mir generell egal sind. Jammern und zieren etc gehört für viele mit zum Spiel. Was wäre denn dann z.b. mit Tränen, ist ja vielleicht als die Steigerung zu sehen - muss man dann aufhören, oder ist es nicht sogar bei einigen gewollt?
      Wobei ich natürlich sagen muss, dass man erkennen sollte, sofern man keine empathische Null ist, wenn es wirklich ernst gemeint ist.
      Ich habe z.b. mal gesagt, dass ich gleich umkippe und das war ernst gemeint und wurde erkannt. Na ja hätte er es nicht hätte er die Konsequenz erlebt. Das hat auch etwas mit Vertrauen zu tun, dass Sub keine "Späße" mit solchen Aussagen/Slowwords/Safewords macht.

      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?
      Abgesehen davon, dass ich so mit keinem Sub spielen würde, wäre das mindestens eine Unterbrechung der Session.
      "Es ist besser, gelegentlich betrogen zu werden, als niemandem mehr zu vertrauen.“ (Astrid Lindgren)

      myownspirit schrieb:

      Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?
      Natürlich nicht!
      Das Safeword ist eindeutig, klar und führt mMn direkt zum Abbruch der Session, ist im Grunde ein Hilfsmittel.
      Ich gebe jedoch zu, noch nie mit Safeword gespielt zu haben. Ohne jemals wirklich negative Erfahrungen gemmacht zu haben, denn ich kann ggf. doch auch anders deutlich machen, dass mir etwas zu viel wird. Und bis jetzt hat noch jeder Dom, mit demm ich gespielt habe, darauf auch reagiert hat.
      Ich bin allerdings auch keine Sub, die im Spiel gegen ihren Willen überwunden werden will, die das Spiel mit Tränen mag oder ähnliches.
      In so einem Fall finde ich ein Safeword sehr sinnvoll, damit Dom unterscheiden kann, was noch zum Spiel gehört und was nicht.
      Für mich eine Frage der Absprache.

      myownspirit schrieb:

      Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt wird?
      Nein. Denn die Nennnung des Safewords bedeutet für mich erst enmal nur den Abbruch dieser einen Session.
      Über Weiteres sollte man dann reden.
      Hängt natürlich auch davon ab, was genau besprochen wurde, was das Nennen eines Safewords bedeuten soll.

      myownspirit schrieb:

      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?
      Tja. Schwierig. Grds. kommt es da wohl auf den Ton des gesprochenen Wortes und die Körperhaltung an. Da ist schon ein wenig die Empathie des Doms gefragt.
      Also spätestens bei "Stopp" sollte mMn gefragt werden, ob damit das Safeword gemeint ist.
      Aber: Auch das ist eine Frage der vorherigen Absprachen. Falls Sub schon vorher sagt, Dom solle sich wirklich nur durch das Safeword abhalten lassen, das zu tun, was er will, dann gilt eben nur das Safeword.

      myownspirit schrieb:

      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?
      Auch da kommt es auf den Tonfall an und die vorherige Absprache genauso wie auf das gegenseitige Kennen der Protagonisten.
      Aber Dom sollte hier wesentlich (!) früher nachfragen als mit Safeword. Und lieber zu früh abbrechen als zu spät.
      Grds. sollte er hier eher davon ausgehen, dass Sub gerade überfordert ist.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      1. Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?

      Nein. Würde mich sehr interessieren, wie das die Gerichte bewerten. Für mich aber ganz klar: Nein.

      2. Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt wird?

      Nein, deshalb das "Nein" bei Frage Nummer 1.

      3. Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?

      Ich finde es reicht nicht, sich aufs Safeword zu verlassen. Das kann immer mal "unerreichbar fern" sein und nicht aussprechbar. Da werden sicherlich einige anderer Meinung sein, aber ich finde, man (Dom in dem Fall) hat stets die Pflicht zu kontrollieren wie die Lage ist.

      4. Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?

      Da gelten die gleichen Regeln wie im Vanilla-Kontext. Wenn nicht sofort abgebrochen wird, befindet man sich je nach Handlung im strafbaren Bereich (nach nicht juristischem Verständnis ;) )
      Auf welcher Ebene soll das denn diskutiert werden? Rechtlich? Moralisch? Sozial?

      Nein, natürlich kann es auch ohne dass ein Safeword genutzt wurde, die Einvernehmlichkeit nicht mehr gegeben sein, nämlich dann, wenn ein Teilnehmer nicht mehr will - dann endet die Einvernehmlichkeit. Aber das Problem ist natürlich... Wenn das nicht kommuniziert wurde, was ist dann die Konsequenz? Wenn der Partner nicht wissen konnte, dass man nicht mehr wollte, kann man ihm schlecht Vorwürfe machen...
      Also wenn man ein Safeword vereinbart hat, ist die Sache doch eigentlich klar: NUR das Safeword nimmt das Einvernehmen. Da gab es mal einen Gerichtsprozess mit einem BDSM-Pärchen. Ganz traurige Geschichte. Mann "überfällt" Frau, fesselt sie ans Bett und .... Frau irgendwie überwältigt, vergisst welches das Safeword war. Fleht, bettelt, schreit. Er danach: war der geilste Sex den wir bisher hatten. Sie: du hast mich vergewaltigt. Das Gericht hat ihn freigesprochen (ihm ging es dennoch scheiße - hatte er ja nie gewollt und am Ende hat er seine geliebte Freundin verloren). Also ich persönlich teile daher nicht die Vorliebe, irgendwelche konstruierten Wörter wie "Honigmelonenscheibe" als Safeword zu nehmen. Das nur mal so.

      Der Fall es gibt kein Safeword: ich persönlich sehe es eigentlich auch da sehr "einfach" - vielleicht ja auch zu einfach. Gibt es kein Safeword, muss Dom eher früher als später aufhören und zwar eigentlich ab dem Zeitpunkt, wenn sie Stopp - Halt oder sonstwas ruft (es sei denn es wurde vorher ausdrücklich ausgeschlossen).
      Erfahrung ist das, was man zu haben glaubt, bevor man mehr davon erwirbt. (Dan Bennett)

      Viva schrieb:

      tja, gutes Thema!
      Also rein theoretisch:
      Safeword vorhanden gilt nur dieses und solange es nicht genannt wird dann ist es einvernehmlich.
      Es gibt eine Vereinbarung ,dass ohne Safeword gespielt wird, liegt es im Ermessen des Tops.

      Soweit die Theorie.
      Ich finde am Ende des Tages ist es immer die Verantwortung des Tops auch ohne ,dass das Safeword genannt wird die Situation zu beurteilen, ob es noch einvernehmlich und "ok" ist. Und da kommt das Problem, da man abhängig von bestimmten Spielarten und auch grundsätzlich immer ins Messer laufen kann.
      Meine kurze Meinung.
      Das sehe ich ganz anders ^^ . Karma und ich spielen ohne Safeword. Wann etwas zu viel wird und wann abgebrochen wird, liegt aber weder in ihrem Ermessen noch in ihrer Verantwortung. Erstmal sind wir ein Paar und haben beide die selbe Verantwortung, am Ende kann sich niemand aus der Affäre ziehen. Zum andern ist es aber meine Aufgabe anzuzeigen wann etwas für mich zu viel wird und dafür brauche ich kein Safeword. Karmas Aufgabe ist es darauf zu reagieren. Nur weil es kein Safeword gibt kann Karma nicht alleine entscheiden wann es mir zu viel wird. Genauso ist Karma nicht alleine verantwortlich wenn eine Grenze überschritten wird. :pardon:
      Don't tell me what I can and can not do.
      I'd hate to have to make a fool out of you.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sin ()

      myownspirit schrieb:

      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?
      Das ist eigentlich die einzige Frage, worauf ich mich direkt beziehen kann, da ich ohne SW unterwegs bin.
      All diese Ausdrücke gehören für mich dazu.
      Wann tatsächlich Schluss ist, liegt im Ermessen meines Gegenübers.

      Sin schrieb:

      Viva schrieb:

      tja, gutes Thema!
      Also rein theoretisch:
      Safeword vorhanden gilt nur dieses und solange es nicht genannt wird dann ist es einvernehmlich.
      Es gibt eine Vereinbarung ,dass ohne Safeword gespielt wird, liegt es im Ermessen des Tops.

      Soweit die Theorie.
      Ich finde am Ende des Tages ist es immer die Verantwortung des Tops auch ohne ,dass das Safeword genannt wird die Situation zu beurteilen, ob es noch einvernehmlich und "ok" ist. Und da kommt das Problem, da man abhängig von bestimmten Spielarten und auch grundsätzlich immer ins Messer laufen kann.
      Meine kurze Meinung.
      Das sehe ich ganz anders ^^ . Karma und ich spielen ohne Safeword. Wann etwas zu viel wird und wann abgebrochen wird, liegt aber weder in ihrem Ermessen noch in ihrer Verantwortung. Erstmal sind wir ein Paar und haben beide die selbe Verantwortung, am Ende kann sich niemand aus der Affäre ziehen. Zum andern ist es aber meine Aufgabe anzuzeigen wann etwas für mich zu viel wird und dafür brauche ich kein Safeword. Karmas Aufgabe ist es darauf zu reagieren, wenn es mir zu viel wird. Nur weil es kein Safeword gibt kann Karma nicht alleine entscheiden wann es mir zu viel wird. Genauso ist Karma nicht alleine verantwortlich wenn eine Grenze überschritten wird. :pardon:
      Das wollte ich auch auf keinen Fall so sagen, die Verantwortung sich mitzuteilen und zu entscheiden liegt im Grunde bei beiden! Danke für die Präzisierung.
      Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?
      -ja
      Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt
      wird?
      -nein
      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?
      -unwichtig
      Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?
      -wichtig und zu beachten


      Außer man hat festgelegt, dass der Dom immer entscheidet wann "es reicht" - dann ist natürlich jede Äußerung von Sub nichtig.
      Egal welche Fragestellung in welchem Kontext gestellt wird. Für mich sind alle Antworten richtig und falsch zugleich.

      Mein BDSM sieht so aus, das ich der "Verantwortliche" bin. Das bedeutet das ich entscheiden muss ob ich mal langsamer mache eine Pause einlege oder im worst Case nach einem gravierenden Fehler von mir abbreche.
      Ich gebe dem Partner die Möglichkeit ein slowword safeword oder einen Notaus festzulegen. Sowohl Verbal als auch nonverbal.
      Und trotzdem liegt es an mir bei ihren Worten (Nein... bitte nicht... ich kann nicht mehr... Gnade... u.s.w.) genau zuzuhören ob es für uns beide im Rahmen liegt.
      Ich habe aber auch schon mitbekommen das es einige Menschen gibt, die diese, meine, Art als zu verweichlicht empfinden und es deutlich Richtung quälen/nicht beachten der Worte der Sub geht.
      Das ist auch okay, jeder Spielt wie es gewünscht und abgesprochen ist.

      Wenn man sich missverstanden oder schlimmeres fühlt MUSS man darüber Sprechen, ist dies unmöglich MUSS man entweder die Beziehung auf Eis legen oder andere Maßnahmen treffen um sich selbst zu schützen.

      Der Anfänger, MfG Talon
      :dance:
      Das Safewort ist ja insgesamt eingebettet in einen Kontext. Wie tatsächlich gespielt wird, ist ja, wie man auch hier Im Thread sieht, höchst individuell, so dass es man letztlich drauf abstellen muss, wie die jeweiligen Spielpartner ihr BDSM praktisch umsetzen.
      Also ist es für mich erst einmal wichtig, meine Spielpartnerin zu kennen bzw. langsam kennenzulernen. Von Session zu Session zu steigern, Reaktionen zu lesen, gewolltes Weinen, gewollten Widerstand von Problemen zu unterscheiden. Besondere Vorsicht walten zu lassen, wenn sie geknebelt ist usw. Das liest sich jetzt alles sehr trivial, aber wie man hier an einigen Threads merkt, ist es das leider gar nicht.
      Natürlich sehe ich mich da als der in der Verantwortung, entscheiden zu müssen (und zu dürfen), wann es für Sub schließlich reicht.
      Ein Safewort möchte ich idealerweise nicht hören, wenn es fällt, muss meiner Meinung nach etwas schief gegangen sein. Sehe es, wie gestern schon bechrieben, als Notbremse oder Sicherheitsgurt. Der ja auch nicht zum Ignorieren anderer Verkehrsregeln einladen soll...
      Und umgekehrt ist es natürlich ein sehr starkes Indiz, das es sich noch im einvernehmlichen Rahmen abspielt, so lange das Safewort nicht fällt. Sich alleine darauf zu verlassen, halte ich auf Grund obiger Überlegungen jedoch für problematisch.
      Mittlerweile ganz klares Motto: " Wenn Sub nicht mit mir redet , braucht er sich auch nicht zu beschweren. "

      Bedeutet, ich liebe es wenn er jammert , wenn er bettelt, wenn er leidet.
      Das einzige, was mich aus dem Rausch holt ist das bestimmte Wort .
      Sagt er das nicht, mache ich weiter . (Bis ich fertig bin )
      Sagt er es höre ich auf .

      Ich könnte auch auf den Rausch verzichten und mich einzig und allein auf die Signale meines Kleinem verlassen . Geht auch. Ich erkenne seine Körpersprache.
      Da es aber um meine Lust geht und es ein so tolles Gefühl ist, gebe ich mich dem auch hin. Es ist eh nur kurz , quasi der Höhepunkt im Kopf- Und das gönne ich mir .




      Daher würde ich alle Fragen mit Jein beantworten - Es kommt darauf an wie und was die Art des Umgangs ist , was das Ziel ist und was vereinbart wurde .

      Ehrlichkeit und Offenheit sind unabdingbar. Keiner kann sich hinterher hinsetzten und klagen , der andere müsse doch geahnt haben, oder es gäbe doch unausgesprochene Regeln der Beziehung, oder es wäre doch allgemeingültig das etwas so und nicht anders zu handhaben ist.
      Nie gezählte Tage liegen hinter dir,
      in denen der Moment, so oft,
      so wichtig für dich war.
      Es ist doch dein Traum,
      mit dem du diesen Weg gegangen bist,
      deine Gefühle, die dich haben glauben lassen
      und deine Sehnsucht, die dich noch immer
      nicht zu Ruhe kommen lässt.
      Es ist noch immer dein Weg,
      der zu dir gehört.
      Fang dir deine Träume - Staubkind.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von M.J. Craw-Corteaz ()

      "Kein Safeword genannt - automatisch einvernehmlich?"

      Das ist meiner Ansicht nach ein zu kurz gegriffener Schluss.
      Es gibt Situationen in Sessions, in denen meine Partnerin gar nicht reden oder ein Zeichen geben kann, weil sie ganz woanders ist. Es ist auch möglich, daß eine Sub ihre Möglichkeiten und Grenzen überschätzt und im Nachhinein betrachtet besser das Safeword hätte sagen sollen...Stichwort taube Gliedmaßen zu Beispiel.
      Also ich verlasse mich jedenfalls nicht darauf, daß meine Miss in jeder Situation in der Lage wäre, daß Safeword zu sagen. Hier sehe ich mich verantwortlich, immer genau auf sie zu achten...und unter uns: das kickt mich auch :love:
      Wir haben irgendwann mal ein Safeword, ein Stopwort vereinbart, es aber noch nie benutzt. So wie eine Art Feuerlöscher, den man hoffentlich nie braucht.
      An sich gehe ich komplett konform mit @Talon. Absolut klasse formuliert :thumbup:


      Was ich noch ergänzen will, ist folgendes und erinnert mich an einen tollen Beitrag von (ich glaube) @Frl. Irrlicht. Mein Safewort ist tatsächlich "Stopp". Total simpel aber etwas was selbst in einer Notsituation ausm Kopf rausgeht. Daher verstehe ich nicht warum viele es so kompliziert machen. Wenn das Wort fällt, hört die Einvernehmlichkeit auf. Und hier liegt für andere mit Safewort vielleicht das Problem: safewort fällt einem nicht mehr ein und man will nicht mehr, also haut man alles mögliche raus. Nur das kann der Gegenüber missverstehen. Ist es Spiel oder Ernst?
      Ab und zu kann eine versimplerung der Dinge hilfreich sein. Und zwei Seelen retten.
      Selbstverständlich kann man sich nicht darauf verlassen, dass ein Safeword genannt wird, wenn es genannt werden sollte. Ich bin gerne ganz deutlich und sage, dass es ignorant ist vom Gegenteil auszugehen und davon zeugt, dass die Person nicht begreifen kann oder möchte, welche Faktoren alles zum tragen kommen, wenn ein Safeword genannt werden muss.

      Kein Mensch kann die genaue, persönliche Grenze beschreiben jenseits der ein Safeword zu nennen wäre und vor der noch alles "total super" wäre. Das sind graduelle Bereiche, die sich auch je nach Lebenssituation und Tagesform durchaus spontan in beide Richtungen verschieben können. Es kann also auch Sub überraschen, dass gerade etwas viel zu weit geht, was sonst als toll empfunden wird. Vielen steht dann der eigene Stolz im Weg oder die Angst jemanden zu enttäuschen, der einem tatsächlich viel bedeutet / den man liebt (manchmal auch ganz unabhängig von BDSM). Da gibt es genug antagonistisch wirkende Momente, die das Safeword daran hindern über die Lippen zu gehen.

      Es kann aber auch etwas sein von dem Dom nichts weiß, weil der Mensch, der Sub ist, nicht darüber sprechen kann. Klar "sollte" man über all sowas, das das BDSM betreffen könnte reden. Aber es gibt nunmal Dinge, die sind so schlimm, dass man nicht darüber reden kann. Ich denke, dass ist durchaus verständlich.

      Es kommt auch vor, dass die betroffene Person sich durch Verdrängung gar nicht daran erinnern kann, bis eines Tages eine Nuance in einer Session einen mentalen Deich einreißt und sich ein Meer von verdrängten Gefühlen über jemanden ergießt. Wer glaubt denn jetzt ernsthaft, dass die Person in so einer Situation noch ein Safeword nennen kann? Und was man gern verdrängt ist, dass solche Sachen leider auch nicht gerade ungewöhnlich sind.

      Im Bekanntenkreis eine Person zu haben, die entsprechende traumatische Erfahrungen hat ist recht wahrscheinlich und ich möchte auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass man nach 20 Jahren Ehe wirklich alles über den Partner weiß. Was eigentlich ein alter Hut ist, aber viel zu oft dann doch nicht bekannt: Es gibt übrigens auch nicht gerade wenige Männer, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Aufgrund unseres manchmal sehr ausgeprägten, sehr coolen Männlichkeitsgehabe, fällt es uns, die oftmals so schon Probleme haben über Gefühle zu reden, dann noch etwas schwerer über eine Vergewaltigung zu reden bzw. sich das überhaupt einzugestehen.

      Es muss auch nicht immer die ganz schlimme und traumatische Vorgeschichte sein. Die menschliche Psyche bietet so unglaublich viele Möglichkeiten einfach mal spontan zu kollabieren und ist nun wirklich nicht gerade für ihre Krisenfestigkeit bekannt. Wenn das Seelenleben eines Menschen ein Eisberg wäre, dann ist der rationale und der bewusste Teil das Stückchen, das aus dem Meer herausragt. Der Großteil bleibt verborgen unter der Oberfläche und wird niemals ans Tageslicht kommen. Man kann einen Menschen nicht zu 100 % durchschauen und lesen, genauso wenig, wie dieser Mensch das bei sich selbst zu 100 % kann. Sich diesem Wissen zu verschließen hieße ein ziemliches Risiko auf sich und andere zu nehmen.

      Zudem begreife ich es durchaus als einen gehörigen Doppelstandard, wenn Dom alle Verantwortung und Macht auf sich konzentrieren will um den eigenen Powertrip voll auszukosten, aber genau die eine Verantwortung, auf die Person, die sich in freiwillig in Doms Obhut begibt, aufzupassen von sich weist. Das wirkt auf mich jedenfalls nicht gerade konsequent, wenn ich ehrlich bin.

      tl,dr: Ich finde es menschlich sehr schwierig und auch bedenklich, die Verantwortung, auf sich und den anderen aufzupassen, derart von sich zu weisen und ausschließlich an ein Safeword outzusourcen (welches ich dennoch für unabdingbar erachte). Das gilt für Sub und auch für Dom, aber dennoch ist wohl unbestreitbar, dass Dom als die Person mit absoluter Machtfülle und als handelnder Akteur immer auch eine zusätzliche Verantwortung übernehmen muss. Man kann nie wissen, was in sich oder seinem Gegenüber vorgeht und ich finde, dass man dementsprechend sensibilisiert handeln sollte.
      "Ich liebe den Verrat, aber ich hasse Verräter"
      1. Darf bei einer Session immer davon ausgegangen werden, dass Einvernehmen vorliegt, sofern kein Safeword genannt wurde?

      Nein. Nur weil nicht "nein" gesagt wurde, heißt es nicht "ja".
      Ein anfängliches Einvernehmen kann auch zurückgenommen werden. Es kann sein, dass eine Situation sich ganz plötzlich nicht mehr gut anfühlt, obwohl sie am Anfang noch schön war. Und es kann auch sein, dass das Safeword nicht mehr abrufbar ist. Die Empathie über Bord zu werfen und einfach weitermachen, halte ich daher für rücksichtslos und gefährlich.

      Davon mal abgesehen, kann "bitte nicht" "jetzt nicht so gerne", "*schweigen*", "vielleicht morgen", "meinst du wirklich?", "ich weiß noch nicht" auch "nein" bedeuten. Es fällt vielen Menschen nicht leicht ein "nein" (auch in Form eines Safewords) klar zu äußern. Schon allein deshalb ist es unabdingbar, aufeinander zu achten.

      2. Darf im Gegenzug immer davon ausgegangen werden, dass ein zurückgezogenes Einvernehmen immer durch Nennung eines Safewords mitgeteilt wird?

      Nein, siehe oben.


      3. Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword vereinbart wurde?

      Das ist eine Absprache zwischen den Beteiligten. Wenn vereinbart wurde, dass "bitte nicht", eigentlich "mach weiter, ich finde es so geil, von dir überwältigt zu werden" heißt, bedeutet es, noch genauer hinzuschauen. Manchmal sieht man es Sub ja an, dass dieses "bitte nicht" kein "bitte nicht" im Wortsinn bedeutet. Wenn bei Dom aber Zweifel aufkommen, wie Subs Äußerungen momentan zu werten sind, sollte Dom nachfragen. Einfach weitermachen finde ich zu gefährlich: Hier riskiert Dom Subs Unversehrtheit (und seine vielleicht auch) und die vertrauensvolle Beziehung. Lieber eine Session mal zu früh abbrechen, als zu spät. Es ist dann zwar schade um den geilen Moment, aber der lässt sich bestimmt noch einmal herbeiführen :)


      4. Wie verhält es sich mit "Aua", "Bitte nicht" und "Stopp" wenn ein Safeword nicht vereinbart wurde?


      Auch das ist eine Absprache zwischen den Beteiligten. Wenn es nicht einmal ein Safeword gibt, sollte in diesem Fall nur noch genauer hingeschaut werden.

      Janus schrieb:


      Es kann also auch Sub überraschen, dass gerade etwas viel zu weit geht, was sonst als toll empfunden wird. Vielen steht dann der eigene Stolz im Weg oder die Angst jemanden zu enttäuschen, der einem tatsächlich viel bedeutet / den man liebt (manchmal auch ganz unabhängig von BDSM). Da gibt es genug antagonistisch wirkende Momente, die das Safeword daran hindern über die Lippen zu gehen.

      Klar hast du recht - es ist natürlich ideal, wenn der Dom sich immer zu 100% in die Sub hineinversetzen kann, das fühlt, was sie fühlt, ihre Gedanken erkennt allein von der Art wie sie amtet....klingt märchenhaft, was?

      Solche Verbindungen wird es auch sicherlich geben, aber ich glaube ehrlich gesagt, dass es ziemlich naiv ist, das immer vorauszusetzen. Doms sind auch nur Menschen - auch wenn wir Ihnen ab und an das Gefühl geben, der Gott zu sein. Und ganz ehrlich - das ist aber wirklich nur meine ganz persönliche Meinung - wenn Sub nicht aus sich rauskommen kann - nichts sagt, weder vorher noch nachher oder sogar noch besser: die Grenzen nicht klar formuliert und dann geht was in der Session zu weit (bei allem Verständnis) würde ICH nie Dom dafür die Schuld geben, wenn dann zu einem wesentlich kleineren Teil. Auch Subs sind erwachsene Menschen mit Eigenverantwortung und der unbedingte Wille alles abzugeben, sich hinzugeben, ändert daran auch nichts.
      Erfahrung ist das, was man zu haben glaubt, bevor man mehr davon erwirbt. (Dan Bennett)