Virtuelles Kennenlernen, erstes intensives Treffen und dann Unsicherheit (anonyme Fragestellerin)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Virtuelles Kennenlernen, erstes intensives Treffen und dann Unsicherheit (anonyme Fragestellerin)

      Guten morgen,

      ich bin irgendwie total durch den Wind und mag das aber nicht mit meinem Nick im Forum schreiben, deswegen nutze ich hier jetzt das Kontaktformular.

      Also ich habe vor etwas mehr als zwei Wochen einen Dom auf einer anderen Plattform kennen gelernt. Wir haben uns stundenlang geschrieben und es klang alles wirklich sehr schlüssig und hat mein Interesse sehr geweckt. Wir sind dann auf einen Messenger umgestiegen und hatten da dann auch intensiven Kontakt - jeden Abend stundenlang chatten. Er hat mir immer erzählt, dass er ein erstes Treffen nur auf Augenhöhe zum Kaffee trinken möchte und dass er was ernstes festes sucht. Er hat mir nie versucht irgendwelche Anweisungen zu geben und hat auch nie Bilder oder sonstiges verlangt. Fand ich sehr angenehm.

      Nach einer Woche hat sich dann aber der Kontakt schleichend verändert - es wurde dann doch noch intensiver und er hat angefangen mir kleine Anweisungen zu geben und ich habe sie auch gerne ausgeführt - irgendwie haben wir uns dann gegenseitig hochgeschaukelt. Es war dann schon so vertraut und ich wollte mehr.

      Wir hatten dann für letztes Wochenende ein Treffen ausgemacht - da es für beide eine weitere Strecke war haben wir mit Übernachtung gebucht - zwei Einzelzimmer. Bis zum Treffen haben wir uns echt hochgeschaukelt und es war schon so vertraut, dass ich keinen Zweifel mehr hatte, dass es passt und dann auch gesagt, dass es auch ruhig mehr sein kann - beim ersten Treffen. Und er hat das auch deutlich signalisiert. Ich weiß das ist gegen alle Vernunft - mein früher Dom hat immer gesagt ich soll nie eine Entscheidung aus Geilheit treffen, das war leider so eine Entscheidung.

      Wir haben uns dann am Samstag getroffen - es war am Anfang echt komisch, erst mal die Person die vor mir stand mit der, mit der ich geschrieben habe zu verbinden. Wir sind dann ins Hotel gefahren und haben unsere Zimmer bezogen und da hat er mich dann auch gleich geküsst und wir sind dann viel weiter gegangen als ich wollte.
      Es hat sich für mich an diesem Abend auch alles stimmig angefühlt - auch gestern noch als ich nach Hause gekommen bin. Aber irgendwie bin ich dann über Nacht komplett abgestürzt und mir wurde bewusst, dass ich mir bei weitem nicht mehr so sicher bin mit ihm wie ich es am Samstag noch war.

      Wir haben dann gestern Abend auch wieder geschrieben, aber irgendetwas war anders - es war sehr schleppend und ich musste immer überlegen was ich denn nun schreiben soll. Mir wurde bewusst, sobald die Geilheit und SM außen vor ist haben wir uns wenig zu sagen.

      Auch heute ist der Kontakt anders als sonst immer - er schreibt zwar, aber es kommt anders rüber. Vielleicht bin ich da jetzt auch einfach zu empfindlich oder ich erwarte Zuviel.

      Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob ich das so leben möchte wie er sich das vorstellt - tägliche Übungen und Aufgaben und über alles und jedes Rechenschaft abzulegen.

      Ich glaube das ging insgesamt einfach alles zu schnell - kann es funktionieren, wenn es so schnell geht und sich erst mal alles nur um SM dreht? Oder erwarte ich jetzt einfach Zuviel?

      Komme grad mit meinen Gefühlen nicht so wirklich klar und würde mich freuen, wenn mir jemand ein paar Gedankenanstöße zum ordnen geben würde.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Gentledom schrieb:

      kann es funktionieren, wenn es so schnell geht und sich erst mal alles nur um SM dreht?
      Klar kann es funktionieren, die Frage ist nur wie wahrscheinlich ist das.

      BDSM passt bei euch, super. Was aber macht eine Beziehung für dich insgesamt aus, sicher ist BDSM nur eine Facette und nun frage dich einfach. Wenn du 100 Männer kennenlernen würdest mit wie vielen von denen kannst du dir eine Beziehung vorstellen und wie oft passte es bei dir danach wirklich. Nehmen wir an, du kannst dir eine Beziehung mit 20% vorstellen, alles andere als ein geringer Wert in meinen Augen wenn man gewisse Ansprüche hat, und in 3/4 der Fälle passte das dann dauerhaft in der Vergangenheit. Dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es bei euch ohne BDSM passen würde 15%, sollte BDSM für dich eine Wertigkeit von 10% in einer Beziehung haben, dann kommen 1,5% dazu, damit kommst du auf einen rechnerischen Wert von 16,5%.

      Das Problem ist aber unter BDSMler gar nicht so selten vorhanden und in meinen Augen auch ein Grund warum viele Beziehungen nach kurzer Zeit scheitern. Der Fokus liegt auf der Neigung und vieles was einem eigentlich wichtig ist rückt damit erst mal in den Hintergrund. Da bleibt es aber nicht wenn die erste Geilheit verflogen ist.

      Wer Liebe sucht, sollte die Dinge klären die ihm/ihr wichtig sind. Bei mir ist das im Kontext BDSM zum Beispiel nur die Akzeptanz der Neigung, da ich mir eine Beziehung mit einem NichtBDSMler zwar vorstellen kann, aber eben nur, wenn dieser meine Neigung nicht für krank oder abartig hält. Eine positive Lebenseinstellung, Ansichten und Ziele die verfolgt werden, Interessen, usw, all das ist für mich wichtiger und das versuche ich vorab ausreichend zu ergründen, bevor ich ein ernstes Interesse an jemandem entwickel. Zu frühem Sex kann es dennoch kommen, aber eben nur wenn beide das als das einordnen können was es eben ist und parallel auch nach den anderen Punkten geschaut wird.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Hallo Anonyme Fragestellerin,

      das liest sich alles irgendwie typisch für ein virtuelles Kennenlernen. Man agiert auf Distanz, es kann sich dadurch wirklich eine vermeintliche Vertrautheit aufbauen, die eigentlich noch gar nicht berechtigt ist.
      Schreiben ist schreiben, Messengerkontakt ist Messengerkontakt, telefonieren ist telefonieren und ein reales Kennenlernen ist ein reales Kennenlernen.
      Und bei jeder dieser Stufen kann man merken, dass es dann doch nicht so gut passt, dass es nicht ausreicht für "mehr".
      Ich habe auch schon oft erlebt, dass Schreiben super war, man sich aber schon am Telefon nicht mehr viel zu sagen hatte.
      Im Grunde ist das auch alles nicht schlimm, es ist dann so, und es steckt ja auch keine böse Absicht dahinter.
      Von daher hat es bei Euch im Grunde ja gut geklappt, auch das Treffen selber hat sich ja gut angefühlt.
      Redet darüber, ergründet dabei noch mal gegenseitigen Wünsche und Erwartungen. Entwickeln kann sich immer etwas, manchmal auch erstaunlich schnell. Und wenn es nicht passt, es sich aber gut und fair angefühlt hat, bringt es Dich und auch ihn definitiv weiter.
      Und, auch wenn sich das hier vermeintlich alles so logisch runterschreiben lässt: auch Deine Verwirrung erscheint total normal und nachvollziehbar
      Ich drücke Dir die Daumen... :empathy:

      Gentledom schrieb:

      Ich weiß das ist gegen alle Vernunft
      Passiert. Wir sind ja nicht alles Wesen aus reiner Vernunft, sondern auch Menschen mit emotionalen, biologische, sexuellen Bedürfnissen.

      Gentledom schrieb:

      wir sind dann viel weiter gegangen als ich wollte.
      Es hat sich für mich an diesem Abend auch alles stimmig angefühlt - auch gestern noch als ich nach Hause gekommen bin
      Kann passieren, dass man vom Moment so hingerissen ist, dass man weiter geht als gewollt.
      Das ist nichts Schlimmes.
      Und wenn es sich für dich stimmig angefühlt hat - dann war es doch auch richtig?
      Wenn ich das richtig verstehe, dann hattest du ein tolles Erlebnis.
      Behalte das für dich so in Erinnerung und mach dir keine Vorwürfe, dass du mehr gemacht hast, als du wolltest.
      Oder denkst du, er hat dich da manipuliert? Falls ja, dann Vorsicht...

      Gentledom schrieb:

      Aber irgendwie bin ich dann über Nacht komplett abgestürzt und mir wurde bewusst, dass ich mir bei weitem nicht mehr so sicher bin mit ihm wie ich es am Samstag noch war.
      Abstürze kommen vor. Das fühlt sich erst mal tragisch an, aber ist nichts ungewöhnliches. Inwiefern kann man "sicher sein" verstehen? Dass er der Mann fürs Leben ist? Dass daraus eine Beziehung werden kann? Dass er dich überhaupt interessiert?
      Wenn er dich nicht interessiert... dann hak es ab unter "aufregendes Erlebnis"; dann hast du in Zukunft zumindest eine schöne Geschichte zu erzählen.

      Gentledom schrieb:

      Mir wurde bewusst, sobald die Geilheit und SM außen vor ist haben wir uns wenig zu sagen
      Das ist doch schon mal eine Erkenntnis.
      Daraus kannst du jetzt verschiedene Schlüsse ziehen - entweder, du lässt es sein, weil du mehr suchst als nur SM. Oder ihr seht das ganze als gegenseitige Triebabfuhr und trefft euch zum Spielen - solange, bis einer von euch was Festes gefunden hat. Sofern das eine Option wäre, sollte das natürlich auch für ihn ok sein - du hast ja geschrieben, dass er eigentlich etwas Festes suchen würde.

      Gentledom schrieb:

      Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob ich das so leben möchte wie er sich das vorstellt - tägliche Übungen und Aufgaben und über alles und jedes Rechenschaft abzulegen.
      Wenn du das nicht möchtest, dann tu das auch nicht. Mach ich auch nicht.

      Wenn du dir nicht sicher bist, dann nimm dir deine Zeit, um dir das zu überlegen. Lass dich da zu nichts drängen, lass dich nicht überreden, triff deine eigene Entscheidung.
      Nur, weil zwei Menschen BDSM mögen, und beide an unterschiedlichen Enden der Peitsche stehen, heißt das nicht, dass die Neigungen kompatibel sind.
      Und wenn sie das nicht sind - dann ist das ähnlich wie bei Stino-BDSMer-Beziehungen. Wird schwierig bis hin zu klappt nicht.

      Gentledom schrieb:

      kann es funktionieren, wenn es so schnell geht und sich erst mal alles nur um SM dreht?
      Ja, kann es.
      Bei mir ist daraus eine Liebesbeziehung geworden - wobei wir uns vorher bereits flüchtig aus dem erweiterten Bekanntenkreis kannten.
      Aber angefangen hat das von heute auf morgen mit SM; und zwar rein den Fokus darauf.

      Gentledom schrieb:

      Oder erwarte ich jetzt einfach Zuviel?
      Diese "Frage" hast du jetzt bereits zum zweiten Mal gestellt.
      Das scheint mir also ein wichtiger Punkt bei dir zu sein.
      Deswegen einfach mal die Frage zurück: was erwartest du denn, liebe Anonyme?
      Und hierzu auch ein Tip von mir: ich habe oft den Eindruck, dass Subs dafür "anfällig" sind, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und sehr genügsam sind.. und sich dann in Beziehungen mit weniger abspeisen lassen, als sie eigentlich "wert" sind (bestes Beispiel sind diejenige, die eigentlich gerne eine feste Beziehung möchten, und dann als Geliebte enden, die auch noch emotional auf Abstand gehalten wird - alles unter dem Deckmantel BDSM und einem "das gehört sich so, und Sub hat keine Ansprüche zu stellen"). Man kann viel erwarten, man kann viel fordern... man muss das sogar! Man sollte nur selbst auch entsprechend viel zu bieten haben.
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
      ______________________________________________________________________________________________________________
      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'
      Liebe anonyme Fagestellerin,

      bei deinem Text bin ich nicht sonderlich verwundert oder finde die Entwicklung gar erschreckend.
      Ich versuche es für mich nochmal in eigenen Worten kurz zusammenzufassen :
      1.Ihr lernt euch über das anonyme World wide Web kennen.
      2. Ihr wählt beide gezielt eine BDSM Plattform.
      3. Die langen Chats fühlen sich für dich richtig an und du sehnst dich nach "Mehr".
      4. Er gibt dir "Mehr" in Form von virtuellen Aufgaben und du steigerst dich immer mehr hinein.
      5. Das erste Treffen läuft gut, auch wenn vieles für dich neu ist.
      6. Die Zweifel schleichen sich erst zuhause in deinen Kopf und es erscheint dir plötzlich vieles anders als vor eurem Treffen.

      Tja Schätzelein, willkommen in der Realität zurück. :empathy:
      Ein Tipp: Versuch mal alle BDSM Informationen von ihm auszugrenzen. Was weißt du wirklich über diesen Mann, der sich eine feste Beziehung vorstellt?
      Option a: Es sind viele Informationen die du kennst und die du mit deinen eigenen Interessen kombinieren kannst: Dann bau auf dieses Fundament, erweitere es und sieh, ob er es auch auf Dich oder nur auf deine innere Sub abgesehen hat ;)
      Option b: es bleiben nicht viele Informationen übrig auserhalb des BDSM Kontextes. Dann lass ihn ziehen. Er wirkt falsch und seine Prioritäten liegen wohl eher bei einem schnellen F*ck.

      Es soll nur ein Ratschlag sein. Keine Gebrauchsanweisung.
      Ich wünsche dir viele schöne Momente mit wertvollen Menschen auf deinem weiteren Weg. :blumen:

      Gentledom schrieb:

      Ich glaube das ging insgesamt einfach alles zu schnell - kann es funktionieren, wenn es so schnell geht und sich erst mal alles nur um SM dreht? Oder erwarte ich jetzt einfach Zuviel?

      Komme grad mit meinen Gefühlen nicht so wirklich klar und würde mich freuen, wenn mir jemand ein paar Gedankenanstöße zum ordnen geben würde.
      Liebe Anonyme,

      wie ist es bei Dir weitergegangen?
      Geht es Dir inzwischen besser?

      Ich weiß nicht, ob Du zu viel erwartet hast. Theoretisch ist es sinnvoll, seine Erwartungen auf ein Minimum vor so einer Aktion herunterzuschrauben. Im Umschwung der Gefühle natürlich alles andere als einfach, ich weiß.

      Ich habe eine ähnliche Exkursion hinter mir, nur noch etwas 'spezieller', um es mal harmlos auszudrücken :whistling: .
      Du kanntest ihn erst zwei Wochen online, richtig? Das ist wirklich nicht viel, aber wenn es sich für Dich passend angefühlt hat, ist es doch in Ordnung. Bei mir waren es einige Wochen mehr. Ich habe die Zeit vor Tag X explizit genutzt, um mich vorzubereiten, vor allem mental und psychisch. Habe mich immer wieder hinterfragt:

      WILL ich das?
      Will ICH das?
      Will ich DAS?

      Und erst, nachdem ich darüber hinweg war, fühlte ich mich bereit, mich in diesen Wahnsinn fallen zu lassen :thumbsup: .
      Ich hatte keinen Absturz, was aber auch daran liegen kann, dass ich eh keine richtigen Abstürze kenne. Oder eben am Zusammenspiel und Gegenüber.

      Vielleicht ging es bei Dir tatsächlich zu schnell. Vielleicht fehlte Dir die Zeit und die Möglichkeit der eigenen Reflexion.
      SM als erstes gemeinsames Konstrukt bietet meines Erachtens einen guten Grundstein, um darauf aufzubauen. Warum auch nicht? Einen gemeinsamen Nenner muss es ja geben; alles andere ist verständlicherweise wünschenswert, kann aber nicht vorausgesetzt werden.

      Ich wünsche Dir alles Liebe :blumen: .