Ist BDSM gewaltfrei oder gibt es doch Formen von BDSM bei denen von Gewalt gesprochen werden darf?

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      Ist BDSM gewaltfrei oder gibt es doch Formen von BDSM bei denen von Gewalt gesprochen werden darf?

      Wer Interviews zum Thema BDSM liest kommt immer mal wieder auf die Frage, was BDSM von Gewalt unterscheidet und eigentlich kommt dann reflexartig das Dementi, dass BDSM eben nichts mit Gewalt zu tun hat.

      Sie schrieb Matthias Grimme im Spiegel Online:

      "Gewalt ist gescheiterte Kommunikation. SM ist geglückte Kommunikation. Die Voraussetzung für sadomasochistische Handlungen ist immer die Einvernehmlichkeit zwischen den teilnehmenden Personen, egal was die dann machen."
      spiegel.de/kultur/gesellschaft…des-of-grey-a-845866.html

      Auch ich selber antwortet auf diese Frage mit:

      "Gewalt setzt einen Täter und ein Opfer voraus. Das ist bei BDSM nicht gegeben. Handlungen setzen ein Einvernehmen voraus und dies schließt eine Täter-Opferrolle, bei erwachsenen und geistig gesunden Menschen, bereits grundsätzlich aus."
      wunderweib.de/so-gefaehrlich-i…n-dom-packt-aus-5411.html

      Aber ist das wirklich so? Was ist mit den Randbereichen von BDSM? Was ist in TPE Beziehungen, bei denen Züchtigung auch gegen den aktuellen Subwillen eingesetzt wird? Was ist mit metakonsensualen Spielen, in denen Gewalt eben teilweise sogar explizit erlaubt wird, auch wenn dies rechtlich natürlich nicht geht. Ist das dann doch Gewalt oder sind solche Spiele kein BDSM mehr?

      Bleibt bei der Diskussion bitte fair denn es können mit Sicherheit beide Seiten gute Gründe anführen. Daher bringt Gründe und nicht persönliche Aversionen vor.

      Zudem oder anstelle der Diskussion hier, könnt ihr es auch im Lexikon beantworten: Was bedeutet Gewalt im Kontext BDSM?
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Dann versuche ich mich selbst mal...

      Für mich zählen metakonsensuale Spiele zu BDSM. Das Problem ist aber, dass meine Definition von gewaltfreiem BDSM eben auf den freien Willen abstellt und dieses im Metakon eben für eine gewisse Zeit nicht mehr vorhanden ist, auch wenn sich Sub natürlich freiwillig und selbst in diese Situation bringt.

      Nicht jedes metakonsensuale Spiel ist für mich Gewalt, aber eben jene bei denen Sub wirklich aussteigen wollte, es aber nicht mehr konnte, da ihm diese Möglichkeit genommen wurde. Dann liegt eben Gewalt vor und dennoch war es in meinem Augen BDSM.

      Auch bei Spielen ohne Safewords, bei denen Dom eben trotz des subseitigen eigentlich notwendigen Abbruchs weiterspielt, ist es die Frage, liegt Gewalt vor. Hier unterscheide ich zwischen dem unabsichtlichem Übersehen einer solchen Situation und dem Fehlen der nötigen Sorgfalt oder gar bei Absicht. Absicht ist immer Gewalt und auch das Fehlen der nötigen Sorgfalt, eben weil einem der eigene Spaß wichtiger ist, sehe ich als Gewalt an, das unabsichtliche Übersehen aufgrund einer Unachtsamkeit jedoch nicht.

      Bei BDSM mit Safeword sehe ich Gewalt immer dann, wenn man sich drüber hinwegsetzt oder es für Sub offensichtlich angebracht wäre das gemeinsame Spiel abzubrechen.

      Neben der körperlichen Gewalt gibt es noch die psychische. Hier wird es noch komplexer. Immer wieder wird zum Beispiel auch mit Scham und anderen Dingen im DS Bereich gespielt. Sofern es abgesprochen ist kein Problem, interessanterweise habe ich aber den Eindruck, dass in diesem Kontext weit weniger Absprachen getroffen werden, denn bei den physischen Komponenten. Wenn darin nicht aktiv eingewilligt wurde, sehe ich darin aber auch eine Form von Gewalt.

      Trotz dieser Differenzierungen sehe ich BDSM grds. als gewaltfrei an. Es kann aber eben, aufgrund fehlender Absprachen, Fehleinschätzungen oder durch die Durchführung bestimmter BDSM Praktiken zu Gewalt in diesem Kontext kommen. Dennoch sollte man Anfängern erklären, dass BDSM grundsätzlich erst einmal gewaltfrei ist. Denn ein Anfänger sollte zuerst einmal lernen, was eben die Unterschiede zwischen klassischer Gewalt und BDSM liegen.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Definitionssache. Gibt Leute die sin da einfach weniger Sensibel, für die is Züchtigung und zwang keine Gewalt weil sie ja BDSM leben. Und wenn Sub es auch nich als Gewalt wahrnimmt, und nich dann von Alpträumen geplagt ist und ständig überlegt wie sie da wieder rauskommt, wird wohl alles noch im Rahmen sein.



      Gibt ja auch dieses Debris was für manche auch zum BDSM gehört, meiner Meinung nach ist Debris die Definition von Gewalt. Also deswegen kann man da wohl schonmal keine allgemeine Antwort geben, die Leute ticken einfach zu unterschiedlich.

      Gute BIldung, gesunder Hausverstand, starkes Selbstbewusstsein und dann sollte Gewalt ohnehin wenig chancen haben.


      Aja, wenn man sagt das BDSM straffrei ist, dann müsste man logischerweiße Gewalt ausschließen und kann sich da an die Definition der Gesetze halten.
      Als Sub suche ich mir meinen Weg selbst aus. Dies bedeutet, dass ich mir auch dieser Thematik bewusst sein sollte.
      Natürlich kann ich Opfer von Gewalt werden. Kann mir aber auch auf der Straße passieren. Wichtig ist für mich einfach die Tatsache zu wissen, ich kann jeder Zeit aus dem BDSM aussteigen. Egal ob TPE oder Metakonsens. Denn wenn es zu viel für die Seele wird, sollte man dies immer tun. Für sich selbst aber auch für Dom. Im Worst Case macht man das dann im Nachhinein. Nach dem Erlebnis der Gewalt, weil man feststellte: der Seele ist die Vereinbarung egal und leidet. Aber hier bin ich dann auch mal knallhart: ich wollte das so, also kann ich meinem gegenüber meine Vorwürfe machen. Die Suppe habe ich mir selbst eingebrockt. Im Bdsm-kontext war es dafür dann immer noch keine Gewalt, aber für die eigene Seele. :pardon:

      Nur: wenn ich mich auf gewisse Praktiken einlasse, sollte ich mir auch der Konsequenzen bewusst sein. Gebe ich meinem Herrn die Erlaubnis mich jederzeit zu benutzen, dann hat er diese. Da muss ich dann auch mal durch, wenn ich das in dem Moment als unschön wahrnehme. Jeder Vanilla würde da aufschreien, doch dies war mein freier Wille.

      Wer blau-äugig solche Zusagen gibt, sollte sich nicht wundern.

      Fazit: Gewalt gehört für mich nicht zum BDSM. Dennoch kann Gewalt dazugehören wie in jeder Beziehung. Wo Gewalt anfängt, hört der Konsens auf.
      Das Problem liegt mMn darin, wie man "Gewalt" definiert bzw. was man darunter versteht.

      Staatlich betrachtet gibt es Gewalt in Form von Judikative, Legislative und Exekutive. In diesem Zusammenhang bedeutet Gewalt nichts anderes als Macht.
      Die Ausübung von Macht ist für mich eine der grundlegenden Pfeiler im BDSM. Das muss nicht nur DS sein. Auch der Masochist gibt dem Sadisten Macht über seinen Körper, indem er ihm erlaubt, diesem weh zu tun oder ihn zu verletzen.

      Gewalt kann aber auch nur ein anderes Wort für Brutaliät sein.
      Da wird es dann komplizierter. Weil Brutalität für mich etwas mit Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit zu tun hat. Nur gibt es nicht auch diese Dinge beim BDSM? :gruebel: .
      Die meisten würden wohl sagen, dass nicht. Ich finde jedoch, das liegt im Auge des Betrachters. Manche Spielarten würden bei den meisten Vanillas (und auch einigen BDSMlern) sehr wohl den Eindruck von beidem machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es dann kein BDSM sein kann.

      Ich persönlich glaube daher, dass BDSM keineswegs gewaltfrei ist.
      Wichtig für die Unterscheidung, ob BDSM oder nicht, ist für mich das Einvernehmen, nicht, ob Gewalt oder nicht Gewalt.
      Denn Gewalt per se hat mit Einvernehmen oder nicht erst einmal nichts zu tun.
      Jeder Zwang, der einvernehmlich im BDSM ausgeübt wird, ist Gewalt. Jeder Zwang, der nicht einvernehmlich ausgeübt wird, ist auch Gewalt, aber kein BDSM.

      Ich denke, dass viele, die so vehement Gewalt im BDSM nicht sehen wollen, immer nur von der nicht einvernehmlichen Gewalt ausgehen. Das ist jedoch lediglich ein Teilaspekt von Gewalt.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Auch ich sehe das Problem in der Definition von Gewalt.

      Alles was sich im einvernehmlichen Rahmen abspielt ist für die, die BDSM betreiben mit wenig bis keiner Gewalt behaftet.
      Ein gewisses Maß an Macht, Druck und Gewalt ist, meiner Meinung, ja auch erwünscht.


      Wirkliche Gewalt im BDSM ist dort wo sich einer über Regeln, Absprachen und Tabus hinwegsetzt oder Abbruchcodes sogar ignoriert.
      Solche Taten sind für mich, auch durch meine eigene Geschichte, nicht tolerierbar. Denn das verdirbt meist einem den Spaß an der Sache.
      Ich bin zu schnell, zu hoch geflogen. Meine Flügel verbrannten.
      Abgestürzt in meine persönliche Hölle, aus der ich mich selber ausgegraben habe.
      Hier stehe ich nun, kein Engel kein Teufel - nur ein Mensch.
      Natürlich geht es bei BDSM um Gewalt. Es geht sogar ausschließlich darum,denn Gewalt bedeutet in erster Linie Ausübung von Macht und Kontrolle. Das kann physisch, psychisch oder auch manipulativ stattfinden.

      Im Laufe der Zeit haben sich durch Machtmissbrauch nur sehr viele negative Assoziationen an den Begriff geheftet. Vor allem die körperliche Gewalt gegen den Willen des Opfers haben den Begriff geprägt auch wenn das nichts mehr mit der eigentlichen Definition zu tun. Siehe Gewaltmonopol, Gewaltenteilung, Verwaltung, gewaltig etc.

      Wenn ein Sub seinem Dom dazu bringt Dinge mit ihm zu tun, die Dom eigentlich nicht will ( das klassische Topping from the bottom), dann übt Sub in dem Moment sogar psychische Gewalt über seinen Dom aus, obwohl der gleichzeitig körperliche Gewalt gegenüber dem Sub ausübt.

      Man kann es also drehen und wenden wie man will, es geht immer um Gewalt, da Gewalt nichts anderes ist, als kontrollierte Ausübung von Macht.
      Ich sehe unser aller Alltag mit Gewalt gefüllt... und das ist noch nicht einmal etwas schlimmes

      Ich packe ein Kind am Arm damit es nicht auf die Straße rennt
      Ich halte einen Knirps auf Abstand damit ich nicht während der dollen fünf Minuten getreten werde
      Ich drücke meinen Partner in die Laken weil ich oben sein will
      Ich halte meinen Partner am Arm und ziehe ihn zu mir um ihm einen Kuss zu geben

      Gewalt = Macht... gepaart mit Verantwortung besteht darin gar kein Problem und ist für mich erwünscht

      Ich habe die Gewalt über mein Handeln

      Demnach wäre Bdsm wie alles andere auch angereichert mit Gewalt und es ist die Entscheidung des Einzelnen diese auszuüben oder ausüben zu lassen.

      Aber, ja, ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Mir ist bewusst das es das Entsetzen des umgangssprachlichen Gebrauches des Wortes Gewalt, gepaart mit Verbrechen und Missbrauch von Macht ist das vielen Menschen ein ekeliges Gefühl im Magen beschert wenn sie das Wort blos hören.
      Wenn ich ein geflüstertes.... "Hast du gehört, der Mann/Frau von... ist gewaltätig" denke ich auch nicht an etwas gutes.

      Gleich ob Bdsm oder nicht, wird Gewalt ausgeübt mit der Absicht zu schaden oder aus Nachlässigkeit und es entsteht ein Schaden, dann ist es nicht die Gewalt, aber das Ergebnis und die Ursache die ich in der ausübenden Person sehe die ein Problem darstellt.
      naja als sklavin in einer tpe/cnc beziehung bin ich besonders beim strafen - gegen meinen aktuellen sub willen - seiner gewalt ausgeliefert. aber das habe ich ihm ja erlaubt so allgemein zu handeln.
      somit ist es bei mir eher das ich gewalt negativ finde, wenn es gegen den willen bzw ohne eine allgemeine erlaubnis ausgeübt wird.
      hinsichtlich der psychischen gewalt ist es dann für mich schon schwerer da eine grenze zu definieren, da ich damit keine erfahrung habe. falls jemand aber auch hier i-wie einen konsens mal gab das sie/er so etwas ausgeliefert sein möchte....nur zu.

      von daher sehe ich es ähnlich wie aggies
      Freut sich immer über liebe PM.s... :)
      Ich denke nicht, dass sich Gewalt und BDSM ausschließen.
      Ich agiere beispielsweise ausschließlich im metakonsensualen Bereich.
      Ohne weitere Absprachen, SW, Tabus etc. ist die Nähe zum Noncon definitiv gegeben. Es ist sicherlich ein Grenzbereich und schmaler Grad, aber spätestens da kommt Gewalt in allen möglichen Facetten zum Vorschein.
      Gewalt ist zwar wie vieles eine Definitionssache, aber dennoch nicht beliebig. Duden-Online nennt mir 3 Definitionen, eine davon in 2 Untergruppen geteilt, also 4 verschiedene Bedeutungen.

      Interessant und meine Sicht bestätigend finde ich, dass 3 dieser Definitionen absolut deckungsfähig sind mit SSC. Nur eine der beiden Untetarten hat das Wort "unrechtmäßig" im Bedeutungshof.

      Nach Fußballzählart also ein deutliches 3:1 für Gewalt im BDSM
      • 1:0: Gewalt = Macht, Befugnis, das Recht und die Mittel, über jemanden/etwas zu bestimmen, zu herrschen
      • 1:1: Gewalt = unrechtmäßiges Vorgehen, wodurch jemand zu etwas gezwungen wird
      • 2:1: Gewalt = (gegen jemanden, etwas rücksichtslos angewendete) physische oder psychische Kraft, mit der etwas erreicht wird
      • 3:1: Gewalt = elementare Kraft von zwingender Wirkung
      Gewalt als Macht/Befugnis ist nichts weiter als eine konsensual vereinbarte Hierarchie zur Regellegung, Aufsicht und Entscheidungfindung.

      Gewalt als ausgeübte Kraft wende ich bei Bedarf mehr oder weniger ausgeprägt aber ständig als physisches oder psychisches Mittel im Rahmen des Konsens an.

      Gewalt als erfahrbares Persölichkeitsmuster empfinde und erlebe ich gleich der Tiefe, welche ich in eine Session erreiche. Diesen durchaus rauschhaften Zustand (oder Flow) würde ich der Einfachheit und Analogie halber mal DomSpace nennen. Tief eingetaucht darin, gibt es kein rationales Infragestellen der Handlung mehr, keine lästigen Sozialisationsvorbehalte oder sonstige Hemmungen. Nur noch die Lust am perfiden, schmerzhaften, lüsternen oder demütigenden Spiel. Einzige Regulative sind dann nur noch die verinnerlichten Tabus, meine stets wache Wahrnehmung von subs Wohlbefinden und im ernsthaftesten Fall die vereinbarten Savewords.

      Soweit der Begriff Gewalt als "unrechtmäßige" Handlung begriffen wird - ich würde dann den Begriff der Gewalttätigkeit bevorzugen, denn da kommt auch die Tat/der Täter im strafrechtlichen Sinne zum Ausdruck -
      beziehe ich dieses "unrechtmäßig" im Kontext BDSM aber zunächst nur auf das im Innenverhältnis der handelnden Personen objektivierte Empfinden und mithin weniger auf geltendes (Straf-)Recht. Insoweit kann situativ erfahrenes Unrecht zB in metakonsrnsualem Kontext quasi durch nachträgliche Legitimation/stillschweigendes Einvernehmen gerechtfertigt sein. Auch dann handelte es sich immer noch um BDSM. Bleibt aber die Unrechtmäßigkeit im Erleben erhalten, dann handelt es sich um Gewalttätigkeit (bei Stillschweigen in einer Beziehung zB um versteckte häusliche Gewalt), welche ich nicht mehr als dem BDSM zugehörig betrachte.

      Damit zurück auf die Grundfrage:
      Ich empfinde BDSM in weiten Teilen als Gewalt und darin liegt ja auch ein Gutteil des Kink. Mein BDSM hat durchaus Gewalt, nicht aber Gewattätigkeit zum Gegenstand.
      Ist BDSM gewaltfrei? :gruebel:

      Definitiv NEIN, im Gegenteil... BDSM beinhaltet sogar sehr viel Gewalt. Sowohl psychische, sexuelle, soziale als auch physische Gewalt.

      - Erniedrigung
      -Freiheitsberaubung
      - Demütigung
      - Schläge
      -Fixierungen
      - Unterdrückung
      -Kontrolle
      - Zwang
      -Vergewaltigung
      -Nötigung
      -usw.

      oder auch einfach nur die Androhung aller/einzelner o.g. Dinge.


      Der kleine aber doch so feine Unterschied ist jener das diese Gewalt einvernehmlich geschieht. BEIDE Seiten WOLLEN es so. Sie ziehen BEIDE ihre Lust und/oder Befriedigung aus dieser Gewalt. Sie ist gewünscht, gefordert, erbeten und provoziert. Sie ist positiv und erzeugt auf BEIDEN Seiten Zufriedenheit und/oder Glücksgefühle sogar bis hin zu Orgasmen.

      Ist BDSM gewalttätig?

      Nein, im Normalfall ist BDSM das nicht.

      ABER auch hier gibt es einen Prozentsatz X wo auch dies gegeben/gewollt ist bzw. sein kann.

      Gewalttätigkeit ist negativ da gewalttätige Menschen teilweise bereit sind über Leichen zu gehen, es kann krankhafte Züge aufweisen, psychische Störungen sind nicht selten ein Indikator. Gewalttätigkeit ist oft geprägt von Rücksichtslosigkeit, ob und/oder inwieweit Menschen dabei zu Schaden kommen interessiert gewalttätige Menschen selten. Sie sind nur und ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht.


      Kann sich beides miteinander vermischen?

      Ja absolut.

      Es kann eine bewusste/gewollte aber auch unbewusste/ungewollte Vermischung sein. Sie entsteht durch mehrere/verschiedene Faktoren wie zb. Unwissenheit, nicht drüber nachgedacht oder geredet, Missverständnisse, Kommunikationsprobleme, äußere Einflüsse und vieles weitere.



      :coffee:
      Komm zu mir in die Hölle :evilfire: und ich zeige dir das Paradies... :domina:


      Nosce te ipsum!
      (Erkenne dich selbst)

      Kommt darauf an wie man Gewalt definieren will.
      Grenzspiele haben auch immer einen Gewaltcharakter letztlich.
      Da über die Grenzen hinaus gearbeitet wird zum Teil um diese langsam zu verschieben.
      Ich gehe da mit Grimme insofern Konform das es durch Einvernehmlichkeit eben eine geglückte Situation ist.
      Die aber ein sehr gutes kennen des anderen Partner/in voraussetzt.
      Gerade diese Einvernehmlichkeit unterscheidet es von Gewalt ansich.

      @Rozabel hat ja einige Sachen schön Aufgebröselt die ich zum teil gerne mal aufgreifen möchte.

      Erst mal hat er da nicht unrecht. Wie aber sieht es aus wenn zum Beispiel gerade durch
      die Erniedrigung, Demütigung etc. die Katharsis des Subs erreicht wird ?
      Ich komme da zum Entschluss das es nur für den Außenstehenden wie Gewalt letztlich aussieht aber eben keine sein muss.

      Etwas schwieriger sieht es da aus, wo ohne Safewort bzw. Abbruchmöglichkeit gearbeitet wird.
      Das stellt für mich eher den Bereich absolut unerlaubt dar. Ich habe den Ausdruck Abbruchmöglichkeit
      gezielt in Erwägung gezogen aufgrund einiger Spielsituationen wo es sein kann, dass das Aussprechen eines
      Safewortes so nicht möglich ist.


      Gentledom schrieb:


      Denn ein Anfänger sollte zuerst einmal lernen, was eben die Unterschiede zwischen klassischer Gewalt und BDSM liegen.
      Sehe ich auch so. Das verhindert zumindest ein Schreckensszenario auf einer ersten Playparty etc. !
      Zumindest in den Bereichen wo hier und da echter Schmerz und Tränen auftreten. Das kann mitunter
      sonst sehr abschreckend wirken, wenn man sich über den Unterschied nicht bewusst ist.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Ich hatte diese Diskussion unlängst mit einer Freundin, die mit BDSM nichts am Hut hat und die auch nicht wirklich verstehen kann, dass ich diese Form der Sexualität lebe und liebe.
      Sie ist der Meinung, dass man als Dom schon mal von Haus aus eine gewisse Gewalttätigkeit in sich tragen muss, um eine Frau zu schlagen. Mein Dom - und er ist sicher kein Einzelfall - ist aber nun wirklich ein Mensch, der Gewalt in jeder Form ablehnt, für den Züchtigungen nur und ausschließlich in unserer Beziehung und nur in gegenseitigem Einverständnis infrage kommen.
      Sie sieht das als einen Widerspruch an sich an, und ich wusste tatsächlich nicht, wie ich ihr das am besten erkläre.

      Natürlich ist es eine Form von Gewalt, wenn ich den Hintern so versohlt bekomme, dass ich tagelang Striemen davon trage....aber es ist doch eine auch von mir gewünschte Züchtigung. Für mich persönlich würde es erst dann wirklich problematisch werden, wenn ohne Rücksicht auf meine Grenzen bzw. trotz Nennung des Safewords "drauflos gedroschen" würde. Dies hätte dann allerdings den sofortigen Abbruch der Beziehung meinerseits zur Folge.

      Was die Üerschreitung meiner Schamgrenze betrifft, so sehe ich darin keine Form der Gewalt......wenn mir etwas wirklich nicht möglich ist, dann nehme ich mir auch als Sub das Recht heraus, dies zu sagen, und ich erwarte, dass mein Herr darauf eingeht. Meiner tut dies, kann mich manchmal davon überzeugen, es doch zu versuchen, akzeptiert aber auch mal ein Nein, wenn ihm die Gründe verständlich sind.

      Eigentlich müsste man in einer solchen Beziehung schriftlich festlegen, dass alles, was geschieht, in gegenseitigem Einvernehmen stattfindet und von beiden so gewollt ist......wie sonst will ein Dom ggf. den Vorwurf der Gewaltanwendung entkräften? Man spricht so viel davon, dass eine Sub ihrem Herrn vertrauen muss, aber das ist umgekehrt doch ganz genauso.
      Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Franz Kafka
      Definitionen hin oder her und auch mal ganz abgesehen von einer möglichen Überschreitung der eingeräumten Rechte oder der Missachtung eines Savewords:

      MEIN BDSM ist nicht gewaltfrei!

      Das ist mein eigenes Empfinden und deswegen auch der einzige Maßstab den ich hier zur Beantwortung der gestellten Frage anwenden will.

      Wenn ich meine Partnerin mit meiner körperlichen Kraft auf die Knie zwinge, sie an ihren Haaren hinter mir her zerre, ihr die Luft abschnüre, sie züchtige, … immer wieder spielt für mich dabei auch Gewalt einen Rolle.

      Sprüche wie "Die Gewalt beginnt dort, wo die Einvernehmlichkeit endet" hören sich grundsätzlich ja nicht falsch an, aber manchmal habe ich auch den Eindruck, sie sollen nur etwas verniedlichen was eigentlich von manchen Betroffenen selbst auch als Gewalt empfunden wird.

      Und wenn‘s denn ein Spruch sein muss, dann gilt für mich: "Es herrscht Einvernehmen zwischen meiner Partnerin und mir, das ich auch Gewalt anwenden werde!"
      Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune ...
      Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump
      Moin

      Gentledom schrieb:

      Ist BDSM gewaltfrei oder gibt es doch Formen von BDSM bei denen von Gewalt gesprochen werden darf?
      Huh - ein riesiges Thema?

      Gibt es im Bdsm Bereich Gewalt?

      Nach meinen Denkansätzen würde ich sagen : Ja und Nein.

      Werden in diesem Bereichen nicht viele Menschen verbogen und von Partnern "missbraucht"? Diese "missbrauchten" Menschen fühlen meist anders wie sie es sich selbst gegenüber zugeben wollen - sie sind oft der Ansicht, es gehört eben so - weil es sich um Bdsm dreht?

      Gehört aber Gewalt nicht zum Bdsm wie die Luft zum Atmen? Müsste man aber vorerst nicht klären wie man Gewalt definiert?

      Wendet sich die Gewalt gegen den Partner ist es destruktiv und nicht kompatibel.
      Ist die Gewalt jedoch freiwillig gefühlt, ist es eher konstruktiv und förderlich für Emotionen?

      Wie sieht es ein Sadist und ein Masochist? Der eine braucht eine bestimmte Durchführung um auf den Nenner zu kommen - die andere Seite benötigt eine Art von fühlen, die für andere fragwürdig sein könnten?

      Ein reiner Fetischist oder Bondageanhänger würde dies wohl nie zulassen?
      Ist ein absoluter Zwang in diesem Kontext Gewalt?

      Ist es nicht schwer, hier eine deutliche Linie zu ziehen? Sind hier nicht zu viele Sichtweisen vertreten?

      Tschüs Laticis
      Nichts ist so wie es zu sein scheint und doch ist alles so wie es ist.