Neigung angeboren oder anerzogen

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      Neigung angeboren oder anerzogen



      Hallo zusammen,
      irgendwie beschäftigt mich die Frage im Moment. Was denkt ihr - wird man mit einer entsprechenden Neigung geboren oder entwickeln wir diese im Laufe der Zeit als Produkt unserer Erziehung.
      Ich bin devot und bei uns in der Familie war es schon immer so, dass die Frau des Mannes untertan war - also meine Mutter hat meinem Vater alles im Haus abgenommen, aber er hat doch so im Leben den Ton angegeben. Ich weiß dass sie keine BDSM Beziehung geführt haben. Allerdings frage ich mich manchmal - ob ich mein Neigung deswegen entwickelt habe, weil mir das quasi irgendwie "vorgelebt" wurde.
      Was denkt ihr darüber - kommt man schon devot oder dominant auf die Welt oder entwickelt sich die Neigung?

      Pfundsfrau schrieb:

      Was denkt ihr darüber - kommt man schon devot oder dominant auf die Welt oder entwickelt sich die Neigung?
      Die Wahrheit wird wohl dazwischen liegen.

      Nur als Beispiel:
      Meine Mutter hat immer alles organisiert und alle (auch mein Vater) im Haus haben das gemacht, was sie gesagt hat. Sie war also ziemlich "dominan"t. Danach müsste ich (nach Deiner Vermutung oben) jetzt auch dominant sein. Bin ich aber nicht. Daher eher keine Übernahme des Muttervorbilds.
      Meine Eltern waren zudem, soweit ich es weiß, beide keine BDSMler. Mein Bruder auch nicht (und bei ihm weiß ich es). Vererbung liegt bei mir also auch kaum vor.
      Woran es dann bei mir daher liegt?
      Keine Ahnung.
      Wahrscheinlich an gewissen Genen gepaart mit gewissen kindlichen Erlebnissen.
      Denn ich hatte die Neigung bereits mit dem ersten sexuellen Erwachen mit so 9/10 Jahren.

      Ist mir nach Jahren des Zweifels und der Scham aber vollkommen egal. Ich bin viel zu froh, es endlich ausuleben, als dass ich da nun irgendetwas hinterfragen will, ^^
      Ändert ja nichts an der Neigung, wenn ich es denn wüßte, :D
      Und ich bin viel neugieriger darauf, was ich noch alles ausprobieren darf und kann, :whistling: .
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      natürlich wirst du als Kind/Jugendlicher/Erwachsener von aussen beeinflusst.
      Ich persönlich bin jedoch der festen Überzeugung das es schon immer in einem schlummert ob man devote und oder dominante Charakterzüge besitzt.

      Nur weil deine Eltern dich geschlagen haben wirst du nicht devot.
      Nur weil dein Vater dominant ist wirst du es auch. Das kann ich mir schwer vorstellen.

      Was dich aber Prägt, das ist der Umgang miteinander. Das über etwas reden....oder auch nicht. Und selbst dabei kannst du dich von familiären Mustern abnabeln und es besser machen :yes:
      :dance:
      @Pfundsfrau
      Ich würde mal grob behaupten,die Neigung ist bei allen Menschen vorhanden,also angeboren...
      Ob das aber zum "Ausbruch" kommt,das ist anerzogen.Verhaltensbeispiele in der Kindheit,der Umgang mit Freunden in der Jugend,auch Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft,das alles ist prägend für einen Menschen.Aber viele unterdrücken ihre Neigungen weil sowas sich halt nicht gehört.
      Ich denke man muss hier differenzieren, was Du unter Neigung verstehst. Ich war ja nun auch lange Zeit mit Herz und Seele im BDSM Kontext devot aber im sonstigen Leben schon immer dominant. Was davon ist/war jetzt angeboren? Ich glaube im Übrigen nicht ,dass jeder Mensch eine angeborene Neigung hat,die er nur durchbrechen muss. Nicht jeder Mensch will und kann mit BDSM glücklich werden. Und wenn wir von Neigung sprechen reden wir ja von BDSM Neigung und dem Willen (beim devot/dom) sich in eine Machtgefälle zu begeben. Ansonsten verfügt der Mensch über sehr viele Eigenschaften,die durch alles mögliche geprägt werden. Eine Zuordnung was woher kommt ist da äusserst schwierig und am Ende auch irgendwie unerheblich.
      Hui, was für eine tolle Frage, @Pfundsfrau jetzt kommt der Wissenschaftler in mir durch :D

      Fragestellung: kommt man schon devot oder dominant auf die Welt oder entwickelt sich die Neigung?

      Diese Fragestellung ist nicht beantwortbar, denn es ergeben sich keine sinnvollen falsifizierbaren Hypothesen daraus.

      Beispiel: Wenn ich als Hypothese annehme, @Feuerpferd wurde durch die Umwelt zur Sub gemacht: :?:
      - Zitat @Feuerpferd: "Meine Mutter hat immer alles organisiert und alle (auch mein Vater) im Haus haben das gemacht, was sie gesagt hat. Sie war also ziemlich "dominan"t."

      Mögliche Schlussfolgerungen:
      - Feuerpferd wurde eine Sub, obwohl ihre Mutter (=Vorbild) dominant war, daher ist die Hypothese falsch. :!:

      - Feuerpferd wurde eine Sub, weil ihre Mutter dominant war und Sub die dazu passende Rolle ist, daher ist die Hypothese richtig. :!:

      --> Egal was ich behaupte, es ist nicht falsifizierbar. Ich kann immer in beide Richtungen argumentieren. Und genau dasselbe in grün ergibt sich für die angeboren/nicht angeboren - Frage. Wir können es mit unseren bescheidenen Mitteln nicht beantworten. :whistling:

      Die gute Nachricht ist, ein paar Hundertschaften an Wissenschaftlern in Neurobiologie, Genetik und Soziologie befassen sich mit dieser Frage (leider im non-BDSM Bereich). Wir könnten uns den aktuellen Forschungsstand andsehen und anschließend in unseren BDSM-Bereich hineinextrapolieren. Hat vielleicht jemand Lust, den aktuellen Forschungsstand zu recherchieren und hier für alle darzustellen? Damit kommen wir der Beantwortung von @Pfundsfraus Fragestellung näher, als wenn gleich 20 Leute ihre individuelle Sicht posten.

      :old:

      edit: @Viva guter Punkt. Inwiefern hat die Frage eigtl. Relevanz? Mal angenommen, es kommt heraus, die BDSM-Neigung ist zu 100% angeboren. Was nützt diese Information?
      hei,
      ich habe schon ganz lange aufgehört Erklärungen für alles mögliche zu wollen
      weil es wie @Viva meiner Meinung nach richtig erkennt nichts ändern würde

      Ich bin devot, und wie ich auch immer mehr erkenne ein wenig maso, mikro maso

      Wenn ich jetzt wüsste es ist verebt, was dann?
      bin ich deswegen schlauer , nö
      wenn andere sagen es hat meine Erziehung mich zu dem gemacht, oder meine Erfahrungen im Leben, ändert es etwas an dem wie ich mich heute fühle?

      Die einzige Frage die ich mir selber stelle, ist die, tut mir das gut was ich da mache, oder nicht?

      Nur da kannn ich auch bewusst etwas dran ändern

      an dem mich selber gut fühen

      alles ander erkenne ich als etwas was ich eh nicht ändern kann

      Ich bin im Laufe meines lebens sehr gelassen geworden manche dinge eben einfach hinzunehmen als gegeben

      was ich eben wie gesagt tun kann ist wie gehe ich damit um , was mache ich draus
      Meine Eltern (sowohl Vater mit Stiefmutter, als auch Mutter mit Stiefvater) haben immer eine Beziehung auf Augenhöhe miteinander geführt. Meine Mutter war und ist zwar immer noch der "lautere" Teil und mein Stiefpapi der ruhigere der sie im Zweifel wieder runterholt, aber keiner hatte die Hosen an.
      Anzeichen für BDSM habe ich bei allen nie festgestellt. Auch nicht jetzt im Nachhinein.
      Somit müsste ich wohl eher Switcher sein, bin ich aber definitiv nicht. Der dominante Part liegt mir so gar nicht.
      Aber wer weiß, man sagt ja, dass bestimmte Erbanlagen eine Generation über springen. Vielleicht sind also Oma oder Opa Schuld.
      Aber es ist mir auch völlig egal, ich lebe und genieße es, Punkt!
      Ich folgte dir in deine Welt, nun ist es auch die Meine,
      und leise lächelnd denk ich mir, dass ihr da draußen niemals wisst,
      wie schillernd schön es für uns ist …… :love:
      Nun, auch wenn manche sich nicht mehr die Frage stellen und die Dinge so nehmen wie sie sind, ohne nach den Hintergründen zu schauen, mag es manch einem dem Erkenntnisgewinn dienlich sein, weil dadurch der ein oder andere Aspekt klarer wird.
      Ich nenne das, nur für mich, "verstehen".
      Am Ende mag es, oberflächlich betrachtet, nichts bringen, das mag manches mal auch stimmen. Doch für mich, wie wohl auch für die Themenstarterin, geht es um genau dieses verstehen, um vielleicht mit sich selbst auch klarer zu werden.

      Aber nun zum eigentlichen Thema.
      Wie schon ein anderer Thread (wurde hier verlinkt) ist eine ausschließliche Vererbung, nach heutigem Stand, sehr unwahrscheinlich. Auch lernen wir nicht nur ausschließlich von anderen (sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura) sondern wir ziehen auch unsere eigenen Schlüsse, bewerten, was uns gefällt und was nicht und wo wir uns entwickeln und wo nicht.

      Ein interessanter Ansatz, hier die Systemtheorie, setzt an vielen Punkten an. Soll heißen, dass viele Faktoren zu einem großen Ganzen führen, was wiederum einer Entwicklungsdynamik und keinem festen Programm folgt. So können zwei Organismen, mit den gleichen Voraussetzungen und Einflüssen aus der Umwelt, völlig andere Entwicklungen verfolgen. (Hierzu auch Zwillingsforschung mal etwas genauer betrachten)
      Zu viele Variablen hängen voneinander ab oder haben kausale Wirkungen aufeinander, die nicht direkt zu erkennen sind.
      Beispiel Geschwister, die ja in der Basis die gleiche Umgebung haben, entwickeln sich meist anders.

      @bastet hat es zusammenfassend auch schön genant, es ist vor allem wichtig, dass es Dir damit gut geht und Du in keiner physischen oder psychischen Ebene Schaden damit nimmst.

      Zu ergründen, woher dies alles kommt, stellt sich schwierig dar. Es gibt viele variablen und viele Ansätze, doch einen einzigen Keimling zu finden, die beim Pflanzen eines Baumes, wird es wohl nicht geben.

      In diesem Sinne
      PA
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      gentleFrederick schrieb:

      Die gute Nachricht ist, ein paar Hundertschaften an Wissenschaftlern in Neurobiologie, Genetik und Soziologie befassen sich mit dieser Frage (leider im non-BDSM Bereich). Wir könnten uns den aktuellen Forschungsstand andsehen und anschließend in unseren BDSM-Bereich hineinextrapolieren. Hat vielleicht jemand Lust, den aktuellen Forschungsstand zu recherchieren und hier für alle darzustellen? Damit kommen wir der Beantwortung von @Pfundsfraus Fragestellung näher, als wenn gleich 20 Leute ihre individuelle Sicht posten.
      Ich habe jetzt leider nicht die Zeit, den gesamten Forschungsstand zu Charakter und Vererbung zu recherchieren ;) aber vielleicht hilft das hier weiter:

      Ein von recht vielen Wissenschaftlern favorisierter Ansatz zur Erklärung von BDSM liegt im sog. "Sensation Seeking". Sensation Seeking bezieht sich nicht alleine auf BDSM, sondern kann sich in vielen verschiedenen Verhaltensweisen abbilden. Ein anderes Beispiel wären Extremsportler oder Funsportler, die bei ihren Sportarten an die Grenzen des Machbaren und Gesunden gehen. Man geht davon aus, dass Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal ein geringeres initiales Erregungsniveau haben und daher, um ein für sie optimales inneres Erregungsniveau zu erreichen, stärkere äußere Reize suchen. Dieses Persönlichkeitsmerkmal kann mittels psychologischer Tests gemessen werden. Hier wurde wiederum in Zwillingsstudien die Frage nach der Vererbung erforscht. Das Ergebnis war, dass 70 % dieses Persönlichkeitsmerkmals durch genetische Varianz zu erklären seien und 30 % durch prägende Umwelteinflüsse.

      Ich würde also sagen es ist beides - angeboren und geprägt. Wir tragen dieses Merkmal ab Geburt in uns. Ob es sich durchsetzt, liegt vermutlich an Umwelteinflüssen in der Kindheit.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      Also zuerst einmal würde mich ja interessieren wie genau du "Angeboren" definierst.
      BDSM-Gen wurde bisher noch keines Entdeckt falls du das meinen solltest. Es gibt vielleicht die eine oder andere Mutmaßung zu biologischen Ursachen aber bestimmt nichts konkretes.
      Jede Einzelne Person erklärt ihre Neigung anders. Mal mit biologischen mal mit biographischen Ursachen, so genau werden wir wohl nie wissen woran es liegt.
      Ich vermute dass es bestimmte Veranlagungen gibt, die unter gewissen Umständen dazu führen können, aber eben nur unter gewissen Umständen. Aber unter diesem Aspekt ist wohl alles angeboren was wir sind und was wir tun. Schließlich entsteht jede unserer Handlungen aus der Interaktion zwischen den Veranlagungen die wir von Geburt an mitbringen und unserer Umwelt.
      Wer mit mir friedlich diskutieren will, kann sich ab sofort die Gebrauchsanweisung in meinem Profil durchlesen.
      Ich halte auch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Kindheitsprägungen für am wahrscheinlichsten.

      Das heißt für mich konkret: Die Grundtendenz devot/masochistisch oder dominant/sadistisch, die halte ich für weitgehend charakterbedingt und angeboren. Die Art und Weise, in welcher Form sich eine BDSM-Neigung manifestiert (auf welche Spielarten jemand konkret steht), die halte ich dagegen stark von den persönlichen Erfahrungen geprägt.

      Meine Vorliebe für Spanking und Bestrafungsspiele hätte ich mit Sicherheit nicht entwickelt, wenn ich als Kind nicht tatsächlich die Erfahrung gemacht hätte, wie es ist, regelmäßig bestraft und geschlagen zu werden. Wäre meine Kindheit anders (glücklicher) verlaufen, dann wäre ich vielleicht eher devot als masochistisch und hätte nicht diesen ausgeprägten Bestrafungsfetisch. Oder ich hätte zwar BDSM-Neigungen, aber sie wären nicht so wichtig für mich, dass ich sie bewusst wahrgenommen hätte.

      DarkDesire schrieb:

      Ein von recht vielen Wissenschaftlern favorisierter Ansatz zur Erklärung von BDSM liegt im sog. "Sensation Seeking". Sensation Seeking bezieht sich nicht alleine auf BDSM, sondern kann sich in vielen verschiedenen Verhaltensweisen abbilden. Ein anderes Beispiel wären Extremsportler oder Funsportler, die bei ihren Sportarten an die Grenzen des Machbaren und Gesunden gehen. Man geht davon aus, dass Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal ein geringeres initiales Erregungsniveau haben und daher, um ein für sie optimales inneres Erregungsniveau zu erreichen, stärkere äußere Reize suchen.

      Von dieser Therorie habe ich gelesen, aber sie hat mich nie überzeugt. Wenn "sensation seeking" das entscheidende Merkmal sein soll, dann dürften ja schüchterne und zurückhaltende Menschen (die das Risiko eher scheuen und zu Vermeidungsverhalten neigen) gar keine BDSM-Neigungen entwickeln. Dennoch gibt auch unter BDSM-lern schüchterne, zurückhaltende und unsichere Menschen, deshalb finde ich diesen Erklärungsansatz nicht besonders plausibel.

      Allenfalls für das Ausleben von BDSM-Neigungen braucht man u. U. eine gewisse Risikobereitschaft. Ob und warum jemand BDSM-Neigungen entwickelt, ist für mich aber eine andere Frage.

      Adrian_2015 schrieb:

      Von dieser Therorie habe ich gelesen, aber sie hat mich nie überzeugt. Wenn "sensation seeking" das entscheidende Merkmal sein soll, dann dürften ja schüchterne und zurückhaltende Menschen (die das Risiko eher scheuen und zu Vermeidungsverhalten neigen) gar keine BDSM-Neigungen entwickeln.
      Nach meinem rudimentären Verständnis hat Sensation Seeking nichts mit "risikoadversen" oder "risikofreudigen" Verhalten bzw. mit Schüchternheit zu tun, sondern mit der Suche nach "Anreizen". Nach meinem Gefühl vermischt du da etwas.
      Ich persönlich halte den Ansatz für sehr plausibel.

      Mag auch daran liegen, dass ich nie einen "Auslöser" in meiner Biografie gefunden habe - keine Situation, die mich sexuell geprägt hat, nichts in Elternhaus/Kindheit/Erziehung womit ich das erklären könnte... Das war immer da. Da waren einfach immer Bilder im Kopf.
      Deswegen "passt" natürlich dieser Erklärungsansatz sehr gut zu meinen Erfahrungen.
      Aber auch hier ist natürlich n=1, dessen bin ich mir bewusst (gilt übrigens auch für jegliche andere anekdotische Evidenz, die hier herangezogen wird.).
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
      ______________________________________________________________________________________________________________
      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'

      PA1976 schrieb:

      So können zwei Organismen, mit den gleichen Voraussetzungen und Einflüssen aus der Umwelt, völlig andere Entwicklungen verfolgen. (Hierzu auch Zwillingsforschung mal etwas genauer betrachten)
      [...]
      Beispiel Geschwister, die ja in der Basis die gleiche Umgebung haben, entwickeln sich meist anders.
      An Zwillingsforschung habe ich auch direkt gedacht. Leider habe ich mich nie intensiv damit beschäftigt, sondern nur hie und da mal was aufgeschnappt. Ist es bei Zwillingen nicht sogar so, dass sie sich umso unterschiedlicher entwickeln, je mehr sie miteinander zu tun haben? Zwillinge, die in unterschiedlichen Familien aufwachsen und vielleicht gar nichts voneinander wissen, sind sich meines Wissens nach später erschreckend ähnlich. Zwillinge, die gemeinsam aufwachsen, vollen sich dagegen voneinander abgrenzen.

      Adrian_2015 schrieb:

      Von dieser Therorie habe ich gelesen, aber sie hat mich nie überzeugt. Wenn "sensation seeking" das entscheidende Merkmal sein soll, dann dürften ja schüchterne und zurückhaltende Menschen (die das Risiko eher scheuen und zu Vermeidungsverhalten neigen) gar keine BDSM-Neigungen entwickeln

      Nom_de_guerre schrieb:

      Nach meinem rudimentären Verständnis hat Sensation Seeking nichts mit "risikoadversen" oder "risikofreudigen" Verhalten bzw. mit Schüchternheit zu tun, sondern mit der Suche nach "Anreizen".
      Sensation Seeking hat verschiedene Formen bzw. Unterkategorien. Risikofreudige Dinge gehören wohl mehr zum "Thrill/Adventure Seeking". Bei den BDSM-Studien wurde aber ein Zusammenhang zu einer anderen Kategorie, nämlich dem "Experience Seeking" festgestellt. Da geht es nicht um höher, schneller, weiter, sondern einfach nur darum, Neues zu probieren. Das betrifft übrigens vor allem Subs/Masos. Switcher etwas weniger, Doms nur unwesentlich. (Im Vergleich zu Nicht-BDSMlern)

      Wer sich dafür interessiert, kann sich mal die Doktorarbeit von Lydia Benecke anschauen:
      benecke-psychology.com/files/DIPLOMARBEIT_LYDIA_BENECKE_GEB_WAWRZYNIAK.PDF
      Oder auch die Studien, die sie in ihrer Arbeit nennt: Daschek & Konrad (2005) und von Witte, Poser & Stohmeier (2007).


      Natürlich ist das nicht die totale Erklärung für alles. Es zeigt aber ganz gut, dass die BDSM-Neigung irgendwie mit der Persönlichkeit zusammenhängt. Oder einfach ein Teil der Persönlichkeit ist. Und die Persönlichkeit eines Menschen wird nunmal durch viele Faktoren bestimmt.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)
      Danke für die zahlreichen Antworten - finde ich sehr interessant die Meinungen.
      Und klar bringt es mir im Grunde nichts wenn ich weiß warum ich devot bin. Aber ich eben auch ein Mensch der vieles hinterfragt und auch reflektiert und manches ist für mich einfacher zu verstehen oder zu akzeptieren, wenn ich dafür eine Erklärung habe. Auch wenn es dann im Grunde nichts an dem Umstand devot ändert.
      Ich bin für mich schon der Meinung dass es viel Prägung in der Kindheit gab. Vielleicht ist es wirklich so - dass eine gewissen Grundneigung angeboren ist und diese dann eben rauskommt, wenn das Umfeld entsprechend ist.

      Und ja ich gebe zu ich für mich halte mich oft für nicht normal - weil es eben in der Gesellschaft nicht üblich ist sich jemanden zu unterwerfen und wenn man es jetzt mit Blick auf Emanzipation betrachtet ist das ja ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
      Dazu passend ein kleiner Auszug einer Szene meiner Kinder...
      Die Kleine war frech zum großen Bruder.
      Sohn: "Mach so weiter und ich hau dir ein paar auf'n Arsch!"
      Tochter macht natürlich weiter, Junior reagiert wie angekündigt.
      Tochter zu ihrer Freundin: "Hey XXX, des ein paar auf'n Arsch tut echt voll guuuuuut"

      :pardon:

      Also anerzogen hab ich ihnen das sicher so nicht! Kann man überhaupt sadistische/masochistische Züge allein vermitteln? Gene??? Bin aber kein Switcher :P Sie sind wie sie sind ;)

      Pfundsfrau schrieb:

      wenn man es jetzt mit Blick auf Emanzipation betrachtet ist das ja ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
      Nein, ist es nicht.
      Denn Emanzipation bedeutet ja gerade, dass man, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, seine sexuelle Neigung ausleben kann. Auch Devotion, ;) .
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud